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Ich möchte mich vorstellen

Verfasst: 16. Dez 2011, 23:48
von Mettigel
Hallo liebes Forum,

ich weiss nicht so recht weiter.

Ich bin 40 Jahre alt und mir ist seit mehr als 20 Jahren bewußt, dass ich Depressionen habe.
Ich habe vor ca. 13 Jahren bereits einmal eine lange aber absolut ergebnislose klassische Psychotherapie gemacht und war im Anschluss ein halbes Jahr in einer Klinik; Das hat mir damals sehr geholfen: ich war wieder auf einem Niveau, auf dem ich im Alltag funktionieren konnte. Freude war zwar ein sehr seltener Gast und viele Dinge, wie Behördenangelenheiten, bereiteten mir nach wie vor äusserste Schwierigkeiten.
Doch da mir von meinen mannigfaltigen Hobbies zumindest einige (wie Lesen, Programmieren, Musik hören und machen) erhalten blieben, hatte ich noch ein bisschen Restmotivation im Leben.
Seit ein oder zwei Jahren fällt es mir aber zunehmend schwerer, diese Hobbies aufrechtzuerhalten bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt, an dem praktisch fast nichts mehr geht ausser im Internet zu surfen. Was die Sache komplett macht: Es ist bei der Arbeit kaum besser, was mich zunehmend in Erklärungsnöte bringt.
Meine neueste Selbstdiagnose lautet: ADS. Ich kann mir recht viele Symptome zuordnen, wenn auch teils nur in verschiedenen Lebensphasen.
Wie auch immer. Euren wohlgemeinten ersten Rat "geh wieder zum Arzt" kann ich mir natürlich selbst geben. Das Problem, das ich damit habe, ist, dass ich jedes Mal zum gleichen Psychiater geschickt wurde. Ich glaube zwar, der ist nicht soo schlecht, doch die richtige Diagnose / Therapie ist ja offfensichtlich bisher nicht dabei herausgekommen. Was mich von einem Arztbesuch abhält, ist die Angst, wieder Jahre in etwas zu investieren, das mir überhaupt nichts in Punkto Lebensfähigkeit und -Freude bringt.
Ich kann also keine konkrete Frage an euch stellen, wünsche mir aber einen Dialog mit anderen von Depressionen betroffenen. Wer weiß, vielleicht ergibt sich irgendetwas daraus!

Ich wünsche Euch ein paar gute oder mindestens "neutrale" Stunden,

Euer Mettigel.

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Verfasst: 17. Dez 2011, 00:46
von FrauRossi

Re: Ich möchte mich vorstellen

Verfasst: 17. Dez 2011, 01:05
von wütend
He Mettigel.

>>Das Problem, das ich damit habe, ist, dass ich jedes Mal zum gleichen Psychiater geschickt wurde. <<
Wir haben in Deutschand freie Arztwahl. Such dir einen Psychiater zu dem zu Vertrauen fassen kannst.



>>Ich glaube zwar, der ist nicht soo schlecht, doch die richtige Diagnose / Therapie ist ja offfensichtlich bisher nicht dabei herausgekommen. Was mich von einem Arztbesuch abhält, ist die Angst, wieder Jahre in etwas zu investieren, das mir überhaupt nichts in Punkto Lebensfähigkeit und -Freude bringt.<<
Und wenn du die Therapiemethode wechseln würdest, wie wäre das? Statt tiefenpsychologischer/dynamischer/analytischer Pschotherapie könntest Du eine Verhaltenstherapie und anstatt beim Psychiater, diese beim psychologischen Pschotherapeuten machen.

Re: Ich möchte mich vorstellen

Verfasst: 17. Dez 2011, 01:29
von 3193e42
Lieber mettigel!

*GRÖHLER* habe die ganze zeit mettigeel gelesen! jetzt hab ich's mett-igel!

Die vorredner haben völlig recht, wechsle erst mal den psychiater, kein grund den selben zu nehmen, wenn der DIR nicht zusagt!
Dass müssen therapeuten (TP) nämlich, zu aller erst dem patienten angenehm sein.

und wer ist der, der dich immer wieder zum selben TP schickt? Hausarzt?

und jetzt direkt meine frage, wir haben hier ein kleines musik-projekt, ein antio-depressions-lied.

alles nur in meinem kopf von andreas burani, mit neuem text. magst du da mit deiner erfahrung und kompetenz helfen?

schön, da du den weg zu uns gefunden hast. du wirst sehen, hier gibt es viele interessante leute.
ist schön, das du dazu gehörst!

herzliche grüße!

Re: Ich möchte mich vorstellen

Verfasst: 17. Dez 2011, 08:51
von Minze
Herzlich Willkommen

aus meiner persönlichen Erfahrung heraus kann ich sagen, dass eine Kombination aus verschiedenen Therapiemethoden mir viel gebracht hat.

Also, ich würde dir durchaus empfehlen, es mal woanders zu probieren, besonders dann, wenn du das Gefühl hast, es stagniert und du kommst bei diesem einen Arzt nicht mehr weiter.

Alles Gute

Re: Ich möchte mich vorstellen

Verfasst: 17. Dez 2011, 10:36
von Depremo
Hallo Mettigel,

hast Du schon Erfahrungen mit Antidepressiva?

Willkommen und schönen Gruß

Re: Ich möchte mich vorstellen

Verfasst: 17. Dez 2011, 12:40
von Mettigel
Hallo zusammen,

ich bin ganz überwältigt, wie viele Antworten ihr schon geschrieben habt - Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt!

@FrauRossi: "ADS" ist natürlich ein bisschen geraten. Ich habe darüber gelesen, weil sich der Punkt, an dem ich an einer Aufgabe "scheitere" immer weiter nach vorne verschiebt. Früher habe ich manchmal Dinge beendet, häufig wenigstens bis zu einem bestimmten Punkt daran gearbeitet, bevor etwas anderes interessanter wurde oder ich mit den kleinen Rückschlägen nicht mehr umgehen konnte. Mittlerweile ist es so, dass ich Dinge gar nicht mehr beginne oder schon in der Vorbereitung stecken bleibe. Die Überzeugung zu scheitern ist schon so verankert, dass mich dann unbezwingbare Müdigkeit überkommt - oder Gleichgültigkeit ("Ist doch auch egal"). Zur Selbstdiagnose habe ich so einiges gelesen und Fragebögen wie diesen hier beantwortet: http://www.adhs-selbsthilfepool.de/inde ... &task=view Die Hyperaktivität trifft bei mir allerdings nicht zu, es sei denn in Form von Gedankenflucht.

Mit klassischer Therapie meinte ich Psychoanalyse oder Tiefenpsychologisch fundierte Therapie. Was es genau darstellen sollte, weiß ich nicht mehr. In der Klinik gab es eine Mischung mit VT-Anteilen, Gruppen- und Einzelgesprächen, Rollenspielen, Ergotherapie, Sport etc. Das war wie gesagt recht erfolgreich.

@die_Anderen: Was den Psychiater angeht, habe ich mich wohl nicht so deutlich ausgedrückt. Der war nur eine Zwischenstation und er hat mich dann an Ärzte oder Therapeuten weitergeleitet. War wohl eher ein bürokratischer Akt. Die Therapeutin / Klinik / die behandelnde Psychiaterin wurden aber immer von ihm ausgewählt. Bis auf eine Ausnahme. Da war ich auf eine priv. Empfehlung hin mal zu einem Vorgespräch mit einem, der inmitten von Pyramiden und anderem Esoterikgedöns saß. Ich dachte damals, wir werfen gleich einen Trip ein und bereiten uns auf die Landung der Ausserirdischen vor. Da war dann kein zweites Mal...
Und seit diesem Klinikaufenthalt bin ich übrigens auch nie wieder in Behandlung gewesen.

@Henry: Ich mache zwar gerne Musik, habe aber keine "Kompetenz"...
Ich schaue mir das lieber erst mal an - aber danke für die Einladung!

@Depremo: Ja, mit Anti-Depressiva hat eine Ärztin bei mir auch mal rumgespielt. Ich kann mich nie an etwas erinnern... aber es müssten so 3 verschiedene gewesen sein (tri-zyklisch glaub ich) und es hat sich nichts verändert dadurch. Abgesehen davon, dass ich seit der Zeit einen Tinnitus mit 3 Tönen habe; leider kein Akkord...
Ich bin Medikamenten gegenüber durchaus aufgeschlossen, ich wollte auch, dass es funktioniert. Hat's damals halt leider nicht.

Gerade eben ist "Schlafbesuch" nach Hause gefahren. Habe mich beim Frühstück wieder wie ein Alien gefühlt. So, als gehörte ich nicht zu den "normalen" Menschen.

Na, ihr müsst jetzt schon genug lesen, daher wünsche ich euch erst mal einen schönen Samstag!

Euer Mettigel.

Re: Ich möchte mich vorstellen

Verfasst: 17. Dez 2011, 18:18
von Depremo
Hallo Mettigel,

das trizyklische AD Amitriptylin hab ich auch mal genommen. Bei mir hat's einen Tinnitus mit nur einem Ton gebracht; mehr war scheinbar nicht drin ... Nach vielen Fehlversuchen bin ich dann beim Cipralex gelandet, mit sehr gutem Ergebnis.

Schöne Grüße

P.S.: Mit einem Tinnitus-Masker (Rauschgenerator) und lauter Musik (zur Ablenkung) hab ich meinen Tinnitus mit Erfolg bekämpft!

Re: Ich möchte mich vorstellen

Verfasst: 17. Dez 2011, 18:44
von Mettigel
Ich hab den Tinnitus schon so lange, dass ich kaum glaube, den noch mal loszuwerden. Angeblich hat man ja nur wenige Wochen Zeit.. So sehr stört er mich seltsamerweise auch gar nicht.
Vorhin habe ich seit etlichen Wochen mal wieder eine halbe Stunde Indoor-Sport gemacht. Das hat schon mal mehr gewirkt aber ich fühle mich jetzt trotzdem etwas besser. Werde versuchen, das wieder regelmäßig und länger zu machen.

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Verfasst: 17. Dez 2011, 19:02
von FrauRossi

Re: Ich möchte mich vorstellen

Verfasst: 17. Dez 2011, 19:20
von Mettigel
Danke ihr beiden, für eure tollen Ratschläge!
Ich hab momentan aber so viel um die Ohren (sic!) und damit auf der Seele, dass ich das erst mal ins nächste Jahr prokrastidingse. Werde mir aber eine mentale Notiz zu "Beraprüfung" und "Rauschgenerator" machen!

@depremo: Habe ganz vergessen zu erwähnen, dass ich es höchst erstaunlich fand, dass auch du die Entstehung deines Tinnitus auf ein AD zurückführst. Gibt es da einen erwiesenen Zusammenhang oder war es bei dir auch einfach eine auffällige Koinzidenz?

Re: Ich möchte mich vorstellen

Verfasst: 17. Dez 2011, 19:38
von Mettigel
Apropos "Mettigel": Eigentlich wollte ich endlich mal einen dieser herrlich verblödeten Aliase verwenden, auf die ich anderen Foren, in denen ich mir mangels spontanen Einfällen immer so stumpfe Namen gegeben habe, immer "neidisch" war. Und da ist mir "Mettigel" eingefallen, wobei ich mir aber - so wie es sein sollte - nix gedacht habe.

Nachdem ihr mich jetzt ein paar mal drauf angesprochen habt, denke ich, der Name passt sogar wie "A---h auf Eimer" -->
Mettigel = Seelenloser, durch den Wolf gedrehter Haufen totes Fleisch, der in den 70ern ff. mal ein echter Partylöwe war, dann lange nicht mehr in Gesellschaft gesichtet wurde, im Moment aber an einem phänomenalen Comeback bastelt.

Bei dem Part mit dem Comeback müsst ihr mir aber alle feste helfen...

Re: Ich möchte mich vorstellen

Verfasst: 17. Dez 2011, 22:28
von Depremo
Tinnitus wird als Nebenwirkung bei Amitriptylin aufgeführt:
http://www.onlineberatung-therapie.de/p ... tylin.html
(Nebenwirkungen, 3. Absatz)
Laut Forums-Beiträge sind wir nicht die Einzigen mit dieser Nebenwirkung!
Dieses AD hat mich nur müde und benommen gemacht!