Warum??????

findikatze
Beiträge: 53
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Warum??????

Beitrag von findikatze »

Hallo Ihr Lieben,
ich gehöre eigentlich ins Angehörigenforum, aber vielleicht könnt Ihr als Betroffene eher die Frage beantworten, warum es so ist, dass sich ein Betroffener gerade von seinem Partner so zurückzieht, komplett, dass keine Kommunikation stattfindet, nichts erklärt.

Jeder Versuch der Kontaktaufnahme endete damit, dass er nur immer wiederholte, er kann nicht , er kann mich nicht treffen und nicht mit mir reden.
Ich habe wirklich viel über diese Krankheit gelesen und versuche , es zu verstehen, aberich komme immer wieder an den Punkt, dass ich nicht verstehe, warum er mir das nicht erklärt, warum er nicht auf eine Mail antwortet, alles , was ich weiß, habe ich mir angelesen.

Mir ist auch nicht klar, ob es richtig ist, mich komplett zurückzuziehen, ob er sich dann vernachlässigt fühlt, ob es richtig ist , ihm ab und zu zu schreiben, auch wenn er nicht antwortet.

Vielleicht könnt Ihr mir ja weiterhelfen, ich würde mich freuen.
Gesine
FönX
Beiträge: 3373
Registriert: 2. Jul 2008, 11:37

Re: Warum??????

Beitrag von FönX »

Hallo,

du fragst,
> ob es richtig ist , ihm ab und zu zu schreiben, auch wenn er nicht antwortet.
Ich versuche mal, mich in deinen Partner zu versetzen: wenn es dir gelänge, mir zu schreiben, ohne zu insistieren, dürftest du.

Liebe Grüße
FönX

Bei riesigen Nebenwirkungen essen Sie die Packungsbeilage oder schlagen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
findikatze
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Re: Warum??????

Beitrag von findikatze »

Danke Fönx für Antwort, aber das erklärt mir immer noch nicht ,warum das so ist, ich möchte das gerne verstehen, warum er so tickt. Ich dachte ihr könnt mir da eher helfen.

Wenn ich im Angehörigenforum frage, dann höre ich, dass das so ist und ich muss das akzeptieren, ich möchte es aber verstehen.
Danke Gesine
FönX
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Re: Warum??????

Beitrag von FönX »

Liebe Findikatze,

das war die einzige Antwort, die ich hatte.

Wir Betroffenen wüssten auch gern, warum das alles ist. Einige finden die Antwort. Viele müssen sich damit abfinden, es zu akzeptieren. Einige schaffen nicht mal das. Ich weiß, das hilft dir wahrscheinlich alles nicht viel. Aber ich wünsche dir Kraft. Und dass du dich bemühst, spricht schon sehr für dich. Ferner wünsche ich dir, dass du dich beim Verstehenwollen nicht verlierst, sondern immer acht auf dich selbst gibst.

Lieben Gruß
FönX

Bei riesigen Nebenwirkungen essen Sie die Packungsbeilage oder schlagen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
paco
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Re: Warum??????

Beitrag von paco »

Hi Findikatze,

wir Depris sind nicht alle gleich. Ich bin eigentlich (fast) immer zugänglich, auch wenn es mir schlecht geht. Ganz in Ruhe gelassen werden möchte ich nicht.

Aber akzeptier, dass es bei Deinem Partner eben so ist, wie es ist.

Sag ihm, dass Du ihn gern unterstützen willst, er sich jederzeit an Dich wenden kann, wenn er will. Frag, ob es ok ist, wenn Du Dich bei ihm meldest. Alles was Dir nicht klar ist, sprich klipp und klar an mit ihm. Nur so kannst Du wissen, wie Du dran bist.

Wie reagiert er denn bei Einladungen zum Spaziergang, zum Tee ….?

LG paco
aikido_1987
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Re: Warum??????

Beitrag von aikido_1987 »

Hallo Findikatze,

eine Depression ist nicht nur für den Erkrankten schwer, sondern auch für den Menschen, der ihm besonders nahe steht. Aber ich finde, du bist ein sehr angenehmer Partner für einen Menschen mit Depressionen. Du spielst die Krankheit nicht herrunter und verlangst, dass er sich zusammenreißt. Nein, du setzt dich mit dem Thema auseinander, beliest dich und versucht eine wirkliche Hilfe sein zu können, obwohl es dir so schwer gemacht wird.
In Gesprächen mit meinem Partner ist oft meine Standartantwort: "Ich kann nicht." Sie trifft genau das, wie ich mich fühle, aber für meinen Partner ist diese Antwort zu ungenügend.

Jeder Mensch benötigt andere Dinge, aber ich sage dir mal, was mir gut tut:

-Wenn mich jemand mit meiner Erkrankung ernst nimmt und ich so sein kann, wie ich bin und mich nicht verstellen muss (z.b. den ganzen Tag im Bett liegen darf)
-Wenn ich nach meinem Befinden gefragt werde und der andere verständnisvoll zuhört und nicht kritisiert
-Körperliche Zuwendungen wie kuscheln, Rücken/ Kopf kraulen, Rückenmassagen
-Wärme (Wärmflasche, heißes Bad, warme Zudecke, heißer Tee)


Aber dein Partner hat trotz seiner Erkrankung auch Pflichten, wenn er gerade in einer Partnerschaft ist. Sonst geht die Partnerschaft kaputt. Du bist auch ein Mensch und hast auch Bedüftnisse. Das darf er niemals vergessen. Partnerschaft ist ein Geben und Nehmen!
Vielleicht zeigst du deinem Partner auch mal dieses Forum, es hat mir bisher sehr gut getan.

ich wünsche euch beiden alles Gute
aikido
findikatze
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Re: Warum??????

Beitrag von findikatze »

Vielen Dank für Eure Antworten,
das Problem ist nur, dass er einfach sagt, er kann die Beziehung jetzt nicht führen und mich überhaupt nicht an sich ran läßt.

Ich habe ja bedingt Verständnis dafür, aber ich denke eine Depression entschuldigt nicht alles und das mit der Verantwortung stimmt.

Am Anfang haben wir ja noch in Abständen kommuniziert und ich musste ihm alles aus der Nase ziehen, bevor ich überhauot wuste, was los ist und jetzt ist totale Funkstille, es ginge ihm schlecht und ich soll das respektieren.

Tue ich auch, aber manchmal denke ich, er macht es sich auch ein bisschen einfach damit, schließlich ist er krank und nicht geistesgestört, nimmt sich aber vor dem Hintergund der Krankheit das Recht heraus , sich fast so zu verhalten und läßt mich zurück auch mit dem Gefühl, dass ich egoistisch bin, wenn ich jetzt auch mal an mich denke.

Es ist ein ständiges Hin und Her zwischen dem Gefühl, ihm helfen zu müssen und dem Gefühl ein A... zu sein, wenn ich mich auch zurückziehe.

Der Text ist jetzt wahrscheinlich genauso konfus wie meine Gedanken, tut mir leid, aber wenn ich mit Bekannten sprich nicht Betroffenen oder Angehörigen darüber rede stosse ich auf komplettes Unverständnis.

Vielen Dank für alle Antworten und Anregungen
Gesine
bigappel
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Re: Warum??????

Beitrag von bigappel »

Hey Findikatze,

die Erkrankung unserer Partner ist geradezu eine Aufforderung an uns, sich mit uns selber auseinanderzusetzen, so empfinde ich dies zumindest.

Wenn Dein Partner Dir nicht konkret ins Gesicht gesagt hat, dass er Dich als egoistisch empfindet, dann ist das, was Du geschildert hast und empfindest, Deine Schlußfolgerung und Dein Gefühl.

Soll heissen: guck für Dich genau, was real im Jetzt ist (Vermutung/konkrete Aussage/Interpretation).

Wenn Dein Freund in der Lage war Dir konkret zu sagen, dass er momentan kein Partner sein kann und sich um sich kümmern muss, so muss dies nicht gegen Dich gerichtet sein, sondern fällt für mich unter Selbstfürsorge,
die unbedingt sein muss und die gut ist.

Das Problem liegt dann bei uns Angehörigen, weil wir es persönlich nehmen, als Zurückweisung, was sicherlich auch daran liegt, dass wir eben nicht immer "verstehen" können, was im Partner vorgeht, wie es sich anfühlt mit dieser Erkrankung zu leben und ob nicht letztlich vielleicht doch nur der Partner die Erkrankung "vorschiebt", weil er in Wirklichkeit a) ne andere hat, b) derzeit keine Lust hat oder c) was auch immer.

All diese Gründe sind vielleicht generell nicht ausgeschlossen, von Ferne kann ich auch nix dazu sagen, aber wenn er diese Erkrankung hat, ist sein Verhalten erklärlich und hat nichts mit Dir zu tun.

Ich kann Dir nur versichern als Angehörige, dass dies was er Dir gesagt hat, nichts mit Dir zu tun haben muss, sondern ausschließlich damit, dass er wirklich momentan nicht anders kann.

Seine Äußerung ist eigentlich eher positiv,
er sorgt für sich, was auch richtig ist.

Das, was uns Angehörigen bleibt ist der Weg der Auseinandersetzung mit der Erkrankung,
des Lernens, des Vertrauens und der Blick darauf, ob wir damit umgehen können, ohne selber zu "Leiden", sich schlecht dauerhaft zu fühlen.


Amen
LG
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
flocke
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Re: Warum??????

Beitrag von flocke »

Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
findikatze
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Re: Warum??????

Beitrag von findikatze »

Ihr habt natürlich zum Teil Recht, aber Flocke, vielleicht bin ich zu dumm, Deinen Kommentar versteh ich nicht.
Gesine
DarkRaven
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Re: Warum??????

Beitrag von DarkRaven »

flocke
Beiträge: 3603
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Re: Warum??????

Beitrag von flocke »

Findikatze, du bist keineswegs dumm, ich war nur heute zu schusselig. Ich hatte als zweite antworten wollen, bin dann aber ohne den Beitrag zu speichern aus dem Haus (Nichte vom KiGa geholt) Als ich wiederkam bemekrte ich meine "Dummheit" und sendete das Post ab. Bis zu dem Zeitpunkt hatten aber schon viele andere, wesentlich bessere Kommentare abgegeben. Also habe ich meinen Kommentar gelöscht. Das, was nun noch da steht ist meine Signatur und in diesem Zusammenhang ist die natürlich vollkommen unpassend. Entschuldige bitte.

Was ich geschrieben hatte, war was viele andere auch schrieben. "Wir" wissen mitunter selber nicht warum wir handeln wie wir es eben tun und warum wir eben nicht können...

Villeicht hilft es dir ja, dir vorzustellen er hätte eine amputierte Hand, somit kann er eben keine Hand reichen, oder zur Hand gehen, oder zur Begrüssung die Hand schütteln.... und muss, wenn jemand fragt warum er beispielsweise nicht die Hand gibt sagen "weil ich nicht kann"

Flocke
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
findikatze
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Re: Warum??????

Beitrag von findikatze »

Vielen Dank Flocke,
es tut gut das hier alles zu lesen.

Ich glaube, als Angehöriger braucht man imer mal wieder Einblicke in die Krankheit durch Betroffene, sonst drifftet man ab in das sozusagen "normale" Denken, wenn Du verstehst, was ich meine.

Es ist schwierig ,sich soweit zu distanzieren, dass man einigermaßen damit leben kann, dabei aber nicht die Bindung und das Verständnis für den Anderenzu verlieren.

Vielen Dank Euch allen
Gesine
Benflakes
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Re: Warum??????

Beitrag von Benflakes »

Hey na,
"ich kann nicht" ist ja immerhin schon mal besser als "ich möchte nicht", nicht wahr?
Eine Depression ist ja wirklich individuell und ich möchte nicht klingen als würde ich für jeden sprechen wollen. Für mich sieht es nun so aus, dass jeder nichtdepressive meine Problematik nicht verstehen kann. Genau wie ein Kerl nicht weiß wie es ist seine Tage zu haben, weißt du als gesunder Mensch nicht wie es ist depressiv zu sein.
Die Momente in denen ich "ich kann nicht" gesagt habe waren welche in denen ich wirklich auf Teufel komm raus versucht habe mich zu erklären, aber irgendwann wird das erklären zuviel, ich fühlte mich als würde ich mich rechtfertigen müssen wegen meiner Krankheit <-- Extradruck
Mit dem Gedanken das ich mich rechtfertige kamen zeitgleich direkt auch Schuldgefühle, weil ichs halt nicht hin bekomme mich zu erklären obwohl ich es gerne möchte.
Ich fürchte das einzige was ich dir raten kann ist die Geduld eines Engels zu haben :/
Ich hab mir meine Meinung schon gebildet, verwirr mich bitte nicht mit Fakten ~.~
findikatze
Beiträge: 53
Registriert: 2. Nov 2011, 15:15

Re: Warum??????

Beitrag von findikatze »

Vielen Dank Euch allen,

das hilft wenigstens wieder eine gewisse Zeit weiter zu warten, bis mich die nächsten Zweifel packen.

Das Lesen hier im Forum in allen Rubriken hat mir nicht nur geholfen, sondern auch meinen Horizont enorm erweitert und wenn ich mir überlege, was während des Medizinstudium rüber gebracht wird ist das ein Witz.

Euch allen alle Gute
Gesine
paco
Beiträge: 310
Registriert: 19. Jan 2011, 11:06

Re: Warum??????

Beitrag von paco »

Hallo Gesine,

aus der Verhaltenstherapie weiß ich, dass Aktivitäten und Kontakte die besten Mittel sind, um aus einer depressiven Stimmung rauszukommen. Und seien die A und K noch so banal und trivial (Kochen, Aufräumen, Gespräch an der Supermarktkasse...). Aber alles nur so viel, dass es nicht zuviel wird.

Meine eigene Erfahrung bestätigt das auch, dass es nach A und K besser geht. Da kann ich mir nicht vorstellen, dass das Gegenteil davon gut sein soll. Es gehört für einen Depressiven am Anfang ein wenig Selbstüberwindung dazu, sich auf etwas einzulassen, nach dem ihm eigentlich garnicht ist.

LG paco
ADS
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Registriert: 11. Sep 2011, 20:44

Re: Warum??????

Beitrag von ADS »

Hallo Paco,

dem muß ich für mich widersprechen - meist ist es so, daß ich so müde und ausgelaugt bin, daß ich nicht mehr kommunizieren KANN, und dann meist eine Rundmail an meine Kontakte schicke,daß es mir nicht gut geht und ich z Zt nicht antworten kann. Ich fühle mich dann total überfordert - aber das kommt von innen, nicht von äußeren Anforderungen - die würde ich normalerweise mit links erledigen. Aber wenn es mir nicht gut geht, ja, dann " geht nix mehr"!

Ich brauche diese Ruhe, gehe auch nicht ans Telefon, öffne keine Briefe, , ja sogar meine Hunde nerven mich dann( die merken aber meine Depri meist schneller als ich und ziehen sich auch etwas zurück dann)empfinde das ganz stark als "Ein/Angriff" von außen, ich will mich total zurückziehen können. Mich überfordert dann ALLES.

Wenn es mir besser geht, kommt alles wieder ins Lot, das weiß ich ja, deswegen beunruhigt es nicht.

Und mein Partner kennt mich auch, und weiß, daß er dann bestimmte Anforderungen an mich nicht stellen kann.

Für mich ist " Ich kann nicht mehr, mir wird alles zuviel!" dann typisch

Aber es gibt keinen GRUND, es ist einfach die Depri, die mich dann ganz umfängt und lähmt. Angehöige wollen immer einen Grund zum verstehen haben - aber ich bin zB selbst meist völlig hilflos, weiß nicht, warum, wieso, weiß nur: es ist wieder soweit!

Aber ich habe auch gelernt: es wird wieder besser, jedes mal wurde es besser.
Die Fragen nach Warum und wieso gehen ins Leere - warum, dann muß man sicher in die Hintergründe der Depression einsteigen, seelische Verletzlichkeit und gehabte Verletzungen, aber das hilft einem nur, zu verstehen, warum so eine Depri entstehen konnte. Aber nicht, warum sie nun jetzt und heute da ist und Besitz von einem nimmt.
Man wird dann zum Autisten, sage ich immer, man lebt nach innen und ist schwer erreichbar und alles , was einen erreichen will, löst Abwehr aus.

Ich nehme seit Jahren ADs ein und es geht mir dadurch viel besser als früher. Ich würde also als Rat geben, evt drauf zu achten, daß der Betroffene sich in guter nervenärztlicher Behandlung befindet und gut eingestellt wird. Das ist ganz ganz wichtig. Ein "Profi" kann helfen, ein Angehöriger nur helfend unterstützen.

Alles Liebe wünscht

Ghazal
Antiope
Beiträge: 1695
Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: Warum??????

Beitrag von Antiope »

Hallo Findikatze,

warum Dein Partner sagt, "ich kann nicht", weiß ich nicht. Ich kann nur schildern, warum ich es sage - oder warum ich es so fuehle.

"Ich kann nicht":
manchmal sind dann zwei Gefühlswelten *gleichzeitig* und eher kontraer, die ich nicht sortieren kann, wo ich nicht weiß, was ueberhaupt eigentlich los ist.
Manchmal moechte ich, aber es fehlt schlicht und ergreifend die Kraft dazu, etwas zu tun.
Die Schwierigkeiten, die einem entgegenstehen, scheinen einem unueberwindlich - so klein sie in der Realitaet auch sein moegen.

Manchmal weiss ich nicht mal, was ich will oder ob ich ueberhaupt etwas will.

Manchmal fuehlt man ueberhaupt nichts, man merkt, *etwas* ist zu tun oder zu fuehlen, und obwohl man sich so sehr anstrengt, fuehrt es zu nichts, geht es nicht vorwaerts.

Manchmal ist der Input zu viel. Man kann ueberhaupt nichts mehr sortieren, man kann nicht mal mehr *geradeaus* denken.
Im Supermarkt die Auswahl aus 5 verschiedenen Marmeladesorten zu treffen ist ein Ding der Unmoeglichkeit, Menschen, Geraeusche, Objekte: zu VIEL.

Manchmal kostet es viel zu viel Kraft, jemand anderen als Person wahrzunehmen. Nicht, dass man das nicht moechten wuerde, oder sich nicht danach sehnen wuerde - nein, es ist nicht moeglich. Entweder, weil man zuviel von der Person wahrnimmt, oder weil man ueberhaupt nichts mehr wahrnimmt.

Manchmal sitzt man so in einem seltsamen Gedankenkarussell drin - und man weiß ja, dass es seltsam ist, aber trotzdem ist es fuer einen selbst vollkommen real und vollkommen logisch -, dass man niemand anderem mehr auf den Geist gehen will mit dem eingeengten Blick. Man hat ploetzlich die gemeinsame Sprache verloren.

Manchmal ist es so, dass ich mich selbst verloren habe. Dass das Ich nicht mehr existiert.

Manchmal habe ich die Sprache verloren, die Gabe, Gedanken wahrzunehmen und zu formulieren.
3193e42
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Re: Warum??????

Beitrag von 3193e42 »

hallo Findikatze!

als betroffener kann ich dir sagen, dass die kommunikation schwierig sein kann, genau so wie du das erlebst.

bei mir kam das daher, dass ich in meiner eigenen welt gefangen war. in meiner depression.
obwohl meine familie, im wesentlichen meine frau, mir normale fragen stellte, war ich kaum in der lage diese zu beantworten. die kommunikation generell war sehr schwierig, weil ich für die beantwortung einer frage minutenlang brauchte, also erst einmal eine minutenlanger grübelprozess einsetzte, was ich denn nun antworten soll. grübeln ist eine der typischen depessions-handlungen, man grübelt und grübelt, und kommt nicht weiter, ausser, das die depressions-spirale sich wieder etwas weiter dreht und es noch weiter in die tiefe der depression geht.

ein weitere grund kann sein, dass du mit den fragen, einen wunden punkt bei deinem mann triffst (natürlich passiert dir das unbewußt, du kannst NICHTS dafür!).

durch diesen punkt gerät er sofort in selbstzweifel. ich kann dir das an einem selbst erlebten beispiel plastisch schildern.

während der tiefst-phase meiner depresion, genügte ein (in meinen augen!) schiefer blick, oder ein vergessener oder überhörter gruß, um zu denken, "siehst du, die familie hat recht, du bist es nicht wert". ich habe mich oft in mein zimmer zurückgezogen, und mich oft nicht an familien-zusammenkunften (z.b. gem. essen) beteiligt.
hörte ich aber das klappern der teller, bin ich nicht nur aus neugier, sondern auch impulshaft, ich sage "depressions-gesteuert" in die küche gegangen. dort saß dann die familie, und hat etwas gegessen. es war genug da, auch für mich, nur hatte man mich nicht noch extra gerufen, ich war ja bei der letzten mahlzeit auch weggeblieben. das hat aber bereist ausgereicht, um mich ein stück zurückzuwerfen, und die depressive stimmung sagt dem betroffenen "ja, sie haben ja recht, dich nicht dazuzubitten, was sollen sie auch mit dir, du bist es nicht wert. lass sie in ruhe". ich habe dann nichts angerührt (es war wirklich genug essen da, es war auch an mich gedacht). ich wollte es nicht sehen, das gefühl der wertlosigkeit, das völlig fehlende selbstwertgefühl, ist so mächtig. man fühlt sich wieder einmal bestätigt, das man nicht wert ist, das jemand mit einem zusammen sitzt und isst, spricht oder gar lacht. die reaktionen der familie bekommt man gar nicht richtig mit. es geht nur um einen selbst, man ist in der depressiven stimmung gefangen, man steht auf einer schiefen eben, und es gibt nur einen weg, abwärts!
ich suchte nur nach anlässen, die negativ waren bzw. nach stimmungen, die mich weiter in diese tiefe führen. positives nahm ich gar nicht wahr.

es könnte also durchaus sein, wie bei mir, das er der meinung ist, es wäre besser, wenn du ihn vergisst, weil er ja nichts wert ist. die depression ist schlau, weiß eine äußerung in diese richtung würde natürlich eine reaktion von dir erzeugen.

bleibt eine reaktion völlig aus, also wirst du ignoriert, stiftet das die größte verwirrung und läßt deinen mann am schnellsten wieder mit sich alleine.

ist er denn in therapie? denn er ist ja
getrennt von dir.

es hat auf jeden fall, überhaupt nichts mit dir zu tun, wenn du sonst keine erklärung dafür hat, wie einen streit oder ähnliches.

ich finde auch, dass du viel verständnis aufbringst, dich kümmerst und verstehen willst, das ist mehr als man erwarten kann.

versuch doch einfach mal ein lieblngstheman von ihm anzusprechen. lass probleme und fehlenden kommunikation ganz weg. frag nachdem wetter etc. banaler kram, der erst einmal eine "normale" emotionale eben zwischen euch herstellt.

das solltest du ruhig ein paar mal wiederholen, damit er (falls ich richtig liege), sein denkmuster ablegt "wenn Findikatze kommt, geht es immer gleich um probleme"

Ich kann dir nur noch einmal versichern, du bist nicht daran schuld! schon alleine die verwendung des begriffes schuld in diesem zusammenhang ist völlig fehl am platz. schuld ist etwas für den staatsanwalt, aber nicht für seelisch kranke und ihre angehörigen (sorry, meine sowieso nicht dich, sondern mich regt diese schuldfrage, die so oft gestellt wird immer etwas auf )

wenn du magst, kannst du ja mal in meinen anti-depressionsblog reinsehen. steht in meinem footer ganz unten im beitrag!
ich versuche dort, die depression aus meiner betroffenen sicht zu erklären, und zu überwinden.
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findikatze
Beiträge: 53
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Re: Warum??????

Beitrag von findikatze »

Hallo an Alle, die Ihr geantwortet habt
und vielen Dank.

Es zeigt mir, dass Erscheinungsbild sehr heterogen ist und ich letztendlich nichts machen kann außer abzuwarten und zu hoffen, dass er sich entweder allein meldet oder irgendwann einmal reagiert, wenn ich ihm schreibe.
Ich habe mir aber selbst eine Frist bis Neujahr gesetzt, die ich jetzt seit fast 3 Wochen auch einhalte.

Es geht mir dabei nicht wirklich besser und es gibt keinen Tag, an den ich nicht an ihn denke, aber ich schaffe es so besser, mich auf die anderen Dinge zu kümmern, die ich zunehmend vernachlässigt habe.

Ich habe nämlich gemerkt, dass ich mich auch anfing zurückzuziehen, weil mein Umfeld wenig Verständnis aufbringt.

Alles Gute Euch allen
Gesine
findikatze
Beiträge: 53
Registriert: 2. Nov 2011, 15:15

Re: Warum??????

Beitrag von findikatze »

Lieber HlHeinz,
ich hab Deinen Beitrag erst jetzt gelesen,

Danke, dass Du so ausführlich schreibst, das hilft mir wirklich.
Es zeigt mir auf jeden Fall, dass ich weiter versuchen werde, an ihn heran zu kommen, wobei ich mir immer noch unsicher bin, was ein angemessener Zeitraum ist , abzuwarten , ihn nicht unter Druck zu setzen ohne dass er das Gefühl hat, dass ich mich nicht mehr für ihn interessiere.

Alles nicht so einfach
Gesine
wütend

Re: Warum??????

Beitrag von wütend »

Liebe Gesine

>>wobei ich mir immer noch unsicher bin, was ein angemessener Zeitraum ist , abzuwarten , ihn nicht unter Druck zu setzen ohne dass er das Gefühl hat, dass ich mich nicht mehr für ihn interessiere.<<

Mit dieser Haltung gibst Du die Verantwortung für dein Leben ab. Das ist ein Weg der letzt endlich in die Selbstaufgabe und eigene Depression führt, so meine Erfahrung.
Besser ist es, Du lebst dein Leben so das du dich darin wohlfühlst. Und wenn sich dein Freund dazu in der Lage sieht, wird er an deinem Leben wieder Teil haben wollen.
Antiope
Beiträge: 1695
Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: Warum??????

Beitrag von Antiope »

Sehr wahr, Parson

Es ist sehr wichtig, Findekatze, dass du *dein* Leben lebst, und nicht das der anderen. Auch nicht das Leben der Meinung der anderen.
Und stets kannst Du Deinen Freund in Dein Leben einladen. Zweifle nicht an Dir selbst, zweifle nicht an Deiner Lebensführung.
Wenn Dein Freund gerade "nicht kann", dann heißt das nicht "niemehr", sondern jetzt gerade nicht. Versuche auf dieser Seite offen zu bleiben und die Ablehnung nicht auf Dich selbst zu beziehen.
Uebernimm die Verantwortung NICHT fuer sein Leben; Du bist nicht dazu da, ihn gluecklich zu machen oder ihn zu heilen. Du kannst Hilfestellung geben, aber mehr nicht.
3193e42
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Re: Warum??????

Beitrag von 3193e42 »

Hallo Findikatze!

Ja, da kann ich mich den vorpostern nur anschließen. Du hilfst deine mann und dir (und das ist ganz wichtig) indem es dir gut geht. es wird der tag kommen, an dem er das brauchen wird, wenn du dann gerade in den seilen hängst, weil du vor lauter grübelei, wie es ihm gehen könnte, gerade ganz unten bist.

das hat auch nichts mit unsensibilität zu tun.
niemand würde sich auch ein bein brechen wollen, weil der partner gerade mit unterschenkel-bruch in der chirurgie liegt.

bei seelischen krankheiten, ist es algemein üblich, ähnlich wie bei beim trauern, das man keine positiven emotionen mehr haben darf.
man soll ja nicht über den betroffenen lachen, aber das man selbst depressiv werden muss, wäre doch wohl unvernünftig

nicht das ich meine, du hättest das vor, aber das ist die realität, tausenfach in deutschland jeden tag.

beispiel
ich versuche gerade einer mutter zu helfen (ca. 55) deren 28-jähriger sohn, sie bereits 5 mal geschlagen hat, er war drei mal in der geschlossenen, und hat bereits auch seinen therapeuten verprügelt.

da wurde weder eine anzeige gemacht, noch mit dem behandelnden arzt gesprochen, keine näherungsverfügung, nicht. und die mutter meinte immer noch, ich kann doch jetzt nicht weihnachten feiern mit dem rest der familie, der arme junge, wie stehe ich denn vor anderen leuten da.

die frau kann nicht mehr aus den augen gucken, weil sie zur normalen arbeit noch einen nebenjob macht, um das geld für den ganzen mist, behandlung etc zu verdienen. ist völlig fertig, schläft mitten in gesprächen ein, und ist fast völlig am boden zerstört. auf meine frage, wie denn der stand ihrer persönlichen energie-akkus ist, bei 3 oder 5 prozent sagte sie nur, "eher unter drei". so kann sie niemandem mehr helfen, schon gar nicht, wenn sie durch sekundenschlaf einen unfall macht.

da meinte ich damit, das du gut für dich und den rest der familie sorgen sollst. das ist ohne deinen partner doch schon schwer genug, und macht auch genug arbeit, da musst du ihn nicht noch nebenbei aus dem dreck ziehen. das funktioniert sowieso nicht.
glaub mir, es gibt eine erkenntnis, die macht jeder betroffne für sich, und die ist bei allen gleich, "du kannst niemandem helfen, der sich nicht helfen lassen will!"

wenn du dir das mal in ruhe und mit offenem geist bewusst machst, merkst du, das es stimmt.
deswegen, vergiss die schuldfrage - völlig und endgültig, vergiss helfen können, vergiss zeitfenster. es braucht zeit, wenn es dir gut geht und du stabuil bist, kannst du die zeiten, die nötig sind leicht überstehen.

ich habe in den teifsten tiefen meiner mdd immer nur im jetzt gelebt, das größte ziel war das morgen, fast unerreichbar, zumindest weit weg. das jetzt war alles, völliger tunnelblick und tunneldenke vor allem!

ich weiß du schaffst das, und durch dein gutes überstehen der schweren zeit, bereitest du den optimalen start für deinen mann vor!
Was für eine partnerin, kann man sich mehr wünschen?!

Chapeau!
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Re: Warum??????

Beitrag von 3193e42 »

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