häufige Abstürze trotz Medikamente

bigappel
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häufige Abstürze trotz Medikamente

Beitrag von bigappel »

Hallo Ihr Lieben,

mein Freund hat eine Angststörung mit Depressionen.

Seit gut 2 Monaten während eines Tagesklinikaufenthaltes hat er, nachdem sich sein Zustand gar nicht mehr aufhellte, Venlafaxin, derzeit 150 mg, verordnet bekommen.

Das Medikament hat schnell gewirkt und auch durchaus positiv hinsichtlich Antrieb und Ängsten gewirkt.

Jetzt ist aber wieder der totale Einbruch vorhanden.

Seine Neurologin hat Blut abgenommen, um den Spiegel des Medikamentes und dann ggf. eine Höherdosierung zu verordnen.

Ich habe jetzt mit einem hoch offiziellen Selbsthilfeverein gesprochen und dort wurde mir erklärt, dass mit der richtigen Medikamentation eine längerfristige Stabilisierung erreicht würde und es möglicherweise nicht das richtige Medikament / Dosierung pp ist. , wenn er jetzt schonwieder abgestürtzt ist.

Ich kenne leider nur diese immer währenden Abstürze.

Mein Freund will den Schein wohl malwieder aufrecht erhalten und will den Absturz malwieder einfach ertragen

Ich weiß gar nicht mehr, was ich davon halten soll, er fragt sich, ob der Antrieb der letzten Tage real war und andererseits möchte er keine Hilfe.

Ist es wirklich so, dass durch die Medikamente Abstürze vermieden werden.

Hilfe!
Danke!

Pia
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Daniel-L
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Re: bitte dringend helfen

Beitrag von Daniel-L »

hm, also bei mir ist es so das ich jetzt beim 4. medikament hintereinander scheinbar eins gefunden hab was mal wirkt. generell gehts mir jetzt eigendlich was besser, es geht aber trotzdem noch hoch und runter.

ich glaube so ist es auch meistens, die generelle verfassung ist was besser, aber tiefs wirds wohl trotzdem weiter geben.

manchmal scheint es aber auch so zu sein das es leute gibt die sich durch die tabletten richtig gut stabilisieren und so keine, oder kaum noch tief phasen haben, ist wohl bei jedem anders denke ich..


falls man das medikamant bei deinem freund noch höher dosieren kann, würde ich das auf jeden fall mal versuchen. aber wie gesagt, ich bin mir nicht sicher ob man durch diese medikamente wirklich völlig beschwerdefrei werden kann. wenn das medi denn zumindest etwas hilft kann man es höher dosieren, wenn man es dann aber absetzt zum wechseln, ist die frage ob das nächste wirklich besser wäre, etc..

muss man sich dann gut überlegen wie man das handhaben möchte.
Anne Blume
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Re: bitte dringend helfen

Beitrag von Anne Blume »

Bitte verzichten Sie auf derartig eindringliche Betreffzeilen. Andere Nutzer könnten verunsichert werden.
Uns ist es lieber, wenn Sie ihr Thema kurz im Betreff ankündigen.

Vielen Dank für Ihr Verständnis!
Anne Blume
Salvatore
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Re: bitte dringend helfen

Beitrag von Salvatore »

Hallo Pia,

leider ist es selten, dass man beim 1. Versuch das passende Medikament findet. Allerdings könnte man mit dem Venlafaxin auch in der Dosis höhergehen - eure Neurologin ist da ja schon dran, wartet die Blutspiegelwerte ab und lasst euch von ihr beraten.

Einen erneuten Absturz verhindern kann kein Medikament, da spielen ja so viele Faktoren eine Rolle.
Aber wenn dein Freund richtig eingestellt ist, dann wird das Risiko eines Rückfalls erheblich minimiert und ein solcher im Falle eines Falles evtl. abgemildert.

Allerdings wird er sich nicht nur auf die Medis verlassen können, sondern sollte die Techniken, die er in der TK gelernt hat, auch zu Hause anwenden bzw. mit Hilfe eines Therapeuten weiter an sich arbeiten.

Lg, Salvatore
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wütend

Re: bitte dringend helfen

Beitrag von wütend »

He Pia

Venlafaxin kann bis 450 mg maximal verordnet werden. 150 mg ist also nicht besonders viel.
Es erstmal mit aufdosieren zu versuchen ist hier sinnvoll.
bigappel
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zeitlich häufige Abstürze trotz Medikamente

Beitrag von bigappel »

Guten Morgen,

vielen Dank für Eure Worte und Erfahrungen!

Es wird sich wohl heute zeigen, wie es medikamentös weitergeht.

Was ich nicht verstehe sind in diesem Zusammenhang so manches Mal das ärztliche
Verhalten (losgelöst von der Psychiaterin):

ich habe Patienten, die psychisch krank sind und soweit mir bekannt, es mit dem Krankheitsbild zusammen hängt, dass diese sich phasenweise schlecht äußern können und erst recht schlecht längere Sachverhalte verstehen.

Das hat bisher keiner der Ärzte berücksichtigt oder bei meinem LG von selber hinterfragt..... ich würde mich da als Patient sehr alleine gelassen fühlen.

Aber das ist ein anderes Thema


Nochmals Danke an Euch;
LG

Pia
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Salvatore
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Re: häufige Abstürze trotz Medikamente

Beitrag von Salvatore »

Hallo Pia,

ja, das habe ich auch schon öfter erlebt... Leider werden bestimmte Aspekte der Depression nicht immer berücksichtig oder es kommen sogar dumme Sprüche.
Als ich wegen schwerer Depressionen und einer Angst-/Panikstörung in eine Akutklinik kam und dem Arzt von meinen drängenden Ängsten berichteten, sagte er (O-Ton): Aber warum denn, hier gibt es doch nichts, wovor Sie Angst haben müssen?"
Und als Tipp: "Das ist doch prima, wenn Sie jetzt diese schlimmen Ängste haben, dann können Sie ja auch gleich anfangen, sie auszuhalten." (Ohne ! therapeutische Begleitung)
Ich lasse das mal unkommentiert so stehen.

Will sagen: In einer Zeit, in der der Depressive sich kaum einen Kaffee selbst kochen kann, soll er täglich mehrere Seiten Therapeuten abtelefonieren.
Und in einer Zeit, in der man wegen der Depression verunsichert, verständnis- und ratolos ist, vor Ärzten knapp und präzise formulieren was das Problem ist und warum, und wie man sich dem Thema stellen möchte.

Wohl dem, der einen geduldigen und verständnisvollen gesunden Partner hat, der einem da durch hilft.

Ich will aber nicht pauschal alle Ärzte verdammen, denn die haben es ja auch nicht leicht, die Bezahlung ist mies, die Praxis voll und die Zeit knapp. Und es gibt - wie überall eben - neben den "schwarzen Schafen" auch diejenigen, die sich wirklich Mühe geben, immer ein offenes Ohr und einen Notfalltermin haben und die einem auch zum dritten Mal eine Therapieform erklären. Das sind wahre Schätze - ich habe so einen gefunden!

Alles Gute,
Salvatore
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bigappel
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Re: häufige Abstürze trotz Medikamente

Beitrag von bigappel »

Liebe Salvatore ,

yep, treffende Worte .

Ich hoffe und wünsche mir sehr, dass mein LG noch so einen Arzt finden wird.

Momentan versuche ich halt in diesen Situationen als Sprachrohr einzuspringen, was neben dem üblichen Alltagskram mit Ganztagsjob, Kind pp. zeitlich manches Mal echt schwierig zu organisieren ist und wenn ich dann noch Fachärzte dabei habe, die im Akutfall, wenn es dem Patienten echt sch.... geht nachmittags einen Termin benötige (erstmals so erfragt, weil Akutsituation, also keine Dauerquerulation), weil ich auch noch sowas wie Arbeit habe und mein Freund dann zu hören bekommt: ne nachmittags arbeiten wir nicht, sie haben doch vormittags genug Zeit, fehlen mir echt weitere Worte....!

Zum Glück gibt es auch noch andere Ärzte!

Ein schönes Wochenende;
LG

Pia

P.S.

Jaaa, liebe Salvatore: Einfühlungsvermögen / Empathie ist eben etwas, was man weder vollständig studieren, noch umfassend erlernen oder kaufen kann.

Medizinisch hochkarätig zu sein ist wirklich fantastisch, aber in manchen Bereichen eben trotzdem nicht ausreichen.
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
wütend

Re: häufige Abstürze trotz Medikamente

Beitrag von wütend »

Liebe Pia,

>>Momentan versuche ich halt in diesen Situationen als Sprachrohr einzuspringen, was neben dem üblichen Alltagskram mit Ganztagsjob, Kind pp. zeitlich manches Mal echt schwierig zu organisieren ist und wenn ich dann noch Fachärzte dabei habe, die im Akutfall, wenn es dem Patienten echt sch.... geht nachmittags einen Termin benötige (erstmals so erfragt, weil Akutsituation, also keine Dauerquerulation), weil ich auch noch sowas wie Arbeit habe und mein Freund dann zu hören bekommt: ne nachmittags arbeiten wir nicht, sie haben doch vormittags genug Zeit, fehlen mir echt weitere Worte....!<<

Mal ganz ehrlich, wenn mein Mann sich so verhalten würde, wenn ich depressiv bin, dann würde ich ausziehen. Ein derartiges bemuttern würde ich nicht aushalten wollen.

Und um es mal von der professionellen Seite aus zu betrachten, es gibt nichts unangenehmers für einen Behandler, als Angehöre die meinen für den Patieten sprechen zu müssen. Selbst schwer Behinderte können mir immer noch besser mitteilen wie es ihnen geht und was sie brauchen, als ein Angehöriger.

Ich kann gut verstehen, das der Arzt doch sehr verwundert war, das er die Terminvergabe an dir zu orientiere hat, an statt am Patienten.
bigappel
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Re: häufige Abstürze trotz Medikamente

Beitrag von bigappel »

Guten Morgen Parson,

ja, Du würdest ausziehen, ich halt nicht .

In den letzten zwei Jahren habe ich erfahren
und sehr mühsam gelernt, dass diese Sprach, Denk- und vor allem Ausdrucksblockade meines LG echt ist.

Er hat auch schon Stunden vor seiner Therapeutin gesessen, weil er eben nichts sagen konnte.

Und dann? Nix geht dann mehr.
Wo ist denn dann Dein Weg zur Kommunikation mit diesem in dieser Situation Schwerstbehinderten?

Geistig Schwerstbehinderte, zumindest soweit ich es beurteilen kann, haben noch Regungen eines Lachens oder Weinens pp.
Mein LG nicht mehr.

In der Tagesklinik konnten die Spezialisten ihm nicht weiterhelfen; er hat versucht so gut es ihm möglich war, seine Probleme darzustellen, als Antwort kam: wir können mit ihnen nicht viel anfangen; wir erkennen ihr Problem nicht.

Du befindest Dich also mit Deiner Sichtweise nicht alleine, kennst aber auch den gesamten Menschen nicht.

Ich kann Deine Bedenken, dass ich ihn mit meiner Unterstützung in der Hilflosigkeit halte, nachvollziehen; dies ist durchaus auch eine Gradwanderung.

Ich kann auch nachvollziehen, dass es für Nichtbeteiligte so rüberkommt, als wenn Frau Generalfeldmarschall mit dem armen unter dem Pantoffel stehenden Mann ankäme..... ist mir bekannt.

Allerdings erlebe ich diesen, wenn er nicht in einer Akutsituation ist, sehr intelligenten, absolut selbständigen, lösungsorientierten, klar denkenden, handelnden Mann täglich, der plötzlich weder Zusammenhänge erfassen kann, noch sich artikulieren. Und das ist echt und auch kein Einzelfall.

Mittlerweile hat sich übrigens herausgestellt, dass der gemessene Spiegel nicht mal die Hälfte der Wirkweise darstellt, die das Medikament normalerweise hätte erreicht haben müssen ....... scheint wohl doch gut zu sein, in einem gewissen Rahmen "bemutternde" Angehörige zu haben.

Nix für Ungut, liebe Parson, aber momentan und ganz sicher nicht für die Ewigkeit, bleibe ich das Sprachrohr meines LG.

Schönes Wochenende und
VG

Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
Andreas01

Re: häufige Abstürze trotz Medikamente

Beitrag von Andreas01 »

@Parson,
>>>es gibt nichts unangenehmers für einen Behandler, als Angehöre die meinen für den Patienten sprechen zu müssen. Selbst schwer Behinderte können mir immer noch besser mitteilen wie es ihnen geht und was sie brauchen, als ein Angehöriger.<<<

so ein Blödsinn,
wofür werden dann Behinderten Menschen je nach Grad ihres Handykaps per Gerichtsbeschluss Betreuer zur Seite gestellt ??
Sicherlich für den Behandler nicht immer ganz angenehm, weil er mit den Betroffenen nicht mehr machen kann was er will.
Der Gesetzgeber wird schon wissen warum er den Menschen mit Behinderung diese Mechanismen der Betreuung zu Seite stellt.

Meine Frau ist gerichtlich bestellte Betreuerin eines zu 80% Behinderten Menschen und nur um ein einziges Beispiel zu nennen:
In der Wohneinrichtung dieses Menschen wurden den Bewohnern vom Personal nur eine 0,7 l Flasche ! Wasser pro Tag zugestanden.
Damit konfrontiert kam die Ausrede: ja es geht nicht mehr, da ja manche Bewohner Medikamente (Psychopharmaka) bekämen und mehr an Wasser die Medis zu schnell ausschwemmen würden.
Hat jemand dazu noch Fragen ?
Wie gesagt nur ein Punkt von vielen, wofür es Betreuer oder Angehörige dringend braucht, damit Kranke und Behinderte nicht nur dem Zwecke des "Shareholder-Value" der jeweiligen Pflege und Behandlungs-Konzerne dienen.

@Pia 4711
>>>scheint wohl doch gut zu sein, in einem gewissen Rahmen "bemutternde" Angehörige zu haben.<<<

richtig ! kann ich, sagen wir mal als ex Betroffener zu 100% bestätigen, ohne meine helfende Frau wäre ich endgültig vor die Hunde gegangen.
Lass Dich nicht beirren und setze Deinen Weg fort, auch oder gerade deshalb wenn sich Behandler quer legen.

>>>Er hat auch schon Stunden vor seiner Therapeutin gesessen, weil er eben nichts sagen konnte. Und dann? Nix geht dann mehr. Wo ist denn dann Dein Weg zur Kommunikation mit diesem in dieser Situation Schwerstbehinderten?<<<

Auf die Antwort darauf bin ich genauso gespannt wie Du.

Und noch was, ob ein Angehöriger sich um einen Kranken/Behinderten kümmert oder ein Gerichtlich bestellter macht noch zwei Unterschiede: Der Anghörige kostet dem Steuerzahler nichts und ist zudem meist auch noch besser für den Betroffenen.

Gruß
Andreas
Regenwolke
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Re: häufige Abstürze trotz Medikamente

Beitrag von Regenwolke »

Hallo Pia,

den Blutspiegel des Medikaments zu bestimmen, wie die Ärztin es jetzt angeordnet hat, finde ich sehr sinnvoll.
Bei vielen Psychopharmaka, speziell auch bei Antidepressiva gibt es Menschen, die genetisch bedingt die Medikamente besonders schnell oder auch besonders langsam verstoffwechseln.
Wird das Medikament zu schnell abgebaut, ist der Spiegel auch bei normaler Dosis zu niedrig und muß angepaßt werden, um eine entsprechende Wirkung zu erzielen.

Wenn dein Lebensgefährte allerdings trotz Psychotherapie (Tagesklinik?), gründlicher Medikamenteneinstellung und Ausprobieren verschiedener Medikamente immer wieder solche schweren depressiven Abstürze hat, wäre es vielleicht gut, er würde mal auf einer Spezialstation für Depressionen behandelt. Dort gibt es für behandlungsresistente Depressionen oft noch andere Behandlungsmethoden wie Schlafentzug, transkranielle Magnetstimulation oder EKT (nicht erschrecken, die Elektrokrampftherapie ist besser, als ihr Ruf und hilft manchen Patienten, die auf sonst nichts ansprechen).

Was will und denkt dein LG denn selber? Ist ein Gespräch darüber möglich?

LG, Wolke
bigappel
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Re: häufige Abstürze trotz Medikamente

Beitrag von bigappel »

Lieber Andreas ,
hallo Wolke,

vielen Dank für Eure Worte.

Es ist ja nicht so, dass ich über den Kopf meines "wehrlosen" LG hinweg entscheide.

Wir haben das genau so in guten Zeiten besprochen; es entspricht seinem Willen und wenn es ihm gut geht, weiß er genau diesbezüglich, was er zulassen will.
Er vertraut mir halt absolut, so wie ich ihm.

Es kommt halt so manches Mal bei den Ärzten anders an.
Gott sei Dank sieht seine Verhaltenstherapeutin das ganz anders; ich gebe ihr immer wieder Hinweise, wie ich etwas erlebe oder was er erlebt hat, was er dann ggf. nicht mehr wiedergeben kann.

Sie weiß sehr gut, dass diese Info ´s eben über mich bzw. ggf. von mir sind; aber bis jetzt hat es sich als sehr nütztlich erwiesen.

Vielen Dank Wolke, für Deine Zusatzinfo ´s.
Werde ich mal auf jeden Fall im Hinterkopf behalten und bei Bedarf und Möglichkeit weitergeben.

Heute hat er mit der Höherdosierung angefangen und ich könnte schwören, bald kann er wieder denken und sprechen....

Mein LG hatte ziemliche Schwierigkeiten, seine Erkrankung anzuerkennen.
Das klappt heute auch noch nicht in vollem Umfang.

Die Tagesklinik war Tiefenpsychologisch orientiert und jetzt weiß er ganz genau, dass dies nicht die Richtung ist, die er gehen möchte. Er konnte mit den Gesprächen nicht viel anfangen; scheinbar benötigt er greifbare Therapie.

Er möchte die Vergangenheit derzeit nicht aufarbeiten, sondern das Jetzt verbessern mit Verhaltenstherapie.
Aber dafür muss halt erstmal eine stabilere Plattform geschaffen werden mit Medikamenten, so denke ich (er im übrigen auch, schließlich muss er sie nehmen und nicht ich).

Ich wünsch Euch allen noch einen wunderschönen 2. Advent.

LG
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
wütend

Re: häufige Abstürze trotz Medikamente

Beitrag von wütend »

Lieber Andreas01

>>>es gibt nichts unangenehmers für einen Behandler, als Angehöre die meinen für den Patienten sprechen zu müssen. Selbst schwer Behinderte können mir immer noch besser mitteilen wie es ihnen geht und was sie brauchen, als ein Angehöriger.<<<

>>so ein Blödsinn,<<
Blödsinn, ich berichte dir von der Arbiet im therapeutischen Bereich, meiner Arbeit. Und dann ist das Blödsinn?
Wieviele Menschen hast Du denn schon therapiert? Wie viele Jahre als Therapeut gearbeitet?

.

>>wofür werden dann Behinderten Menschen je nach Grad ihres Handykaps per Gerichtsbeschluss Betreuer zur Seite gestellt ??<<
Der Betreuer ist dazu da, die Entscheidungen im Bereich Versorung, Finanzen, Wohnort und Gesundheitspflege für den Betreuten in seinem Sinne zu treffen. Mir ist die Arbeit als amtlich bestellter Betreuer vertraut. Ich war bis zu seinem Tod der Betreuer meines Vaters.
.


>>Der Gesetzgeber wird schon wissen warum er den Menschen mit Behinderung diese Mechanismen der Betreuung zu Seite stellt.<<
Weil der Betreute selber nicht mehr in de Lager ist, sich z.B. um seine Gesundheitsführsorge zu kümmern.
.



So und nun zur therapeutischen Arbeit. Durch das einfühlen in dem Menschen und das beobachten seiner Körperreaktionen, Lautäußerungen läßt sich sehr gut die unmittelbare Wirkung therapeutischer Maßnahmen erkennen.

An Hand der Körperhaltung (aufrecht, gebäugt, Schultern hochgezogen, eine breite Unterstützungsfläche in Anspruch nehmend), Mimik (entspannt, freudig, ängstlich, wütend, ausdruckslos), Hautfarbe, Hautspannung, Hauteinziehungen, Muskeltonus (hyperton, hypoton, normal, zucken), Motorik (verlangsamt, unruhig, Tremor, fahrig, überschießend), Atmung (schnell, langsam, oberflächlich, tief, Atemgeräusche usw.), Puls, Leistungsfähigkeit usw. kann auf gesundheitliche Problme, Schmerzen und Stimmung, Verbesserungen und Verschlechterungen von Krankheitsbildern geschlossen werden.

Das gilt für alle Menschen ob behindert oder nicht.


Wenn ich mit einem Angehörigen oder Betreuer sprechen möchte, um zu erfahren was der Betroffene mir nicht mitteilen kann, dann tue ich das in der Regel vor der Behandlung.
.
Während der Behandlung bin ich in 85% aller Fälle von nicht behinderten Patienten und behinderten Patienten mit diesen allein.
.
Wenn Angehörige anwesend sein möchten, dürfen sie das, wenn der Patient dies wünscht. In dem Fall ist es aber imens wichtig für das gelingen der Therapie, das sich der Angehörige auf eine Beobachterposition beschränkt, sich also vollkommen zurück hält und sich nicht in die Therapie einmischt.
.
Was garnicht geht ist, ich stelle dem Patienten eine Frage und der Angehörige antworte für diesen.
.
Sollte das wiederholt vor kommen, bleibt mir nichts anderes übig, als den Angehörigen freundlich aber bestimmt zu bitten, für die Zeit der Therapie den Raum zu verlassen.
wütend

Re: häufige Abstürze trotz Medikamente

Beitrag von wütend »

Liebe Pia

>>Wir haben das genau so in guten Zeiten besprochen; es entspricht seinem Willen und wenn es ihm gut geht, weiß er genau diesbezüglich, was er zulassen will.<<
Ja, aber jetzt ist er schwerst krank und das was in guten Zeiten besprochen und für richtig gehalten wurde, muss noch lange nicht den jetzigen Bedürfnissen deines Mannes entsprechen und gut für ihn sein.



>>Allerdings erlebe ich diesen, wenn er nicht in einer Akutsituation ist, sehr intelligenten, absolut selbständigen, lösungsorientierten, klar denkenden, handelnden Mann täglich, der plötzlich weder Zusammenhänge erfassen kann, noch sich artikulieren. Und das ist echt und auch kein Einzelfall.<<
Das ist nichts ungewöhnliches während einer schweren depressiven Episode. Ich ich hatte auch diese Pseudodemenz und Unfähigkeit zu sprechen. Das was ich meinen Behandlern mitteilen wollte, habe ich aufgeschrieben und dem Behandler zum Lesen überreicht.


>>Mittlerweile hat sich übrigens herausgestellt, dass der gemessene Spiegel nicht mal die Hälfte der Wirkweise darstellt, die das Medikament normalerweise hätte erreicht haben müssen ....... scheint wohl doch gut zu sein, in einem gewissen Rahmen "bemutternde" Angehörige zu haben.<<
Bist Du absolut sicher, das der Psychiater ohne deine Anwesenheit die mangelhafte Wirkung des AD nicht erkannt hätte?
Er hätte deinen pseudodementen Mann, der unfähig ist sich auszudrücken, auf dem Weg der Besserung gewähnt?

>>ich gebe ihr immer wieder Hinweise, wie ich etwas erlebe oder was er erlebt hat, was er dann ggf. nicht mehr wiedergeben kann.<<
Nein Pia, es ist nicht möglich, das Du der Psychotherapeutin deines Mannes mitteilst was dein Mann erlebt. Erleben ist immer subjektiv und spielt sich im Kopf und in den Gefühlen deines Mannes ab. Und dazu hast Du keinen autentischen Zugang. http://de.wikipedia.org/wiki/Erleben
Von seinem Erleben kann nur dein Mann selber berichten.
ADS
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Re: häufige Abstürze trotz Medikamente

Beitrag von ADS »

Es kann immer wieder vorkommen, daß es Abstürze gibt, auch wenn man recht gut eingestellt ist - aber sie sollten nicht mehr so tief gehen wie vorher!

Es ist immer eine Gratwanderung - wenn man zB mit 45 mg Mirtazapin wunderbar eingestellt ist, hat man aber alle Nebenwirkungen auszuhalten.

Reduziert man das, gibt es bei mir zB auch öfters Schwankungen.

Dann sage ich mir: durchhalten, durchhalten, es wird besser!

Zum Glück habe ich die beste Nervenärztin, die ich mir vorstellen könnte, und kann sie per email mal kontakten.

Aber wichtig für mich: ich kann maeinen Partner nicht überlasten mit meinen Gedanken usw - das gehört in Profihände und würde ihn emotional überfordern. Er grenzt sich dann auch ab, weil er nicht mir runtergezogen werden will.

Das halte ich für sehr wichtig, sonst geht es uns beiden nicht gut!

Also: man sollte sich als Partner nicht zuviel in den Depressiven hinein versetzen, sondern sehen, daß ein möglichst guter Arzt gefunden wird, der dem Angehöriogen viel abnimmt!

Wenn ich meinem Mann alles aufbürden würde, könnte er das nicht ertragen, weil manche Gedanken so sind, daß man sie einem Gesunden nicht erzählen kann, ohne ihn zu verstören!

Das gehört in Profi-Hände!

LG Ghazal
Andreas01

Re: häufige Abstürze trotz Medikamente

Beitrag von Andreas01 »

@Parson,
>>>ich berichte dir von der Arbiet im therapeutischen Bereich, meiner Arbeit.<<<

auch wenn jemand Therapeut ist, erhebt dies nicht automatisch seine Sicht der Dinge zum "Evangelium"

>>>Der Betreuer ist dazu da, die Entscheidungen im Bereich Versorung, Finanzen, Wohnort und Gesundheitspflege für den Betreuten in seinem Sinne zu treffen.<<<

>>>Weil der Betreute selber nicht mehr in de Lage ist, sich z.B. um seine Gesundheitsführsorge zu kümmern.<<<

es war und ist überflüssig mir dies mitzuteilen, all diese Punkte konnte und kann ich in mir vorliegenden Gerichtsbeschlüssen selbst nachlesen.

>>>Während der Behandlung bin ich in 85% aller Fälle von nicht behinderten Patienten und behinderten Patienten mit diesen allein.<<<

bleiben eben doch noch 15% über, z.B. wie für "Pia"

>>>das sich der Angehörige auf eine Beobachterposition beschränkt,<<<

allein damit haben Therapeuten wohl schon das größte Problem, das ein weiters Paar Ohren und Augen dabei ist.

Andreas
bigappel
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Re: häufige Abstürze trotz Medikamente

Beitrag von bigappel »

Hallo Ihr Lieben,

bin für jeden Tipp, wie Ihr denkt, wie ein Angehöriger helfend unterstützen kann, dankbar.

Ja, in Profihände.

Sehe ich genauso.
Deswegen war ich auch mehr als froh, als mein LG in der Tagesklinik war.

Die Sache mit den kompetenten Ärzten ist ein gesondertes Thema.

Ich würde mir nichts sehnlicher wünschen, als dass er von mir unabhängige Hilfe findet.

Die Ärzte in der Tagesklinik konnten ihm ja nun auch nicht helfen und haben ihn sogar bestärkt, nicht stationär in eine Klinik zu gehen, weil es ihm schaden würde, vom gesunden Umfeld, sprich mir, denn ich bin sein einziges Umfeld (vielen Dank an der Stelle an die Ärzte! Ich hätte kotzen können) getrennt zu sein.

Wenn also Klinik-Ärzte nicht weiterwissen, wie soll es der überforderte Patient.

Ich weiß aufgrund meiner eigenen Erkrankung, dass es dauert, bis man am Ärzteziel angekommen ist; wieviele Wechsel dafür notwendig sind, eigene Kompetenz, recherchieren, nachlesen, pp wie kann ein Mensch dies schaffen, der nicht mal geregelt bekommt zu sagen, was er hat, weil er es dann wohl nicht weiß.

Parson, klar ist dies, was ich sage subjektiv (außer ich gebe wortwörtlich weiter, was er genau so gesagt hat und dann nicht mehr kann).

Vielleicht muss ich mich wirklich damit abfinden, dass er immer so krank bleiben wird, wie er jetzt ist; aber dieser Gedanke fällt mir schwer.

Er möchte gesund werden und bittet um Hilfe,
hat aber niemanden außer mir.

Kein Beneidenswerter Zustand, wie ich finde.

Er lebte in diesem Zustand weit über 20 Jahre allein, weil er, wie er mir selber gesagt hat, keinen Ausweg daraus gesehen hat.

Mir ist klar, dass ich weder Therapeutin bin, noch seine Sozialarbeiterin.

Aber wo sind die anderen Hilfen denn?
Wenn Profis sagen, ihnen ist nicht mehr zu helfen....... beruhigend und sehr professionell (die Story ist übrigens wahr und nicht falsch aufgenommen von meinem LG).

Parson, Du fragst: hätte der Psychater nicht selber festgestellt, wie es meinem LG
geht.

Das habe ich mich hunderte Male schon gefragt.

Ich habe mich schon so oft gefragt, wieso es weder einer Therapeutin, noch einer Psychaterin zu denken gibt, wenn der Patient wortlos vor ihr sitzt und wieso das nicht hinterfragt wird.

Er erzählt mir, wie schlecht es ihm geht und fast niemand anderem (in der Tagesklinik war es wohl nicht zu übesehen, aber es hat sich weiter auch niemand drum gekümmert); tolle Wurst.....

Antwort (außerhalb von Sarkasmus) habe ich keine darauf gefunden.
Wie kann ich 9 Monate Verhaltenstherapie machen und dabei feststellen, dass keinerlei Erfolg, auch nicht in geringem Maße zu verbuchen ist und trotzdem weitermachen?

Was, außer die Tatsache, dass dieser Privatpatient gut meine Miete als Therapeut verdient, ist da hintergründig?

Trägt man als Therapeut da nicht auch eine gewisse Verantwortung?

Mein Freund sitzt vor mir und ist verzweifelt, weil jeder ihm sagt: Du mußt Deinen Weg finden und er hat keine Ahnung wie.

Die ganzen Tipps mit Aufschreiben bevor man zum Arzt geht pp. - und noch vieles andere - habe ich ihm auch schon gegeben: er schämt sich und tut es nicht.

Er hat sein Leben lang gelernt, dass das Wichtigste im Leben die Außenwirkung ist..... was ist das Resultat: er wird in dem Muster bleiben?

Ich bin insgesamt ratlos und einfach nur froh, selber nicht betroffen zu sein.

VG
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
pumalito
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Registriert: 11. Nov 2011, 20:15

Re: häufige Abstürze trotz Medikamente

Beitrag von pumalito »

hallo pia,

ich habe lange gebraucht bis ich "meine maske" fallen lassen konnte !! vor meiner therapeutin wie auch vor bekannten o. freunden. ich persönlich hatte mir sehr gewünscht das jemand mal dabei wäre der mein sprachrohr ist !!! auch wenn das mein gößter wunsch war, so muss ich heute sagen, das es mir erst richtig schlecht gehen musste um hilfe überhaupt annehmen zu können:-( !! das ist aber halt meine erfahrung.
ich finde, das sich dein LG so so glücklich schätzen kann,das er dich an seiner seite hat

ich wünsche dir /euch viel kraft u. durchhalte vermögen. und das du dich unter der ganzen belastung nicht vergisst !

viele grüße jakomo
Andreas01

Re: häufige Abstürze trotz Medikamente

Beitrag von Andreas01 »

@Pia,

>>>Er erzählt mir, wie schlecht es ihm geht und fast niemand anderem (in der Tagesklinik war es wohl nicht zu übesehen, aber es hat sich weiter auch niemand drum gekümmert); tolle Wurst.....<<<

nun, diese Aussage könnte auch von meiner Frau stammen, weil auch ich kränker aus der Tagesklinik (nur schlappe 13 wochen) raus kam als ich rein ging.

@jakomo,
>>>ich finde, das sich dein LG so so glücklich schätzen kann,das er dich an seiner seite hat<<<

finde ich auch !!!
und zwar deshalb weil ich es selbst am eigenen Leibe erfahren durfte.
Auch wenn es meine Frau oft deutlich zu spüren bekam, dass es den Psychos nicht in den Kram passte, wenn sie sich für mich einsetzte, sie lies sich dadurch nicht beeinflussen, welche Entscheidungen sie zu treffen hatte oder nicht.
Es heißt ja überall das der Betroffene in den schlimmsten Phasen einer Depri, selbst keine Entscheidungen treffen soll und auch nicht kann, also warum soll es hier jetzt anders interpretiert werden ?
M.E. ist ein stabiles, gesundes und familieres Umfeld des Erkrankten kaum durch was anderes zu ersetzen.


Gruß
Andreas
Regenwolke
Beiträge: 2214
Registriert: 15. Apr 2006, 12:46

Re: häufige Abstürze trotz Medikamente

Beitrag von Regenwolke »

Hallo Pia,

danke für die guten Adventswünsche!

Ich glaube auch, dass es keine Regel dafür gibt, inwieweit sich Angehörige einmischen dürfen und sollten. Das kann im Einzelfall doch ganz verschieden sein, - so verschieden, wie auch Depressionen und die Gründe, aus denen sie entstehen und aufrecht erhalten werden.

Was du über deinen LG schreibst, klingt für mich nach einer wirklich schweren Depression und ich wünsche euch beiden, dass dein LG geeignete Hilfe findet bzw. dass eine passende Medikation ihn aus der Krise herausholen kann.

Viele Grüße,
Wolke
wütend

Re: häufige Abstürze trotz Medikamente

Beitrag von wütend »

Liebe Pia

>>Liebe Parson, klar ist dies, was ich sage subjektiv (außer ich gebe wortwörtlich weiter, was er genau so gesagt hat und dann nicht mehr kann).<<
Auch dann ist es subjetiv durch dich gefärbt, weil Du nicht fühlen kannst, was dein Freund fühlt und Du nicht seine Gedanken lesen kannst. Du kannst nur vermuten wie sich dein Freund fühlt oder was er denkt. Und Du kannst wiedergeben was er dir sagt (also 2. Hand).

.

>>Vielleicht muss ich mich wirklich damit abfinden, dass er immer so krank bleiben wird, wie er jetzt ist; aber dieser Gedanke fällt mir schwer.<<
Nein, das musst Du nicht.

.


>>Er möchte gesund werden und bittet um Hilfe, hat aber niemanden außer mir.<<
Hilf ihm, sich selber zu helfen, aber nimm ihm nicht seine Aufgaben ab. Dein Freund muss an der Überwindung seiner Depression arbeiten, nicht Du.

.


>>Er lebte in diesem Zustand weit über 20 Jahre allein, weil er, wie er mir selber gesagt hat, keinen Ausweg daraus gesehen hat.<<
Und er wird die nächsten 20 Jahre weiterhin depressiv sein, wenn er sich nicht überwindet kann an sich zu arbeiten. Er muss begreifen, das er durch Passivität in einer Psychotherapie nichts erreicht.

.


>>Ich habe mich schon so oft gefragt, wieso es weder einer Therapeutin, noch einer Psychaterin zu denken gibt, wenn der Patient wortlos vor ihr sitzt und wieso das nicht hinterfragt wird.<<
Nicht die Behandler mussen sich hinterfragen, in so einer Situation. Dein Freund muss die Bereitschaft entwickeln, Verantwortung für seine Behandlung zu übernehmen, statt passiv auf Hilfe zu warten.
Die Verantortung als Patient für die eigene Psychotherapie zu tragen bedeutet z.B. schriftlich zu komunizieren, wenn es mündliche nicht möglich ist.

.


>>Er erzählt mir, wie schlecht es ihm geht und fast niemand anderem <<
Dann teile deinem Freund mit, das du nicht der richtige Adressat für diese Botschaften bist. Sondern das es extrem wichtig ist, das dein Freund selber genau diese seinen Behandlern mitteilt, ganz gleich wie. Aber er muss es tun, nicht Du. Und in diesem Tun kannst Du ihn unterstützen, ermutigen und auch einfordern.

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>>Antwort (außerhalb von Sarkasmus) habe ich keine darauf gefunden.
Wie kann ich 9 Monate Verhaltenstherapie machen und dabei feststellen, dass keinerlei Erfolg, auch nicht in geringem Maße zu verbuchen ist und trotzdem weitermachen?<<
Warscheinlich in der Hoffnung, das dein Freund ihrgendwann bereit ist, sich mitzuteilen.

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>>Trägt man als Therapeut da nicht auch eine gewisse Verantwortung?<<
Ich kann als Therapeut meine ganze Kunst aufwenden. Wenn der Patient nicht bereit ist, die ihm zustehende Verantwortung für seine Besserung zu übernehmen und nicht mitarbeitet, wird es keinen Erfolg geben.

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>>Mein Freund sitzt vor mir und ist verzweifelt, weil jeder ihm sagt: Du mußt Deinen Weg finden und er hat keine Ahnung wie.<<
Wie wäre es mit der Bereitschaft zur Komunikation, ganz gleich wie.

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>>Die ganzen Tipps mit Aufschreiben bevor man zum Arzt geht pp. - und noch vieles andere - habe ich ihm auch schon gegeben: er schämt sich und tut es nicht.<<
Es ist seine Entscheidung, nicht zu komunizieren, sich nicht mitteilen zu wollen. Also muss er die Konsequenzen daraus tragen und weiter leiden. Er will es ja nicht anders.

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>>Er hat sein Leben lang gelernt, dass das Wichtigste im Leben die Außenwirkung ist..... was ist das Resultat: er wird in dem Muster bleiben?<<
Die Außenwirkung ist momentan, dein Freund ist nicht bereit zur Mitarbeit in einer wirkungsvollen Psychotherapie. Lieber bleibt er krank als Verantwortung für sich zu übernehmen.

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Wie wäre es mit einem Handel zwischen dir und deinem Freund, etwas so: Ich unterstütze dich weiterhin bei Arzt und Psychotherapeutenbesuchen, aber Du trägst deine Teil zur Therapie bei. Wenn Du nicht reden kannst, erwarte ich, das Du dich schriftlich äußerst.
Wenn Du das nicht tust, ist eine weitere Unterstützung durch mich kontraproduktiv, denn es stützt nur dein krankhaftes Muster der Verweigerung. Und deine Therapieverweigerung werde ich nicht weiter unterstützen.
Andreas01

Re: häufige Abstürze trotz Medikamente

Beitrag von Andreas01 »

Hauptsache man hat den Schuldigen der Tragödie (Pias Freund) und somit ist das Problem gelöst, basta !

Andreas
wütend

Re: häufige Abstürze trotz Medikamente

Beitrag von wütend »

>> Hauptsache man hat den Schuldigen der Tragödie (Pias Freund) und somit ist das Problem gelöst, basta !<<

Das ist Deine Aussage, Andreas!
bigappel
Beiträge: 1488
Registriert: 10. Dez 2010, 08:10

Re: häufige Abstürze trotz Medikamente

Beitrag von bigappel »

Hallo Jakomo,
lieber Andreas,
hallo @ all,

ein ganz herzliches Dankeschön an Jakomo und Andreas für Eure sehr netten Worte.

Vorab: Venlafaxin wurde ja gesteigert und siehe da, erwartungsgemäß ist mein
LG auf dem Weg der Besserung. Das Zeug wirkt sehr schnell; er kann wieder besser
denken und handeln und nimmt wieder etwas am Leben teil.

@ Jakomo und Andreas:
Ich weiß zwar durchaus meinen eigenen Wert zu schätzen, aber die Fremdanerkennung
in dem Bereich ist momentan ziemlich "mau", so dass es einfach richtig gut getan hat,
diese von Euch zu lesen.

Danke dafür!

Jakomo, Du hast geschrieben, dass Du Dir diesen partnerschaftlichen Rückhalt gewünscht
hättest und andererseits (so habe ich es zumindest verstanden) nicht sicher bist, ob Du
ihn zugelassen hättest (oder hättest können) und Du erst "aufschlagen" musstest, um für Dich akzeptieren und lernen zu können und letztlich somit vielleicht erst die Basis ein Unterstützen
zuzulassen, zu schaffen.

Schon sehr lange vermute ich dies bei meinem LG auch.
Es ist ja durchaus so, dass ich mir eigentlich einen Partner auf Augenhöhe wünsche.
Einen Partner, der auch in der Lage ist, sich mit der Eigenverantwortung bzw. Selbstfürsorge
auseinander zu setzen.

Nach meiner gescheiterten Ehe habe ich mir geschworen nie wieder "Mama" eines erwachsenen
Mannes sein zu wollen. Danach sah es vor Jahren mit meinem LG auch für mich erstmal alles aus.
Ich habe schlichtweg - vermutlich ziemlich naiv - den Umfang der Erkrankung nicht gesehen.

Mein eigentliches Handeln soll eigentlich nicht bevormunden, sondern Hilfe zur Selbsthilfe
sein. Nach meiner Auffassung gibt es außer Gesundheit wenig wichtigeres im Leben, als
ein selbstbestimmtes Leben, was Unterstützung durch Partner und Freunde ja nun nicht
ausschließt.

Die Vorschläge von Parson, z.b. Fragestellungen aufzuschreiben für den Doc oder
Positive-Gedanken-Tagebuch pp zu führen, habe ich ja alle bereits an meinen LG von
mir aus weitergegeben.

Er nimmt oder kann sie aber nicht annehmen.
Warum auch immer will / kann er sich da derzeit nicht entwickeln.

Von daher kann ich Parsons Sorge, dass ich zuviel "Mitmische" und letztlich somit seine
Eigenentwicklung hindere, verstehen. Auch, wenn mir dies letztlich seine Therapeutin
ja empfohlen hat.

Alles in allem ist es wohl für den Angehörigen eine Gratwanderung: das Nicht-Können
des Betroffenen und somit die notwendige Hilfe des Angehörigen und eine Überbehütungs-
gefahr erscheinen mir fließend.

Glücklicherweise, so hoffe ich , bin ich entwicklungsfähig und lerne auch immer und
immer wieder und wünsche mir, die Gratwanderung richtig gehen zu können.
Die Zeit wird es wohl zeigen.

Ganz herzlichen Dank nochmal an Euch allen;
der Austausch hier im Forum ist immer wieder sehr wichtig und ergiebig für mich.

Von Herzen Grüße
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
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