Rückfälle in alte Muster

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Hank
Beiträge: 80
Registriert: 8. Feb 2011, 12:15

Rückfälle in alte Muster

Beitrag von Hank »

Hallo liebe Mitleidenden bzw. Interessierten,

ich bin seit gut einem Jahr in Verhaltenstherapie, leide an Depressionen, und habe speziell während meiner Zeit in der ich krank geschrieben war, zunehmend bewusst auf mich geachtet, bin ins öffentliche Leben zurück, und habe in Folge der Therapiestunden, gezielt an mir gearbeitet, z.B. zu reklamieren, Nein zu sagen, mir weniger Gedanken darüber zu machen, was der/die andere von mir denkt.

Seit ich nun wieder arbeite, verfalle ich wieder in alte Muster, arbeite lange, habe dann wenig Lust Freunde zu treffen, und benötige die restliche Zeit somit für mich. Somit leiden wieder Freundschaften, die Freundin, und nicht zu letzt ich selbst.

In der Therapie soll ich ja lernen, auf mich zu hören, für mich einzustehen, verbalisieren kann ich es nur in der Situation selbst verfalle ich sofort wieder ins Muster "im Nu JA zu sagen, bzw. zuzustimmen" das geht reflexhaft, und dann fühle ich mich schlecht, und gehe durch wie ich jetzt doch noch nein sagen kann etc.

Ich fühle mich dann entmutigt und sehe meine Therapieerfolge gefährdet bzw. keinen Fortschritt.

Wie geht es Euch und vor allem wie schafft ihr es nicht immer zu allem gleich Ja zu sagen, sondern in Ruhe und überlegt zu antworten.

Vielen Dank für jedes Feedback.

Hank
wütend

Re: Rückfälle in alte Muster

Beitrag von wütend »

He Hank

bitte doch mal deine Verhaltenstherapeutin mit dir NEINsagen zu üben.
Also ganz praktisch: Sie soll dich zu etwas drängen und du versuchst dem zu wiederstehen.

Und diese Frage wäre sinnvoll zu klären: Woraus beziehst Du dein Selbstwertgefühl? Anerkennung von Kollegen?
Kieselstein
Beiträge: 179
Registriert: 18. Aug 2011, 16:07

Re: Rückfälle in alte Muster

Beitrag von Kieselstein »

Hallo:-),

mir ging es auch lange Zeit wie dir. Ich bin immer mehr in alte Muster verfallen und habe mich deswegen fast schon gehasst...
Mittlerweile bin ich dazu übergegangen, Dinge, zu denen ich zu schnell "Ja" gesagt habe, zu relativieren bzw. auch wieder rückgängig zu machen.
Hier mal ein Beispiel: Mein Freund wollte mit mir seine Tochter und deren Freund besuchen. Da es eine Wegstrecke von 80 Kilometern ist, wollte er bei ihr übernachten. Ich habe erstmal zugesagt- ihm zuliebe und des lieben Friedens willen. Mir ging es damit aber sehr schlecht; ich habe den Druck kaum noch ausgehalten, da ich nicht gern anderswo übernachte. Jedenfalls habe ich ihm erklärt, wie ich mich fühle und dass er mich überrumpelt hat. Letztendlich haben wir den Kompromiss gefunden, dass wir sie besuchen fahren aber nicht bei ihr übernachten.

Jetzt frage ich dich: Warum sollst immer nur du zurückstecken? Warum nicht mal die anderen?
Was könnte im schlimmsten Fall passieren?

Vielleicht ist es ein kleiner Denkanstoß:-).

Liebe Grüße
Hank
Beiträge: 80
Registriert: 8. Feb 2011, 12:15

Re: Rückfälle in alte Muster

Beitrag von Hank »

Hallo,

vielen Dank für Eure Inputs. Zunächst mal hilft es bei mir wenig zu "üben". Ich bin theoretisch recht gut und auch sprachgewandt (wird mir zumindest bescheinigt) - das Problem ist wenn ich auf den falschen Fuss erwischt werde, das liegt sicherlich auch daran, dass ich eh jemand bin der die Ruhe auch in einer Runde nicht aushält und losquatscht . Ich benötige sicherlich einen Trick wie ich das "reflexartige Antworten" insbesondere mit Zustimmung hemmen kann?

Jemand eine Idee?

Das mit dem relativieren und zurückrudern, das ist sicherlich nicht der Königsweg aber es hilft zumindest sein Gesicht vor sich selbst zu wahren. Aber privat geht das mit Sicherheit leichter als geschäftlich beruflich.

Hank

PS ich übernachte übrigens auch nicht gerne bei anderen, ich muss mich frei bewegen können, und wenn dann lieber ins Hotel
DarkRaven
Beiträge: 1135
Registriert: 14. Jul 2010, 16:27

Re: Rückfälle in alte Muster

Beitrag von DarkRaven »

Hank
Beiträge: 80
Registriert: 8. Feb 2011, 12:15

Re: Rückfälle in alte Muster

Beitrag von Hank »

Hallo DarkRaven,

vielen Dank, jeder Input bringt mich weiter, auch hilft es zu wissen, dass es anderen auch schwer fällt (das ist zwar nicht schön; aber ermutigt weiter zu machen).

Das mit dem "Hinhalten" ist gut, aber wie unterdrückst Du in der Situation den "Impuls" sofort Ja zu sagen?

Hank
DarkRaven
Beiträge: 1135
Registriert: 14. Jul 2010, 16:27

Re: Rückfälle in alte Muster

Beitrag von DarkRaven »

pero
Beiträge: 970
Registriert: 8. Apr 2011, 09:23

Re: Rückfälle in alte Muster

Beitrag von pero »

Hallo Hank,
hinhalten ist eine recht gute Methode. Ich mache das so das ich mir angewöhnt habe nicht sofort zu antworten sondern erst mal kurz zu überlegen wie wichtig das ist.
Bei "Kannst Du bitte den Arzt rufen" gibt's kein Aufschieben, bei "könntest Du mir am Wochenende beim Umzug helfen" kommt bei mir dann erstmal reflexartig "Würde ich gerne machen, kann aber noch nicht fest zusagen. Da ist noch eine andere Verpflichtung die ich zuerst mal klären muss. Ich sage Dir morgen Bescheid."

Also den ersten Impuls (ja sagen) greife ich auf, mache es aber noch nicht verbindlich. Das kann man einüben.

Und ganz wichtig finde ich es nachdem man die Zusage gemacht hat nicht mehr an dem Entschluss zu zweifeln.
Damit untergräbt man sich selbst.

lg
pero
Was die Raupe Ende der Welt nennt, nennt der Rest der Welt Schmetterling.
Hank
Beiträge: 80
Registriert: 8. Feb 2011, 12:15

Re: Rückfälle in alte Muster

Beitrag von Hank »

Hallo Pero,

vielen Dank, Du hast recht, an dem gefassten Entschluss sollte man dann nicht mehr zweifeln, hätte meine Psychologin nicht besser sagen können Meine Frage, wie meinst Du das, wie man das Einüben kann den Impuls unverzüglich Ja zu sagen zu unterdrücken!

Hast Du einen Tipp für mich?

DAnke. Gruß Hank
pero
Beiträge: 970
Registriert: 8. Apr 2011, 09:23

Re: Rückfälle in alte Muster

Beitrag von pero »

Hallo Hank,
was meinst Du woher der Tipp stammt?
Ich selbst neige auch dazu immer ja zu sagen, daher gebe ich diesem Impuls ein Stück weit nach, mache dann aber eine Einschränkung um Zeit zu gewinnen um das noch mal zu überdenken.

Ist also ein "Ja, aber..."
Ich finde das leichter für mich als immer "Nein" zu sagen, so passt das besser zu mir. Und es vermeidet auch Stress weil ich mir die Begründung für das "Nein" genauer überlegen kann.

lg
pero
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