Freundschaft mit anderer Depri, Familie, Einsamkeit

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Secret
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Freundschaft mit anderer Depri, Familie, Einsamkeit

Beitrag von Secret »

Hallo Zusammen,

ich konnte letzte Nacht nicht schlafen nach einem Gespräch mit meinen Mann und bin seit 5 Uhr wach, das ist für mich ungewöhnlich. Meist lege ich mich noch mal eine Stunde ins Bett wenn die Kinder zur Schule gegangen sind, damit die Tage nicht noch länger werden seit ich ohne Job bin.

Habe letzten Sommer in der Tagesklinik mit einer gleichaltrigen Freundschaft geschlossen, wir treffen und einmal die Woche und telefonieren auch häufiger.

Nachdem ich meinen Mann fragte, ob ich mich auch mal nachmittags mit ihr treffen kann wenn er von der Arbeit kommt und die Kinder dann nicht alleine sind meite er ich würde mich zu sehr an diese Frau klammern, sie hätte eigene Probleme und würde mir auf Dauer nicht gut tun. Ich solle auch andere Kontakte pflegen. Ich habe noch zwei andere Bekannte, die nicht depressiv sind, aber locker und sie haben nicht so viel Interesse an Unternehmungsen bzw. auch weniger Zeit da berufstätig. Da kommt auch meine Angst vor Ablehnung raus - beide hatten einen Termin zum Walken abgesagt - gestern. Ich habe vor diesem Gespräch verdrängt dass ich sowieso befürchte, dass ich abgemeldet sein werde wenn sie erst mal wieder einen Job hat. Wenn ihr Partner etwas mit ihr macht hat sie auch nie am Wochenende Zeit für mich. An meinen Geburtstag ist sie nicht gekommen, hatte sich einen Tag vielmals entschuldigt, ich habe zwar auf die Frage ob wir noch Freundinnen sind ja gesagt - noch weiterhin ein komisches Gefühl, ein bitterer Nachgeschmack ist geblieben. Dazu kommt dass ich mich allgemein sehr einsam fühle, obwohl ich meine Familie habe, die Kinder abends beim Fernsehen mit mir kuscheln. Aber wie jede Mutter das merkt: wenn die Kinder älter werden wird man nicht mehr so gebraucht: oft mache ich mittags die Tur nur auf, esse etwas mit ihnen und sie gehen dann an den Computer oder zu Freunden spielen. Da sein muss ich nachmittag aber trotzdem ... komme mir vor wie bestellt und nicht abgeholt, der Haushüter eben. Mein Mann geht in die Garage, ich bin alleine im Haus. Er hat keine Lust mit mir ins Kino zu gehen oder sonst etwas zu unternehmen. Er meint ich könne ja zu ihm in die Garage kommen, aber das restaurieren von Autos interessiert mich nicht. Daher versuche ich mit anderen Menschen etwas zu unternehmen, er wirft mir dann vor ich sei ständig unterwegs, Laufgruppe, Yoga usw.

Oft fühle ich mich auch unter vielen Menschen einsam .....

Ich weiss nicht wie ich mich der Freundin gegenüber verhalten soll, viele Sorgen besprechen wir. Doch wenn sie wüsste was mein Mann über sie sagte ist sie ja sicher gekränkt, das erzähle ich ihr nicht.

Ich denke das mit dem Klammern ist auch etwas dran, diesen Fehler hatte ich schon früher als Kind gemacht und die Enttäuschung war dann sehr groß wenn eine einzige Freundschaft zu ende ging.

Ich musste mir das mal von der Seele schreiben, denn ich fühle mich seit gestern sehr traurig und leer und ohne Aufgabe, keinen Grund morgens überhaupt aufzustehen ....

Secret
LG

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Registriert: 16. Dez 2010, 16:15

Re: Freundschaft mit anderer Depri, Familie, Einsamkeit

Beitrag von Secret »

Da ist mir noch etwas zu gestern eingefallen: ich war vormittags bei meiner Nordic Walking Gruppe (alles Rentner) - sie hatten sich über Sport, Muskelschwund und Abbau unterhalten. Das man etwas tun müsse und nicht den ganzen Tag vor dem Fernseher sitzen wie andere. Das hat mich auch traurig und nachdenklich gemacht - ich komme mir auch vor wie ein Rentner auf Zeit - der sich selber beschäfigen muss.

Eine traurige Zukunft als Rentner .... Den Tag hinter sich bringen.

Ich denke ich kann zur Zeit weder mit noch ohne Arbeit ...
LG

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Andreas01

Re: Freundschaft mit anderer Depri, Familie, Einsamkeit

Beitrag von Andreas01 »

@Secret
>>>meinte er ich würde mich zu sehr an diese Frau klammern, sie hätte eigene Probleme und würde mir auf Dauer nicht gut tun<<<

damit hat er auch meiner Meinung nach recht, allerdings sollte er sich auch um Deine Bedürfnisse kümmern. Auch ich habe meine typisch männlichen Hobbys, aber diese können (mir zumindest) eine liebende Frau nicht ersetzen.
Meine Bekanntschaften / Freundschaften aus der Klinik / Selbshilfegruppenzeit haben sich letztendlich ALLE als Zeit und Geldverschwendung erwiesen, daher werde ich sollte ich nochmals im diese Situation geraten, am Ende weder Telefonnummer, E-Mail Adresse noch sonstwas jemanden hinterlassen.

Gruß
Andreas
schoko
Beiträge: 43
Registriert: 15. Jan 2011, 19:12

Re: Freundschaft mit anderer Depri, Familie, Einsamkeit

Beitrag von schoko »

Hallo und guten Morgen,

Freundschaften zu halten und zu pflegen ist garnicht so einfach. Früher war es oft so, daß die Freundinnen plötzlich einen Freund hatten, neue Arbeitsstellen, Kinder bekommen haben, in einen anderen Ort umgezogen sind so das man nicht mal kurz Kaffee trinken konnte.
Oder die männlichen Freunde meldeten sich nicht mehr, weil man selber einen Freund hatte.

Genieße die Zeit die Deine neue Freundin hat und versuche wenn es sich ergibt auch neue Kontakte aufzubauen. Ich weiß aus Erfahrung (hätte auch gerne mehr Kontakte) das es garnicht so einfach ist, Menschen zu finden die zu einem passen.

Schade das Dein Mann nicht auch mal mit Dir Aus geht.
Lasse Dir Deine Unternehmungen nicht nehmen. Ist doch genau das richtige, wenn man es trotz Depressionen schafft Sport zu treiben oder Freundinnen zu besuchen.
Wenn Du nochmal arbeiten gehen kannst, wird es von alleine nochmal weniger.

Würde hier noch viel mehr schreiben , jedoch will ich mein eigenes Freundeproblem nicht in den Vordergrund schieben.

Liebe Grüße
Schokomonster
Der Kopf ist rund damit das Denken die Richtung ändern kann
sandee
Beiträge: 14
Registriert: 13. Nov 2011, 13:14

Re: Freundschaft mit anderer Depri, Familie, Einsamkeit

Beitrag von sandee »

Hallo Secret,

auch ich kann Deine Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit gut nachvollziehen. Ich war noch nie in einer Klinik und habe auch noch nie bei einer Selbsthilfegruppe mitgemacht, daher habe ich keine Erfahrungswerte, was diese Bekanntschaften betrifft, so wie Andreas. Ich persönlich finde es aus Deiner Sicht normal, dass Du bei Deiner Freundin Halt suchst, die dieselbe Krankheit hat und Dich somit wahrscheinlich momentan von allen am besten verstehen kann. Ich kann mir vorstellen, dass so ein Zusammenhalt total wichtig ist. Dein Mann meint vielleicht unter anderem, dass Ihr beide schlecht von negativen Gedanken wegkommt, da ja jede ihre Probleme mitbringt? Kann man auch nachvollziehen. Dennoch glaube ich, dass Dir diese Freundschaft schon eine gewisse Geborgenheit geben kann und gut ist. Manchmal klammere ich mich auch an Freundinnen, meine Mama oder an den Job. Das ist eben so, wenn man fällt... dann sucht man was zum Festhalten.
Deine Einsamkeit zuhause hört sich sehr traurig an. Es ist ja nicht so leicht, die Zeit, die man hat, für was Schönes zu nutzen. Vielleicht muss diese innere Leere ein wenig bestehen, damit sich aus ihr heraus etwas neues entwickeln kann. Ich habe (noch) keine Kinder und wünsche mir sehnlichst Mami zu sein, aber es ist mir auch schon oft gesagt worden, dass das nicht der einzige Lebensinhalt sein darf. Jetzt ist die Zeit gekommen, wo Deine Kinder Dich nicht mehr jede Minute brauchen (denn insgesamt brauchen sie Dich immer!) und Du wieder ein eigenens Leben aufbauen darfst. Es ist doch toll, wenn Du viel unterwegs bist!! Lass Dir da keinen Vorwurf machen, ich finde das ganz großartig! Wünschte, ich könnte mich mal motivieren und meinen Hintern hochkriegen zum Yoga etc.
Eine liebe Umarmung und viel Wärme,
sandee
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Re: Freundschaft mit anderer Depri, Familie, Einsamkeit

Beitrag von Secret »

Hallo zusammen,

danke für die Antworten. Ich werde sehen wie die Freundschaft sich entwickelt. Es fehlt mir auch eine Aufgabe, nach einer Auszeit von einem Jahr fange ich langsam an mich zu bewerben. Die letzten Monate habe ich nur Absagen bekommen und meine Freundin sagte mir dass uns keiner mehr haben will.

Heute mittag lag eine Enladung zum Vorstellungstermin im Briefkasten! Statt mich zu freuen habe ich mich total erschreckt, habe meine Stöcke erst mal genommen und war laufen um einen freien Kopf zu bekommen.

Meine Freundin hat mich anschließend angerufen und war kurz angebunden, abwarten wie sich das entwickelt. Ich weiss nicht wie sie damit umgeht. Mein Mann meinte das sei Neid.

Ich bin aufgeregt, frage mich ob ich eine Chance habe. Mein letzten Vorstellungsgespräch war im Februar und sehr unangenehm. Also gehe ich ohne Erwartungshaltung dort hin und lasse es auf mich zukommen ....

Secret
LG

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Re: Freundschaft mit anderer Depri, Familie, Einsamkeit

Beitrag von Secret »

Sandee: da ich mich darüber geärgert habe als Mutter nur der der Haushüter zu sein habe ich mich heute mittag dazu entschlossen meinen fast 10jährigen Sohn, der raus spielen gegangen ist einen Hausschlüssel mitzugeben. Dann konnte ich mit meinen Mann heute alleine zur Stadt gehen, ich musste einfach loslassen und ihm mehr zutrauen.

Den Schlüssel habe ich zurückbekommen, er hat ihn zwar verlegt aber nicht verloren.

Ich wünsche Dir noch alles Gute für die Zukunft, ich habe mein erstes Kind auch nicht sofort bekommen, musste ein paar Jahre warten ...

Und Mutter sein ist auch nicht alles, und wenn dann ist die erste Zeit besonders arbeitsintensiv.

andreas: ja zum Teil bin ich Deiner Meinung, mann sollte sich nicht gegenseitig runterziehen.
Gegenseitiges Verständnis hat uns auch gut getan, aber man darf sich nicht zu viel darin hineinsteigern.

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LG

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jonesy
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Registriert: 25. Feb 2011, 17:42

Re: Freundschaft mit anderer Depri, Familie, Einsamkeit

Beitrag von jonesy »

Liebe secret,
ich habe auch eine Freundin, die ebenfalls depressiv ist und es tut mir sehr gut, mit ihr was zu unternehmen. Sie hat ein ähnliches Tempo und versteht mehr, wie mir gerade ist.
Aber und das finde ich auch wichtig, mindestens ebenso oft treffe ich mich mit anderen Leuten.
Ich meine aus deinen Worten sehr viel Verlustangst zu hören, dabei denke ich, du hast als Freundin sicher viel zu bieten.
Das man gekränkt ist, wenn man mal zurück gewiesen wird oder jemand am Geburtstag nicht kann, verstehe ich. Denke aber auch, gerade wenn man depressiv ist, ist man besonders unsicher und schnell verletzt.
Lass einfach mal laufen und guck, wie es weiter geht. Kontrolle zu haben, ist eh ein Gerücht<g>.
Schön, dass du ein Vorstellungsgespräch hast. Selbst wenn es nichts werden sollte, so ist halt ein Übungsfeld. Ich drück dir jedenfalls die Daumen.
LG v. Pauline
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