Ablehnung aushalten lernen

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iffy04
Beiträge: 431
Registriert: 10. Mär 2010, 11:54

Ablehnung aushalten lernen

Beitrag von iffy04 »

Hallo,
ich hatte gestern eine interessante Therapiestunde. Es geht um das Thema: Innere Ablösung von den Eltern. In meiner Herkunftsfamilie wird ein sehr enges Band um Familieninternas geschnürt, d. h. entweder man fügt sich diesen Wertvorstellungen oder man wird abegelehnt und schlecht über einen geredet.
Ich versuche mich schon seit Jahren mit mehr oder weniger großem Erfolg diesem Familienband zu entfernen.
Nun sagte meine Thera zu mir, dass nur ich mich Erlösen kann, meine Mutter kann und wird es nicht tun, sie wird mich immer festhalten wollen. Sie sagte weiter, dass alles seinen Preis hat und ob ich bereit wäre den Preis der Ablösung zu zahlen und wie der Preis aussehen könnte. Ich dann: Sie würden mich schlecht reden, würden meine Schwester als brave Vorzeigetochter sehen usw.
Nun die entscheidende Frage: Wie kann ich lernen die Konsequenzen der Ablösung auszuhalten?
Die ganzen letzten Jahre bin ich immer wieder zurückgelaufen, weil ich die Hoffnung hatte, meine Mutter würde mich "freigeben". Aber jetzt weiß ich, dass sie das definitiv nicht tun wird - also kann nur ich das tun

Hat jemand Erfahrung damit?
Nico_26
Beiträge: 8
Registriert: 3. Nov 2011, 21:44

Re: Ablehnung aushalten lernen

Beitrag von Nico_26 »

Ich kann deine Frage und deine Bedenken nur zu gut verstehen. Es gehört viel sich von seiner Familie zu lösen vor allem dann, wenn man weiß, dass es einen hohen Preis kostet.
Ich stehe selbst seit Jahren vor der ähnlichen Frage. Leider ist es wirklich so, dass einem die Entscheidung nicht abgenommen wird und nur man selber den Schritt gehen kann.
Mir hat es geholfen mich in kleinen Schritten zu lösen. Dinge die mich früher total runtergezogen haben oder die mich einfach nicht losließen versuche ich heute weitesgehend zu überstehen. man muss sich dazu zwingen aber schritt für Schritt geht das. Ich denke, dass es so den Großen Bruch zumindest erträglicher macht.
Wie genau man sich wieter löst íst dann Situations abhängig. Vor allem muss man sich entscheiden : ist es einen Wert einen unter umständen sehr hohen Preis zu zahlen oder will und vor allem kann man die sache aussitzen
Schlotter
Beiträge: 16
Registriert: 18. Okt 2011, 13:03

Re: Ablehnung aushalten lernen

Beitrag von Schlotter »

Meine Eltern haben mich rausgeschmissen als ich 19 war.Ich wollte immer nur geliebt sein, bin Einzelkind.MIt 30 habe ich dann einen Schritt zu Ihnen gemacht und festgestellt dass meine Mutter ein verlogenes eifersüchtiges Biest ist und auch war.Ich wollte nur geliebt sein und Anerkennung.
Mir fehlt Familie.
Ich glaube Du musst für Dich entscheiden, ob Du damit umgehen kannst dass Du das schwarze Schaf der Familie bist.
Ich glaube es ist meist bei Geschwistern so dass einer immer doller als der andere ist.
Nur wenn Dir das ganze Familiengedöns jetzt zu viel ist, solltest Du Dich zurückziehen und einfach abwarten was passiert.
Egwene
Beiträge: 27
Registriert: 26. Okt 2011, 19:35

Re: Ablehnung aushalten lernen

Beitrag von Egwene »

Hallo iffy,

ich habe immer wieder Kontaktabbrüche vorgenommen, zu beiden Elternteilen. Allerdings habe ich festgestellt, dass ich den Kontakt brauche, wenn ich keinen habe, bin ich noch unglücklicher.

Vielleicht ist Abgrenzung der richtige Weg. Nach dem ich einem Elternteil gesagt habe, dass es unmittelbar beteiligt ist, an meiner Depression, fühle ich mich besser.

Heute habe ich mit beiden einen ganz guten Kontakt, und kann (bis auf einige Ausnahmen) ganz gut damit umgehen. Missen möchte ich beide nicht!

Liebe Grüße
Egwene
iffy04
Beiträge: 431
Registriert: 10. Mär 2010, 11:54

Re: Ablehnung aushalten lernen

Beitrag von iffy04 »

Danke für Eure Antworten. Ich rede auch nicht von Kontaktabbruch, sondern davon, dass sie nicht beleidigt ist, wenn ich mich mal eine Woche nicht melde. Sie sagt dann: Ach, ja - ich weiß ja, dass du besseres zu tun hast als uns alte Leute zu besuchen...usw.
Wisst Ihr was ich meine? Ich habe dann ein schlechtes Gewissen.
Ich muss dazu sagen, dass ich ein Ersatzkind bin, d. h. ich wurde als Ersatz für meine verstorbene Schwester geboren. Das wurde mir auch als Kind schon so gesagt. Wenn sie nicht gestorben wäre, wäre ich nicht auf der Welt. Ich glaube schon, dass ich daher so große Probleme habe eine "Daseinsberechtigung" zu fühlen, einfach so leben zu dürfen ohne es meinen Eltern recht zu machen.
Und mein Körper und meine Psyche zeigen mir ganz deutlich, dass ich die Situation nicht weiter so aussitzen kann. Dieses immer rechtfertigen müssen hat mich schließlich krank gemacht. Ich muss endlich frei werden und lernen mit der Ablehnung meiner Eltern zu leben.
@Aihaba
Was meinst Du mit,
"Dinge die mich früher total runtergezogen haben oder die mich einfach nicht losließen versuche ich heute weitesgehend zu überstehen. man muss sich dazu zwingen aber schritt für Schritt geht das."
Wie überstehst Du diese Dinge. Änderst Du Dein Verhalten in bestimmten Situationen oder hast Du mit deiner Familie versucht darüber zu sprechen (das habe ich versucht, aber der Schuss ging voll nach hingen los)
Bummel
Beiträge: 45
Registriert: 5. Jul 2011, 19:06

Re: Ablehnung aushalten lernen

Beitrag von Bummel »

Hallo iffy04

> Es geht um das Thema: Innere Ablösung von den Eltern.
Innere Ablösung? Wieso sollte das gleich ein totaler Bruch sein?


>In meiner Herkunftsfamilie wird ein sehr enges Band um Familieninternas geschnürt, d. h. entweder man fügt sich diesen Wertvorstellungen

Das kenne ich auch sehr gut, dieses Band drückt einfach die Luft ab.

>oder man wird abegelehnt und schlecht über einen geredet.

Dieses schlecht reden, woher weißt Du das? Weil es auch stattfindet wenn Du dabei bist? Wenn Du lieb Kind bist, bist Du Dir dann sicher, dass nicht trotzdem schlecht über Dich geredet wird, halt immer wenn Du nicht dabei bist?

Als ich Kind war war ich fürchterlich frech, dreckig, habe geklaut usw. Es wurde ständig und viel über mich geredet, weil es nur ein kleines Dorf ist. Vielleicht war das mein Glück, dass ich nichts mehr auf Gerede gebe, heute bin ich dran, morgen ist der dran, ich kann's nicht ändern und sage mir das die "Tratscher" dann wenigstens was zu tun haben.

Was könnten sie denn schlimmsten Falls über Dich schlechtes reden? ( Nur für Dich die Frage)
Und würde es denn stimmen? Hast Du einen Grund ein schlechtes Gewissen zu haben?


> Ich versuche mich schon seit Jahren mit mehr oder weniger großem Erfolg diesem Familienband zu entfernen.

Eine räumliche Trennung wäre für den Anfang schon ganz gut, wenn möglich.

> Nun sagte meine Thera zu mir, dass nur ich mich Erlösen kann, meine Mutter kann und wird es nicht tun, sie wird mich immer festhalten wollen. Sie sagte weiter, dass alles seinen Preis hat und ob ich bereit wäre den Preis der Ablösung zu zahlen und wie der Preis aussehen könnte. Ich dann: Sie würden mich schlecht reden, würden meine Schwester als brave Vorzeigetochter sehen usw.
Was glaubst Du, würde Deine Schwester davon halten wenn Du Dich distanzierst?

Könnte es sein, dass sie neidisch wäre auf Deinen Mut?

> Nun die entscheidende Frage: Wie kann ich lernen die Konsequenzen der Ablösung auszuhalten?
Indem Du immer wenn Du daran denkst und schlecht fühlst, tief durchatmest und Dir sagst ich kann frei atmen ohne erdrückt zu werden.

> Die ganzen letzten Jahre bin ich immer wieder zurückgelaufen, weil ich die Hoffnung hatte, meine Mutter würde mich "freigeben".
Wirklich? Oder wolltest Du vielleicht prüfen, ob sie nach der Trennung endlich merkt, dass sie Dir endlich sagt wie sehr sie Dich braucht und wie lieb sie Dich hat. Nicht böse gemeint, aber ich habe mir auch diese Frage stellen dürfen, es hilft Dir vielleicht zu begreifen, was in Dir wirklich abläuft.

>Aber jetzt weiß ich, dass sie das definitiv nicht tun wird - also kann nur ich das tun

Oder tust Du selbst es nicht?, weil Du hoffst und hoffst und hoffst, dass sie Dich in den Arm nimmt und das ins Ohr flüstert was Du Dir wünscht?
Vielleicht tut sie es eines Tages, aber nur, wenn Du es schaffst Dich zu lösen.
Nicht total und endgültig für alle Zeit, aber bis Du Dich selbst gefunden hast und Dich akzeptierst und magst.

> Hat jemand Erfahrung damit?

Es ist ein anstrengender Weg, lohnt sich aber.

Ich wünsch Dir einen Schaufellader, mit dem Du zumindest ein paar "Steine" auf die Seite schieben kannst.
Liebe Grüße
Bummel
iffy04
Beiträge: 431
Registriert: 10. Mär 2010, 11:54

Re: Ablehnung aushalten lernen

Beitrag von iffy04 »

Vielen lieben Dank für die tollen Anregungen. Du scheinst ein ganzes Stück weiter zu sein als ich. Morgen mehr...
momadome
Beiträge: 610
Registriert: 2. Aug 2009, 15:03

Re: Ablehnung aushalten lernen

Beitrag von momadome »

Hallo Iffy04,

ich habe vor ein paar Wochen die Erfahrung machen dürfen, daß meine Verhaltensänderung gegenüber meiner Mutter eine Verhaltensänderung ihrerseits bewirkt hat. Nicht innerhalb von ein paar Wochen, in einem Zeitraum von ca. 4 Jahren ist das gewachsen.

Ich bin mein ganzes Leben der Liebe meiner Mutter hinterhergelaufen, habe versucht durch Leistung und Anpassung Anerkennung zu erhalten. Sinnlos!

Während meiner Klinikzeit habe ich gelernt mich meiner Mutter gegenüber abzugrenzen. Ich habe ihr gesagt, daß ich nicht mehr von ihr angerufen werden möchte. Daß ich sie anrufe, wenn mir danach ist und ich mich stark genug dazu fühle.

Ich habe den Kontakt nie ganz abgebrochen, aber ich habe ihn auf ein für mich erträgliches Maß zurechtgestutzt. Dabei habe ich auch gelernt mein schlechtes Gewissen abzuschaffen. Ich bin nicht für meine Mutter verantwortlich, ich bin nicht dazu auf der Welt ihr Leben nochmal zu leben, so wie sie es gerne gelebt hätte, ich bin nicht dazu geboren, ihr Genugtuung gegenüber ihren Bekannten und Freunden zu verschaffen usw.

Es hat lange gedauert, bis ich das alles verinnerlichen konnte. Und bis ich mich selbst so annehmen und mögen konnte, daß ich nicht mehr darauf angewiesen war, Liebe und Anerkennung von meiner Mutter zu erhoffen.

Irgendwann habe ich diese andere innere Haltung ihr gegenüber wohl ausgestrahlt, denn bei ihrem letzten Besuch bei mir konnte ich ein Gefühl der Zuwendung von ihr wahrnehmen. Ich habe nichts mehr von ihr erwartet, habe losgelassen und bin ihr nach 50 Jahren endlich auf gleicher Höhe begegnet.

Wie Bummel geschrieben hat, es ist ein anstrengender Weg, langwierig, auch mit Rückschlägen, aber er lohnt sich!

LG, jojoma
Annalena2000
Beiträge: 134
Registriert: 10. Sep 2011, 12:43

Re: Ablehnung aushalten lernen

Beitrag von Annalena2000 »

Liebe Iffy,

dein Posting könnte glatt von mir stammen "... schlecht über einen reden", "Vorzeigeschwester" - das kenne ich alles zur Genüge. Abgerundet wurden diese "Familienbande" durch die ständigen eingebildeten Krankheiten meiner Mutter. Diese wurden natürlich vor allem von mir ausgelöst, wenn ich mich nicht zu ihrer kompletten Marionette machte.

Im Laufe der Jahre wurde mir klar, dass das erpresserische Verhalten meiner Familie die Ursache für meine Depressionen war und ist.
Vor Jahren ging es mir damit so schlecht, dass ich den Kontakt zu meiner Mutter für ein Jahr komplett abbrach. Ich sagte ihr, dass ich ihre ständigen Bosheiten nicht mehr ertragen könne.
Kapiert hat sie das nie. Im Gegenteil. Ihr "Killerargument" lautet dann immer: "Du warst ja schon immer so schwierig." Seit ich mich nicht mehr komplett ausnutzen lasse, reden meine Geschwister auch nicht mehr mit mir. Zu Familienfeiern werde ich nicht eingeladen und meine Mutter findet das ok. SIE feiert ja schließlich mit.
Die Drecksarbeiten verlangt sie danach aber mit leidender Stimme dann wieder von mir. Ist das nicht unglaublich?

So gesehen hat deine Therapeutin recht. Von solchen Eltern wird man nie hören, dass sie sich komplett mies verhalten.
Ich bin sehr gespannt, ob jemand hier im Forum einen Rat für dich (und damit auch für alle anderen Betroffenen) hat. Als es mir neulich wegen einer neuen Familienepisode ziemlich schlecht ging, hat mir eine Freundin gesagt, dass es absolut normal und in Ordnung sei, wenn ich meiner Familie am liebsten überhaupt nicht mehr über den Weg laufen möchte. Das war immerhin schon ein Lichtblick - schließlich hatte das System ja darauf aufgebaut, dass alle MICH als die Böse dargestellt hatten und ich mich doch irgendwie schuldig fühlte, weil ich sie nicht mag.

Außerdem habe ich es doch glatt geschafft, nicht mehr auf die Andeutungen meiner Mutter nach ihren aktuellen "Krankheiten" anzuspringen, als sie mich neulich anrief. Auf den Satz "Ach, mir geht es gerade wieder gar nicht gut" sagte ich nur "So so". Das hat sie völlig aus dem Konzept gebracht.

Vielleicht weiß jemand gute Tipps!

Viele liebe Grüße
Annalena
Nico_26
Beiträge: 8
Registriert: 3. Nov 2011, 21:44

Re: Ablehnung aushalten lernen

Beitrag von Nico_26 »

Also bei meinen Eltern bringt es leider auch überhaupt nichts die Dinge anzusprechen im Gegenteil das hat leider immer nur alles schlimmer gemacht.

Ich denke, was mir geholfen hat, war dass ich in vielen Situationen mich gezwungen habe die völlig von mir wegzulassen und dann Stück für Stück zu hinterfragen.
Ich weiß nicht, ob das auf deine Situation übertragbar ist, aber in meinem Fall war es so, dass meine Eltern ein Problem mit sich und ihrem Leben haben und das auf mich und meine Geschwister projezieren.
Mit der Zeit habe ich gelernt das zu erkennen. Und somit gelernt, dass es Dinge gibt für die man nicht kämpfen kann oder die man nicht ändern kann.

Zudem versuch ich bestimmt sachen einfach zu machen, wenn es zu solchen Situationen kommt. Ich fahre eine bestimmte Strecke mit dem Auto oder gehe zu Fuß.
Aber vor allem gehe ich auf Abstand. Wenn auch nur im kleinen. Bin mal ne nacht weg oder vermeide bewusst kontakt.
Auch wenn das zur Folge hat, dass man sich dann ahören darf warum man sich nicht gemeldet hat.
Aber ich zwing mich einfach dazu. Und das hat mich denk ich wirklich weiter gebracht.
Natürlich klappt das nicht immer. Es sind immer noch meine Eltern. Es verletzt mich immer noch. Aber es ist ein erster Schritt
iffy04
Beiträge: 431
Registriert: 10. Mär 2010, 11:54

Re: Ablehnung aushalten lernen

Beitrag von iffy04 »

Ich fühle mich hier sehr verstanden, das ist schön.
Ich kann nämlich sonst mit niemanden darüber reden, ich habe keine wirklich gute Freundin und mein Mann hat eben nicht diese Verstrickungen in seiner Familie erlebt.
Woran ich wirklich auch schwer zu knappern habe ist das Verhalten meiner Schwester. Sie ist 6 Jahre jünger als ich und wir hatten früher ein gutes Verhältnis. Durch den Altersunterschied ist sie jedoch nicht in die Trauerphase (wg. meiner verstorbenen Schwester) hineingeboren worden, sie ist viel freier aufgewachsen als ich. Naja - auf jeden Fall kann sie meine Probleme mit meinen Eltern überhaupt nicht nachvollziehen. Und so kam es, dass wir uns immer mehr distanziert haben und sie jetzt voll auf die Seite meiner Eltern mutiert ist.
In den letzten Jahren bin ich immer dann zu meinen Eltern gefahren, wenn meine Angst zu groß wurde. Ich wusste nicht, wie sie gerade drauf sind, wie die Stimmung (gegen mich) ist und wenn ich diesen Druck nicht mehr ausgehalten habe, bin ich hin um abzuscannen was los ist. So konnte ich dann die nächsten Tage wieder überstehen (krank ich weiß)

Aber mich beschäftigt immer noch die Aussage meiner Thera, dass nur ich die Situation verändern kann, indem ich es aushalte abgelehnt zu werden.
Daran will ich arbeiten
Nico_26
Beiträge: 8
Registriert: 3. Nov 2011, 21:44

Re: Ablehnung aushalten lernen

Beitrag von Nico_26 »

Ich kann gut verstehen, wie schwer dir das fällt. Man kommt selber nie raus aus dem ganzen merkt aber selber das es besser für einen wäre, wenn man es täte.

Seit meine Probleme mit meinen Eltern schwieriger geworden sind und ich zur Therapie gehe, hab ich das Gefühl, ist es mit meinen GEschwistern, vor allem meiner Schwester auch schwieriger geworden. Wobei ich nocht nicht mal sagen würde, dass sie aus Prinzip auf der Seite meiner Eltern ist, sondern, dass sie sich nciht mit unserer Vergangenheit so auseinander setzt wie ich. Ich hab mir Hilfe gesucht. Dafür wurde ich verurteilt.

Ich denke, deine Thera hat recht. Ich musste mir im Grunde ein ähnlichen Satz auch schon anhören. Und muss es auch immer wieder. Für mich war das hart, weil es doch eigentlich nicht sinnvol klingt. Warum sollte man lernen das auszuhalten? Aber tatsächlich bleibt einem nichts anderes übrig.
Und wie gesagt, je öfter man es schaft sich zu distanzieren desto öfter hält man es aus! Denn im Endeffekt ist es ja nur schwer, weil es einen trifft, was natürlich auch klar ist
wütend

Re: Ablehnung aushalten lernen

Beitrag von wütend »

Liebe iffy04

>>Ich rede auch nicht von Kontaktabbruch, sondern davon, dass sie nicht beleidigt ist, wenn ich mich mal eine Woche nicht melde. Sie sagt dann: Ach, ja - ich weiß ja, dass du besseres zu tun hast als uns alte Leute zu besuchen...usw. Wisst Ihr was ich meine? Ich habe dann ein schlechtes Gewissen.<<
Du hast die Verantwortung für das Wohlergehen deiner Eltern übernommen. Deshalb macht dir ihr Spruch ein schlechtes Gewissen. Vernachlässigst Du sie wirklich, wenn Du nichtständig Kontakt zu Ihnen hälst? Oder ist es nicht viel mehr Aufgabe deiner Eltern selber, ihr Leben mit Sinn zu füllen?
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>>Ich muss dazu sagen, dass ich ein Ersatzkind bin, d. h. ich wurde als Ersatz für meine verstorbene Schwester geboren. Das wurde mir auch als Kind schon so gesagt. Wenn sie nicht gestorben wäre, wäre ich nicht auf der Welt.<<
Ganz gleich was der Grund der Schwangerschaft deiner Mutter mit dir war, Du bist ein eigenständiger Mensch und hast ein Recht auf ein eigenständiges Leben. Diese Recht braucht dir niemand zu gewären, es besteht einfach. Du mußt es dir nur zugestehen.
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>>Ich glaube schon, dass ich daher so große Probleme habe eine "Daseinsberechtigung" zu fühlen, einfach so leben zu dürfen ohne es meinen Eltern recht zu machen.<<
s.o.
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>>Und mein Körper und meine Psyche zeigen mir ganz deutlich, dass ich die Situation nicht weiter so aussitzen kann.<<
Dir fehlt die innere Abgrenzung.
Du bist für das Wohlergehen deiner Eltern nicht verantwortlich! Das sind deine Eltern ganz allein (solange sie noch nicht dement sind).
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>>Dieses immer rechtfertigen müssen hat mich schließlich krank gemacht.<<
Du brauchst dich für Dein Leben nicht zu rechtfertigen!
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>>Ich muss endlich frei werden und lernen mit der Ablehnung meiner Eltern zu leben.<<
Beantworte man die Frage, wer für dein Wohlergehen verantwortlich ist?
wütend

Re: Ablehnung aushalten lernen

Beitrag von wütend »

Liebe iffy04

>>Woran ich wirklich auch schwer zu knappern habe ist das Verhalten meiner Schwester. Sie ist 6 Jahre jünger als ich und wir hatten früher ein gutes Verhältnis. Durch den Altersunterschied ist sie jedoch nicht in die Trauerphase (wg. meiner verstorbenen Schwester) hineingeboren worden, sie ist viel freier aufgewachsen als ich. Naja - auf jeden Fall kann sie meine Probleme mit meinen Eltern überhaupt nicht nachvollziehen. <<
Sie lebt ihr Leben und hat warscheinlich ein normaleres Verhältniss zu euren Eltern. Bist du neidisch darauf?
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>>Und so kam es, dass wir uns immer mehr distanziert haben und sie jetzt voll auf die Seite meiner Eltern mutiert ist.<<
Klar, Sie hat mit eventuellen Vorwürfen deiner Eltern kein Probem, läßt sich davon nicht beeindrucken. Und Sie hält soviel Kontakt zu euren Eltern wie es gut für sie ist.
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>>In den letzten Jahren bin ich immer dann zu meinen Eltern gefahren, wenn meine Angst zu groß wurde. <<
Wovor hast Du Angst? Auf einmal für dein Wohlergehen selber sorgen zu müssen?
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Ablehnung aushalten lernen

Beitrag von Zarra »

Hallo,

Eltern ändern sich in so grundlegenden Dingen "nicht", - jedenfalls sehr selten. Von daher können nur wir schauen, wie WIR am besten leben! Eine HARTE Wahrheit, aber eine Wahrheit. Und mich erleichtert die Anerkennung der Wahrheit in der Regel.

Und Deine Therapeutin, Iffy, hat es mit Ihrer Frage wohl sehr gut akzentuiert. Und das ist oftmals gut, weil es etwas klarmacht: z.B. daß es nie dieses "ganz Heile", nie dieses unbedingte Gemochtwerden, wie wir (!) es uns vorstellen, geben wird. Es braucht aber leider diesen schmerzhaften Schritt, um vorwärtszukommen, um sich (vom Negativen) zu lösen. (Ob es später mal wieder etwas Positiveres geben kann, steht auf einem ganz anderen Blatt. - Nicht allumfassend und letztlich so zufriedenstellend, wie ich mir die Beziehung zu m/einer Mutter wünschen würde, aber doch im Kleinen kann ich auch so etwas wie Jojoma berichten.)

Auch die Frage: Was ist Dir wichtiger, Dein Leben oder das Deiner Mutter, Dein Einklang mit Deinem Leben oder ein bißchen eventuelle Glücklichkeit von ihr?!?

In unserer Umgebung wird Familie doch oft als "heilig", als "unantastbar" angesehen, etwas Schlechtes zu sagen, verstößt oftmals gegen ungeschriebene Normen - doch das Schlechte gibt es eben auch.

Ich kann Dich nur zu Distanzierung ermuntern. Mir hat es sehr geholfen. Aber es ist ein langer und nicht immer einfacher Weg. Und ein Teil der "inneren Mutter" begleitet mich leider immer noch, auch wenn ich mich längst äußerlich relativ gut abgrenzen kann.

Persönlicher kann ich es gerade nicht formulieren.

Zarra
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