Arzt hat nicht verstanden

Time4Tea

Arzt hat nicht verstanden

Beitrag von Time4Tea »

Ich weiß ob es Depressionen sind, was ich habe, da ich keine offizielle Diagnose habe. Ich beschreibe mal etwas: Ich habe inzwischen fast permanent depressive Gedanken("Alles ist sinnlos, wäre besser ich wäre nicht da), diese Gedanken hatte ich eigentlich schon immer. Ich bin jetzt 24 und kann mich daran erinnern, dass ich mit 14 auch schon solche Gedanken hatte. Hinzukam dann irgendwann, dass ich Angst vor alltäglichen Dingen bekam. Telefonieren, Menschen treffen, Menschen reden. Alles was irgendwie ein sozialer Kontakt war. Ich habe mich also immer weiter zurück gezogen, mit 17 keine Freunde mehr gehabt. Bisher habe ich es einfach ignoriert und nach Außen wirkte ich immer normal. Durch einen Todesfall eines nahen Bekannten, vor einigen Wochen, brökelt diese Welt stark. Nachts schlafe ich nicht mehr, wenn ich von der Arbeit komme lege ich mich direkt ins Bett und döse vor mich her. Ich esse immer wieder und muss mich zwingen. Ich esse nur noch 1x Abends eine kleinigkeit, den Tag über nichts. Ich hatte immer zu große Angst zum Arzt zu gehen, Angst ihm davon zu erzählen.
Ich habe mich überwunden und bin doch mal hingegangen. Er war erst sehr freundlich und hat mir Doxepin verschrieben, damit ich mal etwas zur Ruhe komme und zumin. mal schlafen kann. Nach 1 Woche hat sich nichts geändert. Ich bin morgends nach wie vor total gerädert und fühle mich sehr schlecht. Es hat sich nichts geändert. Also war ich nochmal da. Diesmal sagte er mir, dass er mir nicht helfen kann, dass ich jung bin und sowas nicht haben kann. dass sich das von alleine legt. Und dann hat er mich weggeschickt. Was soll ich jetzt tun? Wenn nicht mal ein Arzt mir helfen kann. Jeder Tag wird schlimmer.
Picassothedog
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Re: Arzt hat nicht verstanden

Beitrag von Picassothedog »

Hallo Timefortea,

was Du beschreibst, hoert sich fuer mich wie eine Depression an. Ich kenne das auch von mir, dass ich mich immer mehr zurueck ziehe in einer depressiven Phase. Habe dann auch Angst vor sozialen Kontakten und bin am liebsten alleine. Auch wenn Du schreibst, dass Du nach der Arbeit nur noch im Bett liegst und vor Dich hon doest, kenne ich.
Ich finde es aber schon allerhand, dass Dein Arzt Dich einfach wieder wegschickt und sagt, er kann Dir nicht helfen.
Du schreibst, dass Du Doxepin nimmst. Habe ich das richtig verstanden, dass Du es erst eine Woche nimmst? Es braucht aber 2 - 3 Wochen, bis die Wirkung einsetzt. Also musst Du vielleicht noch ein wenig Geduld haben. Ich nehme jetzt auch seit 1,5 Wochen Doxepin und warte noch auf das Einsetzen der vollen Wirkung.
Und mit 24 Jahren bist Du nicht zu jung fuer Depressionen. Ich bin jetzt 34 und habe auch schon einige Jahre mit Depressionen zu kaempfen (ca. 8 Jahre).
Vielleicht solltest Du mal zu einem Psychiater gehen. Der schickt Dich dann bestimmt auch nicht weg, wenn Du ihm schilderst, wie es Dir geht.

Es kommen auch wieder bessere Zeiten!

Viele Guesse,

MadDog
TelefonTelAviv
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Registriert: 29. Okt 2010, 21:56

Re: Arzt hat nicht verstanden

Beitrag von TelefonTelAviv »

Reve
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Re: Arzt hat nicht verstanden

Beitrag von Reve »

Hi!
möchte dich auch dringend ermutigen, ganz schnell einen (erneuten) Termin bei einem Arzt auszumachen. Bei welcher Art von Arzt warst du denn? Ich war anfangs auch bei einem Hausarzt, er hat mir schon die entsprechenden Medikamente verschrieben, aber nie den Ernst der Lage erkannt.

Du bräuchtest einen Psychiater, er kann auch Neurologe/Psychiater sein, dieser wird dich entsprechend behandeln, aber ich gebs zu, auch da muss man schon ein bisschen Glück haben, damit die Chemie etwas stimmt, zumindest meine Erfahrung.

Ich vermute mal, der Todesfall des nahen Bekannten war der Auslöser, dass sich alles so sehr verschlechtert hat bei dir. Du bräuchtest jetzt natürlich schnell Hilfe, glaub mir, auch für dich gibt es eine entsprechende Behandlung. Oftmals kombiniert man medikamentöse Behandlung mit einer therapeutischen Begleitung.

Wie mein Vorredner schon schreibt, die Medikamente wirken erst mit Zeitverögerung,..
der beruhigende Effekt (von Doxepin) tritt allerdings in der Regel schneller ein, soweit ich weiß..
Hier mal etwas, was dir vielleicht ein bisschen die Richtung vorgibt,...
http://deprifahrplan.jimdo.com/

Hoffe, du findest schnell Hilfe,...

LG Carin
Time4Tea

Re: Arzt hat nicht verstanden

Beitrag von Time4Tea »

Ich war beim Hausarzt und er hat mir Doxepin verschrieben, wegen den Schlafproblemen. Ich hab das dann ingesamt 2 Wochen genommen, doch die Nebenwirkungen waren furchtbar. Ich hatte die ganze Zeit 'nen trockenen Mund und hab dadurch ca. 3-5 liter am Tag getrunken. Und irgendwie hat es dieses Schlaffsein nur verstärkt. ich war auch am Tag träge. Ich hab das zeug dann weggeworfen.

Ok ich gebe auch zu, ich hab ihm nicht alles gesagt, ich habe nichts von Sui-gedanken erzählt. Es war schon schlimm überhaupt dahin zu gehen. Ich möchte da nicht nochmal hin. Ich werde da auch nicht nochmal hingehen.

Ich seh da keinen Sinn drin zu einem anderen Arzt zu gehen, weil es da genauso ablaufen wird. Vielleicht hat der andere Arzt ja recht, und das geht einfach von alleine weg. Geht das von alleine weg?
flora80
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Re: Arzt hat nicht verstanden

Beitrag von flora80 »

Hallo Time4Tea,

nein, das geht mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht von allein weg. Dein Arzt hat recht uninformiert gehandelt und ich rate dir dringend, einen Facharzt aufzusuchen. Du kannst zum Beispiel auch zu einer psychiatrischem Ambulanz in deiner Stadt gehen, wenn es da eine gibt. Es GIBT Hilfe.

Wenn du in eine akute Krise mit starken Suizidgedanken gerätst, dann zöger bitte nicht eine Sekunde, einen Notarzt zu rufen!

Flora
flora80
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Re: Arzt hat nicht verstanden

Beitrag von flora80 »

Nachtrag:

auch mit 24 kann man Depressionen haben. Das Alter spielt da echt mal so gar keine Rolle. Was ist denn das für eine Aussage???

Als ich mit 24 in der Klinik war, kam eine neue Mitpatientin, älteres Semester. Die fragte mich, warum ich denn da sei. Als ich sagte "Depression", da kam von ihr "also so ein junger Mensch kann doch noch gar nicht depressiv sein". Argh. Das ist Quatsch! Lass dir das nicht einreden.

LG und wie gesagt, zöger nicht, dir Hilfe zu holen. Es gibt sie!

Flora
Time4Tea

Re: Arzt hat nicht verstanden

Beitrag von Time4Tea »

Ich habe mir hier viele Beiträge durchgelesen. So viele Menschen die viel weiter sind als ich, weil sie sich Hilfe geholt haben oder denen derzeit geholfen wird und trotzdem geh es ihnen schlecht oder manchmal sogar noch schlechter. Da frage ich mich, ob sich das überhaupt lohnt.
Bei dem Arztbesuch hatte ich so viel Panik und Angst und hinter fühlte ich mich richtig schlecht. Es war kein Gefühl von: "Hey du hast es geschafft, super!", sondern das Gegenteil. Und wenn ich lese, dass es hinterher nicht besser wird, oder sogar noch schlimmer, wozu dann das ganze? Ich denke "gesund" werde ich sowie so nie wieder ganz. Ich glaube auch einfach, dass ich es gar nicht wert bin. Ich habe niemandem im Leben, für ich leben sollte.
flora80
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Re: Arzt hat nicht verstanden

Beitrag von flora80 »

Hallo Time4Tea,

weißt du, die Menschen, die hier im Forum schreiben, sind häufig von einer rezidivierenden Depression betroffen, die eben wiederkehren kann. Die Betonung liegt auf "kann". Das hier ist nicht repräsentativ. Naturgemäß schreiben in einem solchen Forum vorrangig die, die eben sehr schwer betroffen sind und viele Jahre lang kämpfen. Das bedeutet aber keinesfalls, dass Therapie nichts bringt und es falsch oder nutzlos wäre, zu Arzt zu gehen.

Ich garantiere dir, dass fast alle, denen es so ergeht oder erging wie dir und die zum Arzt gegangen sind, davon profitiert haben.

Ich erzähle dir kurz und knapp, wie es zum Beispiel bei mir ist.

Ich bin 31. meine erste schwerwiegende depressive Phase hatte ich mit 22. Ich habe zwei ambulante Psychotherapien gemacht (einmal VT, einmal TP), hatte mit 24 einen langen Klinikaufenthalt, mit 26 noch mal ein paar Wochen Tagesklinik. Ich will jetzt nicht auf alles im Einzelnen eingehen, aber mir geht es tatsächlich um einiges besser als vor zehn Jahren. Ich hatte jetzt eine sehr, sehr lange Phase (mehrere Jahre), in der ich keine ADs mehr genommen habe, mir ging es zwischenzeitlich was die Depression angeht wesentlich besser.

All das befreit einen natürlich nicht davon, dass es wiederkommen kann. Im Moment geht es mir zum Beispiel eher schlecht und ich habe wieder angefangen, ein AD zu nehmen. Aber warum denn??? - Weil das schon mal geholfen hat und es hoffentlich auch jetzt wieder tut!

Soll heißen: Na klar kann es passieren, dass es dir nur sehr langsam besser geht und dass es auch mal Rückschläge gibt. Aber erstens muss das nicht so sein und zweitens gibt es auch dann immer wieder Hoffnung.

Du klingst sehr Mutlos, was natürlich Teil der Depression ist. Versuch es, als solches zu sehen. Das Gefühl, gar keinen Grund zu haben, weiter zu machen, das kenne ich nur zu gut. Gerade in der letzten Zeit ist das auch bei mir mehr und mehr aufgetaucht. Aber ich erinnere mich daran, dass das früher, wenn ich schwer depressiv war, auch da war und dann zwischendurch habe ich das ja komischer Weise gar nicht mehr so empfunden. Also muss das ja irgendwie mit der Krankheit zusammenhängen und nicht unbedingt realistisch sein.

Ich kann das im Moment auch schlecht annehmen, aber es lohnt sich, zu leben, nämlich, FÜR DICH!

Ich bin jetzt ein paar Tage nicht da, nur, damit du dich nicht wunderst, falls keine Antwort kommt.

Viele liebe Grüße,

Flora
Clown
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Re: Arzt hat nicht verstanden

Beitrag von Clown »

Hallo TimeForTea,

>Ich denke "gesund" werde ich sowie so nie wieder ganz.
Du bekommst vielleicht auch öfter im Winter mal eine Erkältung oder eine Grippe - denkst du dann auch so?

> Ich glaube auch einfach, dass ich es gar nicht wert bin.
Ja, genau, du GLAUBST. Mehr steckt nicht dahinter, es ist einfach nur dein Glauben, deine Überzeugung.

Es ist keine Tatsache, es ist keine Wirklichkeit. Es ist nur deine Einbildung.

TimeforTea, du kannst du entscheiden: Willst du diesen Glauben behalten und weitermachen wie bisher?

Oder willst du - einfach mal ganz grundsätzlich - anerkennen, dass dein Glauben nicht die Wirklichkeit ist. DIE 'weiß' nämlich kein normaler Mensch, ahnen tun sie vielleicht Menschen wie Eckhart Tolle und andere spirituelle Lehrer.

Ja, die Ebene bringe ich ins Spiel. Du hast dich nicht selbst gemacht, es ist eine höhere Macht, die dich auf die Welt gebracht hat.

Ich sehe mein Leben so an, dass ich u.a. die Aufgabe habe, meinen unendlichen Wert zu erkennen, ein Wert, der völlig unabhängig ist von dem, was wir Menschen als Wirklichkeit bezeichnen.

Also respektiere deinen tiefen Wert und mache dich auf die Suche nach Erkennen von diesem.

Time4Tea, das ist ARBEIT, kein Zuckerschlecken.
Entscheide dich dafür!

Alles Gute,

Clown
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Clown
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Re: Arzt hat nicht verstanden

Beitrag von Clown »

Hallo Time, ich nochmal.

ich habe ja keine Ahnung, ob dir meine Gedanken etwas bringen. Falls ja, habe ich noch einen Lesetipp:

http://mein.weltinnenraum.de/forum/topi ... t%3A280460

... Ich weiß nicht, wer oder was ich bin. Ich halte nicht mehr an dem fest, was als Gefühl oder Gedanke mir erzählen will, wer ich bin. Ich gebe alle Gedanken und Gefühle frei.



Clown
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Time4Tea

Re: Arzt hat nicht verstanden

Beitrag von Time4Tea »

"Du bekommst vielleicht auch öfter im Winter mal eine Erkältung oder eine Grippe - denkst du dann auch so? "

Wenn du ca seit über 10 Jahren eine Grippe hast, denkst du dann auch so?

Mit diesem esoterik-psychedelic-bla-quatsch kann ich nichts anfangen. Ich glaube weder an Gott noch an sonst irgendne Macht, die uns erschaffen hat. Das ist in meinen Augen blödsinn.

Es hat keinen Sinn, tut mir Leid. Es gibt keine Hilfe.

Trotzdem danke euch für eure Beiträge.
Andreas01

Re: Arzt hat nicht verstanden

Beitrag von Andreas01 »

@TimeForTea,

>>>Es hat keinen Sinn, tut mir Leid. Es gibt keine Hilfe.<<<

mit "esoterik-psychedelic-bla-quatsch" wird es sicherlich keine Hilfe geben, ABER wenn Du den richtigen Arzt findest ganz bestimmt !!!!


Gruß
Andreas
ghana
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Re: Arzt hat nicht verstanden

Beitrag von ghana »

Hallo Time4Tea,

du hast gefragt, ob "das" von alleine wieder weg geht. Höchstwahrscheinlich nicht, schließlich hatte "es" schon 10 Jahre Zeit, sich bei dir einzunisten.

Gut, dass du schließlich doch zum Arzt gegangen bist. Äußerst ungünstig dagegen ist seine Reaktion. Offenbar kennt er sich mit psychischen Erkrankungen nicht ausreichend aus. ABER: Nur weil EIN Arzt sich nicht auskennt, heißt das ja nicht, dass dir KEIN Arzt helfen kann!

Wie mein Vorschreiber rate ich dir, dich direkt an einen Psychiater zu wenden. Das ist einfach der Facharzt für die Beschwerden, die du hast. Wenn dein Hausarzt dir bei Rückenschmerzen nicht helfen könnte, würdest du ja auch zu einem Orthopäden gehen, oder?
Vielleicht fällt es dir bei einem zweiten Mal auch schon leichter, über deine Probleme zu sprechen (man bekommt darin Übung )und ein (guter) Psychiater wird dich im Gespräch auch mit Nachfragen usw. unterstützen.

Zum Thema "Es ist eh sinnlos, mir kann keiner helfen": Das sind typisch depressive Gedanken, die ich gut kenne.

Ich war 23, als ich meine erste depressive Episode hatte. Ich war überzeugt davon, dass egal, was ich machen würde, mein Leben nur noch sinnlos und eine ewige Qual sein würde. Zum Glück haben mich meine Eltern damals zum Psychiater geschleppt. Nun, mit 31 Jahren hatte ich zwar bereits drei weitere depressive Episoden, aber ich weiß auch, dass ich aus ihnen mit Hilfe von Medikamenten und Gesprächen wieder raus komme. Seit mehr als zwei Jahren hatte ich gar keinen Rückfall mehr.

Für dich gibt es sicher auch Hilfe. Such sie dir!

LG, ghana

edit. Grammatik und Rechtschreibfehler beseitigt
"Am dunkelsten ist es immer vor der Dämmerung." (Eoin Colfer)
Clown
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Re: Arzt hat nicht verstanden

Beitrag von Clown »

Hallo Time,

>Wenn du ca seit über 10 Jahren eine Grippe hast, denkst du dann auch so?
Ja, Vergleiche hinken immer, denn niemand hat 10 Jahre lang anhaltend Grippe, aber du hast seit 10 Jahren sehr depressive Gefühle, nicht?

Kannst du dich an gar keine Zeit deines Lebens erinnern, in der du mal froh und zufrieden warst? Auch wenn es nur Momente waren?

>Ich glaube weder an Gott noch an sonst irgendne Macht, die uns erschaffen hat. Das ist in meinen Augen blödsinn.
Das macht nichts, Time. Trotzdem stehst du m.E. vor der Entscheidung: Auch die nächsten 10 Jahre depressiv vor sich hinleben oder sich Hilfe suchen.

Eigentlich hast du dich schon für den zweiten Weg entschieden, schließlich hast du dich hier angemeldet, nicht?

Die anderen Schreiberinnen haben dir ja schon viel Gutes geschrieben, also, viel Glück bei einer anderen Ärztin!

Grüße,

Clown
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Time4Tea

Re: Arzt hat nicht verstanden

Beitrag von Time4Tea »

Ich gehe nie freiwillig zum Arzt. Einen gebrochenen Zeh habe ich mir selber geschient, mit einem angebrochenem Knie bin ich ne Woche rumgehumpelt bis mich dummerweise die Schmerzen ohnmächtig werden ließen. Diese Heulkrämpfe und der Druck sollen endlich aufhören, aber ich schaff es nicht zum Arzt, ich schaff es nicht, ich kann es nicht. Allein dran zu denken, löst Panik und Atemnot aus.


"Kannst du dich an gar keine Zeit deines Lebens erinnern, in der du mal froh und zufrieden warst? Auch wenn es nur Momente waren?"

Doch, es waren die 2 Wochen bevor sie starb. Zwar waren die Wochen voller Angst, Trauer, Sorge, aber es waren die schönsten 2 Wochen in meinem Leben. Das kommt dabei raus, wenn ich einem Menschen vertraue, ihn an "mich ranlasse" - er stirbt.
Davor kann ich mich an nichts erinnern, was gut war. Den letzten Geburtstag hab ich mit 7 oder 8 gefeiert, Weihnachten ist mir auch seit Jahren egal, genau wie Sylvester, etc. Selbst als ich mein erstes Auto mir selbst gekauft hab, habe ich mich nicht gefreut. Es war mir gleich. Ich bin mir gleich. Die einzige Person, die mir nicht gleich war, ist tot. Das meiste in mir ist vor Jahren gestorben, der letzte Rest mit ihr.
Jetzt lauf ich umher, gefangen in Dunkelheit. Ein Gefängnis ohne Wände, es gibt keine Türen, keine Fenster, kein Licht; nur kalte Dunkelheit und ich irre darin umher. Ich weiß nicht mal in welche Richtung ich laufe. Ob ich mich im Keis drehe. Vielleicht sollte ich einfach stehen bleiben. Einfach nichts tun, ich bin sowieso gefangen. Wenn es eine Hölle gibt, kann sie nicht schlimmer sein.

ich kann zu keinem Arzt, die Angst kontrolliert mich.
Anne Blume
Moderator
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Re: Arzt hat nicht verstanden

Beitrag von Anne Blume »

Hallo TimeforTea,

ich finde es ist ein Anfang gemacht. Sie haben hier im Forum von sich erzählt und ne Menge Feedback bekommen.
Wir können hier für Sie da sein, zusätzlich zur ärztlichen/therapeutischen Unterstützung.
Ich möchte Ihnen auch noch einmal im Namen der Moderation sagen, wie wichtig es ist, dass Sie noch einmal einen Arzt aufsuchen. Wie Ihnen die anderen Forianer schon gesagt haben, ist eine Depression gut behandelbar. Trotzdem ist es eine ernstzunehmende Erkrankung, die nicht von alleine wieder verschwindet. Deshalb ist es wichtig dass sich sich auch in Ihrem direkten Umfeld Unterstützung suchen.

Viele Grüße
Anne Blume
Time4Tea

Re: Arzt hat nicht verstanden

Beitrag von Time4Tea »

"Deshalb ist es wichtig dass sich sich auch in Ihrem direkten Umfeld Unterstützung suchen."

Sie meinen Familie/Freunde?
Clown
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Re: Arzt hat nicht verstanden

Beitrag von Clown »

Moin, moin Time

>Zwar waren die Wochen voller Angst, Trauer, Sorge, aber es waren die schönsten 2 Wochen in meinem Leben.
Kannst du mal schauen, ob es auch eine Zeit in deinem Leben gab, wo du tatsächlich Frieden und Glück erlebt hast? So als Orientierung, wie sich das überhaupt anfühlt?

Hast du eigentlich Familie und Freunde, die dich bei der Arzt- / Therapeuten- / Klinik-Suche unterstützen könnten? So wie du bisher geschrieben hast, vermute ich, dass nein.

Du kannst dir auch von fremden Menschen helfen lassen, z.B. könntest du beim sozial-psychiatrischen Dienst deiner (nächsten) Stadt anrufen und dir mal anhören, welche Unterstützung sie dir geben könnten.

Liebe Time, take care of yourself, es macht sonst niemand. Und du bist es wert, auch wenn du es im Moment/schon seit langem anders denkst/fühlst.

Nimm deinen Wert als theoretische Grundlage, soll heißen, tu einfach mal so, als ob du der kostbarste Mensch seist, den es in deinem Leben gibt. (Das bist du nämlich tatsächlich.)

Berichtest du weiter? Würde mich interessieren.



Clown

PS: Hast du schon mal ein Neugeborenes gesehen, erlebt, gefühlt, gerochen?
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
Time4Tea

Re: Arzt hat nicht verstanden

Beitrag von Time4Tea »

"Kannst du mal schauen, ob es auch eine Zeit in deinem Leben gab, wo du tatsächlich Frieden und Glück erlebt hast? So als Orientierung, wie sich das überhaupt anfühlt?"

Nein, frieden hatte ich nie. Ich weiß nicht wie sich Glück anfühlt. Wenn dann war ich zu klein. In den letzten 15 Jahren jedenfalls nicht. Ich sehe wie andere Menschen glücklich sind, wie sie frieden haben. Ich kann nur erahnen wie es sich anfühlt. Zumin. sehen die anderen nicht so aus wie ich.

"Hast du eigentlich Familie und Freunde, die dich bei der Arzt- / Therapeuten- / Klinik-Suche unterstützen könnten? So wie du bisher geschrieben hast, vermute ich, dass nein."

Da hast du recht, es gibt niemanden. Mein Vater ist ein Alki seit, ja seit immer. In der Woche arbeitet er, am Wochenende ist er besoffen. So war das schon immer.
Meine Ma muss sich im Moment um ihre Eltern kümmern, die ist schon gestresst genug. Keiner weiß davon.

"Du kannst dir auch von fremden Menschen helfen lassen, z.B. könntest du beim sozial-psychiatrischen Dienst deiner (nächsten) Stadt anrufen und dir mal anhören, welche Unterstützung sie dir geben könnten."

Wenn ich da anrufen könnte, bräuchte ich sie nicht, denn dann könnte ich auch beim Arzt oder Psychiater anrufen. Die Angst ist zu groß, es geht nicht.

"
PS: Hast du schon mal ein Neugeborenes gesehen, erlebt, gefühlt, gerochen? "

Nein, ich hasse Kinder, egal welchen Alters. Ich hab nur mal ein neugeborenen Hund gesehen, er hat furchtbar gestunken. Babys sind da bestimmt nicht anders. Sie stinken.
Clown
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Re: Arzt hat nicht verstanden

Beitrag von Clown »

Weia, Time

>Babys sind da bestimmt nicht anders. Sie stinken.
Nein, tun sie nicht.

Time, stinken dir deine Eltern? Kann es sein, dass du eine Riesenwut hast auf sie, auf die ganze Welt? Bei mir kommen deine Äußerungen so an.

Angst hast du? Kannst du hinfühlen, wo genau in deinem Körper sie sitzt? Kannst du sie mal eine Weile beobachten, was sie alles mit deinem Körper macht? Mit der Atmung, mit deiner Körperhaltung, mit deinem Gefühl auf der Haut, im Bauch, in den Beinen?

Kannst du bei alldem weiteratmen?

Bis nachher,

Clown
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Regenwolke
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Re: Arzt hat nicht verstanden

Beitrag von Regenwolke »

Hi Time4Tea,

du kannst für dich selber momentan wohl nur wenig Mitgefühl aufbringen. Aber die Person, die gestorben ist, was würde die wohl für dich wollen? Wärst du ihr genauso egal, wie du dir selbst bist?

Ich denke, Frau Blume dachte in erster Linie an professionelle Hilfe vor Ort, also anderer Arzt, sozialpsychiatrischer Dienst oder die zuständige Psychiatrische Klinik (dorthin kannst du dich im Notfall immer wenden).

Der Arzt hat nicht verstanden, wie es dir geht. Er hat dir zudem ein Medikament verordnet, das häufiger nicht so gut vertragen wird - da gibt es besser verträgliche. Man muß Antidepressiva auch leider eine Weile nehmen, bevor sie wirken, das hätte er dir sagen müssen.

Leider gibt es keine Garantie dafür, schnell kompetente Hilfe zu finden, und wenn es einem schlecht geht, fällt es extrem schwer, danach zu suchen. Aber das ist der einzige Weg.

Wenn es mit Ärzten so schwierig ist, wie wärs mit dem sozialpsychiatrischen Dienst? Dort beraten in erster Linie Sozialpädagogen.

Wirklich von Herzen alles Gute, auch wenn das dir wie ein Hohn erscheinen mag.
Wolke
Regenwolke
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Re: Arzt hat nicht verstanden

Beitrag von Regenwolke »

Ergänzung: Die Beiträge haben sich überschnitten. Was genau ist denn die Angst beim Anrufen?
Time4Tea

Re: Arzt hat nicht verstanden

Beitrag von Time4Tea »

"Time, stinken dir deine Eltern? Kann es sein, dass du eine Riesenwut hast auf sie, auf die ganze Welt? Bei mir kommen deine Äußerungen so an."

- Nein ich hab keine Wut auf meine Eltern, ehrlich gesagt, ich weiß nicht so recht was ich für sie empfinde, manchmal ist es liebe, manchmal ist es neutral bis kalt, aber wut ist nie dabei. Ich hab nur Wut auf mich, weil ich zu feige bin. Und mich nicht traue was zu ändern, obwohl es ja scheinbar Hilfe gibt.

"Angst hast du? Kannst du hinfühlen, wo genau in deinem Körper sie sitzt? Kannst du sie mal eine Weile beobachten, was sie alles mit deinem Körper macht? Mit der Atmung, mit deiner Körperhaltung, mit deinem Gefühl auf der Haut, im Bauch, in den Beinen?

- Wenn ich z.b irgendwas machen muss, wo ich auf Menschen treffe oder eine Situation die unbekannt ist, dann bin ich vorher schon sehr nervös und hab nen dicken Kloß im Hals und Druck auf der Brust. Das steigert sich immer weiter. Deswegen muss ich alles relativ spontan machen, weil ich mich vorher sonst zu verrückt mache. Wenn ich dann beim Arzt bin, ist der Druck rießengroß, die Knie werden weich und wenn ich dann reden muss, werde ich knall rot und rede meist unsinn, vertausche wörter oder sage dinge, die keinen sinn ergeben, z.b wenn der Arzt Gute Besserung sagt, antworte ich: Danke, gleichfalls!. Das merke ich und werde noch unsicherer. MIr wird schlecht und ich bekomme Magenschmerzen. Wenn die Panik größer wird, bekomme ich schwer Luft, obwohl ich eigentlich Luft bekomme, habe ich das Gefühl, ich ersticke. Ich atme durch den Mund, aber irgendwie fehlt mir Luft und ich blende alles im mich herum aus, als wäre es weg. Wenn mich dann jemand anspricht, bekomm ich das nicht mal mit. Dass passiert aber auch, wenn ich vor mich her träume und irgendwie wegdrifte.


"du kannst für dich selber momentan wohl nur wenig Mitgefühl aufbringen. Aber die Person, die gestorben ist, was würde die wohl für dich wollen? Wärst du ihr genauso egal, wie du dir selbst bist?"

- Kurz bevor sie ins Koma fiel, musste ich ihr versprechen, dass ich immer weiter machen und nicht aufgebe, dass ich immer weiter lebe. Das Versprechen muss ich zwingend halten, ich muss es einfach. Ich halte immer meine versprechen. Leider hält mich dieses Versprechen auch irgendwie gefangen. Sie wollte dass es mir gut geht.

"Wenn es mit Ärzten so schwierig ist, wie wärs mit dem sozialpsychiatrischen Dienst? Dort beraten in erster Linie Sozialpädagogen."

- Sowas haben wir nicht in der Nähe, du meinst doch Caritas, etc? Davon haben wir 2-3 in den Städten um mich herum. Ich habe da auch schon mal nachgefragt, nur deren Schwerpunkt liegt bei Frauen, Schwangerschaften, Ausländer- und Kinderprobleme. Bei Fällen wir mir können sie mir nicht helfen.

"Die Beiträge haben sich überschnitten. Was genau ist denn die Angst beim Anrufen

- Es ist die gleiche Angst, wie bei direktem KOntakt mit Menschen


"Wirklich von Herzen alles Gute, auch wenn das dir wie ein Hohn erscheinen mag."

- Sowas würde mir niemals im Leben in den Kopf kommen.

Danke für eure Hilfe, ich versuche ja auch irgendwie das umzusetzen was ihr schreibt. Und ich nehme es euch niemals übel, wenn ihr deutlicher schreibt. Ich will aber auch nicht das Gefühl erwecken, dass ich eure Hilfe gar nicht will oder euch irgendwie beleidigen.
Regenwolke
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Re: Arzt hat nicht verstanden

Beitrag von Regenwolke »

Time, den Satz mit dem "Hohn" habe ich nur geschrieben, weil ich mich angesichts deiner schwierigen Situation kaum traute, dir alles Gute zu wünschen - solche guten Wünsche klingen oft so banal, wenn es jemandem sehr schlecht geht.

Diese Panik im Umgang mit anderen Menschen, das klingt nach einer schweren sozialen Angst. Eine Therapie kann helfen, in Kontakten sicherer zu werden und Medikamente können die Angst ein Stück nehmen. Das ist natürlich ein blöder Teufelskreis, denn ersteinmal muß du es schaffen, die Angst so weit zu überwinden, dass du dir Hilfe holen kannst. Aber den Schritt zum Arzt (auch wenn es nicht der passende war) hast du schon einmal geschafft, und du hast bei Beratungsstellen nachgefragt, d.h. du hast schon einige Male viel Mut aufgebracht.

Der "Sozialpsychiatrische Dienst" ist etwas anderes, als die Beratung der Caritas oder ähnlicher Vereine. Er gehört meist zum für deinen Ort zuständigen Gesundheitsamt und kümmert sich speziell um Menschen mit psychischen Problemen.

Falls du es schaffst, nochmal bei einem Arzt oder einer Beratungsstelle einen Termin zu machen, wäre es vielleicht hilfreich, mal auszudrucken, was du hier über dich geschrieben hast, oder vorher zu Hause nochmal genau aufzuschreiben, wie es dir geht. In der Gesprächssituation kannst du dann deinem Gegenüber das, was du geschrieben hast, zu lesen geben, dann mußt du selber nicht soviel sagen.

Liebe Grüße,
Wolke
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