Klinkaufenthalt

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Hiltrud
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Registriert: 19. Okt 2011, 11:19

Klinkaufenthalt

Beitrag von Hiltrud »

Hat jemand von euch Erfahrungen mir psychsomatischer Klinik? Wie "krank" darf man sein, damit man davon auch profitieren kann. Wie schlecht muss es einem gehen, damit das der letzte Weg ist? Sollte es überhaupt der letzte Weg sein?
Könnte ihr denn irgendwelche Kliniken empfehlen? Ich stehe vor der Entscheidung hinzugehen oder doch nicht. Kann mir jemand einen Rat geben?
Brauche wirklich euen Rat.
ghm
Beiträge: 1665
Registriert: 25. Dez 2010, 12:38

Re: Klinkaufenthalt

Beitrag von ghm »

Hallo Hiklhi,

ich war Anfang 2009 in der psychsomatischen Akutklinik in Windach.

Mir hat es geholfen mich zu stabilisieren, aber es ist kein Urlaub.

Ich bekam einen guten "Stundenplan" (es wird auch erwartet, dass man sich daran hällt), mit Gruppengesprächen, Einzelgesprächen, Sportangeboten und "Hausaufgaben".

Wer sich darauf einlassen kann kann viel für sich mitnehmen, wer glaubt "die" machen etwas für Dich hat wenig davon.

Die Aufenthaltsdauer wird mit 8 - 12 Wochen geschätzt.

Ich brach (aus heutiger Sicht leider) nach etwa 2 Wochen ab, weil es zu viele (angebliche) Schwierigkeiten in der Familie gab.
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
Bummel
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Registriert: 5. Jul 2011, 19:06

Re: Klinkaufenthalt

Beitrag von Bummel »

Gut ist sich selbst zu entscheiden in eine Klinik zu gehen, weil Du dann entscheiden kannst wohin.
Es ist anstrengende Arbeit, weil eben nicht wie bei einem Blindarm ein Chirurg kommt, ihn herausnimmt und Du bist gesund.
Hier mußt Du Arbeiten, an Dir, Du wirst manchmal wütend sein, traurig sein, aber vor allem auch wieder mal lachen klönnen.
Es ist ein geschützter Raum. Ähnlich wie Gregor habe ich auch nicht die komplette Zeit nützen können, ich bedauere das sehr habe mir aber fest vorgenommen mir die Zeit zu nehmen, sobald ich nicht mehr meine Eltern betreuen brauche.
Nutze die Chance.

Gruß
Bummel
Zarra
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Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Klinkaufenthalt

Beitrag von Zarra »

Hallo Hiltrud/Hiklhi,

ich nehme an, Du meinst nicht Akut-Kliniken im Sinne von "Psychiatrie", sondern Richtung "Reha-Klinik".

Es ist einfach eine Möglichkeit, "konzentriert" und außerhalb des alltäglichen Rahmens etwas "zu machen". Ich denke, daß dies in der Regel eine gute Möglichkeit darstellt. Ich empfinde den Abstand eher positiv, andererseits muß nachher natürlich alles in den Alltag integriert werden. - Im Einzelfall kann es auch besser sein, im normalen Umfeld zu bleiben (z.B. Tagesklinik).

Aus meiner eigenen Erfahrung heraus würde ich sagen, daß es nicht der letzte Weg sein sollte. Er war es für mich bei meinem ersten Klinikaufenthalt ... und ich war dann sehr enttäuscht - was allerdings auch an der Klinik gelegen haben kann.

Ich würde sagen: Wenn Du die Möglichkeit hast, den Klinikaufenthalt genehmigt zu bekommen, nutze die Chance! Denn es ist eine. - Es muß danach nicht "alles gut" sein, aber Du kannst vermutlich eine Menge Anstöße mitnehmen.

Kliniken können im einzelnen sehr unterschiedlich sein; doch Menschen sind auch unterschiedlich; von daher finde ich es sehr schwierig, da zu raten.

(P.S. Ich hatte den Eindruck, daß zur Zeit die Aufenthaltsdauer am ehesten 6 Wochen beträgt, eventuell um 2 Wochen verlängert werden kann. Das muß aber nicht stimmen.)

Liebe Grüße, Zarra
Hiltrud
Beiträge: 39
Registriert: 19. Okt 2011, 11:19

Re: Klinkaufenthalt

Beitrag von Hiltrud »

Hallo Zarra,

habe ich es richtig verstanden, dass du auch schon mal in einer Klinik warst? Mit welchen Gefühlen bist du denn hingegangen?
Ich meine, man kann erste Erfahrungen nicht ganz vergessen, wenn man einen zweiten Versuch startet. Dumm ist dann, wenn die ersten Erfahrungen nicht die besten waren. Deshalb zögere ich auch. Und weil ich nicht weiß, ob ich in meinem jetzigen Zustand viel mitnehmen kann. Schleiche ein AD ein und leide stark, extrem stark unter Nebenwirkungen. Bin zu fast nichts fähig und hänge nur rum. Macht es dann Sinn?
Liebe Grüße
Hiklhi
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Klinkaufenthalt

Beitrag von Zarra »

Hallo Hiklhi,

ich war "leider" bereits mehrmals in psychosomatischen Kliniken. Ich bin sozusagen immer gerne hingegangen; da gab es etwas Angst, aber viel, viel mehr Hoffnung. Und es ging mir dort auch nie schlechter als daheim (und mit Arbeit). - Klar kann Therapie auch belastend sein, aber so ist das nun mal. Und schließlich geht es um den (End-)Effekt.

Manches ist in einer Klinik ja auch anders; man "kann" da zumindest nicht in der gleichen Weise rumhängen wie daheim; vieles ist auch einfacher, man hat Kontakte mit ebenfalls Betroffenen, kann sich austauschen etc.

Ich denke, daß man auch in einem schlechten Zustand etwas mitnimmt. Es ist ja nicht so, daß man erst topfit sein muß, um an einem Klinikprogramm teilzunehmen. - Und wegen der momentanen Nebenwirkungen: Die halten ja nicht ewig an, und Kliniken haben eh Wartezeiten.

Viele Grüße, Zarra
Hiltrud
Beiträge: 39
Registriert: 19. Okt 2011, 11:19

Re: Klinkaufenthalt

Beitrag von Hiltrud »

Hallo Zarra,

du hast sicher recht mit all dem und ich bin vom Kopf her auch schon dort, in der Klinik, aber mein Bauch zieht noch nicht richtig mit
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Klinkaufenthalt

Beitrag von Zarra »

Hallo Hiklhi,

was hält Dich denn ab?

Denn eigentlich kann es dadurch ja nur besser werden.

Zarra
270792
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Re: Klinkaufenthalt

Beitrag von 270792 »

Hallo Hiklhi!

Ich war seit 2002 8 mal in Kliniken, zusammengerechnet fast ein Jahr... Dass es so oft war, lag nicht an der Qualität der Kliniken, sondern an der Komplexität und Dauerhaftigkeit der Ursachen meiner Probleme. Deshalb bin ich auch für eine Traumtherapie angemeldet, aber die Wartezeiten sind lang.

Viele scheuen sich, in eine psychiatrische Klinik zu gehen, weil es oft noch veraltete und negative Vorstellungen darüber gibt. Aber wenn man in eine gute Klinik geht, sind diese Befürchtungen unnötig.

Ich war u.a. zweimal in der Burghofklinik Rinteln, die ich gut fand und vor 2 Jahren war ich hier

http://www.klinik-dr-fontheim.de/krankenhaus.htm

auf der Depressionsstation. Die nehmen bundesweit auf und alle KK übernehmen die Kosten.

Diese Klinik fand ich mit Abstand am besten, ich würde bei Bedarf jederzeit sofort wieder hingehen. Es war dort sowohl von der Atmosphäre als auch von der Behandlung her eher wie eine Reha und nicht wie ein Krankenhaus.
Die einzige Klinik, wo ich nicht wieder hingehen würde, ist die hiesige Akutklinik, aber das liegt an der Person der Oberärztin, nicht an der Klinik selber.

Ich kann jedem nur Mut machen, diese Schritt zu gehen, wenn die ambulante Behandlung einen nicht weiterbringt. Ich jedenfalls bin sehr froh, dass es solche Kliniken gibt, ohne hätte ich meinen privaten Alptraum nicht überlebt....

Liebe Grüße

Annette
Nichts im Leben ist hoffnungslos traurig; selbst eine Träne, die die Wange hinabrollt, kitzelt.
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