Immer wieder neue Gründe sich keine neue Arbeitsstelle zu suchen

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schoko
Beiträge: 43
Registriert: 15. Jan 2011, 19:12

Immer wieder neue Gründe sich keine neue Arbeitsstelle zu suchen

Beitrag von schoko »

Hallo,

erstmal bin ich gespannt ob ich überhaupt fähig bin hier vernünftig zu schreiben . Habe schon sehr oft angefangene Antworten, doch lieber wieder gelöscht.

Mein Problem:
Vor mehr als 10 Jahren habe ich in dem von mir erlernten Beruf gearbeitet, was oft sehr anstrengend war, da ich mit Kritik wegen meines mangelden Selbstbewußtseins nicht so gut umgehen konnte. Dazu kam das meine Chefin mich gemobbt hat, was ich die ersten Jahre garnicht richtig gemerkt habe, bis ich Depressionen bekam und nicht mehr leistungsfähig war. Da die Personalzahl kurz darauf reduziert werden mußte , war ich logischerweise die erste die gehen mußte.
Zum Glück fand ich sofort eine neue Arbeitsstelle. Da die Arbeitsmarktlage die letzten Jahre sehr schlecht war habe ich nach einigen Bemühungen aufgehört zu suchen. Selbst Umschulungen wurden nicht genehmigt.
Seit ca 1 Jahr stehen wieder viele Stellen in meinem alten Beruf in der Zeitung.
Vor ca 18 Monaten bin ich zu einer Psychologin gegangen, die mir mehrfach sagte das ich auf meiner Arbeit geistig unterfordert wäre, und das ich deswegen krank geworden bin.
Zuerst sagte ich mir, erst machst Du die Reha dann bewirbst Du dich, sonst gehst Du mit Angst und Panikstörungen zur nächsten Arbeit. Nach der Reha in den letzten 6 Monaten fand ich keine der Stellen gut die in der Zeitung standen. Jetzt habe ich mehrere Stellen gesichtet.
Und was sagt mein Kopf. Ach ne ich gehe erst mal in die Tagesklinik.

Dazu muß ich sagen:
-bekomme jedesmal wenn ich kurz vorm Bewerben bin Albträume von meiner letzten Arbeitsstelle.
-habe jetzt eine sehr gut bezahlte Arbeitsstelle
- habe hohe Schulden wegen Hauskauf
- habe ein hohes Sicherheitsbedürfnis
-
und vor allem habe ich Angst das ich tatsächlich versage und nicht geeignet bin für meinen Beruf.

Es muß doch zu schaffen sein, einmal in seinem Leben mutig zu sein. Ob ich es nach dem Aufenthalt in der Tagesklinik schaffe ? Oder finde ich dann wieder lauter neue Gründe ?

Liebe Grüße
Schokomonster

P.S. Ich muß noch dazu sagen, das mir viele Dinge in meinem alten Beruf auch sehr viel Spaß gemacht haben. Falls sich mein Schreiben nur nach Streß anhört.
Der Kopf ist rund damit das Denken die Richtung ändern kann
Antiope
Beiträge: 1695
Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: Immer wieder neue Gründe sich keine neue Arbeitsstelle zu suchen

Beitrag von Antiope »

Hallo Schokomonster,

ob Du nach Therapie oder Reha oder Tagesklinik wieder "fähig" bist, Dir etwas Neues zu suchen - das möchte ich nicht in irgendeiner Art und Weise vorhersagen.

Ganz objektiv betrachtet ist es doch so, dass Änderungen auch sehr viel Kraft kosten. Und die Bereitschaft, der Wille, die Energie, sich auch dem Unangenehmen zu stellen, das ganz sicher auch kommen wird.

Vielleicht kann Du eine Art von Bestandaufnahme machen und Dir erarbeiten, warum sich eine Änderung lohnen würde oder warum nicht.
Wenn Du (so wie ich) viel Sicherheit brauchst, dann ist der Schritt ins Ungewisse eher noch schwerer bei bei jenen, die neugierig sind, viel Abwechslung und Neues brauchen.

Wenn Du Dir das realisieren kannst und wenn Du die Angst akzeptiert, die kommen wird, dann kannst Du trotz dieser Hemmnisse etwas Neues beginnen.
Wenn aber "etwas" in Dir diese Unsicherheit überhaupt nicht aushalten kannst, dann ist es wichtig, genau dieses Nicht-Verändern-Wollen als Entscheidung genau dafür anzunehmen. Sie als eine von Dir getroffene Entscheidung zu werten, ist wichtig, um Dich nicht in eine Unzufriedenheitsposition zu manövrieren mit "hätte ich ...".

Mache Dir auch bewusst, dass auch solche Entscheidungen niemals vollkommen endgültig sind. Du kannst sie korrigieren - manchmal schwieriger, manchmal mit mehr oder weniger großen Umwegen. Aber *gehen* tut es.
Sehe eine solche Entscheidung einfach als eine Waage an, wo Du etwas verlierst (die andere Möglichkeit, die Sicherheit, ...) und etwas gewinnst. Das ist *immer* so - und wenn Du nur durch das Treffen einer Entscheidung die unentschiedene Spannungssituation gelöst hast. Auch das kann Kräfte freisetzen.

Wie wichtig ist es für Dich, in den alten Beruf zurückzukehren?
Wie wichtig ist Dir das neue Tätigkeitsfeld?
schoko
Beiträge: 43
Registriert: 15. Jan 2011, 19:12

Re: Immer wieder neue Gründe sich keine neue Arbeitsstelle zu suchen

Beitrag von schoko »

Zitat: Wenn aber "etwas" in Dir diese Unsicherheit überhaupt nicht aushalten kannst, dann ist es wichtig, genau dieses Nicht-Verändern-Wollen als Entscheidung genau dafür anzunehmen. Sie als eine von Dir getroffene Entscheidung zu werten, ist wichtig, um Dich nicht in eine Unzufriedenheitsposition zu manövrieren mit "hätte ich


Na das ist wahrlich nicht so einfach ,da ich gerne Veränderungen und Neues mag.
Nur nicht im Bereich Geld, Schulden, Arbeitslosigkeit.
Vor über 10 Jahren habe ich aus Angst vor drohender Arbeitslosigkeit innerhalb von 4 Monaten fast 30 Kilo abgenommen und kaum hatte ich eine neue Arbeit (auf der ich ja nur ein paar Monate bleiben wollte) hatte ich das Gefühl alle Probleme weg........... und ich brauche keine Psychologin mehr.

Tatsache bleibt trotzdem, das ich meine jetzige stressige, unbefriedigende Arbeit nicht bis zum 65 Lebensjahr durchhalte. Es sei denn ich stopfe mich weiter mit Antidepressiva voll.

Während des Schreibens habe ich mir schon selbst die Antwort gegeben, das ich wohl erst die Tagesklinik ( falls sie mich nehmen) oder eine andere Therapie machen muß bevor ich mit meinen Ängsten und Depressionen etwas Neues beginnen kann.

Trotzdem wäre es toll, wenn hier jemand ein paar Erfolgserlebnisse zum Arbeitswechsel beizutragen hätte.
Der Kopf ist rund damit das Denken die Richtung ändern kann
Antiope
Beiträge: 1695
Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: Immer wieder neue Gründe sich keine neue Arbeitsstelle zu suchen

Beitrag von Antiope »

Erfolgserlebnisse?

Ich habe gelernt, dass es nicht gut ist, wenn man getrieben von Angst und Depression vor etwas flüchtet, genausowenig wie es gut ist, aus Angst vor Veränderung zu lange in einer kräfte-/energieraubenden Situation verbleibt.

Ich habe gelernt, dass eine Entscheidung *für* etwas zu treffen ist, dass man auch Entscheidungen für eine Arbeit "korrigieren" kann.
Dass der Wunsch nach Veränderung, die Neugier auf etwas neues eine gute Geschichte ist.
Dass man immer etwas riskiert - und dass man dieses Risiko annehmen muss und trotz Angst im Bauch angehen kann. Solange sie nicht kopflos macht, ist es okay.
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Immer wieder neue Gründe sich keine neue Arbeitsstelle zu suchen

Beitrag von Zarra »

Hallo Schokomonster,

... ich verstehe etwas - und verstehe etwas doch nicht ...

Und es wird manche Fragen geben, die nur Du letztendlich annähernd richtig wirst beantworten können ...

Fehlt Dir "nur" das sichere Gefühl, daß Du gerne in Deinen alten Beruf zurück möchtest?

Dann: Um es klar zu sagen (mir hilft so etwas manchmal; auch wenn es die Situation keineswegs besser macht, kann ich ihr dann aber manchmal besser "ins Auge sehen"; also keine Schönrederei):
Wenn Du eine neue Stelle antrittst, hast Du eine Probezeit (auch wenn das mehr oder weniger ins Gewicht fallen kann; doch dann mehrere Wochen wegen psychischer Krankheit auszufallen, käme kaum gut z.B.). Und Du scheinst vom Finanziellen her ja in einigen Verantwortlichkeiten drin zu sein.

(Und nur am Rande: Es ist zwar nicht unmöglich - und ich würde Dir Mut machen wollen, wenn Du in Deinen alten Beruf zurück möchtest! -, aber wenn Du zehn Jahre lang etwas anderes gemacht hast, wirst Du nicht von Stellenangeboten überhäuft werden ...)

Dann ist mir irgendwie nicht klar oder ich verstehe nicht wirklich ... es wirkt auf mich so, als ob Du in gleichem Atemzug Tagesklinik und Jobwechsel andenken würdest ... ... zumindest bei mir war es immer so, daß, wenn Kliniküberlegungen in meinem Kopf "herumspukten", ich niemals freiwillig (!) ernsthaft (!) über einen anderen Job in konkret absehbarer Zeit nachgedacht hätte. Da stand dann einfach ganz anderes "an".

Was soll die Tagesklinik bringen, was die Reha nicht gebracht hat?

Andererseits und etwas an Deinem Schreiben läßt mich eher in diese Richtung denken: Es gibt Lebensprobleme, die sich nicht durch Psychotherapie lösen lassen, sondern die man konkret im Leben lösen muß, da führt kein Weg daran vorbei, auch nicht ggf. an Risiken - 100%ige Sicherheiten gibt es nie. Du kannst nur schauen, wie sich Dein Leben zu möglichst Deiner Zufriedenheit gestalten könnte.

Machst Du momentan eine ambulante Therapie? Das paßt für mich besser zu Jobwechsel.

Viele Grüße, Zarra
schoko
Beiträge: 43
Registriert: 15. Jan 2011, 19:12

Re: Immer wieder neue Gründe sich keine neue Arbeitsstelle zu suchen

Beitrag von schoko »

Ich denke über Tagesklinik nach, da ich angstlösende Medikamente nehmen muß, damit ich den Arbeitsalltag ohne Angstattacken und Heulen überstehe und mich nicht krankschreiben lassen muß.
Meine Krankheit ist auf der Arbeit entstanden, nach und nach habe ich sie in mein Privatleben miteingeschleppt. Mittlerweile habe ich es geschafft die Krankheit in meinem Privatleben zum größten Teil zu bewältigen.
Was auch daran liegt das mein Kopf schon verstanden hat das ich machen kann was ich will.
Leider ist mein Selbstbewußtsein noch nicht fähig Leistungsdruck, Erwartungshaltung vom Chef und Meinungen von Arbeitskollegen "EGAL" sein zu lassen.
Wie bei Angststörungen bekannt ist, hat mein Unterbewußtsein dieses Fehlverhalten meines Körpers erlernt und gespeichert und unter ständigem Arbeitsdruck bekomme ich es einfach nicht hin es umzudrehen.
Meine letzte Psychologin hat mir auch bestätigt, das ich auf dieser Arbeitsstelle nicht gesund werde.

Meine jetzige Tätigkeit macht mir außerdem nicht besonders viel Spaß.
Ob ich nach 10 Jahren eine Chance habe im alten Beruf , werde ich schon feststellen. Stellen die mehr als 4 Monate beim Arbeitsamt im Computer stehen und nach einem Anruf tatsächlich noch zu haben sind ,da könnte man doch vielleicht nochmal eine Chance bekommen.

Wie schon geschrieben haben meine Versuche eine Umschulung zu bekommen nicht funktioniert.

Es ist auch nicht einfach ( bin kein großer Schreiber)hier in Kurzform das komplette Problem zu beschreiben.
Der Kopf ist rund damit das Denken die Richtung ändern kann
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Immer wieder neue Gründe sich keine neue Arbeitsstelle zu suchen

Beitrag von Zarra »

Hallo Schokomonster,

das klingt doch alles so, daß es nach einem Jobwechsel "schreit", wenn es Dir besser gehen soll.

Und trotz meiner "kritischen" bzw. relativierenden Aussage sehe ich es durchaus so, daß Du eine Chance HAST, auch bei frisch ausgeschriebenen Stellen!

Viel Glück!!

Zarra
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