Depression vs Burnout

DarkRaven
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Depression vs Burnout

Beitrag von DarkRaven »

otterchen
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Re: Depression vs Burnout

Beitrag von otterchen »

Hi,

hilft Dir das hier weiter?
http://www.palverlag.de/Burnout.html

mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
SisterGoldenHair
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Re: Depression vs Burnout

Beitrag von SisterGoldenHair »

Hallo,

da wäre jetzt evt. der Doc gefragt ;o)

ich habe schon öfters gehört, auch in Vorträgen zu diesen Themen, daß der Begriff Burn-out im Grunde gebraucht wird, weil man "das Kind nicht beim Namen nennen kann oder will" = Depression.

die Begleiterscheinungen eines sog. Burn-out sind ja im Prinzip gleich einer mehr oder weniger schweren depressiven Episode....................

burn-out wird vorwiegend mit Arbeit bzw. zu viel Arbeit in Verbindung gebracht, und so kann die Krankheit der Umwelt in gewisser Weise leichter nahe gebracht werden als mit dem Begriff Depression (mit dem man als nicht belastbar und Schwächling oder wie auch immer u.U. abgestempelt werden kann)

zufällig war ja letzte Woche bei Anne Will auch das Thema, aber da wurde so viel Müll gequatscht, von den Nicht-Medizinern Raffelhüschen und diesem "Neureichen" Thomas Kramer, Neururer fand ich auch nicht so toll... daß ich schon abschalten wollte - hätte sie nicht gerade noch - leider sehr spät - den Med. Leiter der Panorama-Klinik Scheidegg Dr. Christian Dogs dazu geholt.

Was er sagte, war ganz interessant.
Das einzig wirklich Interessante an der Sendung genau genommen...

ich habe gerade nochmal rein geschaut - falls Du oder sonst noch jemand sich das antun möchte - so in etwa bei Minute 58 kommt Dr. Dogs erstmals zu Wort.

http://daserste.ndr.de/annewill/videos/ ... l3163.html

so sagte er u.a. daß sie im Fachterminus den Burn-out als "unsere gute" sicher allseits bekannte mittelgradige depressive Episode bezeichnen. (da es die offizielle Diagnose Burn-out bis dato in dem Diagnosenkatalog auch gar nicht gibt...) und daß man mit der "Diagnose" Burn-out auch keine Einweisung bekäme z.B. ....

auf der Seite der Panorama-Klinik steht bei Indikationen für den Aufenthalt u.a. dort dieses:

F32 Depressive Episode / Burnout - Syndrom

ok, das wars mal auf die Schnelle aus meiner Sicht.

LG
Ulli


***

"die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann was er will, sondern, dass er nicht tun muss was er nicht will"

:o)



(Jean-Jacques Rousseau)
DarkRaven
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Re: Depression vs Burnout

Beitrag von DarkRaven »

Nico Niedermeier
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Re: Depression vs Burnout

Beitrag von Nico Niedermeier »

Na da haben Sie ja eh schon alles Kluge gesagt:-)

Zumeist ist es sicherlich so, dass "Burn Out" eine Ausweichdiagnose für Depression ist.
Burn Out impliziert ja, dass man vorher "gebrannt" hat, also "ein echter Leistungsträger und Macher" war. Das passt sehr gut in eine Leistungsgesellschaft und macht eine Depression quasi zum "Ehrenorden" für "Einsatz ohne Grenzen":-)

ABER! Ich denke auch, dass es wirklich Menschen mit Burn Out gibt. Die also keine klassische Depression unter falschen Namen haben, sondern eine isolierte Störung, die sich NUR auf die auslösenden und aufrechterhaltenden Bedingungen bezieht. Und wenn die weg sind, dann gehts der Person wieder gut...z.B. ein Patient von mir, der in seiner Arbeit alle Symprome einer schweren Depression entwickelt hat und wenn der da nicht mehr hinmüsste, wäre er absolut total beschwerdefrei und ein glücklicher und fröhlicher Mensch. Ob das jetzt wiederum ein "Burn Out" oder einfach der absolut falsche Arbeitsplatz ist, das wäre noch mal ne andere Frage, ich denke jedoch dass Burn Out als Begriff passt, da er unter Erbietung aller Kräfte und mit größtem Einsatz versucht die Situation zu bewältigen und daran fast zu Grunde geht..
Beste Grüße
N. Niedermeier
SisterGoldenHair
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Re: Depression vs Burnout

Beitrag von SisterGoldenHair »

... Ehrenorden für Einsatz ohne Grenzen ist gut...


***

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aikido_1987
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Re: Depression vs Burnout

Beitrag von aikido_1987 »

Hallo an alle,

Wenn ich mir vorstelle, ich habe den "Ehrenorden für Einsatz ohne Grenzen bekommen", dann fühl ich mich stolz und möchte meine Krankheit gar nicht mehr verstecken.

Vielleicht war einfach unsere bisherige Herrangehensweise verkehrt, um die Öffentlichkeit auf das Thema Depression aufmerksam zu machen. Mit Auszeichnungen bekommt man in unserer Gesellschaft schneller Anerkennung.

Danke für den Hinweis Hr. Niedermeier.

liebe Grüße
aikido
Winterzauber
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Re: Depression vs Burnout

Beitrag von Winterzauber »

Hallo DarkRaven,
ist es nicht eine schönere Umgangssprache für Depressionen in unserer Gesellschaft?
Hört sich ja auch besser an...ausgebrand vom vielen Arbeiten (und nicht nur einfach so), wie viele immer glauben...oder!? Was wirklich dahinter steckt, hinterfragen die meisten doch nicht!
L.Grüße
Naty
DarkRaven
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Re: Depression vs Burnout

Beitrag von DarkRaven »

Winterzauber
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Re: Depression vs Burnout

Beitrag von Winterzauber »

Mir geht es auch immer so, möchte vieles sagen und weiss dann gar nicht wie ich es formulieren soll, so wie jetzt auch.
Ich kann mich auch selten zu etwas aufraffen, schlepp mich seit langen, jeden Tag zur Arbeit, setz mich dem Streß aus...nicht belastbar.
Also auch Burne out oder wie?

Naty
DarkRaven
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Re: Depression vs Burnout

Beitrag von DarkRaven »

Winterzauber
Beiträge: 52
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Re: Depression vs Burnout

Beitrag von Winterzauber »

Puh....da bin ich beruhigt...mach mir echt immer Gedanken alles richtig zu machen...aber auch damit bin ich dann ja nicht allein!

Orden??? für uns "KRANKE" ja das währe doch mal was, Grins!
Ich hätte da aber doch lieber eine Gehaltserhöhung!!!!
Dir auch eine gute Nacht

Naty
Conny_11
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Re: Depression vs Burnout

Beitrag von Conny_11 »

Hallo Dark Raven,

Ich bin jetzt zwar keine Ärztin oder Psychologin, aber als selber Betroffene mit der Diagnose Burnout und Depression und nach viel Recherchieren, Lesen und Reden mit meiner Hausärztin und Psychotherapeutin ist mein Verständnis der Sachlage so:

Burnout ist eine Vorstufe der Depression. Ein Burnout hat klassicherweise vier Phasen. Die erste ist dieses berühmte Feuer das brennt, also hohe Motivation und Leistung. In der 2. und 3. Phase kommt die Müdigkeit, die Sinnentleerung, das Sich-In-Frage-stellen, Aggressivität, Rückzug von den Kontakten. Erst die 4. Phase ist dann der Weg in die Depression - komplette Erschöpfung, körperlich und geistig, Apathie, und die anderen Symptome, die wir hier alle zur Genüge kennen.

Ausserdem sind beim Burnout die Symptome meist auf den Beruf bezogen und der Betroffene fühlt sich zumindest zu Hause besser und kann sich so auch gut im Krankenurlaub erholen. Bei der Depression sind die Symptome ständig da, diese grosse Traurigkeit begleitet uns durch den Tag von morgens bis abends, beim Job und zu Hause.

Das heisst, jemand der Burnout hat, muss nicht zwangsläufig eine Depression haben (wie der Doc schon sagte). Jemand der eine Depression hat, muss natürlich auch nicht vorher zwangsläufig einen Burnout gehabt haben - denn es gibt sooo viele Gründe für eine Depression.

Ich merke aber auch, dass sich in den Diskussionen der Medien die beiden Begriffe vermischen, und oft Depression und Burnout synonym verwendet werden.

LG

Conny
sickhead
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Re: Depression vs Burnout

Beitrag von sickhead »

...vor ca. 13 monaten habe ich ein "stoppschild" gesetzt, ich fühlte mich leer und ausgebrannt....14 stunden arbeit im job, alles andere blieb auch der strecke

keine lust mehr am sozialen leben teilzunehmen, nur noch zuhause rum liegen, für nichts mehr lust............

meine partnerin hat immer wieder gesagt, mit dir stimmt was nicht, bitte geh zum doc....

ich wollte es nicht war haben, wollte doch stark sein und meinen "mann" stehen"......

dann ging es ganz schnell.....zusammenbruch von einem auf den anderen tag......ich selber habe es nicht verstanden....es ging mir nur noch schlecht!!!

verschiedene Therapiehen, eine stationäre Reha und alles war nicht erfolgreich

nun habe ich gute 8 Wochen Tagesklinik hinter mir und es geht mir endlich besser....bin zur zeit in einem Arbeitsversuch und werde wohl in ca. 5 wochen in die Wiedereingliederung gehen.

es hat lange gedauert, bis ich meine "krankheit" verstehen konnte....was war zuerst da???

Burn-out oder Depression....ich weiß es nicht...die Meinungen gehen auseinander....

trotzallem habe ich nun endlich das gefühl auf einem guten weg zusein und fühle mich verstanden

ich wünsche euch allen, dass ihr auch irgendwann dieses gefühl habt....

guts nächtle

sickhead
"Drei Wünsche...die Gabe, nie zu vergessen, was Du warst, den Mut, dass zu sein was Du bist. Die Kraft, das zu werden, was Du sein möchtest"
ghm
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Re: Depression vs Burnout

Beitrag von ghm »

Aus meiner Erfahrung,

es gibt ein geistiges und körperliches "Erschöpfungssyndrom". (zeitlich begrenzter Burn- Out)

Da wäre es richtig eine Pause einzulegen, dann erholt man sich wieder.

Wer aber diese "Erschöpfung" nicht zulassen kann, kämpft weiter, mit der "Ersatzenergie", "Härte gegen sich selbst" usw. er verliehrt mehr und mehr die Verbindung zu seiner Umwelt, da er alle Kraft für die Arbeit braucht.

Bis der Tag kommt, wo keine Kraft mehr da ist.

Dann kommt ein Zusammenbruch, der den Körper kraftlos zurücklässt, auch wenn die Unruhe noch da ist, den (geringen) Selbst- Wert zerfetzt (ich habe versagt) und die Seele leer und kalt zurücklässt, weil sie ja schon lange davor die Verbindung zur Umwelt verloren hatte. (zeitlich nicht begrenzte Depression)
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
pero
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Re: Depression vs Burnout

Beitrag von pero »

Also,
nach meiner Meinung ist es in den meisten Fällen eine vergleichbare Situation, wobei beim Burn-Out die Ursache in einer Überforderungssituation liegt.
Ich habe ein Buch gelesen in dem der Autor den Begriff "Stress-Depression" benutzt hat. Ich finde das sehr treffend.
Dauerstress überfordert den Menschen, daraufhin kann sich eine Depression entwickeln.
Nun ist "Stress" etwas subjektives, daher können auch Menschen ausbrennen die keine 12 Stunden Tag haben.
Daher kann auch eine Hausfrau "ausbrennen"...

Das Beispiel vom Doc halte ich für eine echte Ausnahme. Ein Mensch der Arbeit und Privatleben so trennen kann ist doch nicht normal
Ich glaube das auch da eine Depression droht wenn er im Job so weitermacht.

lg
pero
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malin
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Re: Depression vs Burnout

Beitrag von malin »

Hallo,

der Begriff "Stress-Depression" gefällt mir ganz gut, und es ist schon sehr ähnlich wie Burnout, oder?
Vor ein paar Tagen war eine Gesprächsrunde zu diesem Thema auf Arte (oder Phoenix, bin mir nicht mehr sicher) und da hieß es von einem Psychiater, dass man hohen Stress nicht länger als einen Monat haben sollte, sonst würde man Burnout entwickeln, es müssten also nach solchen Phasen also auch immer Entspannungsphasen kommen.

Aber was ist dann mit Menschen wie mir, wo der Stressfaktor einfach nicht so leicht wegzuorganisieren ist wie z.B. bei der Arbeit als Stressfaktor, wo man den Arbeitsplatz wechseln kann, oder Stunden reduziert, etc.

Was dann? Hat man dann quasi keine Chance auf Heilung? Also ein Dauer-Burnout?
Dann kann man ja höchstens versuchen, an den Symptomen zu arbeiten, aber den Auslöser kann man ja kaum auflösen.
Also chronisch depressiv wegen Überlastung/Stress? Und dann?

LG
Nele
pero
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Re: Depression vs Burnout

Beitrag von pero »

Ja, der Autor wollte sich vom "Burnout" lösen weil der Name das Problem nicht genau definiert und es zu positiv besetzt ist.

Für mich war es wichtig zu erkennen das der Auslöser der Stress ist. Das hat mir auch Hoffnung gegeben weil:
Stress ist Subjektiv!
Es ist also entscheidend was ich der Situation empfinde und das kann man ändern.
Und es gibt auch Wege Stress zu verarbeiten. So ist z.B. körperliche Aktivität dabei sehr gut, dabei werden die Stress-Hormone abgebaut.
Also muss ich unter Stress nicht leiden, ich kann etwas dagegen tun...
Es ist an mir mich gegen den Stress zu stellen, Aufgaben abzugeben, ggf. einen anderen Beruf suchen oder mir Aufgaben zu suchen die mich erfüllen, die es mir möglich machen in einer Stressigen Umgebung die Ruhe zu behalten...
Es ist letztlich eine Frage der Einstellung...

Jeder Mensch hat immer eine Wahl, man muss nur mit den Konsequenzen klar kommen.

lg
pero
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FrauRossi
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Re: Depression vs Burnout

Beitrag von FrauRossi »

Hallo,

Jemand weiter oben schreibt es gäbe 4 Stufen zum Burnout. Kommt darauf an wo man nachließt. Es werden in der Literatut bis zu 10 Vorstufen beschrieben.

Ich habe Depression: hat sich über Jahre und Jahrzente entwickelt, bis zum Kollaps.

Mein Freund hat Burnout: auch da muss man sich über Jahre übergehen und überfordern. Aber der Kollaps kan von einer Sekunde zur nächsten. Einen Tag noch wie gewohnt 16 Stunden gearbeitet, nächsten ging nix mehr.

Es macht auch Therapiw und vieles ist ähnlich wie bei der Depression. Viele Verhaltensmuster sind auch ähnlich.

Aber er hat einen Behandlungsplan. Auszeit, Ruhe, Wiedereingliederung und dann nach drei Monaten hat er ein moderates Sportprogramm verordnet bekommen um das Cortisol im Körper ab zu bauen. Wei weitere Überforderung stellt der Körper die Produktion dieses Stresshormons nicht wieder ein und daraus können Nierenschäden und anderes folgen.

Auch baut der Körper das Cortisol nicht mehr, wie beim Gesunden ab, sondern das muss aktiv unterstützt werden.

Ebenso wurden ihm vier Phasen genannt den Heilungsprozeß betreffend. 1. nach Zusammenbruch die Ruhe und der langsame Wiedereinstieg. 2. Mann arbeitet schon wieder und versucht aktiv Dinge zu finden die einem Spass machen. Freude muss man quasi neu erlernen. Zum Ende hin besagtes Sportprogramm für mindestens drei Monate. 3. Man bekommt schon einiges wieder hin, Arbeiter moderat, hat seinen Tag struckturiert und hat vielleicht ein Hobby gefunden und verwöhnt sich mitFreizeitaktivitäten um die Energien wieder aufzuladen, dann beginnt eine Zeit der erhöhten Infektanfälligkeit, da das Cortisol langsam zurück geht. 4. Wie am Anfang kommt eine riesige Müdigkeit auf einen zu. Da muss man unterscheiden lernen: wo bin ich "wirklich" müde? Von Arbeit / Sport etc. Wo ist es diese Lähmungsmüdigkeit.

Paralell schaut ma Therapeutisch wo kommt es her dass ich bereit war mich so zu überfordern? Festigt die neuen Verhaltensregeln etc.

LG FrauRossi
Antiope
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Re: Depression vs Burnout

Beitrag von Antiope »

Für mich sind Depression und Burn-out zwei verschiedene Dinge - obwohl man lieber "Burn-out" sagt, wenn man Depression anders benennen will.

Burn-out kommt für mich davon, dass man beständig zuviel von sich fordert, zu hohe Ansprüche hat, sich beständig antreibt, ein Ziel erreichen will. In sozialen Berufen dann auch davon, dass man beständig fast nur für andere da ist.
Wenn die immer höheren Ziele nicht erreicht werden, versucht man mit noch höherem Zeiteinsatz doch noch erfolgreich zu sein - und leistet doch immer weniger.

Depression kommt für mich von emotionalem "Ungleichgewicht" her, wenn Ärger über konkrete Situationen nicht erkannt oder geschluckt werden, wenn Prägungen aus Kindheit usw. einen dazu veranlassen, sich nicht zu wehren, kein negativen Gefühle zu spüren, wenn schlechte Erfahrungen einen bereits wieder für die nächste neue - und wieder schlechte - Erfahrung präparieren (nur als Beispiel, ließe sich sicher noch ergänzen).

Burn-out ist also eher auch im Handeln begründet, Depression eher im Empfinden.

Wenn dann Burn-out in eine Art "Erschöpfungsdepression" mündet, sind die Symptome ähnlich - und es kann auch eine depressive Verhaltensweise "gelernt" werden.

Naja, so sehe ich das - und ich kenne leider beides: Burn-out und Depression (großer Auslöser Mobbing).
pero
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Re: Depression vs Burnout

Beitrag von pero »

>Burn-out ist also eher auch im Handeln begründet, Depression eher im Empfinden.

Der Grund für die Handlungen sind dann aber wieder die Empfindungen/Wahrnehmungen des Betreffenden...

Daher ist für mich Burn-Out ein Weg in die Depression, der Unterschied liegt dann eher in der Behandlung der Depression.

lg
pero
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Antiope
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Re: Depression vs Burnout

Beitrag von Antiope »

Hej Pero,

sehe ich genauso: Burn-out kann in Depression münden.

Mir ging es nur darum, die verschiedenen Qualitäten oder Ursachen auseinander zu sortieren und die Begrifflichkeiten zu trennen.

Wie würdest Du es sehen:
spürt jemand, der auf Burn-out zusteuert, seine Bedürfnisse und "überfährt" sie, weil er andere, anscheinend wichtigere Ziele hat, die er mit aller Macht erreichen will - während jemand, der auf eine Depression zusteuert, seine Bedürfnisse nicht spürt oder sie durch Bedürfnisse anderer "ersetzt", um überhaupt eine Rechtfertigung seines Seins zu finden?
gonzoprivat
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Re: Depression vs Burnout

Beitrag von gonzoprivat »

Sehr interessante Diskussion zu dem Thema. Für mich ist Burnout auch eine Form der Depression und ich würde hierbei auch wenig Unterschiede machen.

Allerdings habe ich auch die Erfahrung gemacht das Burnout die anerkanntere Form der Depression ist. Vielleicht liegt es gerade an meiner Selektiven Wahrnehmung, aber auch ich habe das Gefühl das es in letzter Zeit mehr Menschen aus meiner Umwelt trifft. Sicherlich liegt das auch daran das ich in der glücklichen Lage bin trotz Depression noch arbeiten zu können, wobei das zeitweise ziemlich Schwierig ist. Da ich jedoch einen anderen Grund für meine Depression als Auslöser sehe und mir die Arbeit sogar eher hilft - weil sie Struktur schafft - ist es leichter Kollegen oder meinem Chef die Depression als Burnout zu "verkaufen". Es ist eben tatsächlich so das dieser Begriff eher positiv besetzt ist. Das mit dem Orden finde ich recht passend.

Derzeit überlege ich eine Selbsthilfe Gruppe in Jena zu gründen. Diese soll sich mit dem Thema Depression und Burnout beschäftigen. Hierbei ist es mir wichtig das diese Gruppe von Menschen genutzt werden soll die studieren oder arbeiten - und sich eben damit schwer tun sich als Depressiv zu bezeichnen. Ich möchte auch idealerweise nur Leute in der Gruppe haben die entweder noch bzw. wieder am Arbeitsleben teilnehmen.
Ich hege die starke Vermutung das es auch und gerade in dieser Gruppe viele Menschen gibt die depressive Symthome haben und entweder nicht wissen das sie Depressiv sind bzw. Gefahr laufen es zu werden, oder einfach aus Angst vor den möglichen Konsequenzen es nicht Eingestehen und so mehr in die Isolation abrutschen.
Einige meiner Bekannten waren und sind Leistungsträger und können sich aufgrund der Stigmatisierung nur maximal zum Burnout "durchringen"...Ansonsten wären sie geächtet und ihre Berufliche Existenz bzw. ihr Ruf wäre tatsächlich gefährdet. Ich weiß es ist ein Teufelskreis, aber genau das wäre eben das Thema dieser Gruppe.

Ich hoffe ich bin nun nicht zu sehr vom Thema abgeschweift (abgeschwiffen? ).

Einen schönen Tag noch und ich freue mich auf weitere interessante Beiträge.
"Lache und die Welt lacht mit dir, weine und du weinst allein." - Aus dem Film "Old Boy" von Park Chan-wook
pero
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Re: Depression vs Burnout

Beitrag von pero »

>Wie würdest Du es sehen:
spürt jemand, der auf Burn-out zusteuert, seine Bedürfnisse und "überfährt" sie, weil er andere, anscheinend wichtigere Ziele hat, die er mit aller Macht erreichen will - während jemand, der auf eine Depression zusteuert, seine Bedürfnisse nicht spürt oder sie durch Bedürfnisse anderer "ersetzt", um überhaupt eine Rechtfertigung seines Seins zu finden?

Mhmm, ich glaube ich verstehe was du meinst, aber ich würde dem so nicht zustimmen.
Ich sehe es eher so das ich an mich selbst zu hohe Erwartungen gesetzt habe und daran gescheitert bin diese zu Erfüllen. Daher ist für mich ein Burnout im wesentlichen eine Selbstüberforderung.
Ich habe irgendwo gelesen das es normal ist nach einer Stress-Situation in eine "depressive Phase" zu verfallen. Dadurch kann der Körper wieder zu Kräften kommen, ist also eine Form von "Zwangspause" und damit eigentlich sehr sinnvoll. Das erscheint mir logisch und verständlich.
Problematisch wird es wenn diese Phase andauert und in dieser passiven Phase verbleibt.
Daher sehe ich es so das eine "normale" Depression eher von Passivität oder Aktionsunfähigkeit ausgelöst wird, ein Burn-Out eher von überzogener Aktivität.
Aber beides endet in einer Erstarrung, in totaler Selbstaufgabe.

Ich bin jedoch auch der Meinung das "Burn-Out" viel zu positiv besetzt ist. Unsere Leistungsgesellschaft fördert diese ungesunde Einstellung und jemand der einen "Burn-Out" hatte wird bewundert weil er sich für eine Aufgabe verbrannt hat. Letztlich ist das aber eine sehr dumme Einstellung. Man kann sehr viel mehr bewegen wenn man ausgeglichen ist und dadurch viel länger und intensiver an einer Sache arbeiten kann.
Burn-Out ist für mich ein Strohfeuer.

lg
pero
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MissLA
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Re: Depression vs Burnout

Beitrag von MissLA »

Interessantes Thema...ich hab auch schon viel darüber nachgedacht...ich denke ja immer, Burnout ist nur eine moderne Bezeichnung für Depression, weil es eben besser in unsere Leistungsgesellschaft passt.

Da kann man sich jetzt drüber aufregen oder es einfach nutzen.

Ich bin dazu übergegangen, bei Leuten, von denen ich denke, dass sie gar nix mit "Depression" anfangen können, einfach zu sagen, ich hätte einen Burnout, weil sie das aus den Medien kennen. Siehe Ragnick, dann wissen sie Bescheid.

Wenn man völlig Unwissenden von Depressionen erzählt denken sie gleich, man wirft sich vor den nächsten Zug, siehe Enke.

Ein großes Danke an die Fußballer an dieser Stelle. Das macht vieles leichter. Früher musste ich mir immer den Mund fusselig reden und die Leute haben trotzdem nix verstanden.

Ich versuche neuerdings, offener mit meiner Krankheit umzugehen, sage es viel öfter. Ausser am Arbeitsplatz, da passe ich nach wie vor auf. Denn als Chef will man natürlich nicht unbedingt jemanden einstellen, der jederzeit für Monate ausfallen könnte. Kann ich auch irgendwie verstehen.

Es ist, wie es ist, wir leben nunmal in so einer kranken Leistungsgesellschaft und vielleicht kapieren nach und nach die Leute mal, dass es so nicht weitergehen kann. Wenn ein Drittel der Leute arbeitslos und biertrinkend vor der Glotze hängt, das zweite Drittel sich vor Arbeit kaum retten kann und trotzdem nix verdient wird es irgendwann auch mal für das letzte Drittel gefährlich:)

Wir sind schon viel weiter gekommen, wir sind aus dem Schatten raus, ständig in den Medien, und auch, wenn viel Mist geschrieben wird, ist es trotzdem gut, finde ich.

Natürlich gibt es immer noch viel zu tun.
Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass die Behandlung sehr zu wünschen übrig lässt.
Trotz Medienpräsenz haben offenbar viele Allgemeinmediziner nicht den leisesten Schimmer, was Depression überhaupt ist und viele sogenannte Therapeuten arbeiten nach Schema F und kommen schnell an ihre Grenzen.

Da muss noch sehr viel Aufklärungsarbeit geleistet werden.
Und hier sind WIR gefragt.
Auf in den Kampf:)
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