Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

temotshin
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Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

Beitrag von temotshin »

Hallo,
ich nutze dieses Portal aus reiner Verzweiflung verfasse deswegen diesen Beitrag. Zunächst ich möchte kein Mitleid haben, ich bemitleide mich selbst schon genug, da benötige ich nicht auch noch das von Anderen. Ich empfinde es als Gesülze, da man keine Empathie mit einem solchen Schicksal haben kann, dass nur in Worten niedergeschrieben ist und man sich einen Menschen erdenkt und dabei mich selbst nicht trifft.
Ferner werde ich wohl irgendwann diesen Beitrag löschen lassen, da hier viel zu viel intimes von mir steht, obwohl ich alles schon versuche bisher verklausuliert zu lassen. Aber selbst hier habe ich Angst, dass jemand mit erkennen könnte. Eigentlich habe ich das Bedürfnis sehr genau zu kontrollieren, wer etwas über mich weiß. Ich weiß noch nicht, inwieweit ich hier offen sein werde, ich schreibe ersteinmal diesen Beitrag und werde sehen, ob es intelligent ist.
Ich habe nun seit sehr genau einem Monat Depressionen die mich fertig machen. (Ich hatte schon immer Phasenweise Depressionen, doch diese sind immer vorrüber gegangen, waren kürzer und nicht so intensiv, nicht einmal annäherend. Bin aber auch von der Grundstimmung eher jemand der Pessimistisch ist.) Ich habe ein Gewicht auf meiner Brust liegen, ich kann kaum schlafen, ich esse und trinke viel zu wenig, ich treibe exzessiv Sport und fühle mich derartig nieder gedrückt, dass ich zu nichts mehr fähig bin. Vorgestern hatte ich einen Tag, der mich wie an das Bett gefesselt hat und ich keinen Antrieb mehr gefunden habe. Ich bin den gesamten Tag nur dabei nachzudenken. Ich drehe mich in meinen Gedanken sehr stark im Kreis. Das Problem ist, dass ich mich sehr viel nun natürlich auch mit Depressionen beschäftigt habe und Worte einbaue, die diese Seiten nutzen, bei denen ich denke, dass sie auch auf mich zutreffen.
Alles hat mit einer Trennung begonnen, die ich praktisch verschuldet habe. Ich führe ein Leben, dass man als asozial bezeichnen darf und zwar im Wortsinn. Ich habe nicht viele soziale Kontakte, nicht weil Menschen mich abstoßen finden würden, oder mir der Mut fehlt, sondern weil ich Menschen nicht leiden kann. Ich bin viel zu ehrlich, was meine Partnerin immer wieder schwer verletzt hat. Ich habe das Bedürfnis die Mitmenschen zu manipulieren und ihre schwachen Phasen auszunutzen um mein Ego zu stärken. Es gehören noch viele weitere Probleme die ich hier nicht auswalzen will dazu, wie zum Beispiel das ich sehr starke sexuelle Defizite habe, die sich im Laufe einer Beziehung verstärken. Es ist der absolute Verlust jeglichen sexuellen Antriebs.
Da ich nicht auf sie gehört habe, habe ich die Therapie die sie mir nahegelegt hat, nicht angenommen. Sie fühlte sich mehr und mehr von mir vernachlässigt, bis sie fremdgegangen ist und nun schon kurze Zeit danach ist sie mit ihm zusammen. Sie ist ansonsten eigentlich eine Person die Treu ist und eher konservativ einzuschätzen ist. Ich nehme selten Schuld auf mich, doch das ist meine Schuld. Ich habe die Beziehung zerstört.
Seit dem habe ich eine Depression die mich so fertig macht, dass ich mit dem Leben nicht mehr klar komme. Die einfachsten alltäglichen Arbeiten kann ich nicht mehr verrichten. Seit Tagen habe ich eigentlich keinen Menschen mehr gesehen. Nur mal kurz die Kassiererin als ich es mal geschafft habe einzukaufen. Ich verliere stark an Gewicht. Am schlimmsten sind aber eigentlich die Nächte in denen ich keinen Schlaf finde. Ich kommuniziere schon immer sehr viel über das Internet. Die Gedanken von Menschen finde ich interessant und sie langweilen mich nicht so sehr. Ich rede aber im Grunde genommen nur mit meiner Exfreundin (die Partnerin vor der Partnerin die mich nun verlassen hat). Doch sie geht irgendwann schlafen und dann versinke ich in absoluter Einsamkeit und umso später es wird, desto schlimmer werden bei mir die Depressionen, so habe ich das Gefühl. Ich denke das ich ein Fall für Abenddepressionen bin, obwohl ich sie auch schon Morgens habe.
Ich kann die Trennung nicht akzeptieren, ich schaffe es nicht. Ich habe durch die Trennung erst meine Gefühle zu ihr erkannt und habe begonnen alles anders zu machen, wie ich finde. Ich habe mich sofort in Therapie begeben, um mich ändern zu lassen, obwohl ich der Meinung bin das ich mich nicht ändern kann. Ich habe nun das Bedürfnis für das Leid, dass ich ihr zugefügt habe, selbst leiden zu müssen. Daher der Sport bis mir auch alles weh tut. Aber selbst zum Sport treiben fehlt mir mittlerweile der Antrieb. Ich liege eigentlich nur noch lethargisch herum. Ich höre sehr viel Musik, da Musik schon immer ein sehr zentraler Bestandteil meines Lebens war.
Das ist ausreichend Prolog um dazu zu kommen, weshalb ich eigentlich in diesem Forum schreibe. Ich habe bei der Wahl nicht richtig aufgepasst, dass ist eine psychologische Betreuung. Ich denke ich muss zu einem Psychiater oder sonstigen wechseln, aber das werde ich wohl mit ihm besprechen. Problematisch ist daran nur, dass es wieder von vorne beginnen würde, alles das was ich seit der Sitzung wieder tief in mir vergraben habe, müsste ich wieder aus mir herausholen. Und es gibt viele Dinge aus meiner Vergangenheit die ich nur zu gerne wieder verdrängen würde. Wurde als Schüler verprügelt, gemobbt und erpresst und das über viele Jahre. Und da war noch einiges mehr. Dinge über die ich im Detail am liebsten nicht mehr reden würde.
Ich bin ein Mensch der gegen eine Therapie praktisch ankämpft. Jeder Mensch der mir einen guten Tipp gibt, den versuche ich zu überzeugen, dass es bei mir nicht möglich ist. Ich nenne dieser Person sehr viele gute Gründe, aus meiner sehr pessimistischen Sicht und meinem Wissen über mich, weshalb dass keinen Erfolg hat. Aber ich weiß dass ich jetzt Hilfe brauche, denn mein Leben bricht zusammen.
Ich verdiene ein wenig Geld nebenher in dem ich öffentliche Auftritte mache, die sehr erfolgreich sind. Diese musste ich zunächst erst mal abbrechen, weil es zu gefährlich ist, sie fortzuführen. Ich kann auch keine Konzentration für mein Studium aufbauen, dass bald wieder beginnt. Ich habe Aufschub von meinen Dozenten bekommen. Viel mehr Leben habe ich nicht.
Aber ich habe das Gefühl derartig erschöpft zu sein, dass ich das Leid einfach nicht durchstehen kann. Ich halte mich fern von Alkohol und Tabletten, da ich Angst habe nicht die Kontrolle über mich zu haben damit umgehen zu können. So würde ich sehr wahrscheinlich mit Schlaftabletten mich den gesamten Tag weghauen. Generell nehme ich eigentlich keine Medikamente. Außer es ist wirklich nötig.
Ich habe mich überreden lassen, in eine Tagesklinik zu gehen, denn ich bin absolut isoliert. Ich warte jeden Tag auf eine Nachricht von meiner Partnerin…Expartnerin und hoffe dass sie mir doch nochmal eine Chance gibt. Ich sehe ständig meine Emails nach und hoffe dass sie doch früher zurück kommt und nicht mehr bei ihm ist, ich habe nebenbei auch starke Eifersucht entwickelt, die beinah bis zu Gewaltfantasien kommen, aber ich bin ein pazifistischer Mensch, der gegen niemanden die Hand erhebt. Aber ich habe auch panische Angst, dass sie wieder zurückkommt, weil ich glaube dass es mich zerreißt. Aber die Tagesklinik die es hier gibt, hat im Internet eine so fürchterliche Bewertung, so wie das gesamte Klinikum das ich Angst habe dort hin zu gehen.
Ich habe auch Angst vor Psychopharmaka. Jede 3 Seite habe ich das Gefühl im Internet wird von Pharmaziefirmen betrieben und es dreht sich immer gleich um Antidepressiva. Ich will es nicht nehmen. Ich habe Angst das es mich verändert… das ich mein Selbst verliere. Ich weiß auch nicht wie lange es dauern würde, bis diese Therapie auch nur ansatzweise wirkt. Ich will nicht mehr leiden müssen. Aber ich will auch nicht eingewiesen werden. Ich befürchte das mich das zerstört. Und es würden dann auch meine Eltern erfahren, etwas was ich um jeden Preis um gehen will und ich könnte nicht mehr studieren. Ich mache es niemanden einfach und ich weiß nicht nach den Worten des Psychologen, ob ich therapiert werden kann, wenn ich dagegen arbeite.
Aber ich will einfach nicht mehr leiden… ich kann es nicht mehr… ich schaffe nichts mehr und fühle mich am Abgrund. Nicht derartig am Abgrund das ich Suizidgefühle habe. Ab und an denke ich über meinen Tot nach und schlage es aber gleich aus dem Kopf. Ich bin zu feige für einen Selbstmord. Also trifft nicht die Klausel der Suizidgefahr zu. Mein inniger Wunsch ist es nicht mehr zu existieren, damit das Leid beendet wird, aber der besteht schon lange, es ist kein Grund sich sorgen zu machen. Als letztens der Satellit herunter kam, habe ich inständig gehofft, er würde mich erschlagen. Dafür könnte ich nichts, es würde auch keiner… ach ich weiß nicht warum… es ist einfach so… kann mir jemand Hilfe leisten, was ich jetzt unbedingt tun sollte? Womit soll ich anfangen? Ich fühle mich total überfordert. Und wenn es noch interessante Dinge gibt, die man zum Thema Depressionen lesen kann, würde ich sie gerne haben…
Und ich hoffe es ist nicht schlimm, wenn meine Antworten immer etwas ausufern.
ghm
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Re: Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

Beitrag von ghm »

Hallo temotshin,

erstmal ein willkommen

Auch wenn ich fürchte, ich wollte mir Dir nicht bekannt sein.

Ich habe zu lange zugelassen mich manipulieren zu lassen.

Du Schreibst eine schöne "Bleiwüste", die nur schwer zu lesen ist.

Über Deinem Beitrag ist ein Recheck mit Bleistift, da kannst Du Deinen Beitrag nochmals editieren und einige Absätze einfügen.

Es fällt mir schwer Rat zu geben.

Was ist es das Dich treibt "Besser" sein zu wollen, als Deine Mitmenschen.

Wie kommst Du zu der Einstellung, dass Du Menschen manipulieren dürftest?

"Ich habe mich sofort in Therapie begeben, um mich ändern zu lassen"

Du kannst Dich nicht ändern lassen.
Du willst Dich ändern, aus innerer Überzeugung oder aus innerer Not, aber Du änderst.

Der Therapeut kann vielleicht Tipps geben aber mehr nicht.

Jetzt mache ich erstmal Schluß, so lange Texte zu lesen ermüdet mich zu sehr
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
temotshin
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Re: Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

Beitrag von temotshin »

Zitat
„Was ist es das Dich treibt "Besser" sein zu wollen, als Deine Mitmenschen.“

Ich denke es ist mein Ego, das dieses tut. Ich habe immer Angriffe gegen mich damit abgewehrt, indem ich mir eingeredet habe, ich sei besser als sie und damit ist es unerheblich, was sie mit mir machen. Sie sind gar nicht intelligent genug, um mich wirklich verletzen zu können. Daher stelle ich mich ständig in den Wettkampf und nehme sehr hohe Maßstäbe. Ich brauche dieses besser sein, um mir eine Notwendigkeit zu geben. Ich fühle mich ansonsten noch überflüssiger, als ich es so schon tue. Um ein Mehrwert darzustellen, muss ich besser sein als andere Menschen. Was mich dazu führt, dass ich unglaublich fokussiert an Dinge mich setzen kann.

Zitat
„Wie kommst Du zu der Einstellung, dass Du Menschen manipulieren dürftest?“

Ich habe nicht geschrieben, dass ich es dürfte. Ich sagte, dass ich es tue. Dazwischen liegt ein tiefer Graben. Es ist so, dass ich Menschen sehr genau versuche zu beobachten und sie kennenzulernen. Insbesondere bei meinen Partnern. Ich wandle das in eine Dominanz um, um sie so zu manipulieren, dass sie für mich von Nutzen sind und meine Defizite ausgleichen. So bin ich ein Mensch, der keine Entscheidungen trifft, ich lasse sie treffen. Und wenn es mir früher richtig schlecht ging, habe ich es auf meinen Partner übertragen. Purer Sadismus. Es ist keine schöne Eigenschaft. Und ich weiß, dass ich in einer Therapie, das angehen muss, da ich ansonsten nicht Beziehungsfähig bin. Meine Partner leiden unter mir dabei.

Zitat
„"Ich habe mich sofort in Therapie begeben, um mich ändern zu lassen"

Du kannst Dich nicht ändern lassen.
Du willst Dich ändern, aus innerer Überzeugung oder aus innerer Not, aber Du änderst.“

Momentan ändere ich mich gar nicht, ich dreh mich nur im Kreis und fühle mich jeden Tag ein Stück weit erbärmlicher. Ich habe sogar Angst davor mich zu verändern, ich bin mir nur bewusst, dass etwas geschehen muss, da mein Leben vor den Baum gefahren wird. Und wenn ich es selbst könnte, würde ich es tun. Daher schiebe ich die Verantwortung und Hoffnung auf eine für mich absolut fremde Person, was mir schon schwer genug fällt. So wie ich es hier auch tu. Wenn es nach mir ginge, würde ich mich gerne einfach verkriechen und verschwinden. Aber ich bin nicht in der Lage in absoluter Einsamkeit zu leben. Ich brauche doch auch noch soziale Kontakte und insbesondere eine Beziehung in der ich mich unglaublich abhängig von meiner Partnerin mache.
Schlussendlich ist es so, dass ja auch der Therapeut Zweifel daran hat, wie man mich therapieren soll, wenn ich dagegen ankämpfe und wir erst einmal daran uns setzen müssten. Was alleine schon ein großes Problem darstellt. Ich wäre zunächst aber gerne einfach mal das Leid insofern los, als dass ich mal wieder schlafen könnte.
otterchen
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Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

Beitrag von otterchen »

Hallo temotshin,

ui, wo fängt man da an?

Zunächst:
ist hier etwas dabei, womit Du was anfangen kannst?
http://deprifahrplan.jimdo.com/

Weiter:
ja, eine Therapie kann wirklich die letzte Chance für Dich sein, Dein Leben wieder auf die Reihe zu bekommen.
Mein Tipp wäre eine Verhaltenstherapie - aber nur, weil ich mit meiner so gut klar komme.

Nur: wie löst sich Deine innere Blockade dagegen auf?
Dass Du die Menschen nicht leiden kannst, sagt eigentlich viel über Dich aus - nämlich, dass Du Dich selbst nicht leiden kannst. So schlussfolgere ich zumindest.

Vielleicht kannst Du ja lernen, Dich selbst mehr zu akzeptieren? Und dann ein Reset zu machen: so WAR ich - wie will ich jetzt werden, wie will ich SEIN?
Denn wenn man in etwa weiß, wohin man steuert, kann man sowas wie eine Therapie besser annehmen.

Eine Möglichkeit könnte sein, dass Du Deine Vergangenheit aufarbeitet (auch wenn das der Horror ist - ich weiß das... es reicht, wenn man es EINMAL erzählt, aber dann bei einer neuen Person noch einmal?). Aber eine gute (!) Therapie untertützt Dich dabei, und wir hier sind dann ja auch noch da.

Du kannst Dich dann selber besser kennenlernen und entdeckst vielleicht Seiten an/in Dir, die Du nie für möglich gehalten hättest.
Wie wärst Du denn gerne?

Weiter: es bringt niemandem etwas, wenn Du Dich jetzt selber fertig machst, z.B. Dich durch exzessiven Sport auspowerst.
Du fühlst Dich mies, und "sie" bemerkt davon rein gar nichts.
Und da "sie" eh nicht mehr und nicht weniger davon hat, könntest Du ja auch etwas Gutes, Weiterführendes für Dich tun.
Ob sie nun irgendwann zu Dir zurückkommt oder nicht: zumindest eine Person hat dann was davon gehabt - und diese Person (nämlich Du) ist die Wichtigste in Deinem Leben.

So, zum Schluss noch:
Antidepressiva verändern nicht Deine Persönlichkeit. Sie können Dir aber dabei helfen, Dich in einen Zustand zu bringen, in dem eine Therapie besser anschlägt.
Was Deine Persönlichkeit verändert, ist die Depression, ist die Selbstablehnung.

So, jetzt kannst Du meinetwegen alles widerlegen - es ist ja DEINE Entscheidung, ob Du probieren willst, etwas aus Deinem Leben zu machen oder nicht.

Doch klingt das nicht toll? Ein zufriedenes Leben mit Höhen und Tiefen, mit Lebendigkeit und Leidenschaft, mit Freude und vielfältigem Erleben?
Das kann Dir aber kein Therapeut einfach so "einreden" - das ist wie mit dem Pferd... er kann es zum Brunnen führen, aber trinken muss es alleine.
Du scheinst Dich endlich zum Brunnen aufgemacht zu haben, stehst durstig und missmutig davor, aber weigerst Dich, selbst zu tinken.
Es ist DEIN Leben.

mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
temotshin
Beiträge: 44
Registriert: 7. Okt 2011, 13:41

Re: Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

Beitrag von temotshin »

Danke für die Internetseite. Ich habe zwischendurch ein paar Absätze eingearbeitet.

Zitat
„ja, eine Therapie kann wirklich die letzte Chance für Dich sein, Dein Leben wieder auf die Reihe zu bekommen.
Mein Tipp wäre eine Verhaltenstherapie - aber nur, weil ich mit meiner so gut klar komme.“

Ich kenne mich mit den verschiedenen Therapiearten noch nicht genau aus. Ich werde am besten bei der nächsten Sitzung darüber mit dem Therapeuten reden.

Zitat
„Nur: wie löst sich Deine innere Blockade dagegen auf?
Dass Du die Menschen nicht leiden kannst, sagt eigentlich viel über Dich aus - nämlich, dass Du Dich selbst nicht leiden kannst. So schlussfolgere ich zumindest. „

Nun auf den ersten Blick gesehen haben Sie recht. Ich kann mich selbst nicht leiden. Der Hass auf die anderen Menschen kommt aber nicht daher, dass ich mich selbst für so schlecht halte, weil ich ein Mensch bin, der nicht sozial agieren kann, derartig viele Defizite hat, dass er andere Menschen mit sich in den Abgrund reißt etc., sondern weil ich den Menschen in seiner Gestalt nicht leiden kann. Das würde ich unter Weltschmerz einordnen. Ich bin ein unglaublicher Idealist. Ich bin deswegen Veganer geworden, bin Konsumverweigerer, spende mein Geld, dass ich nicht brauche und ich brauche nicht viel Geld und doch sehe ich, wie die Welt zugrunde geht. Das ist der erste Grund, weshalb ich den Menschen nicht leiden kann. Dann kommen natürlich Verquickungen mit mir auch zu Stande, insbesondere mit meiner Vergangenheit. Dessen bin ich mir bewusst, dass ich natürlich den Menschen nicht leiden kann, nach den Dingen die ich so durchgemacht habe. Aber ich möchte nur zum Ausdruck bringen, dass es nur bei mir bedingt in Verbindung steht.

Zitat
„Vielleicht kannst Du ja lernen, Dich selbst mehr zu akzeptieren? Und dann ein Reset zu machen: so WAR ich - wie will ich jetzt werden, wie will ich SEIN?
Denn wenn man in etwa weiß, wohin man steuert, kann man sowas wie eine Therapie besser annehmen.“

Hier geht der Fehler hervor, dass ich mich gar nicht akzeptieren will. Ich will kein glückliches Leben führen. Ich will einzig funktionieren. Ich habe die Beziehung geführt, weil sie mich insoweit stabilisiert hat, dass ich funktionieren konnte und das auf einem solchen Niveau, das ich nicht ständig das Bedürfnis hatte, dass ich mich selbst hasse, weil ich ständig versage, so wie ich es jetzt tue. Es ist nicht so, dass ich glaube vom Schicksal gebeutelt zu sein. Ich will einfach nicht glücklich sein, weil ich es auch nicht verdient habe. Mich so akzeptieren wie ich bin, heißt einen Menschen versuchen zu mögen, der im Grunde seiner Seele, kaputt ist und es an der Welt auslässt, dass er kaputt ist. Das ist nicht vernünftig mein Verhalten. Und ich kann nichts Unvernünftiges mögen. Es erscheint mir unvernünftig es zu tun.

Zitat
„Eine Möglichkeit könnte sein, dass Du Deine Vergangenheit aufarbeitet (auch wenn das der Horror ist - ich weiß das... es reicht, wenn man es EINMAL erzählt, aber dann bei einer neuen Person noch einmal?). Aber eine gute (!) Therapie untertützt Dich dabei, und wir hier sind dann ja auch noch da.“

Ich denke auch, dass es zu einer Vergangenheitsaufarbeitung kommt, aber ich würde diesen Teil der Therapie am liebsten gleich überspringen. Als ich in der ersten Sitzung darüber geredet habe und es nach und nach alles erst einmal heraus kam, sind Dinge aus mir heraus gekommen, die ich eigentlich schon längst soweit verdrängt habe, dass ich sie vergessen habe und das ist sehr gut so gewesen. Denn nun kämpfe ich damit, fühle mich verunsichert und noch schlechter, nur wenn ich daran denke. Es ist so als wäre meine kleine Blase die mich geschützt hat zum Teil geplatzt und nun läuft Wasser hinein.

Zitat
„Du kannst Dich dann selber besser kennenlernen und entdeckst vielleicht Seiten an/in Dir, die Du nie für möglich gehalten hättest.
Wie wärst Du denn gerne?“

Wie ich gerne wäre, dass kann ich bei meinen Auftritten ausleben. Ich habe die verschiedensten Charaktere kreiert, mit denen ich bei den Auftritten wirke. Das sind die verschiedensten Wesen. Ich werde nur nie eines davon sein. Sie sind einfach unglaublich von mir verschieden. Da ist fast keine Deckungsgleichheit. Ich habe auch positive Seiten an mir. Ich bin nicht nur ein Bündel von unwerten Dingen. Ich habe auch ein paar Fähigkeiten. Problematisch daran ist nur, dass ich keine Fähigkeit in mir finde, die mir eine Zukunft sichert. So weiß ich jetzt schon, dass ich nach dem Studium in Arbeitslosigkeit rutsche, weil mir einfach die Kompetenz dazu fehlt, in dem Bereich zu wirken. Mit einer schweren Wortfindungsstörung (habe bei der Geburt zu wenig Sauerstoff gehabt und mein Hirn hat an manchen Stellen die Klappen dicht gemacht) und Lese / Rechtschreibschwäche kann man einfach in diesem Bereich nichts vollbringen. Philosophen müssen publizieren. Und fürs lehren bin ich der falsche Mensch. Philosophie langweilt mich einfach nur nicht, deswegen studiere ich sie.

Zitat
„Weiter: es bringt niemandem etwas, wenn Du Dich jetzt selber fertig machst, z.B. Dich durch exzessiven Sport auspowerst.
Du fühlst Dich mies, und "sie" bemerkt davon rein gar nichts.
Und da "sie" eh nicht mehr und nicht weniger davon hat, könntest Du ja auch etwas Gutes, Weiterführendes für Dich tun.
Ob sie nun irgendwann zu Dir zurückkommt oder nicht: zumindest eine Person hat dann was davon gehabt - und diese Person (nämlich Du) ist die Wichtigste in Deinem Leben.“

Also was es mir bringt? Ich fühle mich für einen Moment weniger schuldig. Es ist wie geißeln. Und ich empfinde das als etwas das mich wenigstens ein Stück weiter bringt. Ansonsten weiß ich momentan gar nichts, was mich weiter bringt. Das ist in dem Ausdruck höchster Verzweiflung mit inbegriffen. Ich bin ganz froh das ich kein Hypochonder bin. Ich dachte es würde mich weiter bringen, wenn ich alles was es so wissenswertes über Depressionen gibt, lesen würde. Die Neurobiologische Komponente war ganz interessant. Aber es führt mich nicht weiter, eher im Gegenteil, ich fühle mich noch hilfloser seit dem. Ich kann daher hier sehr gut verstehen, wenn viele meinen, Depressionen würden niemals gehen. Und ich bin mir selbst nicht so unglaublich wichtig, warum ist weiter oben schon näher beschrieben worden.

Zitat
„So, zum Schluss noch:
Antidepressiva verändern nicht Deine Persönlichkeit. Sie können Dir aber dabei helfen, Dich in einen Zustand zu bringen, in dem eine Therapie besser anschlägt.
Was Deine Persönlichkeit verändert, ist die Depression, ist die Selbstablehnung.“

Antidepressive greifen massiv in die Biochemie des Körpers ein. Und die Auswirkungen machen mir schon Angst. Sie verändern einen eben dann doch. Aus diesem Grund nehme ich ja auch keine Drogen. Es ist so, als würde man sich selbst etwas vormachen, in dem man Dinge einnimmt, die das Bewusstsein verändern. Und davor habe ich massive Angst.

Zitat
„So, jetzt kannst Du meinetwegen alles widerlegen - es ist ja DEINE Entscheidung, ob Du probieren willst, etwas aus Deinem Leben zu machen oder nicht. “

Dieser Satz macht mir immer wieder am meisten zu schaffen. Denn dann werde ich mir wieder bewusst, ich muss Verantwortung dafür tragen, was ich nicht will / nicht kann. Ich habe mich immer wie ein Stück Treibgut verstanden, dass durch das Meer des Lebens geschoben wird. So war ich mit allem ein wenig im Reinen. Aber dieser Satz lässt mich panisch werden. Ich merke wie mir gerade Schweiz auf die Stirn kommt und auch die Finger ganz schwitzig werden. Ich kann nicht beschreiben, wo genau da das Problem ist. So tief habe ich mich noch nicht ergründet.
paco
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Registriert: 19. Jan 2011, 11:06

Re: Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

Beitrag von paco »

Hi temotshin,

vielleicht hilft Dir das:
http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... tgeber.htm

Bei Dir scheint mir der Leidensdruck groß zu sein. Das ist eine gute Voraussetzung, Dich wirklich auf eine Therapie einzulassen, um was zu ändern an Deiner Situation.

Ich wünsch Dir viel Energie und Glück

LG paco
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

Beitrag von otterchen »

Hallo nochmal!

Das würde ich unter Weltschmerz einordnen.

Es gibt nicht DIE Welt.
Es gibt Deine Welt, meine Welt, die Welt von Person A, B, C usw.

Wenn Deine Welt so schrecklich ist, dann liegt es wohl daran, dass Du Dein Augenmerk so stark auf diese Aspekte richtest.
Ja, es gibt viel Schlimmes auf dieser Welt, da kann ich Dir nur zustimmen.
Aber es gibt auch viele Dinge, die positiv sind.
Und wir können alle ein kleines Stück dazu beitragen, dass die Welt etwas besser wird.

Was ist wohl besser:
etwas zu ändern
oder
sich an den Rand zu stellen und alles schlecht zu finden
?

(was BEQUEMER ist, weiß ich)

Es kommt darauf an, was man in seinen Fokus stellt, worauf man achtet. Das hat nichts mit Scheuklappen zu tun (naja, vielleicht doch ein wenig), aber vor allem damit, dass man bewusst auch auf die Dinge achtet, die das Leben sonst noch zu bieten hat.
Diese scheinst Du momentan viel zu wenig wahrnehmen zu können.



Ich will einfach nicht glücklich sein, weil ich es auch nicht verdient habe.

Ah ja... dieses Thema kennen wir hier auch. Es ist ein schwieriger Schritt, sich selbst verzeihen zu können. Aber es ist möglich.
Oft kommen dann natürlich Beispiele, dass wir selbst doch auch unseren Freunden oder Verwandten verzeihen, aber das wird bei Dir wohl nicht anschlagen, wenn Du so asozial antisozial lebst.

Mich so akzeptieren wie ich bin, heißt einen Menschen versuchen zu mögen, der im Grunde seiner Seele, kaputt ist und es an der Welt auslässt, dass er kaputt ist.

Jepp. Du magst Dich nicht, also KANN Dich eigentlich keiner mögen. Und soll es auch gar nicht. Geht ja gar nicht. Weil: Du bist ja wertlos.
(Ironiemodus aus)

Wieso kann man keinen kaputten Menschen mögen? Der hat doch Grund dazu, so kaputt zu sein. Es kommt ja nicht von lauter Boshaftigkeit, mit der Du schon auf die Welt kamst, sondern das kam von außen, von schmerzlichen Erfahrungen.
Oder kannst Du mir in diesem Punkt widersprechen?

Als ich in der ersten Sitzung darüber geredet habe und es nach und nach alles erst einmal heraus kam, sind Dinge aus mir heraus gekommen, die ich eigentlich schon längst soweit verdrängt habe, dass ich sie vergessen habe und das ist sehr gut so gewesen.

Verdrängen führt leider dazu, dass es in einem weitergärt und weiterbrodelt. Es ist wie ein Mülleimer, in den man immer weiter etwas hineinstopft - irgendwann springt der Deckel auf, und einem fliegt alles um die Ohren; der ganze Müll. Da ist Aufräumen doch besser, auch wenn es stinkt und wenn man es am liebsten nicht tun würde. Aber das ist nur eine begrenzte Zeit - wenn das erledigt ist, sind diese Themen wirklich verarbeitet und können nicht wieder unterschwellig hochkochen.

Das sind die verschiedensten Wesen. Ich werde nur nie eines davon sein. Sie sind einfach unglaublich von mir verschieden.

Dir ist schon klar, dass ich das jetzt anzweifle, oder? Denn alles steckt ja bereits in Dir, sonst hättest Du es nicht dafür herausholen können.
Die Frage ist nur, ob Du irgendwas davon auch weiter für Dich ausbauen möchtest.

Ich fühle mich für einen Moment weniger schuldig. Es ist wie geißeln.

Na prima - es geht Dir besser, wenn Du Dich bestrafst. Für wie schlecht und schadhaft und bestrafenswert hältst Du Dich eigentlich?
Hast Du niemals in Deinem Leben jemanden gehabt, der auf Deiner Seite war? Der für Dich Partei ergriffen hat? Der das Gute in Dir gesehen hat? Der sich vor Dich gestellt, Dich verteidigt, zu Dir gehalten, Dich verstanden, Dich beschützt, Dich willkommen geheißen hat?

Aus diesem Grund nehme ich ja auch keine Drogen.
Ich kann Dir selbstverständlich nicht einreden, dass ADs prima sind, wenn Du so absolut dagegen bist.
Allerdings sollten ADs nun wirklich nicht mit Drogen verglichen werden.
Dennoch: ich finde es eine gute Eigenschaft von Dir, dass Du auf Alk und Drogen verzichtest.
Und für einen Legastheniker schreibst Du außerordentlich gut (gehört zwar jetzt nicht hierhin, aber fiel mir gerade in diesem Zusammenhang auch als positiv auf).

Denn dann werde ich mir wieder bewusst, ich muss Verantwortung dafür tragen, was ich nicht will / nicht kann.

Um Verantwortung übernehmen zu KÖNNEN, müsste man erstmal einiges wissen: über sich und über das Leben, was man führen möchte. Über seine Möglichkeiten. Über die Möglichkeiten, sich selbst zu managen.
Wenn man in irgendwelchen Bereichen seines Seins noch im Zustand eines Kindes verblieben ist (bitte versteh das nicht negativ - das ist nicht wertend, sondern nur beschreibend), dann ist es klar, dass dieser Anteil keine Verantwortung übernehmen kann und will.
Aber: das kann gelernt werden und sich gut anfühlen (obwohl sich das für Dich jetzt wahrscheinlich seltsam anhören muss)



Ich merke gerade, dass das, obwohl ich den Dialog mit Dir interessant und anregend finde, auch anstrengend für mich ist.
Ich bin ja keine Therapeutin! (he, und wir siezen hier nur die Moderatoren )

Ich möchte Dir nur vermitteln, dass das alles nicht unmöglich ist. Vieles davon ist einigen hier im Forum - darunter auch mir - bekannt. Vielleicht nicht gerade so ausgeprägt, so schwarz wie bei Dir. Aber ich bin mir sicher, dass Du mit der richtigen (!) fachlichen Hilfe an Deiner Seite ein paar Dinge grundlegend ändern kannst, die Dir jetzt noch unmöglich erscheinen.

Du merkst ja, dass ich auf alles eine Antwort habe (*lach*), also ist alles bereits hier bzw. in meiner eigenen Therapie schon einmal zur Sprache gekommen und mir deshalb nicht fremd.

Doch ich kann Dir natürlich keinen Mut rüberschicken, keinen Willen.
Ich muss leider genauso aufhören wie bei meinem vorherigen Posting, auch wenn es Dich gefühlsmäßig aufwühlt:
Es liegt bei Dir, was Du aus Deinem Leben machst. Du musst nicht wie Treibholz umherschwimmen. Auch Du (selbst wenn Du das im Moment nicht siehst) hast ein Anrecht darauf, ein gutes Leben zu führen. Es sei denn, Du bist der geborene Psychopath/Soziopath.

Kannst Du mir glaubhaft versichern, dass Du, als Du auf die Welt kamst, bereits total "anti" warst und dass es seitdem einfach unmöglich war, dieses Kind zu lieben? Na?
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
temotshin
Beiträge: 44
Registriert: 7. Okt 2011, 13:41

Re: Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

Beitrag von temotshin »

Ich bedanke mich zunächst für die Antwort. Ich werde darauf antworten, auch wenn sie jetzt aufhören. Das ist vollkommen in Ordnung. Es ist einfach nur eine Sache der Vollständigkeit und ich habe auch immer das Bedürfnis mich zu erklären. Nicht direkt immer das letzte Wort zu haben, aber mich doch zu erklären. Zu meiner Rechtschreibung gilt es einfach zu sagen, dass ich viele Jahre Nachhilfe genommen habe und mich sehr bemühe, die Texte ordentlich zu verfassen, im Rahmen meiner Möglichkeiten. Aber ich bin im Grunde genommen im Geist fitter, als ich es hier ausdrücken kann. Das äußert sich in den Wortfindungsstörungen.

Zitat
„Ja, es gibt viel Schlimmes auf dieser Welt, da kann ich Dir nur zustimmen.
Aber es gibt auch viele Dinge, die positiv sind.
Und wir können alle ein kleines Stück dazu beitragen, dass die Welt etwas besser wird.“
Ich stehe dem so gegenüber, dass man das Schlechte mit Guten nicht aufwiegen kann. Nur weil es gute Dinge gibt, kann es nicht den Weltschmerz aufheben. Wenn der Regenwald niedergebrannt wird, unzählige Tiere dabei sterben, er nicht aufgeforstet wird und das Land ausgelaugt wird und es ökologisch absolut bedenklich ist, ermuntert es mich nur insoweit, wenn ein Volk es schafft einen Diktator abzuschaffen, der sein Volk geknechtet hat, nur in dem Maße, als dass es das Leid in der Welt mindert. Aber es stimmt mich nicht glücklich. Diese Welt für Lebenswert zu halten, fällt mir sehr schwer. Es wäre natürlich ein merkwürdiger Schluss zu sagen, wir sollten uns alle umbringen, damit das Leid in der Welt endet, wenn man auch mit der Logik herangehen kann, dass es der Mensch ändern könnte. Aber bis dahin habe ich sehr stark damit zu kämpfen, was in der Welt geschieht. Ich nehme die guten Dinge des Lebens sehr wohl wahr, ich kann es nur nicht aufwiegen, weil ich denke, dass es ein logischer Fehlschluss wäre dies zu tun.

Zitat
„Wieso kann man keinen kaputten Menschen mögen? Der hat doch Grund dazu, so kaputt zu sein. Es kommt ja nicht von lauter Boshaftigkeit, mit der Du schon auf die Welt kamst, sondern das kam von außen, von schmerzlichen Erfahrungen.
Oder kannst Du mir in diesem Punkt widersprechen?“

Natürlich ist es möglich einen Menschen wie mich zu lieben. Es ist schon mehrfach geschehen. Jedoch war es für gewöhnlich immer nur zum Nachteil für die Beteiligten. Ich stürze sie selbst in starke Selbstzweifel und ziehe sie emotional sehr stark hinab. Auch habe ich meine asozialen Tendenzen, die ein Zusammenleben für sie unmöglich machen. Im Grunde genommen lieben sie immer nur das Potential was aus mir mal werden könnte. Daher auch immer die Forderung spezielle Dinge an mir zu ändern, meist durch eine Therapie. Aber ich kann ein Potential nicht lieben. Ich kann mich nur nehmen, wie ich gerade bin. Und so wie ich gerade bin, empfinde ich mich als hassenswert, weil ich eben, wenn ich mich selbst auslebe, zu einem Menschen entwickle, der widerlich ist. Es ist sogar moralisch verwerflich. Und jemand der einen moralisch verwerflichen Menschen liebt, der sollte seine Einstellung meiner Meinung nach überdenken. Und ob in mir das Potential ist, weiß ich nicht, ich kann nicht einschätzen, was ich mal für ein Mensch werden könnte, dass ist spekulativ und optimistisch und Grund zum Optimismus gibt es nur sehr wenig. Deswegen heißt es ja Optimismus. Ein unwahrscheinlicher Fall, der hoffentlich eintreffen soll. Pessimismus ist ja die Hoffnung, dass ebenso ein unwahrscheinlicher Fall eintritt. Also muss es irgendetwas in der Mitte sein und die gefällt mir ebenso nicht.

Zitat
„Verdrängen führt leider dazu, dass es in einem weitergärt und weiterbrodelt. Es ist wie ein Mülleimer, in den man immer weiter etwas hineinstopft - irgendwann springt der Deckel auf, und einem fliegt alles um die Ohren; der ganze Müll. Da ist Aufräumen doch besser, auch wenn es stinkt und wenn man es am liebsten nicht tun würde. Aber das ist nur eine begrenzte Zeit - wenn das erledigt ist, sind diese Themen wirklich verarbeitet und können nicht wieder unterschwellig hochkochen.“

Keine Frage da haben sie Recht. Deswegen schrieb ich auch, dass es mir am liebsten wäre, dass zu überspringen. Ich fühle mich so schon sehr labil. Ich will mich nicht an alles erinnern, was in meinem Leben passiert ist. Und jeder der meint, was uns nicht umbringt, macht uns hart, liegt falsch, wie ich meine. Das sind Lebenserfahrungen die überflüssig sind. Sie tun einfach nur weh. Ich kann es mir bisher nur noch nicht vorstellen, dass man es durchs verarbeiten, verkraftet, so dass es nicht mehr weh tut. Dafür fehlt mir schlicht weg die Erfahrung. Momentan dominiert die Angst, dass es nicht der Fall ist und es in mir vergraben besser aufgehoben ist.

Zitat
„Dir ist schon klar, dass ich das jetzt anzweifle, oder? Denn alles steckt ja bereits in Dir, sonst hättest Du es nicht dafür herausholen können.
Die Frage ist nur, ob Du irgendwas davon auch weiter für Dich ausbauen möchtest. „

Keine Frage sie müssen innerhalb in meiner Fähigkeiten liegen, diese Personen. Aber mein Hauptcharakter ist ein Narr, der wie ein Äffchen ein Trick gelernt hat, unbeholfen ist, grundlos lacht und unglaublich oberflächlich ist. Und dabei ist das eher geschauspielert, als gelebt. Ich schlüpfe nur in diese Rolle und entspreche dem Klischee mit weniger spontanen als eher geplanten Aktionen. Ich möchte diese Person nicht wirklich sein. Es ist einfach nur schöner, als dass was ich jetzt habe. Diese Person muss einfach immer lustig drauf sein, sie hat ein blödes Dauergrinsen. Es ist kein Idealbild, dem ich entsprechen wollte, es ist nur besser als das, was ich jetzt habe. Es entspricht nur nicht meiner Natur. Es ist im Gegenteil eher die umgekehrte Natur von mir.

Zitat
„Na prima - es geht Dir besser, wenn Du Dich bestrafst. Für wie schlecht und schadhaft und bestrafenswert hältst Du Dich eigentlich?
Hast Du niemals in Deinem Leben jemanden gehabt, der auf Deiner Seite war? Der für Dich Partei ergriffen hat? Der das Gute in Dir gesehen hat? Der sich vor Dich gestellt, Dich verteidigt, zu Dir gehalten, Dich verstanden, Dich beschützt, Dich willkommen geheißen hat?“

Für wie sehr, kann ich nicht beantworten. Mir fehlt der Maßstab. Es reicht mich selbst zu quälen, ohne dass ich jetzt beginnen muss, bleibende Schäden mir zuzufügen, wie in dem ich mir ein Messer nehmen würde, um mir sichtbaren Schmerz zuzufügen. ES reicht aus, mich selbst zu bestrafen und mich auch selbst niederzumachen und mir wieder in Klaren zu sein (auch wenn das natürlich zu meist übertriebene Selbstkritik ist) wer oder was ich bin.
Es gibt nur relativ wenige Menschen die um mich herum stehen, was klar ist bei einem so isolierten Lebensstil. Es haben mich auch nicht alle Menschen wirklich verraten in meinem Leben. Aber mir fällt es schwer, zu Menschen vertrauen aufzubauen, warum liegt klar in der Vergangenheit. Ein anderer Grund ist, dass ich nur sehr wenige Menschen so nah an mich heranlasse, weil ich diese Menschen einfach nicht für geeignet halte, um mit mir zu reden. Ich bin unglaublich selektiv. Nach 22 Jahren habe ich mir einen Stamm von 4 bis 5 Menschen aufgebaut, mit denen ich reden kann. Und davon sind es 2 vielleicht 3 Personen mit denen ich es ernsthaft kann.

Zitat
„Ich kann Dir selbstverständlich nicht einreden, dass ADs prima sind, wenn Du so absolut dagegen bist.
Allerdings sollten ADs nun wirklich nicht mit Drogen verglichen werden.
Dennoch: ich finde es eine gute Eigenschaft von Dir, dass Du auf Alk und Drogen verzichtest.“

Der Vergleich war in der Tat unangebracht. Ich habe schlicht und ergreifend Angst davor. Auch wenn die Internetseiten dort alle beschwichtigen. Ich habe einfach eine Grundstellung die mir sagt, dass manipuliert deinen Geist. Und das macht mir Angst. Und ich denke das ist nicht paranoid. Denn es ist ja der Sinn dieser Medikamente genau das zu tun. Ich mag nicht manipuliert werden. Es ist schon eine furchtbare Eigenschaft, dass ich es tue.

Zitat
„Um Verantwortung übernehmen zu KÖNNEN, müsste man erstmal einiges wissen: über sich und über das Leben, was man führen möchte. Über seine Möglichkeiten. Über die Möglichkeiten, sich selbst zu managen.
Wenn man in irgendwelchen Bereichen seines Seins noch im Zustand eines Kindes verblieben ist (bitte versteh das nicht negativ - das ist nicht wertend, sondern nur beschreibend), dann ist es klar, dass dieser Anteil keine Verantwortung übernehmen kann und will.
Aber: das kann gelernt werden und sich gut anfühlen (obwohl sich das für Dich jetzt wahrscheinlich seltsam anhören muss)“

Das ist kein Problem. Ich bin emotional definitiv irgendwann stehen geblieben. Man darf mich ruhig in der Beziehung als Kind bezeichnen. Ich habe ein echtes Problem mit Konfliktbewältigung.

Abschließend kann ich nicht urteilen, ob ich Soziopathisch oder Psychopathisch bin. Ich weiß das ich nichts Besonderes bin. Ich bin kein absoluter Sonderfall. Aber das Ausmaß meines Charakters macht mich sehr fertig und ich möchte es Menschen eigentlich auch nicht antun. Es ist purer Egoismus der mich immer wieder anleitet. Ich denke es ist berechtigt zu sagen, dass ich mehrere Komplexe habe und eine unglaubliche Aversion gegen viele Dinge. Und eine Therapie braucht lange Zeit um zu wirken. Aber mir würde es schon reichen, endlich mal wieder schlafen zu können, oder wie jetzt, wo es Nacht wird immer depressiver zu werden. Ich weiß nicht woher ich eine akute Linderung bekomme. Ich fühle mich leer, ausgesaugt und erschöpft. Und das Leben geht weiter und ich kann mir keine lange Pause mehr erlauben, aber ich komme nicht heraus.
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Re: Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

Beitrag von otterchen »

Warum leidest Du dann?

Wenn doch eigentlich alles so ist, wie Du es willst:
Du willst Dich bestrafen,
Du willst nicht glücklich werden,
Du willst nichts ändern.

Nochmal: warum leidest Du dann?
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temotshin
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Re: Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

Beitrag von temotshin »

Diese Frage ist schwer zu beantworten. Die unerfüllte Liebe, dass ich sie mir keine Chance gibt, um miteinander glücklich zu werden. Das ist der akute Grund, der alles ausgelöst hat. Ich vermisse sie unglaublich. Ich habe immer ein Ohr an der Tür und hoffe, sie wohnt im selben Wohnheim, dass sie wieder kommt, auch wenn ich weiß, dass es nicht mehr der Fall ist. Ich liebe sie unglaublich, ich bin mir nur viel zu spät der Gefühle bewusst geworden. Ich denke ich habe sehr stark ausgeprägten Liebeskummer. Ich habe in meinem Zimmer einen Pullover von ihr gefunden und ich glaube er riecht nach ihr. Ich presse ihn die gesamte Zeit an meinem Körper. Ich würde alles für die Beziehung geben. Diese Trennung macht mich derartig fertig, dass ich sie einfach nicht akzeptieren kann. Es lässt mich verzweifeln, ein Leben ohne sie, ist gar nicht mehr vorstellbar. Jeden Morgen wache ich auf, mit den Gedanken, dass war alles nur ein furchtbarer Traum und ich kann alles wieder gut machen. Der Schmerz ist jetzt nur kurz angeschnitten.

Das nicht Ändern wollen ist eine Grundhaltung die ich schon länger habe. Es fehlt nur am nicht glücklich werden wollen. Ich brauche diese Beziehung einfach, weil ohne sie reißt es mich in ein derartiges Loch. Ich bin mit der Beziehung auch kein glücklicher Mensch. Um die Formulierung wieder zurückzuholen. Ich bin einfach nur nicht depressiv.
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Re: Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

Beitrag von ghm »

Hallo temotshin,

ich bin dabei zu lernen, für Alles in meinem Leben die Verantwortung zu übernehmen.

So werde ich aus dem "Erleiden" ins "Erleben" kommen.

Der Weg ist schwer und ich muß Achtsam sein, auf mich und für was ich die Verantwortung übernehme.

Bei Dir spüre ich keinen Willen Verantwortung für Dich zu übernehmen.

Ich hoffe ich täusche mich.
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temotshin
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Re: Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

Beitrag von temotshin »

Dieser Beitrag von mir ist jetzt eher überflüssig, aber ich möchte es nochmal verdeutlichen. Dieser Eindruck ist korrekt. Ich habe gar keinen Willen Verantwortung zu übernehmen. Es hat diverse Gründe. Angst zu entscheiden und diese Entscheidungen tragen zu zu müssen, gehört natürlich dazu. Ich habe auch nicht den Willen es zu erlernen. Mir wäre ein "weiter so" sehr viel lieber. Es ist leichter.
Dadurch fällt der Satz, du hast es selbst in der Hand, mir so schwer. Ich will es gar nicht selbst in der Hand haben. Wasch mir den Pelz aber mach mich nicht nass, nach diesem Motto kann man ruhig bei mir gehen. Ich finde es nicht mal schlimm. Auch wenn es natürlich nicht toll ist, dass mich für andere zur Last mache, aber diejenigen die für mich entscheiden, genießen aber auch ein paar Vorteile, die ich ihnen halt gewähre, in dem ich die Arbeit die ich für sie verrichte, zu großer zufriedenheit mache. Also sind es meist Entscheidungen natürlich zu ihrem Vorteil. So wurde von ihr entschieden, dass ich hier studiere, damit ich in ihrer Nähe bin. Ich brauche soetwas einfach...ich bin schwach. Und ich stehe dazu schwach zu sein.
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Re: Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

Beitrag von otterchen »

Ich würde alles für die Beziehung geben.

Wirklich?
"Sie" braucht vielleicht jemanden an ihrer Seite, den sie glücklich machen kann.
Oder der soviel Glücklichsein in sich trägt, dass er "ihr" auch was davon abgibt, wenn sie selbst dieses Gefühl gerade nicht aufbringen kann.

Du willst alles für diese Beziehung tun?
Aber nur nicht glücklich werden wollen.
Hm.

Ich glaube, Du stehst Dir ganz schön selbst im Weg. Was ist denn so toll daran, unglücklich zu sein? Warum willst Du das beibehalten?
Bitte entschuldige diese vielleicht blöde Frage, aber ich kenne niemanden, der nicht glücklich sein möchte.

Du hast Dir eine dunkle Welt geschaffen, willst nicht wirklich dort hinaus, suchst nur einen halbwegs aushaltbaren Zustand und siehst immer noch keinen Grund, DAS alles zu ändern?
Was ist so toll an diesem, Deinem Dasein???
Was an Deinem derzeitigen Leben lässt Dich wollen, diesen Zustand - bis auf die Anwesenheit Deiner Ex-Freundin - bis an Dein Lebensende beizubehalten?
Denn Du kannst nur eines wollen:
beibehalten oder ändern.
Auch eine nicht getroffene Entscheidung ist eine Entscheidung.
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Re: Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

Beitrag von otterchen »

Hi temotshin,

Erstens:
ich hoffe, dass mein Gesprächston Dich nicht abschreckt. Es liest sich bestimmt schroffer, als ich es meine.
Aber ein wenig appelliere ich natürlich auch an Deinen Verstand und bin deshalb etwas kritischer mit Dir.

Zweitens:
wir reden hier recht argumentativ - aber was FÜHLST Du?
Fühlst Du überhaupt noch was? Welche Gefühle gibt es in Deiner Gefühlspalette noch? Kannst Du mir von heute 5 positive Gefühle nennen?


Drittens:
Was suchst Du eigentlich hier im Forum?
Ermunterung, doch noch eine Therapie zu machen?
Zuspruch, Verständnis?
Ermutigung und Trost wegen des Liebeskummers?

Ich weiß gerade nicht mehr so recht weiter mit Dir.
Was brauchst Du, was können wir Dir hier geben?

Viertens:
Mist, ich vergaß... Du hast ja direkt von Anfang an gesagt, dass Du für alles ein Gegenargument findest.
Vielleicht sollte ich Dich deshalb bestätigen?
Ja, bleib so.
Jemand, der unglücklich ist, zieht natürlich magisch die Frau seiner Träume an. Nichts mag sie lieber, als einen unglücklichen Mann an ihrer Seite zu haben.
Sich selbst zu bestrafen kann Masochisten womöglich richtig tiefe Befriedigung geben.
Und Glück? Psh - wer braucht das schon?
Existenz reicht ja schon. Aushalten. Treiben lassen. Andere die Entscheidungen treffen zu lassen. Und dann bequem die Schuld auf die anderen schieben, wenn einem was nicht passt. "Die haben mich unglücklich gemacht" - das ist doch eine gute Einstellung. Bloß sich nicht um sich selbst bemühen, dabei könnte man ja Verantwortung (pah!!) übernehmen müssen. Selbst für seine Fehler einstehen. Aber womöglich auch Stolz entwickeln und sich für seine Stärken gut leiden können. Ihgitt, wer will denn SO sein?


Böse? Gewiss. So kann ich auch sein.
Doch wenn Du für alles ein Gegenargument finden kannst, kann ich Dich ja ruhig in allem bestätigen.
War es das, was Du brauchst?

Mit einem Augenzwinkern ziehe ich mich jetzt auf meine Couch zurück...
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temotshin
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Re: Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

Beitrag von temotshin »

Zitat
„"Sie" braucht vielleicht jemanden an ihrer Seite, den sie glücklich machen kann.“
Den braucht sie, dass ist ihr wichtig. Und sie braucht eine Person, die sie nicht herunterzieht. Ich glaube nicht, dass ich der perfekte Partner bin, weil ich nicht an so etwas wie den perfekten Partner glaube. Aber bisher war mein Leben noch nie so angenehm, wie durch sie.

Zitat
„Du willst alles für diese Beziehung tun?“

Alles was ich kann. Alles was ich denke, was in mir ist. Daher versuche ich eine Therapie. Auch wenn nun die Therapie erst mal generell dient, mein absolutes Tief zu überwinden. Aber ich bin im Prinzip für sie zu allen bereit. Ich kämpfe auch gegen meine Natur dabei an. Aber ich fühle mich so, als würde ich da auch an meine Grenzen kommen. Und doch will ich es versuchen. Ich will versuchen eine Person zu werden, die für sie zu ertragen ist. Sie will eigentlich keinen kaputten Menschen mehr. Aber ich werde nie ganz aus dem heraus kommen, was ich bin.

Zitat
„Ich glaube, Du stehst Dir ganz schön selbst im Weg. Was ist denn so toll daran, unglücklich zu sein? Warum willst Du das beibehalten?“

Ich stehe mir im Weg…schwierig. Kann ich nur kaum beantworten. Natürlich stehe ich mir in dem Sinne im Wege, als dass ich eben weiterhin in meiner Welt bleibe. Mir hat der Therapeut gesagt, dass im Laufe der Depression man sich an seine Welt gewöhnt und diese annimmt, denn da weiß man was man hat und sich deshalb nicht mehr herauswagt. Ich verspüre nur in mir gar nicht den Wunsch glücklich zu werden. Ich halte mich persönlich nicht für gut genug. Ich habe sehr viele Defizite und fühle mich sehr überflüssig. Es würde mir schon reichen, dass ich funktioniere und keine Last bin. Aber der Wunsch glücklich zu sein, der ist einfach nicht existent. In dem Maße wie ich unglücklich war, kann ich funktionieren. Das reicht mir aus. Ich kann es nicht näher beantworten, da ich es nicht besser weiß, ich hoffe dass diese Umschreibung hilft. Es fehlt die Vorstellung, ein Leben zu führen, dass ich nicht mal in Worte fassen könnte. Was weiß ich, verheiratet 2 Kinder, Job und am Sonntag den Garten pflegen. Das ist es für mich nicht. Ich habe keine Vorstellung vom Leben und was ich davon mir wünsche. Ich habe nur den Drang mich ständig zu bilden. Das ist so das einzige was ich kann. Ich kann mit dem Wissen nichts anfangen. Aber das scheint mir schon zu reichen. Für mich ist es schon ein guter Tag, wenn ich keinen depressiven Schub habe und den Tag einfach genutzt habe um etwas zu lernen. Ich kann es gerade nicht besser formulieren, ich komme da nicht auf den Grund.
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Re: Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

Beitrag von temotshin »

Ich habe kein Problem mit einem schrofferen Argumentationsgang. Ich verstehe natürlich die Intention. Ich fühle mich weder verletzt noch gereizt dadurch. Aber gehe ich mal auf ihre Fragen ein.
Zitat
„wir reden hier recht argumentativ - aber was FÜHLST Du?
Fühlst Du überhaupt noch was? Welche Gefühle gibt es in Deiner Gefühlspalette noch? Kannst Du mir von heute 5 positive Gefühle nennen?“

Recht viele Gefühle habe ich nicht. Es ist momentan eine melancholische Grundstimmung die sich schon über den gesamten Tag zieht. Mein Brustkorb fühlt sich wie eingeklemmt an und mein Hals wie eingeschnürt. Ich habe aufgrund ihres Wortwitzes eben kurz geschmunzelt aber kein Glücksgefühl gehabt. Generell ist meine Gefühlspalette sehr monoton. Zwischen Verzweiflung, Trauer, Einsamkeit und Schmerz würde ich sagen spielt es sich ab.

Zitat
„Was suchst Du eigentlich hier im Forum?
Ermunterung, doch noch eine Therapie zu machen?
Zuspruch, Verständnis?
Ermutigung und Trost wegen des Liebeskummers?“

Wie ich schon sagte, ich suche kein Mitleid, Trost, Ermutigung, Erbauung, man kann es nennen wie man es will. Was ich suche ist Hilfe. Denn ich weiß nicht mehr weiter, dass habe ich im ersten Beitrag ja anklingen lassen. Ich bin absolut verzweifelt und weiß nicht weiter. Es sind noch 10 Tage bis zur nächsten Sitzung. Ich suche einfach nur Hilfe, weil ich es nicht weiß, was ich tun soll. Wenn ich es wüsste, würde ich nicht hier schreiben, sondern es tun. Ich bin einfach nur auf der Suche nach dem Menschen der mir mit einer Antwort praktisch den Holzstamm aus meinem Auge zieht, damit ich klar sehe, was ich nun tun soll. Weil ich finde es einfach nicht mehr.

Und zum Vierten. Ich sagte doch schon, dass ich nicht beziehungsfähig bin, so wie ich bin. Niemand könnte mich lieben so wie ich bin. Menschen verlieben sich nur in mich, in meine Aura die ich so um mich herum trage und irgendwann bröckelt sie und dann werde ich verlassen. Das ist etwas, was mich auch immer wieder dazu treibt, doch mal zu glauben, ich könnte so bleiben wie ich bin. Aber was soll ich jetzt noch dazu sagen? Ich weiß, dass es unvernünftig ist, dumm und einfach nur irrsinnig ist, wie ich mich verhalte. Aber ich komme da nicht heraus. Deswegen hat ja auch der Therapeut gesagt, dass er nicht weiß, ob man mir helfen kann. Ein Satz der mich einfach erschüttert…
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Re: Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

Beitrag von otterchen »

Deswegen hat ja auch der Therapeut gesagt, dass er nicht weiß, ob man mir helfen kann.

Das kann ich mir vorstellen... weil Du einfach null an Dich selbst glaubst. Therapeuten können nur dann wirksam arbeiten, wenn der Patient/Klient wirklich mitarbeitet und sich darauf einlassen kann.

Du weißt nicht, was Glücklichsein überhaupt heißen kann, deshalb willst Du gar nicht dorthin.

Eine Art Schmerzfreiheit im übertriebenen Sinne wäre momentan wohl das einzige Ziel, vermute ich mal.

Seltsam, ich glaube viel mehr an Dich als Du selbst...
wohl weil ich mitbekommen habe, wieviel Potential in mir selbst steckt(e).

Ich war jemand, der sich für lieblos hielt - unfähig zu lieben.
Und ich war es nicht wert, geliebt zu werden. Für Zuwendung war ich dankbar.
Ich habe sogar lange an mir als Kind gezweifelt: war ich vielleicht wirklich schon als Säugling neben der Spur? Ein sogenanntes schwieriges Kind? Konnte ich gar nicht geliebt werden? Waren die Menschen um mich herum so hässlich und gemein zu mir, weil ich es nicht anders verdient habe?

Heute stelle ich das nur noch selten in Frage. Ich bin nicht mehr dankbar für Zuwendung - ich nehme sie als selbstverständlich hin.
Und ich bin auch keinesfalls lieblos - ich habe entdeckt, was alles in mir schlummerte. Langsam darf das zum Leben erwachen. Heute bin ich jemand, der was zu geben hat. Und ich freue mich, wenn ich geben kann.

Es hat lange gedauert, bis ich aus all den Unsicherheiten, Fragen, Selbstzweifeln usw. herausgekommen bin.
Hier bin ich nun - mit einem großen Wissensdurst und Lernwillen gesegnet.
Du hast ja auch geschrieben, dass Du Wissensdurst hast: was, wenn Du ein neues Wissensgebiet erkundest, nämlich Deine eigene Psyche? Und ich garantiere Dir, da wird es noch einige Entdeckungen geben!

Ich habe meine Therapie als Lernstoff aufgefasst, als einen Kurs über mich selbst: mich selbst erforschen und kennenlernen, mich selbst zu lenken lernen, so langsam Ziele herausarbeiten und Werte usw.

Und wenn man einmal ein wenig von der Luft geschnuppert hat, die einem neu in die Nase steigt, möchte man mehr davon.

Du kommst mir wie jemand vor, der in einer dunklen Höhle lebt, und ich frage Dich immer, ob Du ans Licht willst.
Woher sollst Du wissen, was Licht ist?

Ach ist das schwierig, Dir Hoffnung rüberzuschicken. Dennoch: ich glaube fest daran. Und ich wünsche mir, Du würdest auch daran glauben, denn nur dann kann es funktionieren.

Meinst Du, Du könntest das mit dem "Wissensgebiet Psyche" so sehen, dass Du Dich wirklich auf das "Experiment Therapie" einlassen kannst?
Nur so eine Idee...
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Re: Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

Beitrag von temotshin »

Viele dieser Einschätzungen teile ich nicht. Ich glaube nicht daran, dass ich keine liebe geben kann und nichts zum geben hätte. Ich bin eigentlich recht romantisch. Und die Menschen sind nicht gegen mich. Es ist keine Vendetta. Solche Gedanken habe ich nicht. Ich glaube auch nicht das Schicksal würde mich hassen oder derartiges. Das ist alles bei mir nicht der Fall. Und ich kann den Menschen auch etwas geben. Doch wie die Welt, so auch bei mir. Gutes kann Negatives nicht aufheben. Es ist beides existent und mein Negatives ist derartig prägnant dominierend, dass es schwierig ist, es auszublenden. Ich bin mir sehr sicher, dass ich weiß, dass es an meinem Verhalten liegt. Ich selbst an diesem Verhalten verantwortlich bin und es ändern müsste. Aber was hilft einem eine solche Einsicht, wenn es dann nicht weiter geht? Und es treibt mich in noch größere Depressionen, wenn ich daran denke, dass es auch kein anderer Mensch kann und es so weiter geht. Wie schon richtig geschrieben, mir würde es schon reichen, wenn ich mal wieder schlafen könnte. Ich muss bald wieder studieren…
Ich bin auch nicht der Meinung man könnte mich nicht lieben. Ich bin nur der Meinung, dass man wenn man sich in mich verliebt mit einer sehr starken rosa Brille an mich herangeht. Oder das man die Hoffnung hat ich könnte mich ändern. Bei meiner letzten Beziehung habe ich ihr einen langen Brief geschrieben, in der ich versucht habe es deutlich zu machen, welche Probleme ich genau verursache und das sie es sich unbedingt überlegen sollte, ob sie wirklich mit mir etwas anfangen möchte. Sie meinte, sie könne mich so lieben wie ich bin, dass ist aber nicht der Fall.
Kommen wir noch zum Fall meiner Psyche. Es ist wohl einer meiner schlechtesten Eigenschaften und laut diesen ganzen Internetseiten ist es sogar ein Symptom, wenn man versucht sich selbst zu ergründen. Weshalb man wieder mies drauf ist etc.. Das ich ständig nur am Grübeln bin. Ich fühle mich oft wie ein Chirurg, der seine Psyche auf den Tisch legt und mit dem Skalpell anfängt. Dazu habe ich ja begonnen alles Mögliche zu lesen. Werde mir wohl bald auch Fachliteratur dazu mir nehmen werde.
otterchen
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Re: Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

Beitrag von otterchen »

Aber was hilft einem eine solche Einsicht, wenn es dann nicht weiter geht?

In einer Verhaltenstherapie kann man aber lernen, dies zu ändern, erarbeitet andere Verhaltensmöglichkeiten.



Ja, natürlich habe ich von mir auf Dich geschlossen - ich mache das oft, dass, wenn jemand etwas über sich erzählt, ich schaue, ob ich das in mir selbst wiederfinde. Tja, dabei kommt natürlich oft was Falsches heraus.



Jetzt ziehe ich mich aber wirklich zurück. Ich hoffe für Dich, dass Du bei diesem Thema doch noch weiterkommst, auch wenn ich es nicht geschafft habe, die richtigen Worte zu finden, um bei Dir irgendwas zu bewirken.
Und wie gerne hätte ich das geschafft!
Aber ich muss die Waffen strecken; zumindest heute komme ich nicht weiter. Du bist echt ein harter Knochen.

Es tut mir sehr leid, wenn ich Dir nicht weiterhelfen konnte.
Dennoch wünsche ich Dir, dass es irgendwann "klick" macht.

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ghm
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Re: Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

Beitrag von ghm »

Hallo temotshin,

ich fürchte Du bist in dem alten Fehler der "Rationalisten" gefangen.

Wenn ich Dich bäte, Dein Sein, wie ein Buch zu beschreiben, hörte ich vermutlich

Einband aus Leder, Karton kaschierend, Seiten aus Papier, 684 Stück, gebunden mit Kleber und Leinen, bedruckt mit Druckerschwärze, preussisch blau.

Vielleicht bekäme ich noch physikalische und chemische Einzelheiten oder besondere technische Merkmale, des Buchdruckes, des Buches oder des Versandes.
Vielleicht auch noch Ort, Tag und Stunde des Druckes und wer der Druckmeister sei.

Daten zu Schriftsteller, Lektor, Verlagsleiter etc.


Die Beschreibung ist richtig und vollständiger als ich es wollte, aber zu der erzählten Geschichte, an welchen Stellen Du was und warum gefühlt hast, ob es dem Schreiber gelang, Dich in die Irre zu führen und wieder auf den Weg, den Inhalt der Geschichte, Dein Empfinden, etc. das erzählst Du nicht.


Die Art wie Du schreibst erweckt in mir das Gefühl eines starken Menschen, um die Mitte 30, der noch jede Menge Kraft hat.
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
flyingangel
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Re: Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

Beitrag von flyingangel »

Hallo temotshin,

warum schreibst du, dass du Hilfe willst, wenn du doch jegliche Hilfe, die dir geboten wird, im Kern ablehnst? Ich kann otterchen nur zustimmen. Du hast die Verantwortung für dein Leben und wann beginnst du, diese auch zu übernehmen?

Alles Gute wünscht dir
flying angel
kormoran
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Re: Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

Beitrag von kormoran »

hallo temotshin,

ich möchte dir mal die folgenden gedanken da lassen:
die verantwortung gibst du nicht ab - die liegt bei dir.
was du aber ein stück weit, nicht abgeben, nur lockern, loslassen müsstest, wenn du dich auf den (therapie)weg machst: die kontrolle, die scheinbare deutungsmacht darüber, wie du gestrickt bist, wie die welt ist und überhaupt dass es keinen ausweg gibt (den du dir aber so sehr wünschst).

wenn du willst, dass es anders wird, und das willst du, dann musst du es möglich machen, die starren rahmen, die du jetzt um deine seele errichtest, ein wenig lockern. du musst einem anderen menschen - der therapeutin/dem therapeuten - erlauben, mit dir in die 'baustelle' zu treten und fragen zu stellen. du müsstest alles einmal mit neuen augen sehen können.
dazu braucht es vertrauen, und das fällt dir wahrscheinlich verdammt schwer.

loslassen ... einen prozess zulassen. das macht angst, du stehst dann vielleicht plötzlich wie ohne knochen im leben, weich, verletztlich, wackelig. doch ohne das korsett, das du dir - nicht aus jux und tollerei natürlich, einfach aus deiner biographie heraus, aufgrund von verletzungen, verlassenheit, gefahr für das kind, das du mal warst - aufgebaut hast, ohne diesen starren, nicht eigentlich deinem selbst zugehörigen rahmen, könnte endlich auch dein eigentliches selbst spürbar werden. und wenn es erfährt, dass es sich heute, in deinem erwachsenen körper und leben, entfalten darf, angenommen wird, dann wirst du auch wieder stark und stabil und letztlich sozusagen unverletzlich: weil du du selbst bist. und dann klappt es auch mit der liebe - dann ist sie in dir und du kannst andere lieben, ohne macht ausüben zu müssen. weil du deine eigene innere sicherheit hast.


puh. viele worte. es ist ein langer prozess, und ich denke, er beginnt mit loslassen.

nur mut.
lieber gruß
kormoranin
 http://www.depressionsliga.de
*** zurück ins leben!
temotshin
Beiträge: 44
Registriert: 7. Okt 2011, 13:41

Re: Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

Beitrag von temotshin »

Zitat
„Die Beschreibung ist richtig und vollständiger als ich es wollte, aber zu der erzählten Geschichte, an welchen Stellen Du was und warum gefühlt hast, ob es dem Schreiber gelang, Dich in die Irre zu führen und wieder auf den Weg, den Inhalt der Geschichte, Dein Empfinden, etc. das erzählst Du nicht.“

Was soll ich denn da auch erzählen? Soll ich in einem poetischen Erguss Ihnen erzählen, wie bescheiden ich mich fühle? Soll ich davon erzählen wie ich wie ein Embryo in meinem Bett kauere? Ich meine was macht das für einen Unterschied? Ich kann natürlich verdeutlichen welchen Schmerz ich empfinde. Aber dann kann ich doch nur Mitleid erlangen, was ich nicht haben will. Sie müssen mir nur eine Frage stellen und ich antworte es Ihnen so genau, wie sie möchten. Aber ich weiß nicht, was sie von mir wissen wollen. Soll ich genaue Situationen beschreiben, wie sie sich zu getragen haben und was ich gefühlt habe? Ich weiß doch auch nicht, was sie von mir erwarten. Ich habe versucht alles im großen Rahmen zu schildern, um meine Probleme zu verdeutlichen und nichts zu vergessen.

Zitat
„Die Art wie Du schreibst erweckt in mir das Gefühl eines starken Menschen, um die Mitte 30, der noch jede Menge Kraft hat.“

Nun mit dem Alter liegen sie falsch, ich bin Anfang 20. Mag sein das ich ein starker Mensch bin, ich bin auf jeden Fall ein dominanter Mensch. Aber gerade habe ich gar keine Kraft mehr. Ich fühle mich ganz am Boden. Momentan fühle ich mich wie in einem Verlies. Kein Lichtstrahl dringt hinein. Die Wände sind kalt und nass. Ich versuche mit meinen Fingernägeln das massive Gestein abzuräumen, aber es ist nicht möglich. Die Einsamkeit ist wie eine eiserne Fessel, die meine Gelenke einschnürt. Ich will eigentlich schreien, doch aufgrund dessen, dass mich so oder so keiner hört und ich mich so schwach fühle, tue ich es nicht. Deswegen sacke ich nach und nach zusammen. Kraft habe ich gar keine mehr.

Zitat
„warum schreibst du, dass du Hilfe willst, wenn du doch jegliche Hilfe, die dir geboten wird, im Kern ablehnst? Ich kann otterchen nur zustimmen. Du hast die Verantwortung für dein Leben und wann beginnst du, diese auch zu übernehmen?“

Weil ich Hilfe will. Ich bin in tiefer Verzweiflung und komme nicht mehr weiter. Aber ich kann doch auch nichts dafür, oder jedenfalls wenig, dass ich so bin wie ich bin. Das ist wie sich über jemandes Humor zu beschweren. Es ist schon ein schwerer Schritt für mich gewesen, bei anderen Menschen Hilfe zu suchen und ihnen das alles hier zu schildern. Ich schreibe hier, weil ich nicht mehr weiter komme. Mich quält die Frage „was nun“? Ich weiß einfach nicht, was ich noch tun kann. Im Grunde geht es immer wieder nur darum, dass ich zu Ihr zurück will. Das sie mir noch eine Chance gibt. Ich würde einfach alles dafür tun. Doch meine Schmerzen belasten sie nur. Irgendwann wird sie nicht mehr mit mir reden wollen, auch wenn sie es jetzt schon seit mehreren Tagen nicht mehr getan hat, was daran liegt, dass sie bei ihm ist. Ich suche einfach die Hilfe, die mir zeigt, was ich tun kann und tun werde. Denn ich selbst finde den Weg nicht. Deswegen habe ich auch eine Therapie angenommen. Es ist eben wie ein Ertrinkender, der nach jedem Strohhalm greift. Ich weiß nicht, was ich hier genau suche. Vielleicht erst mal das, dass es hier andere Depressive gibt, die die selben Probleme haben. Ich glaube nichts Besonderes zu sein. Ich bin mir sicher, dass es da draußen mehrere Depressive gibt, die die selben Probleme haben und ich will von ihnen lernen, was im Rahmen ihrer Möglichkeiten, die meinen ja sehr nahe stehen müssten, möglich ist zu tun.
Und wenn es um Verantwortung geht. So würde ich am liebsten niemals damit anfangen. Mir reicht es aus, wenn ich im Rahmen der Bedingungen die mir gegeben werden, funktionieren kann und dort einen Mehrwert darstelle. Das ich eben die Auftritte mache, die mir gegeben werden und das Geld das ich dort verdiene, wieder abgebe. Ich fühle mich ganz wohl als Marionette mit Eigenantrieb. Ich denke bildhaft wird es dann, wenn man mich als Marionette in eine Szene setzt und ich dann selbst an den Fäden immer reiße, damit der Puppenspieler merkt, wo es hingeht. Das bestimme ich dann nämlich. Es ist ja nicht so, als würde ich gar keine Entscheidungen treffen. Es ist mir nur meistens sehr egal. Und vor manchen Entscheidungen, vor denen die das Leben bestimmen, vor denen habe ich Angst.
ghm
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Re: Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

Beitrag von ghm »

Hallo temotshin,

nicht mir erzählen, wie Du Dich fühlst.

Ich bin für Dich nicht wichtig. Nur Du für Dich.

Dir klar werden, wo und wie Du die Verantwortung für Dich aufgibst.

Ich habe für mich festgestellt, dass ich "gesünder" werde, je mehr ich mich, meinem Sein entsprechend, um mich kümmere.

Dafür muss ich mich aber erlernen, auf mich achten und Verantwotung für jeden Augenblick übernehmen.
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
temotshin
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Re: Neu hier und ich trete meine Probleme hier gleich auch breit

Beitrag von temotshin »

Ich drehe mal den nächsten Beitrag und beantworte erst einmal diesen Teil, er erscheint mir wichtiger.

Zitat
„wenn du willst, dass es anders wird, und das willst du, dann musst du es möglich machen, die starren rahmen, die du jetzt um deine seele errichtest, ein wenig lockern. du musst einem anderen menschen - der therapeutin/dem therapeuten - erlauben, mit dir in die 'baustelle' zu treten und fragen zu stellen. du müsstest alles einmal mit neuen augen sehen können.
dazu braucht es vertrauen, und das fällt dir wahrscheinlich verdammt schwer.“

Ich persönlich würde mich jederzeit als Baustelle sehen. Genau das ist das Problem. Ich würde es einfach machen lassen. Ich selbst schaffe es nicht und sehe auch keine Hoffnung, dass ich es schaffen könnte. Ich bräuchte jemanden, der eben wie in einer Baustelle mich beackert, bis ich fertig bin. Diese Gehirnwäsche vor der viele Angst haben, momentan sehne ich mich danach. Aber ich weiß, dass ist nicht das was heute unter Therapie verstanden wird. Mein Problem ist dieser starre Rahmen, wie sie es ausgedrückt haben. Ich kann nicht aus mir heraus. So wie ich es im letzten Beitrag auch beschrieben habe. Ich habe meine Vorrausetzungen mit denen ich arbeite. Ich kann nicht aus mir aussteigen und sagen nun mach ich es mal anders, als es in meiner Natur liegt. Klar kann ich das vorspielen. Ich könnte jetzt runter raus auf die Wiese, die Sonne begrüßen und lachend durch die Stadt gehen und jeden Menschen der mir entgegen kommt umarmen, weil das Leben ja so schön ist. Aber das bin ich nicht. Es fällt mir schwer, etwas aus einem anderen Blick zu sehen. Dazu müsste es mich überraschen. Und es hat mich überrascht, welche Gefühle ich zu einer Person entwickelt habe. Daher sehe ich das nun aus einem anderen Blickwinkel und bin gewillt, alles dafür zu tun, was im Rahmen meiner Möglichkeiten liegt. Jedoch überrasche ich mich selbst nicht. Ich sehe in mir ansonsten keine Veränderung. Ich sehe wie ich gegen mich selbst kämpfe und beinah wie erwartungsgemäß verliere. Auch sind diverse andere Faktoren dabei, die auf mich so wirken, dass es mich niederpresst. Und so wie ich mich einschätze, so werde ich auch relativ genau von meinen wenigen Bekanntschaften eingeschätzt. Ich sehe mich nur etwas negativer. Eine der wenigen Eigenschaften die sie an mir mögen ist mein Pessimismus und meine Misanthropie. Es ist für sie interessant und beinah belustigend würde ich meinen. Aber mein Bild von mir, weicht nicht stark von dem Bild von ihnen das sie von mir haben. Und nicht das jetzt jemand sagt, „das bildest du dir ein!“ Ich habe sie dazu gebeten, einfach mir mal einen Text schreiben, was sie denken was ich für ein Mensch bin etc.. Und es sind nur wenige Abweichungen.

Zitat
„was du aber ein stück weit, nicht abgeben, nur lockern, loslassen müsstest, wenn du dich auf den (therapie)weg machst: die kontrolle, die scheinbare deutungsmacht darüber, wie du gestrickt bist, wie die welt ist und überhaupt dass es keinen ausweg gibt (den du dir aber so sehr wünschst).“

Hier finde ich es interessant, die Kontrolle abzugeben. Ich fühle mich jetzt schon, ich möchte keinen damit verletzen mit dem Vergleich der das Schicksal erleiden musste, ich entschuldige mich für den Vergleich und hoffe die Person konnte es überlesen die es betroffen hat, wie vergewaltigt. Das ich die Kontrolle über mein Leben verloren habe mit der Trennung. Ich bin, wie sie es richtig gesagt haben, nun eine Art Weichtier. Da ist keine Wirbelsäule mehr die mich stützt. Und ich vertraue Menschen nicht genug. Es gibt nur wenige Menschen bei denen ich mich fallen lassen würde, weil ich weiß, sie würden mich auffangen. Eigentlich ist da nur noch eine Person übrig, denn die anderen haben mich jetzt fallen lassen. Sie weil sie eben weiß, wie man mich verletzt und auf mir herumtritt praktisch, damit sie sich besser fühlt. Und 2 der 3 Personen mit denen ich rede… nunja die eine Person hält mich für Autistisch und damit ist die Sache für sie gegessen. Und die andere Person, verraten ist das falsche Wort für das was sie getan hat. Aber ich kann nicht mehr mit der Person reden.
Ich wüsste auch gar nicht wie ich Kontrolle abgeben könnte. Wenn Sie dazu noch ein paar Worte finden würden, wäre ich sehr dankbar, damit ich mir mehr darunter vorstellen kann.
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