falsch in der Klinik??

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katyfel
Beiträge: 1181
Registriert: 21. Aug 2011, 18:08

falsch in der Klinik??

Beitrag von katyfel »

Hey,
mir geht seit ein paar Tagen eine Frage im Kopf rum, auf die ich selber keine Antwort finde...;

Seit fast 3 Wochen bin ich jetzt in einer Klinik und habe Im Moment das Gefühl, hier irgendwie "falsch" zu sein...

Es ist eine private Klinik, nennt sich "Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik" (glaube ich), ist also nicht so "streng" und engmaschig kontrollierend und medikamentierend wie vielleicht eine Psychiatrie. D.h. es gibt nur EInzelzimmer, wo man auch ungestört ist, es gibt eine Dachterasse (8. Stock) wo auch jeder drauf darf, sie sind also auf akute Suizidalität nicht vorbereitet und sagen das auch.

Ich bin auch nicht akut suizidal, habe zwar vor meiner Entscheidung, hier (wieder- war Anfang des Jahres schon mal da) herzukommen, einen Versuch hinter mir,
bin aber der Meinung, dass ich mit dem Thema nun abgeschlossen habe, es also für mich nicht mehr als Möglichkeit in Betracht ziehe.

Mein Problem ist aber, dass mir dadurch auch quasi die letzte Hintertür verloren gegangen ist- ich nehme Meidkamente, von deren Wirkung ich nichts merke, selbst beim Tavor nicht.
Davon nehme ich auch "nur" 3x täglich 0,5mg, aber mehr wollen sie mir eben auch nicht geben. Absetzen soll ich es aber bitte auch nicht, weil sie sich ja Sorgen um mich machen...
Ja und jetzt??

Ich bin so verzweifelt wie noch nie, sehe kein Vor und Zurück mehr, weiß noch nicht mal, wie ich diesen innerlichen Druck loswerden kann, wie ich jede einzelne Stunde überlebe, geschweige denn das alles dem Pflegepersonal oder meiner Therapeutin klar machen soll.

Jetzt stellte sich gestern bei mir der Gedanke ein, ich könnte auch nach Hause gehen.
Ich darf ja jederzeit, kosten tut das hier (allerdings meine KK und meine Eltern..) auch allerhand und das will ich eigentlich niemandem zumuten- so wie ich mich selber offenbar im Moment niemandem zumuten kann.

Ich finde einfach keinen Ansatzpunkt, keine Möglichkeit, die ich noch nicht versucht habe, weiß nicht, was ich noch tun oder lassen soll...
Und ich habe das Gefühl, dass auch meine Therapeutin (die ich 3x die Woche sehe, was viel ist, weiß ich, und Teil des Klinikprogramms) oder z.b. die Körpertherapeutin heute nicht wissen, wie sie mit mir umgehen können und sollen, was noch helfen kann etc.

Was kann ich tun, was ist die richtige Entscheidung? Ich fühle mich im Moment einfach nicht fähig, überhaupt eine Entscheidung zu treffen- keine zum Hierbleiben, keine zum Nachhausegehen, keine für eine Psychiatrie oder ...

Aber irgendwann und irgendwas muss sich doch ändern, so kann ich nicht weiter, die Kraft fehlt mir, ich schleppe mich so durch die Stunden und nach außen sitzt die Maske trotzdem...
So ist das Leben, sagte der Clown und malte sich ein Lächeln auf
wütend

Re: falsch in der Klinik??

Beitrag von wütend »

Liebe Sinfonia

hast Du denn deine Verzweilung schon mal deiner Therapeutin mitgeteilt?
Weis sie wie es dir geht?
katyfel
Beiträge: 1181
Registriert: 21. Aug 2011, 18:08

Re: falsch in der Klinik??

Beitrag von katyfel »

Gestern habe ich bei meinem Therapiegespräch endlich mal geschafft, das alles so anzusprechen, dass ich auch das Gefühl hatte, verstanden zu werden...

Allerdings bestätigte mir meine Therapeutin dabei auch den Eindruck, den ich in den vorhergehenden Gesprächen gewonnen hatte; dass sie auch nicht weiß, wie sie mir helfen kann im Moment.
Obwohl das gut war, also ein offenenes Gespräch zu führen, auch von ihr eine ehrliche Einschätzung zu hören,... habe ich dadurch nicht weniger, sondern eher noch mehr Bedenken;

Wenn meine Therapeutin hier schon nicht weiß, wie sie mir helfen kann und ich eben auch nicht... bin ich dann hier nicht komplett falsch??

Die Frage wäre; wo sonst soll ich hin?? Ich weiß einfach nicht, wer sonst noch was mit mir und meinen Problemen anzufangen wüsste, an wen oder welche Institution ich mich wenden könnte, um wenigstens mal eine kleine Besserung zu erfahren...
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Deepsilence
Beiträge: 58
Registriert: 28. Sep 2011, 16:45

Re: falsch in der Klinik??

Beitrag von Deepsilence »

Hallo sinfonia,
deine Zeilen klingen sehr verzweifelt... Ich kann dich verstehen! Als ich in der Klinik war hatte ich zwischendurch auch diese Gedanken. Ich war etwas über drei Wochen da und plötzlich stellten sich diese Gedanken ein. Insgesamt war ich 8 Wochen da. Ich hatte es auch offen angesprochen und bin böse mit Therapeuten, Ärzten und Pflegern aneinander gerappelt. Sie wollten mich einfach nicht gehen lassen. Im Nachhinein muss ich sagen, wie gut das sie mich nicht haben gehen lassen! Ein paar Tage später vergingen diese Gedanken wieder und die Therapie nahm richtig fahrt auf.
Ich drücke dir die Daumen das es bei dir auch bald so sein wird. Kopf hoch und nicht aufgeben!
Liebe Grüße

Deepsilence
Conny_11
Beiträge: 291
Registriert: 22. Jul 2011, 00:03

Re: falsch in der Klinik??

Beitrag von Conny_11 »

Hallo sinfonia,

Ich war zwar selber noch in keiner Klinik, aber ich wollte dir trotzdem mal Mut zusprechen. Drei Wochen ist noch keine sooo lange Zeit für eine Therapie. Lass der Therapeutin auch Zeit, sich auf dich einzustellen. Wenn sie heute sagt, dass sie nicht weiss, wie sie dir helfen kann, dann heisst das nicht, dass sie das auch in Zukunft nicht wissen wird. Sie muss dich ja erstmal kennen lernen, sehen wo deine Probleme liegen - auch die versteckten Probleme, deren du dir selber nicht bewusst bist. Ausserdem funktioniert jeder Mensch anders, hat seine eigenen Bedürfnisse, seine eigene Art und Weise zu funktionieren (und in einer Therapie mitzuarbeiten), da muss sich die Therapeutin erstmal auf dich einstellen. Den Hebel finden, wo sie ansetzen kann. Wie sie dich am besten an die Hand nehmen kann. Ich glaube, das beste was du machen kannst, ist so ehrlich wie möglich ihr gegenüber zu sein. Die Maske ablegen. Ich verstehe dich so gut, denn ich selber trage auch so oft diese Maske, tue so als ob alles ok wäre. Aber ich kann dir aus meiner eigenen Therapieerfahrung sagen: Die Stunden, in denen ich offen und ehrlich gesagt habe, wie schlecht es mir geht und warum, waren die wirkungsvollsten. Wo mir meine Therapeutin am meisten helfen konnte.

Also - nur Mut! Es wird schon. Und ich finde es toll, dass du den Mut hattest, so ein offenes Gespräch mit deiner Therapeutin zu führen. Weiter so!

LG

Conny
katyfel
Beiträge: 1181
Registriert: 21. Aug 2011, 18:08

Re: falsch in der Klinik??

Beitrag von katyfel »

Hallo Conny und Deepsilence,

erstmal herzlichen Dank für eure ermutigenden Zeilen!
Es tut gut zu merken, dass es Menschen mit ähnlichen Erfahrungen gibt, die schon "weiter" sind und das überwunden haben, was man grade für unüberwindbar hält...

Generell habt ihr auch Recht, mit dem Sich-aufeinander-einstellen-müssen und allem,
aber die Situation ist leide rhier schon etwas verfahrener, was ich vielleicht kurz erklären muss;

Ich bin schon zum 2. Mal in dieser Klinik und bei der Therapeutin, das letzte Mal von Februar bis April diesen Jahres für 8 Wochen.
Sie hat damals mit mir gearbeitet und auch einiges geschafft, mir meinen ambulanten Therapeuten empfohlen, mit dem ich super klarkomme und ist eben nun wieder mit mir konfrontiert.

Grade deshalb hatte ich ja auch die Hoffnung, dass es diesmal etwas schneller geht mit dem Einleben hier, der Offenheit und den Ergebnissen.

Ich muss auch sagen, dass es mir diesmal immerhin gelingt, die inzwischen oft lästige Maske/ Fassade vor der Therapeutin und dem Pflegepersonal mal abzulegen,
dass ich mit ihr auch sehr offen geredet habe von Anfang an
und nochmal ein neues Medikament ausprobiere grade,
also eigentlich tut sich äußerlich einiges.

Nur innerlich bleibt es leer und kalt und meine Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit wächst und wächst.
Immer wenn ich denke, dass ich jetzt auf dem Tiefpunkt bin, geht es noch ein Stückchen weiter.

Leider weiß ich, rein kopfmäßig, dass ich vermutlich noch Geduld und einiges an KRaft brauche, um den Weg weiterzugehen, aber ich hab ganz ehrlich keinen Schimmer woher das alles noch kommen soll...
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Polarlicht
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Re: falsch in der Klinik??

Beitrag von Polarlicht »

Hallo sinfonia,
(wunderschöner Nickname). Gerade, weil ich schon mehrmals in Kliniken gescheitert bin, möchte ich Dir Mut machen, die Zeit zu nutzen und herauszufinden, was das Problem ist. Weil Du ambulant gut versorgt bist, kannst Du dort auch was riskieren.

Klinikaufenthalte sind sehr intensiv und abhängig vom Störungsbild auch schwer zu ertragen. Ich kann z.B. nicht mit so vielen Menschen auf engem Raum sein (Traumafolgestörung) und vor allen Dingen nicht mit Menschen, für die das "Ersatzurlaub" ist und die dementsprechend gut drauf sind, während ich im tiefen Tal hänge. Das empfinde ich grundsätzlich als "Schlechtleistung" meinerseits und das geht natürlich garnicht. Insofern möchte ich Dch ermutigen, hinzugucken, was ist denn jetzt das konkrete Problem für Dich, wenn es ein paar Monate vorher gut lief.
Ich kann Dir aufgrund eigener Erfahrungen auch nicht raten, als Problemlösung den Aufenthalt zu verkürzen oder abzubrechen, weil sich das schnell als persönliches Versagen erleben lässt. Besser ist es, rauszufinden, was das aktuelle Problem ist, z.B. statt Klinik hättest Du berufliche Pause gebraucht, weil grundlegend erschöpft - kann bei wirksamer ambulanter Therapie durchaus passieren und da ist Krankschreibung besser als Klinik. Da ist das Klinikintensivprogramm möglicherweise kontraprouktiv.

Ich habe zuletzt festgestellt, dass ich 3-4 Wochen allein für die Eingewöhnungsphase brauche (sie wird auch bei bekannter Klinik bei mir länger statt kürzer). Den Grund verstehe ich nicht, ich kann nur sehen, dass es so ist. Dann machen 5-6-wöchige Klinikaufenthalte überhaupt keinen Sinn und somit ist das kein brauchbares Angebot für mich. So musst Du einfach durchgehen und die Störfaktoren für Dich abklopfen. Was mir immer gut getan hat, war der Rückzug, die Zeit nachzuspüren, mich in Bildern auszudrücken und meiner verschütteten Gefühlswelt so auf die Spur zu kommen. Was ich im Gespräch thematisch verweigert habe, war mir als Bildanalyse möglich (innere Distanz und gleichzeitig Verteidigung meines Inhaltes) - Kampf gegen die positivistische Therapeutschensch....

Wenn Du von Februar bis Mai in der Klinik warst und jetzt schon wieder dort bist, ist möglicherweise das Intervall zu kurz. Bist Du zufällig privat versichert? Da handelt die Klinik auch eher nach wirtschaftlichen statt therapeutischen Interessen. Ich sollte lt. letztem Klinikaufenthalt eine Intervalltherapie machen - Zeitabstand mindestens 1 Jahr (weil Klinik ist keine Fluchtburg vor dem Leben), hat aber auch nicht funktioniert, allerdings mit Therapeutenwechsel.

Beim Herausfinden des Problems ist man auf try-and error (innerlich) angewiesen und das verlangt Mut, die Dinge/Einsichten zuzulassen.

Just Do It,
Polarlicht
katyfel
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Registriert: 21. Aug 2011, 18:08

Re: falsch in der Klinik??

Beitrag von katyfel »

Hallo Polarlicht,
(ohne Mist; auch ein sehr schöner Nick =) )

erstmal superlieben Dank für die lange und offene Antwort.

In einigen Dingen, die du geschrieben hast, habe ich mich wiedergefunden, vieles muss ich erst nochmal überdenken...

Wegen des Intervalls der Behandlung; Ich bin privat versichert, das stimmt, es war allerdings definitiv nicht geplant, dass ich überhaupt nochmal hier sein würde, sondern ich habe mich schweren Herzens dazu entschlossen, als ich gemerkt habe, dass ich im Alltag nicht mehr klarkomme und mir selber nicht mehr vertrauen kann...

Wie gesagt, über deine anderen Berichte und Denkanstöße werde ich noch weiter nachdenken und mal gucken, was da vielleicht auch für mich passt und gangbar scheint...
So ist das Leben, sagte der Clown und malte sich ein Lächeln auf
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