Das Geltungsbedürfnis meiner besten Freundin kränkt mich

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FrauRossi
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Registriert: 2. Jul 2011, 11:23

Das Geltungsbedürfnis meiner besten Freundin kränkt mich

Beitrag von FrauRossi »

Hallo Leute,

In kurzen Worten was mit mir los ist:

Bin seit einiger Zeit depressiv, um Ostern komplett Zusammenbruch, seitdem Therapie, seit dem geht's bergauf. Aber es kommen auch Dinge zum Vorschein: schwere Mißhandlung und Mißbrauch. Ich hatte dissoziative Erlebnisse.

Mein Freund: Zusammenbruch kurz nach Ostern, Depression / Burnout, seitdem im Therapie, es geht bergauf.

Meine beste Freundin, vor 10 Jahren Zusamnenbruch nach Trennung von Freund mit Psychose. Seitdem in Therapie.

Meine beste Freundin will immer im Mittelpunkt stehen und tut dafür einiges. Sie ist eine laute Person. Normalerweise stört mich das nicht weiter, weil es mir Wurscht ist ob ich im Mittelpunkt stehe oder nicht.

Sie ist oft eifersüchtig wenn sich jemand mit mir mehr unterhält, mich besser leiden kann, oder ich ngebaggert werde statt sie.
Dann wird sie richtig ätzend, aber sie thematisiert das auch und man kann mir ihr drüber reden. Das nervt schon manchmal, aber ich weis ja um ihr geringes Selbstwertgefühl und daher komme ich damit klar. Sie ist schließlich meine herzalletliebste BusenFreundin und immer da. Wenn ich einen Autounfall hatte und heulend am Straßenrand stehe. Wenn ich einen Catsitter brauche, wenn ich mal irgendwohin gefahren werden muss, wenn ich einfach nur heule. Sie kann mich auch in Ruhe lassen wenn ich deprisbstand brauche. Weil sie es selber kennt. Sie akzeptiert mich.

Aber jetzt seit diese Dinge bei mir auftauchen, erzählt sie plötzlich daß könnte bei ihr ja auch sein. Drei Wochen später sind es schon drei Vetgewaltigungen die sie erlebt hat.
Ich habe ihr dann gesagt, jetzt mach mal n Punkt. Aber sie sieht es nicht und meint könnte doch sein.
Ich habe ihr dann gesagt, ja möglich aber das wäre kein Spass und was ich grade durchmache kein Kaffekränzchen Thema. Da war sie dann angepisst. Hat es aber gelassen.

Jetzt zieht mein Freund zu mir, der ja Burnout hat, und zack hat meine Freundin und ihr Ehemann auch Burnout und quatscht mich die ganze Zeit damit voll. Ich habe aber bei meinem Freund gesehen was Burnour bedeutet und auch das ist kein Spass.

Sie merkt mich was sie da macht. Ich versuche es ihr schonend zu sagen, aber darauf geht sie nicht ein.

Mich kränkt dieses Verhalten jetzt total, weil sie damit irgendwie herabsetzt was mit mit los ist und auch was mit meinem Freund los ist. Dieses immer nur ich ich ich kotzt mich gerade total an. Und diese Dinge sind so ernst daß ich da nicht drüber hinweg sehen kann und es als etwas abtun kann was ihrem mangelndem Selbstwertgefühl entspringt.

Habt ihr Ideen wie ich damit umgehen soll? Sie ist andererseits auch eben eine gute Freundin. Ich will mich nicht von ihr abwenden weil das gute überwiegt. Aber das was sie jetzt macht geht irgendwie zuweit.

Über Anregungen wäre ich dankbar. Sie ist für jede Art von Kritik oder das was sie dafür hält sehr empfindlich.

LG FrauRossi
Annalena2000
Beiträge: 134
Registriert: 10. Sep 2011, 12:43

Re: Das Geltungsbedürfnis meiner besten Freundin kränkt mich

Beitrag von Annalena2000 »

Liebe Frau Rossi,

im Vergleich zu den Dingen, die dir offenbar passiert sind, sind meine Kindheits-Traumata wahrscheinlich ein Klacks. Aber momentan bin ich gerade auch sehr mies drauf und hatte ein ähnlich prickelndes Erlebnis mit einer meiner besten Freundinnen.
Sie hat das Leid für sich gepachtet und jammert ständig herum und flippt bei der kleinsten Gelegenheit aus (sie ist ja die Einzige, der es schlecht geht). Helfen lassen will sie sich aber auch nicht, sondern rödelt munter weiter.
Das lasse ich seit langem am Telefon und bei unseren Treffen über mich ergehen, ohne dass ich noch groß zu Wort komme. - Kommt dir vielleicht bekannt vor

Es klingt unglaublich, aber diese Frau hat mich vor einigen Tagen aus heiterem Himmel wie eine Verrückte angeschrieen und mir ein buntes Potpourri von Gemeinheiten an den Kopf geworfen. Der Auslöser: Ich hatte ihr (vor Wochen!) höflich zu verklickern versucht, dass ihr Verhalten nicht gerade sehr freundschaftlich ist. Neulich wurde mir nun (als Retourkutsche) jedes, aber auch jedes Wort im Mund herumgedreht und jedes "Fehlverhalten" (auch wenn es Jahre zurücklag) aufs Brot geschmiert.
Irgendwie war das wie im Kindergarten, so à la "Du bist gemein" "Nein, du bist gemeiner" etc. Albern, aber für mich sehr verletzend. Ich war völlig geschockt.

Manche Leute verlieren anscheinend den Respekt vor anderen Menschen, wenn sie diese schon lange kennen. Ich habe beschlossen, erstmal auf Abstand zu dieser Frau zu gehen. Ganz einfach deshalb, weil ich nicht auf meiner Seele herumtrampeln lasse. Das ist zwar irgendwie schade, weil wir uns so lange kennen. Andererseits bin ich sehr verletzt und habe kein Vertrauen mehr. Und das sollte man bei Freunden aber doch wirklich haben. Ich spare mir meine Energien lieber für konstruktive Dinge auf.

Du bist ganz sicher nicht alleine mit deinen Erlebnissen

Liebe Grüße
Annalena
bigappel
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Registriert: 10. Dez 2010, 08:10

Re: Das Geltungsbedürfnis meiner besten Freundin kränkt mich

Beitrag von bigappel »

Liebe Frau Rossi,

liest Deine Freundin gerne?

Plan A:

Meine Idee: besorg Dir das Buch: "die Sucht gebraucht zu werden", nimm sie in den Arm und wenn Du denkst, der Buchinhalt würde Deine Freundin betreffen (o.k., vorher mal querlesen , sag Ihr, dass es Dir wichtig wäre, dass sie es liest.


Plan B:

Gerade Freunde sollten offen Dinge ansprechen können; das mag nicht immer angenehm oder schön sein, aber u.a. macht das doch eine Frauenfreundschaft (das Reden ) aus, denke ich.

Gerade Du, liebe Frau Rossi, bist ganz sicher in der Lage, die richtigen Worte und den richtigen Ton bei ihr und mit ihr zu finden.

Deine Freundin hat vermutlich echte Probleme; vielleicht mehr, als solche, die über die Problematiken in dem Buch "die Sucht gebraucht zu werden" beschrieben / verarbeitet werden.

Vielleicht erkennt sie nicht, dass sie andere Menschen damit auch verletzten könnte.....

Als Freund kann man auch durchaus aus Sorge ein "hey, was ist los?" in den Raum stellen; Freunde können auch mal nerven.

Wenn Sie sich aber einfach nur in eine andere Richtung entwickelt wie Du, es nicht mehr passt - die Chemie -, dann wäre es vermutlich notwendig zu überdenken, ob es noch eine tiefe Freundschaft ist oder eher nur für eine nette Bekanntschaft noch reicht?


Knuddel Dich mal ganz, ganz, herzlich!!!!!!!

LG
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
justforus2
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Registriert: 16. Aug 2011, 20:40

Re: Das Geltungsbedürfnis meiner besten Freundin kränkt mich

Beitrag von justforus2 »

Hi, Frau Rossi,

ich glaube, ich kann das nachvollziehen. Als meine Frau meine Mutter über meine Depression (schwere Depr. ohne psychot. Anteile) informierte, bekam sie auch fast die ganze Zeit nur zu hören, wie sehr SIE das belaste, das zu hören! Da ginge es IHR auch gleich furchtbar schlecht. Da könne sie sich jetzt auch gar nicht groß mit beschäftigen...

Bei mir stellte sich heute - bei einem Anruf meiner Eltern - heraus, dass ein Zurückziehen direkt nach dieser Reaktion sich wohl als hilfreich erwiesen hat...

Vielleicht magst du deiner Freundin sagen, wie weh dir das tut und dass du dich dann mit deinen Problemen nicht ernst genommen / wichtig genommen fühlst und dich das dann so runter zieht, dass du dann den Kontakt vorläufig unterbrechen müsstest, um dich zu schützen...was ich dann, wenn sie es nicht schafft, auch tun würde...

Ich wünsch dir viel Erfolg!

GLG,
SilA
Diagnosen: Depressionen, Angststörungen
Antiope
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Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: Das Geltungsbedürfnis meiner besten Freundin kränkt mich

Beitrag von Antiope »

Hallo Frau Rossi,

Deine Gefühle kann ich sehr gut nachvollziehen. Mich würde diese Geltungssucht auch ziemlich an die Wand spielen und mich verletzen (nachdenk: nein, "kränken" ist es nicht, da nicht verletzte Eitelkeit mitspielt, sondern nur und wirklich "verletzen").

Ein ganz querer Gedanke kommt mir (und der kann wirklich eine Erdumlaufbahn daneben liegen): fühlt sie sich in der Freundschaftsbeziehung nicht ernst genommen? Hat sie keine eigenen Gesprächsthemen? Hat sie Angst, dass der Focus nur noch von Dir bestimmt werden könnte?
Gäbe es da eine andere Möglichkeit, ihr Bedürfnis nach "Bewunderung", nach Gesehenwerden zu befriedigen?
FrauRossi
Beiträge: 3165
Registriert: 2. Jul 2011, 11:23

Re: Das Geltungsbedürfnis meiner besten Freundin kränkt mich

Beitrag von FrauRossi »

Hallo Annalena,

Ja du scheinst genau das gleiche zu erleben das kommt mir sehr sehr bekannt vor.

Hallo Pia,

sehr gute Idee mit dem Buch. Ich werd's querlesen, aber schon der Titel bringt es glaube ich auf den Punkt und ich kann es auch mit guten Gründen einwickeln, warum ich denke sie braucht es. Danke dafür.

Hallo Sila,

als es mir ganz ganz schlecht ging war es ihr auch aufeinmal zu viel, da war ich schon sehr enttäuscht. Denn als sie damals zusammengebrochen ist und Dämonen aus den Wänden hat kommen sehen, hat sie sogar ne Zeit bei mir gewohnt weil sie nicht alleine schlafen konnte.

Sie ist halt sehr empfindlich und kriegt schnell manches in den falschen Hals, aber ich bleib dran und werd weiter versuchen irgendwie mir ihr die Problematik erörtern. Ich bin ganz gut im Trennen aber von ihr möchte ich mich nicht verabschieden, sie ist wirklich meine Busenfreundin, aber sie hat halt noch n paar Störungen mehr als ich aber wir kennen uns schon 15 Jahre und haben vieles zusammen erlebt. Das gute überwiegt durchaus. Nur dieser eine Punkt geht für mich grad nicht klar, weil es mir grad nicht gut geht. Auf der Höhe meiner Kraft, war's nicht so schlimm. Aber da bin ich halt grad nicht.

Es hat bei ihr auch viel mit Neid zu tun. Sie sagt oft: "ja du du hast so'n tollen Job usw. der Innbegriff von Freiheit und Aventeuer und ich bin nur so ne Büro Tippse.

So hab ich das nie gesehen. Sie kann meinen Job niemals machen und ich ihren niemals. Aber beides wird gebraucht oder?

Normalerweise kann ich dem ja auch ganz gut begegnen, ihr sagen: ja aber neben den Reisen, den tollen Männern (die mich nicht die Bohne interessieren) und der Bewunderung die mir das einbringt.
Ist da aber auch die Gefahr. Das bringt sie dann runter
FrauRossi
Beiträge: 3165
Registriert: 2. Jul 2011, 11:23

Re: Das Geltungsbedürfnis meiner besten Freundin kränkt mich

Beitrag von FrauRossi »

Ups doppelt
KTh
Beiträge: 18
Registriert: 14. Sep 2011, 00:23

Re: Das Geltungsbedürfnis meiner besten Freundin kränkt mich

Beitrag von KTh »

Hallo Frau Rossi

Eifersucht lese ich immer als ein missratenes Kompliment. Wobei ich selten klar kriege, was genau da missrät. Mindestens aber ein Stachel, der die Eifersüchtige ebenso piekst, wie die eifersüchtigen Sticheleien pieksen sollen.

Ich war viele Jahre mit einer Frau zusammen, die ich immer wieder daran erinnern musste, dass wir zwei verschiedene Menschen sind. Ich habe das daran gemerkt, dass ich ständig das von ihr ausgesprochene "wir" in ein "ich" übersetzen musste. Wir hatten beide oft das Gefühl vom anderen nicht gesehen zu werden. Mir hat es damals geholfen, beide Perspektiven im selben Gespräch sichtbar zu machen. "Schau, so sehe ich das. Wie siehst du das?"

Du beschreibst eine Art auftrumpfendes Mitfühlen. Mitfühlen: Deine beste Freundin versucht ja scheinbar an den gleichen Stellen mehr zu leiden als du. Was das Auftrumpfen da soll, ist mir schleierhaft. Erdung, Bodenhaftung? Wäre das eine gute Richtung? Ich bin an diesem Punkt kein Meister, aber sicher viele andere Forianer.

Du versuchst doch, dich ihr anzuvertrauen? Und das geht dann im weiteren Verlauf schief? Das würde sich ja darin äußern, dass dein Thema von ihr gekidnappt wird. Vielleicht merkt sie das gar nicht. Dann kannst du versuchen, den Themenwechsel zu markieren. Etwa so: "Ich möchte über ein Thema sprechen, das mich gerade sehr beschäftigt, nämlich ..." Das setzt einen Rahmen. Wenn sie den Rahmen verlässt, kannst du das ansprechen und verschiedene Vorschläge machen. "Kann dein Thema noch etwas warten?" oder "Na gut, dann wechseln wir jetzt das Thema" oder so.

Ich weiß ja nicht so genau, ob das hier passt.
Lieben Gruß vom Zausel
"Selber machen" heißt ja nicht "alleine machen".
FrauRossi
Beiträge: 3165
Registriert: 2. Jul 2011, 11:23

Re: Das Geltungsbedürfnis meiner besten Freundin kränkt mich

Beitrag von FrauRossi »

Hallo Zausel, Hallo Antiope,

Ich weiß nicht wie ihr "gesehen werden wollen" befriedigt werden kann. Das zieht sich schon so ziemlich durch alles.

Es ist ihr teilweise auch bewußt und sie spricht mit ihrer Thera darüber. Was dabei herauskommt weiß ich nicht. Sie möchte in allem immer die Beste sein und stellt es schon deutlich heraus was sie alles so Leistet. Ich lobe sie auch dafür. Aber vieles ist auch Selbstüberschätzung. Aber das ist jetzt off-topic.

Vielleicht stimmt es was ihr sagt, es ist ihre Art zu sagen: ich fühle mit dir und kenne das auch. ???

Ich weis es nicht genau. Vielleicht werde ich es mal ganz vorsichtig thematisieren.

LG FrauRossi
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Das Geltungsbedürfnis meiner besten Freundin kränkt mich

Beitrag von otterchen »

Hallo Frau Rossi,

Du, das hier könnte wirklich stimmen:
Vielleicht stimmt es was ihr sagt, es ist ihre Art zu sagen: ich fühle mit dir und kenne das auch. ???

Ich bin ebenfalls jemand, der sich innerlich in die Lage versetzt vom Gegenüber... und ich melde dann auch zurück "ja, ist mir dann-und-dann auch so ergangen (und erzähle die Begebenheit in ein paar Worten)".
Ich begebe mich damit in eine ähnliche Situation, damit ich mitfühlen und verstehen kann. Ich will damit signalisieren, dass ich "bei ihr" bin, dass ich ihre Situation, ihr Befinden, ihre Gedanken, ihre Gefühlslage nachvollziehen kann.

Naja, vielleicht mache ich es anders als Deine Freundin, aber gewiss stößt dieses Verhalten meinerseits auch nicht unbedingt immer auf das Bedürfnis des anderen. Diejenige will vielleicht nicht von mir hören, was MEINE Geschichte ist, braucht nicht das Gefühl "da ist jemand, der das auch schon durchgemacht hat; ich bekomme Verständnis und bin nicht alleine", sondern derjenige benötigt im Moment vielleicht etwas ganz anderes.

Und da wären wir (vielleicht) beim zentralen Punkt:
kannst Du ihr denn rückmelden, was Du statt dessen eigentlich brauchst?
Du weißt ja jetzt, was Du nicht willst, aber kannst Du auch innerlich für Dich feststellen, was Du statt dessen lieber möchtest? Und das dann - in der entsprechenden Situation - auch artikulieren?
(und die Meisterklasse wäre dann, auch noch damit zurechtzukommen, wenn das Gegenüber das gerade nicht leisten kann)

mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Antiope
Beiträge: 1695
Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: Das Geltungsbedürfnis meiner besten Freundin kränkt mich

Beitrag von Antiope »

Hallo Frau Rossi,

ich möchte Dich nun nicht "im Regen stehen" lassen, so nach dem Motto, schau mal, der geht es noch so viel schlechter.

Fakt ist: das Verhalten ist grenzverletzend, eine "freundliche" Besiedlung/Aneignung fremden Geländes.

Kann man die verschiedenen Ebenen trennen?
- Du zeigst etwas von Dir
- Ihr Verhalten verletzt Dich

Wenn es nichts mit Dir zu tun hätte, dann *könnte* man (reine Gedankenspielerei, wohlverstanden) sich zurücklehnen und sagen, "ja, ja, meine Liebe - genauso und viel schlimmer ist es Dir auch passiert, wenn nicht heute, dann im letzten Leben ", es freundschaftlich als "Spleen" belächeln, vielleicht sogar gemeinsam darüber lachen und das Thema auf sich beruhen lassen.

Aber es sind Deine Themen, Deine "Enteignung".
Dass Du es klären möchtest, nicht wegen dem die Freundschaft abkündigst, finde ich toll und würde Dich "moralisch" unterstützen - sofern das möglich wäre.
Annalena2000
Beiträge: 134
Registriert: 10. Sep 2011, 12:43

Re: Das Geltungsbedürfnis meiner besten Freundin kränkt mich

Beitrag von Annalena2000 »

Liebe Frau Rossi,

irgendwie klingt das, was deine Freundin veranstaltet nach einer Art "Wettbewerb des Leids". So schlimm ihre Erlebnisse auch sein mögen - es ist einfach nicht schön, wenn man sich (wie du) einer Freundin anvertraut und dann statt Zuhören und (das wäre am besten!) Trost nur die Geschichten der anderen zu hören bekommt. Das tröstet dich nicht und die Freundin scheint es ja auch nicht gerade weiter zu bringen. Am besten wäre es, wenn du mit ihr darüber reden könntest. Dabei könntest du ruhig vorher abklären, wie DU dir das Gespräch vorstellst und ihr dann erzählen, was DU dir von ihr wünschst.
Es gibt ja Feedbackregeln (z.B. http://de.wikipedia.org/wiki/Feedback_% ... dynamik%29), die man durchaus im Privaten einsetzen kann! In der Paartherapie wird ja auch so etwas eingesetzt, um Spielregeln für schwierige Gespräche auszumachen.
Wenn das alles nichts hilft: Wirklich ein bißchen Abstand nehmen. Das muss ja kein Abschied für immer sein, aber solche Gespräche helfen doch niemandem!?
Liebe Grüße
Annalena
Sprotte
Beiträge: 202
Registriert: 6. Sep 2011, 23:00

Re: Das Geltungsbedürfnis meiner besten Freundin kränkt mich

Beitrag von Sprotte »

Hallo an alle,

habe das Thema letzte Woche schon beobachtet und bin jetzt ganz froh, dass es schon existiert, denn jetzt ist es auch meins.
Ich habe heute mit einer guten Freundin tel. Ich schreibe jetzt nichts Neues, aber muss es mir einfach von der Seele schreiben, denn dieses ganze Freundinnenthema belastet mich einfach (zusätzlich).

Endlich habe ich mich getraut zu erzählen was mit mir los ist und habe sogar das Wort „Depression“, das ich sonst nur so schwer in den Mund nehme, benutzt.
Ich weiß nicht, vielleicht erwarte ich zu viel, aber jetzt ist es schon wieder so, dass ich mich hinterher schlecht fühle.
Ich hab gesagt, dass es mir nicht gut geht und warum und sie hat mir gleich „passende“ Geschichten von sich oder xy erzählt. Obwohl sie mir damit sagen wollte, dass sie mich versteht und mir auch ihre Unterstützung zugesagt hat, fühlt es sich für mich genauso an, wie du sagst, Antiope:
„Aber es sind Deine Themen, Deine "Enteignung".“ Ich fühle mich enteignet, nicht ernstgenommen, bagatellisiert. Es geht nicht nur darum „mal traurig zu sein“ oder „ein Problem zu haben“. Wenn dann die Geschichten meiner Freundin und Ratschläge und Wissen, was zu tun ist auf mich niederprasseln, merke ich wie ich wütend werde. Ich fühle mich unverstanden und allein.
Scheinbar scheinen alle zu wissen, was Depression ist (oder sie wollen es erst gar nicht wissen oder erschrecken.)

Mir würde es helfen, wenn mal jemand sagt: „Ich sehe, dass das schlimm ist, was dir passiert. Dass es dir nicht gut geht. Ich kann nur teilweise/schwer verstehen wie du dich fühlst. Aber ich bin da. Was brauchst du?“
Keine Ratschläge, keine mir-geht’s-genauso-oder-noch-schlimmer-Geschichten. Keine Diagnosen oder Lösungen. Kein mach-mal-dies-oder-das.

Antiope, danke für das Wort „Enteignung“. Damit kann ich ausdrücken wie es sich anfühlt. Ich überlege gerade ob ich meiner Freundin Unrecht tue. Überreagiere. Ich merke schon, dass ich ein schlechtes Gewissen bekomme, weil sie doch sogar sagt, dass sie für mich da ist. Aber sie tut immer so wie wenn sie es besser weiß, weil sie es ja auch schon so oder so ähnlich erlebt hat. Trotzdem. Tue ich ihr Unrecht?
Aber habe ich nicht auch ein Recht auf „meine Geschichte“? Die ich ja selbst erst noch verstehen muss…

Das jetzt mit ihr anzusprechen finde ich schwierig, weil ich irgendwie denk, es liegt ja an mir, dass unsere Beziehung so schwierig wird. Und weil sie sich ja schon Mühe gibt.
Ich fühl mich dauernd so unverstanden, dass ich immer mehr das Bedürfnis habe mich zurückzuziehen.

Bin froh, dass es das Forum gibt, sonst würde ich mich komplett allein fühlen in meiner Welt.

Gute Nacht, sorry, ich musste mich einfach mal ausquatschen
Sprotte
FrauRossi
Beiträge: 3165
Registriert: 2. Jul 2011, 11:23

Re: Das Geltungsbedürfnis meiner besten Freundin kränkt mich

Beitrag von FrauRossi »

Hallo Sprotte,

Ich Stelle mir da die gleichen Fragen.

Sicher bin ich, auch besonders im Moment wieder, empfindlicher bei diesem Thema.

Aber ich glaube wir haben trotzdem das Recht uns so zu fühlen.

Schon vor vielen vielen Jahren hatte ich mal eine ähnliche Diskussion mit meiner Tante. Die hatte einen Schlaganfall. War vorher eine vielbeschäftigte Frau. Musste danach aber alles neu lernen, sprechen, laufen (sie hat's geschafft) aber eben auch kürzer treten.

Und ihr begegnete daß gleiche. Sie wollte einer Freundin einfach nur erzählen daß es schwer ist und unendlich mühsam. Aber da kamen dann auch nur Geschichten. Meine Tante fand das auch kränkend.

Ich glaube es ist eine Mischung aus so manchem was einem da begegnet. Es ist schwer mit großem Leid umzugehen, aber die Leute wollen trotzdem gern etwas sagen. Mit Schweigen können nicht viele umgehen. Dann soll es bestimmt auch ein Signal sein: hey sieh her ich versteh dich mir ist auch schon was schlimmes passiert und zwar das und das. Und vielleicht soll es auch so ne Art Mut machen sein: die Frau Xy hatte das auch, das war alles voll furchtbar aber jetzt geht es ihr wieder gut.
Und ein bischen ist es vielleicht auch: Ich höre dich - hörst du mich auch?

Trotzdem würden wir manchmal mit einem offenen Ohr, einem Nicken, einer Umarmung, einem verständigen Lächeln besser bedient sein, als mit all den Geschichten.

Wobei die manchmal ja auch helfen und ich glaube es fällt den Leuten zu schwer zu sagen: ich jan keine Vorstellung davon wie es dir geht, aber ich bin hier und höre dir zu.

LG FrauRossi

p.s. Lange Rede kurzer Sinn. Ich glaube sie tun es nicht willentlich
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