Depression und Unsicherheit

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Kieselstein
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Depression und Unsicherheit

Beitrag von Kieselstein »

Hallo,

Ich muss mir mal unbedingt etwas von der Seele schreiben. Bin grade so unendlich traurig und irgendwie untröstlich...

Dass die Unsicherheit ein Merkmal der Depression ist, weiss ich mittlerweile...
Aber diese Unsicherheit reißt mir langsam den Boden unter den Füßen weg...
Ich habe heute einen Unterrichtsbesuch gehabt. Einen ziemlich wichtigen.
Im Verlauf dieser Stunde habe ich einfach gemerkt, dass ich so viel mehr könnte...
Zum Beispiel mehr Emotion einbringen. Ich habe mich in dieser Stunde einfach nur wertlos und schlecht gefühlt. Ich hatte das Gefühl, alles falsch zu machen (obwohl ich eigentlich weiss, dass ich vieles richtig mache, aber irgendwie zählt das Richtige und Gute überhaupt nicht).
Letztendlich ist mir bewußt geworden, dass ich in diesen Moment meine Grenze erreicht habe. Mehr geben kann ich jetzt einfach nicht. Diese Erkenntnis macht mich grade so unendlich traurig, weil ich merke, dass ich das Referendariat so im Moment nicht mehr schaffen kann. Dazu fehlt mir jetzt einfach die Energie...
Natürlich kann ich mich krankschreiben lassen und weiter auf meinen Therapieplatz warten. Zum Glück habe ich einen Psychiater... Aber eigentlich will ich weiter zur Schule gehen und endlich mal mein Studium abschließen.
Letztendlich hat mir die Schule auch immer Kraft gegeben... Mittlerweile denke ich, sie raubt mir die Kraft...
Durch die Depression bin ich auch so mutlos geworden und habe jetzt das Gefühl, dass meine Seminarleiter nurnoch ein schlechtes Bild von mir haben und ich in der Prüfung überhaupt keine Chance habe. Wozu jetzt noch weitermachen? Oder soll ich mit offenen Karten spielen???? Überlegt habe ich es schon, halte es aber für falsch, meine Schwäche offenzulegen. Dann haben sie ja ein noch schlechteres Bild von mir, wenn sie wissen, dass ich unter Depressionen leide...
Aber so kann es auch nicht weitergehen....
Vielleicht habt ihr ja ein paar aufmunternde Worte für mich... Bin so traurig.
Liebe Grüße
Zarra
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Re: Depression und Unsicherheit

Beitrag von Zarra »

Hallo Nini,

das klingt sehr nach depressivem Abrutschen, ... danach, daß Du (!) Dich fertig machst. Ich lese wenig davon, daß die anderen Dich SOOO kritisiert haben. Klar werden sie dies und das konstruktiv hinzugefügt haben. Siehst Du es nur als so schlimm, oder ist es tatsächlich so schlimm (die Realität; nicht Dein Leiden - das ist was anderes)? Sagt die "coole Realistin" in Dir auch, daß Du NUR ein schlechtes Bild abgibst?

Referendariat ist keine leichte Zeit. -- Offenheit kann gut oder schlecht ausgehen, beides ist möglich; ich glaube, ich wäre da auf alle Fälle vorsichtig ..., würde mir "gefühlsmäßig" (und sachlich eh) ggf. genau "überlegen", wem ich was sagen würde.

Wie lange geht Dein Referendariat noch?

Und wie sind die Aussagen zu dem Therapieplatz?

Liebe Grüße von Zarra
Kieselstein
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Re: Depression und Unsicherheit

Beitrag von Kieselstein »

Hallo Zarra,
danke für deine Antwort!
Das Schlimme ist, dass beide Seminarleiter kritisert haben, dass ich die Emotionen der Schüler nicht einbeziehen und ich die Stunde dadurch ruiniert habe...
Damit könnte ich ja leben und es besser machen; aber ich kann es einfach im Moment nicht. Ich hätte es ihnen wirklich gern gesagt, mich aber nicht getraut, weil ich wieder mal kurz davor war, in Tränen auszubrechen.
Wie sollen sie mich da noch ernst nehmen? Sie kritisieren ja jedesmal das Gleiche. Es ist immer dieser Punkt. Außerdem kann ich (angeblich) nicht kindgerecht denken.
Verstehe ich ja und sehe es auch so aber im Moment kann ich es auch wirklich nicht.
Außerdem weiss ich ja, dass ich unter normalen Umständen die Emotionen der Schüler ansprechen kann. Nur normal ist bei mir schon länger nichts mehr... Deshalb ja auch der Psychiater.
Die Gewissheit, dass die Krankheit mich so sehr einschränkt, macht mich so traurig. Die Kritik zum Glück nicht (auch noch).
Das Referendariat geht noch bis zum nächsten Sommer.
Eine Therauptin habe ich in diesem Umkreis noch nicht gefunden, die relativ schnell einen Termin für ein Erstgespräch frei hat.
Montag rufe ich noch eine an, die im Urlaub war.
Vielleicht habe ich da Glück. Ich muss auch unbedingt daran arbeiten, mich nicht zu sehr unter Druck zu setzen und immer alles perfekt machen zu wollen.
Das kann auf Dauer ja nicht gut gehen.....
99x4BE
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Re: Depression und Unsicherheit

Beitrag von 99x4BE »

Hallo Nini 100,

ich kann dich gut verstehen.
Gern will ich 2 Gedanken äußern.

Erstens bleib locker. Du selbst bist der strengste Richter mit Dir selbst...

Zweitens würde ich mich nicht outen. Zumindest nicht mit Begriffen wie Depression, Burnout oder so. Positiv finde ich, wenn Jemand bereit ist zuzugeben, dass er in seiner momentanen Lernphase sehr gefordert ist, dass er seine Grenzen ausloten muß und bereit ist am Limit zu lernen. Das sind doch ehrliche, zugleich auch positive Worte, sagen aber zugleich, dass man echt am Limit ist.
Nach der Prüfung geht eine neue Phase los, eine Phase, die Dir ein anderes Atmen ermöglicht.
Du schaffst das. LG Alfredo
Zarra
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Re: Depression und Unsicherheit

Beitrag von Zarra »

Hallo Nini,

> Die Gewissheit, dass die Krankheit mich so sehr einschränkt, macht mich so traurig.
... das kann ich sehr gut verstehen!!
Kannst Du mit jemandem darüber reden? Freundin? ... oder auch ggf. (... aber auch ggf.: Achtung) ein/e Mitreferendar/in?? ... oder??

Nur als Idee: Vielleicht könntest Du versuchen, zeitnaher einen Gesprächstermin in einer psychologischen Beratungsstelle zu bekommen?

Liebe Grüße, Zarra
Kieselstein
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Re: Depression und Unsicherheit

Beitrag von Kieselstein »

@ Alfredo
@ Zarra

Alfredo: Das sind Worte, die umschreiben den Zusatnd sehr gut! Wir haben im Oktober unser Gespräch zum Ausbildungsstand. Da habe ich alle drei Fachseminarleiter beisammen und werde es dort erwähnen. Danke dafür!

Zarra: Eine psychologischen Beratungsstelle gibt es bei mir in der Nähe leider nicht...
Mit den anderen Referendaren unterhalte ich mich schon über diese Problematik. Das hilft schon.
Einen besten Freund habe ich auch, mit dem ich reden kann. Allerdings habe ich mich so zurückgezogen und schäme mich so wegen dieser Krankheit, dass ich denke, alle halten mich für verrückt.
Es gibt schon zwei Lehrer in der Schule, mit denen ich gern reden würde, traue mich aber nicht. Ich habe zu viel Angst vor Ablehnung. Außerdem habe ich das Gefühl, die eine flüchtet vor mir (das bilde ich mir wahrscheinlich nur ein). Ich wüsste allerdings auch nicht, wie ich anfangen sollte...
Ich fühle mich so als Last für die Menschheit...
Zarra
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Re: Depression und Unsicherheit

Beitrag von Zarra »

Hallo Nini,

also überstürz mal nichts ... - Morgen ist erst mal ein neuer Tag. Ein neuer Tag mit neuen Herausforderungen - morgen, nicht heute abend. So. Dann gebe ich Dir den "Rat" (soll man ja eh nicht, ich weiß), den ich mir geben sollte: "Kiste" aus, Spaziergang, Telefonat, was auch immer.

Von "Last für die Menschheit" kann keine Rede sein. Krankheit - und es gilt, geeignete Mittel und Wege zu finden.

Vielleicht wäre es ja gut, mit einem dieser in Frage kommenden LehrerInnen zu reden - ganz im persönlichen Vertrauen, nicht als "offizielle Beichte" oder so. Aber das gilt wohl erwogen zu sein, denn Du kannst es nicht zurücknehmen.

Weißt Du, Deine "Mangel"-Reaktion liest sich erst mal als logische Konsequenz: Wie willst Du Emotionen der Schüler einbeziehen können, wenn Du Deine eigenen unzureichend spürst oder unterdrückst?!?

Noch zu der Beratungsstelle: Vielleicht darf's ja auch ein bißchen weiter weg sein?! Du würdest da ja vermutlich eh nicht "dauerhafter häufig" einen Termin kriegen. Manchmal hilft ja auch ein Anstoß. Das ist zwar keine Therapie; aber immerhin noch besser als nichts.

Liebe Grüße, Zarra
Kieselstein
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Re: Depression und Unsicherheit

Beitrag von Kieselstein »

Hallo Zarra,

du hast recht. Eben war ich fast zwei Stunden spazieren. Gleich lese ich noch etwas und dann geht`s ins Bett.

Morgen sieht die Welt hoffentlich wieder anders aus:-).
Kieselstein
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Re: Depression und Unsicherheit

Beitrag von Kieselstein »

Hallo,

wollte nur ein kuzes Update geben.

Heute ist mir (im Fitness Studio) eine wichtige Erkenntnis gekommen:
Ich weiss jetzt, dass meine tiefe Unsicherheit mit meiner einen Fachseminarleiterin zusammenhängt, bei der ich auch meine schriftliche Arbeit schreiben wollte, da sie wirklich sehr kompetent ist.
Kompetent und eigentlich auch sehr nett. Allerdings schafft sie es ständig, mir durch ihre Art der Äußerungen meine komplette Selbstsicherheit zu nehmen. Sie gibt mir bei den Besuchen immer das Gefühl, nichts zu können und dumm zu sein. Jedes mal, wenn sie zu Besuch war, hatte ich einen Totalabsturz- wie eben auch gestern.
Jedenfalls habe ich mich jetzt dazu entschieden, meine schriftliche Arbeit in einem anderen Fach zu schreiben. Habe mich eben mit dieser Fachseminarleiterin in Verbindung gesetzt (per Email)und warte jetzt erstmal die Antwort ab. Bei ihr habe ich ein wesentlich besseres Gefühl!
Bei der, mit der ich nicht klarkommen, hätte ich bloß Angst, dass sie mir eine schlechte Note gibt.
Echt krass, wie eine Person es schaffen kann, einem anderen Menschen die Würde zu nehmen...
Naja, jedenfalls habe ich mich heute wieder mit viel Enthusiasmus auf den nächsten Unterrichtsbesuch gestürzt. So kenne ich mich auch. Immer nach vorn guckend und nach einer Lösung suchend:-).
Außerdem finde ich es wahnsinnig unterstützend, dass ich mich hier so frei äußern kann und ihr mich aufbaut!!! (Ich versuche es bei euch auch hin und wieder; allerdings fehlen mir momentan noch die richtigen Worte).
Also: nochmal ein dickes DANKE an euch!
Polarlicht
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Re: Depression und Unsicherheit

Beitrag von Polarlicht »

Hallo Nini,

zum Thema Outing: wenn Du Referendarin und kein langjährig etabliertes Mitglied im Kollegium bist, würde ich niemandem (weder Kollegen noch Seminarleitern) sagen, dass Du psychische Probleme hast. Probleme würde ich nur im beruflichen Kontext ansprechen. Es legitim, sich die Unterstützung erfahrener Kollegen zu holen, sie nach ihren Startproblemen und Lösungen zu fragen.
Man wird gerade als Berufsstarter mit so einem Krankheitsbild schnell als nicht belastbar oder für den Beruf nicht geeignet abgestempelt. Erst wenn Du aus gesundheitlichen Gründen das Referendariat unterbrechen musst, dann ist der Zeitpunkt gekommen, sich dazu zu äußern.

Zarra's Tipp hinsichtlich einer Beratungsstelle solltest Du nachgehen, da kann kein Weg zu weit sein. Eine psychologische Beratungsstelle, die Dir gerade in der geschilderten Problematik im Schulumfeld, taktieren um die Prüfung, Umgang mit negativer/kritisierender Rückmeldung durch die Seminarleitung etc. viel besser helfen kann, als jeder niedergelassene Psychotherapeut findest Du an Deiner Uni. Für die ist das Thema Tagesgeschäft. Ich kann mich noch gut an meine aktiven Zeiten an der Uni erinnern - da wurde sowas in den Fachschaften eigenständig organisiert und im Rollenspiel trainiert. Manche Rollenspiele waren so hammerhart, dass die eigentlichen Prüfungen dagegen ein Witz waren. Die pyschologische Beratungsstelle unterstützte die Fachschaften in der Ausbildung der Gruppenleiter (3-5 TN) und übernahm in Einzelfällen die Weiterbetreuung, wo ein tieferer, persönlicher Hintergrund vorlag.

Deine Maßnahmen: an die frische Luft gehen, zum Sport, Umentscheidung hinsichtlich des Prüfungsfachs/Prüferin zeigen eine gute und zielgerichtete Handlungskompetenz. Das solltest Du unbedingt so weitermachen.

In einer depressiven Phase kann Kritik einen wegfegen, weil der Depressive auch besonders verletzlich ist. Insofern solltet Du am Aufbau von Kritikfähigkeit arbeiten. Davon brauchst Du ganz viel im Berufsleben. Du bist nicht immer von Leuten umzingelt, die sich auf die hohe Kurst der Prosa verstehen (wollen).
Nach der Verarbeitung des depressionsbedingt heftigen Akutschmerzes der Kritik solltest Du Deine Reaktion hinterfragen: waren Mass und Wortwahl der Kritik der Situation angemessen oder nicht?
Deine Darstellung wirft bei mir ein paar Fragen auf:
- Du siehst die Ursache für Deine Unsicherheit überwiegend bei einer Seminarleiterin, resp. ihrer Art, der Rückmeldung. Wird ein wunder Punkt berührt, dass es zu einer Übertragung kommt?
- Du schätzt die Kompetenz und die Art der Seminarleiterin sehr, d.h. ihre Kritik ist für Dich schmerzlicher, als wenn sie Dir egal wäre. Gerade Zurückweisungen sind in depressiven Phasen schwer zu ertragen, weil man sich selbst zutiefst infrage stellt.
- Du wirkst stark leistungsorientiert. Vermutlich hast Du Dir deswegen auch die "beste" Seminarleiterin als Prüferin ausgesucht: es steigert das persönliche Image und erhöht das Prüfungsergebnis. Es ist klug, den Prüfer zu wechseln, wenn man von dem Original verunsichert wird. Neben dem Aspekt Zurückweisung zeigt sich hier noch mal ein besonderes "Kränkungspotenzial" der Situation (Eitelkeit).
- Verlier' den Inhalt der Kritik nicht aus dem Fokus, was ist dran? Du schriebst sie kritisieren immer dasselbe.

Ich würde im Oktober das Gespräch über den Ausbildungsstand abwarten. Wenn es gut läuft, würde ich anschließend mit der "abgewählten" Seminarleiterin darüber reden, dass Du Dich mit ihrer Art der Ansprache schwer tust. Die Umentscheidung auf eine andere Prüferin ist absolut richtig, aber trotzdem erst mal Flucht und das macht langfristig kein gutes Gefühl. Bleib' bei der Entscheidung: bei Prüfungen geht man auf "Nummer sicher". Es wird Dir aber ein besseres Gefühl geben, wenn Du Stärke zeigst und das Gespräch mit ihr suchst. Das kannst Du mit Freunden als Rollenspiel trainieren. Und dabei geht es nicht um Depression oder sonstwas, sondern um eine Kommunikationsstörung

Ich wünsche Dir gutes Gelingen,
Polarlicht
Kieselstein
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Re: Depression und Unsicherheit

Beitrag von Kieselstein »

Hallo liebes Polarlicht:-),

über deine Fragen und Anregungen habe ich lange nachgedacht. Deswegen die späte Antwort.

Du siehst die Ursache für Deine Unsicherheit überwiegend bei einer Seminarleiterin, resp. ihrer Art, der Rückmeldung. Wird ein wunder Punkt berührt, dass es zu einer Übertragung kommt?

Was mir hierbei klar geworden ist, ist die Tatsache, dass sie diese Unsicherheiten durch ihre Kompetenz in mir auslöst. Vielleicht bin ich, was die Belastbarkeit angeht, wirklich nicht für diesen Beruf geeignet und sehe mich durch ihre Kritik darin bestätigt. Damit trifft sie einen äußerst wunden Punkt bei mir... (fehlende Selbstsicherheit, mangelndes Selbstvertrauen.Sie hat meine Belastbarkeit allerdings nicht in Frage gestellt. Das mache ich bloß selber- zumindest im Moment.
Ich habe immer Angst davor, Fehler zu machen- aus Angst vor schwerwiegenden Konsequenzen. Diese Erfahrung musste ich in meinem Leben schon öfter machen (das werde ich in der Therapie, die im Januar beginnen kann, auch ansprechen).

Besonders verletzbar bin ich zur Zeit tatsächlich. Ich würde sogar soweit gehen, dass ich momentan überhaupt keine Kritik mehr vertrage, ohne zusammenzubrechen. Deshalb ziehe ich mich immer mehr zurück, um mit niemandem mehr in Kontakt kommen zu müssen. Außer hier im Forum:-). Das werde ich meinem Psychiater im Oktober aber auch mitteilen und mit ihm (hoffentlich) gemeinsam einen Weg finden, um mir zu helfen.

Die Kritik der Seminarleiter ist (was die Besuchsstunde angeht!)durchaus angebracht: sie kritisieren, dass ich die Emotionalität der Kinder nicht berühre und noch nicht genug kindgerecht denken kann. Das trifft in der Stunde zu. In meinen eigenen Stunde aber weniger. Bloß, das sehen sie natürlich nicht. Das frustriert mich so! Ich habe ihnen gesagt, dass ich es besser kann. Der einen SEminarleiterin habe ich es in einer Besuchsstunde auch bewiesen... Das scheint sie aber vergessen zu haben... Ich habe mich total in die Ecke gedrängt gefühlt, weil ich finde, dass eine einzige Stunde nicht viel aussagt- zumal ich auch sehr aufgeregt war und das auch gesagt habe. Ich habe mittlerweile das Gefühl, nurnoch für die Schule zu Leben- und keiner merkt es. Es wird immer nur das gesehen, was man in der einzigen Stunde nicht kann (auch, wenn positive Aspekte der Stunde aufgeführt werden). Ein einziges, von Herzen kommendes, positives Wort hätte mir schon gereicht. Aber es kam nicht...
Diese eine Stunde hat mich so runtergezogen... Mittlerweile bin ich nurnoch müde und erschöpft... Und der nächste Unterrichtsbesuch ist bereits nächste Woche... Ich hoffe echt, dass es danach etwas ruhiger wird... Langsam kann ich meine Fassade in der Schule nicht mehr aufrecht erhalten.

Das klingt jetzt alles sehr negativ; ich denke tatsächlich darüber nach, aufzuhören, um meine Lebensqaulität zurückzuerlangen. Das wäre dann ein sehr positiver Aspekt:-).
Kieselstein
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Re: Depression und Unsicherheit

Beitrag von Kieselstein »

Kurzes Update

Hallo liebe Forianer,

ich wollte euch mal wieder ein kurzes Update geben.
Die Unterrichtsbesuche sind alle überstanden- mit der Folge, dass mich mein Psychiater erstmal bis zu den Herbstferien krankgeschrieben hat. Somit fällt mein Gespräch zum Ausbildungsstand am Montag aus.

Zum Glück habe ich gestern Nachmittag, als ich die Vertretungsmaterialien in die Schule gebracht habe, eine Kollegin getroffen, die mich natürlich fragte, was ich denn hätte. Mir kamen die Worte "Ich kann im Moment einfach nicht mehr" so schwer über die Lippen. Als es aber ausgesprochen war, brachte sie mir sehr viel Verständnis entgegen und erzählte mir, dass es ihr ähnlich ginge. Deshalb würde sie an der kommenden Fortbildung nicht teilnehmen können. Ich hätte es jetzt garnicht erwartet, dass sie so verständnisvoll ist. Jedenfalls ist sie jetzt die zweite, die es weiss.

Nun aber zu meinem eigentlichen Gefühl, was mich überrascht: mir geht es heute so gut wie schon lange nicht mehr. Ich habe die Nacht sogar durchgeschlafen!!! Irgendwie ist mir ein irrer Druck von der Seele gewichen. Jetzt frage ich mich natürlich: Wenn die Schule scheinbar so belastend ist, wäre es dann nicht besser, aufzuhören? Eigentlich will ich das nicht. Aber wenn die Grenzen nun erreicht sind? Das muss ich wohl beobachten...
Ich verspüre plötzlich so eine Erleichterung und bin so stolz auf mich, dass ich es bis dahin geschafft habe... Und das bei meiner Vorgeschichte und der derzeitigen Situation.

Kennt ihr das? Was habt ihr in der Situation gemacht?

Liebe Grüße
ghm
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Re: Depression und Unsicherheit

Beitrag von ghm »

Hallo Nini,

könnte es sein, dass irgendeine Vorstellung, die Du von Dir hast, dich so "unter Druck" setzt?

z.B. wie Du auf andere wirkst, oder ob Deine Schüler dich als gute Lehrerin empfinden oder ein Idealbild, wie Du sein solltest oder irgend etwas ähnliches?

Wir empfinden den Druck als von Aussen kommend, der echte Druck kommt aber von innen.

Selbst bei viel Arbeitsleistung etc. ist der Drück nicht die Arbeitsleistung, sondern das innere Gefühl es nicht zu schaffen, die Angst vor Konsequenzen, die Furcht vor "Schande"

Das kommt aus dem Innen, nicht von Aussen ! ! !
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
Zarra
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Re: Depression und Unsicherheit

Beitrag von Zarra »

Hallo Nini,

ich greife zumindest mal diesen einen Aspekt auf:

Ich denke, Du solltest versuchen herauszufinden, inwiefern die Arbeit bzw. dieser Beruf vor allem voraussichtlich dauerhafter Dein Befinden zu negativ beeinflußt oder ob es halt "nur" momentan so ist. Jemand, der gerade Grippe mit Fieber hat, will auch nur noch ins Bett und seine Ruhe. (Und Depression ist ein bißchen ein langfristigeres Geschehen - leider; aber das kann sich ja dennoch wieder ändern!) Bist Du momentan halt krank und kann dauerhafter aber alles doch viel besser werden?

Ich finde es löblich und gut, wenn jemand dazu steht, daß ein Beruf für ihn nicht das Passende ist. Ich finde es aber mehr als schade, wenn jemand aus depressiven Gedankengängen heraus viel zu früh aufgibt, sich selbst keine Chance gibt.

Erst mal: gute Erholung!

Zarra
bodenlos
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Re: Depression und Unsicherheit

Beitrag von bodenlos »

Hallo liebe Nini,

irgendwie fühle ich mich ganz arg dazu veranlasst, dir auch ein paar Worte zukommen zu lassen. Ich bin zwar nicht depressiv, weiß aber, was es bedeutet, Referendar zu sein.
Diese Zeit liegt bei mir auch noch nicht so lang zurück, aber auch ich kenne das Gefühl, dem Ganzen nicht gewachsen zu sein. Zunächst wollte ich dem Ganzen, was man über das Referendariat gesagt hat, auch keinen rechten Glauben schenken. Man bezeichnete es damals bei uns als "psychische Hölle". Obwohl ich gesund bin, kann ich mir sehr gut vorstellen, wie einen diese Mühle zermahlen kann, vor allem Menschen, die vielleicht schon irgendwie "vorbelastet" sind.
Ich kann dir natürlich keinen Rat geben, wie du dich persönlich in dieser Situation verhalten sollst. Der Lehrerberuf- auch wenn er gern als Freizeitjob bezeichnet wird- ist kein leichter. Abgesehen davon, welche Fächerkombination man gewählt hat (z.B. korrekturen und Vorbereitung), ist es mit dem Kerngeschäft ja schon lang nicht mehr getan. Wenn man sich nicht gut organisiert und lernt, auch einmal "nein" zu sagen, ist es ein Nährboden für BurnOut oder eben auch Depression. Auch ich vergleiche mich gern mit Kollegen und bin der Meinung, denen kann ich fachlich nicht das Wasser reichen. Doch dann besinne ich mich darauf, welche Freude ich in den Klassen habe, wie gut ich- zumindest die meiste Zeit- mit meinen Schülern auskomme, und auf die Wertschätzung, die ich dann immer wieder mal durch sie erfahre.
Mich hat einer deiner Sätze aufhorchen lassen: Dass die der Beruf Freude macht und Kraft gibt. Und daran solltest du dich, meiner Meinung nach, immer wieder erinnern und auch Mut für deine Zukunft schöpfen. Ich kann dir nicht auf den Weg geben: Halte durch, es ist eine absehbare Zeit und danach bist du frei. Frei von jedweder Kontrolle: sprich Unterrichtsbesuche- klar für die Beurteilung (je nachdem aus welchem Bundesland du kommst), aber man wird mit der Zeit gelassener. Und es ist bei Weitem nicht mehr die Haarspalterei wie im Referendariat- wenn ich mir überlege, wofür ich alles eine auf die Mütze bekommen habe: Hand in der Hosentasche, zu wenig bunte Kreide benutzt, Motivationsphase zu lang herausgezögert....meine Güte....darüber kann ich heute herzhaft lachen
Wahrscheinlich bist du nicht in der Verfassung, das Ganze jetzt durchzuziehen- und wenn du dich jetzt- nach der Krankschreibung- erleichtert fühlst, solltest du dir diese Auszeit vielleicht auch gönnen, konstruktiv an deinen Problemen und den Ursachen deiner Depression zu arbeiten. Aber aufgeben würde ich noch nicht, sondern gestärkt in den Beruf zurückzukehren, den du wahrscheinlich auch aus "Berufung" gewählt hast?! Wenn du bei dieser Frage stutzig werden solltest und dies hinterfragst, ist die Pause noch viel mehr begründet als du vielleicht denkst. Möglichkeiten, zu arbeiten, gibt es auch andere- zum Beispiel in einem Verlag, der Schulbücher konzipiert.

Ich wünsche dir alles alles Gute!
Kieselstein
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Re: Depression und Unsicherheit

Beitrag von Kieselstein »

Hallo Gregor,

ja, den Druck mache ich mir definitiv selber. Ich habe Angst, mein Umfeld zu enttäuschen- insbesondere die Menschen, die mir sehr nahe stehen. Damit kann ich nur schwer umgehen. Muss ich noch lernen. Ebenso, mein Leben nicht von den Äußerungen und Erwartungen meiner Mitmenschen abhängig zu machen. Ich brauche einfach die Anerkennung durch meine Liebsten, da ich ein äußerst geringes Selbstwertgefühl habe. Enttäusche ich jemanden, bricht meine Welt zusammen. Immer wieder. Manchmal denke ich, dass es besser wäre, eine zeitlang den Kontakt zu allen wichtigen Personen abzubrechen, um herauszufinden, was ich wirklich will. Als ich 6 Monate in Neuseeland war, hatte ich kaum Kontakt zu meinen Liebsten und war unendlich glücklich darüber. Endlich war da kein Druck mehr...
Mit der Krankschreibung verhält es sich ähnlich: ich habe nicht das Gefühl, dass jetzt noch jemand etwas von mir erwartet... Vielleicht hilft mir dieser Gedanke ja, mit weniger Druck das Referendariat weiterzumachen. Jetzt wissen ja alle, dass ich schwach bin. Vielleicht unterstützen meine Liebsten mich ja jetzt etwas mehr... Würde mir bestimmt helfen, mein Selbstwertgefühl aufzuwerten.
Weisst du, ich musste früher immer funktionieren: Ich habe noch drei Geschwister und eine alkoholkranke und depressive Mutter. Schon mit 13 musste ich meine Geschwister schützen und auch auf meine Mutter aufpassen. Deshalb fühle ich mich oft allein und habe das Gefühl, immer stark sein zu müssen- und deshalb auch das Referendariat schaffen zu müssen. Als Versagen würde ich es persönlich nicht ansehen, wenn es dort nicht mehr weitergeht. Aber was ist mit den anderen???
Der Job gefäält mir, meine Kollegen sind klasse, die Kinder sind niedlich und lebendig. Aber die Angst, es nicht zu schaffen und dadurch alle zu enttäuschen it momentan zu stark...

Liebe Zarra,
glücklicherweise fühle ich mich bloß im Moment nicht mehr in der Lage, in die Schule zu gehen. Grundsätzlich schon: ich habe ja schon 8 Monate geschafft:-).
Der Beruf fordert mich natürlich sehr, gibt mir aber auch viel zurück.

Liebe Grüße
Kieselstein
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Re: Depression und Unsicherheit

Beitrag von Kieselstein »

Hallo Hascherl,

oh ja, ich hätte vor Beginn des Referendariats auch nicht gedacht, dass es so schwer wird. War wohl etwas naiv von mir;-). Die Pause werde ich auf jeden Fall nutzen. Ich muss ja erst am 31.10. wieder in die Schule (bin in Niedersachsen). Bei meinem letzten Unterrichtsbesuch habe ich ein sehr großes Kompliment von meiner Fachseminarleiterin bekommen: Sie teilte mir mit, dass sie sehr beeindruckt von meiner Lehrerpersönlichkeit ist. Meine Lerngruppe ist sehr problematisch aber ich habe sie bereits nach 6 Wochen recht gut im Griff. Davon- und auch von meiner ruhigen, freundlichen und besonnenen Art- ist sie sehr beeindruckt.
Zum Glück merke ich selber, wie ich mich schon entwickelt habe. Sobald ich mich wieder stark genug fühle, werde ich daran anknüpfen und hoffen, dass die Kraft wenigstens bis zu den Weihnachtsferien reicht:-).
ghm
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Registriert: 25. Dez 2010, 12:38

Re: Depression und Unsicherheit

Beitrag von ghm »

Hallo Nini,

gibt es im Rahmen Deiner Ausbildung einen Mentor, einen Supervisor oder wie es auch heissen mag?

Jemand den Du ansprechen kannst, ohne dass es in Deiuner Bewertung erscheint.

Drucke Dir doch diesen Thread aus und sprich mit ihr/ihm darüber.

Vielleicht weiß sie/er einen Rat, möglicherweise gibt es Psychologische Begleitung.

Ich denke Menschen die mit Kindern arbeiten sollten sich ihrer Verletzbarkeit bewusst sein, dass Sie nicht mit unnötiger Härte die Kinder verletzen.
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
bodenlos
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Re: Depression und Unsicherheit

Beitrag von bodenlos »

Na das klingt doch aber sehr vielversprechend- zumindest was die berufliche Zukunft angeht.

Es sagt sich zwar für mich leicht dahin, aber du musst unbedingt daran arbeiten, dass du einzig und allein DEINEN Erwartungen gerecht wirst. Du hast ein ertstes Staatsexamen in der Tasche- das ist doch schon eine beachtliche Leistung!
Und solch ein tolles Lob, wie du es von deiner Seminarleiterin bekommen hast, ist doch schon einmal richtig guter Balsam für die Seele, oder?!

Liebe Grüße
Kieselstein
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Re: Depression und Unsicherheit

Beitrag von Kieselstein »

Hallo Gregor,

ich habe eine Mentorin, die mich sehr unterstützt- zumindest, was den Unterricht angeht. Ich werde den Thread ausdrucken und zu meinem nächsten Termin mit meinem Psychiater mitbringen. Er selber hat mir den Vorschlag gemacht, Themen/ Aspekte, die mich interessieren, auszudrucken und mitzubringen.
Hart zu den Kindern bin ich überhaupt nicht- eher zu lleb. Manchmal betrachten sie mich wohl eher als Schwester o.ä. Meine Fachseminarleiterin meinte dazu, dass es ein Vorteil ist, da die Kinder einen sehr guten Bezug zu mir haben.
Keine Angst, den Kindern geht es wirklich gut bei mir;-). Ich muss schon aufpassen, dass meine Kollegen nicht eifersüchtig werden;-).
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Depression und Unsicherheit

Beitrag von Zarra »

Liebe Nini,

... ich hatte eigentlich schon bei einem Deiner vorigen Posts in diesem Thread den Eindruck, daß es momentan nicht um das eventuell Alles-Hinwerfen geht, sondern darum, WIE es momentan WEITERgeht (... und selbst eine längere Krankschreibung wäre nicht das Aus). - Eine abgeschlossene Ausbildung hat ja durchaus auch was und Du hast ja bereits einen Teil. Was Du dann danach machst, steht nochmals auf einem anderen Blatt, da kannst Du immer nochmals neu überlegen, wie der Rest oder zumindest ein Gutteil Deines weiteren Lebens aussehen soll, was Dir gut tut.

Alles, was Du machst, solltest Du aber für Dich tun, und nicht für welche Menschen auch immer. Sonst kommt da irgendwann unweigerlich die Enttäuschung und die Unzufriedenheit.

Schau nach Dir ...

Zarra
Kieselstein
Beiträge: 179
Registriert: 18. Aug 2011, 16:07

Re: Depression und Unsicherheit

Beitrag von Kieselstein »

Hallo liebe Forianer,

es hat sich in den letzten Wochen einiges getan:
Ich hatte einen Traum, in dem ich für 3 Monate nach Neuseeland gehen wollte. Meine ehemaligen Arbeitskollegen und Freunde haben eine Abschiedparty für mich gegeben und waren unendlich traurig, dass ich dann weg bin. Alle haben geweint. Ich auch. Als ich aufgewacht bin wusste ich plötzlich, dass ich schon seit ca. 2 Jahren, seit meine Depression anhält, überhaupt garnicht gemerkt habe, dass Menschen mich mögen bzw. lieben. Ich konnte auch eine zeitlang überhaupt nicht begreifen, warum mein Freund noch mit mir zusammen ist. Dieser Traum hat eine große Blockade in mir gelöst und mir sehr viel Mut gemacht, die Depression weiter zu bekämpfen. Ich glaube nämlich, dass die Depri sich jetzt verzieht!!! Auch meine Schüler haben mir ganz viele Briefe und Bilder nach Hause geschicht, in denen sie mir gute Besserung wünschen und mir dadurch mehr als deutlich gezeigt haben, dass sie mich wirklich mögen. Ich glaube auch, dass meine Kollegen mich mögen.

An meiner Unsicherheit und den daraus resultierenden Ängsten muss ich natürlich noch arbeiten. Nächste Woche habe ich einen Termin für ein Erstgespräch bei einer Therapeutin.

Ansonsten bin ich seit Montag wieder in der Schule und sehr stolz auf mich. Die Erschöpfung, die zur Krankschreibung führte, ist allerdings noch immer nicht verschwunden... Das macht das Referendariat nicht leichter. Ich bin auch noch nicht besonders belastbar. Gestern ist zu allem Überfluss auch noch ein Junde in meinem Unterricht komplett außer Rand und Band geraten und auf die anderen Schüler losgegangen. Ich habe dann die Klassenlehrerin holen lassen. Total peinlich! Aber ich hatte Angst um die anderen kInder. Der Junge ist zur Zeit auch nicht beschulbar, muss ich dazu sagen. Das hat mich aber ganzschön runtergeholt und ich habe wieder an meiner Kompetenz gezweifelt. Andererseits hat man als Klassenlehrerin durchaus einen anderen Einfluss auf die Schüler. Als Referendarin bin ich lediglich drei Stunden die Woche in der Klasse.

Nach dem Vorfall war ich sehr aufgewühlt, habe mich aber schnell wieder gefangen und meine Stunde, die ich danach in meiner anderen Klasse hatte, erfolgreich abgehalten.
Vielleicht bin ich doch nicht so inkompetent???
Die Klassenlehrerin fand es auch überhaupt nicht schlimm, dass ich sie gerufen habe. Sie wird mir da auch weiterhin helfen.

Was die Seminare und den Austausch mit den anderen Referendaren angeht, habe ich eine, mit der ich mich gut verstehe, gefragt, ob wir uns nicht mal auf einen Kaffee treffen wollen. Uns geht es nämlich sehr ähnlich.

Die Fortschritte ind zum Glück sichtbar! Ich hoffe bloß, dass ich weiterhin genug Kraft haben werde, das Ref durchzustehen. Ich kann mich zur Zeit nur zum nötigsten aufraffen. Und es stehen wieder Referate, Unterrichtsbesuche und die schriftliche Hausarbeit an....

Jetzt treffe ich mich erstmal mt meiner Mutter und mache mit ihr einen langen Spaziergang an der Weser:-).

Ganz liebe Grüße und einen schönen Samstag!!!!
Bummel
Beiträge: 45
Registriert: 5. Jul 2011, 19:06

Re: Depression und Unsicherheit

Beitrag von Bummel »

Liebe Nini100,

mein Mann ist Lehrer und meine beiden jüngsten Töchter wollen auch ins Lehramt. Allein das Studium empfinden beide als sehr anstrengend. Ihre Schulpraktika lieben sie allerdings und fühlen sich dann auf dem richtigem Weg.
Ich kann mich noch gut an das Referentariat meines Mannes erinnern, wie nervös er oft war, vor "Kontrollbesuchen".
Die ersten Jahre waren dann von sehr viel Vorbereitungsarbeit geprägt.
Eines Tages kehrte mehr Ruhe ein und mein Mann liebt diesen Beruf noch immer und seine Schüler ihn, sonst würden nicht soviele bei uns privat anrufen und Ratschläge für fachbezogene "Probleme" einholen.
Vielleicht hilft Dir zu überlegen wie Du Dir denn ein Versagen vorstellst.
Wie sieht es denn aus?
Hast Du Angst Schüler zu verprügeln?
Hast Du Angst das Sie den erforderlichen Stoff nicht im verlangtem Zeitraum unter Deiner Anleitung erlernen?
Hast Du Angst vor den Schülern in Tränen auszubrechen?
Such Deine Angst und bekämpfe erstmal diese Angst, damit Du den Spaß und die Freude an der Schule nicht verlierst.

Gute Lehrer prägen Kinder positiv, aus Kinder werden Erwachsene.

Liebe Grüße und Toi, toi, toi

Bummel
Kieselstein
Beiträge: 179
Registriert: 18. Aug 2011, 16:07

Re: Depression und Unsicherheit

Beitrag von Kieselstein »

Hallo an alle,

tut mir echt leid, dass ich euch noch immer mit meinem Referendariatskram nerven muss....

Immerhin hat sich ja nun viel Gutes getan.

Was mich aber doch noch extrem beschäftigt ist meine momentane Belastbarkeit...
Ich habe nun festgestellt, dass mich die Situation, wie sie jetzt in meiner einen Klasse ist, total überfordert und ich mit dem einen Jungen überhaupt nicht mehr klarkomme. Mir ging es wieder sehr schnell schlecht. So schlecht, dass ich Dienstag während des Seminars in Tränen ausgebrochen bin- vor allen Leuten. Ich durfte dann mit einer Mitreferendarin aus dem Raum gehen. Die anderen waren doch sehr geschockt und es tat ihnen leid. Ich habe ihnen dann (nur!) von der Situation in der Schule erzählt. Da habe ich schon gemerkt, dass jetzt etwas passieren muss.

Ich habe dann meine Pädagogik Fachseminarleiterin verständigt und mit ihr für den nächsten Tag einen Gesprächstermin vereinbart, in dem es auch noch um die eine Situation beim gemeinsamen Besuch (war im September) ging. Sie war ja auch dabei. Somit hatte ich die Möglichkeit, ihr mitzuteilen, wie ich mich in dem Moment gefühlt habe. Sie konnte es verstehen und hat mich getröstet.

Dann haben wir uns über die Situation in der Klasse unterhalten. Sie hat gemerkt, dass es mir dort so schlecht geht, dass wir nächste Woche Mittwoch, im Anschluss an das Gespräch zum Ausbildungsstand, mit dem Rektor des Studienseminars zusammensetzen, um für mich nach einer Lösung zu suchen.

Jetzt fiebere ich natürlich dem Mittwoch entgegen und halte es kaum aus. Mir ist mittlerweile jede Lösung recht. Hauptsache, es passiert jetzt was!!!

Irgendwie ist mein Nervenkostüm nicht mehr belastbar zur Zeit... Oh mann...

Ich hätte auf jeden Fall früher etwas sagen müssen. Aber ich wollte es unbedingt schaffen und bin jede Stunde mit neuem Mut und Motivation angegangen. So oft... Und es hat nichts gebracht. Ich habe diesen einen Schüler nun überhaupt nicht mehr unter Kontrolle...

Musste ich mir jetzt mal von der Seele schreiben.
Vielleicht habt ihr ja ein paar liebe Worte für mich. Das würde mich schon freuen:-).

Liebe Bummel, sorry, dass ich es noch nicht geschafft habe zu antworten... Ich war die ganze Zeit über so aufgewühlt und konnte keinen klaren Gedanken fassen.
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