Bin ich krank?

Antworten
Kaizen
Beiträge: 9
Registriert: 18. Aug 2011, 14:58

Bin ich krank?

Beitrag von Kaizen »

Hallo an alle Forumsmitglieder,

ich freue mich, dass ich auf dieses Forum bei meiner Suche gestoßen bin. Ich habe mir schon einige Beiträge durchgelesen und glaube mein Post passt hier ganz gut rein.

Ich bin 20 Jahre alt, männlich und lebe derzeit mit meinem Zwillingsbruder in einer eigenen Wohnung. Ich bin Halbwaise und habe meinen Vater im Alter von 7 Jahren verloren, der selbst an Depressionen litt und Suizid begangen hat. Zu meiner Mutter habe ich keinen Kontakt seit meinem 17. Lebensjahr. Derzeit beschränkt sich die Kommunikation nur auf anwaltlicher Ebene, da ich und mein Bruder von einer vom Amt bestellten Betreuung aus dem eigenen Haus meines Vaters geschmissen wurden und wir derzeit um unseren kleinen Pflichtanteil kämpfen müssen der nur im Grundbuch eingetragen werden soll.

Über meine psychische Situation habe ich bislang mit keinem Familienangehörigen oder Freund gesprochen. Einziger Ausrutscher passierte mir als mein Cousin einen Durchhänger im Zusammenhang mit Prüfungsstress hatte und ich ausversehen anmerkte, dass mir so etwas nicht fremd sei.

Wenn ich das ganze richtig einordne habe ich seit dem Suizid meines Vaters einen Einbruch erlitten, auch die anschließende Behandlung bei einem Psychotherapeuten war wohl reine Geldverschwendung. Die Bilder wie man Vater blutend vor mir lag haben sich irgendwie in meinen Kopf eingebrannt, früher also nach dem Suizid hatte ich panische Angstattacken vor dem Tod und Schlafstörungen, auch habe ich kaum noch gesprochen so blieb mir der Besuch einer Sonderschule nicht erspart. Mit der Zeit ging es dann bergauf, aber das Zeit alle Wunden heilt, halte ich irgendwie immer noch für absoluten Blödsinn.

Nach dem Wechsel auf eine normale Grundschule, habe ich die Mittlere Reife ganz passabel abgelegt und eine kaufmännische Ausbildung gut abgeschlossen. Nun habe ich mein Fachabitur nachgeholt mein Schnitt liegt bei 2,2 dennoch habe ich auf die Prüfungsvorbereitung extrem nervös reagiert. Normalerweiße besitze ich keine Prüfungsangst, aber bei der Prüfungsvorbereitung durch den Leistungsdruck habe ich starke Konzentrationsschwierigkeiten bekommen, die ich zwar schon immer hatte aber die sich extrem verstärkt haben. Ein weiteres Problem ist mein ausgeprägtes Fehlen an Motivation. Nachdem ich zu homöopathischen Medikamenten zur Konzentrationssteigerung gegriffen hatte ging es einigermaßen. Bücher lesen kann ich dennoch nicht, da ich oft nach wenigen Seiten total müde bin und mir die Augen fast zufallen, auch kann ich mir ganz schlecht etwas merken.

Während der Lernzeit hatte ich eine starke Verstimmung und war sehr schnell gereizt und wurde auch schnell ausfällig gegenüber Mitmenschen, mein Bruder hat mich diesbezüglich mehrmals darauf angesprochen. Ich bin grundsätzlich Pessimist, aber die Phase wurde darüber hinaus von innere Leere, Antriebsschwäche, Müdigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten, Trauer (Vater), sowie wiederkehrende Gedanken an den Tod begleitet. Die Symptome sind mir nicht neu. Die Gedanken an den Tod sind bei mir vielleicht etwas seltsam. Wenn ich an den Tod denke, dann denke ich nicht an Selbsttötung sonder wünsche mir das alles bei einem Unfall oder schrecklichen Ereignis passiert, so als würde man sich einen spektakulären Abgang in bester Hollywoodmanier wünschen.

Ich habe ein absolutes Null an Selbstbewusstsein und wertgefühl. Ich mag mich nicht im Spiegel sehen und schon gar nicht auf Fotos sein, auch bin ich kritisch ob ich es jemals als einziger aus meiner Familie zu etwas schaffen werde. Ich selbst hatte bisher keine feste Beziehung, da ich derart scheu vor Beziehungen bin, auch fällt es mir generell schwer irgendwelche Gefühle zu zeigen. Mit Freundinnen und Frauen im Allgemeinen komme ich gut aus, und ich bin auch nicht so schüchtern das ich mich nicht normal unterhalten kann oder Späße machen könnte. Aber ich habe starke Probleme soziale Kontakte zu halten, da mir einfach der Antrieb fehlt ständig mit anderen Leuten zu kontakten. Auch machen mir Dinge von früher keinen Spaß mehr, wie Fußball, Taekwondo, Konsolenspiele und Ausgehen.

Ob ich nun an einer depressiven Erkrankung leide oder nicht konnte ich leider noch nie in Erfahrungen bringen, vielleicht kann man mir hier helfen. Ich habe sonst absolut keine Ahnung wie ich das Problem angehen soll. Ich habe aktuell noch mehr Angst als Hypochonder dargestellt zu werden, wer weiß vielleicht bilde ich mir auch alles nur ein. Die Selbstbehandlung funktioniert irgendwie nicht, auch wenn mein Vertrag im Fitnessstudio zu einer kleinen Besserung beigetragen hat, was sich ausnahmsweise als gute Entscheidung herauskristallisiert. Wie läuft eine Behandlung eigentlich ab, denn eine medikamentöse Behandlung würde für mich nicht in Frage kommen. Auf solche Hämmer habe ich keine Lust, der Anblick der lebenden Toten im Bezirkskrankenhaus für Psychiatrie beim mehrmaligen Besuch meiner Mutter schreckt mich einfach ab.

Ich habe für Anfang September ein Termin bei einer privaten Studienberatung (Profiling), welches verschiedene Persönlichkeits-, Leistungsmotivations-, sowie Intelligenztests beinhaltet. Die Studienberatung kostet mich über 1000 Euro, was für meine Verhältnisse extrem viel ist, und soll mal wieder etwas mehr Ordnung in mein Leben bringen. Nun habe ich fast schon Angst das auf den Tag genau wieder meine Konzentrationsprobleme eintreten könnten, was den Test erstens verfälscht und ihn wertlos machen würde. Ich wäre ohne meine psychischen Probleme wohl viel erfolgreicher (sleeping giant), aber die Krankheit hält mich einfach zurück und hat mich zu stark in ihren Fängen.

Ich hoffe auf euer Verständnis und Ratschläge auch wenn der Text vielleicht etwas länger geworden ist und objektiv viel Mist drinsteht.

auf ein kleinwenig mehr Hoffnung und positive Veränderung in meinem Leben

Kaizen

Everybody Dies, But Not Everybody Lives - Drake
Schwert10
Beiträge: 257
Registriert: 9. Mär 2011, 15:50

Re: Bin ich krank?

Beitrag von Schwert10 »

Hallo Kaizen,
erstmal herzlich willkommen hier im Forum!
Es spricht Einiges dafür, daß du an einer Depression erkrankt sein könntest, aber natürlich kann ich nicht diagnostizieren.
Ich selbst bin einfach zum Hausarzt gegangen und habe ihm meinen Verdacht geäußert. Er ließ mich ein bißchen erzählen, stellte Fragen und bestätigte zuletzt meine Eigendiagnose.
Du kannst auch einen Neurologen oder Psychiater aufsuchen, falls du das Gefühl hast, dein Hausarzt wäre nicht fähig genug.

Und: Keine Angst vor Medikamenten. Erstmal kann dich kein Mensch zwingen, welche zu nehmen, und zweitens wirken Antidepressiva völlig anders als die Neuroleptika, die du wohl im Sinn hast. So ein Zeug würde man in mich auch nicht reinkriegen! Ich nehme zwei verschiedene Medikamente und bin alles andere als ein Zombie.

Informier dich so gut du kannst. Und die Idee mit dem Sport ist schon mal sehr gut, Körperliche Betätigung ist bei Depri sehr empfehlenswert! (Solle ich mir auch mal hinter die Ohren schreiben, ich Bewegungsmuffel.....)

erstmal LG wakora
Das Leben ist wertvoll

ob es nun strahlend ist wie ein diamant

oder dunkel wie kohle

beide sind aus demselben stoff.
Eva-M
Beiträge: 105
Registriert: 10. Jul 2011, 21:35

Re: Bin ich krank?

Beitrag von Eva-M »

Hallo Kaizen,

wenn dir die Therapie damals nicht geholfen hat lag es vielleicht daran das du mit dem Therapeuten nicht klar gekommen bist. Oder es war einfach der falsche Zeitpunkt.

Es zwingt dich heute keiner bei einem bestimmten Therapeuten zu bleiben wenn es nicht hilft. Normalerweise hat man 5-6 Vorgespräche und kann so ausloten ob man mit dem Therapeuten zusammen arbeiten will oder nicht. So hat man die Möglichkeit mehrere Theras auszuprobieren.

Hast du mal mit deinem Bruder darüber gesprochen, wie es dir geht?

VG
Eva
Omnia
Beiträge: 230
Registriert: 5. Aug 2011, 13:14

Re: Bin ich krank?

Beitrag von Omnia »

Hey Kaizen!

"Ob ich nun an einer depressiven Erkrankung leide oder nicht konnte ich leider noch nie in Erfahrungen bringen, vielleicht kann man mir hier helfen.Ich habe sonst absolut keine Ahnung wie ich das Problem angehen soll. Ich habe aktuell noch mehr Angst als Hypochonder dargestellt zu werden, wer weiß vielleicht bilde ich mir auch alles nur ein."

Letztendlich zählt nur, ob du unter deinen Problemen leidest.


"Wie läuft eine Behandlung eigentlich ab, denn eine medikamentöse Behandlung würde für mich nicht in Frage kommen."
Also wenn du eine Therapie anfangen möchtest hast du in Deutschland die Wahl zwischen "Verhaltenstherapie" und "tiefenpsychologisch fundierter Therapie". Diese beiden Therapieformen werden von der Krankenkasse bezahlt.
Ich kann dir nur was über die Verhaltenstherapie erzählen. Die habe ich selbst mal gemacht.
Also im Grunde läuft das so ab, dass du von deinen Problemen erzählst und ihr dann versucht Lösungen zu finden. Andere Handlungs- und Denkweisen... Ich meine letztendlich würde man vielleicht auch irgendwann ganz allein ohne Therapie erkennen, dass man in einigen Bereichen im Leben sich in einer Sackgasse befindet oder sich Denk-/Handlungweisen angewöhnt hat, die nicht wirklich gut sind.
Ich hatte einfach in der Therapie das Gefühl, dass man schneller erkennt, was vielleicht besser für einen ist und was nicht. Das man sich dann dadurch besser selbst helfen kann. Es läuft auch nicht so ab, dass man das direkt gesagt bekommt, was man nun tun soll oder nicht. Zumindest war es bei mir nicht so. Meine Therapeutin hat mir immer alles erklärt, warum sie nun dies und jenes mit mir so oder so bespricht. Also konnte ich es immer nachvollziehen und so letztendlich entscheiden, ob ich es für mich passend und richtig finde.
Das war mir damals zeitweise irgendwie wichtig, dass ich mich quasi mit meiner Therapeutin auf Augenhöhe befinde.
Ich denke, es ist einfach so eine Art Katalysator. Man kann schneller Probleme lösen. Und zumindest bei manchen bin ich mir auch nicht sicher, ob ich sie jemals allein hätte lösen können.
Aber manchmal ist es auch einfach hilfreich, wenn man eine Meiung hört, die frei von Wertungen usw. ist. Manchmal reicht es auch, dass man einfach jemanden zum zutexten hat.
Also das meiste muss man in der Therapie schon selbst leisten. Ich fand es auf jeden Fall hilfreich eine Art Richtung zu bekommen. Weil gerade wenn es einem schlecht geht, gibt es irgendwie keine Richtungen mehr und man weiß gar nicht wo man anfangen soll und alles ist nur Chaos.

Viele Grüße
Kaizen
Beiträge: 9
Registriert: 18. Aug 2011, 14:58

Re: Bin ich krank?

Beitrag von Kaizen »

Vielen Dank für die Antworten. Ich bin leider seit meinem ersten Beitrag etwas untätig gewesen. Zum Teil war ich viel beschäftigt und wohl in einer Manie oder wie man das auch immer im Fachtermini zum Ausdurck bringen mag und zum anderen Teil war ich nach einer 6-wöchigen Trainingspause und ständger Beschwerden und Terminen verhindet. So bin ich irgendwie mal wieder zu nichts gekommen.

Können chronische krankheiten ursache einer depressiven erkrankung sein?

Besten Dank an alle!!!
Kaizen
Beiträge: 9
Registriert: 18. Aug 2011, 14:58

Re: Bin ich krank?

Beitrag von Kaizen »

Habe gerade bemerkt, dass ich im falschen Thread gepostet hatte. Hier gehts weiter:

http://www.diskussionsforum-depression. ... 1324766157

Vielleicht kann ja ein Moderator die zusammenlegen.

Uebrigens waere es deutlich einfacher mit einer etwas zeitgemaessen Forumsoftware
Antworten