Bin ich hier richtig?

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Freddy767676
Beiträge: 87
Registriert: 17. Aug 2011, 19:53

Bin ich hier richtig?

Beitrag von Freddy767676 »

Guten Tag, letzten Montag bekam ich von meiner Hausärztin gesagt, dass bei mir der Verdacht einer Depression bestehen könnte: und seitdem bin ich furchtbar deprimiert, denn das traf mich mit voller Wucht, damit hatte ich nicht gerechnet. Sie hat mich dann erstmal für 2 Wochen krankgeschrieben. Um ein organisches Leiden auszuschließen wurde Blut entnommen, morgen erfahre ich das Ergebnis. Auf der einen Seite hoffe ich natürlich vielleicht nur irgendeinen Mangel zu haben der medikamentös behandelbar ist, auf der anderen Seite befürchte ich tatsächlich eine Depression zu haben. Die letzten Tage habe ich Unmengen an Literatur verschlungen zu diesem Thema, und viele Parallelen zu meinem jetzigen Zustand festgestellt; es sind jedoch auch viele Dinge die für mich einfach unvorstellbar sind: Nie könnte ich Selbstmord begehen, dafür hänge ich viel zu sehr an meinem Leben.

Bin nun gespannt wie es weitergeht, denn ich kann mir einfach nicht vorstellen psychisch krank zu sein....

Liebe Grüße,
und einen schönen Sonntag,

Freddy
Omnia
Beiträge: 230
Registriert: 5. Aug 2011, 13:14

Re: Bin ich hier richtig?

Beitrag von Omnia »

Hallo Freddy,

aufgrund welcher Symptome hat denn die Hausärztin den Verdacht geäußert?

Wie ging es dir denn vor der Diagnose?

Weiß du, ich würde das zunächst mal nicht so dramtisch sehen.
Dignosen funktionieren nach dem Ausschlussverfahren. Diese und jene Symptome sprechen für das Krankheitsbild X, Y und Z. Es ist schon auch ein bisschen Rumraterei dabei. Und bei dir ist es ja bisher auch nur ein Verdacht... Warte erst mal ab und lass die Dignose später noch mal von einem Facharzt/Therapeuten stellen.

Ich kann verstehen, dass einen das vielleicht schockiert, wenn man dann so eine Dignose bekommt ...

Ich selbst hab' vor Jahren die Diagnose "schwere Depression" aufgedrückt bekommen.
Aber ich denke mir dazu, die Gesellschaft unterteilt Menschen in "krank" und "gesund" ein. Darin entdeckt man bei genauerer Betrachtung schon etwas Willkür. Denn das was früher als krank galt, gilt heute nicht mehr und umgekehrt. Depressionen sind für mich ein Zeichen dafür, dass etwas schief läuft, gesellschaftlich und individuell.
Dein Körper und deine Psyche will dir vielleicht einfach nur sagen, dass irgendwas nicht stimmt. Und wenn du weißt, woran es liegt, hast du die Möglichkeit etwas zu tun. Egal ob nun psychische oder physische Erkrankung.
Und letztendlich ist es doch nicht so wichtig, was es für einen Namen hat. Klar, man hat einen Ansatzpunkt für Hilfe usw.
Es bedeutet aber ja auch nicht, dass du eine schwere Depression bekommst, die du dir vielleicht jetzt ausmalst.
Oder wovor hat du Angst?
Und gegen leichte depressive Verstimmungen kann man ja gut etwas unternehmen vor allem, wenn sie wie bei dir wahrscheinlich, so früh erkannt wird.

Und klar, bist du hier richtig.

Liebe Grüße
Omnia
Freddy767676
Beiträge: 87
Registriert: 17. Aug 2011, 19:53

Re: Bin ich hier richtig?

Beitrag von Freddy767676 »

Hallo Omnia,

Vielen Dank für Deinen Beitrag, tut gut Zuspruch zu erhalten.

Die letzten Monate fühle ich mich antriebslos, schnell erschöpft, kann mich nur schwer konzentrieren und habe ständig das Gefühl eine Erkältung zu bekommen. Dazu immer häufiger Migräne und schlechten Schlaf. Letzten Dienstag auf dem Weg ins Büro (war schon fast da) bin ich umgedreht und wieder nach Hause gefahren; sah mich nicht in der Lage arbeiten zu gehen. Bin dann zum Arzt und wurde umgehend für 2 Wochen krankgeschrieben.

Eine weitere Sorge ist, dass ich übernächste Woche eigentlich mit meiner Frau und unserer Enkeltochter für eine Woche im Schwarzwald Urlaub machen will. Aber was ist, wenn die Ärztin mich weiterhin krankschreibt?

Freddy
Bastelfreund

Re: Bin ich hier richtig?

Beitrag von Bastelfreund »

Das wird die Ärztin nicht tun, wenn du es Ihr sagst.
Denn Urlaub dient ja auch mit zur Erholung.

Aber was wird dann dein Arbeitgeber dazu sagen???
Den wird das sicherlich etwas spanisch vorkommen.

Bei mir wäre so etwas damals ein Grund zur Abmahnung gewesen.
Sorry, war echt so.

Muß aber bei dir nicht so sein.
Sicherlich gibt es auch verständnisvollere Arbeitgeber.
Freddy767676
Beiträge: 87
Registriert: 17. Aug 2011, 19:53

Re: Bin ich hier richtig?

Beitrag von Freddy767676 »

Wenn sie mich weiterhin krankschreibt, dann kann ich doch trotzdem in Urlaub fahren, oder? War noch nie in dieser Situation.
tom1207
Beiträge: 180
Registriert: 10. Aug 2011, 12:30

Re: Bin ich hier richtig?

Beitrag von tom1207 »

hallo freddy,

ich bin zur zeit auch krankgeschrieben und eigentlich auch bis auf weiteres, aber habe schon länger in zwei wochen einen urlaub im ausland gebucht, meine ärztin hat mich letzte woche darauf aufmerksam gemacht und sagte" sie wissen ja, dass ich sie nicht krankschreiben darf, wenn sie ins ausland wollen, aber vielleicht gilt das nicht für deutschland, google doch mal, viell bringt das mehr erkenntnis
lg susa
Antiope
Beiträge: 1695
Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: Bin ich hier richtig?

Beitrag von Antiope »

Hallo zusammen,

das mit dem Urlaub und Kranksein: grundsätzlich soll die Krankschreibung ja bewirken, dass man sich in dieser Zeit der Bekämpfung der Krankheit widmen kann bzw sich und andere nicht durch die Krankheit gefährdet (bei hohem Fieber schwere Baumaschinen fahren kann ziemlich ins Auge gehen). In dieser Zeit kann man alles tun, was der unmittelbaren Wiederherstellung der Gesundheit dient. Damit also dürfte man auch in ein Thermalbad gehen, wenn man einen Rheumaanfall hat. Auch Wegfahren kann so betrachtet werden. Gerade bei Depression kann ein Tapetenwechsel auch helfen. Krankgeschrieben sein und wegfahren (insbesondere wenn man den Urlaub schon sehr lange vorher gebucht hat und Urlaubstätigkeit schließt nicht von vornherein den Geneseungsaspekt aus) ist also möglich. Gegen solche Abmahnungen kann man auch Widerspruch einreichen.
Am besten, mit dem Arzt vorher darüber sprechen und seine Genehmigung holen.

Für mich, Freddy, war die Diagnose eine "Erleichterung", einfach weil ich dann endlich wußte, dass ich nicht unfähig bin, sondern krank. Dann fühlte ich mich auch ernstgenommen vom Arzt. Vorher hatte ich eine jahrelange Odyssee hinter mir, wo mir einfach unterstellt wurde, ich sei ein Hypochonder, würde mir alles nur einbilden, müsste mich nur mal am Riemen reißen, usw usf. Die namenlose Angst bekam einen Namen, und ich wusste, ich bin nicht wirklich verrückt oder vollkommen fehl und falsch am Platz.

Depression *ist* ein Mangel von Neurotransmittern und kann (muss aber nicht) medikamentös behandelt werden. Also .... so aussichtslos ist es nicht. Zudem: auch organische Leiden können Depressionen hervorrufen.
Also: Bangemachen gilt nicht. Du kennst den "Feind" - und Depressionen sind heilbar oder sehr gut zu behandeln.
Freddy767676
Beiträge: 87
Registriert: 17. Aug 2011, 19:53

Re: Bin ich hier richtig?

Beitrag von Freddy767676 »

Ich warte jetzt erstmal ab was die Ärtzin sagt und dann sehe ich weiter.

Sollte ich tatsächlich eine Depression haben, dann kenne ich wahrscheinlich auch den Auslöser: Es ist wohl beruflich bedingt; privat schwebe ich eher auf Wolke 7: Zum zweiten Mal verheiratet, mit adoptierten Kindern und auch schon eine Enkeltochter.

Beruflich sieht es da leider nicht so toll aus, die Arbeit macht Spaß und ich komme gut mit den Kollegen aus, aber mein Vorgesetzter ist das Problem. Meine direkte Kollegin hat vor 2 Jahren eine Affäre mit ihm begonnen, und das bekam ich natürlich zu spüren. Sie wurde bevorzugt, und ich zusammengestaucht weil ich zuwenig tun würde, obwohl die Hauptarbeit an mir hängen blieb. Das ging ca. 1 Jahr, dann wurde sie von der Personalabt. versetzt. Seitdem ist er sehr zuvorkommend mir gegenüber, aber es blitzt immer wieder Feindseligkeit durch. Bin jetzt über 33 Jahre in der Firma, aber sowas habe ich noch nicht erlebt.

Könnte es eigentlich auch ein Burnout sein, oder gibt es da keinen Unterschied zur Depression?

Liebe Grüße,
Freddy
Antiope
Beiträge: 1695
Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: Bin ich hier richtig?

Beitrag von Antiope »

Hallo Freddy,

Burn-out und Depression: ja, es gibt Unterschiede - und Gemeinsamkeiten. Man spricht sogar von einer "Erschöpfungsdepression", wenn der Burn-out sich ausweitet.

Die Ursachen sind m.E. nicht dieselben. Burn-out entsteht durch "nicht angemessenes" Verhalten im Beruf, durch Konzentrierung auf nur eine einzige Sache, nämlich den beruflichen Erfolg. Die andere Seite davon ist: man vernachlässigt alles andere, überfordert sich ständig. Wenn man dies bis zum bitteren Ende treibt, dann kann daraus eine Depression resultieren, entweder maskiert (sie zeigt sich nur durch körperliche Symptome wie Hörsturz, Migräneattacken usw) oder "unverhüllt".

Depression selbst ist weiter gefasst, kann durch Erlebnisse verursacht werden oder "einfach so". Hier vermutet man Zusammenhänge mit der emotionalen Lerngeschichte eines Individuums: konnte es sich ein stabiles Selbstwertgefühl aufbauen, hat es sich als positiv erfahren, ... Menschen, die eher depressive Verhaltensmuster erlernt haben, neigen dann auch dazu, sich nur über den Beruf zu definieren und sich dort vollkommen zu investieren, ...

Was würde eine andere Diagnose an der Sachlage ändern, dass Du jetzt depressiv gestimmt bist, bzw die Welt gerade jetzt depressiv erlebst?
Auf jeden Fall wäre es wichtig, diese Arbeitssituation zu hinterfragen. Für mich wäre die Frage, wie kannst Du Dich davor schützen, dass der Vorgesetzte Dich immer wieder auflaufen lässt bzw dass seine Methoden Dich so sehr verletzen? Gibt es irgendwelche Hilfsmittel, damit Du besser geschützt bist?
Hast Du schon mal geschaut, ob einzelne Ansatzpunkte, die Mobbing-/Bossing-Opfer gegen diese Niedertracht schützen, auch für Dich einsetzbar sind? Da meine ich jetzt nicht, dass Du gemobbt worden bist - sondern einfach, ob es da Hilfsmittel und Vorgehensweisen gibt, die Du für Dich übertragen und anwenden kannst.

Versuche so viel wie möglich gute Energie von Deiner privaten Wolke 7 zu tanken, das Leben dort wahrzunehmen in Augenblicken der Achtsamkeit, damit Dir das Berufliche weniger an den Karren fahren kann.
Polarlicht
Beiträge: 121
Registriert: 7. Jun 2011, 23:46

Re: Bin ich hier richtig?

Beitrag von Polarlicht »

Hallo Freddy,
in erster Linie entscheidest Du ja, ob Du weiterhin krank geschrieben werden möchtest. Keiner meiner Ärzte schreibt mich krank, wenn ich das nicht will und wenn ich es nicht will und die AU läuft aus, ich keinen Bock auf Diskussionen habe, gehe ich nicht zum mehr Arzt. Mittlerweile haben sie auch verstanden, dass ich das so brauche, weil außerhalb der Arbeit das ganze Leben weggebrochen ist. Trotzdem bin ich depressiv, nix Burn-Out.

Einfach in Urlaub fahren während einer AU, ohne Zustimmung der Ärztin geht nicht, egal ob In- oder Ausland. Du bist verpflichtet, alles zu tun, was Deine Arbeitsfähigkeit wiederherstellt, also auch kurzfristige Arzttermine wahrzunehmen. Du solltest Dich um ihre Zustimmung bemühen. Du planst ja keinen wochenlangen Highlife-Urlaub sondern eine Woche Familienurlaub zur Entspannung. Das kann der Genesung eigentlich nur förderlich sein und ich denke, das wird sie auch so sehen, jedenfalls ist mein Arzt so drauf.
Ich war wegen Depression mal 9 Monate krankgeschrieben und habe mich kaum vor die Tür getraut. Mein behandelnder Psychiater sagte damals, ich müsse raus, ins Kino etc, aber es ging nicht, auch weil ich ein extrem schlechtes Gewissen gegenüber meinem Arbeitgeber/den Kollegen hatte. Dabei hat niemand nur ansatzweise einen Vorwurf gemacht. Ich konnte nur zum Sport und spazieren gehen, nachdem mein Doc mir diverse Studien gemailt hatte, die den positiven Einfluss dieser Betätigungen auf die Depression nachwiesen. Damit fühlte ich mich geradezu verpflichtet, mich sportlich zu betätigen - immerhin ein Anlass, vor die Tür zu gehen.

Nach Deiner Schilderung kannst Du die Wunsch-Diagnose Burn-Out eher vergessen. Ein wesentliches Kennzeichen von Burn-Out ist die völlige einseitige Verschiebung von Interessen, zugunsten von Arbeit, Pflege eines Familienangehörigen o.ä. Außerdem ist Burn-Out keine anerkannte Diagnose, sondern wird mittlerweile von den Fachleuten als Verhaltensfehler gesehen, der durch bestimmte Bedingungen und Persönlichkeitsstruktur begünstig wird. Du schreibst ja eher das Gegenteil, dass die Familie wichtig ist und Du da aktiv bist und das ist gut so.

Du hast die Situation am Arbeitsplatz als ungerecht und belastend wahrgenommen. Das kann eine massive Kränkung darstellen (wenn man empfindlich ist oder Selbstwertprobleme hat) und auf sowas kann man mit einer Depression/depressiver Verstimmung reagieren.
Der Hinweis von Antiope auf Mobbing/Bossing ist wohl angemessen. Die Frage ist: was tun? Kannst/willst Du Dich dagegen wehren oder kannst Du einfach, weil es vorbei ist, Dich erholen und es von Dir schütteln. Es ist schwierig zu entscheiden, weil, wenn man sich nicht wehrt, sowas durchaus zur Wiederholung einlädt. Andererseits kann das Problem aber auch durch die besondere Situation (Beziehung Chef-Mitarbeiterin) und ihre Versetzung gelöst sein, sodass eine Wiederholungsgefahr nicht besteht. Das muss man bedenken, wen man sich sonst am Arbeitsplatz wohl fühlt. Wenn Du eine Welle draus machst, kann das nach hinten losgehen, weil der Chef sich bedroht fühlt und zur Wehr setzt. Da ist ein genaues abwägen notwendig.

Ich wünsche Dir, dass Deine Ärztin den Urlaub zur Genesung förderlich findet und ihn befürwortet und dass Du danach einen angemessene Umgang mit dem unerfreulichen Erlebnis findest.
Polarlicht
Freddy767676
Beiträge: 87
Registriert: 17. Aug 2011, 19:53

Re: Bin ich hier richtig?

Beitrag von Freddy767676 »

War gerade bei meiner Ärtzin, die Blutwerte sind alle tipp top, organisch ist alles ok.

Sie hat mir jetzt CIPRAMIL 20 mg verschrieben, und gemeint ich solle mir einen Therapeuten suchen.

Zu einer Krankmeldung über den Urlaub hinaus hat sie mir abgeraten, das könnte immer Probleme geben mit dem Arbeitgeber. Ich soll mich bis dahin krankschreiben lassen und direkt danach in Urlaub gehen. Sollte es danach nicht besser sein, dann kann ich ja wieder kommen zwecks weiterer Krankschreibung.

Vielen Dank für Eure Wortbeiträge, sie haben mir sehr geholfen.

Liebe Grüße, Freddy
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