Depressionen

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Janaira
Beiträge: 2
Registriert: 23. Mai 2003, 10:29

Depressionen

Beitrag von Janaira »

Hallo zusammen!

Ich bin zum ersten Mal in diesem Forum, eigentlich einfach mit dem Wunsch, mir einmal alles von der Seele schreiben zu können. Ich bin fast 20 Jahre alt und habe letztes Jahr Abitur gemacht, von da an gings nur noch abwärts. Ich arbeitete bei einer Bank und mit dem Gedanken nacher zu studieren. Jedoch gestaltete sich die Studienwahl so schwer, dass ich nicht mehr ein noch aus wusste bzw. weiss. In den letzten Monaten habe ich fast pausenlos nur geheult und ich sehe nicht wirklich einen Sinn in meinem Leben. Schliesslich bin ich zu einer Psychiaterin gegangen, die hat mir dann vor 2 Wochen das Antidepressiva Seropram verschrieben. Aber irgendwie geht's einfach nicht bergauf. Ich habe so grosse Angst vor der Zukunft, spüre so einen grossen Druck auf meinen Schultern: Ich kann einfach nicht mehr, ich bin so verzweifelt...Habe auch schon öfters an Selbstmord gedacht, aber zur selben Zeit denke ich dass ich das nicht meinen Eltern antun kann, die mich sehr lieben. Aber es geht mir sooo schlecht!! Ich habe an nicht's mehr Freude...


Fühlt jemand gleich? Ist jemand in der selben Situation? Was macht Ihr?


Danke!
Lieber Gruss
Janaira
Ehefrau
Beiträge: 2
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Depressionen

Beitrag von Ehefrau »

Liebe Janaira,

Du mußt erst mal durchatmen! Das Problem, welches Du beschreibst, ist so verbreitet, da gibt es jede Menge Hilfe: erst dieses Forum, dann z. B. die Berufsberatung, Freunde etc.

Welche Studiengänge wären denn interessant für Dich? Oft ist es so, daß man eine Sache studiert und später in einem Bereich arbeitet, der gar nichts oder nicht mehr sehr viel damit zu tun hat. Ich selbst habe zwei Studiengänge abgebrochen und anschließend eine Berufsausbildung gemacht, viele machen das auch umgekehrt, z. B. erst eine Lehre, dann einige Jahre Berufserfahrung sammeln und dann noch ein Studium. Oder auch nur das Eine oder das Andere. Ich weiß, daß es sehr schwierig ist, mit Zwanzig zu wissen, was man will bzw. man kann ja erst im Laufe der Zeit abschätzen, was das Studium z. B. beinhaltet. Merke: es ist IMMER anders als alle sagen und als man es sich vorgestellt hat! Das gilt aber für jeden Bereich, das muß man sich vorher einfach klarmachen, dann ist man gleich viel ruhiger.

Sehr gut ist es, sich zu informieren und zwar über verschiedene Berufe und auch Praktika zu machen. Die Zeit kann man sich ruhig nehmen, das ist auch sehr gut für den Lebenslauf. Wer macht Dir denn eigentlich solchen Druck, daß Du sofort das "Superding" finden mußt? Kann es sein, daß Du eine Erwartungshaltung Deiner Eltern spürst, die stolz auf Ihre Tochter sind, da sie das Abitur hat und nun eine Karriere machen könnte? Bei mir war es so ähnlich und doch habe ich KEINE Karriere gemacht und bin nach einigen Zweifeln und Krisen doch sehr glücklich mit meinem Weg, da ich mir selbst treu geblieben bin. Meine Eltern finden das inzwischen auch sehr gut, da sie ja auch nur wollen, daß ich glücklich bin!

Darf ich noch fragen, ob Du mit Freunden/Familie oder anderen Leuten schon darüber gesprochen hast?

Du mußt nicht verzweifeln oder panisch werden, diese Entscheidungen trifft man nicht so überstürzt und jede Entscheidung kann man überdenken und auch immer ändern.

Höre auf Deine Intuition, das ist meistens richtig!

Hier im Forum sind übrigens sehr viele nette Leute, die mir auch schon sehr geholfen haben (mein Mann hat eine Depression und ich habe deshalb auch momentan ein "anstrengenderes Leben" als vorher).

Bestimmt bekommst Du noch viel Beistand und guten Rat!

Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen!

Viele Grüße von Ehefrau
tinamaus
Beiträge: 204
Registriert: 19. Mai 2003, 12:36

Re: Depressionen

Beitrag von tinamaus »

Hallo Janeira!

Ich fühle mich von Deinem Beitrag sehr angesprochen, weil ich auch bei einer Bank arbeite und nun einen Nervenzusammenbruch hatte und auch eine Depression diagnostiziert wurde. So wie ich Dich verstanden habe, bist Du noch in der Ausbildung, oder?

Bist Du denn mit dem Beruf ansich zufrieden? Ist es so, wie Du es Dir vorgestellt hast? Kannst Du es Dir vorstellen, in diesem Bereich auch nach einem Studium noch weiter tätig zu sein? Willst Du studieren, weil Dir der Job nicht gefällt oder erhoffst Du Dir dadurch bessere Aufstiegschancen in der Bank?

Ich bin auch sehr dafür, daß Du mit dem Bauch eine Entscheidung fällen solltest. Bei mir war es so, daß ich schon in der 7. Klasse ein Praktikum bei einer Bank gemacht habe. Ab da stand für mich fest, daß ich zur Bank will. Alle haben mich immer bestätigt, jeder hielt das für einen guten, angesehenen und vor allem sicheren Arbeitsplatz. Und man hat angenehme Arbeitszeiten. Ha ha! Ich habe ein ausbildungsintegriertes Studium gemacht und nun: Pustekuchen. Alles nicht mehr so, wie ich es gedacht hatte. Der Druck ist unmenschlich. (Wobei ich gehört habe, daß es bei Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken noch vergleichsweise human zugehen soll).

Ich würde an Deiner Stelle ins BIZ (=Berufsinformationszentrum beim Arbeitsamt) gehen und dort noch mal ganz von vorne anfangen. Ich bin auch mittlerweile der Ansicht, daß es besser ist, eine angefangene Ausbildung abzubrechen, als sie unglücklich fertig zu machen. Das ist es nicht wert. Ich sehe die Azubis bei uns und weiß, daß viele von ihnen auch nicht glücklich sind.

Versuch, Dich nicht zu verkrampfen, da hat man in der Regel nicht die besten Ideen. Erst mal zur Ruhe kommen und dann alles aufschreiben, was Dir einfällt. Und wenn es auf den ersten Blick verrückte oder unsinnige Ideen sind.

Weiß denn sonst jemand, wie schlecht es dir geht? Du bist nicht allein mit solchen Gedanken. Du kannst mir auch gerne eine e-mail schreiben, wenn Du magst.

Tinamaus
Janaira
Beiträge: 2
Registriert: 23. Mai 2003, 10:29

Re: Depressionen

Beitrag von Janaira »

Hallo zusammen!

Vielen herzlichen Dank für die Antwort! Ich bin ja so froh, dass jemand reagiert hat. Ja, ich habe schon mit meinen Eltern darüber gesprochen. Es liess sich auch fast nicht mehr vermeiden, da ich wirklich nur am Heulen war. Und na ja, sie versuchen mir schon zu helfen, können es aber auch nicht wirklich. Und dass meine Mutter auch noch seit 20 Jahren Depressionen hat, macht die Sache nicht einfacher. Am Anfang hab' ich auch versucht, ihr zuliebe mir nicht so viel anmerken zu lassen. Aber irgendwann gings einfach nicht mehr, das musste alles raus und hab' mit meinen Eltern ziemlich offen gesprochen und ich glaube sie merken schon, dass es mir schlecht geht. Es war auch meine Mutter, die mir zur Psychiaterin geraten hat....Meine Mutter hat, so glaube ich, auch Angst, dass ich mir was antun könnte, was glaube ich berechtigt ist. Und doch können sie nichts machen! Sie sagen mir, dass sie sich hilflos fühlen, aber ich weiss auch nicht was ich machen könnte, dass es mir besser gehen würde....

Ich war schon bei allem Möglichen. Studien- und Berufsberatung, bei Physiognomen, hab' mir für alle möglichen Sachen Infos zusammengesucht und trotzdem-oder gerades deswegen- kann ich mich nicht entscheiden. Alles erscheint mir sinnlos und ich kann mich nicht aufraffen etwas zu beginnen. D.h., ich habe sehr grosse Angst. Angst vor was??? Hmm...Dass ich versagen könnte, dass ich jemanden enttäuschen könnte, schlicht und einfach: Dass aus mir niemals etwas wird! Das macht mir sehr Angst......


Vielen Dank Ehefrau und Tina!!!! Es bedeutet mir so viel, dass mich jemand wahrnimmt.
tinamaus
Beiträge: 204
Registriert: 19. Mai 2003, 12:36

Re: Depressionen

Beitrag von tinamaus »

Hallo Janeira!

Ich bin auch erst seit wenigen Tagen im Forum und irre froh, mich mit anderen austauschen zu können. Es ist gut, nicht alleine zu sein.

Es ist schwierig, Dir einen Rat zu geben, weil wir so wenig über Dich und Deine Berufsvorstellungen wissen.

Aus welchem Grund möchtest Du studieren? Um beruflich weiterzukommen, weil Dir Dein jetziger Job keinen Spaß macht, weil Du denkst, daß man mit Studium angesehener ist, weil alle in der Familie studiert haben....?

Bei einer Depression ist es ja meistens so, daß man kaum noch Freude an Hobbys etc. hat. Ist das bei Dir auch so?

Ich möchte mich beruflich auch umorientieren, weil ich weiß, daß die Arbeit in der Bank meiner Gesundheit schadet. Da ich aber momentan meistens völlig lustlos bin und überhaupt keine Idee für die Zukunft habe, ist es wohl nicht sinnvoll, in diesem Zustand über einen neuen Beruf zu entscheiden.

Die Banken stellen i.d.R. sehr hohe Ansprüche bei der Auswahl ihrer Azubis. Du hast sie von Dir überzeugt und somit denke ich, daß Du auch andere überzeugen kannst, wenn Du erst mal weißt, was Du willst.

Ich würde mich freuen, mehr von Dir zu erfahren. Wie gesagt, wenn Du magst, kannst Du mir auch eine e-mail schicken: tinamaus1@gmx.de
Mußt Du aber natürlich nicht.

Ich kann gut nachvollziehen, daß Du Deinen Eltern keine Sorgen machen möchtest. Das geht mir auch so. Momentan sind meine Eltern in Urlaub und wenn sie anrufen, sage ich ihnen immer nur die halbe Wahrheit, weil ich nicht möchte, daß sie ihren Urlaub abbrechen. Sie wissen Bescheid und denken, daß mein Freund für mich da ist (wir wohnen zusammen, meine Eltern wohnen ca. 250 km entfernt). Der läßt mich aber leider ziemlich hängen und ich weiß, daß ich mich von ihm trennen werde. Nur habe ich dazu nicht die Kraft.

Ich vermute mal, daß bei Dir der Auslöser für die Depression nicht nur die Studienwahl war,oder? Oft gibt es noch Dinge im Leben, die man total verdrängt.


Fühl Dich von mir gedrückt!

Tinamaus
Nico Niedermeier
Moderator
Beiträge: 2846
Registriert: 21. Mär 2003, 11:10

Re: Depressionen

Beitrag von Nico Niedermeier »

Vieleicht wäre eine Psychotherapie eine sehr gute Ergänzung zur Pharmakotherapie. Insbesondere in einer Verhaltenstherapie werden all die von Ihnen angesprochenen Problembereiche bearbeitet...das könnte wirklich eine grosse Hilfe sein
Gruss
Dr. Niedermeier Nico
maxi0209
Beiträge: 11
Registriert: 22. Mai 2003, 11:43

Re: Depressionen

Beitrag von maxi0209 »

Hallo Janeira
Ich gehöre zu denen die zur Zeit einen Stillstand in einer Depri haben. Ich kann dir nur raten rede so viel wie du möchtest auch hier im Forum als es mir so richtig schlecht ging hätte ich mir so eine Möglichkeit gewünscht ,aber da hatten wir noch kein Internet.Mir war so oft zwischen der Therapie, nach reden mit Leuten die mich verstehen aber da war meist keiner.Also rede und nutze die Zeit um dir professionelle Hilfe zu suchen .Und lass dich trösten ,Ich habe auch immer gedacht mir ginge es nie wieder gut und jetzt bin ich schon sei einem Jahr stabil und wenn ich mal einen kleinen Einbruch habe komme ich gut damit zurecht .
LG Maxi
Angy
Beiträge: 12
Registriert: 6. Mai 2003, 11:36

Re: Depressionen

Beitrag von Angy »

Hallo Janaira!

Ich möchte auch noch auf deinen Beitrag antworten, da ich genauso alt bin wie du und mich ähnliche Sorgen und Ängste plagen.
Ich habe dieses Jahr mein Abi gemacht (bzw. muss ich noch die mündl. Prüfung bestehen). Bis jetzt habe ich noch nicht wirklich eine Vorstellung von dem, was ich anschließend machen möchte. Ich bin so unsicher und kann mich nicht entscheiden. Beim BIZ, beim Arbeitsamt, bei der Berufsberatung.... war ich überall schon, doch das hat mich noch mehr verunsichert!!!
Tja, ich habe kaum noch Lebensmut und denke oft daran, mir etwas anzutun. Doch dazu gibt es zu viele Leute, die mich mögen und lieben.
Ich hoffe, dass ich bald einen Therapieplatz bekomme, denn ich kann nicht mehr. Die Zukunft scheint mir so sinnlos!!!!

Okay, ich hoffe, wir hören voneinander! Alles Gute, deine Angy.
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