Könnte mich mal jemand von der Decke kratzen?

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Anjali
Beiträge: 18
Registriert: 10. Jan 2011, 15:58

Könnte mich mal jemand von der Decke kratzen?

Beitrag von Anjali »

Hallo liebe Forianer!

Da ich hier schon lange nicht mehr geschrieben habe, will ich euch erstmal erläutern, wieso ich an der Decke klebe.

Im Februar diesen Jahres fing es wieder an, daß es mir schlechter ging und ich wieder einmal arbeitsunfähig wurde. Nach einer missglückten Medikamentenumstellung ging es mir so schlecht, daß ich wohl oder übel meinen zweiten stationären Aufenthalt antrat. Übel deswegen, weil ich eine Heimatpflanze bin und die Klinik etwa 300km entfernt war von all dem, was mir wichtig ist. Aber sie wurde mir von meiner Psychiaterin empfohlen.

Diese Klinik war für mich die reinste Katastrophe. Termine für Einzelgespräche wurden teilweise kurzfristig (so etwa 2 Stunden vorher) erst vergeben, dann auch mal mehrfach verschoben und fielen dann ganz aus. Therapeuten kamen regelmäßig zu spät. Gruppentermine fielen ebenfalls oft aus. Die Zeiten für die Medikamentenausgabe wurden so gut wie nie eingehalten. Was man an Medikamenten bekam, musste man immer kontrollieren, da Dosierungsänderungen manchmal von den Ärzten nicht ans Pflegepersonal weitergegeben wurde oder die die Änderung einfach übersehen haben. Die Liste an Unstimmigkeiten ist lang. Insgesamt war es für mich eine furchtbare Zeit. Ich hab aber so gut es ging mitgearbeitet. Nach 8 von geplanten 10 Wochen war aber Ende. Ich konnte nicht mehr.

Zu hause wurde ich erst nochmal krankgeschrieben und musste mich erstmal erholen und konnte nicht wie geplant mit der Wiedereingliederung beginnen. Dann kam die Nachricht, daß ich meine Dienstfähigkeit vom Amtsarzt überprüfen lassen soll. Also steht meine zeitlich begrenzte Früh-Pensionierung zur Debatte. Dafür habe ich mir eine Kopie des Entlassungsberichts geben lassen. Und seit ich den gelesen habe, klebe ich an der Decke. Sagen wir es mal freundlich, daß der Bericht etwas einseitig ist und die Klinik in einen schönen Licht da stehen lässt. Mal abgesehen von einigen Fehlern. Da stehen Dinge, die ich nie gesagt habe und die ich nie gemacht habe. Ich bin derart wütend und enttäuscht. Ich habe das Gefühl 2 Monate meines Lebens völlig sinnlos verbracht zu haben. Ich fürchte ich habe mir mit dieser Klinik mehr geschadet. Ich trau mich kaum den Amtsarzt diesen Bericht zu geben, weil er mich in einem schlechteren Licht da stehen lässt als die Klinik. Und wem wird er mehr glauben. Aber mir bleibt ja keine Wahl, ich werd ihn rausgeben müssen.

Ich brauche eure Hilfe. Reagiere ich übertrieben oder könnt ihr mich verstehen?
ghm
Beiträge: 1665
Registriert: 25. Dez 2010, 12:38

Re: Könnte mich mal jemand von der Decke kratzen?

Beitrag von ghm »

Hallo Anjali,

bei Deiner Krankenkasse sollte es eine(n)Patienten Ombutsfrau/mann geben.

Frag mal nach, der sollte Dich unterstützen können.
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
wennfrid
Beiträge: 799
Registriert: 15. Feb 2010, 08:01

Re: Könnte mich mal jemand von der Decke kratzen?

Beitrag von wennfrid »

Hi Anjali
Ich teile dir mal meine Meinung mit. Ich denke, so wie du empfindest, ist immer zu 100 Prozent in Ordnung!
Jetzt mal ins Detail:
Die Klinik weit entfernt: finde ich sehr gut
Kurzfristige Verschiebung der Einzelgespräche: Na ja
Zu spät kommen der Therapeuten: geht gar nicht.
Die Ausgabe der Medikamenten: Zeit muß eingehalten werden. Die Dosierung ist eine wichtige Sache.
Diese Klinik scheint ein schwarzer Peter zu sein.
Meine Meinung
Viel Kraft und Energie

Fridolin
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Könnte mich mal jemand von der Decke kratzen?

Beitrag von Zarra »

Hallo Anjali,

verstehen kann ich Dich auf alle Fälle.

Hm. Die Frage ist, was der Realität und einer realistischen Wahrnehmung am nächsten kommt. Viele solcher Berichte sind ja schon in einer speziellen Sprache geschrieben - da geh' ich schon allein deshalb halb an die Decke (und das ist dann nicht wirklich Realität). - Kannst Du den Bericht nicht mit einer Ärztin oder einer Psychotherapeutin besprechen, so daß klar wird, was eine für Dich komische, Dich in Deinen Augen schlecht machende Formulierung ist, was aber gar nicht unbedingst so gemeint ist, und was wirklich falsch ist?!? Beides ist möglich.

Ich habe den Bericht über meinen ersten Klinikaufenthalt glücklicherweise erst viele Jahre später gelesen - aus einer bestimmten psychoanalytischen Sicht stimmte die Darstellung, NUR hatte ich das vollkommen anders erlebt. Eine Besprechung direkt danach hätte sicher Erstaunliches zu Tage befördert, mich allerdings wahrscheinlich auch sehr aufgeregt und fertig gemacht.

Keine Klinik wird ihre Fehler eingestehen - das ist nun einmal so. Und meist wollen die Kollegen auch nichts davon hören, so daß es leider wohl meistens besser ist, nicht davon zu reden.

Sagen würde ich aber z.B. bei der Abgabe dieses Berichts etwas zu konkreten Falschdarstellungen Deines Verhaltens. (Wenn Dir das liegt, kannst Du ja auch etwas dazu schreiben. - ... den Wutausbruch für Dich; das Sachliche für andere.)

Abstand wäre gut. Aber wahrscheinlich ist Dein Termin bald.

... ich würde das zwar gefühlsmäßig auch tun - das Kind mit dem Bade ausschütten - ... und leider gibt es auch superschlechte Kliniken ... trotzdem die Frage, ob Du nicht doch etwas von dieser Klinikzeit mitnehmen konntest, auch wenn sie nicht so aussah, wie Du Dir das vorgestellt hattest. Es geht einem nur schlechter, wenn man gar nichts findet. Und es kann ja auch nur ein netter Entspannungskurs oder die schöne Landschaft gewesen sein. (Das ist nicht der Sinn eines psychotherapeutischen Klinikaufenthalts, aber wenn er das Eigentlich nicht bietet oder Du es nicht für Deinen Fall nutzen konntest ...)

Ein gutes Verarbeiten wünscht Dir

Zarra
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