Lithium zur Rezidiv-Prophylaxe

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Gisa-Belle
Beiträge: 28
Registriert: 31. Mai 2011, 10:27

Lithium zur Rezidiv-Prophylaxe

Beitrag von Gisa-Belle »

guten Morgen,

da ich in den vergangenen 3 Jahre 2x an einer schweren depressiven Episode akut erkrankt war , erwähnte meine Psychiaterin die Möglich der Rezidivprophylaxe mit Lithium

Bisher lesse ich zwar von Behandlungserfolgen einerseits , doch ebenso von beträchtlichen Nebenwirkungen andererseits.

Gibt es hier im Forum Leidensgenossen , die wirklich gute und nicht teuer durch Nebenwirkungen erkaufte Erfahrungen mit Lithium haben?

Zur Zeit nehme ich morgens Citalopram -20mg- und abends Mirtazapin -15mg (davon kann ich gut schlafen) .

ich hoffe, es gibt auch Positives zu berichten.

Ich wünsche euch einen schönen , möglichst sonnigen Sonntag
Gisa
uff
Beiträge: 129
Registriert: 11. Sep 2010, 17:19

Re: Lithium zur Rezidiv-Prophylaxe

Beitrag von uff »

Hy!
Ich bin an einer biolaren Störung erkrankt und nehme seit März Lithium zur Stabilisation.Begleitend mache ich Psychotherapie und kann sagen,dass es mir im Gegensatz zum letzten Jahr 100% besser geht.
Die Psycho hat mir sehr geholfen,mit den Schwankungen umzugehen,sie rechtzeitig zu erkennen und ggf gegenzusteuern.Ohne das Lithium wäre das wohl nicht möglich,da sind sich Psycho und Neurologe sehr einig.
Leider habe ich schon vorher Hautprobleme,mein Ekzem der Haninnenfläche heilt unter dem Lithium nicht ab.Außerdem habe ich Schuppenbildung auf der Kopfhaut.Nachstarkem Schwitzen beimm Sport wird mir übel,das geht dann auch leider nicht weg und ist sehr störend.Da bin ich aber dran (muß wohl zusätzlich Salztbl nehmen).Probleme habe ich immer wieder mit dem Schlaf (grade im Moment wieder)da hilft Lithium nicht.
Die depressiven Absacker sind aber wesentlich weniger und weniger tief und lang anhaltend!
Du kannst hier in der Suchfunktion noch einiges finden,sowie im bipolar-forum viel Info über Lithium finden.
Aber letztendlich hilft nur auszuprobieren,bei jedem ist es anders.
Viel Glück
tt
Gisa-Belle
Beiträge: 28
Registriert: 31. Mai 2011, 10:27

Re: Lithium zur Rezidiv-Prophylaxe

Beitrag von Gisa-Belle »

hallo tt,

lieben Dank für deine ausführliche Antwort.

Im Forum hatte ich auch schon einiges gelesen , doch leider war keine rein positive Resonanz darunter.
Ja, es ist wohl so, dass ich meine eigenen Erfahrungen sammeln muss- das kann mir keiner abnehmen .

Zur Zeit bin ich noch unentschlossen.
Am liebsten würde ich ohne "Chemie" auskommen.
Alternativ stehen zur Stabilisierung noch Antikonvulsiva zur Verfügung ...sicher auch mit einem beträchlichen Nebenwirkungspotential!??

Der große Wurf ist den Pharmakonzernen mit den neueren Neuroleptika oder Antidepressiva offenbar noch nicht geglückt .
Jetzt wird zurück gerudert zu Altbewährtem.

Das muss nicht schlecht sein.

liebe Grüße
Gisa
uff
Beiträge: 129
Registriert: 11. Sep 2010, 17:19

Re: Lithium zur Rezidiv-Prophylaxe

Beitrag von uff »

Hy!
Wenn Du im Bipoforum warst,hast Pech mit der Suche gehabt.da tummeln sich viele Lithianer,denen es Dank Lithium gut geht.
Ich kann nun nicht beurteilen,wie es Dir geht,aber Medikamente grundsätzlich zu verteufeln halte ich für nicht richtig.
Es wird immer schnell verallgemeinert "böse Pharmaindustrie" und der Segen vieler Medikamente wird vergessen (was ist z.B. mit Insulin?)
Das mußt Du nun in Abstimmung mit Deiner Ärztin entscheiden.Ich wünsche Dir viel Erfolg.
LG
tt
I-AAH
Beiträge: 347
Registriert: 2. Dez 2009, 16:34

Re: Lithium zur Rezidiv-Prophylaxe

Beitrag von I-AAH »

...
*Metta*
Beiträge: 15
Registriert: 10. Apr 2011, 14:02

Re: Lithium zur Rezidiv-Prophylaxe

Beitrag von *Metta* »

Wie gehts Dir denn jetzt mit dem Citalopram und dem Mirtazapin?

Den Vorschlag mit dem Lithium habe ich von meiner Hausärztin auch schon gehört. Allerdings würde ich das niemals nehmen, wenn ich mich mit Antidepressiva einigermaßen gut fühlen würde.

Ich kann jetzt nicht behaupten, dass ich mich schon ausführlich mit dem Thema Lithium befasst hätte, aber mich wundert, dass das anscheinend mittlerweile auch zur Rezidivprophylaxe bei Depressionen benutzt wird, nicht so wie früher als Stabilisierung bei bipolaren Erkrankungen.

Mittlerweile gibt es ja einige sogenannte "Stimmungsstabilisierungsmedikamente", falls das bei Dir nötig sein sollte. Warum sollst Du ausgerechnet Lithium nehmen?
Nico Niedermeier
Moderator
Beiträge: 2865
Registriert: 21. Mär 2003, 11:10

Re: Lithium zur Rezidiv-Prophylaxe

Beitrag von Nico Niedermeier »

Weil in wirklich allen Studien Lithium immer noch das Maß aller Dinge in Sachen Rezidivprophylaxe ist:-)
Beste Grüße
Dr. Niedermeier
Gisa-Belle
Beiträge: 28
Registriert: 31. Mai 2011, 10:27

Re: Lithium zur Rezidiv-Prophylaxe

Beitrag von Gisa-Belle »

hallo ,

danke für die informativen Antworten.

Seit einiger Zeit habe ich das Gefühl, etwas aus dem Gleichgewicht zu geraten.
Dank Mirtazapin kann ich zwar durchschlafen, doch morgens komm`ich in die Gänge.
Negative Gedanken, Unruhe, körperliche Beschwerden (überwiegend muskuläre Verspannungen) und diverse Ängste belagern mich.

Da ich wenig belastbar bin, muss ich schon gut mich aufpassen, d.h. alles in Ruhe angehen, durchatmen ,Ablenkung durch Konzentration auf eine Tätigkeit, geregelter Tagesablauf .

Heute bei Sonnenschein und Wärme habe ich gleich "aufgetankt"- Bewegung bei Sonne , guter Luft und in der Natur hilft mir sehr.
Ich wünsche mir sehr einen wirklich schönen , sonnigen Sommer /Spätsommer.

Meine Psychiaterin ist zur Zeit noch in Urlaub, danach will ich die Lithium-Thematik angehen.

Dann kann ich ja von meinen Erfahrungen berichten.

LG
Gisa
Kathryn
Beiträge: 236
Registriert: 1. Dez 2010, 14:41

Re: Lithium zur Rezidiv-Prophylaxe

Beitrag von Kathryn »

hallo,

letztes jahr wurde bei mir auch mal ne lithium-therapie angeleiert. weiß noch, ich hatte heidenrespekt vor den dingern! hab mich kaum getraut eine pro tag zu nehmen...aus angst vor den ganzen nebenwirkungen
naja kurz danach musste ich dann in die klinik...dort habe ich dann vier tabletten pro tag bekommen so das sich der lithiumspiegel wirklich an der oberen grenze bewegte. hab aber von nebenwirkungen so gut wie gar nichts bemerkt und dadurch, das ja der blutspiegel regelmäßig kontrolliert wird, kann man damit recht gut leben. bei mir hats leider nicht geholfen...aber muss ja nicht bei dir so sein!
wichtig ist nur das du viel und regelmäßig trinkst und auch halbwegs regelmäßig isst, dann kann eigentlich nichts passieren.

lieben gruß
kate
Wer kämpft, kann verlieren- Wer nicht kämpft, hat schon verloren.
Seekuh
Beiträge: 7
Registriert: 1. Mai 2010, 22:12

Re: Lithium zur Rezidiv-Prophylaxe

Beitrag von Seekuh »

Hallo Gisa,

ich kann nur sagen, dass ich seit Anfang 2010 Lithium zur Prophylaxe nehme, ich habe mich erst lange gesträubt, aber es ist bislang ganz unkompliziert. Blutwerte immer gut, von Nebenwirkungen merke ich wenig, anfangs hatte ich Probleme mit zitternden Händen, das habe ich mit Betablockern gut im Griff, und sonst echt nix. Man muss natürlich immer brav zur Blutentnahme, naja.
Geht es mir nun besser? Zumindest hatte ich keinen schweren Absturz mehr, an gut wage ich aber nicht zu denken.

Liebe Grüße
Seekuh
Gisa-Belle
Beiträge: 28
Registriert: 31. Mai 2011, 10:27

Re: Lithium zur Rezidiv-Prophylaxe

Beitrag von Gisa-Belle »

guten Abend, Kate und Seekuh,

danke für eure Infos.

Es gibt wohl nur diesen einen Weg: Lithium-Behandlung selbst erfahren .

Das Leben ist voller Herausforderungen-- manche davon sind allerdings nicht notwendig und lehrreich .

Manche erweisen sich als Glücksfall.

Das erkennt man oft erst nach Jahren in der Rückschau.

Ich wünsche euch einen schönen Abend
LG
Gisa
ege0804
Beiträge: 436
Registriert: 13. Aug 2004, 17:31

Re: Lithium zur Rezidiv-Prophylaxe

Beitrag von ege0804 »

hallo,

ich nehme seit anfang 2010 lithium und hatte seitdem keine depressionen mehr. früher traten die depressionen in 2 jahres abständen auf, in letzter zeit in kürzeren abständen, mit etwas schwächeren manischen phasen dazwischen. wenn ich also bis zum frühjahr 2011 keinen rückfall hatte dann ist die medikation ein erfolg.

nebenwirkungen habe ich bisher keine. mit den kontrollen bin ich etwas nachlässig, eben weil ich keine probleme habe.

lithium hat ein sehr schlechtes image. die allermeisten voruteile und ängste sind unbegründet. das kann auch daran liegen, das es die meisten betrofenen mit möglichst wenig medikamenten schaffen wollen, und schon deshalb erst gar keine dauermedikation in betracht ziehen. dies habe ich selbst immer abgelehnt, weil ich dies als kapitulation sah, das passte nicht in mein selbstbild, so krank zu sein, ein hoffnungsloser fall, ein psychisch kranker!

seit ca. einem jahr geht es mir so gut wie noch nie!!! ich habe keine furcht mehr davor, die dinge zu tun, um ein glückliches leben führen zu können.

gruß ernie
ege0804
Beiträge: 436
Registriert: 13. Aug 2004, 17:31

Re: Lithium zur Rezidiv-Prophylaxe

Beitrag von ege0804 »

Nachtrag:

ich kann nur bestätigen das lithium kein echtes antidepresiva ist, sondern es schwächt die manie ab, oder diese bleibt ganz aus, dadurch können depressive phasen ebenfalls im ergebnis schwächer sein. stimmungsstabilisierer. mein arzt hatte recht, auch in der fachliteratur wird lithium so beschrieben.

gruß ernie
ADS
Beiträge: 54
Registriert: 11. Sep 2011, 20:44

Re: Lithium zur Rezidiv-Prophylaxe

Beitrag von ADS »

>Weil in wirklich allen Studien Lithium immer noch das Maß aller Dinge in Sachen Rezidivprophylaxe ist:-)
Beste Grüße
Dr. Niedermeier<

Eben dies hat meine Therapeutin auch vorgeschlagen - aber da ich gerade meine Diabetes Werte ( D induziert durch 25 kg Gewichtszunahme unter Mirtazapin, welches ich 5 J in 45 mg Dosis nahm) sehr schön niedrig einstellen konnte, 10 kg abgenommen hatte nach langsamem Ausschleichen von Mirtazapin, , und 120 mg Amioxid +100 mg Sertralin + 150 Lamotrigin ( hat gut funktioniert, das Mirtazapin Absetzen zu überstehen, ohne hatte ich vor 3 J es nicht hinbekommen und einen schweren Rückfall schon bei 30mg) aktuell nehme, wollte ich gerne trotz ab und zu Abstürzen ( bis max 1 Woche dauern die und ich halte durch, weil ich ja weiß, es wird immer wieder gut, auch wenn man´s nicht vermutet)dies System beibehalten, weil es so funktioniert und ich nicht wieder Elend mit Zunahmen und hyperglykämie haben möchte.

Ich habe als Notfall Medi Lorazepam, hat bislang auch gereicht.

Ich habe ziemliche Ängste, mit Lithium all das wieder zu verlieren, was ich dies Jahr "geschafft" habe...denn nach langer Zeit mit unbeeinflußbaren Langzeit Zuckerwerten von 8-9 habe ich nun 6.9, und es hat direkt einen Zusammenhang mit der reduzierten Mirtazapin Dosis gegeben. Es ist verständlich, daß ich nichts wieder nehmen möchte, was ähnliche Nebenwirkungen hat wie meine vorherige Lage.

An diejenigen, die positive Erfahrungen gemacht haben: wie war das mit dem Gewicht und Blutzucker ?

Ich verdanke den Antidepressiva sehr viel Gutes, und bin deswegen grundsätzlich positiv eingestellt gegenüber neuen Therapien, aber gerade bei Lithium habe ich nur so kugelrunde Geschöpfe in Erinnerung, wie ich es selbst vor 1 Jahr war;-)

LG Ghazal
wedjen60
Beiträge: 3
Registriert: 10. Okt 2011, 13:15

Re: Lithium zur Rezidiv-Prophylaxe

Beitrag von wedjen60 »

Hallo Gisa-Belle,
ich nehme ebenfalls Lithium, aber mit Valdoxan kombiniert. Die Nebenwirkungen sind bei mir sehr gering, wenn ich daran denke, immer genug (2 l) am Tag zu trinken. Trinkst du wenig kann es zu einer Lithium-Vergiftung kommen, die sich erst mit einer absoluten Verstärkung aller NW ankündigt. Aber sonst ist Litium gut. Ich habe letztes Jahr den großen Fehler gemacht, alle Medis abzusetzen. Erfolg: dieses Jahr seit Juli in der dritten rezidivierenden schweren depressiven Episode. Werde diesen Fehler nicht noch mal machen und kann dir nur raten, einen Versuch mit Lithium zu versuchen. Dauert aber ne Weile, bis der Pegel hoch genug für eine spürbare Wiksamkeit ist.
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