Kommunikationsprobleme, Angst und Zweifeln in der Partnerschaft

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BBM
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Registriert: 7. Jul 2011, 01:34

Kommunikationsprobleme, Angst und Zweifeln in der Partnerschaft

Beitrag von BBM »

Hallo, ihr Lieben,

ich habe - aufgrund der Depression - ziemliche Probleme, zumindest denke ich, dass die Erkrankung nicht nur meine Wahrnehmung, sondern auch mein kommunikatives Verhalten verändert.
Ich weiß, dass viele Depressive sich von ihren Partner zurückziehen und kaum Nähe ertragen.
Bei mir ist das irgendwie gar nicht so. Im Gegenteil. Ich bin so was von kuschelbedürftig... Manchmal habe ich das Gefühl, meinen Freund damit zu überfordern.

Ich verweise mal auf meinen Thread "Depression und Partnerschaft"
http://www.diskussionsforum-depression. ... 1310040090
Da habe ich schon viel über meine Beziehung und die Probleme durch meine Erkrankung geschrieben.

Und ich habe viele Ängste und Zweifel, die immer wiederkehren und mir so unglaublich wehtun. Ich rede sehr viel mit meinem Freund darüber, nur hab ich immer öfter das Gefühl, dass er mich nicht versteht. Er weiß oft nicht, was er sagen soll und sieht mich einfach nur an.

Ein Beispiel ist der heutige Abend, der eigentlich wirklich wunderschön war. Wir haben zusammen gegessen, einen Film geschaut usw. (Und ich bin ihm von Herzen dankbar dafür, dass er sich die Zeit genommen hat, denn eigentlich ist er grade nur am Lernen für die Uni-Prüfungen).
Dennoch sind diese Ängste danach sofort wieder aufgeflammt und ich wurde richtig unglücklich... Auf dem Heimweg habe ich das dann angesprochen. Und er war total verwundert, wie das bei mir "so schnell umschlagen könne", denn wir hätten doch gerade einen schönen Abend miteinander verbracht und da denke er doch da gar nicht daran, was in den nächsten Tagen ist (in denen wir uns aufgrund der Prüfungen nicht sehen werden, was mir sehr wehtut). Und warum ich immer nur das Negative sehe.

Ich habe leider sehr oft Ängste (mittlerweile auch zeitweise schon Verlust-Ängste, er könnte sich eine andere, optimistischere Frau suchen). Die ganzen Zweifel zermürben mich und tun mir weh und belasten natürlich auch ihn sehr...

Zweifel
a) ob er mich überhaupt liebt
- er SAGT es mir nie von selbst, ich sage es immer und er erwidert es dann, nur... ich bin eine Frau und daher ein verbaler Typ, er (wahrscheinlich als Mann) eben nicht... nur wünsche ich mir viele liebe Worte...
- er mich immer seltener mal von sich aus kuschelt und drückt und in den Arm nimmt und mich festhält... diese Zärtlichkeiten werden immer weniger... liegt das wirklich am Prüfungsstress? Er sagt ja und dass es nicht an mir liegt, ich nichts falsch mache. Warum denke ich das dann?! *verzweifel*

b) ob ich ihm wichtig bin / etwas bedeute
- denn ich finde meine Geschenke nie bei ihm im Zimmer stehen (er mir aber sagt, dass er sich freut)
- wir werden aufgrund des Prüfungsstresses unser "Halbjähriges" nicht feiern
- er hat mir noch nie etwas geschenkt (Geburtstag und Valentinstag mal ausgenommen)
- er bis jetzt noch nicht weiß, ob er mich diese Semesterferien endlich mal mit heimnimmt, um mich seiner Familie vorzustellen
- er meine E-Mail, die sich um genau dieses Thema (Ängste, Zweifel, meine Erkrankung und meine Liebe zu ihm) dreht, noch immer nicht gelesen hat (ich hab sie vor 2 Wochen geschickt), weil ja jetzt Prüfungszeit ist

c) ob er gern Zeit mit mir verbringt usw.
(Denn ich habe das Gefühl, Ballast für ihn zu sein, jetzt in der Prüfungszeit.)
- er fragt nie von sich aus, ob ich mal zu ihm kommen soll, meist mach ich den Anfang
- er lehnt meine Vorschläge und Einladungen manchmal ab, weil er schon was anderes vorhat

Könnt ihr mir da helfen? Habt ihr einen Weg gefunden, mit diesen Ängsten und Zweifeln umzugehen? Ich habe solche Angst um meine Beziehung... Und ich WILL keine Angst haben...

Seid lieb gegrüßt,
eurer Wolkenschäfchen


P.S.
Vlt bin ich aber durch meine verzerrte Wahrnehmung auch zu hart zu ihm und tue ihm unrecht... denn wie gesagt haben wir heute einen schönen Abend zusammen verbracht und er schreibt mir ganz oft sms, jeden Tag (vermehrt, wenn wir uns nicht sehen).
Aber viele ungünstige Vorkommnisse, meine Erkrankung und vlt. auch meine Erwartungen schüren leider immer wieder meine Zweifel und Ängste...
Czarek
Beiträge: 695
Registriert: 12. Jan 2010, 15:29

Re: Kommunikationsprobleme, Angst und Zweifeln in der Partnerschaft

Beitrag von Czarek »

Hallo Wolkenschäfchen...

Du brauchst einen Menschen,
der dich respektiert,
akzeptiert und liebt.

Du kannst diesen Menschen
finden und kennenlernen.
Einen Menschen, der dich unterstützt,
lobt,ermutigt
und dir Vertrauen schenkt.
Einen Menschen,
der dich liebevoll behandelt.

Du brauchst einen Menschen,
der dir einen Weg zeigt,
ein leichteres, einfacheres
und glücklicheres Leben
zu führen.

Diesen Menschen gibt es,
Ganz in deiner Nähe.

DIESER MENSCH...bist DU...


Grüßle von Hundi...
"Liebe Dich selbst - dann können die andere Dich gern haben"
(Hirschhausen)
Brennessel
Beiträge: 85
Registriert: 30. Apr 2011, 16:18

Re: Kommunikationsprobleme, Angst und Zweifeln in der Partnerschaft

Beitrag von Brennessel »

Vielleicht ist Dein Freund unsicher im Umgang mit Dir und verhält sich deshalb in Deinen Augen so, als wäre er weniger an Dir interessiert als Du an ihm; vielleicht ist er auch wegen der anstehenden Prüfungen gezwungenermassen nicht allein auf Dich fokussiert.

Im Freundes- und Bekanntenkreis habe ich immer wieder die Erfahrung gemacht, daß Frauen eher an der Beziehung (dh an sich selbst) zweifeln als Männer das tun, bzw. Männer tragen ihre Selbstzweifel anders mit sich herum und zeigen sie anders.

Es gibt natürlich zahlreiche Ausnahmen, bei denen der Mann der unsicherere Part ist. Er zeigt es aber entweder gar nicht (oder fühlt es auch nicht), oder anders als durch löchernde Fragen an die Geliebte/den Geliebten und an sich selbst.

Das hat alles auch mit den Erziehungsmustern zu tun; weibliche Kinder werden anscheineind weiterhin eher zu Selbstzweifeln erzogen als männliche (und Erziehung ist nicht allein Elternsache, bitte nicht als Vorwurf verstehen, die gesamte Gesellschaft und ihre Medien erzieht mit). Und letztendlich sind Verhaltensmuster auch genetisch bzw. hormonell bedingt.

Vielleicht hat Dein Freund es nicht gelernt, seine Liebe so zu zeigen, wie Du Dir vorstellst, daß er sie zeigen müsste - das Problem, das Du dann damit hast, hat so aber vor allem mit _Deiner_ Vorstellung von Liebe und Freundschaft zu tun, weswegen ein anscheinend unausgesprochener oder viell. von ihm nicht wahrgenommener Konflikt mit seinen Vorstellungen entsteht (er ist ja auch im Prüfungsstress).

Konflikte bedeuten aber nicht das Ende eines Liebespaars.

Er hat ggf. eine ganz andere Form des Umganges und der Liebesäusserung gelernt (wie ging sein Vater mit seiner Mutter um? Wie Dein Vater mit Deiner Mutter?), die aber nicht weniger "wert" sein muss. Sie ist halt anders.

Natürlich besteht die Möglichkeit, daß er Dich weniger liebt als Du ihn.
Aber das weiß man auch beim "idealen" Liebespaar nicht: wer da etwas mehr oder etwas weniger liebt.

Das ist meiner Ansicht nach auch nicht wichtig; ich kann jemanden lieben und mit diesem Menschen zusammenbleiben, auch wenn ich das Gefühl habe, daß er mich weniger liebt als ich ihn; denn das Aufrechnen ist sinnlos, unmenschlich und genau genommen unmöglich.

Wahre, tiefe Liebesbeweise gibt es oft, daß man sie gar nicht oder zu spät erkennt, wenn man sich zu sehr mit sich beschäftigt.

Wenn Du aber das grundsätzliche Gefühl hast, daß Du ihm weniger wichtig bist als sein Frühstück oder sein Feierabend-Bier, dann hast Du wahrscheinlich berechtigte Zweifel an eurer Liebe.

Ich bin überzeugt, auch wenn ich selber nicht immer danach handele, weil mir die Krankheit immer wieder aufs Haupt schlägt, daß man in allen Dingen ehrlich zu sich und der Umwelt sein muss und sich entscheiden können soll, ob man etwas aufrechterhält, oder ändert, oder Abstand nimmt.

Das fällt auch nicht-depressiven Menschen schwer. Das ist überhaupt sehr, sehr schwer: Ein Mensch zu werden und als dieser bei sich zu bleiben, bei allen Widrigkeiten des Lebens.

Cheers
Brennessel
wütend

Re: Kommunikationsprobleme, Angst und Zweifeln in der Partnerschaft

Beitrag von wütend »

Liebes Wolkenschäfchen

man kann durch ständiges zweifeln an einer Beziehung, diese auch zerstören.

Ich habe den Einndruck, Du bist abhängig von deinem Freund wie ein Kind von seiner Mutter.
Du willst ständig kontakt, ständig Bestätigung der Beziehung usw. Das ist ganz klar gestörtes Bindungsverhalten.
Besprich deine Wahrnehmungen mit deinem Psychotherapeuten.
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