Liebe MelHB,
ich kenne das selbst nur zu gut, was dir widerfahren ist...
Ich bin selbst ebenfalls in einer Beziehung, mein Freund muss gerade so unglaublich viel für die Uni machen, geht aber auch am Wochenende mal mit Freunden weg, um zu feiern oder er fährt über Wochen heim, wenn Semesterferien sind... Und so haben wir immer weniger Zeit füreinander, ist mein Empfinden... Aber ich liebe ihn doch so sehr... Und glaube an unsere Beziehung, an unsere Liebe...
Das ist mir erst vor wenigen Tagen passiert:
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(...)
Ich hab nur selbst gerade ein wiederkehrendes Problem in meiner Partnerschaft.
Ich bin sehr kuschelbedürftig und brauche ganz viel Nähe. Manchmal scheint das meinen Freund verständlicherweise zu überfordern.
Ich habe auch keine Ahnung, warum, aber wenn ich mich bei ihm anlehne, mich ankuschel' oder ihn umarme, dann seufze ich manchmal. Ein Genusslaut eben. So wie Katzen, die schnurren.
Mein Freund hat das jetzt mal angesprochen und mich gefragt, warum ich das mache. Keine Ahnung. Ist halt so. Ich hab ihn gefragt, ob ihn das stört. Und er meinte, ja. Weil ich das immer mache.
Das hat mir so wehgetan... Ich meine, ich bin ein sehr toleranter Mensch und es gibt auch einige Dinge, die ich an ihm komisch finde (er mag es nicht, am Rücken massiert zu werden und massiert auch selbst nicht; er möchte nicht, dass ich auf seinem Schoß sitze, wenn wir unter Leuten sind, weil ihm das zu intim ist usw.). Finde ich auch schade, aber es ist halt so. Ich liebe ihn doch so, wie er ist.
Und ich frage mich, was er mir damit sagen wollte. Ich meine, was soll ich denn mit dieser Information anfangen? Ich bin doch so, wie ich bin. Und jetzt kann ich überhaupt nicht unbeschwert Nähe suchen, weil ich das immer im Hinterkopf habe. Und total verunsichert bin.
Wir hatten erst ein Telefonat und das Übliche - er wusste nicht, was er sagen soll und so haben wir das Thema gewechselt. Dann hab ich ihm noch mal eine sms geschrieben, dass ich es halt nicht verstehe und dass ich ihn eben auch so liebe, wie er ist und dass er mich verletzt hat.
Wie zu erwarten war, kam keine Antwort. Weil er wieder nicht wusste, was er antworten soll. Also hab ich ihm noch mal geschrieben, er soll mal drüber nachdenken. Da kamm dann nur ein "..." zurück. So was hatten wir noch nie.
Danach hab ich ihn nicht mehr erreicht.
Einigen mag das vlt. als Lappalie erscheinen - aber mich hat das schwer getroffen und mir wehgetan.
Vlt. bewerte ich das gerade mal wieder über. Aber für mich ist das schon ein Indikator, wie er insgesamt zu mir steht. Wenn ihn schon solche Kleinigkeiten "stören"... also ganz ehrlich...
Und sofort hatte ich wieder die ganzen alten Zweifel
- ob er mich überhaupt liebt
- ob ich ihm wichtig bin
- ob er gern Zeit mit mir verbringt usw.
Denn ich habe das Gefühl, Ballast für ihn zu sein.
Dass er jetzt nicht reagiert, tut mir weh. Ich fühle mich so... weggestoßen von ihm.
Wie kann man denn nach so einer Sache überhaupt ruhig ins Bett gehen? Er wusste, dass ich weinend im Bett liege. Ist ihm das wirklich so egal?
Vlt. bin ich gerade zu hart zu ihm und tue ihm Unrecht.
Er weiß oft nicht, was er sagen soll. Dadurch habe ich oft das Gefühl, dass er nicht für mich da ist. Und jetzt sind ja gerade die Prüfungen. Und ich gebe ihm die Zeit, die er braucht und wir sehen uns nur ein- oder zweimal die Woche. Das ist schon hart für mich.
Er weiß, dass er mir fehlt. Aber ich habe nicht den Eindruck, dass ich IHM fehle. Er sagt mir nie, dass er mich vermisst. Und immer meint er nur, ich wisse doch, dass er nicht so der verbale Typ sei.
Ja. Weiß ich. Und versuche ich so gut es geht zu akzeptieren.
Aber er weiß auch, wie sensibel ich auf Wort reagiere. Dass ich ganz schnell glücklich zu machen bin, wenn man mir einmal ein ehrliches "Ich liebe dich von ganzem Herzen und bin immer für dich da." sagt. Und das kommt nicht.
Ich habe gedacht, okay, muss ich meine Erwartungen runterschrauben und alles auf mich zukommen lassen. Mich über das freuen, was ich bekomme.
Ich will ihm helfen - er lehnt ab. Er meint, die Uni ist sein Job und er muss die Prüfungen alleine schaffen. Ist sein Ding. Da muss er alleine durch. Hat er zwar recht - aber wozu ist denn dann eine Beziehung da? Um es alleine zu schaffen?
Manchmal frage ich mich, ob er den seelisch-moralisch-emotionalen Rückhalt, den ich ihm bieten kann, übehaupt zu schätzen weiß. Ich würde mir dasselbe wünschen. Zuspruch und viele liebe Worte.
Ich hab ihm das alles auch schon mal geschrieben. Dass er mich besser versteht. Das war vor anderthalb Wochen. Er hat es bis jetzt noch immer nicht gelesen. Na gut. Wenigstens ist er ehrlich.
Aber dadurch frage ich mich wieder, wie wichtig ich oder die Beziehung ihm sind. Wenn mir meine Freundin so was schreibt und sich so viel Mühe gibt, weil ihr die Beziehung so wichtig ist - dann lese ich das doch sofort! Schon alleine, weil ich so neugierig bin.
Ich verstehe es nicht...
Er hat mir versprochen, es noch zu lesen. Und war zerknirscht. Und das Übliche "Du weißt doch, dass jetzt Prüfungszeit ist."
Weshalb wir übrigens auch unser "Halbjähriges" nicht feiern.
Ich hab gefragt "Aber wir holen es nach den Prüfungen nach, ja?". Ich habe ihn gefragt, ob das ihm denn so wenig bedeutet. "Doch. Aber dir bedeutet es wohl mehr." So sinngemäß.
Ich bin total verzweifelt und weiß einfach nicht weiter...
Was soll ich denn jetzt nur tun?
Ich will ihn nicht verlieren, aber gleichzeitig hatte ich heute zum ersten Mal den erschütternden Einfall, ob er nicht vielleicht ohne mich besser dran wäre...
Soll er sich doch eine Freundin suchen, die nicht schnurrt und nichts vom Kuscheln hält. Vlt. wird er ja dann glücklich. Meine Krankheit und meine u.a. auch dadurch entstehenden Bedürfnisse kann er vlt. einfach nicht erfüllen...
Ich habe 2 Stunden nur geweint...
Könnt ihr mir irgendwie in meiner schwierigen Lage helfen? Oder mich ein bisschen aufbauen?
Seid lieb gegrüßt,
eurer Wolkenschäfchen
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Das ist aus meinem Thread "Depression und Partnerschaft"
http://www.diskussionsforum-depression. ... 1310040090
Ich weiß leider auch nicht so richtig, was man da tun kann...
Vielleicht hilft es dir ja für den Anfang, zu sehen, dass du nicht allein bist. Es geht auch anderen so.
Glaub mir, ich habe meinen Freund auch schon als Egoisten beschimpft, weil ihm sein Studium und seine Eltern und seine Freunde, sein Zuhause, seine Freunde usw. wichtig sind. Und hinterher tat es mir auch total leid und ich wollte ihn nicht so von mir wegstoßen...
Ich habe einfach ganz offen und ehrlich mit ihm geredet und ihm gesagt, was für Ängste ich derzeit habe. Das sollte er wissen.
Vielleicht hilft das dir ja ein bisschen...
Ich wünsche Dir heute Abend und für das ganze Wochenende ganz, ganz viel Kraft!
Er wird sich melden, er liebt dich doch. Das war eben gerade eine Auseinandersetzung. Und leider kenne ich das auch, dass ich es dann klären will (bin so ein harmonie-bedürftiger Mensch) - und er aber erstmal Abstand braucht. Vlt sind Männer allgemein so...
Hast du eine liebe Freundin, mit der du telefonieren kannst? Oder die dich ablenkt?
Und richtig, Aktivitäten körperlicher Art sind wirklich extrem gut geeignet zum Ablenken, nur muss man sich dazu leider erst einmal überwinden...
Ein weiterer Tipp: Die Telefonseelsorge. Wenn gar nichts mehr geht. Hab ich auch schon gemacht in so einer Situation (hat nur leider lange gedauert, reinzukommen).
Ich drück dich virtuell und schicke viele gute Gedanken an dich und deinen Freund.
Sei ganz lieb gegrüßt,
Wolkenschäfchen