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Lebensabschnitte (schnipp und weg)

Verfasst: 12. Jul 2011, 12:17
von lt.cable
Hallo an diesem wunderbar sonnigen Tag!

Mir ist für mein Leben das schon im Betreff kurz angerissene Phänomen aufgefallen, das sich als eine Art konstantes Muster durch meine bisherige Lebenszeit zieht. Ich lebe ein Leben der Lebensabschnitte, denn es läuft grob immer so: Lebensphase endet, Schnitt, Neuanfang. Dann Wiederholung. Dadurch bekomme ich keine richtige Kontinuität hin, Kontakte aus vorigen Lebensabschnitten gehen einfach verloren. Gleichwohl bin ich ständig auf der Suche nach DER funktioniereden Neuausrichtung für mich, die das irgendwann ändert, obwohl mir klar ist, dass das mit den Jahren immer schwieriger, vielleicht auch unwahrscheinlicher wird. Und natürlich, dass ich die vielen sozial "verlorenen" Jahre nie mehr werde aufholen oder gutmachen können.

Die Trennungen von anderen Menschen, die mir ja auch mal am Herzen gelegen haben, läuft längst nicht schmerzlos ab. Gleichwohl würde es mich - siehe verbocktes Studium - auch schmerzen, Leute aus und in einer meiner Versagenssphären zu treffen, wo diese dann gleichzeitig auf ein Berufsziel zuschreiten, das für mich unerreichbar geworden ist. Ich hätte da ja nichts mehr vorzuweisen.

Letztlich sind die meisten der Menschen, die ich während meines Lebens mal getroffen habe, schnell nur noch Erinnerungen an Männer und Frauen aus einem fast vergessenen Traum (frei nach "Inception"). Weil schon die Erinnerung an diese schmerzvolle Emotionen weckt, verschwinden sie irgendwo in den hintersten Ecken meines Oberstübchens. Das allerdings wird ihnen doch gar nicht gerecht.

Ich bin gespannt auf eure Erfahrungen mit diesem Thema!

Es grüßt
lt.cable

Re: Lebensabschnitte (schnipp und weg)

Verfasst: 12. Jul 2011, 12:42
von SleepySheep
Also ich befinde mich auch grad so in einer Art "Umbruch".
Sagt man nicht,dass sich alle 7 Jahren der Mensch ändert?Alle Zellen bilden sich neu und auch Emotionen und soziales ändert sich.
Wenn ich das so zurückverfolge,kann ich das für mich nur bestätigen.
Vielleicht ist das eine oder andere echt Hart,ich ringe da auch grad noch mit mir,aber sollte man das nicht so akzeptieren?
Ich bin mittlerweile auf dem Weg zu sagen,wenn das so ist,ist das so.
Ohne Wenn und Aber.

Alles Liebe !

Re: Lebensabschnitte (schnipp und weg)

Verfasst: 12. Jul 2011, 15:09
von jonojo

Re: Lebensabschnitte (schnipp und weg)

Verfasst: 12. Jul 2011, 22:08
von lt.cable
@ SleepySheep

Natürlich gibt es eine Art permanenten Umbruch. Dagegen ist auch kaum etwas zu sagen. Dennoch sehe ich bei Menschen in meiner Familie, wie zumindest eine überschaubare Menge sozialer Bindungen abseits der Familie diese Umbrüche überdauert. Mir fehlen manche Leute, die "verloren gegangen" sind.


@ Norbert

Da nennst du wohl auch für mich wichtige Aspekte. Die härtesten Schnitte sind bei mir, wenn ich das jetzt mal ehrlich betrachte, auch nach Versagenserfahrungen mit gewisser Scham und anschließender Flucht erfolgt. In solchen bitteren Momenten der Erkenntnis wie jetzt irritiert mich mein damaliges eigenes Handeln doch zutiefst.

Vielen Dank für eure Antworten!

Re: Lebensabschnitte (schnipp und weg)

Verfasst: 12. Jul 2011, 23:39
von jonojo

Re: Lebensabschnitte (schnipp und weg)

Verfasst: 13. Jul 2011, 16:34
von La_crimosa
Hallo lt. Cable und alle anderen!
Wie sehen Deine Lebensabschnitte aus?! Wie lang sind sie jeweils?

Geht es Dir "nur" um die Beziehungen aus den "alten" Lebensabschnitten, die Du gerne herüberretten würdest? Würdest Du gerne die Verbindungen aufrecht erhalten?

Nervt Dich der immer wiederkehrende Neuanfang, der - wie Du sagst - immer der Versuch ist ein Optimum für Dich zu kreieren?

Wie sähe für Dich ein Kontinuum, ein Leben in Kontinuität aus?! Was vermisst Du?

Zu mir: Ich habe (auch) ein paar Lebensphasen, die mir unangenehm sind, die ich momentan noch nicht annehmen kann. Und da geht es mir wie den VorSchreibern: es erfüllt mich immer mit Scham, wenn ich Personen treffe, die mich in diesen Phasen erlebt haben. Oder schlimmer noch: wenn diese Personen auf Personen in den "neuen" Phasen zusammentreffen...
Das versuche ich zu vermeiden... und dadurch brechen die Kontakte ab. Leider.

Generell mag ich Neuanfänge. Es liegen für mich gedanklich soviel Chancen darin, alles nochmal neu zu mischen, Ballast abzuwerfen. Praktisch holt mich dann doch die Vergangenheit wieder ein...

Was versuche ich daraus zu lernen?! - Mich anzunehmen, dass, was mich geprägt hat, dass, was ich (auch an Mist und "Dummheit") gelebt habe - so wie ich bin. Das ist ein mühsamer Weg, mir gelingt es schwerlich. Vieles ist noch unverdaut (siehe oben: schamvoll), ärgert mich, macht mich ohnmächtig, weil es unwiderruflich ist...

Und hier liegt vielleicht die Chance aus Deiner gefühlt fehlenden Kontinuität des Lebens in einen Fluss zu geraten, der Verbindung schafft: indem Du nicht abschneidest und wegschmeißt, sondern Dich bewusst entscheidest, mitzunehmen... als Lebenserfahrung, als Mahnmale,... das Gute, wie das Schlechte.
Es ist Deine Entscheidung. Was könnte Dir dabei helfen?!

Nur so ein paar Gedanken dazu...
Susanne