Keine Freunde mehr wegen Depressionen?

Antworten
coschdaaa
Beiträge: 26
Registriert: 5. Jun 2011, 18:34

Keine Freunde mehr wegen Depressionen?

Beitrag von coschdaaa »

Hallo,

habe seit Anfang des Jhres eine Depression und bin momentan auch in Behandlung. Nehme seit 4 Wochen Antidepressiva und bin auch in einer Psychotherapie alle 2 bis 4 Wochen. Momentan geht es mir eigentlich ganz gut, das einzige was mir aufgefllen ist, ich habe keine Freunde mehr.
Seit das mit der Krankheit angefangen hat habe ich mich extrem zurückgezogen und den Kontakt zu eigentlich allen Bekannten und Freunden absolut vernachlässigt und jetzt ist da niemand mehr. Es fällt mir sehr schwer weil ich eigentlich ein sehr geselliger Mensch bin und gerne mit Leuten. Aber wenn ich mir dann vornehme einen alten Freund anzurufen oder mal wieder Kontakte aufzufrischen dann fangen bei mir die Zweifel an udn ich bekomme Angst davor gefragt zu werden was los war, wieso ich mich nicht gemeldet habe etc.
Ich weiss nicht genau wie ich bei diesem Thema anfangen soll an mir zu arbeiten, sich einfach so überwinden ist sehr schwer und ich suche mir dann meistens selbst irgendwelche Ausreden um nicht damit konfrontiert zu werden.

Schon irgendwie ironisch das Ganze, einerseits will ich wieder mit Leuten weggehen und Freunde finden/wiedertreffen und auf der anderen Seite habe ich die Möglichkeit und Chance kann sie aber nicht nutzen.

Wollte mir das einfach von der Seele reden, vielleicht hat ja einer schon was ähnliches erlebt und kann mir mit seinen Erfahrungen weiterhelfen.

Grüße
limone
Beiträge: 18
Registriert: 23. Jun 2011, 11:46

Re: Keine Freunde mehr wegen Depressionen?

Beitrag von limone »

Hallo coschdaaa,
glaube mir, damit bist Du nicht allein.
Mir geht es genau so, habe mich von allen zurück gezogen. Unter der Woche viel Arbeit-damit kann man es ganz gut kaschieren. Viel mit Leuten zu tun, aber alles nur auf geschäftsmäßiger Distanz. Dann aber am Wochenende die große Leere. Andere gehen aus, verabreden sich, unternehmen etwas zu zweit oder in der Gruppe. Aber ich-alleine. Bin ich mal eingeladen, sehe ich um mich herum nur Paare, und ich- alleine.
Angefangen hat das Ganze, als ich mich von meinem Mann getrennt habe. Da waren allerdings die Kinder noch klein, das lenkte ab. Aber je älter sie werden, und ihre eigenen Wege gehen, umso mehr wird es mir bewusst.
Habe mich so oft gefragt, was mit mir nicht stimmt...
Jetzt, wo ich angefangen habe, mich mit der Depression zu befassen, und auch einiges dazu gelesen habe, da erlebe ich, dass es absolut nicht ungewöhnlich ist. Sozialer Rückzug ist eine ganz normale Erscheinung.
Ich versuche zurzeit intensiv, etwas dagegen zu machen. Habe alte Bekannte angerufen (große Überwindung), bin zum ökomenischen Gottesdienst gefahren in unserem Ortsteil, wo ich viele alte Bekannte wiedergetroffen habe (und siehe da, es gab sehr nette Gespräche mit anderen Menschen), habe eine Selbsthilfegruppe besucht (wahnsinnig Überwindung, weil alles fremde Menschen waren), jedoch erstmal wieder ruhen lassen. Möchte zuerst einmal mit einem Therapeuten ergründen, was mich so depressiv macht. Dann habe ich im Internet nach einer Wandergruppe gesucht. Es gibt in meiner Stadt eine Gruppe, die allerhand Aktivitäten orgenisiert, z.B. sonntags wandern, kegeln usw. Habe bisher nur den Newsletter beantragt, bin aber fest entschlossen, hinzugehen.
Denn eines ist sicher: der soziale Kontakt ist für mich unglaublich wichtig- auch wenn ich das lange Zeit vor mir selbst verleugnet habe. Im Moment spüre ich etwas Energie, um dies anzugehen. Allerdings befürchte ich, dass sie wieder verfliegt, wenn ich nicht bald Hilfe finde.
Ich wünsche Dir, dass Du den Sprung schaffst. Es gehört bestimmt oftmals Überwindung dazu, aber es lohnt sich.
Liebe Grüße
limone
ben1
Beiträge: 1379
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Keine Freunde mehr wegen Depressionen?

Beitrag von ben1 »

Hallo coschdaaa,

ich denke, dieser Rückzug in der Depression ist erst mal normal. Aufgabe der Depression ist ja häufig, mich selbst (wieder oder erstmals) zu finden bzw. mich neu zu (er)finden. Und das zieht die Aufmerksamkeit und Energie erst mal von anderen weg. Dennoch kann es sehr erfüllend sein, soziale Kontakte immer wieder zuzulassen und gar zu suchen - allerdings vielleicht mit einem anderen Vorzeichen. Es kann spannend sein, mich selbst auch in Außenkontakten zu erleben - was ist mir da wichtig? Wie fühle ich mich? Mit welchen Leuten gehts mir gut, welche sind eher Energieräuber für mich - und warum? Also ich denke, es ist Beides - Zeit und Aufmerksamkeit für mich, aber auch immer wieder das "Abenteuer" soziale Kontakte suchen, um mich nicht nur ständig "um mich selbst" zu drehen, sondern auch meine Erfahrungen mit der Außenwelt zu machen.

Und noch eine Bemerkung oder besser Beobachtung nebenbei - Freunde reagieren häufig genau so, wie man selbst auf die Depression. Wenn ich diese (häufig) wichtige Phase in meinem Leben als absolute Katastrophe sehe, der ich hilflos ausgeliefert bin, stehen die Freunde oft genau so hilflos da - wenn ich aber hinter der Depression auch eine Chance wittere (ich bitte alle akut betroffenen um Nachsicht - ich bin kein "Depressions-Fan"), mich selbst neu zu (er)finden, können Freunde häufig auch besser damit umgehen.

Subjektive Gedanken von

Ben
coschdaaa
Beiträge: 26
Registriert: 5. Jun 2011, 18:34

Re: Keine Freunde mehr wegen Depressionen?

Beitrag von coschdaaa »

Hey limone,

danke für deine offene antwort. Ist irgendwie schon etwas balsam für die seele zu wissen dass man mit seinem problem nicht alleine steht. Trotzdem ist es sehr schwer sich zu überwinden, komisch finde ich zb auch bei mir dass ich absolut kein problem habe mit leuten zu sprechen und aauf die leute zuzugehen und offenheit zu zeigen. Aber sobald ich dann mal wieder einen nicht so guten tag habe dann kommen wieder die zweifel und die frage ob ich nicht doch probleme damit hab, das ende vom lied ist unsicherheit. Ich bin 22 und die meisten in meinem alter sind um so eine zeit wie jetzt untewegs und ziehen um die häuser, so war ich früher auch, aber seit 4 jahren ist das vorbei. Aber!!! ich habe mir vorgenommen die gelegenheiten die sich mir ergeben so gut es geht wahrzunehmen und so viel wie möglich in situationen zu gehen vor denen ich so angst hab!!!
Am ende ist es nämlich doch immer halb so schlimm, die abende an denen man denkt dass wird ein totaler reinfall werden dann meist die besten. Ich hoffe das klappt und ici hoff auch für dich dass du wieder einen festen fuß fassen kannst und dich der sache annäherst. Einen fuß vor den anderen, hat damals schon meine mama gesagt und es ist rückblickend ein sehr guter rat gewesen

Wünsch dir auch alles gute und viel freu(n)de in deinem leben.

Grüße
coschdaaa
Beiträge: 26
Registriert: 5. Jun 2011, 18:34

Re: Keine Freunde mehr wegen Depressionen?

Beitrag von coschdaaa »

Hey Ben,

danke auch für deine antwort. Von der seite habe ich das ganze noch nicht betrachtet, auch die sache dass die außenwelt ähnlcih wie man selbst reagiert. Muss mal versuchen das näher zu beobachten und ein bisschen darüber nachdenken, kann mich momentan noch nicht so damit anfreunden dass mir die depression wirklich hilft. Zwar hab ich erkannt dass sie nicht grundlos da ist und mir zeigt dass ich mehr auf mich und meine gefühle achten muss. Trotzdem habe ich oft zweifel daran und falle schnell wieder in die abwärtspirale zurück.
Aber wie oben schon gesagt, ich werd versuchen mich in kleinen schritten wieder aufzurappeln und das zu tun was mein herz mir sagt. Das wünsche ich allen die solche Probleme haben!!

und jetzt werd ich noch ne runde rome must die anschaun gute nacht euch
Grüße
ben1
Beiträge: 1379
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Keine Freunde mehr wegen Depressionen?

Beitrag von ben1 »

Hallo und Danke für die schnelle Antwort

Ich finde es einen großen und wichtigen Schritt, das Du die Möglichkeit in Betracht ziehst, das die Depression dir was zu sagen hat! Und wie Du schon richtig schreibst - das ist eher was, was Dein Herz Dir sagen will, weniger Dein Verstand (denn der hat seine Erfahrungen im Leben gemacht und seine Schlüsse pauschal daraus gezogen, und dafür ist er auch da) - aber: Der Verstand ist ein idealer Diener, aber ein schrecklicher Herrscher. Gib ihm den richtigen Platz in Deinem Leben!

Alles Gute!

Ben
Antworten