Warum lässt man das zu?

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limone
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Warum lässt man das zu?

Beitrag von limone »

Warum lässt man Dinge zu, die man selbst rationell nicht nachvollziehen kann? Der Kopf weiß genau, dass es unfassbar ist, und weiß auch, dass niemand aus dem Bekannten/ Verwandtenkreis es nachvollziehen kann. Und dennoch erduldet man es.
Mehr als 4 Jahre lang Geschichten, Lügen anhören. Und dennoch immer weiter auf diesen Mann hoffen, immer wieder verzeihen. Er kriegt einen immer wieder auf der mitfühlenden Schiene, nutzt die Gutmütigkeit aus. Wenn man dann immer mehr verhärtet, sagt er noch, man sei zu hart geworden. Dabei kommt es nur durch die Verletzungen, die Demütigungen.
4 1/2 Jahre lang das Versprechen, man trennt sich von seiner Frau. Kleine Schritte gab es auch, aber dann immer wieder den Rückzieher (wie er sagt aus Angst). Dabei Geschichten über angebliche Krebserkrankungen, Zusammenbrüche, Mutter gestorben- alles gelogen. Aber dennoch immer weiter die Geschichte von der zusammeneinzigen großen Liebe. Man bricht zusammen, weint, schreit, beendet die Beziehung- und gibt doch wieder nach.
Da ist dann Angst vor der Einsamkeit- dabei isoliert man sich immer mehr von der Außenwelt, und ist mit ihm einsamer als je zuvor. Der Verstand sagt:" Laß es, er zerstört Deine Seele. Er ist zu schwach, um klare Verhältnisse zu schaffen". Das Herz jedoch lässt sich wieder von den schönen Worten gefangen nehmen. Schliesslich- dessen ist man sich auch bewusst- hat man sich ja das ganze Leben lang nach Liebe gesehnt, und sie nie bekommen. Und jetzt er, mit dem man so viele Gemeinsamkeiten hat, so viel gelacht hat in der Anfangszeit, als man ihm noch Glauben schenkte. Man möchte lieben, doch Liebe braucht Vertrauen. Aber das ist grundlegend zerstört.
Zerstört ist scheinbar auch seine Ehe. Dafür fühlt man sich schuldig.
Wie soll ein Mensch das aushalten? Zumal, wenn man schon seit der Jugend die Depression als Begleiter hat? Schon als Teenager den Wunsch kannte, nicht weiterleben zu wollen? Wenn man dann eine unglückliche Ehe hatte- schließlich sucht man sich ja bekanntermaßen das, was man von zu hause kennt- und das war ein absolut liebloser Mann. Dies erkennt man aber erst, als schon Kinder da sind(das Beste, was einem je wiederfahren ist), und man trennt sich. Muss das Leben dann alleine meistern, aber da man ja hart und stark ist, kriegt man es schon in den Griff. Auch die Arbeit, je mehr desto besser, darunter kann man ja die Depressionen begraben, zumindest ein paar Jahre lang.
Und dann der Mann, der einem die große Liebe verspricht...
Und irgendwann sagt die Tochter:"ich kann es nicht ertragen, dass Du immer so traurig bist".
Schluss, aus, vorbei. Ich will nicht mehr. Kann nicht mehr. Brauche Hilfe. Wer beschützt mich vor diesem Mann, der immer weiter macht mit seinen Versprechungen. Angeblich (und es könnte stimmen), ist er dabei, auszuziehen. Was, wenn das stimmt? Ist man dann moralisch verpflichtet, sich nochmals darauf einzulassen? Er sagt, er war schwach, zu schwach. Aber jetzt habe er es geschafft.
Und jetzt kann ich ihm nicht mehr vertrauen, und habe Angst, weiter diese Demütigungen erleben zu müssen.
Habe Angst vor meinen eigenen Gefühlen. Weiß nicht mehr weiter.
PerryRhodan
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Re: Warum lässt man das zu?

Beitrag von PerryRhodan »

Hallo liebe Limone,

schreibe deinen Beitrag bitte nochmal und ersetzte dabei alle "man" durch "ich". Denn es gibt kein man, sondern nur ich und andere ichs. Keine Allgemeingültigkeit, wie es die Gesellschaft es uns so gerne aufbürden will.

> Warum lässt man Dinge zu, die man selbst rationell nicht nachvollziehen kann?
Du erklärst es doch so schön, das es für mich nachvollziehbar ist. Jeder sucht nach Geborgen- und Sicherheit. Und das umso mehr, wenn ich als Kind diese nicht erfahren habe. Und wenn ich als Erwachsener weiter unter diesem Verlust leide, dann ist alles umso schlimmer ertagbar und aus zu halten. Dann nehme ich jeden Strohhalm und halte daran fest! Ansonsten, was ist denn schon rationell im Leben?

> Da ist dann Angst vor der Einsamkeit- dabei isoliert man sich immer mehr von der Außenwelt, und ist mit ihm einsamer als je zuvor. Der Verstand sagt:" Laß es, er zerstört Deine Seele. Er ist zu schwach, um klare Verhältnisse zu schaffen".
Dann bist du selbst gefragt klare Verhältnisse zu schaffen, oder? Denn du leidest meiner Meinung zu sehr unter dieser ständigen Unsicherheit.

> Man möchte lieben, doch Liebe braucht Vertrauen. Aber das ist grundlegend zerstört.
Dann höre auf dich selbst. Du selbst bist es wer dich am besten kennt.

> Zerstört ist scheinbar auch seine Ehe. Dafür fühlt man sich schuldig.
Er ist erwachsen, oder? Er trägt die Verantwortung für sich und sein Leben selbst. So wie du.

> Wie soll ein Mensch das aushalten? Zumal, wenn man schon seit der Jugend die Depression als Begleiter hat? Schon als Teenager den Wunsch kannte, nicht weiterleben zu wollen?
Weil du dich nicht unterkriegen lassen willst. Aber ich kann dich sehr gut verstehen, ich führe mich auch nicht in das Leben eingeführt und versuche es zu meistern. Doch bin ich immer bestrebt, wieder eine Türe zu öffnen, um meinen Sinn des Lebenwollens zu finden. Auch wenn ich momentan nur noch resigniere. Ich wage zu wenig Neues und zu Änderungen, und das obwohl es doch nichts dabei zu verlieren gibt. Auch wenn wieder Enttäuschungen und Nichtgelingen bleiben, sollte ich es trotzdem wagen. Denn sonst ändert sich auch nichts und es bleibt alles beim Bisherigen.

> Wenn man dann eine unglückliche Ehe hatte- schließlich sucht man sich ja bekanntermaßen das, was man von zu hause kennt-
Du hast vergessen, dass der neue Partner alles Positives des alten haben soll minus dessen Fehler plus dem was fehlte. Das Bild vom gesuchten Traumpartner wird perfektioniert.

> Muss das Leben dann alleine meistern, aber da man ja hart und stark ist, kriegt man es schon in den Griff. Auch die Arbeit, je mehr desto besser, darunter kann man ja die Depressionen begraben, zumindest ein paar Jahre lang.
Ich sollte auch mehr für mich selbst sorgen und achten was mir gut tut. Aber wenn ich es nicht gelernt habe, dann kostet auch das Kraft, was für Nichtdepressive fast selbstverständlich geschieht und ohne ständig darauf achten zu müssen.
> Und dann der Mann, der einem die große Liebe verspricht...
Die Frage ist nur was ist es, was ich erwarte. Kann ich wirklich das erwarten oder sollte ich es mir nur wünschen?

> Und irgendwann sagt die Tochter:"ich kann es nicht ertragen, dass Du immer so traurig bist".
Wird sie wohl noch ein weilchen müssen, denn sollst du jetzt ihr zu liebe fröhlich sein? Das funktioniert nicht. Aber ich könnte versuchen, die Traurigkeit nicht mehr zuzulassen, so das sie mich daran hindert fröhlich sein zu dürfen.

> Schluss, aus, vorbei. Ich will nicht mehr. Kann nicht mehr. Brauche Hilfe.
Du hast was ganz wichtiges geschrieben. Bitte suche dir dafür professionelle Hilfe.

> Wer beschützt mich vor diesem Mann, der immer weiter macht mit seinen Versprechungen.
Du scheinst nicht Nein sagen zu können. Am wenigstens zu dir selbst. Versuche bitte folgendes: Steh vor einen Spiegel, am besten worin du dich ganz sehen kannst uns sage zu dir selbst: "Nein! Ich will das nicht mehr! Und ich bin es, die bestimmt wann ich wieder Ja sage, denn es geht hier um mich selbst!" Wiederhole das am beste mehrfach und beobachte dich selbst dabei, was sich bei dir verändern.

> Angeblich (und es könnte stimmen), ist er dabei, auszuziehen. Was, wenn das stimmt?
Warum zweifelst du noch daran. Warum versuchst du seine Handlungen und seine Versprechen zu Entschuldigen? Du bist ncith verantwortlich für ihn.

> Ist man dann moralisch verpflichtet, sich nochmals darauf einzulassen?
NEIN! Und es ist egal dabei, was es dazu sagt und wie er es versucht zu begründen. Hier geht es um dich und _nicht_ um ihn!

> Und jetzt kann ich ihm nicht mehr vertrauen, und habe Angst, weiter diese Demütigungen erleben zu müssen.
Habe Angst vor meinen eigenen Gefühlen. Weiß nicht mehr weiter.
Ich lese aber hier aber ganz genau was du willst, du willst es dir nur nicht zugestehen. Also habe den Mut dazu. Triff deine Entscheidung. Lass dich von deiner Angst nicht erpressen. Was ist für dich besser:
a) Die Scheinwelt dieses Mannes leben zu müssen und dadurcuh das eigene Vertrauen in dich selbst zu zerstören.
b) Oder dein Neuanfang, auch wenn dies erst einmal bedeutet für die ersten Zeit wieder alleine zu sein. Dafür die Chance zurück zu erhalten dein Vertrauen in dich selbst zurück zu gewinnen. Dabei den Mann zu finden, den du lieben willst und der dich liebt. Und dem du auch wieder Vertrauen kannst?
Was aber am wichtigsten ist: Passe auf dich auf! Wenn es ganz schlimm ist, lege dich ins Bett und versuche zu heulen wie ein Schlosshund. Oder gehe in den Wald und schreie dir die Seele aus dem Leib. Und wenn alle Stricke reissen, bitte deine Tochter dich zur Notfallambulanz zu fahren. Ich muss mir auch immer wieder sagen, das ich meinen Weg finden muss und nicht auf zu geben!
Gruss,
Perry Rhodan
--

"Wozu ist das?" "Das ist blaues Licht." "Und was macht es?" "Es leuchtet blau."
limone
Beiträge: 18
Registriert: 23. Jun 2011, 11:46

Re: Warum lässt man das zu?

Beitrag von limone »

Lieber Perry Rhodan,
ich danke Dir für die liebe und ausführliche Antwort. Und ich weiß, Du hast recht, dass ich diese Zeilen in der Ich- Form hätte schreiben sollen. Aber irgendwie ging das nicht. Es war zu nah, zu persönlich.
>Ich wage zu wenig Neues und zu Änderungen, und das obwohl es doch nichts dabei zu verlieren gibt.<
Es geht mir genau so. Obwohl ich weiß, dass es das richtige ist, und obwohl ich spüre, dass es mit ihm nicht mehr funktionieren kann, schaffe ich doch nicht, den endgültigen cut zu machen.
Dabei kostet es so viel Kraft, und genau die habe ich sowieso nicht mehr. Danke auch für den Rat, mir Hilfe zu holen. Habe einen Arzttermin gemacht, doch darauf muss ich noch über 2 Monate warten.Habe es bisher wie gesagt versucht, zu verdrängen.Und jetzt, wo ich mir endlich eingestehe, dass ich so nicht weiter machen kann, und wo ich mich intensiv mit dem Thema Depression befasse, habe ich das Gefühl, ich zerbreche daran. Kann man aus der Depression überhaupt je wieder vollkommen herauskommen? Kann ein depressiver Mensch jemals "normal" werden, so richtig mit Lachen und fröhlich sein? Kann mich gut an eine Szene erinnern, sie muss ca. 6 Jahre zurück liegen. Damals habe ich kurz nach der Scheidung zusammen mit meinen beiden Kindern meinen Bruder in Holland besucht. Es tat so gut, einmal heraus zu kommen. Wir haben uns gekäbbelt und gelacht, und plötzlich sagte mein Sohn:"Was ist den mit Dir los? So kenne ich Dich ja gar nicht". Ich habe mich selbst vor der Wahrheit erschrocken. Weiß auch jetzt nicht, wann ich das letzte Mal gelacht habe.
Ist es normal, dass es mir so schwer fällt, den Zustand als Krankheit zu akzeptieren? Dass ich immer noch meine, so schlimm ist das Ganze schon nicht, und ich darf mich nicht so gehen lassen? Und im Beruf als Vorgesetzte immer stark sein, bloß keine Schwäche eingestehen?
Deine mitfühlenden Worte haben mir jedenfalls sehr, sehr gut getan, und ich danke Dir nochmals dafür.
Das Forum scheint so eine Art Spiegelbildfunktion zu übernehmen, und das ist wirklich hilfreich.
Ich wünsche Dir einen schönen Sonntag, und ganz viel Kraft- wofür auch immer Du sie brauchst- und gute Gedanken.
limone
Andreas01

Re: Warum lässt man das zu?

Beitrag von Andreas01 »

@limone,

>>>Wer beschützt mich vor diesem Mann<<<

niemand, die einzige die dies kann bist Du selbst, indem Du diesen "Hallodri" zum Teufel schickst.
Das üble Spiel was er bislang mit seiner Frau treibt, wird er falls er sich wirklich von ihr trennt mit Dir weiter spielen.

Sorry !

Gruß
Andreas
Antiope
Beiträge: 1695
Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: Warum lässt man das zu?

Beitrag von Antiope »

Solche Schritte, liebe Limone,
brauchen ihre Zeit: den endgültigen Cut zu machen.

Aber Du hast Dir selbst schon einiges klar gemacht.

Ich denke, der Fern-Partner ist ein emotionaler Ausbeuter, ein ewiger Hinhalter. Wie oft schon hat er gesagt, es wird anders, besser, endlich ein klarer Schritt?
Wann hat er es gesagt? Immer dann, wenn Du ihn zu einer klaren Stellungnahme aufgefordert hast? Das erinnert mich so sehr an die Schule und jene, die nie ihre Hausaufgaben machten...
Er wird seine Hausaufgaben nicht machen.
Und wenn er sie einmal gemacht hat - was denkst Du, wird dann geschehen? Wird er dann plötzlich der klare Entscheider werden?
Oder wird er bei nächster Gelegenheit wieder Ausflüchte erfinden?

Nein, er wird weder erwachsen werden noch Verantwortung für seine Entscheidungen übernehmen.
Oder siehst Du das anders?

Deine Frage: wird man wieder "normal"? Was schon ist Normalität?
Ja, Du wirst wieder lachen, wirst wieder fröhlich sein. Du wirst unheimlich viel Neues entdecken, das Spass macht.
Auch der Depressive ist nicht festgelegt auf seine Sicht.
Ich habe mich sehr verändert, und es war gut so.

Und ja, es ist "normal", die schlechte Stimmung hinzunehmen, sehr lange sogar. Man spürt die Kluft zwischen sich und anderen und denkt, es ist ganz einfach, so zu werden wie die. Man muss sich nur etwas mehr anstrengen.
Leider ist genau das, was in Depressionen nicht mehr geht. Man hat sich die ganze Zeit angestrengt - solange, bis die Kraft aus war und die Depression manifest geworden ist.

Und es ist ein erster schwerer Schritt, dieses Unvermögen einzugestehen: nicht mehr zu können, nicht mehr wollen zu können, nicht mehr stark und mächtig zu sein.
Aber er befreit. Und setzt Kräfte frei, die bisher in der Aufrechterhaltung der "Normalität", der latenten Depression (nämlich der Überforderung vor dem Ausbruch) gebunden waren.

Gehen lassen ... ja, man lässt die Anforderung, perfekt zu sein gehen. Aber man lässt zu, ein normaler Mensch zu sein.
Dies ist hier vielleicht die einzig richtige Anwendung des Ausdrucks "gehen lassen".
limone
Beiträge: 18
Registriert: 23. Jun 2011, 11:46

Re: Warum lässt man das zu?

Beitrag von limone »

Danke Dir Chris.
Mir ist schon einiges klar geworden, aber je mehr ich mich mit der Depression befasse, umso mehr Fragen tauchen auch auf. Manche klären sich durch die Berichte hier, viele bleiben erst einmal unbeantwortet. Wie Du sagst, vieles braucht seine Zeit. Ich merke, dass es kein einfacher Weg ist, den ich jetzt eingeschlagen habe, aber es ist der richtige. Wenn man nur nicht so lange auf die professionelle Hilfe warten müsste.
Und es ist toll, in diesem Forum zu sehen, dass es noch ganz, ganz viele Menschen auf dem gleichen oder ähnlichen Weg gibt. Dass man nicht alleine "sonderbar, eigenbrödlerisch, zurückgezogen....." ist.
Danke für die offene Meinung.

@andreas:
der Kopf weiß ja, dass Du Recht hast. Der Rest arbeitet dran.
Andreas01

Re: Warum lässt man das zu?

Beitrag von Andreas01 »

@limone,
>>>der Kopf weiß ja, dass Du Recht hast. Der Rest arbeitet dran.<<<

sehr gut ! weiter daran arbeiten !

Gruß
Andreas
jentl2009
Beiträge: 4
Registriert: 20. Jun 2011, 22:13

Re: Warum lässt man das zu?

Beitrag von jentl2009 »

PerryRhodan
Beiträge: 329
Registriert: 9. Apr 2011, 14:14
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Re: Warum lässt man das zu?

Beitrag von PerryRhodan »

Hallo limone,

war weg, deswagen kam keine Reaktion von mir. Habe jetzt den Thread gelesen.
Es ist schön zu lesen, dass andere diese vielleicht entstandene Lücke gefüllt haben, wegen deinen neuen Fragen.

> Obwohl ich weiß, dass es das richtige ist, und obwohl ich spüre, dass es mit ihm nicht mehr funktionieren kann, schaffe ich doch nicht, den endgültigen cut zu machen. Dabei kostet es so viel Kraft, und genau die habe ich sowieso nicht mehr.
Das die Kraft ausgeht liegt wohl daran, dass keine Reserven vorhanden sind. Eine Trennungen von Menschen, von denen ich Zuneigung und Liebe bekomme ist nicht einfach - insbesondere wenn ich auf Grund meiner Vergangenheit hierbei Defizite habe. Aber wenn ich bei dieser Person nicht den Halt und Sicherheit erhalte, die ich unbedingt benötige, dann ist die Frage, ob das Aufrechthalten dieser Beziehung auf Dauer nicht viel mehr Energie und Willen fordert als ein klarer Cut. Denn genau dieses Halten zehrt aus meiner Sicht bei dir alles Gegebene auf und zieht dich sogar in das Negative.
Ich überlege mir, was bei dir dagegen spricht parallel auf Partnersuche zu gehen. Die Beziehung, die du führst, geht meiner Meinung nach auf deine Kosten. Wenn er dir keine Zusagen und klare Entscheidungen gibt, so musst du diese für dich selbst einfordern. Sei es dabei auch egoistisch für sich zu handeln - er tut im Grunde nichts anderes!

> Kann man aus der Depression überhaupt je wieder vollkommen herauskommen?
Ich habe da leider keine eigenen Erfahrungswerte Ich glaube aber, das eine Änderung der Verhaltensmuster und der momentanen Verhältnisse (z.B. Beruf, Beziehung, Konsum über die Verhältnisse, etc.) erforderlich sind, um ein einfacheres Leben führen zu können.

> Kann ein depressiver Mensch jemals "normal" werden, so richtig mit Lachen und fröhlich sein?
Ich glaube auch ich stelle diese Frage mir selbst falsch, eigentlich sollte sie lauten:
Warum darf ich nicht glücklich und fröhlich sein, gerade weil ich 'Depressiv' bin?
Ich sage dir warum wir uns das nicht erlauben können: Weil die Gesellschaft damit nicht umgehen kann. Das würde nicht zusammen passen - wäre regelrecht paradox. Uns fehlt ja nichts ersichtliches!

> Ist es normal, dass es mir so schwer fällt, den Zustand als Krankheit zu akzeptieren?
Ich denke ja. Denn wer will denn schon krank oder gar behindert sein und sogar noch als Behinderter erkennbar sein?

> Dass ich immer noch meine, so schlimm ist das Ganze schon nicht, und ich darf mich nicht so gehen lassen?
Das hört sich für mich an sich immer unter Kontrolle zu haben. Ich wette, du warst noch nie betrunken

> Und im Beruf als Vorgesetzte immer stark sein, bloß keine Schwäche eingestehen?
Es ist die Angst verletz- und angreifbar zu sein. Weil das von den anderen ausgenutzt werden kann, bis hin um zu schaden und Vorteile zu schaffen. Aber letzenendes geht es um die eigene Gesundheit, wodurch vielleicht eine berufliche Veränderung in Betracht gezogen werden sollte.
Wenn ich immer nur auf Reserveenergie laufe, so habe ich keine Kraft etwas zu ändern. Ich muss aber etwas ändern, damit ich die Kraft habe für ein Leben mit viel geringeren Depressionsphasen...

Gruss,
PR
--

"Wozu ist das?" "Das ist blaues Licht." "Und was macht es?" "Es leuchtet blau."
limone
Beiträge: 18
Registriert: 23. Jun 2011, 11:46

Re: Warum lässt man das zu?

Beitrag von limone »

Hallo Perry,
an dem, was Du schreibst, ist viel Wahres dran. Es stimmt, dass ich achtsamer mit mir selbst umgehen muß. Habe im Moment wohl etwas Kraft gefunden, allein schon dadurch, dass ich mich mit der Depression befasse, und tätig werde, ihr nicht mehr hilflos erliege. Werde dieses Mal auch nicht vorzeitig aufgeben, sondern wirklich an den Problemen arbeiten.
Nur in einem Punkt muß ich Dir widersprechen: doch, ich war schon betrunken, mehr als ein Mal Womit Du jedoch Recht hast, ist die Kontrollsucht...
Viele Grüße
limone
limone schrieb:
> Warum lässt man Dinge zu, die man selbst rationell nicht nachvollziehen kann? Der Kopf weiß genau, dass es unfassbar ist, und weiß auch, dass niemand aus dem Bekannten/ Verwandtenkreis es nachvollziehen kann. Und dennoch erduldet man es.
> Mehr als 4 Jahre lang Geschichten, Lügen anhören. Und dennoch immer weiter auf diesen Mann hoffen, immer wieder verzeihen. Er kriegt einen immer wieder auf der mitfühlenden Schiene, nutzt die Gutmütigkeit aus. Wenn man dann immer mehr verhärtet, sagt er noch, man sei zu hart geworden. Dabei kommt es nur durch die Verletzungen, die Demütigungen.
> 4 1/2 Jahre lang das Versprechen, man trennt sich von seiner Frau. Kleine Schritte gab es auch, aber dann immer wieder den Rückzieher (wie er sagt aus Angst). Dabei Geschichten über angebliche Krebserkrankungen, Zusammenbrüche, Mutter gestorben- alles gelogen. Aber dennoch immer weiter die Geschichte von der zusammeneinzigen großen Liebe. Man bricht zusammen, weint, schreit, beendet die Beziehung- und gibt doch wieder nach.
> Da ist dann Angst vor der Einsamkeit- dabei isoliert man sich immer mehr von der Außenwelt, und ist mit ihm einsamer als je zuvor. Der Verstand sagt:" Laß es, er zerstört Deine Seele. Er ist zu schwach, um klare Verhältnisse zu schaffen". Das Herz jedoch lässt sich wieder von den schönen Worten gefangen nehmen. Schliesslich- dessen ist man sich auch bewusst- hat man sich ja das ganze Leben lang nach Liebe gesehnt, und sie nie bekommen. Und jetzt er, mit dem man so viele Gemeinsamkeiten hat, so viel gelacht hat in der Anfangszeit, als man ihm noch Glauben schenkte. Man möchte lieben, doch Liebe braucht Vertrauen. Aber das ist grundlegend zerstört.
> Zerstört ist scheinbar auch seine Ehe. Dafür fühlt man sich schuldig.
> Wie soll ein Mensch das aushalten? Zumal, wenn man schon seit der Jugend die Depression als Begleiter hat? Schon als Teenager den Wunsch kannte, nicht weiterleben zu wollen? Wenn man dann eine unglückliche Ehe hatte- schließlich sucht man sich ja bekanntermaßen das, was man von zu hause kennt- und das war ein absolut liebloser Mann. Dies erkennt man aber erst, als schon Kinder da sind(das Beste, was einem je wiederfahren ist), und man trennt sich. Muss das Leben dann alleine meistern, aber da man ja hart und stark ist, kriegt man es schon in den Griff. Auch die Arbeit, je mehr desto besser, darunter kann man ja die Depressionen begraben, zumindest ein paar Jahre lang.
> Und dann der Mann, der einem die große Liebe verspricht...
> Und irgendwann sagt die Tochter:"ich kann es nicht ertragen, dass Du immer so traurig bist".
> Schluss, aus, vorbei. Ich will nicht mehr. Kann nicht mehr. Brauche Hilfe. Wer beschützt mich vor diesem Mann, der immer weiter macht mit seinen Versprechungen. Angeblich (und es könnte stimmen), ist er dabei, auszuziehen. Was, wenn das stimmt? Ist man dann moralisch verpflichtet, sich nochmals darauf einzulassen? Er sagt, er war schwach, zu schwach. Aber jetzt habe er es geschafft.
> Und jetzt kann ich ihm nicht mehr vertrauen, und habe Angst, weiter diese Demütigungen erleben zu müssen.
> Habe Angst vor meinen eigenen Gefühlen. Weiß nicht mehr weiter.
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