chronische Depression

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STS
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chronische Depression

Beitrag von STS »

Hallo liebes Forum!

Ich bin neu hier und verfolge nun schon seit einer Weile eure Beiträge. Heute hab ich mich jetzt endlich mal dazu aufraffen können, selbst etwas zu schreiben.
Ich leide seit meinem 15. Lebensjahr unter immer wiederkehrenden schweren depressiven Episoden. Vor zwei Jahren bin ich damit zum ersten Mal bei meiner Hausärztin gewesen, die mir dann Opipramol "nach Bedarf" (was nicht wirklich was gebracht hat) und eine Psychotherapie verschrieben. Da ich ihre Frage ob ich suizidal sei mit nein beantwortet habe (was nicht stimmte, ich hatte zudem zeitpunkt stänig gedanken daran, habe mich aber nicht getraut, das zu sagen), ging sie zunächst davon aus, dass ich nur eine stressbedingte depressive Verstimmung gekoppelt mit einer Angststörung. Habe dann eine Psychoanalyse bei einer Psychoanalytikerin. Ich weiß nicht, welche Erfahrungen mancher andere mit Psychoanalyse gemacht hat, aber bei mir sah das so aus, dass ich, was sehr oft vorkam, 50 min auf ihrer couch herum lag und Frei vor mich her assoziierte, ohne dass die Thera auch nur ein WOrt dazu sagte. Schließlcih wurde ich immer unsicherer, hatte immer das Gefühl, das falsche zu sagen, es drehte sich immer im Kreis. Ich hatte Ängste, wieder zur Therastunde zu gehen und versank nur noch tiefer in meiner Depression. Nachdem sie, als ich mit ihr darüber reden wollte, sehr verärgert reagierte habe ich die therapie vorzeitig abgebrochen. Die depressive Episode hat sich nach ein paar monaten dann von selber wieder gebessert. Nun aber hat mich die Depression vor zwei Monaten wieder voll gepackt, gerade in meinem Moment, in dem es mir eigentlich so gut gehen sollte.Ich habe mein Abitur bestanden, das in an einer Abendschule nachgeholt habe, trotz dass ich eine 5-jährige Tochter habe, dass war schon lange ein Wunsch von mir. Habe nun vor ein Studium anzufangen um endlich einen Berufsabschluss zu bekommen. In meiner Jugend habe ich zweimal eine Ausbildung angefangen, die aber jedesmal wieder in die hose gehen, weil ich immer wieder phasen hatte, wo ich nicht fähig war leistung zu bringen, weil ich es morgens nicht schaffte, aus dem bett aufzustehen. Habe mich oftmals tagelang zu hause eingeschlossen. Eigentlich ist mein ganzes bisheriges Leben (bin jetzt 29) mit bösen Spuren meiner Depressionen. Jetzt hat es mich so schlimm erwischt wie schon lange nicht mehr, hatte ständige Gedanken an Suizid und Selbstverletzung, saß nur noch zu hause und habe die wand angestarrt.Bin daraufhin wieder zu meiner Hausärztin, habe diesmal alles erzählt und saß heulend in der Praxis. Bekomme jetzt Mirtazapin 30 mg. Sie wird mir noch mal eine Überweisung zum Thera ausstellen, wenn ich das möchte, bin noch am überlegen nach der letzten Erfahrung. Das Mirtazapin nehme ich nun seit ca 4 Wochen. Hatte zunächst das Gefühl das es alle negativen Empfindungen etwas dämpft, konnte damit auch endlich wieder schlafen. Das war so die ersten drei WOchen. Seit den , letzten Tagen ist die Depression inklusive extremer innerer Unruhe und Angst wieder in vollem umfang zurück, schlafen wird auch schon schwerer. HOffe aber dass das AD mir helfen kann mit der zeit. Nehme die 30 mg wie gesagt erst seit 4 wochen, habe zuächst erst mit 15 ma angefangen und dann gesteigert auf 30 mg.
Ich habe beim lesen im Forum gesehen, dass es hier im Forum einige gibt, die so wie ich schon seit ihrer Jugend an Depressionen erkrankt sind. Hat man nach so einer langen Zeit überhaupt noch eine chance auf besserung? meine ärztin meinte, wenn eine depression so lange unbehandelt geblieben ist, wird sie chronisch und das ist meine, schließlich ist es jetzt 14 Jahre her, das es das erste mal war. es gab zwischen drin auch mal längere zeiten von 1 bis 2 jahren, in denen es mir gut ging, aber irgendwann kommt sie immer wieder zurück.
Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mir eure erfahrungen damit mit teilen könntet.

Viele Grüße
Mondscheinblume

ohje, habe einen roman geschrieben, aber das ist jetzt einfach alles so raus gepurzelt, habe nicht wirklich jemanden mit dem ich darüber reden kann, sorry
heikeg
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Re: chronische Depression

Beitrag von heikeg »

Hallo Mondschein,

ich bin auch jemand, die es von frühester Jugend her kennt und chronisch verläuft. Es gibt aber Möglichkeiten, eins sog. Phasenprophylaxe zu probieren. Leider konnte ich Lithium nicht vertragen und mußte wieder ausgeschlichen werden. Jezt versuche ich es mit Lamotrigin + Antidepressive (zur Zeit Elontril), muß aber erst Mal stabil werden, damit Lamotrigin später die Prophylaxe sein kann, wenn es funktioniert.

Bzgl. Therapie: Gaube eine klassische Analyse wird nicht wirklich hilfreich sein, vor allem bei Chronizität. Es gibt noch Verhaltenstherapien, die vor allem, das hier und jetzt betrachten, wo also im Moment die Probleme bestehen und dann noch die tiefenpsychologische Psychotherapie, die länger angesetzt ist, tiefer gehen kann und (jedenfalls so bei mir) beide Ansätze, das hier und jetzt, wenn es erforderlich ist und die Klärung, was noch hinter den Dingen stecken könnte.

Ich weiß nicht, ob ich dir damit helfen konnte.

Viele Grüße Heike
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unipolar depressiv seit 2002
wennfrid
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Re: chronische Depression

Beitrag von wennfrid »

Hi Mondscheinblume
Erstmal willkommen!
Suizidgedanken hat vermutlich jeder und ist keine tragische Sache. Schlimm wär es, diese Gedanken in die Realität umsetzen zu wollen.
Dann wäre akut Handlungsbedarf. Außerdem finde ich es gut, wenn sich ein Betroffener "auskotzt" und sich seine Probleme von der Seele schreibt.
Ich bin 57 Jahre alt und seit ich denken kann, habe ich immer wieder Depressionen aushalten müssen. Vermutlich endogen, also von innen. Hier spielt auch eine Vererbung eine große Rolle, dazu eine miese Kindheit. Ich habe festgestellt, daß bestimmte Symptome chronisch werden. Seit ich meine Depression annehmen kann, ist vieles leichter geworden. Außerdem habe ich eine feste Tagesstruktur und viele Möglichkeiten gelernt, die Depression mit ihren negativen Symptomen zu überwinden.
Zum Schluß möchte ich noch anfügen, daß ich eine große Dankbarkeit für die Kleinigkeiten des Lebens empfinde und das ist Super.
Viel Kraft und Energie

Fridolin
FSKF
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Re: chronische Depression

Beitrag von FSKF »

Liebe Mondscheinblume,

die klassische Psychoanalyse läuft henau so ab, wie du es erzählt hast. Der Patient liegt in der Regel und soll alles, was ihm in den Sinn kommt erzählen, der Therapeut hat, im Gegensatz zu den anderen Therapieformen, eine passive Rolle. Meiner Meinung nach, ist diese Methode bei einer mittleren oder schweren Depression nicht geeignet, weil sich dadurch die negativen Gedanken verstärken können. Weniger tief gehend ist die tiefenpsychologisch ausgreichtete Therapie, ich selber habe sehr gute Erfahrung mit VT gemacht.

Ich kenne kein Leben ohne Depression, bin aber erst seit zwei Jahren in Behandlung. Ich habe mir ein gutes "Coaching-Team" gesucht, mehrere Probestunde bei verschiedenen PSychotherapeuten gehabt, mehrmals die Betreuer gewechselt, weil es einfach nicht passte und bin jetzt sehr zufrieden und habe das Gefühl, gut unterstützt zu werden. Es hat lange gedauert, bis ich überhaupt durch die Therapie therapiefähig wurde, du fragtest ob nach so lange chronifizierter Depression noch Besserung möglich sei und ich kann nur schreiben, dass ich ganz unten war, seit meiner Kindheit depressiv bin, es mir aber im Moment so gut geht wie noch nie zuvor. Ob oder wie lange es so bleibt, weiß ich natürlich nciht, aber zur Zeit akzeptiere ich, dass ich einige Sachen nicht machen kann, die für andere meinen Alters selbstverständlich sind und so konzentriere ich mich auf das was geht, was im Moment immer mehr wird.

Liebe Grüße
Abendstern
Blümli
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Re: chronische Depression

Beitrag von Blümli »

^^ Vielleicht muss man die Liebe gefühlt haben, um die Freundschaft richtig zu erkennen^^ Nicolas Chamfort
Zarra
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Re: chronische Depression

Beitrag von Zarra »

Hallo Mondscheinblume,

auf alle Fälle möchte ich Dir Mut machen: positive Veränderungen sind immer möglich!! So habe ich es zumindest auf die längere Dauer gesehen erlebt und in dieser Hinsicht möchte ich auch kein Jahr und erst recht nicht Jahre zurück. (Ich bin jetzt 48.) Vermutlich verändert sich der Umgang damit. Aber auch Symptome werden schwächer, verändern sich, man findet bessere Mittel und Wege, ggf. damit zu leben.

Ich hoffe immer noch, irgendwann mal wieder ohne Antidepressiva leben zu können (sie verbessern etwas bei mir, aber sie wirken nicht so durchschlagend bei mir, wie man sich das wünschen würde). Vielleicht ist das illusionär. - Als klar unrealistisch sehe ich inzwischen für mich, "ganz ohne" depressive Anwandlungen zu sein. Was gute Stunden nicht ausschließt. Und diese vielen Jahre mit depressiven Beeinträchtigungen haben mich und mein Leben auch geprägt, das darf man auch nicht vergessen; das kann man nicht so einfach "ungeschehen" machen.

Ich habe, vielleicht noch eindrücklicher als Du, sehr negative Erfahrungen mit Analysen (wobei ich nicht in Abrede stellen will, daß das bei anderen auch anders wirken kann), wobei ich damals in den 1990er Jahren einfach nach einer Psychotherapie gesucht habe. (In der ersten Analyse, auf die ich monatelang gewartet hatte, bin ich nach wenigen Stunden davongerannt, weil ich das Schweigen einfach nicht aushielt, weil das einer Retraumatisierung gleichkam ... und auch noch meinem sonstigen Lebensumfeld entsprach. Beim nächsten Versuch habe ich zu lange ausgeharrt, ... und das hat mir dann mit den ersten Klinikaufenthalt beschert.) - Viel bessere und gewinnbringendere Erfahrungen habe ich mit Ärzten in Kliniken und Verhaltenstherapeuten gemacht. (Ich brauche ein direktes, greifbares Gegenüber; aber das ist sicher nicht bei jedem Depressiven so.)

Gutes "Weiterkämpfen" wünscht Dir

Zarra
Zarra
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Re: chronische Depression

Beitrag von Zarra »

Hallo Blümli,

ich glaube, es gibt Menschen, die dazwischen relativ symptomfrei sind, - bei mir war das leider nie so, da ging es eher um "mal stärker und mal schwächer".

Medikamente haben mir geholfen und helfen mir, es war und ist besser mit ihnen als ohne (z.B. etwas mehr Antrieb oder einfach zumindest etwas besserer Schlaf, je nachdem), doch für mich ergab sich daraus nie ein "symptomloses Gefühl". Ich glaube, da erleben manch andere stärkere Verbesserungen, vielleicht aber auch eher bei Einzelepisoden.

Naja, vergessen würde ich auch nicht, daß doch viele Medikamente auch unerwünschte Nebenwirkungen haben können; das belastet dann ggf. zusätzlich. - Auch das Austesten, welches Medikament einem bei ggf. akzeptablen Nebenwirkungen hilft, belastet ziemlich, mich hat dieser "Chemiemix" (sorry, aber im negativen Fall fühlte es sich tatsächlich so an) immer insgesamt, körperlich-psychisch, ziemlich "durcheinandergewürfelt".

... und es kratzt natürlich das eh schon "angekratzte" Selbstwertgefühl an; das Gefühl, sich auf sich selbst nicht verlassen zu können, nicht so zu funktionieren, wie man das gerne hätte, macht keinen glücklicher.

Viele Grüße, Zarra
STS
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Re: chronische Depression

Beitrag von STS »

Vielen Dank für eure Antworten, es ist schon mal ein gutes gefühl nicht alleine mit solchen Problemen zu sein.
Ihr bestätigt mir das, was ich in der letzten zeit selber oft schon gedacht habe, dass ich eher versuchen sollte, wege zu finden, mit der krankheit zu leben, eine verhaltenstherapie möchte ich auf jeden fall versuchen. Werde mir diesmal aber auf jeden fall mehree probegespräche bei verschiedenen therapeuten zu machen. Ich habe bei der ersten Therapie auch den fehler gemacht, gleich die erstbeste zu nehmen, die einen platz frei hatte, obwohl ich mich schon beim Erstgespräch nicht so richtig wohl gefühlt habe. War dort einfach so am Boden und habe dringend jemanden gesucht, wo ich einfach nur mal darüber reden konnte. Hatte dort auch noch kein AD.

DIese Phasenprophylaxe werde ich bei meiner Ärztin mal ansprechen beim nächsten Termin. SIe meinte beim letzten Mal das wir auf jeden fall eine langfristige Behandlung machen müssen, wenn nicht sogar immer und ich müsste das alles nicht mehr alleine aushalten. Das macht mir Mut.
Bin bis jetzt nur bei meiner Hausärztin in Behandlung, sie hat allerdings einige Jahre Erfahrung in der Psychiatrie.

Würdet ihr es für sinnvoll halten auch mal einen Psychiater hin zu zu ziehen?

Ich denke, ich muss die Depression als einen Teil meiner Persönlichkeit akzeptieren. Sie unterscheidet mich auch von anderen, ich empfinde manches anders und gehen vielen Dingen tiefer auf den Grund. Nur wenn sie mich so niederdrückt, dass ich das gefühl habe, nicht mehr leben zu können, einfach alles abschalten zu wollen, weil man es nicht mehr ertragen kann, dann geht es einfach nicht mehr. Hoffe sehr dass mir die medis da helfen können.
Am schlimmsten empfinde ich diesen Übergang von den guten in eine schlechte Phase. Der kommt immer dann wenn ich gar nicht damit rechne. Es kostet jedes mal so eine Unmenge an Kraft, das alles wieder auszuhalten, man weiß nicht wie lange es wieder dauert, man fühlt sic h so hilflos und ausgeliefert und ich bin dann einfach manchmal auch richtig wütend, weil es mir doch gut ging vorher. Es ist als ob man mich einfach nicht leben lassen will, egal wie sehr ich mich anstrenge.


@Blümli: Hast du Menschen mit Depressionen in deinem Umfeld? Ich finde es auf jeden fall gut, wenn nicht Betroffene sich die mühe machen die Krankheit besser zu verstehen.

So wie oben geschrieben, fühlt sich das für mich an. Symptomfrei bin ich glaub ich nie, auch in Zeiten denen es mir gut geht. Ich weiß aber auch nicht wirklich, wie sich ein Nichtkranker fühlt, ich lebe schon zu lange damit. Ob es medis es nur dämpfen oder wirklich die symptome ganz ausschalten können, kann ich dir nicht sagen, ich bekomme erst seit 4 wochen ein AD (zum ersten mal), muss da noch abwarten. Dann können dir andere mehr dazu sagen, die schon länger mit ADs Erfahrung haben.

Liebe Grüße an alle
Mondscheinblume
heikeg
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Re: chronische Depression

Beitrag von heikeg »

Hallo Mondscheinblume,

ja, ich würde es für sehr sinnvoll halten, einen Facharzt (Psychiater) aufzusuchen. Bitte deine Ärztin um eine Überweisung.

Zur Zeit erlebe ich in den Tiefen auch diese Wut, genauso wie du, denke ich dann, dass mir immer wieder etwas genommen wird. Aber das Medi, was ich jetzt nehme, bringst mir wenigstens mal gute Tage, was vorher eben gar nicht war.

Nur eine Frage noch, du sagtest, auch in den guten Tagen fühlst du dich nicht wirklich gesund, kannst du sagen warum nicht?

Viele Grüße Heike
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unipolar depressiv seit 2002
Blümli
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Re: chronische Depression

Beitrag von Blümli »

^^ Vielleicht muss man die Liebe gefühlt haben, um die Freundschaft richtig zu erkennen^^ Nicolas Chamfort
Nico Niedermeier
Moderator
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Re: chronische Depression

Beitrag von Nico Niedermeier »

Wobei chronische Depressionen seid der Adoleszenz und Selbstverletzungen immer an Borderline Störungen denken lassen sollten! Und da müsste die Therapie spezieller und auf jeden Fall "anders" als bei ner chronischen Depression laufen..
Beste Grüße
Dr. Niedermeier
UND bitte keine Postings über Selbstverletzungen und vorsorglich bitte die Regeln zur Suizidalität hier im Forum durchlesen..
STS
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Re: chronische Depression

Beitrag von STS »

Hallo Herr Dr Niedermeier!

Ich denke, eine Borderline Störung kann man ausschließen, zumindest was das die Meinung der Psychoanalytikerin, bei der ich eineinhalb Jahre in Therapie war. Auch meine Hausärztin hat dies nie erwähnt, sie kennt mittlerweile meine gesamte Krankheitsgeschichte, ich habe nichts verschwiegen.
Ich möchte betonen, dass ich im Moment NICHT akut suizidgefährdet bin, es gab diese Gedanken aber in der Vergangenheit und ich habe dies erwähnt, um einfach meine Situation verständlicher zu machen. Wobei es in all den jahren immer bei dem Gedanken daran blieb, ich habe nie versucht dies in die Tat zu umzusetzen. Ich empfínde das in meinen depressiven Phasen eher so, dass sich mir diese Gedanken aufdrängen, ohne dass ich es möchte. Im Vordergrund steht für mich der Wunsch leben zu wollen und endlich einen Weg zu finden, dass es mir besser geht, besonders seit ich Mutter einer kleinen Tochter bin.
Borderline Symptome wie unkontrolierte Aggressionsausbrüche, dissoziatives Verhalten und ein gestörtes Beziehungsverhältnis zu anderen Menschen habe ich nicht, auch habe ich in meiner Kindheit keine Gewalt oder Missbrauchserfahrungen gemacht.

Meine erste schwere Depression begann während einer schweren Ehekrise meiner Eltern. Zu Hause herrschte dauerhaft Streit und die Familie, wie ich sie vorher kannte, war plötzlich auseinander gebrochen. Ich selber war mitten in der Pubertät mit den üblichen Problem einer Jugendlichen, während meine ELtern mehr mit sich selbst beschäftigt waren, wo ich dringend hilfe gebraucht hätte. Mit 15 traut man sich nicht einfach mal zum arzt zu gehen und so etwas zu erzählen, ich wusste damals überhaupt nicht was mir geschieht, dachte ich sei verrückt und habe mich geschämt. Später mir ca 18 war ich dann bei meiner Hausärztin, die meinte ich sei ja noch so jung, es könne nicht sein, dass ich jetzt schon depressiv sei, ich sei halt in der Pubertät. Nachdem ich dort immer wieder hi bin, weil es nicht besser wurde, unterstellte sie mir irgendwann ich würde so versuchen, mir atteste zu erschleichen, da ich keine lust hätte in die schule zu gehen und ich müsste mich jetzt halt etwas mehr zusammenreißen. Nach dieser Erfahrung bin ich erst mal für lange zeit zu keinem arzt mehr gegangen. Ich bin jetzt erst seit zwei jahren in Behandlung, allerdings bis jetzt noch nicht wirklich mit erfolg.

Ich weiß nicht inwiefern es Einfluss auf den Verlauf einer depressiven Erkrankung hat, dass sie so früh wie möglich erkannt und behandelt wird. Ich denke aber oft, dass es mir vielleicht heute besser gehen würde, wenn man das in meiner Juend schon erkannt worden wäre und ich hilfe gehabt hätte, das zu verarbeiten, was die Depression einmal ausgelöst hat.

Viele Grüße Mondscheinblume
anna54
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Re: chronische Depression

Beitrag von anna54 »

Hallo Mondscheinblume
ich bin 56Jahre habe als 17Jährige eine schwere Depression gehabt und mit Medikamenten ist sie verschwunden.
Ich wusste nicht viel über die Krankheit,wollte nur die Symptome loswerden und dachte das kommt nie wieder.
Erst mit Mitte 40 ist sie eindeutig wiedergekommen,erst da hab ich die Krankheit nach langer Zeit(3Jahre) annehmen können.
Es gab inzwischen neue Medikamente,aber auch so viele andere Gründe warum frau dann so mit Beginn der Wechseljahre depressiv wird.
Die Medikamente waren ein ewiges wieder aushalten,Nebenwirkungen einordnen,Chaos.
Leider hab ich erst durch die Klinikaufenthalte die richtige Diagnostik bekommen,aber ich bin sicher ich wollte es auch nicht wissen.
Ich bin gut im kämpfen,also hab ich weitergekämpft.
Jetzt mit wo ich "alt" bin erfahre ich von einer sehr kompetenten Fachärztin,schon die erste Erkrankung mit 17Jahren sei der Einstieg in den chronischen Verlauf gewesen.

Gut,dass ich das nicht gewusst habe!!!
Ich hätte mich nicht getraut Kinder zu bekommen.Der Ausbruch mit 17 könnte die Folge der Pille gewesen sein,der erneute Einbruch kam wieder hormonbedingt in der Phase der Wechseljahre.
Ich bin ein fröhlicher Mensch geblieben,habe gelernt warum ich krank bin und wie ich "gesund" bleiben kann.
Das waren Entwicklungen über Jahre mit viel fachlicher Hilfe.
Ich habe die Krankheit,meine Mutter hat sie,die Schwester meiner Mutter auch.
Aber ich habe 6 Geschwister,die haben sie nicht.
Alles ist nicht Zufall,Leben ist an sich schon lebensgefährlich.
Ich möchte dir sagen,Information ist gut,hilft,aber ich hätte nie die Kraft gehabt für meine Lebenswege,wenn ich mich damals schon als chronisch depressiv gesehen hätte.Wenn ich noch 5Jahre "aushalte" hab ich die Chance wie meine Mutter fröhlich alt zu sein.Das hört sich so einfach an,aber was ist Gesundheit?? wünsche dir einen einfach Glück.anna54
STS
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Re: chronische Depression

Beitrag von STS »

Hallo ihr Lieben!
@Anna54: Danke für deinen Beitrag, es ist gut zu wissen mit diesem Schicksal nicht alleine zu sein. Was du schreibst mit der Pille, diesen Verdacht hatte ich bei mir auch schon öfters. Meine erste schwere depressive Episode liegt bei mir auch in etwa zusammen mit der ersten Einnahme der Pille. Ich habe diese jetzt auch abgesetzt, weiß nicht ob es was hilft, aber ich habe einfach jedes mal wenn ich diese blöde Pille schlucke das dumme Gefühl damit vielleicht alles nur noch schlimmer machen. Habe jetzt einen termin bei meiner frauenärtzin, will mit ihr sprechen, ir vielleicht eine spirale setzen lassen.

Im Moment geht es mir jeden tag ein bisschen schlechter, die Depression hat mich so fest gepackt wie schon seit jahren nicht mehr und ich habe schreckliche Angst vor der zukunft. Angst davor nie gesund zu werden, Angst dass mein Lebensgefährte irgendwann davon laufen wird, weil er es nicht mehr ertragen kann.

Einziger Lichtblick ist gerade dass ich gestern dank meiner Mutter, die eine lange Diskussion mit der Arzthelferin geführt hatte, endlich einen Termin beim Psychiater bekommen habe. Ich soll das Mirtazapin jetzt von 30 auf 45 mg erhöhen und zusätzlich habe ich noch Promethazin bekommen, dass soll beruhigend wirken und die angst lösen. Der psychiater hat mich zudem in die tagesklinik eingewiesen, dort kann ich eine therapie machen, ich muss allerdings 2 bis 4 wochen. Gestern abend hat mich schon der arzt aus der klinik angerufen, um sich ein bild von mir zu machen. Ich hoffe, dass diese therapie mir helfen kann.

Die Diagnose lautet: rezidivierende depressive Störung
Ich mache mir nicht die Hoffnung, dass diese Therapie mich heilen kann, aber ich erhoffe mir davon, dass sie diese depressive Episode mildern kann, dass die Medikamente richtig eingestellt werden und ich denke dass es mir auch sehr gut tun wird mit anderen Betroffenen sprechen zu können. Auch raus zu kommen aus diesem Alltagstrott, der mich im Moment nur überfordert, mich einfach nur auf mich konzentrieren zu können, ohne ständig diesen Druck zu haben, funktionieren zu müssen.

Ich würde mich freuen, wenn ihr mir vielleicht über eure Erfahrungen mit Tageskliniken berichten könnt, ein bisschen habe ich auch angst, weil ich nicht richtig weiß was da auf mich zukommt.

Im Moment fällt es mir noch schwer, zu akzeptieren, dass die Depression wieder da ist, ich möchte gerne so weiter machen können wie bisher, aber sie lässt mich nicht.

Ich schauen in den spiegel und habe das gefühl, den Menschen überhaupt nicht mehr zu kennen, den ich da sehe. Aber eigentlich kenne ich ihn schon, es ist mein altes depressives Ich was ich da sehe und ich hasse es. Vor ein paar wochen war ich noch eine fröhliche, diszplinierte schülerin an der abendschule, die einsen sind nur so gepurzelt, gleichzeitig war ich noch muttter, alle haben mich bewundert und gelobt und ich war diejenige in der klasse, die sich immer für andere eingesetzt hatte, die probleme hatten. Jetzt kommt es mir so vor, als ob ich das alles nur geträumt hätte. Ich will wieder dahin zurück, aber es ist alles wie weg gefegt.

Zwei tage nach der abifeier, wo ich endlich das lang ersehnte zeugnis in der hand halten konnte, fiel ich in die schlimmste depression seit jahren. Ich kann es nicht verstehen, bin einfach nur verzweifelt.
Ich hatte mich so auf die freien tage danach gefreut, hatte meiner tochter versprochen, it ihr ins schwimmbad zu gehen und ausflüge zu machen, jetzt ist es so, dass ich froh bin, dass das grade nicht so gut ist und ich nicht gehen muss, ich könnte die vielen fröhlichen menschen nicht ertragen.

Eigentlich wollte ich im oktober ein studium anfangen. Das war schon immer ein großer wunsch von mir. Während der zeit am abendgymnasium entstand der wunsch mal als lehrer zu arbeiten. Bevor ich angefangen hatte das abitur nachzuholen nach der geburt meiner Tochter habe ich mir geschworen, jetzt endlich alles in Ordung zu bringen und das zu machen, was ich immmer machen wollte. Früher ging alles nur schief, ich habe mehrer Ausbildungen abgebrochen, mir wurde gekündigt weil ich zu oft krank war, aufgrund meiner schlimmen depressiven phasen.

Ich habe mir fest vorgenommen, dass die depression mir nie wieder mein leben zerstören wird. Depressive Episoden gab es auch in den letzten jahren immmer wieder, nach ein paar wochen verschwanden sie wieder. Diese weiß ich, wird nicht so einfach wieder verschwinden, ich kenne den Unterschied.

Es ist als ob die Depression mir sagen wollte "Hallo, ich bin immer noch da und ich habe immer noch so viel macht über dich".

Eigentlich beginnt in zwei wochen mein praktikum am gymnasium. Ich werde es absagen müssen, hatte mich schon lange darauf gefreut. Im Moment bin ich zu nichts in der Lage und ich weiß ja auch nicht wann der anruf von der tagesklinik kommt dass die therapie los geht. Ich werde das meinem Lehrer sagen müssen, ich denke er wird verständnis haben, unterrichtet auch psychologie und wir haben im zusammenhab mit franz kafka mal über die schlimmen Auswirkungen von depressionen gesprochen.

Trotzdem fällt es mir schwer, weil die Depression mich wieder hemmt und mich nicht meinen weg gehen lässt.

Ich habe angst, nie in dem beruf arbeiten zu können, das studium nicht zu schaffen.
Viele von euch schreiben, dass sie aufgrund der depressionen nie wieder richtig arbeiten können. Das macht mir angst. Wenn es mir gut geht, kann ich sehr viel leisten, wenn mich die Depression packt, bin ich von heut auf morgen ein nichts.

Ich hoffe ich überfordere euch nicht mit meinem vielen geschreibsel, doch ich weiß nicht wo ich hin soll mit meinem gedankenchaos.

Ich habe einfach nur noch angst.

Ich danke euch für eure Anteilnahme.

Liebe Grüße
Mondscheinblume
ghm
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Re: chronische Depression

Beitrag von ghm »

hallo Mondscheinblume,

wenn Du glaubst es passt nicht für Dich dann knall es in die Tonne.

Eine Therapie wird Dich nicht heilen.
Eine Therapie kann Dir Werkzeuge geben, manches besser (er)tragen zu können.
Sie kann Dir mögliche Ursachen vor Augen führen, warum Du ... reagierst.

Heilen kannst nur Du Dich. In dem Du Dich kennen lernst und lernst gut mit Deinen Stärken und liebevoll mit Deinen Schwächen umzugehen.
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
STS
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Re: chronische Depression

Beitrag von STS »

Hallo Gregor!

Was soll ich in die Tonne knallen? Habe nicht ganz verstanden was du meinst.

Mir ist bewusst, dass die Therapie keine Heilung für immer bedeutet. Das habe ich ja auch geschrieben.
Ich erhoffe mir davon, wege zu finden, besser mit der krankheit klar zu kommen, einigermaßen damit leben zu können, auch wenn das bedeutet jahrelang mit medis leben zu müssen.

Ich versuche seit Jahren mich selbst zu heilen. Versuche mein leben zu ändern, das zu machen was ich möchte und was ich denke, das mir gut tut, mir mehr ruhepausen zu gönnen usw, diese Dinge an meinem leben zu verändern, die mich wieder in die Depression treiben. Es klappt nicht.

Dafür erhoffe ich mir Hilfe in der Therapie. Dass ich nach 6-8 wochen tagesklinik nicht für immer frei von depressionen sein werde ist mir klar.

Mit diesem anspruch gehe ich da nicht hin. Ich wünsche mir besser mit der krankheit leben zu können, sie "besser ertragen" zu können, wie du auch schreibst und vielleicht den Dingen, auf die ich "reagiere" etwas mehr auf den grund gehen zu können. Ich such alleine schon zu lange danach und lande doch immer wieder in der Depression.

Viele Grüße
Mondscheinblume
ghm
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Re: chronische Depression

Beitrag von ghm »

Hallo Mondscheinblume,

Menschen gehen unterschiedlich mit ihrer Depression um. und wenn das was ich danach schrieb, nicht zu Dir passt, dann in die Tonne.

Da ich kein Allheilmittel kenne (und auch nicht kennen will) wollte ich keinen "Druck" aufbauen, dass Du irgendetwas (richtig) machen oder sehen sollst.

Ich glaube der Umgang mit der Depression ist etwas sehr persönliches.
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STS
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Re: chronische Depression

Beitrag von STS »

Ja, da hast du recht. Vielleicht habe ich den richtigen weg für mich einfach noch nicht gefunden. Auch das ich jetzt Unterstützung habe durch Medis ist für mich eine neue Erfahrung. Mir wurden diese bis jetzt aber auch immer verweigert bzw ich habe mich nicht getraut, darum zu bitten.

Auf jeden Fall ist das was ich bisher gemacht habe mit SIcherheit nicht der richtige Weg mit meiner Depression umzugehen. Depressive Phasen gab es die ganzen letzten Jahre immer wieder, mal Tage, mal Monate, aber immer so dass ich mit Beruhigungsmitteln für einige zeit wieder herausfand. DIese Phasen hätten mir eine Warnung sein sollen, ich hätte sie nicht ignorieren dürfen.

Dass die Psychoanalyse schief ging habe ich mir lange selbst zugeschrieben. Dachte es ist meine Schuld, dass ich nicht weiter komme, ich das Schweigen der Analytikerin nicht aushalten konnte. Ich hatte keine Medis, die Psychoanalyse und das Schweigen der Therapeutin haben meine depression nur noch verstärkt. Komischerweise hat die episode nach Abbruch der Therapie wieder nachgelassen.

Ich weiß auf jeden fall jetzt, dass ich etwas an meinem Leben ändern muss. Jetzt endlich nach so vielen Jahren habe ich endlich kompetente Hilfe.

Es ist eigentlich sehr traurig, dass das manchmal so lange dauern muss, aber ich denke auch damit bin ich nicht alleine.

Liebe Grüße Mondscheinblume
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