Ich hab Angst...

Antworten
Denise1987
Beiträge: 9
Registriert: 1. Jun 2011, 22:08

Ich hab Angst...

Beitrag von Denise1987 »

Hallo zusammen,

ich habe heute den einen halben Tag verschiedenste eurer Beiträge gelesen. Nach all den Stunden fühle ich mich nun auch bereit mal was zu schreiben und auf mein zur Zeit kniffligstes Problem fand ich leider auch nicht im Ansatz eine Lösung.

Gleich im Voraus, ihr solltet nur lesen, wenn ihr gerade Zeit habt…das wird glaube ich ein wenig länger….

Ich befand mich früher schon mal in einem solchen Loch. Mir war jedoch nicht klar, dass es überhaupt „richtige“ Depressionen sein könnten. Vier Monate lebte ich die Isolation in der Arbeitslosigkeit. Ganz alleine war ich jedoch nicht, da ich noch bei meiner Mutter gewohnt hatte. Mit der Zeit fand ich nicht nur einen Weg frühere Freunde wieder zu kontaktieren, ich fand ein noch nie dagewesenes Selbstvertrauen und ich fand Arbeit und eine neue Liebe…

Trotz einiger Schwierigkeiten ging unser Leben immer besser. Letzten Juli war eigentlich alles perfekt. Ich hatte ein hohes Ansehen an der Arbeit und entsprechende Bestätigung durch Chefs und Kollegen. Mein Partner und ich haben so verdient, dass wir nicht immer die Eltern um Hilfe bitten mussten. Ich war mit mir selbst und meinem Leben mehr als zufrieden. Super Kollegen, Freunde und einen Mann den ich heiratete…

Im September zog unsere Firma um, ich heiratete und wir bekamen einen Azubi, dessen Ausbildung ich mir zutraute und mit welcher ich betraut wurde…Doch ich versagte, dem Azubi ließ sich nichts beibringen. Sie hörte nicht zu, sie konzentrierte sich nicht, und im meinen Augen ging mein Traumjob, samt Top-Betriebsklima von da an den Bach runter… Ich bat meine Familie, meine Freunde, meinen Chef und meinen Mann um Hilfe. Ergebnis: Ich müsse lernen mit Menschen klar zu kommen, die ich persönlich nicht mag. Offenbar lag in ihren Augen das Problem so anders, dass ich mir gar nicht erklären kann, wie sie überhaupt darauf kommen, es könne nur an der Persönlichkeit des Azubis liegen.

Es kam wies kommen musste, ich ging den Schritt und bat um meine Kündigung, da ich nicht mehr könne… Das Arbeitsverhältnis endete zum 31.05. Ich war erst zwei Wochen im Urlaub, dann vier freigestellt, jetzt liegen nochmal drei bis vier Wochen vor mir und dann beginnt ein neuer Job, in einer neuen Kanzlei, mit neuen Kollegen usw. Dieser Gedanke an das Bevorstehende treibt mir die Tränen in die Augen…

In der Zeit meiner Partnerschaft muss ich wohl zugeben, habe ich eine Art und Weise des Verdrängens gelernt, die wohl nicht gut war – Drogen. Dennoch eröffnete es mir viele vor allem berufliche Möglichkeiten, denn ich bin sehr leistungsfähig und hilfsbereit und versuche es allen recht zu machen. Außerdem neige ich zum Perfektionismus. Anfangs hatte ich dreimal soviel Freizeit wie früher, doch statt sie zu nutzen lud ich mir mehr Arbeit auf. Heute kriege ich nicht mal ein zehntel meiner mir selbst angehängten Aufgaben - mit Drogen -erledigt, daher hoffe ich seit neustem auch dass ich den Tag einfach nur verschlafen kann, bis das mein Leben wieder so ist, wie ich dachte, dass es wäre.

2011 ist bisher nicht mein Jahr geworden. Im Januar ist meine Katze nach ein Jahr Krankheit gestorben. War schlimm, aber ich konnte mich damit zuvor schon auseinander setzen, da wir von dem Möglichkeit wussten. Dann Traumjob selbst aufgegeben, da zum Albtraum geworden. Und letztes Wochenende wurde mein Auto 500m von meiner Wohnung entfernt angezündet.

Man könnte meinen die Katze sei schlimmer als das Auto, und auch wenn ich herzlos seien mag, es ist nicht so. Das Auto ist schlimmer… Ich will euch auch versuchen, kurz zu erklären, was mir daran so wichtig war: es war mein erstes Auto, ich hatte es damals in der „Frühlingsphase“ nach dem ersten Loch zu Belohnung des Jobs gekauft. Ich kenne es länger als mein Mann, es war von keinerlei finanziellem Wert (alter 2er Golf) und es war das letzte in unserem Haushalt das ich alleine voll bezahlt habe und das auch nur mir gehört. Mein Mann und ich wir haben uns sonst alles geteilt. Immer wenn ich ab und zu so ein „Schlagloch“ hatte, gab es die Möglichkeit zur Flucht in das Auto mit dem Auto – Freiheit. Zum runter kommen… und nun ist es tot. In diesem Punkt versteht mich scheinbar niemand. Es ist ja nur ein Gebrauchsgegenstand. Ich will ja nicht mal behaupten, dass diese Personifizierung gesund ist, aber kann es nicht trotzdem toleriert werden?

Als die Polizei nachts klingelte und mich noch zum Brand brachte brach in mir eine kleine Welt zusammen, dessen Schmerz für scheinbar niemanden auch nur ansatzweise fassbar zu sein scheint.

Mein Mann wollte schon vorher ein neues Auto für mich, da der Golf unsicher sei. Es gab viele Streits darüber, dass er mein Auto nicht schlecht machen soll, egal wie recht er vielleicht hat… Daher tut es zur Zeit schon sehr weh, wenn er mir nur ein schönes Auto zeigt, dass kein zweier Golf ist (was es natürlich nie ist). Nach Außen verteidigte er es dann auch, wenn mal wieder jemand meinte, der Dinger gehört auf de Schrottplatz. Hat mir unendlich viel bedeutet…

Letzten Montag war ich so frustriert, obwohl der Sonntag super war, dass ich ein naja Frustauto, könnte man sagen, gekauft habe. Ich hatte gesagte ich wolle wieder dasselbe Modelle, aber die Streitereien und Diskussionen hörten nicht auf, daher hab ich ein altes Ford Caprio beim besten Freund meines Mannes gekauft. (Das klingt echt gar nicht nach mir, gegen jeden Vorsatz) Am Mittwoch bereute ich diesen Schritt, aber ich hab mich mit dem alten Mittel der Drogen abgelenkt. Ich weiß und so fährst du Auto – ja seit fünf Jahren unfallfrei! Am Donnerstag nach dem erholsamen Schlaf kam der ganz ganz große Absturz…

Daher surfte ich im Internet und kam irgendwann auf Informationen über depressiv Kranke. Ich habe den starken Verdacht, mich dazuzählen zu dürfen. Zum Arzt kann ich aus eigenem Antrieb nicht zumal ich bei weniger tiefen Löchern auch schon da war, und auf Ablehnung gestoßen bin.

Ich hab meinem Mann von dem Verdacht erzählt, auch wenn womöglich fraglich, was zuerst war, die Drogen oder die Depri. Wie gewohnt, bin ich erstmal auf Ablehnung gestoßen. Am Freitag war es entsprechend noch schlimmer… Vielleicht war das gar nicht so schlecht… Er brachte mich ins Krankenhaus, da ich es nicht ertragen konnte, dass ich den ganzen Tag alleine zu Hause sein sollte, wenn er Arbeiten geht. Sie untersuchten mich und ganz klar, es liegt an den Drogen. Sie gaben mir ein Einzelzimmer – und ich war ganz allein… den ganzen Tag… Das konnte ich nicht ertragen. Ich ließ mich um 02:00 Uhr nachts entlassen…

Wir haben aufgrund der langen Wartezeit für einen Termin bei einem Psychologen beschlossen morgen mal bei der Suchtberatung anzurufen… Seit Mittwoch habe ich nur noch softe Sachen genommen und ich hasse es. Es fällt mir wirklich schwer, weil ich mich nicht richtig ablenken kann. Wenigstens hat mein Mann ab morgen für den Rest der Woche Urlaub bekommen.

Ich hab Angst was da noch kommen mag, zumal ich bald den neuen Job anfangen muss. Ich will doch aber gar nicht….

Eigentlich weiß ich auch nicht so genau, was ich mir jetzt von euch erhoffen, aber nach allem was ich so gelesen habe, bin ich sicher, jemand von euch hat auch für mich ein paar kraftgebende Worte übrig…

Viele Grüße



P.S. das runterschreiben allein tat schon recht gut.
pero
Beiträge: 970
Registriert: 8. Apr 2011, 09:23

Re: Ich hab Angst...

Beitrag von pero »

Hallo Denise,
viele Psychologen haben auch eine Notfallsprechstunde.
Nachdem was Du schreibst wäre das sicherlich einen Versuch wert. Ich würde Dich jedenfalls durchaus als Notfall einstufen.
Ich glaube auch das Du hier durchaus richtig gelandet bist und ich glaube weiterhin das Du den wichtigsten Schritt auch schon gemacht hast.
Du hast eingeräumt das Du vielleicht ein psychologisches Problem hast und das Du wahrscheinlich externe Hilfe benötigst. Das ist für mich schon eine gute Erkenntnis.
So wie Dir geht es vielen Menschen, das ist also nichts wofür man sich schämen muss. Wichtig ist es nur sich dem zu stellen und eine langfristige Lösung zu suchen und da ist ein Psychologe ein guter Startpunkt...

lg
pero
Was die Raupe Ende der Welt nennt, nennt der Rest der Welt Schmetterling.
Denise1987
Beiträge: 9
Registriert: 1. Jun 2011, 22:08

Re: Ich hab Angst...

Beitrag von Denise1987 »

Danke Pero, das gibt mir ja schon einmal ein bisschen Mut. Nachher gehe ich erstmal zur Drogenberatung. Im Krankenhaus meinten die, man könne auf diese Weise auch schneller an einen Ansprechpartner vermittelt werde.

Ich dachte die Notfallsprechstunde sei mehr für Menschen mit der Absicht eines Suzid gedacht...

Aber gut zu wissen, sollte heute nichts weiter rauskkommen, werde ich das versuchen...

Die Uhr tickt schließlich...
2304.1900
Beiträge: 260
Registriert: 21. Nov 2010, 00:19

Re: Ich hab Angst...

Beitrag von 2304.1900 »

Hallo Denise ,

mach dir nicht zuviel sorgen.
Ich kann das ganze gut nachvollziehen ,allerdings auch mehr in Richtung Suchtmittelkonsum.
Du hast mit der Arbeit (und den damit verbundenen vor-Problemen) einen wesentlichen Rückhalt verloren und mit dem Auto einen wichtigen Seelenanker.Beides zusammen führte zur Augenbicklichen Krise ,bei der dein Kartenhaus zusammenstürzt und du vieles an Halt verlierst ,auf dem du dein bisheriges Leben aufgebaut hattest.

Genau -auch dafür sind die Notfallsprechstunden ,der Kriseninterventionsdienst und die Psychatrischen Notfallambulanzen gedacht.

viele Grüße,
Stefan
pero
Beiträge: 970
Registriert: 8. Apr 2011, 09:23

Re: Ich hab Angst...

Beitrag von pero »

Hallo Denise,
>Ich dachte die Notfallsprechstunde sei mehr für Menschen mit der Absicht eines Suzid gedacht...

Das dachte ich auch, wurde aber von einem Psychologen eines besseren Belehrt. Es geht dabei um akute Krisensituationen, darunter fällt aber auch eine deutliche Verschlechterung der Situation wie z.B. akute Arbeitsunfähigkeit.

Hat mir jedenfalls mein Arzt gesagt.

lg
pero
Was die Raupe Ende der Welt nennt, nennt der Rest der Welt Schmetterling.
Antworten