Depression nach SS-Abbruch??

Antworten
Eowyn75
Beiträge: 1
Registriert: 16. Mai 2011, 16:46

Depression nach SS-Abbruch??

Beitrag von Eowyn75 »

Hallo,

ich wurde im Dezember 2008 ungeplant schwanger. Mein Mann sagte mir damals, wenn ich das Kind behalte würde er sich trennen, es nicht sehen wollen etc. Ich bettelte flehte usw. Alles nütze nichts. Ich konnte ihn nicht umstimmen. Da ich mir keinen anderen Rat wusste (allein hätte ich es nicht geschafft) "entschied" ich mich für eine Abbruch (bitte nicht dafür verurteilen, dass mache ich selbst schon nur noch). Bis kurz vor dem Eingriff telefonierte ich mit ihm und bettelte weiter es sich zu überlegen. Seitdem ist nichts mehr wie es mal war. Es folgte die Trennung u. Scheidung und ich bin ausgezogen mit meinen beiden Kindern aus erste Ehe (18 und 15 Jahre). Seitdem fühle ich mich ständig ausgelaugt, kann schlecht schlafen, manche Nacht grad mal drei Stunden. Träume vom Krankenhaus etc. Ich fühle auch keine Freude etc mehr. Nichts macht wirklich Spaß. Ich habe auch wieder eine Beziehung, aber die ist kurz vorm Scheitern, weil ich einfach keine Gefühle habe. (wobei diese Beziehung von Anfang an nicht soooo gut lief und es auch einen herben Rückschlag gab, aber egal). Ich weine auch ab und zu völlig grundlos. Kann es sein, dass sich aus dem Erlebten eine Depression entwickelt hat oder ist es normal, dass man so lange braucht um dies irgendwie zu verarbeiten?

LG Drachenzauber
ghm
Beiträge: 1665
Registriert: 25. Dez 2010, 12:38

Re: Depression nach SS-Abbruch??

Beitrag von ghm »

Hallo Drachenzauber,

erstmal herzlich willkommen.

Vor vielen Jahren haben wir öfter Freundinnen begleitet die sich für einen Abbruch entschlossen hatten.

Egal wie "aufgeklärt und modern" sie sich wähnten, es war für keine im Nachhinein leicht, einige hatten noch Jahre lang eine schwere Zeit.

Also nimm Dir die Zeit.

Vielleicht kann es auch eine Lösung sein, dem Nichtgeborenen einen Platz in Deinem Leben einzuräumen.

Für meine Eltern, die anonym beerdigt werden wollten, habe ich auf meinem "Hausaltar" zwei Steinscheiben.

Du weinst nicht grundlos ! ! !
Auch wenn es ein "natürlicher Abgang" gewesen wäre, hättest Du etwas verloren.

Lass bitte die Trauer zu und erlebe sie.

Lass Dir nicht einreden, Du habest etwas "böses" getan ! ! !
Du hast getan, was zu diesem Zeitpunkt als das Beste erschien.
Es ist immer auch das Recht der Mutter sich zu entscheiden, ob sie das Kind (an)nehmen kann und will.

Vielleicht nimmst Du Kontakt zu einer Frauengruppe auf.
Ich als Mann komme da immer wieder an Grenzen. Ich kann mir das nicht vorstellen.
Weder ein Kind in mir zu tragen, noch es zu verlieren.

Es kann auch sinnvoll sein, mal mit einem Therapeuten darüber zu reden.

Ob es eine Depression ist, ich wünsche Dir, dass der Kelch an Dir vorbei gehe, kann nur ein Fachmann feststellen.

Es gibt auch andere "Krankheiten", die sich ähnlich zeigen.
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
I-AAH
Beiträge: 347
Registriert: 2. Dez 2009, 16:34

Re: Depression nach SS-Abbruch??

Beitrag von I-AAH »

...
eisfeld
Beiträge: 63
Registriert: 19. Apr 2011, 16:03

Re: Depression nach SS-Abbruch??

Beitrag von eisfeld »

hallo Drachenzauber

befindest du dich mit deinen problemen bereits in ärztlicher behandlung?
SisterGoldenHair
Beiträge: 1485
Registriert: 2. Aug 2007, 14:23

Re: Depression nach SS-Abbruch??

Beitrag von SisterGoldenHair »

... auch von mir ein Hallo, Drachenzauber.

Ich meine, abgesehen davon, daß ein Schwangerschaftsabbruch ein schwer wiegender Eingriff ist - sicherlich auch in die Psyche - war es doch auch eine riesengroße Verletzung durch Deinen damaligen Mann.
Enttäuschung pur, und diese Worte reichen wahrscheinlich nicht aus, um den Schmerz zu beschreiben............

So kommt eins zum anderen - eine erste Ehe, die evt. auch Scherben und Wunden hinterlassen hat... zwei noch nicht ganz erwachsene Kinder, um die Du Dich auch zu kümmern hast... u.v.m. ... und dann DAS.

Ich bin zwar kein Therapeut, aber das klingt verdammt nach Depression, und arg verwunderlich wäre das wohl nicht...

In der Doku "ich wollte nicht mehr aufstehen" über Depression, sehr anschaulich und für mich immer noch unschlagbar als Info.... fällt mir gerade ein - dort heißt es u.a. - Auslöser können erfreuliche und UNerfreuliche Ereignisse sein...

http://www.youtube.com/watch?v=pyTKK8Y_lt0

und Deine Erlebnisse der letzten Jahre waren ja im Grunde mehr als "unerfreulich".......

Begleiterscheinungen wie schlecht schlafen, schlimme Träume usw. sind ja auch vorhanden. Deshalb wäre mein Rat, möglichst bald - sofern nicht schon geschehen - einen Arzt/Therapeuten zu Rate zu ziehen.

Sollte es sich tatsächlich um Depression handeln, ist es ja wichtig, möglichst frühzeitig gegen zu steuern, und Deine Situation besteht ja nun doch schon recht lange...............

Möglicherweise wäre auch Pro Familia eine Anlaufstelle, die machen meines Wissens nicht nur Konfliktberatung, und haben ja auch psychologisch gebildete MA. Evt. könnte man Dir dort auch einen "passenden" Therapeuten oder vielleicht lieber eine TherapeutIN empfehlen.

Oder sonst eine Beratungsstelle - psychosozialer Dienst, Caritas, diakon. Werk u.ä.

Vielleicht kannst Du versuchen, Deinem Kind einen Platz in Deinem Leben zu geben. z.B. ein Rosenstöckchen pflanzen, einen Brief schreiben. Etwas, das Dir Erleichterung verschaffen könnte, und vor allem - die Last nicht alleine tragen.

Ich wünsche Dir, daß Du gute Hilfe findest!

Liebe Grüße
Ulli


***

"die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann was er will, sondern, dass er nicht tun muss was er nicht will"

:o)



(Jean-Jacques Rousseau)
himmelskörper
Beiträge: 778
Registriert: 10. Jul 2009, 14:13

Re: Depression nach SS-Abbruch??

Beitrag von himmelskörper »

Hallo Drachenzauber,

sehr gut kann ich deine Situation nachfühlen, ich erlebte gleiches.
Auch bei mir löste es eine weitere sehr schwierige Depression aus, an der ich heute noch leide, obwohl es schon sieben Jahre her ist. Aber nichts mehr ist wie vorher.

Auch ich mache mir starke Vorwürfe nicht die Stärke gehabt zu haben, für mich alleine diese Entscheidung zu Treffen, ja zu dem Kind sagen und zu meinem damaligen Mann, "na dann schleich dich halt".
Stattdessen verfiel ich in eine schwere Depression und war nicht mehr fähig zu entscheiden und hatte auch keine Kraft mehr für das Kind zu kämpfen.
Ein Teil von mir ist damals mitgestorben.
Ich bin seither zweimal in einer Klinik gewesen und in ambulante Therapie, es ist besser geworden dadurch, aber ich kann es mir dennoch nicht verzeihen.
Ich habe das ganze zweimal durch gemacht, beim erstenmal war mein Mann noch nicht geschieden, da drohte er mir wenn ich das Kind nicht abtreibe, bringt sich seine Frau um. Das war für mich sehr schlimm, wollte ich doch nicht verantwortlich dafür sein. Das zweite Mal war mein Kind behindert und mein dann schon Mann, drohte mir mich sofort zu verlassen , wenn dieses Kind zu Welt bringe. Was würden seine Freunde dazu sagen und und und............. er zog mich zu jedem Arzt und redete mich platt, er sprach immer von "wir" wollen das Kind nicht ,....usw. es war ein ungeheuerer Druck der auf mir lastete. Was mich letztendlich in die Tiefe riss.

Es wäre auch für dich gut, wenn du dir therapeutische Hilfe suchst. Das finde ich für sehr sinnvoll.

Ich bin auch nach langen hin und her, ausgezogen mit meinen drei Kindern und baue mir ein neues Leben auf.

Gefühle zu zeigen, Nähe zulassen ist schwierig, es muss starkes Vertrauen vorraus gehen. Vor allem im sexuellen Bereich ist für mich alles sehr schwierig, diese Nähe zuzulassen, ist fast nicht mehr möglich aus meinen eigenen Gefühlen herraus.

Die Welt, mein Leben hat sich verändert, alles ist anderst nichts mehr wie davor.

Jeder Frau auch wenn es gut überlegt ist und mit allem abgewogen, würde ich diesen Schritt nicht raten, die Folgen sind nicht abschätzbar, in keinster Weise.

Meine Tochter die jetzt mit knapp achtzehn Jahren auch ungewollt schwanger ist, habe ich zwar auch alleine entscheiden lassen keine Frage. Habe sie aber dennoch auf die gefahren hingewissen, da sie selbst auch schon wegen Depri in der Klinik war.
Ich habe ihr meine vollste Unterstützung zugesagt, wenn sie sich für das Kind entscheidet. Das heißt, Schule fertig machen und Berufsausbildung. So das sie auf keinen Fall durch das gezwungen wäre es abzutreiben.

Es ist ein kleiner Eingriff, aber mit schwerwiegensten Folgen, die man einfach nicht vergessen darf.

alles liebe sedna


Antworten