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Ich denk`zu viel

Verfasst: 9. Mai 2011, 00:06
von jonesy
Hallo ihrs,
manchmal kommt es mir so vor, als hätte ich verlernt wie leben geht.
Dieses Leichte, Schwebende, sich einfach am Tag freuen. Darüber freuen, dass man da ist.
Ich kann mich schon gar nicht mehr daran erinnern, wann ich mich zuletzt so gefühlt habe.
Hoffentlich habe ich es damals wenigstens ausreichend genossen.
Ich fühle mich so beschwert, so gedrückt, als wäre ich mit einem ganz schweren Sack voller Steine unterwegs und jeden Tag kommt noch etwas hinzu, statt das es leichter wird.
Ich weiß, es ist meine Sicht der Dinge. Die macht die Gedanken und die Gedanken die entsprechenden Gefühle.
Im Umkehrschluss hieße das ja, denk was Anderes und schon geht es dir besser.
Ha, wenn es mal so einfach wäre.
Wir haben pro Tag 1440 Minuten zur Verfügung. Davon schlafen wir 460 Minuten, bleiben noch 980 Minuten pro Tag, von denen es mir allerhöchstens 60 Minuten überhaupt gut geht.
Also geht es mir rund 920 Minuten am Tag schlecht.
Das ist ein Scheiß-Verhältnis. So rein rechnerisch und überhaupt...
Alles ist Kampf, Krampf und ein permanentes Sich-selbst-Überwinden.
Heute habe ich mir ein Video angesehen, da ging es um Akzeptanz der Depression.
Da kam dann irgend wie so ein Satz: Sie müssen sich mit ihrer Krankheit anfreunden.
Ach ja, muss ich das?
Wie kann ich mich mit etwas anfreunden, was mich lähmt, traurig macht, mich Beziehungen und meine Lebenfreude kostet?
Das wäre ja so, als würde ich mich mit dem Autofahrer anfreunden, der mir gerade das Bein abgefahren hat.( Sorry, der Vergleich hinkt etwas<g>).
Bei mir und der Depression ist es mehr wie Sumuringen. Wer zuerst auf dem Boden liegt hat verloren.
Ich bin wütend. Schon wieder.
Auf die Krankheit, auf mich, auf das Leben...
Ich gehe jetzt ne Runde Boxen. Schlaf wird so wieso überbewertet.
Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit, meine Damen und Herren.
Es grüßt Pauline, die gerade unbändiges Lust verspürt, mal aus dem Fenster zu brüllen.

Re: Ich denk`zu viel

Verfasst: 9. Mai 2011, 01:25
von bahari
Hallo Pauline,

tut mir sehr leid, dass es Dir grad nicht gut geht. Leider hab ich im Moment auch keinen Rat für Dich, weil es mir eben fast genauso geht, nur dass ich nicht wütend bin. Das bin ich im Grunde nie, richte die negativen Gefühle höchstens gegen mich.

Ich würd Dir gerne ein paar Steine abnehmen, aber das geht ja leider nicht. Vielleicht hilft es Dir ein wenig, wenn ich "Deine Steine" virtuell ein bisschen mittrage?

Ich denk jetzt gerade ganz fest an Dich. Du bist nicht allein da draußen, O.K.?

Boxen find ich gut, da kann man Energie loswerden. Ich hoffe, es hilft. Vielleicht magst Du Deiner Depression ja auch einfach mal einen richtig bösen Brief schreiben und sie beschimpfen?

Ich glaube zwar auch, dass die Depression Dir nur helfen will, aber manchmal muss man sich eben einfach mal Luft machen

Ich stell mir immer vor, meine Depression ist ein großer grauer Hund, der "sein Rudel" (mich und mein inneres Kind) beschützen will. Wenn ich unachtsam bin, eine "Gefahr" nicht wahrnehme, dann bläht er sich mächtig auf und spielt mal wieder "Leittier - Rudelführer" Dann ist es meine Aufgabe ihm klarzumachen, dass ich alles im Griff habe und er sich in sein Körbchen verziehen soll (was - weiß Gott - nicht immer einfach ist)

Vielleicht hast Du dieses Wochenende nicht so gut auf Dich geachtet? Kannst Du Dir heute etwas Gutes tun? Also zuerst abreagieren, dann belohnen, zur Ruhe kommen und dann mal die Depression fragen, was sie heute von Dir will?

Fühle Dich bitte nicht alleine, dafür aber unterstützt und begleitet und wenn Du magst auch ganz lieb gedrückt

likolo

Re: Ich denk`zu viel

Verfasst: 9. Mai 2011, 11:56
von Salvatore
Hallo Pauline!

Jau, das unterschreibe ich auch so. Bis auf den Teil mit der Wut, denn die Energie bringe ich kaum noch auf, wütend zu sein.
Vielleicht schreist du einfach mal aus dem Fenster raus?
Ich habe gestern im Wald fürchterlich falsch zu den Toten Hosen gegrölt, das hat schon gut getan.

Ansonsten bin ich ganz bei dir: ich denke zuviel.

Lg, Salvatore

Re: Ich denk`zu viel

Verfasst: 9. Mai 2011, 12:10
von ghm
Hallo Pauline,

ich bezeichne meine Depression inzwischen als ehrlichen Freund, weil sie mich zurück zu mir bringt.

Ja, einiges, was mich die letzten 25 Jahre langsam fertiggemacht hat geht nicht mehr, aber das war eh ungesund für mich.

Boxen und Wut sind sicherlich ein guter Anfang.

Aber vielleicht magst Du mal Deinen Standpunkt von "Erwartungen an mich" auf "Ich bin, ich kann und ich tue mir gut" verändern.

Vielleicht ändert sich dann auch der Grund zum Wut haben, oder sie hört auf.

Re: Ich denk`zu viel

Verfasst: 9. Mai 2011, 12:18
von bigappel
Hallo Jonesy,

Dich mit etwas anzufreunden, was Dich lähmt, Dich verletzt, Dir Freunde und Freude nimmt, wird wohl nicht klappen.

Aber was klappen kann, wenn man sich ehrlich drauf einläßt, ist die eigene Betrachtungsweise, die Auseinandersetzung mit Deinem Leben und Deiner Erkrankung.

Klingt jetzt ziemlich klugscheisserisch, ich weiß, aber für mich persönlich, im Umgang mit meiner eigenen Erkrankung - keine psychische, macht ´s aber nicht besser - für mich der Schlüssel.

Letztlich hat es Gregor auch schon ausgeführt.

Klar, es war mein Weg; aber ich denke, letztlich ist für jeden hier die Erkrankung ein Warnhinweis, etwas anders anzugehen, zu überdenken, anders zu sehen.

Du solltest also Deine Erkrankung nicht als Lähmung und Feind ansehen, sondern Dich vielleicht damit auseinandersetzen, dass diese Erkrankung eben doch Dein Freund sein kann, weil sie Dich aufmerksam macht, dass was schief läuft.

Ich weiß, klingt bescheiden, aber es ist was dran!

Viel Kraft,
liebe Grüße

Pia

viel zu lange?

Verfasst: 9. Mai 2011, 15:33
von Rakang
Hallo,

na ja, jeder versucht das beste aus dem schlechtesten zu machen, so lange es geht.

wann meine Depression angefangen hat,kann ich mich nicht erinnern. Am schlimmsten ist es bei mir in der Winterzeit. Irgendwann habe ich aufgegeben. Wenn es geht fliege ich nach Asien, setze mich mkitten in das philippinische Slum und bin glücklich, die Depression ist weg. Super.

Blöde Sprüche (Kochrezepte) haben mir nie geholfen, sondern mich zunächst erst recht auf die Palme gebracht. Dann hatte ich dort oben erst mal wenigstens keine Depression.

Re: Ich denk`zu viel

Verfasst: 9. Mai 2011, 17:46
von jonesy
Ihr Lieben,
danke für eure Gedanken dazu.
Diese Akzeptanz ist schwer. Ich kann mir das auch gerade nicht schön reden, so sehr ich es auch versuche.
Für mich ist die Depression immer noch ein Gegner, noch dazu ein feiger.
Einer, der einen hinterrücks überfällt,langsam sein Gift einspritzt und einen gelähmt am Boden zurück lässt, um sich das nächste Opfer zu suchen.
Du versuchst, das Gift aus deinen Gedanken zu waschen, weinst, nimmst Antiseren( AD), gehst zum Besprechen( Therapeut), machst jede Menge Nabelschau und setzt ganz viel Schönes gegen die Düsternis.
Und das Ergebnis: Nichts.
Tut mir leid, wenn ich heute nur schwarz sehe. Ich sitze gerade im Keller und hab die Fenster verhängt.
LG Pauline

Re: Ich denk`zu viel

Verfasst: 9. Mai 2011, 18:22
von Schwert10
Hallo Alle,

Ich finde diese Sache mit der Depression als Freundin oder was ziemlich schräg. Natürlich kann sie eine Chance sein, meinen Zustand als untragbar zu erkennen und anzufangen, etwas für meine Gesundung zu tun. Ich kann sie auch als Warnerin betrachten, wenn ich wieder auf dem Weg in eine falsche Richtung bin. Ich finde es sogar auch hilfreich, sie zu personifizieren, wenn ich imaginativ an meiner Heilung arbeite. Aber die Depression ist KEINE Person, sondern eine Krankheit. Und zu akzeptieren, daß ich krank bin und nicht Falsch, finde ich nun sehr wichtig. Für mich ist das eine ungeheure Entlastung.

Liebste Pauline, mach wenigstens die Vorhänge auf!

Re: Ich denk`zu viel

Verfasst: 9. Mai 2011, 19:02
von Kodiak
Hallo Pauline,

ich würde auch gern in den Keller gehen und nichts mehr sehen und hören wollen. Denken schon gar nicht. Da ist nichts schönes mehr und die Depression steht drohend neben mir, eine Hand schon auf meiner Schulter. Dabei möchte ich sie aussperren, nie mehr wiedersehen. Sie kann nicht meine Freundin sein, mit dem ganzen Schmerz, den sie mir bereitet. Ich hasse sie und setze sie vor die Tür, wenn sie mir dazu nur die kleinste Gelegenheit bietet. Ich weiß, sie kommt wieder rein, durch irgendeine Ritze findet sie den Weg zu mir.

Es gab ja mal eine Zeit, da war sie mir willkommen. Sie hat mich beschützt und behütet. Doch diese Obhut hat ihren Preis und den zahle ich schon so viele Jahre. Aber kann ein Kind Schuld auf sich laden, um ein Leben lang dafür zu büßen? Ich glaube, kaum. Die Schuld liegt woanders.

Die Depression ist für mich die Folge von einem Verhalten, von einer Denkweise und einer inneren Einstellung, die nicht dazu dient, zu erlangen, was ich wirklich möchte. Dabei habe ich von dem, was ich möchte, nur eine leise Ahnung.
So ist sie mir schon nützlich, aber ich könnte dennoch auf sie verzichten. Denn was nutzt es mir, wenn sie sich so schwer auf mich herabsenkt, dass ich keine Luft mehr bekomme und sterben möchte. Sie kann mir damit viel sagen wollen, ich kann ihr in diesem Zustand nicht mehr zuhören.

Man kann sehr viel zerdenken. Manchmal meine ich, ich möchte nicht mehr denken, um nicht weiter leiden zu müssen. Leider gehts ohne denken nicht. Aber in bestimmten Situationen kann man vielleicht darauf verzichten.
Manche meinen auch, dass man sein denken irgendwie steuern kann. Vielleicht über die Achtsamkeit. Das könnte ich mir vorstellen. Dafür braucht es Übung. Klein angefangen und vielleicht mit etwas Geduld kommt man dahin, im Hier und Jetzt zu sein.

Mach die Fenster wieder frei und schau in die Abendsonne, vielleicht eine Etage höher und mit dem Blick aufs Jetzt.

Liebe Grüße

Dietmar

Re: Ich denk`zu viel

Verfasst: 9. Mai 2011, 23:19
von jonesy
Mal vorsichtig die Gardinen zur Seite schiebt.
Wakora, dass, was du schreibst, wäre bei mir das höchste der Gefühle, aber davon bin ich noch ziemlich weit entfernt.

Dietmar, ich hoffe, ich habe dich durch meinen Beitrag nicht die Kellertreppe runter geschubst.

Morgen habe ich wieder Termin beim Neurologen, da werde ich ihm die Tabletten wieder geben. Hilft eh nix, außer das ich nicht mehr schlafe.
Ich wär so gerne doof und unsensibel, ich glaube, so Leute kriegen keine Depressionen.
Was ich hier festgestellt habe, ist es immer derselbe Schlag Menschen.
Empathisch, sensibel, überaus pflichtbewusst und verantwortungsvoll.
Helfer, Zuhörer, Sichhintenansteller,Retter usw. usw.
Ich brauch ne`Schwarte, eine Elefantenhaut.
Irgend wo bewundere ich Leute ,die sich knallhart durch setzen, keinerlei Gewissensbisse haben und während der Tagesschau ihr Leberwurstbrot essen können.
Die Weichen fallen durchs Raster.
Danke, dass ihr da seid.
Pauline, heute völlig ohne Haut

Re: Ich denk`zu viel

Verfasst: 10. Mai 2011, 18:14
von Kodiak
Hallo Pauline,

nein, dein Beitrag hat mich nicht runtergezogen. Ich bin schon manchmal auch so im Keller, wie im Moment eben auch. Aber ich gehe auch raus in den Garten und wühle in der Erde. Zupfe Unkraut dort mit den Händen, wo ich auch vertikutieren könnte. Das hilft gelegentlich.

Es ist mit Deinem Beitrag und auch mit dem von Wakora einfach so, dass ich sehe, dass es noch andere Betroffene gibt, die die Depression nicht unbedingt als Freundin sehen. Das ist zur Zeit nicht populär.
Für mich ist die Depression ein Schmerz, der sagt, dass etwas nicht in Ordnung ist. Wenn ich sehe, woran das liegt, ist das eine Hilfe. Aber oft genügt das Wissen um den Grund nicht, um ihn zu beseitigen. Dann mit sich hadern bringt nicht viel, auch nicht in den Keller gehen. Sowenig, wie gegen die Depression zu kämpfen. Manchmal muss man durch dieses Tal, um einen Weg zu finden, um trotz der vielen Arbeit nicht den Mut zu verlieren.

Ich werde, obwohl es mir dreckig geht, meine Medikation reduzieren. Weglassen wird nicht gehen, aber eben weniger. So, dass Emotionen wieder eine Chance haben. Ich möchte Trauer leben, mit weinen und allem, was dazu gehört. Ich will meine Traumata in Begleitung noch einmal fühlen und nachempfinden, um einen anderen Weg zu finden, wie damals als Kind, um zu verstehen, dass ich nicht Schuld habe. Ich will nicht mehr büßen müssen, mit dieser Depression. Damals musste ich sie annehmen, heute sollten andere Wege möglich sein.

Ich weiß nicht, ob das so funktioniert. Nur versuchen möchte ich das. Und wenn die Depression in ihrer heutigen Form sich verabschiedet, werde ich glücklich sein können. Eine Freundin möchte man nicht verlieren. Sie möchte ich nie wiedersehen.

Jetzt werde ich wieder rausgehen. Der Garten wartet. Früher habe ich das gehasst. Heute kann ich vielleicht wieder etwas abschalten.

Liebe Grüße

Dietmar

Re: Ich denk`zu viel

Verfasst: 10. Mai 2011, 18:51
von ghm
Hallo Dietmar,

ich wünsche Dir, dass Du den Zugang zu Deinen Gefühlen findest, den Du haben willst ! ! !

Aber bitte pass auf Dich auf und lass Dir die Zeit die Du brauchst.
(Unter Druck warst Du lange genug)

Alles, alles, alles Gute für Dich

Re: Ich denk`zu viel

Verfasst: 10. Mai 2011, 23:01
von Kodiak
Hallo Gregor,

vielen Dank für Deine Wünsche!

Ich werde versuchen, mir die Zeit zu nehmen, die ich brauche.

Eigentlich klingt das ja widersinnig. Aus der antidepressiven Wirkung der Medikation herauszugehen, um die Depression zu besiegen. Aber wenn ich trotz der Medikamente immer wieder schwere Episoden erlebe und sonst so gefühlsarm funktioniere, bleibt mir kaum eine Alternative, um ein lebenswertes Leben zu führen. Ich muss zurück zum Ursprung, zur Wurzel des Ganzen und mich dem erneut stellen. Wenn es dann nicht klappt, weiß ich auch nicht.

Ich werde versuchen, auf mich aufzupassen. Noch kann ich meine Strukturen aufrechterhalten, arbeiten gehen und den Alltag mehr oder weniger gut bewältigen.
Ich hoffe, es bleibt noch lange so.

Nochmals vielen Dank und auch Dir alles Gute,

Dietmar

Re: Ich denk`zu viel

Verfasst: 11. Mai 2011, 09:30
von Antiope
nee, für mich ist Depression auch keine "Freundin" oder "schwarze Dame". Ganz sicher nicht.
Es ist eher etwas Gewalttätiges. Sie reisst mich immer wieder um und drückt mich in den Schmutz, unter Wasser.
Naja, wenn das ein Teil von mir ist, dann hat er ganz schön viel Energie (das ist mir gerade eben beim Schreiben klargeworden).
Genauso wie Wakora ist es eine Entlastung, es einfach zu akzeptieren und nicht mehr dagegen anzukämpfen. Nicht mehr voll-belastbares, ewig fröhliches, nicht verletzbares Sonnenkind, sondern Mensch mit Macken.
Nur akzeptieren, nicht hinnehmen oder sich drein schicken, und es ins Leben integrieren. Mehr geht nicht, will ich auch nicht.
Es ist wie eine der inneren Stimmen, die auch gehört werden wollen, aber genauso auf den zustehenden Platz verwiesen werden wie andere Teile, als Teil des Teams geschätzt, aber nicht die Führung überlassen.
Und wenn ich dann noch die Energie für was positives nutzen kann, das wäre schon viel.

Re: Ich denk`zu viel

Verfasst: 11. Mai 2011, 19:32
von AfricanSun
Liebe Pauline und andere,
bin seit langen wieder auf diese Seite gestossen gott sei dank.
Du sprichst mir aus der Seele, das immer auf und ab und das schon seit 14 Jahren ich habe auch langsam die schnauze voll, die schlauen Sprüche zwecks der Krankheit Freundschaft und so miteinander haben, ich hab es auch noch nicht nach sovielen Jahren geschafft. Leider kann ich heute nicht soviel schreiben da es mir selber schlecht geht, aber keine Sorge ich wohne im Wohnheim und hab da Hilfe und es entscheidet sich morgen ob Klinik oder nicht. Nicht wundern wenn es länger dauert mit Antwort habe selber keinen Inetanschluß.
Ich auch sage du bist nicht alleine
Umarmung mitschicke
LG Mone

Re: Ich denk`zu viel

Verfasst: 11. Mai 2011, 23:40
von jonesy
Hallo ihr alle
ihr werdet es nicht glauben, aber ich war heute den ersten Tag wieder arbeiten.
Gestern war ich beim Neurologen, der auch Psychiater und Therapeut ist und wir hatten ein richtig gutes Gespräch.
Wir sind überein gekommen, dass ich erst mal keine Tabletten mehr nehme und das ich auch nicht mehr weiter (5Wo) krank geschrieben werde.
Mir geht es ähnlich wie dir Dietmar, ich will auch ran an meine wirklichen Gefühle und hoffe sehr, dass der Schuss nicht nach hinten los geht.
Ich hatte viel Angst, ob ich es schaffe, wie die Kollegen reagieren, wie ich mich dabei fühle.
Nun, es war ok, nicht toll, aber ok. Am schönsten waren eigentlich diese vielen Umarmungen und die Freude auf den Gesichtern meiner Kollegen.
Ich bin mitten ins dickste Chaos gerutscht, war aber gleich eine gute Übung zur Abgrenzung.
Doof fand ich nur meine Oberärztin, die mich gleich in ihr Zimmer gezogen hat und mich ausgequetscht hat, ob ich auch ja voll belastungsfähig wäre.
Ich habe gesagt, ich wüsste es nicht so genau und das ich es eben probieren wolle.
Was mich geärgert hat daran, ist, dass sie eigentlich von mir wissen müsste, dass ich, wenn ich merke, die Konzentration ist nicht in Ordnung, mich auch melden würde.
Ich würde nie etwas tun, was meine Patienten gefährden würde. Eigentlich sollte sie das wissen von mir.
Aber egal, der Tag ist rum und irgend wo bin ich auch stolz auf mich.
Jetzt ist es eh erst einmal nur bis Freitag, dann habe ich zwei Wochen Urlaub.
Und nächste Woche werde ich 50( schluck) und den nächsten Tag gehts ab nach Teneriffa für eine Woche.
Ich habe überhaupt keinen Plan, wie ich das alleine hinkriege, mir aber auch egal.
Gerade stelle ich mir vor, wie aufs Meer blicke und das heulende Elend kriege.
Vielleicht heult es sich da besser<g>.
Ich bin insgesamt heute etwas besser drauf, einfach weil ich mehr Ansprache hatte, aber ich beobachte mich sehr.
Find ich auch gruselig ,aber anders kriege ich es nicht geregelt, auch mich zu achten und das Richtige für mich zu tun.
Es ist alles noch schwierig, aber ich will, ich will so sehr.
LG v. Pauline

Re: Ich denk`zu viel

Verfasst: 12. Mai 2011, 22:27
von Kodiak
Hallo Pauline,

Du hast das gut gemacht. Über seinen Schatten zu springen ist nicht einfach, aber die Mühe sollte sich lohnen. Das wünsche ich Dir sehr.
Ich finde auch, dass es gut gegen die Ängste ist, dass Du vor Deinem Urlaub noch arbeiten bist. Jetzt hast Du positive Rückmeldungen bekommen, auch wenn die für Dich nur okay sind. Aber ich denke, dass Deine Oberärztin nur helfen möchte und besser kann´s ja nicht sein. Sie möchte Dich einfach nicht überfordern. Wenn Du ihr zeigst, dass der Stationsbetrieb(?) für Dich keine Überlastung darstellt, dann ist doch alles gut.
Nur, pass wirklich auf Dich auf und überspanne den Bogen nicht. Es ist keine Schande, seine Grenzen aufzuzeigen, auch wenn die enger gesteckt sind, als bei gesunden Kolleginnen.

Die 50 hatte ich im vergangenen Jahr. Garnicht so schlimm. Vielleicht sehen Männer das etwas gelassener, aber es ist wirklich nur eine Zahl. Da kommt fast jeder hin und auch noch viel weiter.
Genieße Deinen Urlaub und wenn Du das heulende Elend bekommst, dann ist das einfach so und darf sicher auch mal sein.
Mir ging es einmal auf La Palma so, dass ich in eine ganz fiese Depression gerutscht bin. Die Folge einer Tablettenumstellung, die nichts brachte. Da habe ich mir gesagt, dass ich ohne Notfallmedikament nicht mehr in den Urlaub fliege. Nur eine Konsequenz für mich. Besser das, als im Ausland abzustürzen.

Ich wünsch Dir auf jeden Fall eine gut Zeit, depressionsfrei und erholsam. Alles Gute.

Dietmar

Re: Ich denk`zu viel

Verfasst: 12. Mai 2011, 23:28
von jonesy
Hallo Dietmar,
ich freue mich, dass du das gut findest, denn so in meinem Umfeld haben alle nur die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen.
Der zweite Tag ist auch geschafft und ich merke, es geht mir gut dabei.
Heute haben mir die Kollegen gesagt, dass es für sie wohl auch ziemlich schwierig für sie war. Für sie bin ich sehr launisch rüber gekommen in der letzten Zeit. Gereizt, langsam und immer müde.
Das ich in einer Depression stecke, war für sie nicht ersichtlich.
Vielleicht sollte ich mein Konzept noch mal überdenken<g> und eher sagen, dass es mir nicht gut geht.
Aber man rutscht da so rein und weiß eigentlich gar nicht, wo die Depression beginnt.
Ich finde es schwer, zu trennen, ob ich einfach nur normal traurig bin, oder depressiv. Die Grenzen sind fließend.
Momentan kriege ich gerade eine andere Einstellung zur Arbeit. Ich gebe nicht nur Energie, sondern bekomme auch welche.
Wer hätte das gedacht?
Heute habe ich meine Bahnfahrkarte abgeholt, mein Ticket ausgedruckt, aber so richtig freuen kann ich mich nicht.
Vielleicht weil so lange nicht klar war, ob ich überhaupt reise.
Es geht vorran und ich bin momentan richtig glücklich.
Ich weiß, dass es nicht ewig so anhält, aber jetzt, jetzt bin ich glücklich.
Mal gucken, ob ich mich im nächsten Loch noch an das Gefühl erinnern kann.
Lieben Gruß v. Pauline

Re: Ich denk`zu viel

Verfasst: 16. Mai 2011, 04:57
von kiwilana
Hallo Pauline

ich weiß nicht, ob du gerade in urlaub bist - aber wenn du wieder da bist: ich hoffe, es war besser, als du dachtest und du konntest dich gut erholen. und falls nicht: dann mache es dir zuhause erstmal so gemütlich, wie es nur geht und tue dir gutes, so oft du kannst.

und die arbeit war vor dem urlaub ja ganz gut, nochmal zur erinnerung, falls du das vergessen hast: steht hier oben wünsche dir, dass es gut weitergeht & alles liebe! kiwi