Selbstgespräche?!

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Biggy1901
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Selbstgespräche?!

Beitrag von Biggy1901 »

Ich würde euch gerne mal was fragen.
Mir ist aufgefallen das ich schon seid längerer Zeit sehr oft mit mir selbst spreche,nicht laut sondern mehr so im Gedanken.
Ich spreche im Gedanken meist in der dritten Person mit mir oder auch was ich dem einem oder anderem von mir erzählen würde(Ehemann,Sohn,Tochter,Freunde,Bekannten u.s.w.)was ich aber in Wirklichkeit nicht sagen würde, da ich sie mit meinen Problemen nicht zu sehr belasten möchte.
Ich erzähle sehr wenig über meine Krankheit, weil ich meine Familie nicht zu sehr damit belasten möchte.Sie wissen das ich krank bin und versuchen mich auch aufzuheitern.Manchmal gelingt es auch aber sehr oft will ich auch nur meine Ruhe haben(was sie auch verstehen).
Und die Bekannten,Freunde u.s.die verstehen´s eh´nicht.
Zeitweise habe ich sogar das Gefühl ich müsste mein ganzes Leid mal rausbrüllen,aber dann kommen die Leute mit den Weißen Jacken mit den übelangen Ärmeln und wollen mich nur mitnehmen*grins*
Ich habe manchmal das Bedürfniss es allen zu erzählen,wie besch.....es mir geht,das ich zeitweise noch niemals die Kraft habe morgens aufzustehen,mich zu waschen oder gar Zähne zu putzen.Das ich mich dann nach 2-3Std.aus dem Bett "QUÄHLE" um dann wenigstens mich doch halbwegs menschenähnlich zu verkleiden.Was das an Kraft kostet.Aber: da es sowieso keiner verstehen könnte,wie auch-erzähle ich es nur denen in meinen Gedanken.
Kennt ihr das auch
Oder bin ich nur so "GAGA" im Kopf?
Ich lebe heute,gestern ist Vergangenheit und Morgen lass ich in Ruhe auf mich zukommem!
kormoran
Beiträge: 3276
Registriert: 29. Mai 2007, 21:56

Re: Selbstgespräche?!

Beitrag von kormoran »

hallo biggy,

daraus spricht für mich ein ganz normales starkes bedürfnis, mit deinem leiden und dem erleben der depression wahrgenommen zu werden, als person ernstgenommen zu werden, mit der bestätigung, dass du eben nicht gaga bist.

als ich dein posting gelesen habe, ist mir spontan eingefallen, was für große erleichterung und bestärkung, geradezu ein schlüsselerlebnis, für mich war, als ich das erste mal mit jemand anderem depressiven offen sprechen konnte - und das nicht in der selbsthilfegruppe, wo man ja von vorneherein weiß, dass es allen so geht, sondern mit jemand, den ich als "normal" und perfekt funktionierend kennengelernt hatte und der erkannte, was mit mir los ist und sich dann auch von sich aus als ebenfalls depressiv outete.

vielleicht findest du über das forum, evtl auch eine selbsthilfegruppe, zunächst einmal die selbstbestärkung, die dir jetzt in deinem einsamen leiden fehlt - und vielleicht ist es dann nach und nach möglich, manchen menschen, denen du vertraust und denen du wichtig bist, mal wirklich zu sagen, wie das für dich ist, depressiv zu sein.

liebe grüße
kormoranin
 http://www.depressionsliga.de
*** zurück ins leben!
jonesy
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Registriert: 25. Feb 2011, 17:42

Re: Selbstgespräche?!

Beitrag von jonesy »

Oder bin ich nur so "GAGA" im Kopf?

Liebe biggy, die Leute, die sich diese Frage noch stellen können,sind selten gaga im Kopf<g>.
Vielleicht ist es Zeit für ein " coming out".
Zumindest mit deiner Familie solltest du darüber sprechen.
Nicht um Andere zu belasten, sondern auch, damit du selbst besser verstanden wirst.
Woher sollen denn die Nicht-Depressiven wissen, wie man sich fühlt, wenn es nicht angesprochen wird?
Ich singe im Kopf, wenn ich ein Gedankenkarussell unterbrechen möchte, immer und immer wieder das gleiche Lied samt komplettem Text oder summe vor mich hin.
Das ist sicher auch gaga, ist mir aber wurscht.
Lieber eine gestörte als gar keine Persönlichkeit<g>.
Du wirst das Richtige für dich tun, wenn dir Zeit dafür reif ist.
LG v. Pauline
Biggy1901
Beiträge: 52
Registriert: 11. Apr 2011, 15:28

Re: Selbstgespräche?!

Beitrag von Biggy1901 »

Hallol liebe Kormoranin und liebe Pauline
ja vieleicht habe ihr recht,mal austauschen mit jemandem der einem versteht wär sicherlich nicht schlecht.Aber meist bin ich diejenige die zuhört und anderen zu helfen versucht,weil wir depressiven ja eh ´ne sensible Antenne für sowas haben.
Meine Familie,ja,der müsste ich mal die Wahrheit sagen,stimmt schon.Mein Mann hat aber selbst seine Problem(Herzinfarkt´94 mit 45J. und Prostatakrebsdiagnose und OP ´96)ja sowas haut die ganze Familie um:(Und das ist auch der Grund warum ich nach außen hin versuche so "normal" wie möglich zu sein weil er vor zwei Jahren als alles mit mir anfing auch Angst um mich hatte(Suizid) was ich aber immer, auch heute noch betstätige, das mir noch "nie" so´ne Gedanken gekommen sind.Aber auch Angst davor habe das ich mal die Gedanken bekomme wenn es mir mal ganz schlecht geht,denn ich weiß ja was für eine Macht die Krankheit mich.
Aber Danke ich werde mal drübernachdenken und wie ich es erzählen soll
liebe Grüße
Biggy1901
Ich lebe heute,gestern ist Vergangenheit und Morgen lass ich in Ruhe auf mich zukommem!
kormoran
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Registriert: 29. Mai 2007, 21:56

Re: Selbstgespräche?!

Beitrag von kormoran »

liebe biggy,

ich meine schon, dass es wichtig für dich und damit doch auch für deine familie (vor allem für deinen mann) wäre, dass auch du mit deiner krankheit angemessen offen umgehen darfst.

ich habe den eindruck, dass es für dich einfach eine last ist, das alleine zu tragen, nichts sagen zu dürfen, tapfer sein zu müssen, weil ja die anderen nicht belastet werden dürfen.
du bist es aber - ebenso wie dein mann mit seinen erkrankungen - wert, dass man dich mit deinem leid und deinen ängsten wahrnimmt. du darfst aussprechen, was ist, du darfst du selbst sein (wenn nicht in der familie und mit den engsten freunden, wo dann), also auch die depressive biggy. du darfst mal erzählen, was dich gerade belastet, beschäftigt - oder auch von erfolgen, die dich optimistisch und stolz machen.

ich glaube nicht, dass die gefahr besteht, dass du deine familie über gebühr belastest. du würdest sicherlich nicht von morgens bis abends all deine beschwerden aufzählen und bei jeder gelegenheit verkünden, wie schlecht es dir geht.
genausowenig erzählt sicherlich dein mann dauernd von seinen ängsten und den erlittenen beschwerden.

aber es macht eben einen großen unterschied, ob du es permanent wegdrücken musst und einen zur zeit ganz wesentlichen teil von dir versteckst, oder ob es einfach sein darf.

ich frage mich auch, ob ein tapfer gewahrtes familiengeheimnis so gesund für deine angehörigen ist; ziemlich klar ist, dass es für dich belastend ist.

lass dir zeit, aber ich möchte dir mut machen, zu dir zu stehen.

liebe grüße
kormoranin
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jonesy
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Registriert: 25. Feb 2011, 17:42

Re: Selbstgespräche?!

Beitrag von jonesy »

Liebe biggy,
ich habe gerade gelesen, was du mit deinem Mann schon alles durch hast.
Findest du nicht, dass er das Recht hat, jetzt ein wenig deiner Fürsorge für ihn an dich zurück zu geben?
Vielleicht würde er das gerne, damit sich im Sorgen um den Anderen so eine Art Gleichgewicht ergibt.
Das würde euch ja vielleicht gut tun?
LG v. Pauline
ghm
Beiträge: 1665
Registriert: 25. Dez 2010, 12:38

Re: Selbstgespräche?!

Beitrag von ghm »

Hallo biggy,

nicht jedes Selbstgespräch ist gleich.

Ich kenne verschiedene, die, in denen ich mir (in der dritten Person) von mir berichte und mir erzähle, wie schlecht es mir geht, und wie ungerecht die Welt sei, die mich noch weiter runterziehen und mich am Schluus oft in einem Gefühl von Ärger auf die Umwelt, Wut und Verzweiflung (weil ich nichts ändern kann), zurücklassen
und die, wenn ich mit Fragen mich meinem inneren Kind zu nähern beginne um herauszubekommen, was es brauchzt und wie ich es stärken kann. Diese Art von selbstgespräch bereichert mich.
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
mäh
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Re: Selbstgespräche?!

Beitrag von mäh »

Hallo Biggy,

ich kenne das auch. Ich erzähle mir meistens, wie gemein die Welt ist, und wie einsam ich bin. Ich erzähle mir, was schön war und was traurig war.

Ich habe mich auch ganz Zeit für unnormal gehalten, weil ich mich mit mir selbst unterhalten habe. Aber ein innere Dialog - ist das nicht etwas, das immer (irgendwie) stattfindet, wenn wir denken? Um mich aus dem Dilemma zu befreien, habe ich dann eine ganze Zeit lang immer mit meinem Hund geredet.

Meine Erfahrung ist, dass es mir viel besser ging, als ich aufhörte, mich zu belasten und meine Umwelt zu schonen. Mir ging es besser, als ich mich meiner Umwelt zugemutet habe, so wie sie sich auch mir zumutete. Das war nicht leicht, auch nicht, immer alles zu formulieren, so dass mich mein gegenüber verstanden hat. Aber mir geht es damit besser.
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"Wenn man schon ein Gefangener des eigenen Geistes ist, dann sollte man wenigstens dafür sorgen, dass die Zelle anständig möbliert ist." (Peter Ustinov)
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