neu hier und zur zeit echt hoffnungslos

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eisfeld
Beiträge: 63
Registriert: 19. Apr 2011, 16:03

neu hier und zur zeit echt hoffnungslos

Beitrag von eisfeld »

Hallo zusammen mein Name ist Stefan, bin 27 Jahre, verheiratet und komme aus Mönchengladbach.
Seit ca. Mitte Februar 2011 leide ich an: Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig schwere Episode mit psychotischen Symptomen. So ist es auch immer auf meiner Krankmeldung vermerkt.

Ich will dieses Forum nun mal nutzen um mir meine Sorgen und Ängste von der Seele zu schreiben.
Vielleicht daher zunächst einige Worte zu meiner Vorgeschichte. Geboren 1983, führte ich bis Herbst 2002 ein ganz normales und glückliches Leben. Ich hatte wirklich keine Sorgen, stand kurz vor dem Abi, kam super mit meinen Eltern klar, hatte befriedigende Hobbys und war einfach glücklich. Im Herbst 2002 war ich dann 14 Tage zum ersten Mal nur mit einem Freund, also ohne Eltern im Urlaub. In der zweiten Woche wurde ich sehr krank und wollte nur noch nach Hause. Ich hatte einen starken Magen-Darm Virus. Doch ich freute mich auf zu hause. Als ich wieder zu Hause war, war jedoch alles anders. Erst fühlte ich mich nur komisch und weinte viel, doch nach einiger Zeit entwickelten sich die krassesten Gedanken, die immer quälender wurden und ich dachte ich könnte nicht mehr leben. (Zu diesen Gedanken komme ich später nochmal, weil ich dieselben Gedanken derzeit wieder habe). Damals wusste ich nicht was los war und so ertrug ich die Qualen über 3 Monate, bis ich mich endlich meinem Hausarzt anvertraut habe, der mich dann an einen Facharzt für Psychiatrie überwiesen hatte. Hier war dann die Diagnose Depression und ich bekam das Mittel Paroxat. Die Gedanken verschwanden dann nach einiger Zeit, ohne dass ich begriff wie dies geschehen konnte und ich konnte mich auch krampfhaft nicht mehr in diese negative Gedanken- und Gefühlswelt hineinversetzen. Ich hatte mein altes Leben wieder, machte mein Abi und hatte wieder Ziele und Träume. Paroxat nahm ich prophylaktisch mit 10 mg weiter. Bis zum Sommer 2006 führte ich wieder ein gutes Leben. Hatte mein Abi und Zivildienst hinter mir, befand mich in einer guten Ausbildung mit Übernahmegarantie, hatte einen guten Freundeskreis, machte regelmäßig Sport - also alles lief zu meiner Zufriedenheit.

Doch dann im Sommer 2006 kamen wieder die krassen Gedanken und ich hatte wieder diesen quälenden Gemütszustand. Ich ging wieder zu meinem Psychiater und er meinte ich müsse das Paroxat höher dosieren. Obwohl ich 2002 schon mal so eine Phase durchlebt hatte, glaubte ich wieder ich würde aus diesem Loch nie wieder rauskommen. Doch nach einiger Zeit verschwanden die Gedanken wieder und ich konnte mein altes Leben doch wieder leben. Wieder nahm ich danach Paroxat durchgängig mit 10 mg. Die nächsten Jahre verliefen wieder wunderbar. Ich begann mit dem Vereinsfußball, absolvierte als Jahrgangsbester meine Ausbildung zum Industriekaufmann, habe einen unbefristeten Arbeitsvertrag bei einem großen deutschen Automobilhersteller, habe einen super Freundeskreis, verstehe mich super mit meinen Eltern und lernte 2008 meine wunderbare Ehefrau kennen, wir heirateten im Mai 2009, hatten einen wunderschönen Griechenland Urlaub und hatten viele gemeinsame Träume und Ziele. Ich begann auch noch nebenberuflich zu studieren, was auch gut funktionierte und dann kam der Februar 2011. Ich hatte im Januar und Februar 2011 eine Klausurphase im Rahmen meines Studiums. Mitte Februar 2011 schrieb ich meine letzte Klausur. Ich hatte nach allen Klausuren ein gutes Gefühl und befand mich ab diesem Tag in der klausurfreien Phase, auf die ich mich eigentlich die ganze Zeit gefreut hatte. Doch das Gefühl , welches ich mir erhoffte blieb aus. Stattdessen war ich schlecht gelaunt, unmotiviert und hinterfragte bei vielen Dingen den Sinn. Ich merkte wie sich langsam die alten Gedanken wieder einschlichen. Doch ich dachte ich würde mich nur in einem Loch befinden, weil der Druck der Klausuren von mir abgefallen war. Mein nächster Kontroll-Termin beim Psychiater war erst 6 Wochen später und ich hatte eine 2 Wochen Kanada Tour vor mir, weil mein Bruder dort heiraten sollte und auch auswandern sollte. Schon paar Tage vor dem Flug nach Kanada waren dann die quälenden Gedanken wieder da, auf die ich nun auch eingehen werde. Doch zuvor noch warum ich nicht direkt zum Arzt ging und wie es mit meinen Medikamenten aussieht. Ich ging nicht direkt zum Psychiater weil ich mir dachte, dass ich die Gedanken aus den zwei Phasen zuvor kenne, dass diese krank sind und auch wieder weggehen. Ich beschloss mein Antidepressiva einfach stufenweise zu erhöhen und hoffte dann dass die Gedanken wie 2002 und 2006 wieder aus meinem Kopf gestrichen wären. Doch dazu kam es leider nicht. Aus Kanada zurück, ging ich direkt zum Arzt und erzählte was alles passiert war. Ich bekam neben dem Paroxat Risperidon 1 mg jeweils morgens, mittags und abends gegen die Gedanken. Und gegen die Angst Lorazepam. Im nächsten Step wurde Paroxat ausgeschlichen und Venlafaxin eingeführt. Derzeit bin ich auf 300 mg am Tag. Auch hier keine Verbesserung, daher habe ich jetzt seit gestern noch Amitriptylin dazubekommen.

Also ich nehme jetzt morgens 1 mg Lorazepam, 150 mg Venlafaxin und 1 mg Risperidon. Mittags 150 mg Venlafaxin. Abends 2 mg Risperidon und 1 mg Lorazepam und vor dem Schlafengehen 25 mg Amitriptylin.

Doch jetzt endlich zu dem Punkt wie es mir eigentlich zur Zeit geht und was man unter meinen quälenden Gedanken versteht.
Wie schon geschrieben fühlte ich mich zunächst lustlos, war schlecht gelaunt und habe bei vielen Dingen den Sinn hinterfragt. Dies dauert in der Regel immer so 1 bis 2 Wochen. Hier merke ich eigentlich noch nicht wirklich was dann noch auf mich zukommt. Ich mache viele Dinge des Alltags noch, dies aber eher mechanisch. Es fehlt die wirkliche Lust und Leidenschaft Dinge zu tun. Das meiste ist mehr aus Pflichtbewusstsein. Nach diesen zwei Wochen kommen dann diese Gedanken, von denen ich schon geschrieben habe und die ich als unendlich quälend empfinde. Bei allem was ich mache, habe ich ständig den Gedanken, dass alles sinnlos ist, weil wir alle sowieso älter werden und irgendwann sterben müssen. Diese Gedanken lösen manchmal richtige Panik und Angst in mir aus. Durch diese Gedanken bin ich auch in so einer gedrückten Stimmung. Nichts bereitet mir mehr Freude und ich habe auch das Interesse an allen Dingen verloren. Früher habe ich mich für z.B. für Fußball begeistert, heute interessiert es mich überhaupt nicht mehr. Oftmals habe ich eine innere Unruhe. Ich habe überhaupt kein Gefühl der Entspannung mehr. Ich verweile mit meinen Gedanken sehr oft in der Vergangenheit und blicke dann wehmütig zurück, und denke wie schnell doch die Zeit vergangen ist. Ich mache mir dann auch Sorgen liebgewonnene Menschen durch den Tod zu verlieren. Oft schaue ich auf den Kalender und sehe wie weit das Jahr schon wieder fortgeschritten ist, dies löst dann oft wieder Angstgefühle in mir aus. Habe auch oft den Gedanken wie andere Menschen so locker leben können, denn jeder Tag den man verlebt, bringt einem den Tod näher. Verstehe dann auch nicht warum andere nicht so denken wie ich. Und frage mich ob jemand der 80 ist nicht fürchterliche Angst vor dem Tod hat und nicht jemanden beneidet der vielleicht 20 ist. Nichts kann ich genießen. Ich will einerseits leben, kann es aber nicht. Ich weiss dass ich schon 2002 und 2006 solche Gedanken hatte, trotzdem glaube ich, dass das Bewusstsein für die jetzigen Gedanken und mein Gemütszustand nie wieder besser werden. Ich habe den glauben in die Medikamente verloren. Oft denke ich auch, vielleicht habe ich auch keine Depression sondern dies ist jetzt der Realitätszustand den ich bis an mein Lebensende ertragen muss. Meine Eltern, Frau und ‚Freunde wissen alle bescheid und stehen voll hinter mir. Auch von meinem Arbeitgeber kommt Verständnis. Dennoch empfinde ich dies alles als so qualvoll, dass ich natürlich schon über Suizid nachgedacht habe. Auf Dauer erscheint dies als der einzige Ausweg, doch dies will ich meiner Familie nicht antun. Ich will diese Gedanken aus meinem Sinn haben und unbeschwert leben, einfach wieder einen ganz normalen Alltag haben.

Geht es jemanden von euch genauso? Schonmal davon gehört? Kann es nochmal besser werden?
Was sagen denn vielleicht auch die Admins als Experten hierzu? Was kann ich selber noch tun?
wütend

Re: neu hier und zur zeit echt hoffnungslos

Beitrag von wütend »

Ja, gehört habe ich solche Gedanken schon öfter von psychisch Kranken. Was hälst Du eigendlich davon, das ganze mal mit einem Psychotherapeuten zu besprechen.
heikeg
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Re: neu hier und zur zeit echt hoffnungslos

Beitrag von heikeg »

Hallo Stefan,

ja mir geht es so mit den Gedanken, wenn ich tief in der Depression stecke, das sind ganz typische Gedankengänge, auch dass man meint, nie nie nie wieder daraus zu kommen und das doch alles keinen Sinn mehr macht. Das nennt man dann depressives Denken, ein Symptom der Depression. In dieser Phase glaube ich dann auch nicht mehr, dass mir überhaupt noch etwas helfen könnte, meine Sichtweise ist so enorm eingeschränkt, selbst Menschen, die mir etwas anderes erzählen, auch über meine Vergangenheit, sie werden von mir nicht verstanden, denke dann auch immer, sie sehen es nicht, sie wollen die Wahrheit nicht wahr haben.

Mit der Angst vor dem Tod, das kenne ich nicht, aber bei jedem ist es anders und machen sich andere Gedanken fest.

All deine Gedankengänge gehören zur Depression, manchmal hat mir geholfen, dass ich mir sagte, das will mir die Depression nur alles einreden, es ist nicht wahr und ich will ihr nicht zuhören. Geht aber nicht immer.

Manchmal klappt es ambulant, aber wenn es bie mir nicht funktionierte, habe ich die Tagesklinik in Anspruch genommen und hat mir dann aus diesem Gedankenkarussell herausgeholfen, sowohl mit der Anpassung der Medikamente, wie auch mit den verschiedenen Therapien.

Vielleicht wäre das auch für dich etwas.

Viele Grüße Heike
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unipolar depressiv seit 2002
Salvatore
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Re: neu hier und zur zeit echt hoffnungslos

Beitrag von Salvatore »

Hallo Stefan,

willkommen im Forum!
Zunächst eins vorweg, könntest du beim Schreiben Absätze einfügen? Ist leichter zu lesen dann, die meisten hier kämpfen arg mit ihrer Konzentration, ich auch.

Was du schreibst kommt mir größtenteils bekannt vor, bin ebenfalls schwer depressiv (unipolar ohne psychotische Symptome, weiß gar nicht genau was das eigentlich ist) und glaube oft, ich überlebe das nicht.
Das ist soweit normal, das habe ich auch schon von vielen gehört, die etliche depressive Phasen durchgemacht haben und dies trotz ihrer gegenteiligen Erfahrungen immer wieder geglaubt haben.

Nun gut, du willst ja leben, schreibst du, weißt nur nicht wie.
Du nimmst ja einiges an Medis, hast du aber auch schon mal andere Formen der Therapie ausprobiert? Da gibt es ja auch etliche verschiedene.

Nun weiß ich gar nicht, was die Depression bei dir auslöst. Psychotherapie ist nicht immer sinnvoll, aber ich selber habe mein Leben lang gedacht (mir vorgemacht und eingeredet), mein Leben wäre prächtig, meine Kindheit phantastisch gewesen, mein soziales Umfeld traumhaft und stabil.
In der Therapie dann war es (und ist noch) ein schwerer, ätzender, schmerzender und steiniger Weg zur Realität.
Aber es klärt sich nun doch vieles auf und ich komme mir selbst näher.

Langer Rede kurzer Sinn: vielleicht machst du eine reine Symptombehandlung mit den ganzen Medis und es wäre jetzt mal an der Zeit, zu den Ursachen vorzudringen?

Lg, Salvatore
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Antiope
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Re: neu hier und zur zeit echt hoffnungslos

Beitrag von Antiope »

Hallo Stefan,

nein, Du bist nicht allein in diesem dunklen Universum ...
Genau diese Gedanken, die Dich so sehr quälen, kenne ich auch, die Frage nach dem Sinn hinter den Dingen, und so weiter.

Die Frage nach dem Sinn kann man nur über die Religion oder die Mystik beantworten.

Was Du tun kannst? Zum Beispiel hier im Forum sein.

Wird es wieder besser? Ja, ganz sicher. Du weißt es selbst auch. Es kann dauern, ein paar Wochen. Aber mit jedem Tag wird es ein kleines Bißchen besser.
pero
Beiträge: 970
Registriert: 8. Apr 2011, 09:23

Re: neu hier und zur zeit echt hoffnungslos

Beitrag von pero »

Hallo Stefan,
hast Du schon mal mit einen Psychotherapeuten gesprochen?

Nach meiner Ansicht können die Medi's zwar die Syntome beeinflussen, lösen aber nicht das grundlegende Problem.
Ich glaube es wäre sinnvoll wenn man die Ursache Deiner Probleme kennen würde und wenn der Arzt da nicht helfen kann würde ich einfach mal mit einem Therapeuten sprechen.
Für die ersten Gespräche brauchst Du nur Deinen Chip-Karte und die Praxisgebühr (oder eine Überweisung).
Ist eigentlich ganz einfach, leider kann es etwas dauern bis man einen Termin bekommen kann....

lg
pero
Was die Raupe Ende der Welt nennt, nennt der Rest der Welt Schmetterling.
eisfeld
Beiträge: 63
Registriert: 19. Apr 2011, 16:03

Re: neu hier und zur zeit echt hoffnungslos

Beitrag von eisfeld »

als ich 2006 wieder depressionen hatte, war ich in einer akutphase bei einem therapeuten. wir haben da über alles mögliche gesprochen.

irgendwann waren die gedanken dann weg und ich hätte noch 7 sitzungen gehabt. aber als ich gesund war, wusste ich garnicht was ich mit der therapeutin besprechen sollte.

ich glaube und hoffe dass es einfach nur rein chemische dinge sind im gehirn.

mich wundert halt nur das die medikamente nicht greifen.
Felixx
Beiträge: 10
Registriert: 17. Apr 2011, 21:58

Re: neu hier und zur zeit echt hoffnungslos

Beitrag von Felixx »

Hallo Stefan,

ich bin auch neu hier im Forum und stecke seit Anfang des Jahres ( wieder ) in einer tiefen Krise. Deine Gedanken kenne ich sehr gut, vorallem die Frage nach dem Sinn ist wahnsinnig zermürbend!! Mir machen auch schöne Dinge wie z.B. essen gehn, Freunde treffen, shoppen etc. keine Freude mehr. Ich nehme Seroquel und Citalopram in ziemlich hohen Mengen. Aber der Erfolg lässt leider auf sich warten. Ich kenne die Angst, dass es nie mehr besser wird gut!!! Hast Du auch körperliche Symptome wie Übelkeit und Herzrasen?? Das begleitet mich von früh bis spät... Aber da ich auch schon mehrere depressive Phasen hatte weiß ich, dass es wieder besser wird. Du bist ja auch noch so jung und noch so viele schöne Sachen vor Dir!!! Ich bin aus München und gehe hier jetzt in eine Selbsthilfegruppe. Das würde ich Dir empfehlen!!

Herzliche Grüße,

Pauline


Stefan W. schrieb:
> Hallo zusammen mein Name ist Stefan, bin 27 Jahre, verheiratet und komme aus Mönchengladbach.
> Seit ca. Mitte Februar 2011 leide ich an: Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig schwere Episode mit psychotischen Symptomen. So ist es auch immer auf meiner Krankmeldung vermerkt.
>
> Ich will dieses Forum nun mal nutzen um mir meine Sorgen und Ängste von der Seele zu schreiben.
> Vielleicht daher zunächst einige Worte zu meiner Vorgeschichte. Geboren 1983, führte ich bis Herbst 2002 ein ganz normales und glückliches Leben. Ich hatte wirklich keine Sorgen, stand kurz vor dem Abi, kam super mit meinen Eltern klar, hatte befriedigende Hobbys und war einfach glücklich. Im Herbst 2002 war ich dann 14 Tage zum ersten Mal nur mit einem Freund, also ohne Eltern im Urlaub. In der zweiten Woche wurde ich sehr krank und wollte nur noch nach Hause. Ich hatte einen starken Magen-Darm Virus. Doch ich freute mich auf zu hause. Als ich wieder zu Hause war, war jedoch alles anders. Erst fühlte ich mich nur komisch und weinte viel, doch nach einiger Zeit entwickelten sich die krassesten Gedanken, die immer quälender wurden und ich dachte ich könnte nicht mehr leben. (Zu diesen Gedanken komme ich später nochmal, weil ich dieselben Gedanken derzeit wieder habe). Damals wusste ich nicht was los war und so ertrug ich die Qualen über 3 Monate, bis ich mich endlich meinem Hausarzt anvertraut habe, der mich dann an einen Facharzt für Psychiatrie überwiesen hatte. Hier war dann die Diagnose Depression und ich bekam das Mittel Paroxat. Die Gedanken verschwanden dann nach einiger Zeit, ohne dass ich begriff wie dies geschehen konnte und ich konnte mich auch krampfhaft nicht mehr in diese negative Gedanken- und Gefühlswelt hineinversetzen. Ich hatte mein altes Leben wieder, machte mein Abi und hatte wieder Ziele und Träume. Paroxat nahm ich prophylaktisch mit 10 mg weiter. Bis zum Sommer 2006 führte ich wieder ein gutes Leben. Hatte mein Abi und Zivildienst hinter mir, befand mich in einer guten Ausbildung mit Übernahmegarantie, hatte einen guten Freundeskreis, machte regelmäßig Sport - also alles lief zu meiner Zufriedenheit.
>
> Doch dann im Sommer 2006 kamen wieder die krassen Gedanken und ich hatte wieder diesen quälenden Gemütszustand. Ich ging wieder zu meinem Psychiater und er meinte ich müsse das Paroxat höher dosieren. Obwohl ich 2002 schon mal so eine Phase durchlebt hatte, glaubte ich wieder ich würde aus diesem Loch nie wieder rauskommen. Doch nach einiger Zeit verschwanden die Gedanken wieder und ich konnte mein altes Leben doch wieder leben. Wieder nahm ich danach Paroxat durchgängig mit 10 mg. Die nächsten Jahre verliefen wieder wunderbar. Ich begann mit dem Vereinsfußball, absolvierte als Jahrgangsbester meine Ausbildung zum Industriekaufmann, habe einen unbefristeten Arbeitsvertrag bei einem großen deutschen Automobilhersteller, habe einen super Freundeskreis, verstehe mich super mit meinen Eltern und lernte 2008 meine wunderbare Ehefrau kennen, wir heirateten im Mai 2009, hatten einen wunderschönen Griechenland Urlaub und hatten viele gemeinsame Träume und Ziele. Ich begann auch noch nebenberuflich zu studieren, was auch gut funktionierte und dann kam der Februar 2011. Ich hatte im Januar und Februar 2011 eine Klausurphase im Rahmen meines Studiums. Mitte Februar 2011 schrieb ich meine letzte Klausur. Ich hatte nach allen Klausuren ein gutes Gefühl und befand mich ab diesem Tag in der klausurfreien Phase, auf die ich mich eigentlich die ganze Zeit gefreut hatte. Doch das Gefühl , welches ich mir erhoffte blieb aus. Stattdessen war ich schlecht gelaunt, unmotiviert und hinterfragte bei vielen Dingen den Sinn. Ich merkte wie sich langsam die alten Gedanken wieder einschlichen. Doch ich dachte ich würde mich nur in einem Loch befinden, weil der Druck der Klausuren von mir abgefallen war. Mein nächster Kontroll-Termin beim Psychiater war erst 6 Wochen später und ich hatte eine 2 Wochen Kanada Tour vor mir, weil mein Bruder dort heiraten sollte und auch auswandern sollte. Schon paar Tage vor dem Flug nach Kanada waren dann die quälenden Gedanken wieder da, auf die ich nun auch eingehen werde. Doch zuvor noch warum ich nicht direkt zum Arzt ging und wie es mit meinen Medikamenten aussieht. Ich ging nicht direkt zum Psychiater weil ich mir dachte, dass ich die Gedanken aus den zwei Phasen zuvor kenne, dass diese krank sind und auch wieder weggehen. Ich beschloss mein Antidepressiva einfach stufenweise zu erhöhen und hoffte dann dass die Gedanken wie 2002 und 2006 wieder aus meinem Kopf gestrichen wären. Doch dazu kam es leider nicht. Aus Kanada zurück, ging ich direkt zum Arzt und erzählte was alles passiert war. Ich bekam neben dem Paroxat Risperidon 1 mg jeweils morgens, mittags und abends gegen die Gedanken. Und gegen die Angst Lorazepam. Im nächsten Step wurde Paroxat ausgeschlichen und Venlafaxin eingeführt. Derzeit bin ich auf 300 mg am Tag. Auch hier keine Verbesserung, daher habe ich jetzt seit gestern noch Amitriptylin dazubekommen.
>
> Also ich nehme jetzt morgens 1 mg Lorazepam, 150 mg Venlafaxin und 1 mg Risperidon. Mittags 150 mg Venlafaxin. Abends 2 mg Risperidon und 1 mg Lorazepam und vor dem Schlafengehen 25 mg Amitriptylin.
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> Doch jetzt endlich zu dem Punkt wie es mir eigentlich zur Zeit geht und was man unter meinen quälenden Gedanken versteht.
> Wie schon geschrieben fühlte ich mich zunächst lustlos, war schlecht gelaunt und habe bei vielen Dingen den Sinn hinterfragt. Dies dauert in der Regel immer so 1 bis 2 Wochen. Hier merke ich eigentlich noch nicht wirklich was dann noch auf mich zukommt. Ich mache viele Dinge des Alltags noch, dies aber eher mechanisch. Es fehlt die wirkliche Lust und Leidenschaft Dinge zu tun. Das meiste ist mehr aus Pflichtbewusstsein. Nach diesen zwei Wochen kommen dann diese Gedanken, von denen ich schon geschrieben habe und die ich als unendlich quälend empfinde. Bei allem was ich mache, habe ich ständig den Gedanken, dass alles sinnlos ist, weil wir alle sowieso älter werden und irgendwann sterben müssen. Diese Gedanken lösen manchmal richtige Panik und Angst in mir aus. Durch diese Gedanken bin ich auch in so einer gedrückten Stimmung. Nichts bereitet mir mehr Freude und ich habe auch das Interesse an allen Dingen verloren. Früher habe ich mich für z.B. für Fußball begeistert, heute interessiert es mich überhaupt nicht mehr. Oftmals habe ich eine innere Unruhe. Ich habe überhaupt kein Gefühl der Entspannung mehr. Ich verweile mit meinen Gedanken sehr oft in der Vergangenheit und blicke dann wehmütig zurück, und denke wie schnell doch die Zeit vergangen ist. Ich mache mir dann auch Sorgen liebgewonnene Menschen durch den Tod zu verlieren. Oft schaue ich auf den Kalender und sehe wie weit das Jahr schon wieder fortgeschritten ist, dies löst dann oft wieder Angstgefühle in mir aus. Habe auch oft den Gedanken wie andere Menschen so locker leben können, denn jeder Tag den man verlebt, bringt einem den Tod näher. Verstehe dann auch nicht warum andere nicht so denken wie ich. Und frage mich ob jemand der 80 ist nicht fürchterliche Angst vor dem Tod hat und nicht jemanden beneidet der vielleicht 20 ist. Nichts kann ich genießen. Ich will einerseits leben, kann es aber nicht. Ich weiss dass ich schon 2002 und 2006 solche Gedanken hatte, trotzdem glaube ich, dass das Bewusstsein für die jetzigen Gedanken und mein Gemütszustand nie wieder besser werden. Ich habe den glauben in die Medikamente verloren. Oft denke ich auch, vielleicht habe ich auch keine Depression sondern dies ist jetzt der Realitätszustand den ich bis an mein Lebensende ertragen muss. Meine Eltern, Frau und ‚Freunde wissen alle bescheid und stehen voll hinter mir. Auch von meinem Arbeitgeber kommt Verständnis. Dennoch empfinde ich dies alles als so qualvoll, dass ich natürlich schon über Suizid nachgedacht habe. Auf Dauer erscheint dies als der einzige Ausweg, doch dies will ich meiner Familie nicht antun. Ich will diese Gedanken aus meinem Sinn haben und unbeschwert leben, einfach wieder einen ganz normalen Alltag haben.
>
> Geht es jemanden von euch genauso? Schonmal davon gehört? Kann es nochmal besser werden?
> Was sagen denn vielleicht auch die Admins als Experten hierzu? Was kann ich selber noch tun?
Antiope
Beiträge: 1695
Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: neu hier und zur zeit echt hoffnungslos

Beitrag von Antiope »

Hallo Stefan,

Depr. hat viel mit einem veränderten Niveau der Neurotransmitter zu tun.
Es kann einfach sein, dass die Medikamente aus irgendeinem Grund nicht greifen, dass Du dieses Mal andere bräuchtest. Das wäre aber eine Sache für den Fachmann - und da nicht lange warten.

Deine Frage, wo Dein Leben hin ist, kann ich verstehen und die Not mitfühlen. Aber ich kann Dir nur Rückenstärkung geben, und daraufhinweisen, dass es jetzt halt anders ist wie von Dir gewünscht. Das Leben ändert sich ständig, nichts bleibt so, wie es ist. Das hat auch sein gutes: das "gute, schöne Leben" wird wiederkehren, auf seine eigene Art und Weise.
Mione
Beiträge: 284
Registriert: 17. Okt 2010, 16:41

Re: neu hier und zur zeit echt hoffnungslos

Beitrag von Mione »

Hallo Stefan,

ich schließe mich an, kenne diese zermürbenden Gedanken nach dem Motto "Alles ist sinnlos" und die fehlende Freude und den Mangel an Antrieb auch. Vor Beginn der Depressionen hatte ich solche Gedanken selten, sondern war meist gut gelaunt und eher optimistisch.

Da einige andere Mitglieder meiner Familie schwer depressiv sind, kann ich mir gut vorstellen, dass diese Gedanken bzw. die ganze Depression bei mir etwas mit Vererbung Chemie zu tun haben, wenn auch nicht nur. Daher würde ich auch auf meine Gesprächsthereapie nicht verzichten wollen, da ich das Gefühl habe, dass sie mir ebenso hilft wie das AD, das ich nehme.

Die letzten Wochen über ging es mir sehr schlecht und ich habe leider lange gezögert, meinem Doc davon zu erzählen. Schließlich hat er mir eine Dosiserhöhung empfolen und einige Tage darauf ging es mir wesentlich besser. Hätte ich gewusst, dass die Erhöhung etwas bringen würde, hätte ich mich nicht so gesträubt und geschämt und wäre viel schneller mit dem Problem herausgerückt.

Gedanken wie "Mir hilft eh nichts" sind eindeutig depressionstypisch, daher versuchen, nicht darauf zu hören und sich frühstmöglich Hilfe suchen, bevor´s immer schlimmer wird.

Liebe Grüße
Mione
FönX
Beiträge: 3373
Registriert: 2. Jul 2008, 11:37

Re: neu hier und zur zeit echt hoffnungslos

Beitrag von FönX »

Hallo Stefan,

ergänzend zu meinen Mitschreibern möchte ich erwähnen, dass du oben oft "mein altes Leben" erwähnst. Hast du da vielleicht zuviel reingepackt? Kann es sein, dass dir die Depression sagen will "tritt etwas kürzer!"? Wenn ich mein altes Leben wieder hätte, landete ich über kurz oder lang wieder in der Klinik. Deswegen möchte ich dir empfehlen, die Gestaltung deines "neuen Lebens" in Angriff zu nehmen. Plane da reichlich Zeit für dich selbst ein. Ein|e TherapeutIn kann dir dabei helfen.

Ansonsten sind mir deine negativen Gedanken auch sehr vertraut. Die Dame in schwarz serviert sie mir in unregelmäßigen Abständen.

Alles Gute dir!
FönX

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eisfeld
Beiträge: 63
Registriert: 19. Apr 2011, 16:03

Re: neu hier und zur zeit echt hoffnungslos

Beitrag von eisfeld »

das heftige ist, dass ich mir nichtmehr vorstellen kann wie ich mich als gesunder gefühlt habe. ich weiss nur noch dass ich es irgendwie genossen habe.

es ist richtig schwer depressive gedanken und realität nicht zu vermischen.
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