Positiv-Bericht

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flora80
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Positiv-Bericht

Beitrag von flora80 »

Hallo zusammen!

Ich schreibe eigentlich schon länger nicht mehr im Forum und werde es in Zukunft auch nicht mehr tun. Aber dieses allerletzte Mal muss ich noch schreiben. Weshalb, werdet ihr jetzt erfahren:

Gestern Abend war ich noch sehr spät im Chat, und habe tatsächlich noch jemanden angetroffen dort. Und diese Person fragte mich, weshalb es im Forum keine positiven Berichte von "Geheilten" gäbe. Für sie sehe es so aus, als ob bisher niemand gesund geworden wäre. Sie klagte mir, dass sie sich von dem Gedanken runterziehen lasse, dass es doch keinen Ausweg gebe. Und tatsächlich! Ich finde auch, dass sich das Forum immer und immer wieder im Kreis dreht und Berichte darüber, dass es jemandem wieder gut geht sehr, sehr selten sind. Das war für mich ein Grund, hier nicht mehr zu schreiben und im folgenden wird noch klarer werden, was ich damit meine. Ich berichte jetzt einfach von MIR und dem, was mir geholfen hat, auf einen guten, ja sehr guten Weg zu kommen.

Vor etwa sechs Monaten habe ich endlich erkannt, dass ich wirklich ein Problem habe. Ich war seit Jahren in einem extrem tiefen Loch und konnte absolut nicht da heraus kommen. Mir war klar, dass ich Hilfe brauche und dass wusste ich schon seit Jahren. Nur wusste ich nie, wo ich diese Hilfe bekommen könnte, vor allem, weil ich nicht wollte, dass meine Familie etwas davon mitbekommt und ich noch zu Hause gewohnt habe. Und dann, als ich meine eigene Wohnung hatte, habe ich nie den Mut gefunden und mir eingeredet, dass das "normal" so ist, wie es ist und ich nichts ändern könne. Also, vor sechs Monaten war ich so am Ende, dass ich zum Psychiater gegangen bin und versucht habe, einen Therapieplatz zu finden. Und ich entdeckte das Forum. Hier habe ich zum ersten Mal erfahren, das es Menschen gibt, die sich wirklich dafür interessieren, dass es mir schlecht geht und denen ich nicht damit zur Last falle. Plötzlich gab es Menschen, die mich einfach festhielten, damit ich loslassen konnte, zum allerersten Mal! Und ich begann Kontakte zu knüpfen, die eine vollkommen andere Basis haben, als meine bisherigen Freundschaften. Das war ein erster Schritt! In dieser Zeit habe ich noch nicht erkannt, dass diese Menschen wirklich MICH meinten. Ich habe die Fassade, die ich mein ganzes Leben lang hatte, weiter aufrecht erhalten, weil ich mir nicht im geringsten vorstellen konnte, dass jemand tatsächlich MEIN WESEN toll und sympathisch findet, sondern ich habe immer so gehandelt, wie ich dachte, dass es von mir erwartet wird. Ich habe bei jemandem gesehen, dass diese Person ein ziemlich funktionierendes Lösungskonzept gefunden hat und ich habe versucht, dieses Konzept zu übernehmen. Dabei habe ich übersehen, dass jeder Mensch andere Wege gehen muss, um an's Ziel zu gelangen und dass Wege, die für den einen prima funktionieren, für mich vielleicht völlig ungeeignet sind. Und ich habe imitiert, weil ich ich gemocht werden wollte. Und ich habe manipuliert, weil ich GESEHEN werden wollte. Ich dachte, dass ich mit meiner wirklichen Person völlig unsichtbar bin und dass ich deshalb andere so beeinflussen muss, dass sie auf mich aufmerksam werden. Ich hielt mich für ein NICHTS und war zutiefst einsam. Ich saß in meinem Loch und wusste, dass ich niemals dort hinaus finden würde.
Und dann ist jemand gekommen, und hat mir gesagt, dass er das alles durchschaut hat und dass er sich nicht im geringsten für meine Fassade interessiert, sondern nur und einzig und allein für MICH. Diese Person hat mir mit einer umwerfenden Ehrlichkeit die Augen geöffnet und mir einen sehr kräftigen Tritt in den Hintern verpasst. Die Botschaft war: "Ich liebe dich für das, was du bist und ich hasse dich für das, was du vorgibst zu sein!" Und ich bekam plötzlich eine wahnsinnige Angst, diese Peson zu verlieren, dadurch, dass ich nicht ehrlich bin in dem, was ich tue und sage. Und ich fühlte zum ersten Mal, dass es eine positive Wirkung hat, wenn ich die Fassade fallen lasse. Denn die Fassade ist es, die mich so lange Zeit im Loch festgehalten hat.
Im Grunde genommen ist es so: Ich habe mich im Loch versteckt vor der vermeintlich schlimmen Welt da draußen. Ich war der festen Überzeugung, dass es sicherer ist, im Loch zu verweilen, als sich der Welt zu stellen. Und wenn ich mich stellen musste, dann tat ich eben nicht in "meiner" Person.
Und ich lernte, dass ich ganz alleine es bin, die diese Situation ändern kann. Ich ganz allein muss meine Fassade ablegen und das Risiko eingehen, mich der Welt zu zeigen. Und wenn ikch ein Loch falle, dann habe ich jetzt ein völlig neues Konzept davon. Mein Bild von Depression sieht so aus, dass ich das Loch mit einem elastischen Boden ausstatte. Und wenn ich hinein falle, dann federt es nach unten, aber ich kann sicher sein, dass ich danach wieder, wie bei einem Trampolin, nach oben katpultiert werde. Allerdings muss man dafür etwas tun, es geht nicht von alleine. Und das heißt, dass man, um nach oben zu kommen, hüpfen muss. Mit der zeit lernte ich, wo der Punkt ist, an dem ich abspringen muss, damit sich der Boden des Trampolins nicht unten verhakt und nicht wieder von alleine nach oben federt. Aber die Grundaussage dabei ist:
Keiner kann dich gesund "machen". Du musst es selbst in die Hand nehmen!
Manchmal, wenn der Boden an mehreren Stellen verhakt ist, dann schafft man es nicht alleine, alle Haken zu lösen und man braucht etwas Hilfe. Aber die Hilfe kann nicht darin bestehen, dass jemand anderes die Haken löst, sondern dass man Werkzeug angereicht bekommt, mit dem man es schließlich schaffen kann. Und wenn man dann mutig hinaus geht in die Welt, dann stellt man sich hin und sagt: "Hey, hier bin ICH!!!" Und das Leben baut sich plötzlich nicht mehr auf Lügen auf, sondern auf absoluter Ehrlichkeit. Und so kann ich auch damit leben, wenn mich jemand nicht mag, weil ich an anderer Stelle soooo viel Anerkennung bekommen kann.

Also, ihr müsst mutig sein und euch der Welt zeigen! Ihr müsst selbst die Zügel in die Hand nehmen, anstatt darauf zu warten, dass es auf wundersame Weise plötzlich gut wird! Ihr müsst euch lösen von der Umklammerung der Fassade und euch Halt im wirklichen Leben suchen! Ihr müsst ABSPRINGEN!!!!
Und dass ist es, was ich Forum vermisst habe.
Ich habe vollstes Verständnis dafür, dass man es sich im Loch eine Weile bequem macht. Aber irgendwann muss dann der Punkt kommen, an dem man einsieht, dass es im loch niemals so bequem werden kann, wie draußen, weil man sich damit in eine tiefe Einsamkeit begibt!
Wenn ich jetzt beginne, in ein loch zu rutschen, dann überlege ich direkt, was es mir gutes bringt das zu tun. Und meistens stelle ich fest, dass es vielleicht für ein bestimmtes Problem gut wäre, sich zu verstecken, aber dass es viele, viele andere Dinge gibt, schöne Dinge, die ich damit auch verliere! Wenn man sich Jahrelang im kreis dreht und nicht aus dem loch kommt, dann heißt das für mich nichts anderes, als dass man es eigentlich sehr gemütlich und schön findet in dem Loch. Vielloeicht hört sich das für den einen oder anderen jetzt hart an, aber am Ende ist es wirklich so und genau diese Härte war es, die mich aus dem loch befördert hat. EIN HARTER, KRÄFTIGER TRITT IN DEN HINTERN!!! und es war soooo gut, dass es endlich jemand gewagt hat, mir diesen zu verpassen!
Es war ein langer, sehr langer Weg, aber es hat sich gelohnt, ihn zu gehen!

Und natürlich geht es mir immer noch ab und an schlecht, vor allem, weil ich auch noch mit anderen Dingen zu kämpfen habe. Ich werde noch länger Therapie machen und ich werde auch immer wieder in ein Loch geraten, aber dann werde ich SPRINGEN!!!! Und wieder nach oben kommen und es wird mir gut gehen.
Nur der Gedanke, dass jemand kommen muss und einen aus dem Loch heraus tragen, der hat sich bei mir als grundsätzlich falsch erwiesen!!!!!!

sooo, jetzt habe ich ein Kilometer-Posting geschrieben. Vielleicht erkennt der eine oder andere etwas von sich darin wieder. Vielleicht verteufeln mich jetzt alle, die gerne in ihrem Loch verweilen möchten, vielleicht lieben mich einige dafür, dass ich dieses geschrieben habe.
Das Leben ist hart, aber wir alle sind stark genug, dagegen zu halten!!!!!!!

Dieses war nun wahrscheinlich mein absolut letztes Posting hier und ich verabschiede mich von allen! Und ich wünsche euch, dass ihr den Punkt, an dem ihr springen müsst, findet.

Flora

p.s.: per Mail bin ich zu erreichen und auch öfter im Chat.
winnie
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Re: Positiv-Bericht

Beitrag von winnie »

Und damit, liebe Flora, hast Du genau diese ganzen Klischees bestätigt, die die "nichtdepressive Umwelt" uns stets an den Kopf zu schmeißen pflegt. Laß dich nicht hängen, reiß dich zusammen, gib dir einen Ruck, dir gehört nur mal ein kräftiger Tritt in den Hintern, usw, usf.
Grundsätzlich ist es ja wirklich toll, daß Du für Dich inzwischen so weit Fortschritte gemacht hast, daß Du in der Lage bist, solche "gutgemeinten Tritte" als wirkliche Hilfe zu verstehen, anzunehmen und nutzen zu können. Aber Du solltest Dich auch noch daran erinnern können, daß es in einer tiefen Depression eben nicht GEHT. Daß es herzlich wenig damit zu tun hat, daß man es sich "im Loch bequem macht", sondern daß man nicht raus KANN.

Wie gesagt, ich freue mich für Dich, wenn es Dir wieder besser geht und Du auf dem Weg nach oben bist. Allerdings Überheblichkeit denen gegenüber, die eben noch nicht so weit sind, ist nicht unbedingt angebracht, meinst Du nicht?

Nichts für ungut,
Gruß,
Winnie
minke
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Re: Positiv-Bericht

Beitrag von minke »

Liebe Flora,
na ja, das klingt ja alles ganz einleuchtend, und ich freue mich wirklich, dass es bei Dir so funktioniert. Meinst Du nicht, dass dies aber trotzdem alles sehr einfach dargestellt ist. Auch ich versuche nach einem längeren Klinikaufenthalt ständig aus meinen Löchern zu springen, alte Denkstrukturen und Verhaltensweisen abzulegen und immer wieder vorwärts zu blicken. Trotzdem stürze ich in tiefe Löcher, einfach so, da muß nicht einmal ein Anlaß sein, es geht tiefer und tiefer, ich kann keinen Halt finden. Dann warte ich auch auf Niemanden, der mich da wieder herausholt, es ist gar nicht mehr wichtig, ich bin ein völlig anderes Wesen. Alle guten Vorsätze sind dahin, ich will nichts mehr und fühle auch nichts. Der einzige Vorteil, den ich dann noch sehe im Gegensatz zu früher, ich weiß mit Sicherheit, es geht wieder vorbei, das ist aber nun kein Abspringen, wie Du es nennst. Es geschieht mit Hilfe der Medis und ohne mein direktes Zutun. Glaub mir, ich wäre wirklich sehr glücklich, wenn ich irgendwann nur einfach von selbst diesen beängstigenden Zustand ändern könnte. Du kannst mir auch glauben, ich bin kein willensschwacher Mensch oder jemand, der sehr schnell aufgibt. In meinem Leben habe ich schon vieles durchgekämpft und erreicht. Nun bin ich einfach nur noch traurig, dass mich die Depression immer wieder zu Boden wirft, ohne sie könnte ich ein völlig anderes Leben führen.
Ich nehme Dir Deine Sichtweise nicht übel, Du hast es eben so erlebt, nur läßt sich das eben leider nicht verallgemeinern. Sicher wohl auch, weil es ja verschiedene Arten von Depressionen gibt mit unterschiedlichen Ursachen und Verläufen.
Die erste Zeit, als es mir furchtbar schlecht ging, habe ich auch oft hier gepostet und mir meinen Schmerz von der Seele geschrieben, ich mach das aber schon lange nicht mehr - einfach aus Angst, andere mit in diesen Sog zu ziehen. Meistens schreibe ich, wenn es mir gerade besser geht und ich zu guten Gedanken und Anregungen fähig bin. Trotzdem habe ich hier einen gewissen Halt gefunden, auch weil es eben doch eine Vielzahl positiver Erfahrungsberichte und Hinweise gab.Ich habe auch die Tendenz erkennen können, dass es vielen auch wieder wesentlich besser geht, die nur ab und zu mal reinschauen und kurz über ihren Weg berichten. Das Gefühl hier, mit all diesen Fragen, Problemen, Qualen und Gefühlen nicht allein zu stehen, Leidensgefährten getroffen zu haben, die mich verstehen und auch mal Trost spenden, hat mir von allem am meisten geholfen. Wäre hier zu viel Postitives berichtet worden, ich glaube, ich hätte mich nicht angenommen gefühlt, die gemeinsame Basis hätte gefehlt.
Ich wünsche Dir von Herzen, dass Du weiterhin so gut vorankommst und hier einigen wenigstens einen kleinen Schubs geben konntest.
Alles Liebe
minke
Bolek

Re: Positiv-Bericht

Beitrag von Bolek »

Dunkelheit
Beiträge: 230
Registriert: 8. Apr 2003, 12:21

Re: Positiv-Bericht

Beitrag von Dunkelheit »

Hallo bolek,
diesen Widerspruch habe ich auch entdeckt........
ist es vielleicht "in die eigene Tasche lügen"?
Ich weiß es nicht.....aber mich macht es nachdenklich.
Grüße
Dunkelheit
Faustus
Beiträge: 690
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Positiv-Bericht

Beitrag von Faustus »

Liebe Flora !



Es freut mich zu hoeren, dass Du Deinen Weg hinaus gefunden hast !


Klar, dass Dein Posting auch ein negatives Echo hervorruft. Schliesslich muss jeder seinen Loesungsweg finden, und wenn mans einmal geschafft hat hoeren sich die Methoden rasch so an wie die "guten Ratschlaege", die wir ja alle so kennen. In Wahrheit ist das nur die Oberflaeche. Tief in Deinem Innern haben sich, wahrscheinlich sogar unbewusst, Veraenderungen ergeben die Dir das Leben wieder ertraeglich machen.

Oftmals sind die Methoden, wie man aus der Depression kommt, fuer den Depressiven unerwartet. Dieser will in den Arm genommen werden, sich ausheulen. Aber ab und zu wird er mit ungewohnter Haerte konfrontiert - nach dem was ich bislang durchgemacht habe, gehoert eine gewisse Haerte durchaus zur Therapie.

Freilich, bis man selbst wieder die notwendige Energie besitzt, um aus dem Loch zu springen, empfindet man diese Haerte als ungerechtfertigt.

Ich bin ja kein Therapeut, aber ich denke dass eine individuell auf den Patienten abgestimmte Ambivalenz von Trost und Haerte ein essentieller Motor ist, um die Depression hinter sich zu lassen. Auch denke ich, dass man an verschiedenen Fronten anpacken muss. Medizin alleine lindert nur, Tiefenpsychologie allein erklaert das WARUM, aber gibt keine konkreten Anhaltspunkte zur Heilung. Verhaltenstherapie allein leitet zur Verbesserung der Lebensbedingungen an, bleibt aber ziemlich an der Oberflaeche. Ich denke, es sollte der richtige Mix angewendet werden - zumindest bei mir hilfts. Dazu gehoert auch die Lektuere von Buechern, um sich aus Eigenantrieb (und ich weiss wie schwer das faellt) mit sich selbst zu befassen. Jeglicher Therapeut kann nur anleiten, an sich arbeiten kann man nur selbst. Das ist es, was die Depression so tueckisch macht - man kann sie von aussen nicht messen wie einer koerperliche Krankheit, und auch nicht einfach durch Medikation oder operativen Eingriff heilen ...


Soweit mein Senf,


Faustus
Caroline1
Beiträge: 831
Registriert: 19. Mär 2003, 16:48

Re: Positiv-Bericht

Beitrag von Caroline1 »

Hallo Flora

Ja es freut mich, wenn du schreibst, dass es dir (wieder?) gut geht. Du scheinst ja Wege gefunden zu haben, die für dich richtig waren und sind, und du hast auch bestimmt an dir gearbeitet, um diesen Weg beschreiten zu können. Ich nehme auch an, dass du mit deinem Positivbericht andern hier Mut machen möchtest. Und das find ich auch grundsätzlich gut. Allerdings empfinde ich es nicht so, dass hier im Forum nur Leute schreiben, die sozusagen noch immer nicht wissen, wie es weitergehen soll. Ich habe hier eine ganze Reihe Menschen kennengelernt, die ganz konstruktiv mit der Krankheit umgehen. Dass es aber deshalb keine Rückschläge geben soll, und dass die Verzweiflung nicht doch mal wieder Oberhand nimmt, das glaube ich einfach nicht. Im Gegenteil, ich finde das sogar eine recht gefährliche Illusion.

Weißt du Flora, ich glaube, du hast die letzte Zeit eine sehr wichtige Entwicklung durch gemacht. Aber das GANZE Leben besteht aus einer einzigen Herausforderung, um es mal schlicht zu formulieren. Diese Erkenntnis wächst aber erst im Laufe der Zeit in einem heran, das hat wohl auch etwas mit der ominösen Lebenserfahrung zu tun. Und vor allem muss eine Lösung ( wie zB einen Tritt in den Hintern, um deine Formulierung zu gebrauchen), die zu einem bestimmten Lebensmoment ganz OK sein mag, deshalb nicht die magische Zauberformel für den Rest des Lebens sein.

Depressionen haben so viele verschiedene Gesichter und Ursachen, wie es verschiedene Menschen gibt (zumindest an Depressionen Erkrankte). Und deshalb gibt es für mich auch nicht DIE Lösung, DIE Therapie, DEN Schlüssel. Anregungen kann man sich von aussen holen, ua auch hier im Forum, aber ob ich sie in MEINEM Leben anwenden kann, das kann nur ich alleine entscheiden.

Ich wünsch dir alles Gute auf deinem weiteren Weg, dass er sich möglichst lange so positiv für dich anfühlen mag.

Herzliche Grüße von

Caroline
flora80
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Registriert: 24. Mär 2003, 18:48

Re: Positiv-Bericht

Beitrag von flora80 »

also, ein wirklich allerletztes posting.

ich finde nicht, dass ich mir widerspreche, weil ich ganz klar und deutlich geschrieben habe, dass man natürlich hilfe braucht, aber eben in form des "werkzeugs"..... den rest muss man allein tun.
außerdem hat dieses posting nicht das geringste mit arroganz zu tun, dass könnt ihr mir glauben. ich weiß sehr gut, wie es sich anfühlt, im loch zu sein und ich weiß auch, dass man dann oft glaubt, nicht heraus zu können. und dass ich diesen gedanken nun nicht mehr zulasse hat schlicht und ergreifend etwas mit realitätsüberprüfung zu tun. ich bin sicher, dass jede/r von euch irgendwann zu genau der selben erkenntnis gelangt, nur sieht man das eben manchmal nicht. zum thema "härte" hat faustus etwas seeehr sinnvolles geschrieben. danke dafür! ja, genau DARUM geht es.
ich werde jetzt nicht mehr antworten auf beiträge im forum, aber wenn jemand mag, dann kann er sich gerne mit mir per mail in verbindung setzen. ich diskutiere dann gerne weiter. ansonsten müsst ihr diese diskussion hier nun ohne mich fortführen. es sollte ein gedankenanstoß sein und das war es ja offensichtlich auch. ich wünsche allen, dass sie ihren weg finden.

grüße,

flora

p.s.: mailadresse steht im profil
susan
Beiträge: 2551
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Positiv-Bericht

Beitrag von susan »

Ja, caro, ich stimme dir zu

Wenn es DEN Weg, DIE Medizin gäbe....dann wären wir alle, die wir hier posten, happy und das Forum leer.

Ich schreibe nun schon seit 1 1/2 Jahren hier und kann nicht von mir behaupten, das ich mir's mit meiner Depri bequem mache. So wie ich es jetzt sehe, gehe ich einen Weg, der mich mit Sicherheit! aus der Depri führt. Doch mein Weg scheint ziemlich lang und auch nicht allzu eben zu sein. Das ist SO und ich habe es mir nicht ausgesucht. Wege, die ich einmal gegangen bin, Mittel, die ich probiert habe, alles was mir half, kann mir auf meinem weiteren Weg hilfreich sein und ich bin bei evtl. Abstürzen besser "ausgerüstet" als am Anfang.

Liebe Flora, ich verstehe dein posting auch als "Mutmacher" und ich freue mich, das du einen Weg gefunden hast. Ich wünsche dir sehr, das es dir auch weiterhin gut damit geht.

Lieber Gruß
Susan


Chi
Beiträge: 65
Registriert: 13. Apr 2003, 18:12

Re: Positiv-Bericht

Beitrag von Chi »

Hallo Flora (vielleicht liest du ja noch?) und alle anderen,

ich glaube ein wichtiger Unterschied zwischen dem, was Flora als erstes beschrieb als "in den Hintern treten" und dem "Generalisierter Ratschlag: Tritt-in-den-Hintern hilft" ist:
Flora schreibt, ihr hat jemand klartext gesagt, lass die Fassade und sei ehrlich und du selbst! Ich/wir lieben / mögen dich mit deinem wahren selbst, und du bist hier angenommen.
Für sie war das in dem moment offenbar der grade da sehr hilfreiche "tritt in den hintern".
Gleichzeitig wurde ihr damit - so lese ich das in ihrem Bericht - auch ein "Netz aufgespannt", eine weiche Matratze untergeschoben, eine Hand ausgestreckt, wie auch immer man das ausdrücken mag. Halt und Hilfe geboten!
In der Kombination, so denke ich, kann eine Klartext-Aufforderung, sich was zu trauen, sicher sehr hilfreich sein.

Flora, ich freue mich, wenn du deine Fassade hinter dir lassen konntest, und jetzt aus Löchern leichter wieder raus kommst!

Allerdings denke ich auch, dass oft Fassaden, Panzer, etc. wichtige Schutzmechanismen sind, die man vielleicht auch dringend braucht - und zwar genau so lange, bis man gelernt hat, sich auf anderen wegen weniger verletzlich zu machen. Frisch gewachsene Haut ist sehr verletzlich, und braucht eine Zeit zum kräftiger werden. Irgendwann kommt dann aber hoffentlich auch die Zeit, wo man dann aus diesem Zustand auch wieder weitergehen kann, und die Fassade (zumindest AUCH / da wo angebracht) ablegen KANN.

Es gibt schon auch andere, sehr positive Beiträge, in diesem Forum, wenn sie auch nicht alle diese Überschrift tragen, sondern sich oft zwischen anderen in threads "versteckt halten"
Ich hab auch schon mal überlegt, ob nicht eine weitere "Forums-Kategorie", für "Positive Berichte", sinnvoll wäre. Habe dann aber auch für mich festgestellt, dass grade das "zufällig", zwischen lauter schmerz und leid, auf Hoffnungsfunken treffen, mir selber viel Hoffnung gibt...

Ich finde es überhaupt nicht widersprüchlich, dass man mit eigener Kraft am aus-dem-Loch-rauskommen arbeiten muss, und gleichzeitig dazu eine helfende Hand braucht. Die helfende Hand zaubert ja nicht, dass "alles Leid vorbei ist", sondern reicht einem eben "nur" eine Hand. Das hüpfen muss man selber.

Aber ich denke auch, dass eben jeder sein eigenes Tempo dafür hat oder finden muss. Wer noch nichtmal seine Füsse zum drauf stehen wiederentdeckt hat, wird auf ihnen schwerlich hüpfen können. Und braucht vielleicht eine helfende Hand, die erstmal zeigt, in welcher Richtung eigentlich "oben" liegt? oder wie man seine Füsse wiederfinden kann? Da finde ich es ja schon einen riesenfortschritt, wenn man dann vielleicht schon mal sich auf den Knien aufrichten kann, und in Richtung Rand des Loches schauen. Auch um so etwas erstmal wieder zu erreichen, kann es viel Zeit, Geduld und Energie brauchen. Da würde ich nicht sagen dass da einer "in seinem Loch einfach sitzen bleibt" !!!

Jede/r kann / muss halt seine eigenen Wege finden und in seinem eigenen Tempo gehen...
Wie schön, dass es in diesem Forum hier so viele Anregungen und Denkanstösse gibt!
Danke euch allen!

Liebe Grüsse,
Clara
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