ständig auf der Hut nach verbalen Angriffen/Kränkungen

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Secret
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Registriert: 16. Dez 2010, 16:15

ständig auf der Hut nach verbalen Angriffen/Kränkungen

Beitrag von Secret »

Hallo zusammen,

ich weiss nicht genau wie ich das Gefühl das ich heute habe in Worte fassen soll. Ich bin seit einem halben Jahr wegen ständigen Kränkungen am Arbeitsplatz und häufigen Wechseln arbeitsunfähig geschrieben. Ich komme langsam zur Ruhe, es gibt seit Monaten keinen Chef mehr, der mich mobbt. Doch irgendwie habe ich so ein unbewussten Gefühl nach dem Motto "Ärger du kannst mich nicht anschmieren, ich weiss das du an der nächsten Ecke stehst". So eine sich selbst erfüllende Prophezeihung und die Erwartung, dass es mal wieder passieren müsste das mich jemand "herunterputzt". Oft interpretiere ich dann auch in Situationen etwas herein, ich habe so meine Zweifel ob ich jetzt als Gewohnheitstier das immer Opferrollen übernommen hatte so etwas wie Entzugserscheinungen bekomme. Das ist ja nicht zu fassen, ich kann mich selbst nicht verstehen. Aber vielleicht ist es ja der erste Schritt zur Besserung. Ich wünsche mir nichts sehnlicher als ein neues Leben, das es nicht mehr so wie bisher mit mich gekränkt fühlen, mich gehetzt fühlen weitergeht. Ein Leben in Frieden ohne ständigen inneren Druck/Eindruck man sei nicht erwünscht und die anderen seien gereitzt oder suchen nur nach einem Grund um einen zu kritisieren weil sie ja Spass daran haben könnten. Ich habe so ein diffuses seltsames Gefühl heute, dass die Depression nicht nur von aussen, sondern auch von innen und meinen eigenen Gedanken her kommen könnte. Doch wie will ich diese beeinflussen? Ist das alles nur ein Alptraum aus dem ich erwachen muss?

Habt ihr ähnliche Erfahrungen und Gedanken hierzu?

Secret
LG

Secret
ghm
Beiträge: 1665
Registriert: 25. Dez 2010, 12:38

Re: ständig auf der Hut nach verbalen Angriffen/Kränkungen

Beitrag von ghm »

Hallo Secret,

Deinen Weg musst Du selber finden.

Meiner war die Arbeit mit dem "inneren Kind".

Das ist eine Lebensweise bei der Du in Kommunikation mit Deinen Gefühlen kommen kannst.

Du solltest aber keine Vorurteile gegen Neues haben und auch vor "Selbst"gesprächen keine emotionale Furcht.
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
Lulu_hofft
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Re: ständig auf der Hut nach verbalen Angriffen/Kränkungen

Beitrag von Lulu_hofft »

Hallo Secret.

Ich kann mir vorstellen, was da so in dir arbeitet.

Du sprichst von der sich selbst erfüllenden Prophezeiung. Wenn du das Prinzip derselben verstanden hast ---> könntest du sie an einer Stelle nicht einfach unterbrechen?

Liebe Grüße
-------Ich bin wie ich bin. Die einen kennen mich, die anderen können mich. (Adenauer)-------
jonesy
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Re: ständig auf der Hut nach verbalen Angriffen/Kränkungen

Beitrag von jonesy »

Hallo secret,
hört sich so an, als seist du auf der richtigen Fährte.
Ewig mit geducktem Kopf durch die Gegend laufen macht Nackenschmerzen.
Manchmal hat so oft einen ab bekommen, dass man das Gute gar nicht mehr erwartet. Ich kenne dieses Gefühl auch und es ist schwer, sich daraus zu befreien.
Da liegt noch ein Stück Arbeit vor dir( und vor mir), dir immer wieder zu sagen: Du verdienst es, dass es dir gut geht.
Lass dir Zeit und dich von Rückschlägen nicht entmutigen.
LG v. Pauline
lens
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Registriert: 27. Okt 2009, 18:43

Re: ständig auf der Hut nach verbalen Angriffen/Kränkungen

Beitrag von lens »

Hallo secret,

"und die Erwartung, dass es mal wieder passieren müsste, dass mich jemand "herunterputzt"

Diese Bemerkung hat mich angesprochen. Bei mir ist es ein Drang zur Selbstbeschuldigung/Selbstverurteilung, der sich immer wieder Bahn bricht.
Ich glaube, dass du deinem Muster auf der Spur bist.
Nur, wie kommen wir da raus?.

Allerdings bin ich mir für mich sicher, dass die Depression von innen kommt. Es gibt niemand ausser mir selbst, der mich in diese Zustände versetzt.

Lieben Gruss
Ibis
lens
Beiträge: 132
Registriert: 27. Okt 2009, 18:43

Re: ständig auf der Hut nach verbalen Angriffen/Kränkungen

Beitrag von lens »

Hallo lulu,

klingt gut: die selffullfilling prophecy einfach zu unterbrechen, nur wie geht das?

Etwas in mir ist einfach nicht zu überzeugen, dass ich nicht schuldig bin.

Ibis
Secret
Beiträge: 1424
Registriert: 16. Dez 2010, 16:15

Re: ständig auf der Hut nach verbalen Angriffen/Kränkungen

Beitrag von Secret »

Hallo,

ich war heute vormittag bei meinem Therapeuten und er meinte zu diesem Thema dass man das Problem immer schell gekränkt zu sein mit paradoxer Interaktion behandeln könne. Das heisst man soll die Situation nachspielen, er sagt z.Bsp. etwas und ich sage dazu :"Wenn es Sie nicht interessiert wie es mir geht und ich so unwichtig bin kann ich ja gleich gehen" oder so etwa. Hat jemand schon einmal etwas davon gehört, habe gegoogelt, aber nichts konkretes gefunden, nur im Zusammenhang mit Lob und Tadel zwischen Schülern und Lehrern, passte also nicht so ganz auf Depressionen und Umgang mit Mitmenschen.

Also es solle helfen wenn man die Situation wegen etwas gekränkt zu sein übertreibt.

Ich habe das ganze noch nicht ganz verstanden, laut Therapeut flüchte ich vor Gefühlen und theoretisiere vieles, um Abstand davon zu nehmen. Entweder habe ich dadurch zu viel Gefühle und leide oder gar keine und bin wenig lebhaft.

Secret
LG

Secret
Antiope
Beiträge: 1695
Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: ständig auf der Hut nach verbalen Angriffen/Kränkungen

Beitrag von Antiope »

Hallo Secret,

ich kann Deine Situation sehr gut nachempfinden. Vor vielen Jahren bin ich auch über lange Zeit gemobbt worden.

In dieser bösen Zeit hast Du "gelernt", dass immer irgendwann etwas kommt - aus irgendeiner Ecke, unbedacht, unbeobachtet. Genau diese Unsicherheit ist ein Merkmal des Mobbings. Das Auf-der-Hut-sein ist keine Verleugnung, kein Ausweichen - nein, es ist eine Folge des Psychoterrors.

Du musstest lernen, Dich vor dem Terror zu schützen, Dich irgendwie vorzubereiten.
Es ist ganz "normal", dass man irgendwann "seltsam" wird bei Mobbing. Das ist nicht Deine Schuld oder Dein Charakter. Das sind böse Erfahrungen, die Dich so sehr gebogen haben.

Ja, es kann sein, dass Du von Haus aus jemand mit "dünner Haut" bist. Ganz sicher jedoch nach diesem Psychoterror.

Eigentlich wäre doch auch wichtig herauszufinden, was Du kannst, was Dir Freude oder Spass macht. Was hast Du auf der Arbeit gut gemacht - nein, nicht, was Dein Chef gemeint hat, sondern was Du *im Rahmen Deiner Möglichkeiten* gut gemacht hast.

Du bist nicht nur das Opfer von Mobbing, sondern auch die Person daneben. Kannst Du sie wieder etwas näher kennenlernen?

Ev. kannst Du Dich sogar an eine Beratungsstelle für Mobbing (IG Metall u.a.) wenden, die Dir helfen, das Geschehene als Prozess einzuordnen.

Hast Du Dich schon mal mit Hans Leymanns Buch zum Mobbing auseinander gesetzt?
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