das gefühl sich immer entschuldigen zu müssen

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Mafine
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das gefühl sich immer entschuldigen zu müssen

Beitrag von Mafine »

Hallo,

wisst ihr ich habe irgendwie immer das Gefühl mich bei allen für meinen Zustand zu entschuldigen, aber weiß garnicht wie und warum überhaupt.

Wenn meine Freundinnen mich versuchen anzurufen und ich mag nicht reden dann sag ich hinterher immer "tut mir leid, aber mir war nicht so", wenn ea mit meinem Partener schlecht lief, dann sag ich dann auch immer "tut mir leid, aber ....."

Macht ihr das auch??

Wie mach ich es denn aber richtig???
heikeg
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Re: das gefühl sich immer entschuldigen zu müssen

Beitrag von heikeg »

Hallo Mafine,

ein Symptom der Depression ist das Schuldgefühl, ich kenne es ebenfalls, man fühlt sich schuldig und glaubt, den Anderen eher zu Last zu fallen.

Hm, was ist richtig? Ich denke, richtig ist es, wenn ich selbst weiß, dass es ein Symptom der Krankheit ist, die mein Verhalten so ändert. Ich kann dann im Moment nicht anders. Einfach den Knopf der Schuldgefühle abzustellen in der Depression, das habe ich auch noch nie hinbekommen. Nur die Hoffnung, dass die Therapie, Medis + Psychotherapie irgendwann greifen wird.

Viele Grüße Heike
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unipolar depressiv seit 2002
Miezekatze
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Re: das gefühl sich immer entschuldigen zu müssen

Beitrag von Miezekatze »

Hallo. Mafine,

ich kenn das Gefühl auch so gut. Bei jedem der mit einem sprechen will, versuch ich mich zu entschuldigen oder geb mir Mühe zu erklären, wie es mir geht. Eigentlich totaler Quatsch- es ist unsere Krankheit. Jeder der den Arm in der Schlinge trägt, sieht man sein "Gebrechen" an und bei uns?
Ich sag dann meist gar nichts und ziehe mich in mein Schneckenhaus zurück oder fange an zu malen. Wer mich von früher kennt, weiß dann dass es mir nicht gut geht. Die es nicht begriffen haben, braucht man nicht als Freunde zu bezeichnen. Mit meiner Therapeutin haben wir für mich Sätze vorbereitet, die ich mir in solchen Situationen innerlich sage, damit ich nicht in irgendeine Erklärungsnot komme oder gleich heulen muss.
Vertrau auf Therapie und Medis. Ich will die Hoffnung auch nicht aufgeben. Es muss doch mal besser werden.
Schöne Grüße
Seneca
kormoran
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Re: das gefühl sich immer entschuldigen zu müssen

Beitrag von kormoran »

hallo mafine,

ich kenne das von mir schon auch, das mit dem entschuldigen. ich musste für mich dahinter auch noch ein anderes muster erkennen als nur die offensichtlichen schuldgefühle.

manchmal habe ich eigentlich gewollt, dass mir das gegenüber bestätigt, dass eh alles in ordnung ist.
eigentlich war das thema bei mir oft, dass ich meiner selbst total unsicher bin, mich selbst nicht annehme und gerne bestätigung und orientierung wollte, wie ich sein muss, um in ordnung zu sein.
meistens kommt auf diese (überwiegend überflüssigen) entschuldigungen auch tatsächlich beschwichtigende antworten, dass es keinen grund gibt.

das erleichtert nicht so richtig, es wächst nur innerlich die neuerliche befürchtung, den anderen gerade mit diesem verhalten auf die nerven zu gehen.

und wenn mal eine ehrlich negative rückmeldung kam, war das auch wieder schwer zu packen .

vielleicht ist an diesem muster auch für dich was dran. das ist zunächst ziemlich unangenehm - aber der weg zur selbstannahme, sich selbst spüren zu können und sich selbst zustimmen zu können (und das, was man nicht gut findet, einfach zu ändern), kann auch ein stück des weges aus der depression sein.

liebe grüße
kormoranin
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Mafine
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Re: das gefühl sich immer entschuldigen zu müssen

Beitrag von Mafine »

Hallo kormoranin,

vielleicht hast du sogar recht.

Ich weiß nicht welches verhalten wirklich richtig ist, da ich immer versucht habe es so zu tun damit ich es anderen recht mache und komme da nicht davon los, obwohl ich denke, dass da sicher auch ein problem ist.

Ich habe keine Selbstachtung, keine Liebe für mich selber, und versuche aber mich dafür bei den Menschen zu entschuldigen, weil ich denke sie haben es nicht verdient.....
xxxKatiexxx
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Re: das gefühl sich immer entschuldigen zu müssen

Beitrag von xxxKatiexxx »

Rntschuldige, wenn ich so frage, aber was sind denn das so für Sätze, mit denen du verhinderst in Erklärungsnot zu kommen, bzw. zu heulen. Das Problem kenne ich nämlich auch. Wenn du nicht möchtest, musst du das natürlich nicht beantworten, dann frage ich meine Therapeutin, aber ich finde das wirklich interessant und bestimmt auch hilfreich.
kormoran
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Re: das gefühl sich immer entschuldigen zu müssen

Beitrag von kormoran »

hallo mafine,

ich fürchte, die meisten menschen empfinden das eher als unsympathisch. damit macht man ja auch erst recht auf (vermeintliche) mängel aufmerksam, fordert gewissermaßen aufmerksamkeit.
das andere extrem ist freilich, wenn jemand so ein übersteigertes selbstwertegefühl hat, wenn einem völlig egal ist, wie es den anderen mit dem eigenen verhalten geht.
aber dazwischen gibt es etwas, das ich für sehr erstrebenswert halte: sich selbst annehmen, in sich ruhen, sich eigene fehler auch verzeihen können; und in der folge auch anderen offen und tolerant begegnen zu können.

das mit der selbstakzeptanz ist echt ein wichtiges ziel, wenn auch nicht leicht und schnell erreichbar.
ein therapiethema!

liebe grüße und viel erfolg
kormoranin
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lt.cable
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Re: das gefühl sich immer entschuldigen zu müssen

Beitrag von lt.cable »

Hallo Mafine!

Es gibt in der Regel gar keinen Grund für irgendwelche Entschuldigungsversuche von deiner Seite. Versuch doch einfach mal, diesen Teil der jeweiligen Kommunikation mit anderen bewusst wegzulassen.
Beim letzten Klinikaufenthalt hatten wir auch eine Mitpatienten, die ständig dafür um Entschuldigung gebeten hat, dass sie - nur ihrer verzerrten Wahrnehmung nach - stört. In diesem Fall (ich würde hier ohnehin nicht mehr auf Depression allein tippen) wurde das immer schlimmer und irgendwann ging es den restlichen Depressiven oder Burn-out'lern und selbst manchem Psychotiker langsam auf den Zeiger. Auch Angehörige und Freunde wird das bei entsprechender Häufung bzw. Regelmäßigkeit sicher auf eine harte Probe stellen.

Es grüßt
lt.cable
Ein Nilpferd wollte zum Ballett
als schönster aller Schwäne.
Nur war es fürs Ballett zu fett.
So scheitern viele Pläne.
- Charles Lewinsky
Herbstblume
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Re: das gefühl sich immer entschuldigen zu müssen

Beitrag von Herbstblume »

Hallo, Mafine, das kenne ich auch, mich immer entschuldigen zu müssen dafür, wie ich mich gerade fühle,am meisten dann, wenn ich eigentlich echt Ruhe brauche und keine Kraft habe, etwas zu tun. Nehme ich mich selbst nicht ernst genug? Bin ich faul, wenn ich nicht die Energie aufbringe, die meine jeweilige Umwelt von mir erwartet? Warum fühle ich mich mit gebrochenem Arm nicht schuldig? Weil jeder nachvollziehen kann, was los ist.Meine Kollegin sagte im Herbst letzten Jahres, dass ich unkollegial bin, nur weil ich nicht mehr kann und krankgeschrieben bin.Dabei nimmt sie selbst Antidepressiva.So muss ich oft gegen Schuldgefühle kämpfen, und weiss oft nicht, ist es echte Schuld oder nicht.Bin noch nicht zuende mit dieser Frage.LG Herbstblume
Secret
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Registriert: 16. Dez 2010, 16:15

Re: das gefühl sich immer entschuldigen zu müssen

Beitrag von Secret »

Hallo Mafine,
Hallo Forianer,

ja, das Gefühl kenne ich auch. Meist macht mich die Erwartungshaltung meiner Umwelt traurig und verletzt, ich denke mir: "man kann doch nicht einfach immer nur funktionieren, ich bin ein Mensch und keine Maschine".

Viele viele Jahre habe ich mir selber nicht eingestanden dass ich Depressiv bin, es nur auf meine Kindheit und die Umwelt bezogen. Es war für mich so, dass ich selber mal eine Kollegin hatte, die wegen Depressionen mehrere Wochen auf der Arbeit ausgefallen ist, da ihr Kind gestorben war. Eine andere Kollegin erklärte mir, dass nun das zweite Kind aggressiv zu ihr sei, weil sie den ganzen Tag nur passiv und antriebslos dazitze. So kam ich zu einem falschen Bild, heute weiss ich dass es viele verschiedene Facetten dieser Krankheit gibt. Ich bin eher nervös, hektisch, komme innerlich nicht zur Ruhe und habe zu Hohe Anforderungen an mich selbst.

Es ist für mich befreiend, dass ich heute zu meiner Krankheit stehe. Meine Kinder wissen bescheid und meinen Mann machen ich auch kein mechaniches Funktionieren mehr vor. Ich werde erstmalig in eine Tagesklinik gehen, wenn es sein muss auch stationär. Gestern hat die Krankenkasse angerufen.

Ich muss wohl auch leider sagen, dass ich gar keine Freunde/innen habe und nicht in der Erklärungsnot mit keine Lust auf Telefonate komme.

Aber ich bin gerade in Erklärungsnot einer anderen Mutter gegenüber, mein Sohn kann auf dem Schulweg bei ihr und seinem Freund vorbeilaufen, wenn ich demnächst früh um 7.00 Uhr das Haus verlassen muss um die Tagesklinik aufzusuchen. Sie fragte mich was ich denn habe, da habe ich gar nicht geantwortet. Ich kann das nicht einfach irgendeine gesellschaftlich anerkannte Krankheit, die organisch ist zu erfinden.

Secret
LG

Secret
Mafine
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Registriert: 7. Mär 2011, 14:15

Re: das gefühl sich immer entschuldigen zu müssen

Beitrag von Mafine »

hallo Secret,

aber das ist doch das nächste Problem, die scham zu seiner Krankheit zu stehen.

Mit geht es auch oft so, wenn mich jemand fragst mensch du gehst garnicht mehr arbeiten, dich sieht man GARNICHT MEHR; was ist denn los.??

Ich versuche auch zu sagen "ich bin krank".

Aber ist das richtig so??? Wieso kann man denn nicht einfach sagen "ich habe psychische Probleme bzw. Depressionen, warum ist das denn immernoch so verwerflich???

Weil man als schwach, charakterlos, unfähig, unstabil, nervig, eine Last für die gesamte Umwelt ist.

Aber warum, wir tun doch nicht wirklich jemanden was?? oder Doch????
wennfrid
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Registriert: 15. Feb 2010, 08:01

Re: das gefühl sich immer entschuldigen zu müssen

Beitrag von wennfrid »

Hi Mafine
Schuldgefühle sind ein Symptom der Depression. Das verzerrte Denken löst dieses Schuldgefühl aus. Zusätzlich hat der depressive Angst vor dem "nein" sagen. Er vermutet hinter diesem Schritt eine Art Liebesentzug oder der Andere werde sich rächen. "Nein" sagen, ohne Begründung, nur weil ich es so will. Sonst bin ich irgendwann in einer Situation, die ich nie wollte. Sehr oft ist dadurch eine Respektsteigerung zu beobachten. Ein wichtiger Schritt gegen die Depression. (Auch wenn sich manchmal Widerstand einstellt.)
Viel Kraft und Energie

Fridolin
Secret
Beiträge: 1401
Registriert: 16. Dez 2010, 16:15

Re: das gefühl sich immer entschuldigen zu müssen

Beitrag von Secret »

Hallo Mafine,

ich stehe im engeren Familienkreis mittlerweile zu meiner Krankheit. Da meine Mutter mir das damals als ich Kind und Teenager war nie sagte, dass sie depressiv ist habe ich auch weniger Verständnis als Tochter aufgebracht. Deshalb habe ich es den Kindern gesagt und auch damit ich mit ihnen über Traurigkeit reden kann, vorbeugend weil ich mir auch Sorgen um sie mache, dass sie das erben könnten.

In der Nachbarschaft gelte ich zur Zeit als arbeitslos, so genau wissen die Leute nicht ob ich Bezüge vom Arbeitsamt oder Krankengeld bekomme.

Warum es so schwer für die anderen Menschen ist diese Krankheit zu akzeptieren? Also ich habe meinen Kindern gesagt sie sollten nicht in der Klasse erzählen das ich depressiv bin, denn die meisten Menschen haben so wenig Ahnung davon dass sie das mit einer geistigen Behinderun verwechseln könnten. Manchmal sage ich aber auch ich habe ein Burn-out wegen meines letzen Jobs der fast Vollzeit war und um Haushalt und Kinder habe ich mich auch alleine gekümmert. Die Grenzen zwischen einem Burn-Out und der Depression sind in meinem Falle der Überforderung auch nicht ganz klar und Burn-Out denke ich wird von der Gesellschaft heutzutage wegen des ständigen Leistungsdrucks im Arbeitsleben auch mehr akzeptiert.

Secret
LG

Secret
paco
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Registriert: 19. Jan 2011, 11:06

Re: das gefühl sich immer entschuldigen zu müssen

Beitrag von paco »

klar mafine,
schuldgefühle und geringes selbstwertgefühl sind doch symptome der depri.
ich bin eigentlich froh, dass nur wenige leute von meiner depri wissen. wenn's mir schlecht geht, meide ich kontakt (auch wenn das vllt garnicht gut ist), auf alle fälle erlaube ich mir, mich begrenzt "sonderbar" zu verhalten, z.b. wortkarg. das kann aber auch nur schlechte laune sein, die jeder mal hat. auch "normale" sind nicht jeden tag gleich gut drauf.
auf keinen fall versuche ich andere permanent anzujammern.
du bist wie du bist. steh dazu. aber sieh zu, dass andere nicht unter dir leiden.
es gibt für jede/n einen ausweg aus der depri. jede/r muss ihre/seinen nur finden.
viel erfolg beim suchen + lieben gruß
paco
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