Diagnose Klassische Depression

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Karin38
Beiträge: 10
Registriert: 15. Mär 2011, 11:56

Diagnose Klassische Depression

Beitrag von Karin38 »

Hallo,
ich bin neu in diesem Forum. Es wurde bei mir vor 20 Tagen eine "klassische" Depression diagnostiziert. Es war mein erster Besuch bei einem Psychiater und ich war so durch den Wind, dass ich in diesem ca. 10 minütigen Gespräch über meine Situation nur mit tränenerstickter Stimme sprechen konnte. Normalerweise habe ich mich recht gut im Griff (das hat auch der Arzt gesagt, in dem er auf meine perfekte Fassade hingewiesen hat), aber bei diesem Termin brachen alle Dämme. Er hat mir auch AD verschrieben, die ich sehr gut vertrage. Ich kann endlich wieder schlafen und nach den ersten paar Tagen mit "Watte im Kopf" kann ich meinen Alltag so weit ganz gut bewältigen.
Nächste Woche hab ich den ersten Termin bei dem Psychotherapeuten.
Ich schätze mal, das ich schon länger Probleme mit mir selber habe, diese aber immer hintenangestellt habe, da alles andere, Familie, Job, Mann wichtiger war, als ich.
Auch ist es meine erste "offizielle" Depression.
Könnt Ihr mir bitte etwas helfen, ob es bei Euch auch so eine erschütternde Diagnose war?
Vielen Dank für Eur Feedback!
Karin
Denker
Beiträge: 645
Registriert: 11. Apr 2005, 13:55

Re: Diagnose Klassische Depression

Beitrag von Denker »

Hallo Karin,
ganz klar: die Diagnose schockt erst einmal. Aber du hast alles richtig gemacht und doch auch schon viel erreicht. Ein gut verträgliches Medikament gefunden, was hilft, schon jetzt einen Termin bei einem Therapeuten...

Ich bin meiner Depression heute dankbar, denn ich habe dadurch sehr vieles in meinem Leben geändert und habe heute viel mehr Lebensqualität. Vielleicht kannst du die Depression nicht als einen Fluch sehen, sondern als eine Botschaft deines Körpers an dich. Was könnte das wohl für eine Botschaft sein?

Liebe Grüße
Denker
Karin38
Beiträge: 10
Registriert: 15. Mär 2011, 11:56

Re: Diagnose Klassische Depression

Beitrag von Karin38 »

Hallo Denker,
vielen Dank für Deine Antwort. Ich hatte letztes Jahr ein physisches Problem und eine kleine OP dazu. Leider habe ich danach keine Pause gemacht, sondern war 3 Tage später schon wieder in der Arbeit. Das ganze hat sich entzündet und ich war 8 Wochen auf Penizillin. Da ich bei meinem Mann in der Firma arbeite, habe ich nicht zuhause im Bett gelegen, sondern immer (wenigstens in Teilzeit) gearbeitet. Also hab ich die Nachwirkungen der "kleinen OP" fast ein halbes Jahr gemerkt.
Ich war der Meinung, alle anderen müssten Rücksicht auf mich nehmen und hab nicht auf meinen Körper gehört. So scheint in diesem Jahr meine Seele aufzuschreien und ich muss endlich besser auf mich aufpassen.
Das ist ein schwerer Schritt, denn ich möchte nicht egosistisch wirken.
Dazu kommt, das ich seit 10/10 auf Jobsuche bin, denn in der Firma lief es schlecht und dann bin ich aufs Arbeitsamt. Das ist nicht so mein Ding und hat mich noch mehr runtergezogen.
Jetzt hoffe ich, dass ich in meinem Zustand eine neue Stelle finde und in einer neuen Firma gut zurecht komme. Denn bei meinem Mann möchte ich nicht mehr arbeiten, er verlangt zu viel von mir (er sieht das natürlich anders).
Viele Grüße Karin
Rosenkranz
Beiträge: 591
Registriert: 19. Feb 2010, 21:19
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Re: Diagnose Klassische Depression

Beitrag von Rosenkranz »

Hallo Karin

Die Diagnose Depression habe ich schon sehr früh bekommen, war damals erst 17, verstanden was es wirklich heißt depressiv zu sein habe ich aber erst Jahre später. Bei mir ist es eine immerwiederkehrende Depression, die ich wahrscheinlich schon mit in die Wiege gelegt bekommen habe.

Trotz Depression habe ich bei dir das Gefühl, das du sehr stark bist. Du hast für dich schon eine Entscheidung getroffen in Bezug auf die Arbeit, das finde ich toll, ich glaube das ich auch ein wichtiger Schritt in deine eigene unabhängigkeit. Auch wenn du bei deinen Mann gearbeitest hast und mit zum Lebensunterhalt beigetragen hast, ist das nicht dasselbe. Für deinen Mann ist das wahrscheinlich alles selbstverständlich geworden, auch wenn es über das normale Maß hinaus ging, wenn ich dich richtig verstanden habe und dann wird man blind, will den Erwartungen entsprechen, das gleiche gilt meist zu Hause auch und ebenfalls bei den Kindern.

Du hast aber die Probleme schon recht gut erkannt und was ich sehr positiv finde, du gehtst sie rigoros an, ohne Zeit zu verlieren, es wird zwar sicher auch kein einfacher Weg, aber bei dir bin ich sehr optimistisch das du wieder völlig gesund wirst und du hast es schon selber sehr gut gesagt, Achtsamkeit.

Liebe grüße Rosalie
Karin38
Beiträge: 10
Registriert: 15. Mär 2011, 11:56

Re: Diagnose Klassische Depression

Beitrag von Karin38 »

Hallo Rosalie,
vielen Dank! Ich stelle es mir schlimm vor, schon seit seinem 17. Lebensjahr gegen Depressionen zu kämpfen. Manchmal glaube ich, dass ich "das" auch schon öfter hatte, hab es aber übergangen oder versucht zu überspielen und mich selber nicht mehr richtig angeschaut und wahrgenommen.
Das ich immer die Starke sein muss, hat mir meine Mutter schon eingetrichtert, denn Schwäche gilt nicht, man hat seine Dinge zu erledigen und nicht zu jammern. Das zieht sich durch mein Leben wie ein roter Faden.
Am Mittwoch hab ich ein Vorstellungsgespräch in einer tollen Firma, ich wünsche mir, das es klappt. Mein Mann unterstützt mich gerade in alle Richtungen, das kenne ich nicht an ihn, ich freue mich darüber und nehme es an, ohne darüber zu grübeln, ob er es wirklich so meint oder nicht.
Im Moment blicke ich zuversichtlich auf mein Leben, auch wenn mich die Kopfpillen schon 3 kg im Plus gekostet haben (und ich bin eh nicht die Dünnste), aber auch das wird irgendwann wieder besser.
Man kann ja nicht alles auf einmal haben.
Ich wünsche Euch allen ein wunderschönes Wochenende!
Grüße Karin
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