Mein inneres Kind - Eine Geschichte der Anpassung und Verleugnung des Selbst
Verfasst: 10. Mär 2011, 19:53
diese meine geschichte begann als antwort an antiope an anderer stelle, wurde dann mehr und mehr die geschichte meines inneren kindes und langsam aber sicher eine billanz-ziehung der erwachsenen kiwi - die ihr dabei helfen und sie daran erinnern soll, zu sich selbst zu stehen und auf sich zu achten.
die kleine kiwi wuchs auf dem land und in der natur auf. sie war ständig in wald und flur unterwegs - und ständig dreckig sie liebte pferde, saß mit 5 zum ersten mal auf einem pony und erlebte in den folgenden 10 jahren "das glück der erde auf dem rücken der pferde".
die pupertät machte ihr dann ganz schön zu schaffen. auch das jungs pferdenärrinnen eher blöd fanden und alle anderen sie deswegen ebenso belächelten. als sie diesen druck nicht mehr aushielt, verkaufte kiwi zum ersten mal in ihrem leben ihre seele: sie versuchte sich anzupassen und zu integrieren - bei jenen menschen, die nicht so sind wie sie selbst ist und nicht jene werte mit ihr teilen, die ihr wichtig sind und am herzen liegen. aber sie brauchte diese druck-entlastung und diesen selbstgemachten - und leider selbst verratenden - schutz, nicht auch noch in der schule zu große probleme zu haben. denn zuhause stritten ihre eltern immer mehr.
kiwi wollte ursprünglich auch pferdewirtin werden. ihre mutter machte sich jedoch sorgen darüber: die ausbildungsstätten hierfür sind weiter weg und auch die frage, ob man mit dieser ausbildung danach eine stelle findet, sorgte kiwis mutter. verboten hat sie es ihrer tochter nicht, aber kiwi konnte sich von den gedanken ihrer mutter auch nicht gänzlich frei machen. dazu kam ja auch, dass kiwi bereits angefangen hatte, weniger bei den pferden zu sein, weil sie mit blick auf die schule und andere jugendliche auch gerne "normal" sein, anerkannt und gemocht werden wollte.
also verkaufte kiwi zum zweiten mal in ihrem leben ihre seele: und wurde keine pferdewirtin. sie wurde dekorateurin, weil dies bei einem test im arbeitsamt als zu ihr passender beruf heraus kam. dass bei diesem test nicht pferdewirtin heraus kam, zeigt wohl wie weit kiwis anpassungsmechanismen sich zum zeitpunkt des tests bereits ausgeprägt hatten.
die ausbildung fand kiwi trotzdem ganz gut. sie dachte ja auch nicht mehr an ihren ursprünglichen traumberuf. und es tat ihr gut, an diesem neuen ort in der stadt von anfang an irgendwie anerkannter zu sein - anders als zuhause im dorf, wo sie noch wohnte und komplett anders als es zuvor in der realschule war. die anpassung in der realschule hatte ja auch nicht wirklich geklappt. niemand hatte der ex-pferdenärrin so wirklich abgekauft, dass sie nun genauso war wie die "coolen von der schule". auch wenn sie die selben marken-klamotten trug und angefangen hatte zu rauchen, wie alle anderen "coolen" (und keine "wendy" mehr im schulflur las).
weil diese anpassung nicht wirklich geklappt hatte, war kiwi bereits ein zwei jahre vor der ausbildung eine art punk geworden. heute weiß kiwi, dass es ein pseudo-punk-dasein war - und in erster linie dem eigenen schutz diente. sie fühlte sich aber auch wohler in dieser punk-welt und in ihrer punk-rolle, als zuvor in der auf der schule anerkannten coolen-welt mit ihren marken-klamotten, etc. als punk musste sie nun nicht mehr all ihr geld für marken-klamotten ausgeben. hat ja eh nix gebracht. nun konnte kiwi die billigsten klamotten der welt anziehen - gebraucht war eh besser als neu - und man durfte sogar löcher in die klamotten schneiden
in dem punk-hippie-alles-mögliche-schuppen im dorf, wurde man auch nicht dafür ausgelacht, wenn man sich für umweltschutz einsetzte oder weil man vegetarier war. in der schule war kiwi dafür immer ausgelacht und belächelt worden. dabei beschäftigten sie diese themen schon länger. in der alternativen szene fühlte kiwi sich dann endlich verstanden und unterstützt, ihre werte zu vertreten. durch diesen rückhalt gestärkt, traute sie sich dies dann auch in der schule. ein punk-mädel, dass in diesen schuppen geht, wo lauter ältere sind, wurde auf der schule dann auch nicht mehr ausgelacht. sie gehörte zwar auch nicht dazu, aber man hatte respekt vor ihr (bzw. vor ihrem aussehen und ihrer szenen-zugehörigkeit).
all dies brauchte die kleine kiwi, um sich beschützt zu fühlen. und nun hätte sie sich auch wieder mehr den pferden zuwenden können. aber vermutlich hatte kiwi angst, dass es dann wieder wie vorher werden würde. und dieses gefühl der anerkennung oder des respekts - anstatt abgelehnt und ausgelacht bzw. belächelt zu werden - wollte kiwi auf gar keinen fall verlieren.
also machte sie in den darauf folgenden jahren genau so weiter. eine anpassung nach der anderen. im ausbildungsbetrieb trug man eher ordentliche kleidung? also gab kiwi irgendwann ihr punk-dasein doch auf und wurde schick. der erste freund mochte techno? also wurde sie ein techno-girl. als kiwi das dekorateurin-sein geistig nicht mehr anregend genug fand, traf sie zwar die richtige entscheidung etwas neues machen zu wollen. aber als sie dann zufällig in die boomende new economie branche hinein kam, wieder das selbe: alle arbeiten wie die bekloppten? also macht kiwi das auch. alle finden den lohn des schnellen aufstiegs, der großen coolen karriere, business flüge nach london und verantwortungsvolle aufgaben, in denen 20jährige kiwis 180.000-DM-druckaufträge komplett eigenverantwortlich unterschreiben dürfen als ausreichende bezahlung für 12-14 stunden tägliches arbeiten? dann findet kiwi das natürlich auch.
alle männer zwischen dem ersten freund und dem jetzigen wollten nur körperliches? dann macht kiwi auch das mit, obwohl sie sich etwas anderes wünscht.
kiwi wusste einfach nicht, welchen preis all das haben würde: nämlich, dass sie sich mehr und mehr von sich selbst entfernte. und dass genau dies dazu führen würde, dass sie sich immer schlechter fühlt, ihr körper irgendwann rebellieren würde (psychosomatische schmerzen) - und weil sie selbst DANN noch nicht verstand, was ihre zutiefst verschüttete seele ihr über ihren körper versucht mitzuteilen: kam der komplett-ausbruch der depression als endgültiger aufschrei meiner seele... dass sie sich tot fühlt, dass sie so nicht mehr weiter machen kann... dass ich sie beachten und wieder beleben muss... und endlich MEIN leben leben muss, damit es ihr und mir endlich wieder - oder erstmals in meinem ganzen leben - gut gehen kann. wirklich gut. innerlich. und nicht nur nach außen.
meine erste diagnose, als vor 12 jahren die schmerzen kamen (während der new economie sache) und ich meine erste psychotherapie machte, lautete: anpassungs-störung bzw. resozialisierungs-störung. das finde ich bei meiner biografie äußerst faszinierend - um es mal höflich auszudrücken. die lösung wurde also darin gesehen, mich therapeutisch dabei zu unterstützen, mich (wieder) anpassen und integrieren zu können. aha.
ich halte psychotherapie für absolut sinnvoll, hilfreich und wichtig. aber: gott sei dank hat sich in den letzten jahren auch hier so einiges getan. allerdings: nicht überall und nicht bei jedem therapeuten. meiner meinung nach wird in den klassischen psychotherapie-ansätzen noch viel zu selten auf den aspekt der eigenen werte, bedürfnisse und charakter-eigenschaften des patienten wert (!) gelegt. was natürlich auch damit zusammen hängt, dass therapien teuer sind und von trägern bezahlt werden, deren interesse auch darauf liegen muss, dass patienten (wieder) arbeiten können. dafür habe ich auch verständnis. und habe ja auch selbst das ziel arbeiten zu können. aber: ich möchte dafür nie wieder (!) den preis zahlen, mich zu diesem zweck auf eine art und weise anzupassen, die meinen innersten werten und meiner seele widersprechen - und demzufolge meiner psychischen und physischen gesundheit schaden. genau so, wie es all die jahre war, wenn ich dies genau so tat.
den kostenträgern brachte dies ja auch nichts. ganz im gegenteil. nach zwei ambulanten therapien hatte ich dann zwar ein studium abgeschlossen - was den trägern super toll und erwerbsorientiert gefallen haben muss. aber was brachte all das, wenn das studium nicht passte und ich immer noch nur nach dem schema "funktionieren" und "anpassung" handelte - ohne endlich mal einen plan davon zu haben, wer ich wirklich bin und was ich wirklich will: es brachte nichts! ich wurde immer kränker, bekam immer mehr schmerzen und symptome bis irgendwann gar nichts mehr ging: mittelschwere depression, nicht arbeiten können, ab in die klinik (sau teuer). was brachten also die vorherigen therapiemaßnahmen auf basis der diagnose "anpassungsstörung" dem kostenträger? nichts - außer noch mehr kosten. und mir noch mehr leid.
aber die klinik war gott sei dank etwas "weiter": dort spürte ich dann zum ersten mal und am stärksten den ansatz: "was wollen SIE denn, frau ...?". ICH??? hmm... stotter, stotter - schwer zu sagen nach all den jahren der anpassung
deshalb arbeite ich jetzt auch oft mit der act-therapie, die an den eigenen werten und bedürfnissen depressiver menschen - als lösung und ausweg aus der depression - orientiert ist. und achte darauf, dass meine therapeuten nicht (nur) auf ergebnisse und funktionieren, für den "preis der selbstverleugnenden anpassung", wert legen - sondern auch mich dabei nicht vergessen. so wie auch ich versuche, mich selbst nicht mehr zu vergessen und zu missachten bzw. überhaupt erstmal versuche, mich selbst kennen zu lernen und die zeichen zu erkennen, die von meiner seele her kommen. die mir sagen wollen: DAS bist DU - und DAS nicht. und mir sagen wollen: lebe DICH, liebe kiwi! dann kannst du auch gesund werden!
und das geht nur, wenn ich auf mein herz höre. und mein herz sagt nein zu der anwaltskanzlei, die mich zu einem vorstellungsgespräch einladen wollte. das bin nicht nur nicht ich - sondern es ist meilenweit (!) weit weg von dem, wer ich bin.
wenn ich aufgrund meiner (noch) trockenen augen schon nicht pferdewirtin werden kann: dann brauche ich wenigstens einen arbeitsrahmen und arbeitsinhalt, der nicht zu stark von meinen werten abrückt. deshalb habe ich mich als bürokraft auch schon in gärtnereien oder bei einer landschaftsarchitektin beworben. und nach vereinen im bereich umweltschutz oder soziales gesucht, wo ich auch als bürokraft helfen könnte. leider gab es da nichts, was bezahlt wird. ich bewarb mich auch als verkäuferin in bio-läden und hofläden in den umliegenden dörfern. aber niemand brauchte eine hilfskraft. nun ja. ich muss weiter suchen. und in zukunft die steuerberatungen und anwaltskanzleien weglassen
PS: zur überbrückung und zum üben würde ich natürlich auch andere dinge machen. z.b. nochmal in einem call center arbeiten (hab ich auch schonmal gemacht). oder in einem kiosk (da war ich ende letzten jahres bei einem vorstellungsgespräch - übrigens nur aufgrund der act-übung - obwohl sich alles in mir dagegen streubte). was ich damit sagen will... weiter weg von mir und anpassen: ja. zu weit weg von mir und verstellen: nein.
liebe grüße kiwi
die kleine kiwi wuchs auf dem land und in der natur auf. sie war ständig in wald und flur unterwegs - und ständig dreckig sie liebte pferde, saß mit 5 zum ersten mal auf einem pony und erlebte in den folgenden 10 jahren "das glück der erde auf dem rücken der pferde".
die pupertät machte ihr dann ganz schön zu schaffen. auch das jungs pferdenärrinnen eher blöd fanden und alle anderen sie deswegen ebenso belächelten. als sie diesen druck nicht mehr aushielt, verkaufte kiwi zum ersten mal in ihrem leben ihre seele: sie versuchte sich anzupassen und zu integrieren - bei jenen menschen, die nicht so sind wie sie selbst ist und nicht jene werte mit ihr teilen, die ihr wichtig sind und am herzen liegen. aber sie brauchte diese druck-entlastung und diesen selbstgemachten - und leider selbst verratenden - schutz, nicht auch noch in der schule zu große probleme zu haben. denn zuhause stritten ihre eltern immer mehr.
kiwi wollte ursprünglich auch pferdewirtin werden. ihre mutter machte sich jedoch sorgen darüber: die ausbildungsstätten hierfür sind weiter weg und auch die frage, ob man mit dieser ausbildung danach eine stelle findet, sorgte kiwis mutter. verboten hat sie es ihrer tochter nicht, aber kiwi konnte sich von den gedanken ihrer mutter auch nicht gänzlich frei machen. dazu kam ja auch, dass kiwi bereits angefangen hatte, weniger bei den pferden zu sein, weil sie mit blick auf die schule und andere jugendliche auch gerne "normal" sein, anerkannt und gemocht werden wollte.
also verkaufte kiwi zum zweiten mal in ihrem leben ihre seele: und wurde keine pferdewirtin. sie wurde dekorateurin, weil dies bei einem test im arbeitsamt als zu ihr passender beruf heraus kam. dass bei diesem test nicht pferdewirtin heraus kam, zeigt wohl wie weit kiwis anpassungsmechanismen sich zum zeitpunkt des tests bereits ausgeprägt hatten.
die ausbildung fand kiwi trotzdem ganz gut. sie dachte ja auch nicht mehr an ihren ursprünglichen traumberuf. und es tat ihr gut, an diesem neuen ort in der stadt von anfang an irgendwie anerkannter zu sein - anders als zuhause im dorf, wo sie noch wohnte und komplett anders als es zuvor in der realschule war. die anpassung in der realschule hatte ja auch nicht wirklich geklappt. niemand hatte der ex-pferdenärrin so wirklich abgekauft, dass sie nun genauso war wie die "coolen von der schule". auch wenn sie die selben marken-klamotten trug und angefangen hatte zu rauchen, wie alle anderen "coolen" (und keine "wendy" mehr im schulflur las).
weil diese anpassung nicht wirklich geklappt hatte, war kiwi bereits ein zwei jahre vor der ausbildung eine art punk geworden. heute weiß kiwi, dass es ein pseudo-punk-dasein war - und in erster linie dem eigenen schutz diente. sie fühlte sich aber auch wohler in dieser punk-welt und in ihrer punk-rolle, als zuvor in der auf der schule anerkannten coolen-welt mit ihren marken-klamotten, etc. als punk musste sie nun nicht mehr all ihr geld für marken-klamotten ausgeben. hat ja eh nix gebracht. nun konnte kiwi die billigsten klamotten der welt anziehen - gebraucht war eh besser als neu - und man durfte sogar löcher in die klamotten schneiden
in dem punk-hippie-alles-mögliche-schuppen im dorf, wurde man auch nicht dafür ausgelacht, wenn man sich für umweltschutz einsetzte oder weil man vegetarier war. in der schule war kiwi dafür immer ausgelacht und belächelt worden. dabei beschäftigten sie diese themen schon länger. in der alternativen szene fühlte kiwi sich dann endlich verstanden und unterstützt, ihre werte zu vertreten. durch diesen rückhalt gestärkt, traute sie sich dies dann auch in der schule. ein punk-mädel, dass in diesen schuppen geht, wo lauter ältere sind, wurde auf der schule dann auch nicht mehr ausgelacht. sie gehörte zwar auch nicht dazu, aber man hatte respekt vor ihr (bzw. vor ihrem aussehen und ihrer szenen-zugehörigkeit).
all dies brauchte die kleine kiwi, um sich beschützt zu fühlen. und nun hätte sie sich auch wieder mehr den pferden zuwenden können. aber vermutlich hatte kiwi angst, dass es dann wieder wie vorher werden würde. und dieses gefühl der anerkennung oder des respekts - anstatt abgelehnt und ausgelacht bzw. belächelt zu werden - wollte kiwi auf gar keinen fall verlieren.
also machte sie in den darauf folgenden jahren genau so weiter. eine anpassung nach der anderen. im ausbildungsbetrieb trug man eher ordentliche kleidung? also gab kiwi irgendwann ihr punk-dasein doch auf und wurde schick. der erste freund mochte techno? also wurde sie ein techno-girl. als kiwi das dekorateurin-sein geistig nicht mehr anregend genug fand, traf sie zwar die richtige entscheidung etwas neues machen zu wollen. aber als sie dann zufällig in die boomende new economie branche hinein kam, wieder das selbe: alle arbeiten wie die bekloppten? also macht kiwi das auch. alle finden den lohn des schnellen aufstiegs, der großen coolen karriere, business flüge nach london und verantwortungsvolle aufgaben, in denen 20jährige kiwis 180.000-DM-druckaufträge komplett eigenverantwortlich unterschreiben dürfen als ausreichende bezahlung für 12-14 stunden tägliches arbeiten? dann findet kiwi das natürlich auch.
alle männer zwischen dem ersten freund und dem jetzigen wollten nur körperliches? dann macht kiwi auch das mit, obwohl sie sich etwas anderes wünscht.
kiwi wusste einfach nicht, welchen preis all das haben würde: nämlich, dass sie sich mehr und mehr von sich selbst entfernte. und dass genau dies dazu führen würde, dass sie sich immer schlechter fühlt, ihr körper irgendwann rebellieren würde (psychosomatische schmerzen) - und weil sie selbst DANN noch nicht verstand, was ihre zutiefst verschüttete seele ihr über ihren körper versucht mitzuteilen: kam der komplett-ausbruch der depression als endgültiger aufschrei meiner seele... dass sie sich tot fühlt, dass sie so nicht mehr weiter machen kann... dass ich sie beachten und wieder beleben muss... und endlich MEIN leben leben muss, damit es ihr und mir endlich wieder - oder erstmals in meinem ganzen leben - gut gehen kann. wirklich gut. innerlich. und nicht nur nach außen.
meine erste diagnose, als vor 12 jahren die schmerzen kamen (während der new economie sache) und ich meine erste psychotherapie machte, lautete: anpassungs-störung bzw. resozialisierungs-störung. das finde ich bei meiner biografie äußerst faszinierend - um es mal höflich auszudrücken. die lösung wurde also darin gesehen, mich therapeutisch dabei zu unterstützen, mich (wieder) anpassen und integrieren zu können. aha.
ich halte psychotherapie für absolut sinnvoll, hilfreich und wichtig. aber: gott sei dank hat sich in den letzten jahren auch hier so einiges getan. allerdings: nicht überall und nicht bei jedem therapeuten. meiner meinung nach wird in den klassischen psychotherapie-ansätzen noch viel zu selten auf den aspekt der eigenen werte, bedürfnisse und charakter-eigenschaften des patienten wert (!) gelegt. was natürlich auch damit zusammen hängt, dass therapien teuer sind und von trägern bezahlt werden, deren interesse auch darauf liegen muss, dass patienten (wieder) arbeiten können. dafür habe ich auch verständnis. und habe ja auch selbst das ziel arbeiten zu können. aber: ich möchte dafür nie wieder (!) den preis zahlen, mich zu diesem zweck auf eine art und weise anzupassen, die meinen innersten werten und meiner seele widersprechen - und demzufolge meiner psychischen und physischen gesundheit schaden. genau so, wie es all die jahre war, wenn ich dies genau so tat.
den kostenträgern brachte dies ja auch nichts. ganz im gegenteil. nach zwei ambulanten therapien hatte ich dann zwar ein studium abgeschlossen - was den trägern super toll und erwerbsorientiert gefallen haben muss. aber was brachte all das, wenn das studium nicht passte und ich immer noch nur nach dem schema "funktionieren" und "anpassung" handelte - ohne endlich mal einen plan davon zu haben, wer ich wirklich bin und was ich wirklich will: es brachte nichts! ich wurde immer kränker, bekam immer mehr schmerzen und symptome bis irgendwann gar nichts mehr ging: mittelschwere depression, nicht arbeiten können, ab in die klinik (sau teuer). was brachten also die vorherigen therapiemaßnahmen auf basis der diagnose "anpassungsstörung" dem kostenträger? nichts - außer noch mehr kosten. und mir noch mehr leid.
aber die klinik war gott sei dank etwas "weiter": dort spürte ich dann zum ersten mal und am stärksten den ansatz: "was wollen SIE denn, frau ...?". ICH??? hmm... stotter, stotter - schwer zu sagen nach all den jahren der anpassung
deshalb arbeite ich jetzt auch oft mit der act-therapie, die an den eigenen werten und bedürfnissen depressiver menschen - als lösung und ausweg aus der depression - orientiert ist. und achte darauf, dass meine therapeuten nicht (nur) auf ergebnisse und funktionieren, für den "preis der selbstverleugnenden anpassung", wert legen - sondern auch mich dabei nicht vergessen. so wie auch ich versuche, mich selbst nicht mehr zu vergessen und zu missachten bzw. überhaupt erstmal versuche, mich selbst kennen zu lernen und die zeichen zu erkennen, die von meiner seele her kommen. die mir sagen wollen: DAS bist DU - und DAS nicht. und mir sagen wollen: lebe DICH, liebe kiwi! dann kannst du auch gesund werden!
und das geht nur, wenn ich auf mein herz höre. und mein herz sagt nein zu der anwaltskanzlei, die mich zu einem vorstellungsgespräch einladen wollte. das bin nicht nur nicht ich - sondern es ist meilenweit (!) weit weg von dem, wer ich bin.
wenn ich aufgrund meiner (noch) trockenen augen schon nicht pferdewirtin werden kann: dann brauche ich wenigstens einen arbeitsrahmen und arbeitsinhalt, der nicht zu stark von meinen werten abrückt. deshalb habe ich mich als bürokraft auch schon in gärtnereien oder bei einer landschaftsarchitektin beworben. und nach vereinen im bereich umweltschutz oder soziales gesucht, wo ich auch als bürokraft helfen könnte. leider gab es da nichts, was bezahlt wird. ich bewarb mich auch als verkäuferin in bio-läden und hofläden in den umliegenden dörfern. aber niemand brauchte eine hilfskraft. nun ja. ich muss weiter suchen. und in zukunft die steuerberatungen und anwaltskanzleien weglassen
PS: zur überbrückung und zum üben würde ich natürlich auch andere dinge machen. z.b. nochmal in einem call center arbeiten (hab ich auch schonmal gemacht). oder in einem kiosk (da war ich ende letzten jahres bei einem vorstellungsgespräch - übrigens nur aufgrund der act-übung - obwohl sich alles in mir dagegen streubte). was ich damit sagen will... weiter weg von mir und anpassen: ja. zu weit weg von mir und verstellen: nein.
liebe grüße kiwi