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Einsamkeit

Verfasst: 9. Mär 2011, 13:50
von Sharon
Hallo,

Auch wenn ich nicht weiß, ob es ein Gefühl ist, was originär mit Depression zu hat, würde es mich interessieren, ob ihr auch damit zu kämpfen habt und wie ihr damit umgeht.
Ich erlebe dieses Gefühl besonders heftig, nach der Arbeit mit meinem Psychiater resultiert mein extremes Gefühl aus einer frühkindlichen Traumatisierung. Wobei das sicher nur ein Erklärungsmodell ist. Irgendwie haben Trennungssituationen in der Partnerschaft eine klar auslösende Funktion für die Depression. Die Angst wird so stark, so unerträglich, dass die Depression entsteht.
Jetzt sitze ich da und überlege was ich anstellen kann um damit noch sinnvoller umgehen zu können. Allein zu Hause sitzen und trotzdem glücklich sein? Ein Gedanke, der mir ausgesprochen schwer fällt.
Ich freue mich auf eure Erfahrungen!

Re: Einsamkeit

Verfasst: 9. Mär 2011, 13:55
von ghm
Hallo Sharon,

in Phasen von Einsamkeit habe ich ein Kuscheltier (ein Marsupilami) und eine Kuscheldecke.

Wobei es, seit ich mehr mit meinem inneren Kind und mit dem inneren (liebevollen) Erwachsenen lebe fast nicht mehr vorkommt.

Und vermutlich auch, weil ich langsam wieder verlässliche Kontakte aufbaue.

Re: Einsamkeit

Verfasst: 9. Mär 2011, 17:17
von Tamandua
Hallo Sharon,

bei mir gibt es auch Phasen von starken Einsamkeitsgefühlen. Also, die "normale" Depression ist ziemlich konstant da, aber ich schaffe es meistens, mich wenigstens zu Kleinkram wie Wäschewaschen und Kochen aufzuraffen. Aber wenn die große Einsamkeit mir mal wieder bewusst wird, geht gar nichts mehr. Da komme ich mir erst recht schäbig und nutzlos vor.
Zur Zeit ist es mal wieder schlimm, weil ich - obwohl ich eh schon kaum mehr Kontakte außerhalb der Familie habe - in meinem Rest-Freundeskreis etwas am "Aussortieren" bin. Klingt gemein, aber irgendwie bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass ich manchen Leuten nicht mehr hinterherlaufen sollte.

Mein "Glück" ist es, dass ich von Natur aus noch nie sonderlich kontaktfreudig war. Früher (im Studium) war es immer das Highlight der Woche, wenn ich mich für ein langes Wochenende in meiner Bude verkriechen konnte.

Jetzt, nachdem ich außer mit meinen Eltern seit bald 2 Jahren mit keinem normalen Menschen mehr live geredet habe (hab nur noch Mailkontakt mit 2 alten Freundinnen), ist das etwas anders.
Aber ich schaffe es auch nicht, mich soweit zu ändern, dass ich "gerne" in die Öffentlichkeit gehen und Kontakte suchen würde.
Da gäbe es ja vielfältige Möglichkeiten. Neben Sportvereinen, Volkshochschulkursen und Selbsthilfegruppen gibt es auch manchmal Treffen von Menschen mit (und ohne) psychischen Problemen, z.B. am Wochenende zum Frühstück oder für gemeinsame Ausflüge oder kreative Projekte.
Man könnte anfangen, in einer kleinen Gruppe eine Sprache oder ein Instrument zu lernen...
Oder sich einer Wandergruppe anschließen und den Jakobsweg gehen (nicht unbedingt aus religiösen Gründen)...
Oder zumindest sich vornehmen, zweimal pro Woche oder so einen lieben Menschen anzurufen, sich mit einer Freundin zum Kaffeetrinken oder Spazierengehen verabreden (irgendwie Regelmäßigkeit in die Kontakte bringen, damit sie nicht im Sande verlaufen).
Jaja..."man KÖNNTE"...

Wichtig wäre es aus meiner Sicht auch, sich zu fragen, warum man so einsam ist, was einem genau fehlt, ob das tatsächlich in Kontakten zu suchen ist (echt NUR durch andere Personen/Beziehungen befriedigt werden kann), ob man da vielleicht etwas auf die Kontakte projiziert, was sich aber durch weitere Kontakte nicht lösen ließe usw.

LG
Tamandua

Re: Einsamkeit

Verfasst: 9. Mär 2011, 17:58
von Sharon
Liebe Tamandua,

Dein Beitrag erscheint mir außerordentlich interessant. Ich danke dir herzlich dafür. In ihm sind sogar wichtige Anregungen enthalten, die ich zwar kenne, aber die doch immer wieder genannt werden müssen, damit sie in das rechte Focus gerückt werden können. Das Banale erscheint oft so fremd, so fern.
Bei mir sind es sicher diese grausigen Verlustängste, die quasi wie Todesängste mein gesamtes Erleben überlagern, wenn sie nur von den richtigen Reizen angetriggert werden.

Ich danke dir nochmals herzlich für deine hilfreichen und interessanten Reflexionen.