Depression, bipolare Störung, Alkoholprobleme und keinen Psychotherapeuten

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thom
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Registriert: 25. Mai 2007, 01:53

Depression, bipolare Störung, Alkoholprobleme und keinen Psychotherapeuten

Beitrag von thom »

Ich habe seit Frühjahr 2004 immer wieder Psychotherapie gemacht. Mal 100 Stunden tiefenpsychologisch, dann cognitiv bei jemanden anderen und dann 25 Stunden Verhaltenstherapeutisch. Manchmal reiste ich über 200 km hin 200 km zurück, weil ich mal wieder umgezógen war und nicht schon wieder den Therapeuten wechseln wollte.
Dazu noch 2 Klinikaufenthalte viele Krankschreibungen, arbeitslosigkeiten und Umzüge da ich nur noch durch eine überregionale Suche eine Stelle finden konnte. Dann sagte nach dem Kliniksaufenthalt Sommer 2010 mein Psychotherapeut, dass er mich nicht mehr haben wollte, da ich zu schwierig bin ohne einen Rat wie ich konstuktiv weiter machen kann oder meine gesundheitliche Situation verbessern kann. In den meisten Therapien ging es mir gleich oder schlechter. Fast nie besser. In Selbsthilfegruppen finde ich manchmal Hilfe, manchmal fühle ich mich sehr einsam wenn ich merke, dass meine Probleme sehr kompliziert sind, das was die anderen Sagen nicht zu meinem Bild passt und ich die Lösungen nicht umsetzen kann, gleichzeitig den anderen auch keine passenden Ideen bieten kann und auch aus deren Erzählungen oft keine guten Ideen entwickeln kann. Dann fühle ich mich sehr einsam. In den Selbsthilfegruppen war der Nutzen für mich und die anderen ungefähr so groß wie der Aufwand. Es war also nicht ganz umsonst dort hin zu gehen. In den Psychotherapien, war der Aufwand immens mit Anfahrten freien Tagen um die Stunde Tagsüber wahrnehmen zu können und es ging mir kurzfristig und langfristig durch die Therapie immer schlechter fast nie mal besser.
Im Moment kann ich mich im Leben so über Wasser halten. Wenn es mir mal wieder schlecht geht, werde ich dann warten, bis es mir ganz schlecht geht und dann gehe ich ins Krankenhaus. Ich bin zu enttäuscht und zu besorgt um noch mal eine Psychotherapie zu machen. Wenn ich ein anderes Gesundheitsproblem habe, hat die Krankengymnastik die Medikamente etc fast immer geholfen. So bin ich sehr verzweifelt, dass mir Psychotherapie nicht geholfen hat.
Wie würdet ihr weiter vorgehen. Würdet ihr denn noch mal Psychotherapie machen.
Ich hatte bei all meinen Therapeuten, die ich hatte einen guten Eindruck. So ist also auch ein guter Eindruck ein gutes Gefühl für mich kein Zeichen dem ich vertrauen kann.
Regenwolke
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Re: Depression, bipolare Störung, Alkoholprobleme und keinen Psychotherapeuten

Beitrag von Regenwolke »

Hallo thom,

wenn du dich durch die Psychotherapie ingesamt schlechter gefühlt hast und sich auch nach viel Therapie deine Situation nicht verbessert hat, ist es vielleicht nicht der richtige weg?

Nicht jedem hilft Psychotherapie. Mir hat sie teilweise geholfen und mich auch entlastet, aber es gibt auch Themen, wo sie leider nicht geholfen hat und wo ich wahrscheinlich mit Einschränkungen leben oder mich mit nur sehr kleinen Vorwärtsschritten zufrieden geben muß.

Wenn du in nächster Zeit keine Umzüge geplant hast, wäre vielleicht die psychiatrische Institutsambulanz (PIA) deiner zuständigen Klinik was für dich. Dort gibt es ärztliche/medikamentöse Behandlung, unterschiedlichste Gruppenangebote (bei uns neben Therapiegruppen z. B. auch Sport oder Ergotherapie, stützende Gespräche, soziale Beratung bei Bedarf - also ein breites Angebot, das im Unterschied zur Psychotherapie eher stabilisierend ist.

Ich mache eine Gruppe über die PIA, habe aber zeitweise auch an mehreren Angeboten teilgenommen, und ich habe den Eindruck, man lässt die Patienten dort nicht allein, sondern bekommt mit, wie es jemandem geht und bietet falls nötig mehr Hilfe an.

LG, Wolke
heikeg
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Re: Depression, bipolare Störung, Alkoholprobleme und keinen Psychotherapeuten

Beitrag von heikeg »

Hallo Thom,

ich bin selber noch in dem http://bipolar-forum.de zugegen und aus den Beiträgen dort konnte ich erfahren, dass es wohl nicht so leicht ist, einen Therapeuten zu finden, der sich speziell auch mit der bipolaren Störung beschäftigt. Allerdings gibt es für verschiedene Leute, dennoch auch Psychotherapieverfahren, die ihnen geholfen haben, auch wenn diese Therapie sich nicht direkt an der bipolaren Störung orientiert hat. Vielleicht hilft dir dieser Link http://www.bipolar-forum.de/read.php?5, ... msg-334661 etwas weiter.

Du sprachst von Selbsthilfegruppen, ist das eine gemischte Gruppe also Depression und Bipolar? Oder nur Depression? Es gibt Selbsthilfegruppen die sich speziell nur mit der bipolaren Störung auseinandersetzen, wie z.B. in dieser Liste http://www.dgbs.de/gruppen_fuer_betroffene.php zu erkunden.

Ich hoffe, dir können meine Zeilen etwas helfen.

Viele Grüße Heike
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lowrider

Re: Depression, bipolare Störung, Alkoholprobleme und keinen Psychotherapeuten

Beitrag von lowrider »

Hallo Wolke,
ich oute mich mal schnell als "stiller Leser" und möchte mich nur kurz bedanken für deinen PIA-Tip!
Ich glaubte die wesentl. Behandlungsmöglichkeiten/Angebote längst zu kennen, offensichtl. lag ich etwas unrichtig
PIA hört sich sehr interessant an.
Ich habe kurz gegoogelt,- PIA gibt´s tatsächlich bei meiner nächstgelegenen Klinik - gut zu wissen.
Gruss,
Schnuffi
Regenwolke
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Re: Depression, bipolare Störung, Alkoholprobleme und keinen Psychotherapeuten

Beitrag von Regenwolke »

Hallo Schnuffi,

ja, vielen ist nicht bekannt, dass es diese PIA's gibt.
Allerdings ist es leider oft nicht einfach, dort einen Behandlungsplatz zu bekommen. Manche Ambulanzen behandeln nur Patienten, die vorher stationär in der Klinik waren, anderen beschränken ihr Angebot auf chronisch bzw. sehr schwer erkrankte Menschen. Aber nachfragen lohnt auf jeden Fall!

Bei mir läuft es so, das mein ambulanter Psychiater mich zur Mitbehandlung an die PIA überweist, ich kann dann dort nach Absprache am Gruppenangebot teilnehmen, habe aber keinen Anspruch auf Einzelbehandlung, die bleibt weiterhin in den Händen meines Arztes.

LG, Wolke
heikeg
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Re: Depression, bipolare Störung, Alkoholprobleme und keinen Psychotherapeuten

Beitrag von heikeg »

Hallo Wolke,

ich danke auch für den Tipp der PIAs, evtl. könnte das Tom auch helfen, da gibt es extra für die Bipolare Störung eine Liste der Institutsambulanzen, die sich speziell auf dieses Thema ausgerichtet haben:

Hier nach Postleitzahlen sortiert:

http://www.bipolar-forum.de/read.php?5,348363

Viele Grüße Heike
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Bangalore
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Re: Depression, bipolare Störung, Alkoholprobleme und keinen Psychotherapeuten

Beitrag von Bangalore »

Hallo Thom,

nicht alle Depressionen sind durch Psychotherapie behandelbar. Meines Wissens gibt es auch Depressionen, die einzig und allein durch Fehler im Hirnstoffwechsel ausgelöst werden. Vielleicht ist das bei Dir der Fall.

Nimmst Du denn Antidepressiva? Damit würde ich es an Deiner Stelle zumindest einmal versuchen.

Arbeitslosigkeit oder ein ungeliebter Job, den man nur angenommen hat, um nicht wieder arbeitslos zu werden, macht die Situation nicht einfacher. Weiß ich aus Erfahrung.

Wenn die Lebensumstände richtig schlimm sind, kann auch der beste Therapeut nichts ausrichten. Dann muss man erst aus der Situation heraus. Meine Meinung, andere werden das sicher anders sehen.

Auch zuviel Alkoholkonsum könnte verhindern, dass eine Therapie wirklich greift.

Viele Grüße
Bangalore
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