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Lisza

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Beitrag von Lisza »

Hallo,
ich bin neu im Forum. Seit 1977 habe ich mit Depressionen zu kämpfen, die jedes Jahr wieder auftreten. Anfangs wußte ich gar nicht, was mit mir los ist. Die Lebensfreude war einfach wie weggeblasen. Ich wollte damals das Abitur nachmachen. Hatte kurz davor in der Abendschule die mittlere Reife mit 1,4 Notendurchschnitt abgeschlossen. Als ich mit dem Abiturlehrgang anfing, ging auf einmal gar nichts mehr. Ich habe abgebrochen und fiel in ein großes Loch. Seit dieser Zeit kehren die Drepressionen jedes Jahr zurück. Die letzte Phase dauerte 1 Jahr lang; seit drei Wochen geht es mir wieder besser und ich kann wieder denken. Ich habe 1986 eine Psychoanalyse bis 1990 gemacht.
Medikamente wollte ich nicht nehmen. Später habe ich alle möglichen Medikamente ausprobiert, bin aber nicht aus dem Tief gekommen; nach meiner Ansicht hat sich das Tief meistens nach ca. 1/2 Jahr langsam wieder verabschiedet.
In dieser Depri-Phase ziehe ich mich von allem und jedem zurück, gehe nicht mehr aus dem Haus. Ich habe zu nichts mehr Zugang, keinerlei Lebensfreude.
Ich möchte einmal eine Strategie finden, wie ich nicht mehr in diesen Kreislauf komme, oder zumindest nicht in diesem Ausmaß.
Es grüßt Euch Lisza
heikeg
Beiträge: 568
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Re: neu im Forum

Beitrag von heikeg »

Herzlich Willkommen Lisza!

Ich kenne es nur zu gut, wenn man das Gefühl hat, entweder man kommt aus dem Sumpf nicht mehr raus oder nach einer Rückkehr ins "normale" Leben gerät man wieder in dieses Mühlenrad und eine neue Runde wir eingeleutet.

Ich versuche es grade einerseits mit einem Akutmedikament, also Antiderpessiva und zusätzlich noch einer sog. Phasenprophylaxe Lamotrigin in der Hoffnung, wenn ich mal wieder das "Tageslicht" sehe, dass ich dann durch die Prophylaxe zumindest nicht wieder in einer tiefe Depression falle.

Vielleicht sprichst du deinen Arzt mal darauf an, was du da in Bezug auf Phasenprophylaxe machen kannst.

Viele Grüße Heike

PS: Lass auch abklären, ob du nicht zwischendurch so mini Hochphasen hast, wo du das Gefühl hast, regelrecht Bäume ausreißen zu können und du auch ein vermindertes Schlafbedürfnis hast
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unipolar depressiv seit 2002
kiwilana
Beiträge: 1622
Registriert: 14. Nov 2010, 14:10

Re: neu im Forum

Beitrag von kiwilana »

Hallo liebe Lisza,

auch von mir herzlich willkommen!

hast du denn schonmal eine verhaltenstherapie gemacht? um rauszukommen und sich von den symptomen nicht alles diktieren zu lassen, soll diese therapieform gerade bei depressionen sehr hilfreich sein. die ursachen und auslöser hast du ja schon in der analyse angeguckt. jetzt wäre evtl. das konkrete verhalten und das leben im hier und jetzt - an dem sich die verhaltenstherapie orientiert, der geeignete weg bzw. die geeignete unterstützung?!

und: mal vorgestellt du wärst gesund: hättest du dann den wunsch das abitur nochmal zu machen? oder welche wünsche hättest du sonst? das ist auch ein guter ansatzpunkt. nach den eigenen werten und bedürfnissen zu gucken und danach zu handeln - dabei kann dann wieder die verhaltenstherapie helfen mir hat eine verhaltenstherapie mal dabei geholfen, aus der arbeitslosigkeit rauszukommen, ein studium anzufangen und mich dort einzufinden. dafür bin ich meiner damaligen therapeutin sehr dankbar.

leider waren meine 50 sitzungen dann irgendwann rum und mir fehlte diese professionelle unterstützung, den rest des studiums und die probleme und den druck dadurch, emotional so gut zu meistern wie den anfang mit therapie. deshalb war das ende des studiums dann ziemlich hart und hat mich auch erstmal ausgeknockt. aber ich hab ja auch 4 jahre studiert - und ein abi ist doch kürzer, oder? da müssten die 50 sitzungen gut reichen

ich wünsche dir nur das beste und neue ideen und wege! ganz liebe grüße, kiwi
kiwilana
Beiträge: 1622
Registriert: 14. Nov 2010, 14:10

Re: neu im Forum

Beitrag von kiwilana »

Hallo liebe Heike,

deinen beitrag fand ich sehr interessant. ich würde dich auch gerne etwas dazu fragen:

> Lass auch abklären, ob du nicht zwischendurch so mini Hochphasen hast, wo du das Gefühl hast, regelrecht Bäume ausreißen zu können und du auch ein vermindertes Schlafbedürfnis hast.
ups, ich glaube das habe ich manchmal. total den durchstart-modus, wie ne bekloppte putzen und nicht aufhören (können), alles von der To-Do-liste an einem tag abroppen, wo ich vorher wochenlang nichtmal einen punkt davon geschafft habe - und abends immernoch das gefühl: "ich will was machen!!! wo ist die nächste party?!!", obwohl ich sonst kaum aus dem haus gehe - in solchen (hoch?)phasen denke ich auch immer, ich würde alles können (was sonst nicht klappt) und schmiede pläne für aktivitäten, die ich dann später doch nicht hinbekomme (was mich dann runterzieht plus versagergefühle) - meinst du sowas?

was wäre denn dann, wenn man sowas hat?????

das schlafbedürfnis ist an solchen tagen/abenden auch gering - manchmal geht`s aufgrund der inneren unruhe und dem aktionsdrang auch noch am nächsten tag so weiter - nach kurzem (3-5 h) oder "normalem" schlaf (6-7 h) - aber oft sieht der nächste tag schon wieder anders aus, nämlich trüb - und ich schlafe ewig weiter...

ganz lieben dank für eine antwort! täte mir gut, da bisl was zu wissen, bevor ich einen arzt danach frage - falls es überhaupt notwendig ist. ganz liebe grüße! kiwi
heikeg
Beiträge: 568
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Re: neu im Forum

Beitrag von heikeg »

Hallo Kiwi,

es muß nichts heißen, kann einfach auch sein, dass du in einer "gesunden Phase" einfach dein Temperament siehst und dies ist dann vielleicht eben, aktiv und spontan sein.

Aber es kann durchaus sein, dass es ein Anzeichen für eine andere Störung ist, wo sich eben Depressionen und Hochphasen (hypomanische Phasen) abwechseln. Allerdings gibt es diese Eigenschaften auch noch bei anderen Störungen.

Dies kann nur ein Facharzt abklären, der sich das mit dir nochmal ganz genau und ausführlich ansieht. Falls es diese Störung ist, kann man den Dingen evtl. anders begegnen. Je nach Ausprägung und vor allem je nach subjektivem Leid, kann man erwägen, ob man eine andere Medikation ausprobiert. Da spielt vor allem die Phasenprophylaxe eine Rolle.

Phasenprophylaxe kann aber auch bei unipolarer Depression versucht werden, was ich selber zur Zeit mit Lamotrign versuche. Auch Lithium ist ein Medikament, welches ebenfalls bei unipolarer Depression eingesetzt wird, weil es antisuizidal wirkt.

Bzgl. der bipolaren Störung (manisch-depressiver Störung) habe ich gestern sogar eine wirklich gute Patienteninformation gefunden, zum Ausdrucken. http://www.psychose.de/downloadarchiv/B ... chuere.pdf

Aber steigere dich da nicht zu sehr hinein, denn es ist für die Abklärung besser, wenn man als evtl. Betroffener neutral dem gegenüber steht und schaut, was die Diagnose tatsächlich zu tage fördert.

Liebe Grüße Heike
-------- Signatur ---------

unipolar depressiv seit 2002
johannaabraham
Beiträge: 45
Registriert: 12. Feb 2010, 10:13

Re: neu im Forum

Beitrag von johannaabraham »

Hallo Lisza,
bin auch noch realtiv neu hier.
Bin schon seit vielen Jahren krank und kann deshalb schon länger nicht mehr normal arbeiten.
Durch die Reha bin ich in eine Werkstatt geruscht. Fühle mich da schon seit Beginn an nicht sonderlich wohl, schon weil ich vor der Reha auf der anderen Seite gearbeitet habe. (Habe eine Ausbildung zur Heilerziehrin gemacht).
Nun bin ich endlich dabei,über eine andere Werkstatt wieder in die normale Arbeitswelt zu wechseln per ausgelagertem Einzelarbeitsplatz. Ich hoffe, es gelingt ihnen, mir dies bald zu ermöglichen, denn sonst bin ich auch wieder da, wo du dich befindest.
Wenn es erstmal so weit bei mir wieder ist,
dauert es einige Tage, bis es wieder so halbwegs geht. Und wenn ich zur Arbeit zurückkehre, geht das Leiden wieder von vorne los, weil sich an der Situation nichts geändert hat.
Ich kann mich mit den Rahmenbedingungen und den Umständen hier nicht anfreunden und werde regelrecht krank von ihnen.
Gerade heute ist wieder so ein Tag, wo ich quasi zur Arbeit bin, ohne hier groß etwas zu tun zu haben (diese Schwankungen in der Arbeit sind hier "normal" und müssen laut Sozpäd. "ausgehalten" werden.)
Was hast du beruflich gemacht bzw. was machst du?
Ich weiß zumindest, dass ich noch sechs Stunden arbeiten kann und dass der PC wohl das Richtige ist. Sozial arbeiten geht gar nicht mehr.
Gruss,
sonneninhamburg
Abraham
johannaabraham
Beiträge: 45
Registriert: 12. Feb 2010, 10:13

Re: neu im Forum

Beitrag von johannaabraham »

Hallo Lisza,
bin auch noch realtiv neu hier.
Bin schon seit vielen Jahren krank und kann deshalb schon länger nicht mehr normal arbeiten.
Durch die Reha bin ich in eine Werkstatt geruscht. Fühle mich da schon seit Beginn an nicht sonderlich wohl, schon weil ich vor der Reha auf der anderen Seite gearbeitet habe. (Habe eine Ausbildung zur Heilerziehrin gemacht).
Nun bin ich endlich dabei,über eine andere Werkstatt wieder in die normale Arbeitswelt zu wechseln per ausgelagertem Einzelarbeitsplatz. Ich hoffe, es gelingt ihnen, mir dies bald zu ermöglichen, denn sonst bin ich auch wieder da, wo du dich befindest.
Wenn es erstmal so weit bei mir wieder ist,
dauert es einige Tage, bis es wieder so halbwegs geht. Und wenn ich zur Arbeit zurückkehre, geht das Leiden wieder von vorne los, weil sich an der Situation nichts geändert hat.
Ich kann mich mit den Rahmenbedingungen und den Umständen hier nicht anfreunden und werde regelrecht krank von ihnen.
Gerade heute ist wieder so ein Tag, wo ich quasi zur Arbeit bin, ohne hier groß etwas zu tun zu haben (diese Schwankungen in der Arbeit sind hier "normal" und müssen laut Sozpäd. "ausgehalten" werden.)
Was hast du beruflich gemacht bzw. was machst du?
Ich weiß zumindest, dass ich noch sechs Stunden arbeiten kann und dass der PC wohl das Richtige ist. Sozial arbeiten geht gar nicht mehr.
Gruss,
sonneninhamburg
Abraham
wennfrid
Beiträge: 799
Registriert: 15. Feb 2010, 08:01

Re: neu im Forum

Beitrag von wennfrid »

Hi Lisza
Deswegen sind die Symptome der Depression so grausam. Sie greift in die Psyche ein und man muß damit erst mal klar kommen. Meine Strategie ist, wenn die dunklen Wolken kommen, ab in die Natur. Laufen hilft und Atem- und Entspannungsübungen sind hilfreich. Ich mache täglich Qi-Gong Übungen, die ebenfalls sehr entspannend sind und trotzdem die Konzentration stärken. Außerdem lese ich viel über die Depression, über Ängste, wie sie entstehen und wie man sie überwinden kann und wie man das Selbstbewußtsein stärkt.
Viel Kraft und Energie

Fridolin
Lisza

Re: neu im Forum

Beitrag von Lisza »

Hallo, Ihr unbekannten Forenmitglieder!
Ersteinmal mußte ich mich etwas einlesen in Eure Mails. Ich danke Euch für Eure Reaktionen. Ich bin das erste Mal in einem Forum unterwegs. Noch dazu in einem, was ganz persönliche Dinge anspricht, über die man mit den meisten Leuten nicht sprechen kann. Das Verständnis bei Freunden ist sehr begrenzt.
Wenn ich offen angesprochen habe, daß ich nicht gut drauf bin, haben sich die sogenannten Freunde abgekehrt, d.h. sie haben sich kaum mehr gemeldet. Gerade in dieser Zeit hätte ich ein Treffen oder einen Anruf gebraucht. So bleiben mir mein Ehemann, der aber auch nicht viel von sich gibt, und ab und zu ein Anruf. Ich fühle ich dann wie abgekoppelt. Ich gehe nicht mehr aus dem Haus. Denke jeder sieht mir meinen Kummer an. Das möchte ich aber nicht!
Gruß Lisza
Lisza

Re: neu im Forum

Beitrag von Lisza »

Hallo Heike,
Dein Tipp mit der Phasenprophylaxe werde ich bei meiner Ärztin ansprechen. Die Depri-Phasen sind so schwer auszuhalten. Manchmal denke ich, so geht es nicht mehr weiter. Zur Zeit gehts mir ganz gut, aber wer weiß wie lange.
Liebe Grüße Lisza
Lisza

Re: neu im Forum

Beitrag von Lisza »

Hallo Kiwi,
eine Verhaltenstherapie habe ich schon mal gemacht, die ich nach einem Jahr beendet habe. Es war für mich die verkehrte Frau (Therapeutin). Sie war mit sich selbst beschäftigt. Das merkte ich an ihrer Vergesslichkeit. Einmal verwechselte sie mich sorgar mit einer anderen Patientin. Ich konnte mich ganz gut über den Dalai Lama (bei dem sie war) und auch über Lourd unterhalten, aber es hat mich nicht weitergebracht. Vielleicht müßte ich einen neuen Anlauf machen. Bis jetzt hatte ich nicht das Vertrauen dazu.
Vielen Dank auch.
Gruß Lisza
Lisza

Re: neu im Forum

Beitrag von Lisza »

Hallo,
habe mich gefreut, von Dir zu hören. Ich denke, wir werden in Kontakt bleiben. Muß mal sehen wie es bei mir weitergeht. Dir wünsche ich alles, alles Gute.
Gruß Lisza
Lisza

Re: neu im Forum

Beitrag von Lisza »

Hallo Fridolin,
Dein Tipp, zu laufen, wäre auch mein Ding. Leider habe ich eine angeborene Hüftdysplasie, so daß es mit dem Laufen nicht so gut geht. Ich fahre fast alles mit dem Rad. Das macht mir keine Beschwerden. Sofern es mir gut geht habe ich auch genug Zutrauen zum Fahrradfahren. Ansonsten ziehe mich mich aus allem raus. Ich weiß, das ist die falsche Strategie, aber wenn man keinerlei Freude mehr empfindet, hat man auch zu nichts mehr Lust. Zur Zeit fühle ich mich ganz wohl. Ich hoffe, es hält lange an. Ich weiß aber auch, daß ich etwas tun muß. Blos was?
Gruß Lisza
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