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mal wieder studium, zukunft

Verfasst: 10. Feb 2011, 14:40
von néant
Hallo,

ich stelle mich kurz vor. Ich bin in der Endphase meines Studiums, das aber seit nunmehr 2-3 Jahren lahm liegt, weil ich es mit der Depression nich auf die Reihe kriege. Mehrere ambulante und stationäre Therapieversuche waren gar nicht bis wenig erfolgreich.
Nicht allein Symptome wie Niedergeschlagenheit, Antriebloslosigkeit, Konzentrations- und Schlafstörungen hindern mich daran, weiter zu machen. Es ist auch meine Unzufreidenheit mit dem Studiengang, den Jobaussichten (obwohl vielfältig) und der "Gesamtsituation". Ich hatte die Hoffnung mir durch die Auszeit über meine Ziele Klarheit verschaffen und dann dementsprechend einiges in meinem Leben umkrempeln zu können. Aber Pustekuchen...
Die ewigen Überlegungen, das Studium abzubrechen, etwas (ganz) anderes zu machen oder es doch noch einmal zu versuchen usw., habe ich sowas von satt. Alles durchgekaut bis zum geht nich mehr und zu keinem Ergebnis gekommen. Und jedesmal beim Arzt, in der PT und im Gespräch mit Freunden heißt es: 'Na, überlegen Sie doch mal, was Sie tun möchten. Wie soll Ihre Zukunft aussehen?' Ich weiß es wirklich nicht, und überlegen bringt nichts.
Aber diese Unentschlossenheit halte ich auch nicht mehr aus. Habe Angst was zu verpassen. Was soll ich tun?

Re: mal wieder studium, zukunft

Verfasst: 10. Feb 2011, 15:32
von Carrion
Hey Vinteuil!

Wäre es eine Möglichkeit zu sagen: Ich ziehe das Studium jetzt "durch", auf Biegen und Brechen und sehe danach ob ich etwas anderes machen will? Nicht bearbeitete Baustellen kann man knicken und sich abwenden oder sie zu Ende bringen, einfach damit es ein Ende hat. Ein bisschen nach dem Motto: Augen zu und durch. Aber sich dabei nicht vormachen, dass es danach ja klappen muss, sondern sagen: Okay, ich beende das (und wenn es nur für den CV ist) und dir selbst danach die Freiheit geben etwas anderes machen zu können (falls der Wunsch nach etwas anderem aufkommt)?

So sitzt du wie das Kaninchen vor der Schlange und nichts bewegt sich....

Liebe Grüße
Sophia

Re: mal wieder studium, zukunft

Verfasst: 11. Feb 2011, 20:43
von néant
>Wäre es eine Möglichkeit zu sagen: Ich ziehe das Studium jetzt "durch", auf Biegen und Brechen...

Neu ist mir auch diese Überlegung nicht. Habe ich schon ein paar mal versucht und es ist leider schief gegangen. Ich versuche es jetzt aber in der Tat nochmal, obwohl ich große Zweifel und wenig Motivation habe. Nur für den CV ist mir zu wenig Anreiz. Immerhin müsste ich jetzt noch ca 2 Jahre voll durchpowern, und wenn mir dann nicht klar ist wozu das ganze, wenn ich mich außerdem dabei der Gefahr eines erneuten Rückfalls aussetze, dann schreckt mich das schon ab.
Furchtbar, irgendwie klingt das alles so nach Luxusproblem.

Re: mal wieder studium, zukunft

Verfasst: 11. Feb 2011, 21:06
von lt.cable
Hallo zusammen!

Ich bin ja nun auch in der "Endphase" meines Studiums, was bedeutet: kurz vor dem Abbruch, mittendrin und ohne Abschluss. Wäre ich wirklich in der positiven "Endphase" (also ganz kurz vor einem Abschluss), würde ich immer versuchen, den auch zu erreichen. Leider war ich mit dem starken Aufflammen meiner Depression während des Studiums immer weniger in der Lage, Leben und Studium noch einigermaßen in den Griff zu bekommen.

Trotzdem bin ich nicht blöde im Kopf und das ist es wohl auch, was mir meine Behandler immer wieder zum Vorwurf machen: Dass ich eben ein durchaus intellektueller, smarter Typ bin, der sein Leben trotzdem immer weniger auf die Reihe bekommt. Mein Intellekt ist ja nun nicht über Nacht verschwunden, er steht mir nur nicht mehr derart kontinuierlich und ungetrübt zur Verfügung, dass ich voll aufspielen kann wie früher. Im Kopf ist das Wetter zumeist bewölkt und diesig.

Meine Versuche der Wiederaufnahme meines Studiums würde ich mittlerweile als reinen Selbstbetrug bezeichnen. Der wurde auch dadurch erleichtert, dass fast alle Behandler (Ausnahme: der Hausarzt) immer nur diese eine Option zur Basis ihrer Behandlungsversuche gemacht haben. Dolle Ratschläge habe ich also nicht zu bieten, bei mir wird 2011 ein fieses Jahr. Scheitern im Studium eingestehen, wahrscheinlich Absturz in Transferleistungen, mühsame berufliche Neuorientierung. Vom mühsamen Wiederaufbau der völlig atomisierten eigenen Person und Persönlichkeit, des verschwundenen Selbstwertgefühls ganz zu schweigen. Was ich beitragen kann, ist wohl nur dies: Du bist nicht allein.

Es grüßt
lt.cable

Re: mal wieder studium, zukunft

Verfasst: 12. Feb 2011, 14:07
von néant
>Meine Versuche der Wiederaufnahme meines Studiums würde ich mittlerweile als reinen Selbstbetrug bezeichnen.

Den Verdacht werde ich bei mir auch nicht los. Ich vermute aber, dass diese Vermutung z.T. auch durch meine beeinträchtigte Willenskraft, die Entschlusslosigkeit und die Hyperreflexivität genährt wird.

>...wahrscheinlich Absturz in Transferleistungen...

Verstehe ich nicht ganz. Was meinst du hier mit Transferleistung?

Dass ich meine intellektuellen Fähigkeiten, sei es zeitlich begrenzt oder nicht, nicht nutzen kann, finde ich bitter. Immerhin ist das unser (u.U. sogar einziges) Kapital, was uns eine Zukunft ermöglicht. Die Situation verlangt es aber, dass wir jetzt davon Gebrauch machen, und nicht in fünf Jahren, wenn sichs evtl irgendwie regeneriert haben könnte. Ich habe Angst dadurch zum nonstarter zu werden.

Re: mal wieder studium, zukunft

Verfasst: 8. Aug 2011, 10:45
von Finnwin
Hallo,

ich hab gelesen, was Euch zu schaffen macht.
Seid Ihr während des Studiums depressiv geworden?

Bei mir sieht das so aus:
Ich habe jetzt einen Studienplatz bekommen, muss dazu in eine andere Stadt umziehen.
Ich hoffe, dass ich den bevorstehenden Papierkram auf die Reihe bekomme.

Meine Depression ist längst nicht abgeheilt (siehe auch http://www.diskussionsforum-depression. ... 1305479980) und ich erhoffe mir von Ortswechsel und Studienbeginn neue Impulse.

Hier in Köln lebe ich momentan in einer feuchten Souterrain-Wohnung, in der ich manchmal Asseln und Käfer im Badezimmer finden kann. Bei geschlossenem Fenster funktioniert das Handy kaum und wenn ich es öffne, kreischen und tollen die Nachbarskinder im Vorgarten. Überhaupt fällt nur den halben Tag lang Tageslicht in die Wohnung und schon ab 15 Uhr muss ich das Licht einschalten.

Jetzt will ich hier raus. Endlich mal was schaffen. Mein Vater starb vor vier Jahren. Infolgedessen habe ich kurz vor Schluss keine Kraft mehr gehabt und auch keinen Sinn darin gesehen, meine Ausbildung als Mediengestalter zu beenden. Zumal ich auch manchmal gemobbt wurde und oft unterfordert war. Und wir Kreativfutzis nehmen ja sowas dann immer besonders ernst, weil ich mir einbilde, dass wir alles intensiver fühlen und erleben und auf unsere Weise anders sind. Eine Bekannte ist Komponistin und schafft nebenbei Gemälde, der geht das ganz genau so.

Was denkt Ihr? Studium = gute Idee?
Ich hoffe so sehr auf neue Impulse, neue Leute. Und ja, ich werde es aber auch finanziell schwer haben, das weiß ich auch.

Dankeschön.

Re: mal wieder studium, zukunft

Verfasst: 8. Aug 2011, 16:29
von Antiope
Hallo Vinteuil,

Probleme mit der Entscheidung gehört leider auch zur Depression ... Nur so als Hintergrund.

Du schreibst von der Angst, "etwas" zu verpassen. Was?

Die "innere" Situation kann ich zum Teil nachvollziehen. Zum einen kostet es immens viel Kraft, ein Studium durchzuziehen, sich permanent selbst zu organisieren, sehr viel zu leisten, immer mit dem Geld jonglieren zu müssen.
Dann, wenn man es endlich geschafft hat, steht man vor dem nächsten Problem: wohin nun? Welchen Schwerpunkt? Wieweit will ich mich anbiedern?
Harte Berufswelt: wie bekomme ich diese "Realität" gebacken, ...?

Was macht Dich mit dem Studium unzufrieden? Diese ungeklärte Situation, weder Fisch noch Fleisch? Die vielen Möglichkeiten, ohne zu wissen, was dahinter steckt?

Hast Du schon mal daran gedacht, für ein paar Wochen ein Praktikum zu machen? Einfach nur um diese ungeklärten Gefühle zu beschwichtigen? Und vielleicht durch den Kontakt mit Berufserfahrenen abzustecken, was geht?

Es "kling" zwar nach Luxusproblem - ist es aber nicht. Es ist ganz einfach die Frage danach, wer Du bist und wohin Dein Weg geht. Das ist wahrhaftig *kein* Luxus, sondern Notwendigkeit.

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@Dennis: ich würde sagen: mache es! Was hast Du zu verlieren? Eine Kellerasselwohnung?!
Den Papierkram auf die REihe kriegen - das ist machbar. Du musst ihn ja nicht innerhalb von 30 Sekunden hinbekommen. Und wenn was fehlt: das wirst Du schon noch erfahren. Umzugshilfen? Es gibt Listen im Internet, von der Sparkasse, von der Post, ...
Es klingt, als wäre es eine Chance. Egal, wie es ausgeht, versuche es!

Re: mal wieder studium, zukunft

Verfasst: 8. Aug 2011, 16:55
von Schöpfung
Hallo Vinteuil,


Vielleicht hat Antiope recht, dass Deine Untenschlossenheit Teil Deiner Depression ist. Du könntest jetzt die nächsten zwei Jahre weiter mit dieser Unentschlossenheit zubringen oder tatsächlich das Studium durchziehen. Dann hast du Klarheit.
Wie es nach dem Studium weitergehen soll, weiß ich auch noch nicht. Ich hab bloß inzwischen eingesehen, dass es mir nichts bringt, darüber zu grübeln. Ich weiß es schlicht und ergreifend nicht, was nach dem Studium sein wird und werde es nie erfahren, wenn ich das Studium nicht abschließe.

Was macht Dir denn Probleme beim Studium? Hast Du Konzentrationsschwierigkeiten? Oder kriegst Du Deinen Tagesablauf nicht gebacken? Oder fehlt es Dir an Antrieb? Oder hast Du vielleicht falsche Lernstrategien? Hast Du Prüfungsangst? Oder fehlt Dir ein sozialer Ausgleich?
Eventuell wäre auch die Studienberatung ein Ansprechpartner. Die helfen bei Lernproblemen und Entscheidungsprozessen und können auch im Bedarfsfall an gute Therapeuten weiter vermitteln.

Viele Grüße, Amalia