Nach Sitzung schlechter als vorher?

Gypsy85
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Nach Sitzung schlechter als vorher?

Beitrag von Gypsy85 »

Hallo ihr Lieben,

ich mache ja gerade meine erste Therapie (ca. 5 Monate jetzt) und bin da noch sehr unerfahren, deswegen wollte ich euch mal fragen, was ihr davon haltet.

Vor 4 Monaten bin ich zu der Thera hin als junge Frau mit Angststörung, die einen herben Verlust nicht alleine überwunden bekommt. Mittlerweile bin ich nicht nur angstgestört, sondern habe Rivalitätsprobleme mit meiner Schwester, bin bei meinen Eltern zu oft gegen eine Wand gelaufen, bin zu unselbstständig behandelt worden, fühle mich angeblich distanziert von meinen Eltern, habe Erwartungsdruckprobleme (das einzige, bei dem ich zustimme)und durfte Gefühle nie zulassen.

Ganz ehrlich: Ich möchte, dass es mir besser geht. Wenn irgendetwas in meiner Kindheit gewesen wäre, was mich wirklich belasten würde, dann würde ich mir das eingestehen. Ich will ja, dass es wieder aufwärts geht.... aber meine Kindheit war einfach nur schön. Ich war geplant, bin in einem stabilen, sicheren und liebenden Umfeld groß geworden, habe jederzeit die volle Unterstützung meiner Eltern bekommen und mir hat es nie an etwas Wichtigem gefehlt.

Ich habe meiner Thera gesagt, dass ich gut über positive Gedanken arbeiten kann, dass ich merke, dass es mir besser geht, wenn ich positiv denke. Darauf ist sie aber nicht eingegangen, sondern hat wieder in meiner Kindheit rumgewühlt. Sie sagt, von nichts kommt nichts, also MUSS da irgendetwas sein.

Leute, WIRKLICH NICHT. Ich würds sagen, ganz ehrlich.

Gestern ging es mir sooo gut, ich hatte nen tollen Tag mit meinem Freund an der Talsperre und jetzt? Die Sitzung hat mich ehrlich gesagt völlig runter gerissen.

Ist das normal? Gehört das so?

Vielleicht muss das ja so sein... bin gespannt auf eure Kommentare,
Liebe Grüße,
Gypsy
freebird
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Re: Nach Sitzung schlechter als vorher?

Beitrag von freebird »

Liebe Gypsy,

erst einmal folgendes:

Es kann durchaus sein, dass es einem nach einer Therapiesitzung schlechter geht. Es kann was aufgewühlt worden sein, was Dir noch nicht bewußt geworden ist.

Es ist wie mit Medikamenten. Manchmal braucht die Psychotherapie Zeit, bis sie ihre Wirkung entfaltet.

Zur Aussage Deiner Therapeutin:

Nun, Psychologen gehen eher von der Annahme aus, dass Depressionen durch ein belastendes Ereignis, sowohl in der Vergangenheit, als auch in der Gegenwart sein kann.

Durchaus auch etwas, was wir verdrängt haben. Soweit, dass wir uns absolut nicht mehr daran erinnern können.

Warum erzählst Du ihr denn nicht einfach aus Deiner Kindheit. Wenn es schöne Momente sind, ist es doch auch gut.

In der Psychotherapie spielt Vertrauen eine sehr große Rolle. Ich habe auch lernen müssen, dass Therapeuten einem nichts Böses wollen. Ich habe mich auf meine Thera eingelassen, bin im übertragenen Sinne an ihrer Hand mitgegangen und habe unglaubliches erlebt. Erst durch meine intensive Arbeit mit ihr geht es mir jetzt deutlich besser.

Ärzte hingegen gehen eher von der Annahme aus, dass Depressionen eine Ursache des Stoffwechsels im Gehirn ist, der mit entsprechenden Medikamenten reguliert werden könnte. Daher verschreiben sie ja auch so gern AD´s

Einige wenige (nur - nach m.E) gehen von beiden Ursachen aus.

Vielleicht hat ja Deine Therapeutin auf irgendeinen Knopf gedrückt (im Unbewußten), der dich verärgert hat.
Meinst Du, du könntest dem einmal nachspüren und dann mit deiner Thera darüber sprechen?

Liebe Grüße
Corinna
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Frage nicht danach, warum du lebst. Akzeptiere einfach, dass du existierst.
Gypsy85
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Re: Nach Sitzung schlechter als vorher?

Beitrag von Gypsy85 »

Hallo Corinna,
und danke für deine Antwort!

Ich wusste vorher, dass Therapie "weh tun" kann und dass es einem manchmal nach der Stunde schlechter geht als vorher. Bei mir ist es aber leider in 90% der Fälle so und ich habe in den knapp 5 Monaten noch keinerlei Besserung bemerkt.

Mein Hauptproblem sind ja auch gar nicht Depressionen, sondern vorwiegend die Angst (Depersonalisation) und der Verlust, den ich hatte. Dass einen das nach Monaten, in denen es nicht besser wird, runterzieht, ist finde ich verständlich.

Ich habe ja auch nichts dagegen, wenn sie in meiner Kindheit sucht. Ich denke, jeder hat so seine Leichen im Keller *zwinker*

Mein Problem ist nur: Ich war 24 Jahre lang ein vollkommen glücklicher, zufriedener Mensch. Mein einziges Problem war nur schon seit längerem, dass ich zu viel grüble und mir Gedanken machen. Dann kam eben dieser herbe Verlust für mich (und ich kann mit Woren nicht sagen, WIE heftig der für mich war) und BHAM! Nichts wie vorher, völliger Absturz...

Was hat das mit meiner Kindheit zu tun?

Mit ihren Fragen verunsichert sie mich sehr. "Oder war meine Kindheit doch total schrecklich und ich weiß das nur nicht mehr???" Das zieht mich im Endeffekt noch weiter runter.

Meine Vergangenheit war super, ich möchte, dass meine Zukunft super wird.

Wieso arbeitet sie mit mir nicht am JETZT?
ghana
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Re: Nach Sitzung schlechter als vorher?

Beitrag von ghana »

Hallo Gypsi,

es gibt verschiedene Psychotherapierichtungen. Von den Krankenkassen bezahlt werden Verhaltenstherapie, tiefenpsychologisch orientierte Therapie und Psychoanalyse (vielleicht weißt du das ja).

Grob gesagt besteht folgender Unterschied:

Verhaltenstherapie konzentriert sich im Allgemeinen eher auf das Hier und Heute, versucht ungünstige Verhaltensweisen und Denkweisen (z. B. pausenloses Grübeln) aufzudecken und zu verändern.

Tiefenpsychologische Therapie und Psychoanalyse gehen davon aus, dass - evtl. unbewusste - Erlebnisse und Erfahrungen in der Kindheit zu ungünstigen Verhaltens- und Denkweisen in der Gegenwart führen. Entsprechend versuchen sie, diese ungünstigen Kindheitserfahrungen aufzuarbeiten.

Vielleicht arbeitet deine Therapeutin nach einer Therapierichtung, die (monentan) nicht das Richtige für dich ist?

LG, ghana
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Gypsy85
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Re: Nach Sitzung schlechter als vorher?

Beitrag von Gypsy85 »

Hallo Ghana,

ja, das wusste ich. Danke, dass du es nochmal zusammen gefasst hast!

So dumm das klingt: Als ich damals nicht wusste, was mit mir los war, war ich einfach froh schnell IRGENDJEMANDEN zu haben, der mir irgendetwas sagen konnte. Ich hatte ja so gar keinen Schimmer, was mit mir los war...

Jetzt, wo ich weiß, was Sache ist, sieht das schon anders aus, ich verstehe mehr und finde mehr heraus, was mir helfen könnte.Und da wird mir immer mehr bewusst, dass dieses tiefenpsychologische einfach nicht mein Ding ist. Sie macht meine Angst damit nur schlimmer. Zum einen, weil ich anfange zu grübeln, ob in meinem Leben vielleicht doch alles von Grund auf beschiss** gelaufen ist (etwas, was ich NIEMALS gedacht habe) und zum anderen, weil mir aktuell, für jetzt und hier die Hilfe fehlt.

Was bringt es mir zu wissen, dass in meinem Leben hohe Erwartungen an mich gestellt wurden, wenn mir nicht beigebracht wird, JETZT und HEUTE damit besser zurecht zu kommen?

Ich hoffe ich finde jemanden, der mir wirklich helfen kann!

Liebe Grüße,
Steffi
ghana
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Re: Nach Sitzung schlechter als vorher?

Beitrag von ghana »

Hallo Gypsy (oder möchtest du mit deinem richtigen Namen angesprochen werden?),

<Was bringt es mir zu wissen, dass in meinem Leben hohe Erwartungen an mich gestellt wurden, wenn mir nicht beigebracht wird, JETZT und HEUTE damit besser zurecht zu kommen?>

Eigentlich ist es schon auch Ziel einer tiefenpsychologischen Therapie, nicht nur die Auslöser für ungünstige Verhaltensweisen aufzuspüren, sondern das Verhalten dann auch zu ändern.

M. E. kannst du entweder deiner Therapeutin nochmals (?) deine Erwartungen und Ziele für die Therapie mitteilen und hoffen, dass sie darauf eingeht, oder zu einem anderen Therapeuten wechseln.

Hoffentlich gelingt es dir bald, so oder so jemanden zu finden, mt dem du gut arbeiten kannst.

LG, ghana
"Am dunkelsten ist es immer vor der Dämmerung." (Eoin Colfer)
CJ43
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Re: Nach Sitzung schlechter als vorher?

Beitrag von CJ43 »

Liebe Steffi!

Ja, das Gefühl kenne ich, sich nach einer Therapiestunde schlechter zu fühlen. Ich halte es einerseits durchaus für normal, dass es einen aufwühlt und mitnimmt, wenn man über Gedanken und Gefühle spricht, die einen gerade belasten (oder früher belastet haben), das tut man ja nicht ständig und überall.
Andererseits sollte man sein eigenen Gefühl nicht völlig ausblenden: auch eine anstrengende Therapie kann einem die Gewissheit vermitteln, das da Licht am Ende des Tunnels ist. Kann sie das nicht, dann läuft da etwas falsch.
Ich habe aus diesem Grund mal den Therapeuten gewechselt und danach eine Psychoanalyse nach einem halben Jahr abgebrochen. Mir ging es nur schlechter, der Sinn des ganzen blieb mir unklar, es kam mir eher wie eine Gehirnwäsche vor, als müsse ich erraten was der Therapeut von mir hören will. Und dazu die Aussage, dass es Jahre brauchen würde, es sich dieses ganze Verfestigte, tief im Unbewussten sitzende Knäuel auflösen würde.
Im Gespräch mit dem Therapeuten vor dem Abbruch der Therapie, als ich meine Zweifel angesprochen hatte, bin ich überhaupt nicht weitergekommen. Es war nicht möglich ihm meine Sicht zu vermitteln, er hat alles was ich gesagt habe als Beweis genommen, wie therapiebedürftig ich doch bin.
Das letzte Gespräch lief dann sehr schräg, er hatte den Termin vergessen, kramte nach meiner Akte und fand sie nicht und wirkte insgesamt tief beleidigt.
Mir ging es nach dem Therapieabbruch besser und ich habe inzwischen mein AD abgesetzt.

Damit will ich die Psychoanalyse nicht herabsetzen, für mich ist sie aber definitiv nichts.
Vor vielen Jahren hatte ich eine Kurzzeittherapie gemacht, die fand ich sehr hilfreich. Die hat mich entlastet und einige Dinge aufgezeigt, mir überhaupt erst einmal Mut gemacht, mich mit mir selbst zu beschäftigen.

Die Meinung von Corinna, dass wenig Ärzte Therapie und AD empfehlen, kann ich nicht teilen. Das habe ich anders erlebt. Mit meinen Ärztinnen konnte ich beides besprechen.
Und die Frage, ob eine veränderte Biochemie im Gehirn die Ursache für Depressionen ist oder ihre Folge, die scheint noch nicht entschieden zu sein.

Ich halte viel davon sich auf positive Veränderungen zu konzentrieren und in der Gegenwart zu bleiben. Manchmal benötigt man einfach Bestärkung und Unterstützung.
Und kein Wühlen in der Kindheit, um das Haar in der Suppe zu finden.
Rückwirkend bin ich froh, dass ich auf meine innere Stimme gehört habe und die Therapie eben beendet habe.

Eins noch: wenn man nach Therawechsel- oder Abbruch neu sucht, wird man sehr skeptisch behandelt. Also in die Schublade: Querulantin, uneinsichtig, therapieresistent gesteckt. Das muss man dann mit Fassung tragen.

Liebe Grüße, Constanze!
Gypsy85
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Re: Nach Sitzung schlechter als vorher?

Beitrag von Gypsy85 »

Hallo Ghana,
du kannst mich Gypsy oder Steffi nennen, das ist mir gleich

Ja, ich habe ihr MEHRFACH gesagt, dass ich gerne mit meinen Gedanken arbeiten würde, weil ich merke, dass ich damit gut zurecht komme und mein Befinden positiv beeinflussen kann. Da hat sie aber jedes Mal abgeblockt.

Generell blockt sie immer gerade dann, wenn es mir wichtig ist und ich kriege nicht die Bestätigungen, die sooo wichtig für mich wären. Wenn es drauf ankommt, weicht sie mir aus

Ich mag sie wirklich, aber so geht es nicht weiter. Morgen rufe ich mal einen anderen Therapeuten an, der mir vom Profil her super gefällt.

Drückt ihr mir die Daumen?
Gypsy85
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Re: Nach Sitzung schlechter als vorher?

Beitrag von Gypsy85 »

Ich habe privat bezahlt, eine Akte, die weitergegeben werden könnte, hat die Thera nicht angelegt.

Doofe Frage: Ist es sinnvoll zu erzählen, was gelaufen ist oder ist es sinnvoller bei 0 anzufangen?

Was ist so schlimm daran, zu sagen, dass man gemerkt hat, dass die Therapieform nicht die richtige ist??? Damit ist man doch nicht gleich therapiresistent?!??!
kormoran
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Re: Nach Sitzung schlechter als vorher?

Beitrag von kormoran »

liebe gypsy,

ich gewinne aus deinem bericht irgendwie schon auch den eindruck, dass die therapeutin da an dir vorbeiarbeitet.

natürlich kann es vorkommen, dass man vielleicht unbewusst etwas vermeidet und dann unpassend findet, was die therapeutin anspricht. aber hier sieht es doch eher so aus, als ob die therapeutin sozusagen meint, dass sie "weiter ist als du" und auf eine erkenntnis hinarbeitet, die es womöglich nicht gibt.
da sollte es zumindest möglich sein, das in einem gespräch ganz offen zu diskutieren - dann soll sie ihre überlegungen offenlegen, vielleicht ist das erhellend für dich; vielleicht stellt ihr aber fest, dass das an dir und deinen bedürfnissen vorbeigeht.

du wirst ja sehen, ob sie gesprächsbereit ist und dich auch ernst nimmt. wenn nicht, dann ist wohl wirklich ein wechsel angebracht. wenn ja ... nun, dann merkst du ja, ob es etwas verändert.

alles gute und liebe grüße
kormoranin
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kormoran
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Re: Nach Sitzung schlechter als vorher?

Beitrag von kormoran »

... sorry, jetzt habe ich einen ganzen teil vergessen:

zum thema therapieform. wenn therapeuten in ihren schulen so festgeschraubt sind/wären, dass "tiefenpsychologisch" nur heißt: "blick zurück, vergangenheit, kindheit" und "verhaltenstherapeutisch" nur: "jetzt", dann würden ja ganz viele depressive (in deutschland, wo nur diese formen + analyse zugelassen sind) ohne passende therapie dastehen.

und wenn ein/e therapeut/in merkt, dass da JETZT etwas ist, was einen hinweis darauf gibt, was die klientin weiterbringt, dann wird sie vernünftigerweise damit arbeiten. das zu ignorieren und erst mal sozusagen systematisch den keller auszuräumen, während oben, sagen wir, ein rohrbruch das haus flutet, das kanns doch nicht sein.

liebe grüße
kormoranin
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*** zurück ins leben!
Gypsy85
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Re: Nach Sitzung schlechter als vorher?

Beitrag von Gypsy85 »

Ihr seid mir echt ne riesen Hilfe, vielen Dank!

Sie hat mir durchaus schon erklärt, warum sie tut, was sie tut. Ihr Konzept ist generell: "Von nichts kommt nichts." Das heißt sie meint, dass erlernte Dinge aus der Kindheit zu aktuellen Problemen führen.

Heißt im Klartext: Für jede Unannehmlichkeit sucht sie in meiner Kindheit rum und das macht mich einfach traurig. Ich hab durchweg positive Erinnerungen an meine Kindheit, immer gehabt und wenn es einem gerade nicht so gut geht, klammert man sich doch gerade an die vergangenen schönen Momente, immer in der Hoffnung, dass sie mal wieder kommen . Wenn die einem dann "kaputt geredet" werden, hilft das nicht wirklich. Mir zumindest nicht.

Sie sagt halt, dass es an meinen Eltern liegt, die -ohne bösen Willen- Fehler gemacht haben. Und das macht mich genau so traurig. Ich liebe meine Eltern und sie waren mir immer eine riesen Stütze und sind es jetzt. Ich merke, dass ich anfange, nach Fehlern bei ihnen zu suchen und das kann der Weg einfach nicht sein. Klar haben auch sie Fehler gemacht, das tut jeder, aber ich bezweifle sehr stark, dass das Einfluss auf meine momentane Situation hat.

Die hatte einen ganz klaren Auslöser, der mit meiner Familie und meiner Kindheit völlig unverbunden ist, deswegen möchte ich, dass das auch getrennt behandelt wird.
Gypsy85
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Re: Nach Sitzung schlechter als vorher?

Beitrag von Gypsy85 »

Nachtrag: Ja, genau SO sehe ich das auch...

Der Vergleich mit dem Keller und dem Rohrbruch ist klasse

Ich habe mich wirklich vollkommen auf ALLES eingelassen, was sie mit mir gemacht hat, so seltsam mir das manches Mal vorkam *kicher*. Aber geführt hat es leider zu nichts . Schade, denn ich mag sie eigentlich wirklich.

Würde sie wenigstens Sicherheit geben, wenn ich quasi schon danach schreie, ein bisschen Gewissheit "Das wird irgendwann wieder", dann könnten wir von mir aus ja auch erst den Keller aufräumen. Aber im Keller malochen ohne das sichere Gefühl, dass der Rohrbruch dann ganz sicher von alleine verschwindet.

Nein, das kann ich nicht, tut mir leid.

Ich weiß, dass es DAUERT. Probleme, die man sich so nach und nach selbst gebastelt hat, verschwinden nicht nach 2 Sitzungen, das ist mir völlig klar. Aber nach 5 Monaten wenigstens ein Tickchen Verbesserung oder gestärkte Hoffnung, das dürfte doch drin sein, oder?
CJ43
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Re: Nach Sitzung schlechter als vorher?

Beitrag von CJ43 »

Hallo Gypsy!

Das Bild vom Keller / Rohrbruch finde ich auch sehr gut!
In meiner Psychoanalyse hatte ich den Eindruck, dass ein Tunnel angelegt wird, der irgendwann in den Keller münden wird, um dann dort eine Liste anzulegen was aufzuräumen wäre, während es oben ins Dach regnet.

Genau das Gefühl kenne ich: nach einem halben Jahr Therapie zu denken, nun muss doch mal etwas Hoffnung entstehen, dass das alles einen Sinn hat.
Das habe ich vorsichtig beim Therapeuten zur Sprache gebracht. Leider bin ich nicht auf Verständnis gestoßen. Er meinte, das könne er mir nicht sagen, dass alles gut wird. Basta.
Und unter solchen Umständen will ich dann keine Therapie machen.

Bei einer Therapie ist man sehr auf Vertrauen angewiesen und du hast ja geschrieben, das du dich auf viel eigelassen hast, uch wenn dir der Sinn nicht immer klar gewesen ist.
Das habe ich damals auch gemacht, mich wirklich bemüht und kritische Gedanken erst einmal beiseite gelassen.
Aber dann muss auch mal gut sein und ich, als Patientin, will mit meinen Wünschen und Bedürfnissen gesehen werden, ohne blindlings abzunicken, was der Therapeut mir vorsetzt.

Von daher finde ich deinen Entschluss richtig, dich nach einer anderen Thera umzusehen. Wenn du bisher selbst gezahlt hast, gibt es soweiso kein Problem mit der Kasse.
Ich bin für Offenheit und habe bei der neuen Therapeutensuche damals auch erzählt, wieso ich wieder neu suche. Verschweigen würde ich das nicht. Nur, siehe oben, ich hatte das Gefühl in eine Schublade gesteckt zu werden.
Das kann aber auch an meiner Empfindlichkeit liegen und ist bei dir vielleicht anders.
(Das wäre schön, wenn du darüber mal berichtest!)

Und noch etwas: ich halte es für einen Gesundungsprozess, nicht mehr zu allem Ja & Amen zu sagen, nicht mehr Autoritäten blindlings zu akzeptieren und sich aus ungesunden Verstrickungen zu befreien. Genau dieses Verhalten wurde mir in der Kindheit anerzogen und ich bin sicher, es begünstig das Entstehen von Depressivität.
Da vertraue ich mir inzwischen selbst und denke rückblickend: ja, es war richtig die Therapie zu beenden, auch wenn es ein schmerzlicher Prozess voller Zweifel gewesne ist.

Ich wünsche dir viel Glück bei deiner Suche und drücke dir die Daumen!

Gruß, Constanze!
Gypsy85
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Re: Nach Sitzung schlechter als vorher?

Beitrag von Gypsy85 »

Danke Constanze

Angerufen habe ich schon, es war nur der AB dran, aber ich habe meine Nummer hinterlassen und warte jetzt auf den Rückruf.

Dass ich GIGANTISCHE Angst habe, dass auch der neue Thera mir nicht helfen kann, ist nicht wirklich förderlich, oder?

Erst diese ganzen fiesen Geschichten von lebenlangen Problemen, dann meine eigenen negativen Gedanken und der Misserfolg bei der ersten Thera. Ich habe wirklich Angst, dass es nie wieder wird.

Was tut ihr gegen solche Ängste? Oder habt ihr die einfach nicht?
Gypsy85
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Re: Nach Sitzung schlechter als vorher?

Beitrag von Gypsy85 »

ICH HAB NEN TERMIN, ICH HAB NEN TERMIIIIIINNNN!!! *freu**freu**freu*

Meint ihr ich soll als erstes direkt meine Angst ansprechen, dass mir keiner helfen kann? Oder ist das zu sehr mit der Tür ins Haus fallen`?
LaLeLu

Re: Nach Sitzung schlechter als vorher?

Beitrag von LaLeLu »

Hallo Gypsy85

Zitat von Gypsy85: "Meint ihr ich soll als erstes direkt meine Angst ansprechen, dass mir keiner helfen kann? Oder ist das zu sehr mit der Tür ins Haus fallen`?"


Wenn Du bei der Therapeutin/ dem Therapeuten ein gutes Gefühl hast und Dir vorstellen könntest eine Therapie bei ihr/ ihm zu machen, würde ich gleich sagen, worum es geht und ich würde auch Deine Vorerfahrungen schildern.

Das empfinde ich nicht als "mit der Tür ins Haus fallen" - allerdings würde ich wirklich erst schauen, ob sie/ er mir liegt, ob Sympathie da ist.

Wenn das nicht so ist, würde ich mich auch nicht offenbaren, da ja ohnehin absehbar ist, dass es keine gemeinsame Arbeit geben kann.

Schaue und höre auf Dein inneres Gefühl!

Liebe Grüße
Gypsy85
Beiträge: 32
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Re: Nach Sitzung schlechter als vorher?

Beitrag von Gypsy85 »

Danke schön

Leute, ich bin sooo happy! Ich sehe wieder ein kleines Lichtlein.... vielleicht kriege ich ja doch mein Leben wieder??? Der neue Thera ist glücklicherweise genau in meinen Problembereichen spezialisiert, macht die Therapieform, die ich mir vorstelle und hörte sich am Telefon sehr nett an. Gut, er ist ein Mann, da muss ich mich erstmal dran gewöhnen, aber das muss ja kein Nachteil sein.

Ich habe gerade einen Bericht gelesen, woran man qualifizierte Theras erkennt (ja, sowas sollte man VORHER lesen, aber ich war damals sowas von durch den Wind, dass ich einfach nur wild IRGENDJEMANDEN gesucht habe) und leider erfüllt meine Thera nicht einen dieser Punkte . Ich hab mich anfangs fast naiv in diese Therapie gestürzt, erste Zweifel nach wenigen Stunden verdrängt und die Tatsache, dass es nach mittlerweile ca.20h noch keinen Deut besser geworden ist (eher schlechter), als "normal" angesehen. Du musst Geduld haben, habe ich mir immer gesagt. Sowas dauert.

Das stimmt ja mit Sicherheit auch. Aber ohne jeden Erfolg kann man Motivation auch nicht ewig aufrecht erhalten.

Drückt ihr die Daumen, dass es mit "dem Neuen" besser passt
ghana
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Re: Nach Sitzung schlechter als vorher?

Beitrag von ghana »

Die Daumen sind gedrückt!
"Am dunkelsten ist es immer vor der Dämmerung." (Eoin Colfer)
CJ43
Beiträge: 466
Registriert: 12. Okt 2007, 10:38

Re: Nach Sitzung schlechter als vorher?

Beitrag von CJ43 »

Hallo Gipsy!

Ich drücke dir sehr die Daumen, dass es besser klappt mit dem neuen Therapeuten!

Und GIGANTISCHE Angst ist völlig ok. (Welcher Depressive kennt die nicht???), ich finde es nicht falsch die sofort anzusprechen, wenn sie beim ersten Termin immer noch so stark ist.

Ja, Angst zu haben, dass die Depri nicht mehr weg geht, das ist mir sehr vertraut. Angst, dass mir niemand helfen kann (in der Therapie) habe ich zur Zeit nicht, ich bin einfach dies betreffend so resigniert, dass ich den Therapiegedanken auf Eis gelegt habe.
Zur Zeit geht es mir aber sowieso besser (ich trau´mich kaum zu sagen: gut!),was will ich mehr?

Ich freu mich, dass es so schnell bei dir vorangeht und wünsche dir gute Besserung!!!

Liebe Grüße, Constanze
Gypsy85
Beiträge: 32
Registriert: 17. Jan 2011, 11:05

Re: Nach Sitzung schlechter als vorher?

Beitrag von Gypsy85 »

Also blockiere ich mit meiner blinden Panik "Der kann mir sicher auch nicht helfen!!! HIIILLLFEEE" nicht automatisch jeden Erfolg???

Ich will den Erfolg der Therapie nämlich in keiner Weise boykottieren, sondern voran treiben. Aber im Moment bin ich ziemlich mut- und hoffnungslos und habe einfach nur Angst
Gypsy85
Beiträge: 32
Registriert: 17. Jan 2011, 11:05

Re: Nach Sitzung schlechter als vorher?

Beitrag von Gypsy85 »

Kleiner Nachtrag:

Ich bin mir ja nicht ganz sicher, wie das mit der Depersonalisation ist. Anfangs war ich mir GANZ sicher, dass es das ist. Geändert hat sich bisher auch nichts daran, aber ich habe mich so daran gewöhnt, dass ich nicht mehr weiß, wie es vorher war und das macht mir Angst, dass das jetzt einfach mein Normalzustand ist und bleibt.

Aber es kann ja nicht "normal" sein, wenns einem so schlecht geht, oder?

Ich hoffe der Thera ist wirklich besser. Eine klare Diagnose würde mir schon sooo vieles erleichtern. Die habe ich vorher nämlich nicht bekommen. Die Diagnose war aus einem Einzeltermin bei einer ausgebuchten Thera (nur, damit ich schonmal etwas Bescheid weiß), aber in einer Sitzung kriegt man ja noch keine allumfassende Diagnose.

Anfangs habe ich gebetet: Lass es psychisch sein, nicht körperlich, bitte!!! Jetzt denke ich anders...
CJ43
Beiträge: 466
Registriert: 12. Okt 2007, 10:38

Re: Nach Sitzung schlechter als vorher?

Beitrag von CJ43 »

Hallo Gyspsy!

Wenn du eine klare Diagnose willst, dann solltest du zu einem Facharzt gehen, also zu einem Psychiater. Aus deinen Postings entnehme ich, dass du da noch nicht gewesen bist?
Ich weiß, es ist nicht immer leicht einen zu finden und schnell einen Termin zu bekommen, aber Psychiater sind nun einmal die Fachärzte für die Psyche und verfügen meistens über viel Erfahrung, können also deine Symptome genau einordnen. Meistens fragen sie auch gezielt nach, um sich ein Bild zu machen.

Wenn du eine Angststörung hast, dann passt es völlig ins Bild eine große, eventuell übersteigerte, Angst davor zu haben, dass dir der nächste Therapeut nicht helfen kann.
Und zudem ist die Angst ja durch deine Erfahrungen real begründet.
Das sind gleichzeitig aber auch Depressionsymptoem, sich völlig mit Ängsten fertig zu machen und mit dem Schlimmsten zu rechnen.
Das kenne ich auch von mir, mich unaufhörlich in die Zukunft hinein zu sorgen. So bin ich sonst nicht, aber in der Depression leben ich permanent in Endzeitstimmung und sehe gar keine Zukunft mehr für mich.
Das geht wieder weg, wenn die Depression besser wird. Kann man sich zwar nie und nimmer vorstellen, wenn man so mitten drin steckt, ist aber so!

Liebe Grüße, Constanze!
Regenwolke
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Registriert: 15. Apr 2006, 12:46

Re: Nach Sitzung schlechter als vorher?

Beitrag von Regenwolke »

>Wenn du eine klare Diagnose willst, dann solltest du zu einem Facharzt gehen, also zu einem Psychiater.

@Constanze, da möchte ich doch widersprechen. Psychotherapeuten (ärztliche wie psychologische) haben das Stellen von Diagnosen genauso gründlich und gut gelernt, wie Fachärzte für Psychiatrie. Und da ihnen im Vergleich mit ihren psychiatrischen Kollegen in der Regel deutlich mehr Zeit zur Stellung einer Diagnose zur Verfügung steht, denke ich, dass sie oft eine höhere Treffsicherheit haben.
Am gründlichsten diagnostizieren aber vermutlich auf Diagnostik spezialisierte Einrichtungen an Kliniken.

Für eine Behandlung auf eigene Kosten ist eine Diagnose nicht erforderlich (wohl aber nützlich). Wird die Behandlung mit der Kasse abgerechnet, gibt es immer eine Diagnose. Auf Nachfrage hin sollte der Behandler diese auch nennen.

Dir, Gypsy, alles gute für das Gespräch mit dem "Neuen", hört sich gut an, finde ich.

LG, Wolke
CJ43
Beiträge: 466
Registriert: 12. Okt 2007, 10:38

Re: Nach Sitzung schlechter als vorher?

Beitrag von CJ43 »

@ Wolke: Da hast du recht. Mir ist nur aufgefallen, dass es nach 5 Monaten Therapie von der Psychologin noch keine Diagnose gibt.

Gruß, Constanze!
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