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Wie merke ich, dass die Medikation stimmt?

Verfasst: 21. Jan 2011, 13:16
von paco
... bzw nicht stimmt?
Verhindert eine richtige Medikation Abstürze ins tiefe graue Loch?
Je mehr ich nehme, umso stärker sind ja auch wohl die Nebenwirkungen. Von daher würde ich am liebsten garnichts nehmen.
Ich habe bisher versucht, mit einer geringen Dosis (75mg trevilor, zeitweise nur die Hälfte) klarzukommen. Den Rest wollte ich über Verhalten und Kognition steuern bzw an der Beseitigung der depriauslösenden Umstände arbeiten. Nur, letzteres will mir nicht so reibungslos gelingen. Ich bin zermürbendem Warten, Warten, Warten ausgesetzt, weil ich von Entscheidungen Anderer abhängig bin.
Also: wann ist man medikamentös "richtig" eingestellt?
Danke schon mal für Eure Antworten
paco

Re: Wie merke ich, dass die Medikation stimmt?

Verfasst: 21. Jan 2011, 13:26
von lowrider60sec
Hallo paco,

>>Verhindert eine richtige Medikation Abstürze ins tiefe graue Loch?>>
Ich falle nicht mehr so tief, aber ich falle noch.

Den Weg, den du nehmen willst gehe ich auch (Dosierung und die von dir beschriebenen Strategien).
Was man dabei im Marschgepäck braucht ist unendlich viel Geduld ! Jedenfalls war es bei mir so. Wenn anfangs jemand mir von "kleinen Schritten" erzählt hat dachte ich : Naja, das wird doch wohl rasanter gehen. Nix da, Langsamkeit in Allem ist gefragt.
Auch mit der Erkenntnis, dass ich nicht mehr so belastbar bin wie früher konnte ich mich lange Zeit nicht anfreunden (ist auch heute noch manchmal hemmend).

Ich wünsche dir Kraft bei deiner Arbeit. Sie wird schwer, aber es lohnt sich !

LG
lowrider

Re: Wie merke ich, dass die Medikation stimmt?

Verfasst: 21. Jan 2011, 16:55
von kiwilana
Hi Paco!

> (75mg trevilor, zeitweise nur die Hälfte)
wie jetzt? darf man das überhaupt?? also so mal eben halbieren? ist das normal bei trevilor (kenn`s nicht, nehm citalopram) bzw. vom arzt so empfohlen? also, als könnte man das wie ne bedarfsmedikation immer mal wieder ändern bzw. voll/halb?

ich dachte antidepressiva müssen immer gleich genommen werden. kann es sein, dass durch diese 75mg und dann wieder ab und zu die hälfte nur, dein körper bzw. deine psyche gar nicht in ne "harmonische balance" kommen kann? ich dachte ADs müssen immer den gleichen spiegel haben und sollten keinen schwankungen unterliegen. tät isch dringend nen arzt fragen, falls du das nicht weißt. oder eben ein paar wochen ganz brav die gleiche dosis jeden tag nehmen bzw. einfach das medi GENAU so nehmen, wie der arzt es verordnet hat!! vielleicht geht`s dir dann auch besser?!

abstürze kann es aber leider auch bei guter einstellung des medis geben. das siehst du schon ganz richtig, dass ein medi alleine eben nicht reicht und ich finds super, dass du noch anders dran arbeitest. mach ich auch.

alles alles gute, kiwi

Re: Wie merke ich, dass die Medikation stimmt?

Verfasst: 21. Jan 2011, 17:55
von paco
hi kiwi,
wenn es mir wochenlang gut geht, dann wage ich es, in rücksprache mit einer pharmakundigen vertrauensperson, die dosierung zu reduzieren. ich meine nicht, dass man sich so sklavisch an die verordnung des arztes halten muss. trevilor 75 mg retard zu teilen geht nur, wenn man die kapsel aufmacht und von den zwei enthaltenen tabletten nur eine nimmt.
das geht bei mir in guten zeiten ganz gut, weil ich eh meine, keine starke depri zu haben und sie besiegen zu können, wenn sich meine lebensumstände bessern. und daran arbeite ich intensiv.
schönes wochenende
paco

Re: Wie merke ich, dass die Medikation stimmt?

Verfasst: 21. Jan 2011, 19:01
von Herbert1960
Hallo Paco,
wie kommst Du darauf die Medis nach deinem Gutdünken nehmen zu können? Weil Du meinst, heute geht es mir ganz gut also nehme ich die Hälfte? Mann oh Mann, gehe in Dich. Die ADs sind dafür da Dich zu stabilisiren, natürlich haben sie Nebenwirkungen, manche nicht zu knapp, aber Du musst der Medimentation eine Chance geben, Minimum 4-6 Wochen.
Lg Herbert

Re: Wie merke ich, dass die Medikation stimmt?

Verfasst: 21. Jan 2011, 21:45
von Salvatore
Hallo paco,

die richtige Dosierung eines AD ist keine reine Glücks- oder Gefühlsangelegenheit.
Man kann mit Hilfe einer Blutspiegelanalyse nachweisen, ob du mit der Dosis überhaupt in den therapeutisch wirksamen Bereich kommst oder ob dieser überschritten wird und die Dosis zu hoch ist.
Der Stoffwechsel jedes Menschen arbeitet anders, ich habe z.B. einen sehr aktiven Stoffwechsel und brauche von allen Medis hohe Dosierungen.

Ich weiß zwar nicht, welche 'Vertrauensperson' dir in die Medikation quatscht, aber du darfst auf keinen Fall nach Gutdünken nehmen was und wie du willst. Dass du damit ständig Aufs und Abs erlebst wundert mich ehrlich gesagt gar nicht. Besprich das mit deinem Facharzt! Und frage ihn auch nach einer Blutspiegelbestimmung.

Lg, S.

Re: Wie merke ich, dass die Medikation stimmt?

Verfasst: 21. Jan 2011, 21:53
von lammbock
Hi Paco,

kann Salvatore nur zustimmen- bitte nicht selbst herumexperimentieren, dass gibt nur Probleme ich weiß wovon ich rede- frag Deinen Facharzt und wenn nicht hole Dir eine zweite Meinung ein
Gruß MaBi

Re: Wie merke ich, dass die Medikation stimmt?

Verfasst: 22. Jan 2011, 07:57
von kiwilana
Hi lieber Paco,

> wenn es mir wochenlang gut geht, dann wage ich es, in rücksprache mit einer pharmakundigen vertrauensperson, die dosierung zu reduzieren. ich meine nicht, dass man sich so sklavisch an die verordnung des arztes halten muss.
ganz so meinte ich das auch nicht es klang für mich nur so (sorry, falls missverständnis), als würdest du einen tag mal 75, dann die hälfte, etc. also so je nach TAG und wie es dir da grad geht dosieren. und wie ich ADs bisher erklärt bekam, sollte man sowas nicht machen.

wenn es einem wochenlang gut geht, nach absprache zu reduzieren - oder auch wenn es einem länger schlecht geht, nach absprache zu erhöhen, ist natürlich was anderes. ich würd halt die absprache nur mit dem arzt machen - was meinst du mit pharmakundige vertrauensperson oder so ähnlich? die apothekerin fände ich definitiv unausreichend.

was ich meinte und denke, was auch die anderen meinten (?), ist mal so mal so, ohne dass vorher ein klarer spiegel war, wäre nicht gut. "spiegeltest" klingt echt gut, das würde doch mal klarheit bringen, wusste gar nicht, dass es das gibt. und: wie doll sind denn die nebenwirkungen? lässt sich das evtl. nochmal mit dem arzt besprechen, evtl. anderes medi versuchen, o.ä.? oder hast du da schon diverse probiert gehabt?

ciaoi & wünsch dir einen guten tag, kiwi

Re: Wie merke ich, dass die Medikation stimmt?

Verfasst: 22. Jan 2011, 18:29
von lowrider60sec
>>wenn es mir wochenlang gut geht, dann wage ich es, in rücksprache mit einer pharmakundigen vertrauensperson, die dosierung zu reduzieren. ich meine nicht, dass man sich so sklavisch an die verordnung des arztes halten muss.>>

Hallo paco,

Finde ich OK . Ich habe den Vorschlag (mit der Dosierung zu "spielen") sogar von 2 Ärzten gemacht bekommen. Wieso sollte es dann falsch sein ;=)

lg
lowrider

Re: Wie merke ich, dass die Medikation stimmt?

Verfasst: 22. Jan 2011, 19:04
von Kodiak
Hallo paco,

wenn es Dir wochenlang gut geht, könntest Du möglicherweise die wirksame Dosierung gefunden haben. Dann aber zu reduzieren heißt doch, sich wieder in den unwirksamen Bereich zu begeben, oder habe ich da was falsch verstanden? Warum tust Du das? Wegen der Nebenwirkungen? Um dann wieder zu erhöen, wenn es Dir schlecht geht?

Für mich liest sich das unlogisch. Mir würde das nur einmal passieren, wenn ich wüsste, dass es mir wegen der Reduzierung schlechter ginge. Freiwillig möchte ich mich der Depression nicht ausliefern.

Allerdings gehört zur Differenzierung der Auslöser Erfahrung und Geduld. Möglicherweise kann ja die Depression auch bei hoher Dosierung auftreten. Da muss man experimentieren.

Was ich mir immer wieder vor Augen halte ist der Fakt, dass Antidepressiva Wochen brauchen, um zu wirken. Ein Weglassen oder reduzieren wirkt sich schnell aus.

Viele Grüße

Dietmar

Re: Wie merke ich, dass die Medikation stimmt?

Verfasst: 23. Jan 2011, 20:24
von Nico Niedermeier
Borderline Patientinnen/en rät man häufig mit Neuroleptika und sedierenden ADs in niedrigen Dosen zur Spannungsreduktion zu "spielen".
Für Pat. mit "normalen" Depressionen (und Antidepressiva gegen diese) gilt dies explizit NICHT. Es ist eher so, als würde man den Hirnstoffwechsel permanent Achterbahn fahren zu lassen, also neurophysiologisch gesehen unklug. Etwas anders wiederum ist, wenn ich im Laufe einer langfristigfen AD Therapie ne gute Phase habe und die Dosis langfristig daran anpassend reduziere.
Grüße
Dr. Niedermeier

Re: Wie merke ich, dass die Medikation stimmt?

Verfasst: 23. Jan 2011, 20:58
von 2613
Hallo Paco,
hast du denn starke Nebenwirkungen bei der Einnahme deines Medikamentes so dass du es eigentlich nicht nehmen willst?

ob man richtig eingestellt ist, merkt man vermutlich daran, dass es einem wesentlich besser geht. Da man das ja in "schwarzen" Phasen gerne vergisst, hilft es vielleicht einen Stimmungskalender zu verwenden.
z.B. http://www.dr-mueck.de/HM_Depression/HM ... ession.htm

Ich konnte hieran ganz gut erkennen, dass mein neues Medikament dabei geholfen hat, die "Schwarzen Phasen" wesentlich zu verkürzen.

Ich war jahrlang auch bei einer sehr niedrigen Dosierung eines Medikamentes (Citalopran), welches für mich nicht das richtige war. Es hat kaum geholfen und hatte trotzdem Nebenwirkungen. Da ich aber eigentlich keine Medikamente wollte habe ich nicht weiter rumprobiert und dachte, dass ist alles was gehen kann.

Nachdem ich aufgehört hab zu Rauchen, fast jeden Tag laufen gehe und seit über 3 Jahren eine Therapie mache habe ich dann auch dieses Medikament abgesetzt und es war DIE HÖLLE.

Jetzt bin ich froh' vor einigen Monaten eine Neurologin aufgesucht und ein neues Medikament zu haben (Venlafaxin). Nebenwirkungen habe ich nun außer leichterem Schlaf keine mehr.
Abstürze gibts noch immer, aber sie dauern nicht mehr soooo lange an.

Für mich ist es jetzt nicht mehr das erste Ziel keine Medis mehr zu nehmen, sondern mit deren Hilfe erst mal alles andere in den Griff zu bekommen. Ich habe angefangen ALLES zu auszuprobieren, was mir helfen könnte (Sport, Ernährung, Lichttherapie und eben auch ADs etc.) und sehe seit langem endlich etwas positiver in eine Zukunft.

Vielleicht kann meine Antwort dir irgendwie weiterhelfen.

Viele Grüße

Re: Wie merke ich, dass die Medikation stimmt?

Verfasst: 24. Jan 2011, 08:24
von lowrider60sec
>>als würde man den Hirnstoffwechsel permanent Achterbahn fahren zu lassen,>>

Hallo Dr.Niedermeier,

Würde das denn evtl. dafür sorgen, dass ÜBERHAUPT etwas sich tut da oben mit diesen ganzen Transmittern und so?? (sorry, ich behalte diese ganzen Namen ums Verrecken nicht, obwohl ich es schon xxxxmal gelesen habe).

Danke im Voraus für ihre Antwort auf meine (wahrscheinlich dämliche) Frage ;=)

lowrider

Re: Wie merke ich, dass die Medikation stimmt?

Verfasst: 24. Jan 2011, 11:34
von paco
Hallo allerseits,
vielen Dank für Eure antworten.
Um nicht missverstanden zu werden: ich nehme natürlich nicht heute mal soviel, morgen mal ein bisschen mehr, tags drauf dann wieder weniger.
Wenn es mir mehrere Wochen gut ging und ich mich stabil fühlte, dann habe ich die Dosis reduziert, zum Teil auch schon ganz ausgesetzt. Weil meine Depri an sich nicht so tierisch schwer ist, sondern meine Lebensumstände unbefriedigend sind und mich immer wieder runterdrücken. Prinzipiell habe ich eine Abneigung gegen Medikamente und möchte ohne sie auskommen.
Aber klar, das sollte ich vielleicht mal zu einem Thema machen mit einem Psychiater.
Liebe Grüße
paco