Geichtszunahme

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miguth
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Geichtszunahme

Beitrag von miguth »

Hallo zusammen,
muss mich mit dem Gedanken vertraut machen, demnächst AD nehmen zu müssen. Möchte dadurch aber auf keinen Fall Gewicht zu- nehmen, da ich im Kindes- und Jugendalter (ist über 20 Jahre her) sehr darunter gelitten hatte. Hat mich damals sicherlich auch ein hohes Maß an Selbstwertgefühl gekostet, was ich nie wieder auffangen konnte. Habe seit Jahren aber Idealgewicht, muss aber auch ständig was (Sport) dafür tun, um dies zu halten; mache das sehr gerne.
Kann man von vorneherein sagen, dass man bei bestimmten AD auf keinen Fall zunimmt, bei anderen aber auf jeden Fall.
Ist eine mögliche Gewichtszunahme direkt vom Medikament abhängig oder den,durch die Einnahme, gesteigerten Appetit ? Habe gehört, dass z.B. Remergil zu Gewichts-zunahmen führt. Gibt es noch andere ?
Natürlich sollte die antidepressive Wirkung im Vordergrund stehen, dennoch spielt die Frage des Gewichts für mich eine sehr große Rolle. Bitte um Ratschläge und Tipps.
Danke M.
heike56
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Re: Geichtszunahme

Beitrag von heike56 »

Hallo miguth,

bei mir hat Amitryptilin zu einer starken Gewichtszunahme geführt. Es ist eine sehr häufige Nebenwirkung bei der Substanz.
Vom Mirtazapin habe ich es auch recht häufig gehört.

Du treibst Sport, dass ich auf jeden Fall gut, soll auch eine deutliche antidepressive Wirkung haben.

In einem anderen Beitrag von dir habe ich gelesen, dass es dir abends besser geht als morgens. Das ist für viele an Depression erkrankte typisch. Es gibt dafür ja auch den Ausdruck des Morgengrauens. Bei mir wurde das Befinden meist gegen Mittag besser und am Abend, dachte ich, ich hätte es überstanden. Aber am nächsten Morgen wieder dasselbe.
Durch die Medikamente hat sich das deutlich gebessert.

Viele Grüße

Heike 47
Sieglinde1964
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Re: Geichtszunahme

Beitrag von Sieglinde1964 »

Remergil (Mirtazapin) hat bei mir auch zur Gewichtszunahme geführt unter anderem auch Risperdal. Ich habe innerhalb kurzer Zeit stark zugenommen, dass meine Medikamente nochmals umgestellt wurden. Ich nehme neben 150 mg Trevilor (Venlafaxin) 15 mg Abilify, das ist ein Neuroleptikum gegen Stimmenhören und Angstzustände. Zum Einschlafen und Durchschlafen nehme ich 80 mg Dominal forte. Ich habe auch wieder ein wenig (7kg) abgenommen. Trotzdem habe ich noch ziemlich Übergewicht, woran ich noch arbeiten muss um davon runter zu kommen.
miguth
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Re: Gewichtszunahme

Beitrag von miguth »

Hallo Heike,
danke für den Hinweis. Schließe daraus, dass die "Dickmacher" wohl bei Insidern bekannt sind und man sich ggf. mit dem Arzt über Wirkung und Nebenwirkung abstimmen sollte. Macht für mich nämlich wenig Sinn, wenn man aufgrund starker Nebenwirkungen auch wieder in ein tiefels Loch fällt. Sport hilft zwar etwas gegen das Stimmungstief, es ist aber schwierig sich dazu aufzuraffen, auch wenn es vor ein paar Monaten noch fester Bestandteil im Tagesablauf (6-7x in der Woche)war. Hätte nicht gedacht, dass der Geist den Körper so beherrschen kann. Mir wäre schon geholfen, wenn ich das abendliche Befinden auch während des Tages hätte. Würde dafür auch die entsprechenden AD nehmen.
Gruß M.
heike56
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Re: Geichtszunahme

Beitrag von heike56 »

Hallo miguth,

hier habe ich einen Link, wo Nebenwirkungen der einzelnen Antidepressiva aufgelistet sind.

http://www.versorgungsleitlinien.de/pat ... on-1.0.pdf

Auf Seite 54 befindet sich die Liste.

Insgesamt finde ich die Patientenleitlinie sehr informativ.

Es kann, aber muss nicht, zu Anfang der Medikamenteneinnahme zu unangenehmen Nebenwirkungen kommen, aber die allermeisten vergehen innerhalb von 1- 2 Wochen und bei vielen tritt dann eine deutliche Besserung ein.

Ich wünsche dir einen guten Arzt und dass die Medikamente dir helfen.

Viele Grüße

Heike 47
CJ43
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Re: Geichtszunahme

Beitrag von CJ43 »

Hallo miguth!

Bei mir ist es so, dass ich von Fluoxetin abgenommen habe, weil sich mein Hungergefühl verflüchtigt hatte.
Also nicht dramatisch abgenommen, aber deutlich, jedenfalls rutschten die Hosen.

Zu Fluoxetin findest du hier im Forum viele Hinweise, daher verkneife ich mir mal weitere Hinweise auf Nebenwirkungen und so.

Ich habe es ca 1 1/2 Jahre eingenommen und setze es gerade ab.


Liebe Grüße, Constanze!
miguth
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Re: Geichtszunahme

Beitrag von miguth »

Hallo Heike und Constanze,
danke für die Hinweise und den Link. Werde mich mal intensiv einlesen, um nicht völlig ahnungslos beim Arzt sitzen zu müssen. Wann haben die AD denn bei Euch angeschlagen und wie ist die Gefühlslage danach ? Sind die Sorgen und Ängste dann plötzlich verschwunden oder belasten sie einen nicht mehr so wie früher ? Kann man noch alles so machen wie zuvor ? z.B. alleine Auto fahren, alleine laufen, Gespräche führen und diesen auch folgen, Entscheidungen treffen usw. oder ist man ggf. so benebelt, dass man das ein oder andere besser sein lassen sollte. Ich möchte auf jeden Fall weiter im Beruf (u.a. Beratungen, Meetings, Vorträge)tätig sein, und nicht zu hause abhängen; auch wenn mir das derzeit manchmal lieber wäre. Welche Efahrungen habt Ihr gemacht ?
Danke M.
heike56
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Re: Geichtszunahme

Beitrag von heike56 »

Hallo miguth,

im Schnitt musst Du zwei bis drei Wochen warten, evt. sogar länger bis eine deutliche Wirkung eintritt.
Eine meine ersten Erfahrungen war, dass ich wieder besser geschlafen habe (damals noch unter Amitryptilin),und meine morgendliche Weinerlichkeit zurückging.

Beim Venlafaxin war es so, dass ich langsam aus der Lethargie heraus kam, meine extreme Dünnhäutigkeit sich besserte, auch die körperlichen Symptome wurden weniger.
Oft bemerken Angehörige als erste, dass sich etwas tut. Man ist nicht mehr so versteinert.
Meine Gefühle wurden lebendiger, es war so als ob sich ein grauer Vorhang zurückzog.

Insgesamt würde ich sagen, ich bin wieder robuster gegenüber Streß geworden, konnte Situationen angemessen einschätzen und das Leben fiel mir leichter.

Das war kein Prozeß von Tagen, sondern zog sich über eine längere Zeit hin.

Bei mir ist es auch so, dass mein Vater und sein Bruder Depressionen hatten.

Ich kann gut verstehen, dass Du dich vor der Diagnose fürchtest. Man meint, dasselbe durchmachen zu müssen, wie das erkrankte Familienmitglied.
Aber wenn sie erkannt ist, kann man sie behandeln. Und die Möglichkeiten heute sind viel besser als z.B. vor 20 Jahren. Es gibt viele neue und veträglichere Medikamente und Therapiemöglichkeiten.

Wenn Du gut eingestellt bist, ist es wahrscheinlich, dass Du wieder in deinem Beruf arbeiten kannst.

Ich hoffe, ich konnte dir ein bißchen weiterhelfen.

Viele Grüße und frage, wenn Du noch etwas wissen willst.

Heike 47

Wenn man in einer Depression drin steckt, ist es nicht mehr vorstellbar, wie es ist gesund zu sein.
Wenn man aus einer Depression raus ist, ist es nicht mehr vorstellbar, wie es ist krank zu sein.
CJ43
Beiträge: 466
Registriert: 12. Okt 2007, 10:38

Re: Geichtszunahme

Beitrag von CJ43 »

Hallo miguth!

Also, Fluoxetin benebelt nicht. Damit kann man alles machen, Auto fahren, alleine auf die Straße gehen, arbeiten, lesen...
Nur in der Ansetzphase hatte ich einige üble Nebenwirkungen: Kopfschmerzen, Magendrücken, das Gefühl nicht ganz da zu sein. Da bin ich dann auch nicht Auto gefahren. Nach etwa 3-4 Wochen vergeht das wieder. Beim Absetzen habe ich solche Nebenwirkungen nicht.

Die Wirkung kam bei mir ziemlich schnell: mir ging nicht mehr alles so nahe. Als wenn eine Plexiglasscheibe zwischen mir und dem Geschehen wäre. Auch die Ängste und die endlosen Grübelgedanken wurden weniger, zum Glück, die sind bei mir sehr quälend.

Mit Fluoxetin denke ich nicht mehr mehrere Tage voraus: was alles passieren könnte und wie ich das alles schaffen soll, sondern mir geht nur der nächste Tag durch den Sinn.
Das spart einfach Kräfte.

Die Stimmung wird besser, nicht gerade fröhlich und jauchzend, aber nicht mehr 24h am Tag verzweifelt.

Arbeiten geht gut damit, ich hatte nie den Eindruck, dass ich langsamer denke oder weggedämpft wirke.
Ich nehme das Zeug auch vor allem wegen des Berufs, ich habe immer wieder große Angst, dass ich sonst zu lange ausfalle und mich irgendwann dann gar nicht mehr zurück in den Job traue.

Weil es mir seit längerer Zeit besser geht, setze ich es nun ab. Ich hoffe, es geht gut!

Liebe Grüße, Constanze!
Tournesol1342
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Registriert: 13. Jul 2010, 20:05

Re: Gewichtszunahme

Beitrag von Tournesol1342 »

von miguth:
"Kann man von vorneherein sagen, dass man bei bestimmten AD auf keinen Fall zunimmt, bei anderen aber auf jeden Fall.
Ist eine mögliche Gewichtszunahme direkt vom Medikament abhängig oder den,durch die Einnahme, gesteigerten Appetit ?"

Ich habe schon etliche AD's "durch" - allesamt waren es SSRI. Von keinem Medikament habe ich zugenommen - was für mich auch eine ziemliche Schlappe wäre, denn ich kämpfe ohnehin immer gegen meine überschüssigen Pfunde...

Oft habe ich durch die Medikamente keinerlei Hungergefühl mehr verspürt oder hatte einfach keinen Appetit. Das gilt momentan sogar für Schokolade oder Chips, von denen ich sonst meine Finger nicht lassen kann...
Ich gehe mal davon aus, dass man nicht "automatisch" zunimmt, sondern weil man eben ein ständiges Hungergefühl hat (so wie ich eben ein ständiges Nicht-Hungergefühl habe) - und dann auch zwischendurch mehr isst.

Ansonsten glaube ich eher nicht daran, dass man Erfahrungen über Wirkung und Nebenwirkung bei anderen mit sich selber vergleichen kann - wenn du die Packungsbeilagen liest, wird dir auffallen, dass oft ganz gegenteilige Neben- und Wechselwirkungen aufgelistet sind ("hoher Blutdruck, Blutdruckabfall" oder "Durchfall" und in der gleichen Zeile "Probleme beim Stuhlgang") Du musst es wohl oder übel selber ausprobieren, um festzustellen was wie bei dir wirkt - oder auch nicht wirkt.

Ich drück' dir jedenfalls die Daumen, dass du schnell das passende Medikament findest und es dir bald besser geht!

Viele Grüße,
Tournesol.


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Die Dinge sind nie so, wie sie sind.

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2613
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Re: Geichtszunahme

Beitrag von 2613 »

Hallo miguth,
ich kann verstehen, dass die Frage der Gewichtszunahme wichtig für dich ist. Natürlich steht die eigentliche Wirkung im Fordergrund, aber insgesamt sollte man sich so wohl wie möglich fühlen.

Ich habe vor einiger Zeit Citalopran verschrieben bekommen (allerdings war ich nicht bei einem Neurologen, sondern hatte mir diese von meinem Hausarzt verschreiben lassen) als Unterstützung zu meiner Psychotherapie.

Kann ich bei schweren, anhaltenden Depressionen übrigens nicht empfehlen, hier sollte man doch zum Facharzt.

Mir ging es etwas besser und ich dachte, mehr geht nicht. Von diesem Medikament habe ich einige Kilos zugenommen und im Nachhinein muss ich sagen, es war auch sinst nihct das richtige Medikament für mich.

Seit einigen Wochen nehme ich nun Venlafaxin, was mir gut hilft und zu keinerlei Gewichtszunahme geführt hat, sondern sich eher positiv auf mein Hungergefühl auswirkt (keine Freßanfälle).

Ich denke du kannst mit deinem Arzt besprechen, wo diese Nebenwirkung "eher" nicht zutrifft. Letztlich scheint das bei jedem anders zu sein. Wenn man z.B. auf versch. Internetseiten schaut findet man auch bei Venlafaxin, dass so uns soviel Prozent eine Gewichtszunahme als Nebenwirkung angeben.

Ich hoffe ich konnte dir helfen, und du findest alle Unterstützung die hilft, dass es dir besser geht.

Viele Grüße
Keken
Beiträge: 338
Registriert: 26. Aug 2005, 14:34

Re: Gewichtszunahme

Beitrag von Keken »

ich habe nur von remergil zugenommen, und das in kurzer zeit über 8 kg.

bei sertralin, citalopram und cipralex habe ich äußerst gute erfahrungen gemacht, was die nebenwirkungen anbelangt (nämlich so gut wie keine). hinsichtlich der gewichtszunahme habe ich bei citalopram sogar gegenläufige tendenzen wahrgenommen: der appetit war deutlich gedrosselt. meiner schwester erging es bei diesem medi ähnlich.
bei sertralin und cipralex hat sich in bezug auf mein gewicht und essverhalten nichts geändert.

diese drei medis kann ich nur empfehlen - zumindest in diesem zusammenhang.

ich wünsche dir viel erfolg bei der suche des passenden ads. ich höre immer wieder, dass die ärzte gerade in den letzten jahren immer mehr erfahrung damit bekommen, das "richtige" recht schnell zu finden.

viel mut,
keken
Fear NOT, for I'm with you, says the LORD.
miguth
Beiträge: 17
Registriert: 18. Jan 2011, 19:59

Re: Gewichtszunahme

Beitrag von miguth »

Hallo zusammen,
möchte mich zuerst für die aufschlussreichen Antworten bedanken. Immer gut, wenn man auf die Erfahrung Anderer zurückgreifen kann. Stelle fest, dass ich nicht der Einzige bin, der sich über eine mögliche Gewichtszunahme sorgt. Über die allgemeine Verträglichkeit und mögliche Nebenwirkungen sollte man daher tatsächlich offen mit dem Arzt sprechen, um gemeinsam das richtige Medikament zu finden.
Nochmals danke für die Hinweise und auch Euch alles Gute.
Wer kann etwas zum Thema Schilddrüse - Depressionen beisteuern? Verfasse dazu gleich einen neuen Beitrag.
Gruß M.
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