Rückfall. Was erwartet mich?

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Karyathrea
Beiträge: 3
Registriert: 19. Jan 2011, 08:28

Rückfall. Was erwartet mich?

Beitrag von Karyathrea »

Hallo!

Ich möchte meine Vorstellung gleich mit meiner ersten Frage verbinden.
Vor etwa drei Jahren ist von einem Psychiater eine Depression diagnostiziert worden. Er meinte, es einmal mit Mutan (Fluoxetin) zu versuchen. Nach ca. 9 Monaten war ich noch einmal dort, habe davon berichtet, dass die Beschwerden besser geworden sind, habe aber über fehlenden Antrieb geklagt. Der Doc meinte daraufhin, dass er sich damals nicht sicher war, ob das Medikament für mich das richtige sei, er freue sich aber, dass es funktioniert hat. Gegen die Antriebslosigkeit verordnete er Seropram. Nach einer Weile haben wir die dann wieder abgesetzt und ich hab mich von ihm verabschiedet. Nach und nach wurde mir klar, dass ich mich selbst belogen hatte und die Wirkung minimal war. Voriges Jahr musste ich für die Arbeit eine Prüfung ablegen. Ich bin (lt. einem psychologisch ausgewerteten IQ-Tests) sehr intelligent, kann aber ganz schlecht von gedrucktem Papier lernen. Aus dem Grund hab ich mir einen irrsinnigen Stress gemacht, mein gesamtes Leben auf die Prüfung ausgerichtet und bin dabei anscheinend in eine Abwärtsspirale gekommen. Ab da gings nämlich stetig bergab. Im Herbst wurde mir, klar, dass es mir schlechter denn je geht und der Rückfall mich weiter zurück geworfen hat, als ich je war, Ich bin nur noch traurig, gereizt, lustlos, verrichte nur noch Dinge, denen ich nicht aus dem Weg gehen kann usw. Und das schlimmste ist, dass ich im Mai, wieder so eine Prüfung absolvieren muss, deren Stoff aber noch umfangreicher ist. Sobald ich daran denke, bekomme ich die blanke Panik und ich bin unfähig zu lernen.

Bei diversen Online Tests kam eigentlich immer heraus, dass ich an einer (nunmehr) starken Depression leide. Ich weiß, dass man dem nicht zu viel Bedeutung beimessen sollte, aber es zeigt zumindest eine Tendenz an. Anfang Februar habe ich erneut einen Termin beim Psychiater. Keine Ahnung, was mich dort erwarten wird.
Ich möchte doch nur zu meinem alten Leben zurück.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen?

Christoph
paco
Beiträge: 310
Registriert: 19. Jan 2011, 11:06

Re: Rückfall. Was erwartet mich?

Beitrag von paco »

Hi Christoph,

ich glaub ja, es gibt kein zurück im Sinn von 1:1. Die Depressionserfahrung verändert jeden Menschen. Aber ich hoffe, es gibt einen Weg in die nachhaltige Beschwerdefreiheit. Den such ich auch für mich.

> es einmal mit Mutan (Fluoxetin) zu versuchen ... ob das Medikament für mich das richtige sei ... verordnete er Seropram
Wurdest Du nur medikamentös behandelt? Nach meiner Erfahrung dämpfen Medis nur die Symptome, den Ursachen einer Depri kann man nur mit einer Psychotherapie auf die Spur kommen, um die Depri nachhaltg zu beseitigen.

> Ich bin nur noch traurig, gereizt, lustlos, verrichte nur noch Dinge, denen ich nicht aus dem Weg gehen kann usw. ...Anfang Februar habe ich erneut einen Termin beim Psychiater
Da würde ich mal nach einer Therapie fragen, damit Du an Dir und der Depri arbeiten kannst. Alternativ -oder parallel- dazu kanst du nach einem neuen Medikament suchen. Wenn ich den Psychiater aus Deiner Schilderung richtig einschätze, wird er weiter an der Verbesserung der Medikation arbeiten.

Liebe Grüße

paco

PS: An alle: Kann man sich hier unter Usern keine privaten Nachrichten zuschicken. Läuft hier alles öffentlich?
Carrion
Beiträge: 317
Registriert: 13. Dez 2010, 08:13

Re: Rückfall. Was erwartet mich?

Beitrag von Carrion »

Hey!

@Paco: Private Nachrichten gehen soweit ich weiß nur wenn du deine email im Profil veröffentlich hast und das hat kaum jemand. Würde ich mir auch häufiger wünschen.

@Christoph
Ich würde dir auch vorschlagen um einen Therapieplatz zu bitten. Ich kann mir gar nicht vorstellen wie das nur mit Tabletten laufen soll (habe aber auch keine Erfahrung). Ich bin in Therapie und denke über eine mögliche Medikation nach.

Was das Lernen vielleicht leichter macht: Mach dir jetzt schon einen genauen (und vor allem realistischen!!!) Zeitplan in den du auch "Puffer" einbaust, also Zeiten für Entspannung aber auch einfach "Löcher" für die Tage an denen nichst geht. Mir hilft das immer...

Liebe Grüße
Sophia
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elas
Beiträge: 2102
Registriert: 12. Mär 2009, 16:50

Re: Rückfall. Was erwartet mich?

Beitrag von elas »

Hi Paco...

...doch, wenn das Profil des Users/der Userin offen ist, dann ist eine E_Mail_Adresse angegeben, die Du in Anspruch nehmen kannst.

Ins Profil kommst Du, wenn Du das Köpfchen ganz links im Eck oben über dem jeweiligen Nick anklickst.

elas
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Lebensringe sind auch Themenringe
paco
Beiträge: 310
Registriert: 19. Jan 2011, 11:06

Re: Rückfall. Was erwartet mich?

Beitrag von paco »

danke, elas,
das geht aber nur über eine externe mail (und die meisten user, wie ich auch, haben ihr profil nicht freigegeben). intern, dass man zB nur den namen des users anklickt und es gibt dann eine option für private nachrichten, das klappt nicht.
schade!
paco
ghm
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Registriert: 25. Dez 2010, 12:38

Re: Rückfall. Was erwartet mich?

Beitrag von ghm »

Hallo Christoph,

(vorsicht Klugscheisser antwortet)
Dein Sein hat an Dich eine Frage gestellt, weil Dich Dein Tun von Deinem Sein entfernt hat.
Bei manchen beginnt das Entfernen in der Kindheit (zu wenig oder zu viel "Liebe"), bei manchen nach einem Erlebnis, einer starken Trauer oder was auch immer.
Du kannst diese Frage Wegdrücken, mit Medis, Alkohol, Drogen, aber auch fundamentalistische Religion, usw.
Das kannst Du machen, aber die Frage Deines Seines an Dich kommt immer wieder.
Oder Du machst Dich auf den (zuweilen schmerzhaften, zuweilen schönen) Weg zu erkennen, wer Du bist und wer nicht.

Wenn Du in Deinem alten Leben schon nahe bei Dir warst, wird Dein neues Leben sicher ähnlich, aber das "alte" Leben fürchte ich kommt nicht mehr wieder.
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
paco
Beiträge: 310
Registriert: 19. Jan 2011, 11:06

Re: Rückfall. Was erwartet mich?

Beitrag von paco »

Was erwartet mich?
Stell Dir nicht nur diese Frage, sondern überleg auch, was Du für Wünsche/Bedürfnisse anmelden willst. Vielleicht den Wunsch nach einer Therapie?

@Klugscheisser Gregor:
die Selbstironie ehrt Dich.
Aber folgender Satz gefällt mir:

<< Dein Sein hat an Dich eine Frage gestellt, weil Dich Dein Tun von Deinem Sein entfernt hat. ... Du kannst diese Frage Wegdrücken, mit Medis, Alkohol, Drogen, aber auch fundamentalistische Religion, usw. Das kannst Du machen, aber die Frage Deines Seines an Dich kommt immer wieder. Oder Du machst Dich auf den (zuweilen schmerzhaften, zuweilen schönen) Weg zu erkennen, wer Du bist und wer nicht. >>

Mensch Klugscheißer, diese Sätze hätte ich vor 20 Jahren lesen und verstehen müssen! Sie drücken so exakt eine Erkenntnis aus, die ich die letzten Jahre zu einem hohen Preis dazugewonnen habe. Ich habe bisher immer den Orakelspruch aus Delphi genommen "Erkenne dich selbst" - aber eben auch um Jahre verspätet.

Jetzt hoffe ich, dass ich die späte Erkenntnis trotzdem noch nützlich einsetzen kann.
Schöne Grüße
paco
kormoran
Beiträge: 3276
Registriert: 29. Mai 2007, 21:56

Re: Rückfall. Was erwartet mich?

Beitrag von kormoran »

hallo christoph,

willkommen im forum .

zwei anmerkungen von mir zum thema behandlung: wenn du vom arzt ein antidepressivum verschrieben bekommen hast (und anschließend vom hausarzt?) und erst nach 9 monaten ! wieder dort warst, dann läuft etwas schief. vor allem am anfang solltest du viel häufiger termine zur kontrolle haben; ist ja super, wenn du keine probleme mit nebenwirkungen o.ä. hattest, aber nach einem dreiviertel jahr draufzukommen, dass es vielleicht nicht das richtige medikament war oder sich gar nichts geändert hat, das kann's ja wohl nicht sein.

außerdem, wie bereits angesprochen, solltest du dich unbedingt auch um eine psychotherapie bemühen.

sprich deinen arzt auf beides an - und suche dir, falls er nicht ausreichend darauf eingeht, einen anderen.

liebe grüße
kormoranin
 http://www.depressionsliga.de
*** zurück ins leben!
Karyathrea
Beiträge: 3
Registriert: 19. Jan 2011, 08:28

Re: Rückfall. Was erwartet mich?

Beitrag von Karyathrea »

Hallo Kormoranin.

Ich hab mich auf den nächsten Arztbesuch schon ziemlich gut vorbereitet und werde das ganze vorher auch noch zu Papier bringen und mitnehmen. Der Arzt ist Primar eines Nervenheilanstalt und hat einen sehr guten Ruf, darum glaube ich, dass ich am Scheitern der ersten Behandlung selbst Schuld war. Ich war einfach nicht ehrlich. Nicht zum Arzt und schon gar nicht zu mir selbst.
Was ich bisher so gelesen habe, könnte es sinnvoll sein, erst einmal mit Medikamenten einen ausgeglicheneren Zustand her zu stellen und danach mit einer Therapie an die Wurzel des Übels zu gehen.

Liebe Grüße, Chris
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