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Ein freundliches "Hallo" und einige Fragen

Verfasst: 18. Jan 2011, 14:05
von Gypsy85
Hallo liebe Forumsteilnehmer,

ich würde gerne meine Geschichte erzählen und evl ein paar Fragen stellen, wenn ich darf

Bis vor 7 Monaten war ich der glücklichste Mensch der Welt, so empfand ich es jedenfalls. Ich habe keine schlechten Kindheitserfahrungen gemacht und in meiner gesamten Familie gibt es keine Depressionen. Soweit, so gut...

Mein gesamtes Leben haben Pferde und Reiten für mich eine sehr große Rolle gespielt. Leider habe ich irgendwann angefangen, mich viel zu stark zu fokussieren, habe Freunde und andere Dinge vernachlässigt und mir nur immer wieder gedacht: "Ach, es gibt NICHTS vergleichbar Schönes auf dieser Welt."

Damit begann die Spirale. Ich arbeitete fast rund um die Uhr, um mir ein eigenes Pferd leisten zu können. Eigentlich war mein gesamtes Leben darauf ausgerichtet und ich begann immer mehr, andere Schöne Dinge nur noch als "Lückenfüller" anzusehen.

Als der Traum vom eigenen Pferd vor 7 Monaten in Erfüllung ging, war ich erstmals der glücklichste Mensch der Welt. Bis er platzte wie eine Seifenblase...(Details erspare ich euch!)

Seitdem lebe ich konstant in eine Art Nebel (depersonalisiert, nehme ich an), bin emotionslos, desinteressiert, nur auf meine Gefühle fokussiert, antriebslos bei gleichzeitiger Unruhe und sehr oft lähmend müde. Mein Interesse an meinem damals so geliebten Hobby ist quasi auf 0 zurück gegangen; oft habe ich Angst, nie wieder glücklich werden zu können und mein Hobby für immer verloren zu haben.

Seit einigen Monaten mache ich eine Therapie bei einer Psychotherapeutin, die eine generalisierte Angststörung diagnostiziert hat.

Soweit meine Geschichte .

Zum Schluss würde ich gerne noch ein paar Fragen stellen: Ich weiß, dass zumindest leichte bis mittelschwere Depris bei Angststörungen quasi unweigerlich mit dazu gehören....

Die Tatsache, dass mein Hobby mir abhanden gekommen ist, mir alles andere genauso sinnlos und wenig Spaß bringend vorkommt... ist das ein Zeichen von Depris oder habe ich quasi "einfach so" jegliches Glücksempfinden und Freude verloren? Geht sowas überhaupt? Wie gesagt, ich war vorher der glücklichste Mensch der Welt, immer lustig, eigentlich nie schlecht drauf. Und jetzt!? Na ja...

Ich möchte mein Hobby und mein Leben wieder...

Ich würde mich über einige Meinungen freuen,
Liebe Grüße,
Gypsy

Re: Ein freundliches "Hallo" und einige Fragen

Verfasst: 18. Jan 2011, 14:42
von himmelskörper
Hallo Gypsy,

herzlich willkommen hier im Forum.

Du hast ja schon selbst viel in Angriff genommen, das finde ich echt klasse.


Ah....., ich verstehe gerade etwas nicht, als du dein Pferd hattest, warst du der glücklichste Mensch.

Musstest du dein Pferd hergeben?

Oder kann man es vielleicht so verstehen, als du wusstest wofür du deine ganze Anstrengung und deine ganze Arbeit machst war es gut, du hattest ein Ziel vor Augen, es war dein größter Wunsch.
Jetzt ist er in Erfüllung gegangen und plötzlich hast du das Interesse verloren.

Jetzt hast du es, jetzt ist das Interesse erloschen. Deine Gefühle die du davor hattest, sind als es da ist nicht mehr die selben.

Hast du sowas bei anderen Dingen auch Kleinigkeiten auch schon bemerkt.

Es ist nur so lange toll, interessant, lohnend dafür zu arbeiten solange man es nicht hat, sobald ma es ereicht hat, ist das Interesse weg.


auf jedenfall wünsche ich dir einen guten Austausch hier

alles liebe sedna

Re: Ein freundliches "Hallo" und einige Fragen

Verfasst: 18. Jan 2011, 14:47
von Gypsy85
Hallo und schonmal vieeeelen Dank für die Antwort

Ich hätte vielleicht doch wenigstens ein bisschen zu der Geschichte sagen müssen, sorry!

Ja, das Pferd war zum Kaufzeitpunkt schon unheilbar krank, deswegen ist es zu den Züchtern zurück gegangen. Während es da war, war ich Feuer und Flamme, wenn auch körperlich und seelisch völlig am Ende, weil ich mir immer nur Sorgen um das Pferd gemacht habe. Erziehungstechnisch und besonders auch gesundheitlich. Von der ersten Woche an war der Tierarzt da....

Ich hab das halt vorher schon so ein bisschen gemerkt, dass ich andere schöne Dinge nicht mehr würdige. War nicht schlimm, ich hatte ja MEIN Hobby, das hat für alles entschädigt.

Seit dieser Sache empfinde ich keinerlei Freude mehr für das Hobby, Null. Dabei würde ich sooo gerne.

Auch bei anderen Dinge kann ich keine (Vor-)Freude empfinden. Null. Mache ich es trotzdem, schaffe ich, ab und einen kleinen GLücksmoment abzustauben.

Meistens überwiegt aber der Gedanke: Ach, ist doch alles Zeittotschlagerei, völlig sinnlos, das macht mich doch auch wieder nicht glücklich, so wie damals wird es nie wieder, sowas Dummes...

Ich möchte eben einfach wissen, was mit mir los ist, ob ich mir jetzt quasi für den Rest meines Lebens mein Glücksempfinden kaputt gemacht habe (durch dummes Vorgehen, zu viel Fixieren und etwas Pech) oder ob es eben eine Krankheit ist, die geheilt werden kann *seufzt*

Re: Ein freundliches "Hallo" und einige Fragen

Verfasst: 18. Jan 2011, 15:04
von himmelskörper
Hallo Gypsy,

ja jetzt verstehe ich, es war dann eigentlich ein sehr großer Verlust für dich.

Du kanntest zwar das Pferd noch nicht so lange, aber die Vorfreude auf es, das nicht erwarten können, gehört ja auch dazu.

Dann ist es plötzlich wieder weg, krank.............

Ich glaub dir, das man da echt in eine vorübergehende Depression rein stürtzen kann.
Aber du gehst die ganze Sache schon an, das ist wichtig, je früher desto besser.

Und eine Trauer darf sein und sollte man auch zulassen.
Hast du nicht eine gute Freundin, die dich etwas mitzieht.

Versuche dennoch ein paar Mal in der Woche dich mit anderen zu treffen, damit du wieder freute am Leben hast.

Vielleicht hilft es dir, wenn du dir ein Buch anlegst, wo du Bilder von deinem Pferd rein legst/klebst und reinzuschreiben wie es war als du es hattest.

Deine Trauer und Empfindungen als du erfahren hast als es krank ist.

Vielleicht zur Aufarbeitung und das du es besser abschließen kannst und dich wieder auf Neues einlassen kannst.


alles liebe sedna

Re: Ein freundliches "Hallo" und einige Fragen

Verfasst: 18. Jan 2011, 15:10
von Reve
Hallo Gypsy,

ich schicks jetzt mal so ab,... wenn auch bereits überholt...

Ich weiß jetzt ja auch nicht, was passiert ist,… auf jeden Fall ist der Traum vom eigenen Pferd zerplatzt. Gibt es nicht andere Möglichkeiten, um wieder irgendwann in die Nähe eines Pferdes zu gelangen? Teilhaberschaft, Reiterhof, regelmäßige Reitstunden,…. Ich hab eine Bekannte, die fährt regelmäßig zu einem Bauernhof und hilft dort, die Reitgäste zu betreuen. Dafür darf sie jederzeit reiten,…

Im Übrigen hab ich mal gelesen, dass es immer riskant ist, sich zu sehr auf ein Hobby zu versteifen. Denn was macht man dann, wenn es aus gesundheitlichen (oder anderen) Gründen nicht mehr ausgeübt werden kann. Gut wären dann eben mehrere Vorlieben, um darauf zurückgreifen zu können.

Ich hatte auch zu Beginn der Depression ein Hobby, von dem ich meinte, es wäre mein Antidepressivum schlechthin. Mittlerweile mach ich das immer noch, aber viel entspannter und nicht mehr mit der Einstellung, nur bei Erfolg überleben zu können.

Versuch doch mit Hilfe deiner Therapeutin herauszufinden, was dir irgendwann ein wenig Spaß machen könnte. Beispielsweise Naturaufnahmen zu machen, Ökokochen, in die Sauna zu gehen, ein wenig joggen oder walken, in einem Forum schreiben (vielleicht sogar eines übers Reiten?), ab und zu zur Massage gehen, in einem Bioladen einkaufen gehen, was schreiben oder malen, Kräuter ansäen...

Ich glaube die Summe machts, der Wechsel, die Unterschiedlichkeit,… Und im Übrigen musst du wirklich erst mal den Verlust verarbeiten. Lass dir Zeit dabei,..

LG, Carin

Re: Ein freundliches "Hallo" und einige Fragen

Verfasst: 18. Jan 2011, 15:41
von Gypsy85
Vielen Dank für eure Antworten, ihr beiden Das hat mir schon jetzt viel geholfen...

EIGENTLICH hatte ich immer viele verschiedene Interessen, die ich teilweise auch parallel zum Pferd noch gemacht habe. Ich habs dann gerne mit den Pferden verknüpft (z.B fotografieren, basteln, werkeln etc. dann auch auf Pferde bezogen),... naja...

Es ist nicht so, als fiele mir nichts ein oder als hätte ich früher überhaupt nichts anderes gemacht.

Es ist mehr dieser lähmende Gedanke: Das macht in Wirklichkeit keinen Spaß, ist total sinnlos, sowas Schönes wie Pferde werde ich nie mehr finden- mich folglich nie mehr so erfüllt und glücklich fühlen. Das Hobby und den Wunsch hatte ich jetzt 20 Jahre lang.

Ich gehe weiterhin zum Stall. Die Nähe an sich genieße ich schon noch so ein kleines bisschen, aber schon beim Putzen überkommt mich echt so eine Art lähmende Antriebslosigkeit, fast Abneigung. "Da hab ich ja SOWAS von keinen BOCK drauf!!!" Früher hätte ich locker ne halbe Stunde putzen können, heute schaff ich kaum 10 Minuten. Daran, mehr als putzen zu machen, brauche ich kaum denken. Da fehlt mir jeder Antrieb...

Der Hinweis mit der Abwechslung ist super klasse, danke! Ich denke auch, die Summe macht es dann vielleicht?!

Das muss euch echt lächerlich vorkommen...andere haben ganz andere Probleme, aber ich habe echt schon gegen das Gefühl gekämpft, ohne mein Hobby nicht leben zu können, einfach auch deswegen, weil es mich bisher aus jedem Tal gezogen hat und mich mit massig Energie ausgestattet hat. Die Energie fehlt jetzt völlig und ich fühle mich vollständig leer. Sicher trägt die Depersonalisation auch viel zu der Gefühlsleere bei, naja...

Wie schätzt ihr das denn so neutral ein? Ist das wirklich alles ein Verarbeitungsprozess/Depri sein oder hab ich mein Hobby echt verloren?! Trotz der zahllosen Alternativen hab ich einfach Angst davor Na ja, ne Angststörung kriegt man ja auch nicht ohne Grund diagnostiziert *lächel*

Liebe Grüße und nochmal vielen Dank für eure Hilfe,
Gypsy

Re: Ein freundliches "Hallo" und einige Fragen

Verfasst: 18. Jan 2011, 20:30
von ghm
Hallo Gypsy,

zum einen hast Du Dich wohl stark fokussiert und konditioniert auf ein Zeil. Als das Ziel erreicht war kam ein Glücksgefühl.

Dann ist einiges Geschehen, dass Du hilflos erleben musstest und Du auch nicht (verbessernd) eingreifen konntest.
Das hat Dich erschüttert und ein Teil von Dir ist in die Schutzhaltung "Wenn ich nichts mag, kann mir nichts weh tun" gegangen. Das ist auch gut, weil Du damit erstmal Deine seelische Verwundbarkeit herabsetzt.
Aber aus diesem Zustand musst Du Dich wieder herausarbeiten. Aber das heisst auch, der Möglichkeit des Verlustes wieder in Deinem Leben einen Raum geben.
Es wird dauern, bis Du Dich wieder an etwas "verlieren" kannst. Möglicherweise hast Du zu wenig, zu kurz um Deinen Verlust getrauert.
Ich habe mir erst vor kurzem einen Schrein gebaut um dort um meine Eltern trauern zu können. Nach ihrem Tod, vor Jahren, konnte ich das nicht, da es gegen ihre Werte verstoßen hätte.
Jetzt habe ich mir meine Trauer erlaubt. Solange, bis sie nicht mehr weh tut.

Du wirst dafür Kraft und Unterstützung brauchen und soweit wir können werden wir Dir helfen. Sag uns wie.

Re: Ein freundliches "Hallo" und einige Fragen

Verfasst: 19. Jan 2011, 15:44
von Gypsy85
Wow, ich bin platt. Gregor, du hast das so super auf den Punkt gebracht. Bin wirklich sprachlos!

Ehrlich gesagt habe ich gar nicht getrauert...2 Tage vor dem Abschied kam ein großer Knall und ich stand im Nebel- damit waren dann auch quasi meine ganzen Empfindungen flöten. Alle haben mich ganz verdutzt angeguckt, denn sie wissen, dass ich eigentlich ein emotionaler Mensch bin, gerade bei meinen Tieren.

Wie? Tja, wenn ich DAS nur wüsste...

Ich suche nach anderen Dingen, die mein Leben so bereichern können, versuche, mir keinen Druck zu machen... aber wie du schon sagst: Da ist diese Barierre und immer der Gedanke "eigentlich möchte ich mein erfüllendes Hobby WIEDER, kein neues."

Hast du evl. schon Ideen, wie man sich da wieder heraus arbeiten kann?

Ich bin mir auch unschlüssig, in vielem...

Soll ich mich beispielsweise aufs Pferd zwingen?

Re: Ein freundliches "Hallo" und einige Fragen

Verfasst: 19. Jan 2011, 16:02
von ghm
Hallo Gypsy,

ich glaube zwingen bringt nichts.
Vielleicht kannst Du Dich einem Pferd nähern und ihm von Deinem Verlust erzählen. Manche Tiere können da gut helfen, aber da kennst Du Deinen Stall besser.
Oder Du schaffst Dir einen Platz/Raum für Deine Trauer und erlebst diese. Vielleich ist die Barrikade die noch nicht erlebte Trauer.
(Wegen Schockzustand und so)
Vielleicht zeigst Du ein paar begeisterten Kindern den Umgang mit dem Pferd und lässt Dich anstecken.
Ich wünsche Dir dass Du Deinen Weg findest.
(Sagst Du Bescheid, wenn Du Dich getraut hast?)

Re: Ein freundliches "Hallo" und einige Fragen

Verfasst: 19. Jan 2011, 17:14
von Gypsy85
Das mit den Kindern ist ne SPITZEN Idee. Ich habe eine Bekannte, die therapeutisch mit Kindern und Pferden arbeitet und die fragt ohnehin immer händeringend nach Hilfe!

Also meinst du wirklich, es ist eine "Schockreaktion" und es ist nicht so, dass ich meine Leidenschaft aufgrund der Geschehnisse für immer verloren habe

Re: Ein freundliches "Hallo" und einige Fragen

Verfasst: 19. Jan 2011, 18:52
von ghm
Hallo Gypsy,

woher soll ich das wissen?
Aber ich glaube, Du wirst es nur erfahren, wenn Du offen auf das was geschehen wird zugehst und Dich dabei beobachtest.
Und wenn Dich die Kinder mit Freude anstecken, dann lass Dich anstecken.

Re: Ein freundliches "Hallo" und einige Fragen

Verfasst: 19. Jan 2011, 19:23
von Gypsy85
Hallo Gregor,

sorry, dass war wirklich eine dumme Frage. Woher sollst du das auch wissen? Das kann wohl niemand...

Aber nochmals danke (auch an die anderen!), dass ich direkt so viele Anregungen bekommen habe, und das als Neuling

Ich werde versuchen, auch anderen zu helfen. Obwohl ich ja eher ein "Neuling" bin

Re: Ein freundliches "Hallo" und einige Fragen

Verfasst: 19. Jan 2011, 19:26
von ghm
Hallo Gypsy,

es gibt keine dummen Fragen !!!!!!!!
Wenn Du fragen willst frage, Bitte
Und Neuling war hier jeder.
Alles Gute, habe eine gute Zeit und sei bei Dir.