Nachtgedanken

Antworten
rubbersoul

Nachtgedanken

Beitrag von rubbersoul »

anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Nachtgedanken

Beitrag von anna54 »

Hallo
gehe auf den Markt,wo Lügen gekauft werden.

sehr wahre Worte.
Danke für die Nachtgedanken.
anna54
ben1
Beiträge: 1379
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Nachtgedanken

Beitrag von ben1 »

Bens Nachtgedanken

Hallo rubbersoul

ja, so wie Du es beschreibst, kann man das Leben sehen. Muss man aber nicht. Um nicht in Verdacht zu geraten, ein unverbesserlicher "Rosa-Brille-Träger" zu sein, sei Dir versichert, das ich meine Depressionsgeschichte habe.

Ich versuch mal eine sehr komische Analogie, die vielleicht völlig am Thema vorbei ist, dann ein großes "sorry", aber ich kann mit solchen Geschichten häufig viel mehr erzählen, als mit puren Worten.


Das Leben ist wie ein gebrauchtes Auto. Der Verkäufer (die Gesellschaft) lobt alle Vorzüge, zeigt uns den unbeschädigten Lack, die wenigen Kilometer, die neues Reifen, das man mit dem Auto überall hinfahren kann mit beinahe beliebiger Geschwindigkeit usw. usf.

Die Experten (und Menschen, die Depressionen haben, sind nicht selten solche Experten!) sehen die Schwachstellen, sehen kommende Roststellen, sehen den Unfallschaden, der nur notdürftig repariert wurde, sehen, das dieses Auto auch nur noch eine begrenzte Lebensdauer hat (wie jeder Mensch auch) - und reduzieren - genau wie der Verkäufer im positiven Sinn (!) - das Auto (also das Leben!) auf die Schwachstellen. Die Angst, die Du beschreibst, resultiert häufig gerade aus diesem Dilemma - "Da soll ich mit so einer Rostlaube die Paris-Dakar gewinnen, obwohl ich nicht mal n Führerschein habe"

Das Leben kann beschissen sein, es gibt keine Gerechtigkeit "an sich". ABER - das Leben bietet immer Beides (auch schöne Momente, auch Gerechtigkeit)- nicht so, wie wir uns das wünschen oder erträumen, nicht so, wie wir das für "richtig" halten, aber so, das wir uns darin bewegen können (wenn wir diese Widersprüche für uns sehen und annehmen können).

Dir und mir wird viel im Leben widerfahren, was wir uns nicht erklären können. Vieles wird enttäuschend sein, vieles frustrierend und ernüchternd - aber auch vieles schön (ohne, das wir das machen müssen - es passiert einfach, wenn wir wagen, genauer hinzusehen).

Vielleicht kann das Leben als "Markt der Erlebnismöglichkeiten des Menschen" gesehen werden - und da ist alles dabei. Freude, Begeisterung, Verzweiflung, Lebens- und Todessehnsucht, Trauer, Langeweile, sinnvolles und -leeres usw. usf.

Häufig bleibt uns nichts anderes, als zu dem, was da gerade passiert, Stellung zu nehmen (diese Option haben wir aber immer - vgl. z.B. die Logotherapie nach Viktor Frankl). Dazu ein Zitat von ihm, das ich für sehr bedenkenswert halte

"Der Mensch ist nicht frei von Bedingungen. Er ist überhaupt nicht frei von etwas, sondern frei zu etwas. Er ist nämlich frei zu einer Stellungnahme, dazu, so oder so zu den Bedingungen Stellung zu nehmen, und dafür wie er zu ihnen Stellung nimmt, ist er nicht nur frei, sondern auch verantwortlich."

So gesehen ist unser aller Aufgabe, zu diesem komischen, sinnlosen(?), grausamen Leben Stellung zu nehmen und unsere Antwort darauf zu geben.

Eine Antwort darauf kann sein, Sinn nicht zu Suchen (das ist häufig schwierig), sonder die Aufgabe zu sehen und anzunehmen, SINN für uns selbst zu (be)gründen!

Sinn ist immer etwas, was Zusammenhänge herstellt, wo vorher keine (sichtbaren) waren. Ein triviales Beispiel: Ein Fußballfan (be)gründet Sinn in der Identifikation mit seinem Verein - die ist nicht gottgegeben, die "MACHT" er sich selbst. Diese MACHT der Sinngründung hat jeder Mensch - und die will gesehen und AKIV gestaltet werden! Dieser Sinn wurde über Generationen von Religionen vermittelt - dieser Bezug ist (Gott sei dank (ich bin mir des Paradoxons bewußt)) nicht mehr zeitgemäß. Daher ist nun von jedem Einzelnen (auch von mir und von Dir) gefordert, sich selbst in Sinnbezüge zu stellen, die für mich (oder für Dich) bejahenswert sind.

Gestalte Dein Leben so, das es (für Dich) bejahenswert ist (frei nach Willhelm Schmid) - warte nicht darauf, das Dir jemand dafür ein Konzept an die Hand gibt.

Mein bisher längstes Posting - und ich hab schon viel geschrieben - aber für mich ist es sinnvoll.

Was Denkst Du?

Herzliche Grüße

Ben
Harry_Haller
Beiträge: 143
Registriert: 13. Nov 2009, 14:09

Re: Nachtgedanken

Beitrag von Harry_Haller »

Ben1,

ich danke Dir! Ich habe lange nicht mehr etwas so Aufbauendes gelesen oder gehört.

Liebe Grüße
Der Steppenwolf
lens
Beiträge: 132
Registriert: 27. Okt 2009, 18:43

Re: Nachtgedanken

Beitrag von lens »

Hallo Ben,

schliesse mich Steppenwolf
an, geht mir genau so.

Danke
Ibis
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Nachtgedanken

Beitrag von otterchen »

Hi Ibis,

Steppenwolf ist jemand anderes als Steppenwölfin
(oder nicht?)

Zum Beispiel mit dem Auto (sehr anschaulich, Ben), möchte ich aber noch etwas hinzufügen:
ich kann selbstverständlich bemängeln, dass irgendwo Rost entsteht, dass die Reifen nicht mehr die Neuesten sind, dass der Lack matt ist, ringsherum Beulen von unachtsamen Menschen mit ihren Einkaufswagen verursacht wurden, dass der Spritverbrauch zu hoch ist, dass es kein Elektropaket hat, kein ABS... was weiß ich.

Gründe, etwas zu bemängeln, finden sich immer.

Aber he - es ist DEIN/MEIN/UNSER Auto! Wir sind mobil, wir können fahren, wir brauchen lange Strecken nicht zu laufen.
Wir müssen schwere Einkäufe nicht kilometerweit schleppen, wir können sie in den Kofferraum packen. Wir können Leute mitnehmen, sicher von A nach B kommen, sind mobil und unabhängig. Können in diesem Wagen die Musik hören, die wir wollen, müssen nicht wie im öffentlichen Personennahverkehr mit Bier- und Knoblauchfahnen, Schweißgeruch, ungewaschenen Haaren usw. vorlieb nehmen.

Warum also an diesem Wagen nur das Negative sehen? So ein Ding hat auch Vorteile!

Wie ich die Dinge in meiner Welt betrachte,
wie ich die Menschen in meiner Welt betrachte,
wie ich mich selbst in meiner Welt betrachte -
so ist dann MEINE Welt.

"DIE" Welt gibt es nicht - die Welt ist für jeden Menschen anders. Der eine sieht sie rosarot, der andere dunkel, schwarz, feindlich.
Wenn wir unsere Welt anders haben möchten, müssen wir anfangen, sie anders zu betrachten.
Natürlich gibt es Negatives in der Welt - aber warum nur dorthin schauen? Was hält mich denn so fest daran, mir nur sowas vor Augen zu führen? Ich mache es mir selbst damit doch nur schwer.

Was bringt es mir, den Blick nur auf das Negative zu richten?
Und wie könnte meine Welt sich anfühlen, wenn ich auch das Positive in ihr wahrnehme?

mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
lens
Beiträge: 132
Registriert: 27. Okt 2009, 18:43

Re: Nachtgedanken

Beitrag von lens »

Hallo otterchen,

danke für deine Aufmerksamkeit.

Entschuldige, Steppenwolf und

Gruß von
Ibis
Clown
Beiträge: 4337
Registriert: 8. Nov 2004, 18:22
Kontaktdaten:

Re: Nachtgedanken

Beitrag von Clown »

Hallo Ben1 und alle hier,

>Vielleicht kann das Leben als "Markt der Erlebnismöglichkeiten des Menschen" gesehen werden
dazu braucht es einen 'Kern', eine Art inneren ruhenden Pol oder Bewusstsein, das immer gleich, also in sich ruhend ist, sonst kann ich die Erlebnismöglichkeiten dieses Marktes nicht wirklich wahrnehmen und schon gar nicht verdauen.

So erlebe ich es. Ich brauche erst einmal das Gefühl, in mir zu sein, dort verlässlich zu ruhen, einen Anker zu haben, damit ich das Leben mit all seinen intensiven Möglichkeiten überhaupt aushalten kann!

Und das finde ich auch den Knackpunkt: Wie finde ich meinen ruhenden Pol? Wie schaffe ich es, den Kontakt zu ihm zu behalten?

Auch dein zitierter Begriff der Stellungnahme beinhaltet ja, dass ich einen Stand brauche, eine Stellung = (inneren) Platz, um dem, was um mich herum ist, Sinn zu geben.

Morgengrüße in die Runde

Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
kormoran
Beiträge: 3276
Registriert: 29. Mai 2007, 21:56

Re: Nachtgedanken

Beitrag von kormoran »

lieber ben,

danke für das tolle posting.


du triffst auch bei mir mitten ins schwarze. als hättest du meinen inneren stimmen zugehört und würdest darauf antworten, wie ein seelsorger im besten sinne.

aufgerichtet und gefordert
grüßt
kormoranin
 http://www.depressionsliga.de
*** zurück ins leben!
ben1
Beiträge: 1379
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Nachtgedanken

Beitrag von ben1 »

Danke Steppenwolf, Ibis und Kormoranin für die schönen Worte. Freut mich sehr!

Danke für die Ergänzung, Otterchen.

Ich möchte Clowns Beitrag aufgreifen und vielleicht ergänzen. Wie könnte er aussehen und gefunden werden, dieser innere Kern?

Ich denke, wir könnten uns dem annähern, indem wir erst mal gucken, was dieser Kern NICHT ist. Er ist nicht meine Gedanken - die kommen und gehen. Er ist nicht meine Stimmungen - die kommen und gehen. Er ist nicht meine Rollen, die ich in der Welt spiele - alles auswechselbar.

Der Kern ist wohl eher das, was all das erlebt, aber sich mit nichts davon identifiziert. Wenn wir es schaffen, diese automatisch ablaufende Identifikation mit unseren Gefühle und Stimmungen zu ent-automatisieren, schaffen wir Distanz - und die kann sehr heilsam sein!

Es ist ein großer Unterschied, ob ich Angst habe oder buchstäblich Angst bin. Es ist ein großer Unterschied, ob ich gerade eine Phase größter Verzweiflung erlebe oder ob ich absolut verzweifelt bin.

Es ist ein großer Unterschied, mir meiner Stimmungen und Gefühle bewußt zu sein (und sie benennen oder vielleicht sogar annehmen zu können), als mich automatisch mit ihnen zu identifizieren. Vielleicht kann das mal ein interessanter Selbstversuch sein - was passiert, wenn ich mich weigere, mich mit Gefühle zu identifizieren sondern sie kommen und gehen lasse, sie nicht bekämpfe, sondern benenne und beobachte.

Frühabendgedanken von

Ben
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Nachtgedanken

Beitrag von otterchen »

Hi Ben,

und wieder sind wir bei dem, was ich anfangs in meiner Therapie gelernt habe:

wahrnehmen - zulassen - annehmen - loslassen

Wie sehr und wie oft sich das doch bewahrheitet - und wie heilsam ich das empfunden habe.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
just
Beiträge: 352
Registriert: 21. Mär 2008, 18:59

Re: Nachtgedanken

Beitrag von just »

OT:

Warum, trotz 'hauseigener' Bibliothek,
denke ich manchmal an meine Bände von
Hermann Hesse.

Habe mal wieder (purer Zufall, da ich einen anderen Band suchte) den "Steppenwolf"
in den Händen gehabt? und wieder weg
gelegt, da gelesen.
Weil ich gern mal wieder Zeit hätte,
ohne schlechtes Gewissen zu lesen/leben.
Ich muss so VIEL bewältigen, dass mir vor Depression u.a.m. eine Wenigkeit gewesen wäre.


Immer kämpf(t)e ich um andere 'Leben'.
Meines scheint mir nicht mehr relevant.
Bis hin zur absoluten Isolation.......

'such is life' genügt nicht, als Kämpferin
vor der Depression.

Hermann Hesse ~Steppenwolf~ Teil 1
"Im Nebel":

http://www.youtube.com/watch?v=idiO80Rf7M8


l.g. delta
Kalline
Beiträge: 7
Registriert: 20. Nov 2010, 17:44

Re: Nachtgedanken

Beitrag von Kalline »

Hi Ben,
ich sag nur wau. Ich habe mit immer stärker werdenden Herzklopfen die Zeilen gelesen.

Ich muss jetzt darüber Nachdenken.

Danke für die Nachtgedanken!!!!!!!!!!

Kalline
tomroerich
Beiträge: 3102
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52
Kontaktdaten:

Re: Nachtgedanken

Beitrag von tomroerich »

dazu braucht es einen 'Kern', eine Art inneren ruhenden Pol oder Bewusstsein, das immer gleich, also in sich ruhend ist, sonst kann ich die Erlebnismöglichkeiten dieses Marktes nicht wirklich wahrnehmen und schon gar nicht verdauen.

Hallo Clown,

die Erlebnismöglichkeiten des Marktes.... Lassen sie sich definieren ohne denjenigen, der sie erlebt? Wie kommen sie zustande? Da muss jemand sein, der sie sieht. Was weiß ich über den - die Leinwand, auf der alles erscheint. Wo wäre das ohne mich? Wäre es überhaupt "da"? Gibt es Filme ohne Leinwand?

Wenn der Markt der Erlebnismöglichkeiten einfach als das gesehen werden soll, was er ist, dann muss die Leinwand glatt sein und weiß. Nicht aufgewühlt, nicht selbst farbig - sie muss vom Film ganz unabhängig sein und ihn nur reflektieren. Dann ist alles so, wie es ist und nichts stört die Leinwand.

Aber kaum jemand interessiert sich überhaupt für das Wunder des wahrnehmenden Bewusstseins, für die Leinwand, die aber alle Wunder zutage bringt. Was ist sie, WER sieht den Markt der Erlebnismöglichkeiten?

Daher kommen alle Probleme - den Markt zu sehen aber nicht denjenigen, der ihn sieht.



Thomas
Betroffene für Betroffene

http://www.depressionsliga.de
Armageddon
Beiträge: 119
Registriert: 1. Jul 2010, 19:00

Re: Nachtgedanken

Beitrag von Armageddon »

Hallo Rubbersoul,

Ich kanns Dir nachfühlen, weiß genau wie Du dich fühlst, auch wenn Du,s nicht glaubst.
Man gewöhnt sich an die Dunkelheit, Sie wird einem zum Freund und Vertrautem, man denkt über die schönen Tage im Leben die wenigen die man erleben durfte, immer wieder nach, vertieft sich hinein, und wünscht sich diese seeligen Tage zurück.
Am Ende, verlierst Du dich in Verbittertheit, fragst dich nach dem Sinn des Ganzen, der Lohnsklaverei, der Volksverdummung, warum keiner erkennt was eigentlich hier abgeht.
Du bist nicht allein.
In den Momenten die Du grad durchmachst, hats mir geholfen wenn ich ALLEIN, in dem Dunkel der Nacht durch den Wald ging, die Gerüche, die Ruhe, die Zärtlichkeit der Stille auf mich wirken lies.
Konzentriere Dich auf dich selbst, ES kommen Tage, die Du nicht mehr missen möchtest, für die es sich zu leben lohnt nur um sie erlebt zu haben.
Die Dunklen Gedanken kommen und gehen, gieb NIIIIIemals nach, versprich mir das.

Ein Freund ist der, der Dein Lächeln sieht und spürt das Deine Seele weint.

LG Armageddon
Clown
Beiträge: 4337
Registriert: 8. Nov 2004, 18:22
Kontaktdaten:

Re: Nachtgedanken

Beitrag von Clown »

>Daher kommen alle Probleme - den Markt zu sehen aber nicht denjenigen, der ihn sieht.
Ich weiß ja, lieber Thomas, ja, es ändert alles, wenn ich mein wahrnehmendes Bewusstsein wahrnehme ...

Immer wieder vergesse ich es, oder es gelingt mir nicht, der Sog des Wirbels ist zu stark, und manchmal WILL ich auch nicht.

Danke für deine Erinnerung,

lieben Gruß,

Clown

PS: Und manchmal wird mir auch unheimlich dabei, wo soll das hinführen, mit diesem Wahrnehmen meines Bewusstsein...
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
steppenwolf1

Re: Nachtgedanken

Beitrag von steppenwolf1 »

PS: Und manchmal wird mir auch unheimlich dabei, wo soll das hinführen, mit diesem Wahrnehmen meines Bewusstsein...

in die Auflösung des Ichs und zur Erleuchtung.
Clown
Beiträge: 4337
Registriert: 8. Nov 2004, 18:22
Kontaktdaten:

Re: Nachtgedanken

Beitrag von Clown »

Na Wölfin,

bist du hier zugange?

http://mein.weltinnenraum.de/

Ich will nicht erleuchtet sein, ich will nur inneren Frieden und Glück!



Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
steppenwolf1

Re: Nachtgedanken

Beitrag von steppenwolf1 »

Clown !

nein, bestimmt nicht. Ich denke auch nicht, dass die Ich-Auflösung ein besonders schöner Zustand ist. Geht man von der rein konstruierten Welt aus, muss ich das Selbst ebenfalls in Frage stellen. Bin ich also ? Wie kann ein Beobachter existieren, der erst zum Beobachter wird, wenn jemand/ich (der existiert) ihn wahrnimmt ? Alles entsteht demnach aus Nichts.

Gutes Nächtle !
maggy
Beiträge: 1150
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Nachtgedanken

Beitrag von maggy »

Lieber Ben ,

was ich denke?

Als erstes dachte ich, dass Du mein erstes Auto beschrieben hast.
Ich hatte einen Führerschein aber mein Geld reichte "nur" für einen
klapprigen 14 Jahre alten Käfer der:
Roststellen hatte, notdürftig reparierte Unfallschäden, schon als ich es kaufte war klar,
dass die Lebensdauer sehr begrenzt sein würde.
Ja, mein Auto war die mit einem Motor (der auch immer wieder muckte)
ausgestattete Schwachstelle persönlich.

Aber - mein Auto brachte mich überall hin, wo ich hin wollte.

Heute würde ich mit einem solch unsicheren Auto nicht mal von hier bis ins nächste
Dorf fahren (3 km).
Vielleicht bin ich einfach zu anspruchsvoll geworden .

Früher habe ich nix hinterfragt, dann gab es eine Zeit, da habe ich alles hinterfragt.
Heute fahre ich ein sicheres Auto,
aber sonst hinterfrage ich nix mehr .

Alles Liebe
von
Maggy
-------------------------------------------

Depression ist die Fähigkeit mit tiefster Gefühlsbereitschaft auf Konflikte zu reagieren
tomroerich
Beiträge: 3102
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52
Kontaktdaten:

Re: Nachtgedanken

Beitrag von tomroerich »

Ich will nicht erleuchtet sein, ich will nur inneren Frieden und Glück!

Was soll Erleuchtung auch sein? Ein bombastisches Erlebnis mit viel WOWWW! und BOOOOAAAHH! ?

Das stellen sich Gemüter vor, die immer noch glauben, gößer und schneller und greller sei der Weg zum Glück.

Erleuchtung ist etwas furchtbar Schlichtes und ganz Unspektakuläres. Nur ein Klärung des Lebens. Die Erkenntnis, dass ich nur mich selbst habe und gar nichts darüber hinaus benötige. Dass die dauernde Suche das Problem ist und nicht die Lösung. Dass Vergangenheit nicht existiert und auch keine Zukunft. Dass Ich alles bin, was wirklich zählt und dass jedes andere Wesen das für sich auch so benötigt und sagt: Ich bin alles, was wirklich zählt. Das ist Erleuchtung. Sehr, sehr einfach. Und daraus kommt Frieden und Glück, weil der Kampf um sich selbst dann aufhört.

LG

Thomas
Betroffene für Betroffene

http://www.depressionsliga.de
maribo
Beiträge: 727
Registriert: 10. Nov 2010, 00:24

Re: Nachtgedanken

Beitrag von maribo »

Hallo Thomas,

danke für die Erinnerung und die Erleuchtung:

"ICH BIN ALLES"

in absolutem Tief seit ein paar Tagen, haben mich deine Worte ermutigt, mich wieder daran zu erinnern:
-Ja, ich lebe, ich fühle!-
Und das ist gut so!!
Liebe Grüße __ maribo
______________________________
*ICH MUSS NICHT - ABER - ICH KANN*
ben1
Beiträge: 1379
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Nachtgedanken

Beitrag von ben1 »

Hallo Kalline - einfach nur Danke - es freut mich, wenn ich Dich zum nachdenken bringen konnte.

Hallo Maggy
ja, früher sind wir mit solchen Rostlauben ganz selbstverständlich nach Frankreich zum Zelten gefahren - ohne große Sorgen, ohne "Problembewußtsein". Und es ist gut gegangen (zumindest meistens ). Heute finde ich müssen wir eher wieder lernen, uns fahren zu trauen, obwohl wir wissen, das es 100% Sicherheit nicht gibt und geben kann.

Ben
steppenwolf1

Re: Nachtgedanken

Beitrag von steppenwolf1 »

Hi Thomas,

darf ich Dich fragen, ob Du nun kein Verlangen mehr hast ? Beziehung z.B. ? Weil so, müsste man ja auch allein alt werden können. Aber so ganz ohne Nahrung und Wasser wird das auch nicht gehen.

Grüße, wölfin
Antworten