Meine Hölle

Antworten
lobo
Beiträge: 7
Registriert: 3. Nov 2010, 00:46

Meine Hölle

Beitrag von lobo »

Hallo,ich bin schon lange ein Zaungast hier und hatte mich nie überwinden können,mich zu outen.Ich möchte hier nicht langweilen,doch habe ich den Mut gefunden,über mich zu reden.
Seit Jahren leide ich unter schweren Depressionen und war Anfang letzten Jahres einige Wochen auf Station.
Mir war es nie möglich über mich zu sprechen.
Ich,52 Jahre alt,war immer der Macher.Immer am Agieren und lebe jetzt in einer Zeitschleife.Die Gedanken drehen sich im Kreis.
(editiert)
... den nächsten Tag ging ich freiwillig in die Klinik.Nach Wochen der Einstellung mit Medikamenten,ging es mir besser,doch fehlte mir der klare Blick.
Mein Problem ist,das ich sehr empfindsam auf die Emotionen meiner Mitmenschen reagiere.Ich kann ihre Empfindungen fühlen.Mein ganzes Leben,war ich der Seelen Doktor.Ich hörte zu und half wo ich konnte und heute sitze ich am PC und wunder mich immer noch über die Ignoranz der Mitmenschen.Seit fast 1 Jahr ziehe ich mich immer mehr zurück.Ich lebe nicht mehr.Angst vor der Post,Angst wenn das Telefon klingelt,kommt jemand,dann fühle ich mich extrem gestört.Nicht schlafen können und wenn kleine Probleme kommen,dann habe ich das Gefühl,zusammen zu brechen.Der einzige Lichtblick,ist mein kleiner Sohn.
Ich weiß,das ich wieder in die Klinik muss,doch geht es erst nächstes Jahr und so versuche ich mich mit Tricks über Wasser zu halten.
Ich möchte hier nicht jammern,doch ist es mir sehr wichtig,über mich zu sprechen.Von Kindesbeinen an,war ich der Große,Starke.Wie gelernt:Jungen weinen nicht!
Immer alles gemanagt und gelöst.Doch jetzt muss ich zugeben,nicht mehr zu können.Nicht mehr in der Lage zu sein,einer Idee,rational zu folgen.Immer wieder kommen andere Gedanken.Das kostet mich sehr große Überwindung.
Ich danke für Eure Zeit,welche Ihr beim lesen opfert.
MfG
old-lobo
thekla
Beiträge: 72
Registriert: 18. Mär 2006, 00:39

Re: Meine Hölle

Beitrag von thekla »

Hallo,
lese hier auch meist nur (ab und zu) und habe gerade noch mal eben in`s Forum gesehen und dein Posting gelesen.
Was mich gerade erschrocken hat, war, wie du beschrieben hast, daß du schon Abschiedsbriefe geschrieben hattest, in dem Moment als dein kleinener Sohn reinkam. Gut, daß das so war! Mein älterer Bruder hat sich umgebracht, als ich noch die kleine Schwester war. - Er hätte sich in der Situation nie ausmalen können, wieviel Jahre später ich immer noch um ihn trauer und welche Auswirkungen das hat!... und bei dem eigenen Vater wäre das noch mal was ganz anderes!
Hatte selbst über Jahre Depressionen. - Ich mußte mich outen, d.h. ein Attest holen, und ab dem Zeitpunkt, als es nicht mehr weiter ging und ich das auch so akzeptiert, d.h. die Depression zugelassen habe, ging es emotional zwar noch mal richtig rund, aber ich denke, das Zulassen ist der eigentliche Weg hin zur Besserung! ...Ich bin jetzt kein Mann und wahrscheinlich können andere Väter/ Männer jetzt eher was zu deiner Situation schreiben als ich, denke aber auch, daß sich das Männerbild allgemein schon dahingehend verändert hat, daß diese eben nicht nur die Starken sein müssen.

Hoffentlich hast du eine gute therapeutische und medizinische Betreuung!... und ja, wenn dein Sohn doch wichtig für dich ist und du natürlich auch für ihn (!), ist es doch ein Grund, daß du weitermachst!
VG
bebe58
Beiträge: 7
Registriert: 13. Aug 2010, 16:26

Re: Meine Hölle

Beitrag von bebe58 »

lobo
Beiträge: 7
Registriert: 3. Nov 2010, 00:46

Re: Meine Hölle

Beitrag von lobo »

Danke Thekla und Bebe 58,
ich merke,wie mich dieses Thema unruhig macht und belastet.
Um zu verstehen,versuche ich einige Stationen auf zu listen.
Aufgewachsen in einem autoritärem und materiell eingestellten Elternhaus (das Motto:der Mensch ist,was er hat).Vor 10 Jahren,die Offenbarung meiner damals 12 jährigen Tochter,das sie über Jahre von dem Sohn Bekannter,Missbraucht wurde.Fluch in eine andere Stadt,da sie Angst vor dem Täter hatte.Eine Beziehung,mein Sohn kam.All meine Kraft aufgebracht um für meine Familie zu sorgen.Zusammenbruch,Klinik ,Trennung Scheidung.Wie sich nach der Trennung heraus stellte,hat sie 2 Tage nachdem ich in die Klinik ging,in anderen Betten gelegen.Sie hat mein Haus als eine Ruine hinterlassen.
Die beste Entscheidung war,das mein Sohn seit 2 Jahren in ein Internat geht,um dieser Schlammschlacht nicht so sehr ausgesetzt zu sein,doch ich bin am Ende.Mir fehlt alle Kraft.Nur noch herum liegen.Kein Antrieb.Da ich das Sorgerecht bekommen werde,muss ich auf die Beine kommen und um meine Lebensgefährtin und meinen Sohn nicht mit abwärts zu ziehen.Diese Frau hat mich mit Ihrem Verständnis und Feinfühligkeit da zu gebracht,mich hier zu öffnen und meine Geschichte zu erzählen.Das ist das 1.Mal,das ich das kann.Jede dieser Stationen,erlebe ich jetzt,als wäre es eben erst passiert.
Ich weiß,das ich nur Stationär diesen Berg überwinden kann.
Ich danke Euch dafür,das Ihr mir die Möglichkeit gebt,einmal über das erlebte Wert frei zu reden.Dieses ist für mich,wie ein kalter Entzug.Sehr schwer.
Danke.
LG
Lobo
lowrider60sec

Re: Meine Hölle

Beitrag von lowrider60sec »

""Ich danke Euch dafür,das Ihr mir die Möglichkeit gebt,einmal über das erlebte Wert frei zu reden.Dieses ist für mich,wie ein kalter Entzug.Sehr schwer.""

Hallo young lobo,

Den schwersten Schritt hast du ja schon geschafft - vor allem aber solltest du mit dir selber ins Reine kommen, zusammen mit deiner Lebensgefährtin. Offen und ehrlich.

Da sie dir dieses Forum empfohlen hat, nehme ich an, dass sie auch mitliest.

Eine für dich passende Lösung wirst du hier vielleicht nicht finden, aber zu lesen dass du nicht alleine mit dem Leiden bist, kann durchaus hilfreich sein.

""versuche ich mich mit Tricks über Wasser zu halten.""

Nutze die Zeit bis zu dem Termin in der Klinik - verbringe die Wartezeit auf keinen Fall tatenlos.

Viel Kraft

lowrider
wennfrid
Beiträge: 799
Registriert: 15. Feb 2010, 08:01

Re: Meine Hölle

Beitrag von wennfrid »

Hi old-lobo
Ich kann sehr gut nachvollziehen, in welchen Loch du sitzt. In einem depressiven Tief ist die Antriebsschwäche so groß, zu groß um sich kompetente Hilfe zu holen. Dazu ist der Welbstwert und die Persönlichkeit im Keller, und das verzerrte Denken hat die Hoffnung und das Vertrauen fast ganz ausgeschaltet.
Ich hoffe, daß du einen kompetenten Arzt/Therapeuten findes, der mit dir über Loslassen, Nein sagen, eigene Bedürfnisse, Ängste und die wahren Werte des Lebens, arbeitet. Ich glaube nicht, daß es möglich ist, die Depression total auszuschalten. Es ist aber sicher möglich, die Depression zu überwinden und dadurch ein erfülltes Leben zu haben. Von heute auf Morgen wird nicht viel passieren, deswegen brauchst du viel Geduld und Ausdauer. Meine Erfahrungen.
Viel Kraft und Energie

Fridolin
lobo
Beiträge: 7
Registriert: 3. Nov 2010, 00:46

Re: Meine Hölle

Beitrag von lobo »

Hallo Lowrider und Fridolin,
habt Dank.Ich denke,das ich meine Rolle sehr früh gelernt habe zu spielen und konnte diese auch lange aufrecht erhalten.Immer stark sein und dynamisch,doch ist die Energie am Ende.Lange habe ich mich selber betrachtet um zu analysieren,woher die Depression kommt.
Nur ich selber kann mich ändern um wieder Freude zu empfinden.
Die Kommunikation mit Euch,hat mich zumindest dazu gebracht,mir einen Ambulanten Termin bei der Therapeutin geben zu lassen.Der ist schon in 4 Wochen.Ich empfinde es wirklich erlösend,mit Personen zu sprechen,welche verstehen,wie so ein "Leben" ist.Schade,das ich so lange gewartet habe.Danke und einen Guten Tag.
Lobo
Anne Blume
Moderator
Beiträge: 1697
Registriert: 7. Dez 2006, 13:25

Re: Meine Hölle

Beitrag von Anne Blume »

Hallo old-lobo,
auch von der Moderation ein herzliches Willkommen im Forum. Wir hoffen, Sie finden hier hilfreichen Austausch.

Leider musste ich Ihr Eingangsposting mit Verweis auf die Forenregeln zum Thema Suizidalität editieren. Wir achten sehr darauf, dass andere Leser nicht "getriggert" werden können. Dafür bitte ich um Verständnis.

Viele Grüße
Anne Blume
lens
Beiträge: 132
Registriert: 27. Okt 2009, 18:43

Re: Meine Hölle

Beitrag von lens »

Hallo old lobo,

es ist wirklich schade, dass du so lange gewartet hast, hier zu schreiben.

Ich konnte hier im Forum schon öfters sehr gute Hilfestellung bekommen, und ich wünsche dir das gleiche.

Warum kannst du erst nächstes Jahr wieder in die Klinik? Du brauchst nur zu antworten, wenn du willst.

Lieben Gruß
Ibis
lobo
Beiträge: 7
Registriert: 3. Nov 2010, 00:46

Re: Meine Hölle

Beitrag von lobo »

Hallo Anne Blume und Ibis,
erst einmal,möchte ich mich entschuldigen,die Grenze überschritten zu haben.
Zur Erklärung:Ich habe mich von der Mutter meines Sohnes getrennt und scheiden lassen.Die Verhandlung Sorgerechts ist im Dezember und da ich dieses bekomme,habe ich erst im nächsten Jahr entsprechend Zeit,einen längeren Stationären Aufenthalt, zu absolvieren.Mein Sohn geht seit letzten Jahr auf ein Internat,das er diese unhaltbare Situation nicht so stark erleben musste und ich wie gesagt,Zeit habe,wieder mit mir klar zu kommen.
Seit ich mich überwunden habe,hier mein Leben zu offenbaren (es ist das erste Mal,das ich so offen über meine Probleme spreche),glaube ich fest zu stellen,das mir das Reden leichter fällt.
Ich hoffe,das es so bleibt.
Netter Gruß.
lobo
lobo
Beiträge: 7
Registriert: 3. Nov 2010, 00:46

Re: Meine Hölle

Beitrag von lobo »

Hallo,
ich sitze hier,die Gedanken rasen im Kreis.Das Gefühl soviel sagen zu wollen ist groß,doch fällt rs mir sehr schwer,mich auf ein Thema zu konzentrieren.Selbst diese Mitteilung habe ich X-Mal angefangen,gelöscht und wieder neu.Es ist alles sehr schwer.
Mir fällt es leichter,mich hier mit zu teilen,da ich nicht viel erklären muss,denn viele von uns wissen wo von ich rede.
Jeder kleine Rückschlag oder auch Ablehnung,ist fast ein Weltuntergang.Die wenige Kraft,welche ich habe,versuche ich für das Wichtige in meinem Leben zu haben,meinen Sohn!!!!
Es ist sehr schwer für mich,mir selber ein zu gestehen,wie die Realität ist und Hilfe zu benötigen.Rational ist das alles klar,doch emotional ist das krasse Gegenteil.
Das Vortäuschen,das alles O.K. ist,so mit kein Außenstehender etwas mit bekommt.
Ich weiß,das ich krank bin und wenn ich ein gebrochenes Bein hätte,würde ich ja auch mit dem Gips herum laufen,doch ist eine seelische Erkrankung,in unserer Gesellschaft,noch immer stigmatisiert.
Das Wissen,es geht vielen so und das Gefühl,hier verstanden zu werden,nimmt einigen Druck von meinen Schultern.
Ich wünsche Euch Freude im Herzen.
Lobo
lobo
Beiträge: 7
Registriert: 3. Nov 2010, 00:46

Re: Meine Hölle

Beitrag von lobo »

Hallo,seid gegrüßt.
Die letzten Tage waren nicht so schön.Am Freitag war ich mit meinem Sohn beschäftigt und das war wunderbar.Keine dunklen Gedanken.Abends schlief er in meinen Armen ein und dann kamen die Erinnerungen.Eine Situation war,das ich auf das schlimmste gezüchtigt wurde.Es war so real,das ich das Parfüm riechen konnte und sich meine Empfindungen von damals,wiederholten.Wie gesagt wurde.ich solle nicht schreien,damit die Nachbarn nichts hören konnten.Mir ist,glaube ich,klar geworden,warum ich nicht offen über mich reden konnte-kann.Mir ist es hier wichtig zu reden,da ich den Moment nutzen muss,in dem ich reden kann.Mir werden immer mehr Ereignisse präsent,in welchen mir gesagt wurde,nicht zu genügen.Bis zu meinem Zusammenbruch im letzten Jahr,habe ich geglaubt,das ich genug Kraft aus meinem Erfolg ziehen kann,doch ist dem nicht so.Vielleicht muss ich mich meinen Dämonen der Vergangenheit heute stellen,um sie bekämpfen zu können.Ich bin sehr froh,das ich hier darüber sprechen kann,denn die anderen Beteiligten,machen dicht und sagen nur:Ich habe es ja so gewollt!!
Kein Kind will gedemütigt werden!! Rational,ist mir das auch völlig klar,doch die Emotionen.
lobo
Anne Blume
Moderator
Beiträge: 1697
Registriert: 7. Dez 2006, 13:25

Re: Meine Hölle

Beitrag von Anne Blume »

Hallo Lobo,

Sie haben schon geschrieben, dass Sie einen Klinikaufenthalt planen und sich eine Therapeutin gesucht haben. Wenn ich es richtig verstanden habe, ist Ihr Termin erst Anfang Dezember. Deshalb wollte ich Ihnen noch einmal sagen, dass Sie sich auch jederzeit als Notfall in Behandlung begeben können (z.B. in eine Ambulanz oder Klinik).

Alles Gute für Sie
Anne Blume
Antworten