Seite 1 von 2

Es klingt so einfach

Verfasst: 5. Okt 2010, 18:16
von jaco
Wohin die Reise, genannt mein Leben geht? Diese Frage versuche ich mir schon lange selbst zu beantworten. So sehr ich mich auch anstrenge, ich sehe das Reiseziel nicht, nein ich seh noch nichtmal den
Zwischenstopp. Eine Straße, genannt mein Leben, verschwindt in einem schwarzen Loch und ich kann einfach nicht erkennen was dahinter liegt.

Dabei ist es doch so einfach, sagen die anderen.

Mach was unternimm dies und das. Es klingt so einfach.

Suche dir Hobbys, entdecke für dich, was du gerne magst. Es klingt so einfach.

Bleib nicht in der Wohnung, geh raus, lern das Leben und andere Menschen kennen. Es klingt so einfach.

Nimm dir Zeit für dich, lerne dich besser kennen, lerne dich selbst zu akzeptieren und zu lieben. Es klingt so einfach.

Wage neues, verlasse alte Wege. Es klingt so einfach.

Fange an zu leben, lerne mit der Depression zu leben. Es klingt so einfach.

Lass die Depression nicht dein Leben bestimmen. Es klingt so einfach.

Ist es wirklich so einfach? Wenn es wirklich so einfach wäre, warum ist es dann so schwer?

Wollt einfach mal meine Gedanken dazu, jemanden mitteilen. Vieleicht hat ja jemand eine Antwort oder wenigstens einen Ansatz dazu.

Gruß Schnacke

Re: Es klingt so einfach

Verfasst: 5. Okt 2010, 22:38
von anna54
Hallo Schnacke
es ist nicht einfach,wer das sagt,kennt die Depression nicht.
Die Depression ist die Erkrankung mit dem höchsten Leidensdruck, das sagt die WHO.
Ich kann nie sagen,es ist leicht,wie sollte ich das wissen.Ich kann nur sagen,für mich ist es leicht.Alle guten Wünsche anna54

Re: Es klingt so einfach

Verfasst: 5. Okt 2010, 22:47
von retseim5
Es klingt wirklich sehr einfach und ist doch so schwer !!
Es gibt Tage da gehe ich viel raus. Und siehe da es hilft und es geht mir besser.
Aber es gibt auch genug Tage da schaffe ich es nicht das Haus zu verlassen. Und am Ende des Tages fühle ich mich auch noch schuldig das Haus nicht verlassen zu haben.
Jetzt wo der Herbst bzw. der Winter vor der Türe steht wird es noch schwerer.
Aber ich versuche dran zu bleiben, weil ich doch sehr genau weiss das es mir danach besser geht. Immer dran bleiben, und ja nicht aufgeben!!

Re: Es klingt so einfach

Verfasst: 5. Okt 2010, 23:38
von cybear
Hallo Schnack,

ich finde das klingt nicht mal wie gut gemeinte Ratschläge, sondern eher wie Anweisungen, eine Liste von Dingen, die man tun MUSS. Mir fallen die Dinge, die du aufführst, auch oft schwer. Ich kann mir dann nichtmal vorstellen, dass es irgendwann einfach war rauszugehen, sich mit Menschen zu treffen bzw. dass es irgendwann einfach sein wird.

Ich fühle mich zur Zeit auch oft mies, weil ich denke, dass ich mehr machen müsste, um gesund zu werden. Ich sollte das, sollte dies tun. Dies riesige Liste von Möglichkeiten und guten Ratschlägen, denen ich folgen soll, überfordern mich dann derart, dass ich sozusagen gelähmt sitzenbleibe. Abends habe ich dann ein schlechtes Gewissen, mache mir große Vorwürfe, weil ich zu schwach/blöd/faul war etwas zu tun, um die Situation zu ändern.

Manchmal hilft es mir zu sagen: "Ok, du bist heute unendlich müde und kraftlos. Du MUSST heute NICHTS von alldem tun". Lustigerweise bekomme ich dann, wenn ich mich nicht unter Druck setze, manchmal spontan Lust darauf spazieren zu gehen oder irgendwas anderes zu tun.

Wenn ich beschlossen habe in den Park zu gehen, mir gerade die Schuhe zubinde und es kommt wieder ein "Schwächeanfall" - ein Gedanke wie "Ich schaff das nicht, der Weg ist zu weit, alles ist zu anstrengend", dann nehme ich mir den Druck, in dem ich mir sage, dass ich ja nur kurz rausgehe. Ich versuch die Ziele nicht so hoch zu setzen.

Es wäre schon schön, wenn die Tage nicht immer so viel Arbeit mit sich selbst erfordern würden, wenn sie einfach laufen würden. Was mich etwas hoffen lässt, ist die Tatsache, dass es einfache Tage gibt. Ich glaube man hat die Kraft glücklich zu sein, man muss nur einen Weg finden dranzukommen

Ich wünsche dir eine gute Nacht und vorallem, dass morgen ein guter Tag für dich wird - ohne allzuviel Kraftanstrengungen und Druck.
Liebe Grüße

der Cybear

Re: Es klingt so einfach

Verfasst: 6. Okt 2010, 00:20
von maggy
Hallo Schnacke,

es gab Zeiten in denen habe ich mein Schlafzimmer monatelang nicht verlassen.
Wenn mir da jemand alles das aufgezählt hätte, was ja wohl so einfach sein soll,
da wäre ich verzweifelt; denn nur allein die Vorstellung
in unseren Garten zu gehen, war für mich unvorstellbar.

Es auszuführen: unmöglich.

So, das war damals.
Heute weiß und spüre ich und erlebe es immer wieder, das mein Leben
sehr einfach ist, solange ich es mir nicht kompliziert mache.

Und deshalb bin ich ganz sicher:
Alles hat seine Zeit:
Das Unvorstellbare, das Unmögliche, das Einfache.
Für jeden zu einem anderen Zeitpunkt.

Alles LIebe
von
Maggy

Re: Es klingt so einfach

Verfasst: 6. Okt 2010, 10:33
von Reve
Hallo Schnacke,

wer sagt, dass es einfach ist? Ich könnte mir schon vorstellen, wer das sein kann.

Vielleicht ein Psychiater, der seltsamerweise nur Patienten hat, die gut auf Medikamente ansprechen, vielleicht der Ehemann, der erfolgreich im Beruf steckt oder der Vater, für den Depression ein Fremdwort ist.

Ich glaube, alles was von außen kommt, wirkt nicht. Sprüche, die nur dahingesagt sind, Ratschläge.

Es muss von innen kommen, es muss irgendwie wachsen, zu einem passen. Es beginnt mit einem winzigen Samenkorn, doch wie soll man das kleine Körnchen erkennen. Und wenn man es erkannt hat, muss es mühevoll gehegt und gepflegt werden, damit es sich vermehren kann,….

Was ich damit meine, ist in sich hinein zu hören. Was belastet mich am stärksten, ist es der Druck durch die Arbeit, zu wenig Arbeit oder gar keine, die Beziehung, die Angst vor Veränderung, die Angst vor sozialen Kontakten, die Angst den eigenen Ansprüchen nicht zu genügen,….

Wo kann ich ansetzen und etwas ändern und wenn es nur Kleinigkeiten sind, denn Depression zeigt mir ja ganz genau, dass die Art und Weise so nicht mehr stimmt, auch wenn sie viele Jahre gut gewesen sein mag.

Was mir enorm dabei geholfen hat und immer wieder hilft ist das Zitat: "Der Weg ist das Ziel." (auch wenns jetzt doch ein Spruch ist
Der nimmt mir immer wieder eine Menge Druck.

LG, Carin

Re: Es klingt so einfach

Verfasst: 6. Okt 2010, 20:53
von chrilinsi
Hallo cybear
ich kann nur sagen diese "Anweisungen" können nur von Unbeteiligten kommen. Ich bin ganz neu hier und Dein Eintrag hat mich sehr beruhigt, denn manchmal denke ich, daß ich nur immer körperlich so erschöpft bin aber es hilft mir, wenn ich höre, daß es anderen auch so geht. Ich mache manchmal Dinge, die mir sehr schwerfallen, so wie z.B. heute eine Freundin besucht, auf dem Heimweg hat mich dann die große Müdigkeit überfallen und ich bin völlig erledigt, als wenn ich den ganzen Tag Kohlen geschleppt hätte. Dann denke ich auch ich bin wohl einfach ein Weichei. Liegt es vielleicht daran, daß man gegenüber anderen immer schauspielert? Das man darum dann nachher so erledigt ist? Ich habe auf jeden Fall erstmal wieder die Nase voll davon raus zu gehen, ich bin einfach nur erschöpft, mal sehen, ob ich das morgen dann auch durchhalte mal nichts zu tun.
Schönen Abend noch
lilapause

Re: Es klingt so einfach

Verfasst: 6. Okt 2010, 21:22
von jaco
Danke für die netten Beiträge. Es ist in der Tat so das diese "Anweisungen" von Personen kommen die sich nicht recht mit der Depression beschäftigen. An manchen Tagen weis ich damit umzugehen, ich weis das es von innen kommt, das es reifen muß. Aber an so Tagen wie gestern, habe ich einfach das Gefühl meinen "gut gemeinten Maßnahmenplan" abarbeiten zu müssen. Dann denk ich mir immer - es klingt so einfach, aber ich muß kämpfen, manchmal nur um die einfachen Dinge im Leben und das ist nicht einfach.

Gruß Schnacke

Re: Es klingt so einfach

Verfasst: 6. Okt 2010, 21:58
von iffy04
Hallo Ihr,
mir geht es auch so wie von lilapause beschrieben. Ich bin besonders nach Familientreffen - aber auch nach Besuchen von Freunden total erledigt. Ich brauche dann mindestens einen Tag für mich alleine, um einigermaßen wieder Kraft zu sammeln.
Ich muss mir dann auch von meinem Partner anhören, dass man mit mir nichts anfangen kann, dass ich ja nirgends mehr hingehen möchte, was mein schlechtes Gewissen natürlich noch erhöht.
Lange habe ich überlegt, was genau daran für mich so anstrengend ist und ich bin zu dem Ergebniss gekommen, dass es das "schauspielen" ist. Ich kann mich bei Zusammentreffen nie so geben wie ich wirklich bin. Ich spiele die Unterhaltungen. Alles Gerede ist mir eigentlich zuwider. Ich habe dann nur das Ziel bald wieder heim zu gehen um aufzutanken.
Ich weiß auch nicht, wie ich dem entgegenwirken könnte.
Und um auf den Titel des Threads zurückzukommen:
ES IST NICHT EINFACH!!!

Re: Es klingt so einfach

Verfasst: 7. Okt 2010, 10:42
von Shantja1970
Huhu,

ich finde es auch überhaupt nicht einfach. mir hat a Wochenende jemand in meiner Körpertherapiegruppe auch gesagt, es nerve ihn dass ich immer das selbe sage, immer sage, dass ich schlapp bin, dass es mir schlecht geht etc. Aber es ist halt so und wenn ich das nicht al in der Therapie sagen darf, dann weiss ich auch nicht wo. Es sollte jemand erstmal 100 Tage in unseren Schuhen gehen, dann kann er/ sie sich vielleicht ein Urteil erlauben. ach dich nicht fertig, wenn du es nicht schaffst rauszugehen, setz dich nicht unter Druck. Schau, was dir gut tun könnte, vielleicht würde dir was anderes gut tun. Ich denke, es ist gut, eine gute Mischung zu finden, dass man schon was macht, aber sich nicht überfordert. Zumindest versuche ich das. Mir geht es auch grad sehr schlecht und am liebsten würde ich mich krank schreiben lassen. Aber die Erfahrung zeigt mir, dass mir das Arbeiten oft gut tut und es mir oft besser geht danach. Daher geh ich hin.

Alles Gute für dich. LG Annette

Re: Es klingt so einfach

Verfasst: 7. Okt 2010, 14:05
von chrilinsi
Hallo Ihr alle,
es tut gut hier zu sein, und zu sehen, daß es anderen auch so geht, gut das schnacke diesen Beitrag gemacht hat

Re: Es klingt so einfach

Verfasst: 7. Okt 2010, 16:30
von jaco
Hallo,

lilapause ich stimme dir völlig zu, es tut gut hier zu sein. Es ist schön zu wissen das man mit seiner Depression nicht allein dasteht und das wir uns durch unsere Beiträge gegenseitig unterstützen können. Sei es durch Erfahrungsaustausch oder einfach nur durch ein "warmes" Wort.

Dafür sage ich DANKE

Gruß schnacke

Re: Es klingt so einfach

Verfasst: 7. Okt 2010, 20:44
von jaco
hallo duauch,

ja mir geht es auch manchmal genauso wie dir, allerdings kennt mich meine therapeutin nach zwei jahren sehr gut. Sie schafft es immer irgendwie das ich letzendlich doch erzähle wie es mir so geht. Vieleicht nicht immer in der gleichen Sitzung, aber sie merkt wenn etwas nicht stimmt. MIr geht es manchmal so,das ich auch einfach nichts sagen möchte, weil ich nicht kann, mich nicht näher mit meiner situation beschäftigen möchte. Und dann plötzlich ein bricht alles so aus mir raus.

Gruß schnacke

Re: Es klingt so einfach

Verfasst: 7. Okt 2010, 22:40
von chrilinsi
Hallo,
ja mir geh es auch immer so, ich fühle mich sogar, wenn ich Ratschläge nicht befolgen kann, einfach weil mir die Kraft dazu fehlt, als schlechter Mensch, völlig unfähig und wie ich einfach immer denke einfach zu blöd. Dann habe ich deswegen wieder ein schlechtes Gewissen und das macht meine Situation nicht einfacher, ganz im Gegenteil und so dreht man sich dann immer im Kreis. Aber ich denke, das wisst Ihr ja alle auch, oder?
Gruß
Lilapause

Re: Es klingt so einfach

Verfasst: 7. Okt 2010, 22:43
von anna54
Hallo an alle
ich danke für den Vergleich"sollen die erst mal 100Tage in unseren Schuhen gehen".
Das ist ein guter Vergleich,schwer wie Blei nicht nur die Schuhe, auch alle Gelenke und Muskeln.Ich gehe auch in schwersten Zeiten walken.Meine Schwester läuft mit,aber ich kann nicht beschreiben,wie schwer das ist.Ich will nicht aufgeben,da mir das Laufen nur gelingt wenn ich es regelmäßig mache.Radfahren habe ich fast neu lernen müssen.Die Kraft kommt wieder,fast unvorstellbar,wie sehr einfach Leben auch sein kann.Sollen die erst mal 100 Tage in unseren Schuhen gehen!!! anna54

Re: Es klingt so einfach

Verfasst: 8. Okt 2010, 00:58
von 3241
Hallo,

ja, für die Anderen ist das ja alles so einfach. Es ist für die Anderen einfach normal. Aber Depri (und die Folgen daraus) lässt sich in das normale Leben nicht reinpressen.

Ich bin jemand, bei dem die Medis relativ gut ansprechen. Ich komme dadurch mit der Depri selbst ganz gut klar. Aber das was dahinter steckt, das ist oder sind die eigentlichen Probleme (meine Probleme).

Und an die versuche ist seit Jahren heranzukommen, an zu verarbeiten noch gar nicht zu denken.

"Such Dir Freunde, lerne Leute kennen" Es ist doch so einfach ....
Nein ist es eben nicht, für jemanden der Angst vor Menschen, Mißtrauen hat.

Für jeden (von uns) ist irgendetwas anderes schwierig, an jedem Tag ist was anderes schwierig. Und für alles gibt es Gründe.

Da kann keiner sagen, das ist doch so einfach. Das ist für mic eine glatte Lüge. Ich mißachte inzwischen die Leute, die sowas (zu mir) sagen.

Niniel

Re: Es klingt so einfach

Verfasst: 8. Okt 2010, 07:42
von otterchen
Guten Morgen!

Mir geht es mittlerweile richtig gut.
Aber bin ich deshalb depressionsfrei?
Ein klares: Nein

Ich versuche mit 1000 Tricks, mich dazu zu bringen, die Dinge zu tun, die ich eigentlich tun möchte oder sollte.
Mal gelingt es mir (weil mir eine neue Vorgehensweise eingefallen ist und mir das Ausprobieren Spaß macht), aber nach kurzer Zeit schaffe ich es wieder nicht.
Und dann verzweifle ich an mir selbst:
was ist da in mir, das mich immer noch so ausbremst?

"Es einfach tun" - ja, das trifft eiiigentlich zu (und ich habe sogar selbst die Erfahrung gemacht).
ABER: wo ist derjenige, der uns über die Hürde hilft?
Wir stehen schlapp davor und kommen nicht rüber. Wir sagen "später" und schauen woanders hin - nur um uns im Anschluss vor noch mehr Hürden zu sehen.

Wir wissen vielleicht sogar: wenn ich diese eine Hürde geschafft habe, geht es mir hinterher besser.
Aber es sind sooo viele Hürden und ich habe meine Kraftquelle immer noch nicht gefunden.
Ist meine Kraftquelle "das Neue, Spaßige, Spielerische"? Könnte sein - nur mein armes Gehirn kommt bald nicht mehr hinterher, sich dauernd 1000 neue Dinge auszudenken, wie ich mich selbst dazu bewegen könnte, etwas zu tun.
Ich stehe mir selbst gegenüber und komme mit mir nicht klar. Nicht mit der Antriebslosigkeit, der Energielosigkeit, der Ratlosigkeit (wie ich die 1000 Alltagsdinge bewältigen soll) usw.

Ja, einfach nur anfangen.
Es wird kein anderer für uns erledigen.
Nur ich bin dafür verantwortlich.
Das WEISS ich alles, ich habe es verstanden.
Doch die Umsetzung ist alles andere als leicht.

Ich sehe mich als jemand, der auf ebenem Boden lebt. Ist das die falsche Definition? Ist unser Dasein eigentlich das eines Hürdenspringers? Müsste ich nur trainieren?
Wer weiß... wo sind also die kleinen Mini-Hürden, mit denen ich anfangen kann?

Re: Es klingt so einfach

Verfasst: 8. Okt 2010, 08:17
von rm
>.....Ja, einfach nur anfangen. Es wird kein anderer für uns erledigen. Nur ich bin dafür verantwortlich. Das WEISS ich alles, ich habe es verstanden. Doch die Umsetzung ist alles andere als leicht... <
...schreibt Otterchen....

Guten Morgen,

ich frage mich immer, ob wirklich Vieles sooo leicht ist für manche anderen Menschen. Ich glaube nicht, aber sie haben wohl eine nicht so komplizierte Struktur, allen und jeden schwierigen Dingen so große Aufmerksamkeit im Vorhinein oder Nachhinein gedanklich zu widmen.

Ich habe bei mir gemerkt, daß ich dazu neige, viel zuviele gedankliche Eventualitäten aus meiner 'Schatzkiste' der Erfahrungen rauszukramen, statt einfach mal davon auszugehen, daß es diesmal anders, leichter laufen könnte.

d.h. ich bin oft nicht in der Lage, Bilder aus der Vergangenheit auch als solche zu deklarieren. Negative Erlebnisse kleben wie lästiges Kaugummi an mir und positive haben keine Chance, statt der negativen dort anzudocken. Aller Platz ist durch Negativerlebnisse 'besetzt'.

Meiner Ansicht nach muß ich Platz schaffen in mir, aufräumen, sauber machen, neu anfangen, üben, üben, üben und möglichst in Zusammenwirken mit meinen Mitmenschen, die ich mag und denen ich vertrauen kann.

Hilfreich ist auch mein Glauben an meinen Schöpfer und die Schöpfung. Da ist eine Hand, die ich ergreifen kann. Und sie ist da, jeden Tag, jede Nacht, immer. Manchmal fehlen mir die Antennen, um diese Hand zu sehen, zu spüren.

Herzliche Grüße erst mal,
Reinhart

Re: Es klingt so einfach

Verfasst: 8. Okt 2010, 09:57
von chrilinsi
Hallo,
ich glaube nicht, daß irgendwelche Tricks tasächlich helfen, wir belügen uns doch nur weiterhin selbst und zwingen uns etwas zu tun, was wir nicht wollen. Andere Menschen tun das doch auch nicht. Wir sollten glaube ich erstmal lernen, auch wirklich NEIN zu sagen, wenn wir es fühlen. Es gibt da so ein tolles Buch "Sag nicht Ja wenn Du NEIn sagen willst!". Ich denke wir müssen erstmal lernen auf uns zu hören und nur das zu tun, was uns wirklich gut tut, und wenn es eben das Nichtstun ist, was mir immer sehr schwer fällt, denn dann habe ich wieder ein schlechtes Gewissen. Obwohl ich es neulich geschafft habe, mir einen Tag zu schenken, d.h. kich habe eien Tag lang nur was für mich gemacht, war auch ein gutes Gefühl und abends fühlte ich mich auch wirklich gut und war stolz auf mich. Obwohl das schlechte Gewissen, doch immer mal wieder hochkam. Ich habe ihm dann gesagt, daß ich es im Moment nicht brauche. Hat ganz gut geklappt. Viellicht mal vesuchen?
lg
lilapause

Re: Es klingt so einfach

Verfasst: 8. Okt 2010, 11:45
von rm
>..."Sag nicht Ja wenn Du NEIn sagen willst!"....<

Ich bin auf dem Weg, so meine ich jedenfalls, dies zu beherzigen. Ganz klar. Es klingt so einfach .

Mittlerweile habe ich er-lebt, daß es Umstände gibt - im Zusammenleben mit Menschen z.B. - die ich nicht in kurzer Zeit oder überhaupt nicht ändern kann. Oft sag(t)e ich dann NEIN, ich will das nicht dulden, es ist in meinen Augen ungerecht.

Dann gelingt es mir immer öfter, das nein umzukehren und zu sagen, JA es ist ungerecht und ja, solche Menschen wird es immer geben. Und JA ich kann etwas ändern, aber nur im Kleinen und JA, auch mein Gegenüber und ICH selbst bin nur ein Mensch, mit allen Fehlern und Schwächen, ich steh dazu.

Das ist für mich kein stummes Ja-denken,sich damit abfinden, sondern ein Annehmen der jetzigen Situation nicht als verlorene Zeit, sondern als Teil meines Lebens, der auch gelebt werden will.

In der Phase einer Arbeit geht mir das dann auch oft so, daß ich diese nicht machen will, weil es mir einfach zuviel ist. Das kann dann auch gut sein. Im Extremfall muß ich dann pausieren, ok und das ist kein Versagen, denn jeder Mensch braucht Regenerationsphasen.

Aber ich muß aufpassen, daß ich dieses Pausieren sich nicht verselbständigen lasse und es dann in 'Aufschieberei' ausartet, was ich in der Vergangenheit zuuu 'gern' durch ein manifestiertes NEIN in mir hab mit mir machen lassen. Der Berg wird immer größer und irgendwann ist er dann wirklich zu groß für mich.

Ja sagen zu unangenehmen Dingen, ja, die will ich auch erledigen, abhaken.

Deshalb mache ich auch hier und jetzt Schluß am PC und wende mich einer unangenehmen Arbeit zu, die ich schon 24 Stunden vor mir her schiebe .

Sonnigen Tag Euch,
Reinhart

Re: Es klingt so einfach

Verfasst: 8. Okt 2010, 19:22
von jaco
Hallo,

otterchen du sprichst mir aus der Seele, wir wissen und haben verstanden. Theoretisch könnten wir alles tun, nur in der Praxis sieht das alles ganz anders aus. Ja es wird niemand kommen und uns über die Hürde tragen, wir werden es allein schaffen müssen. Vieleicht werdenwir irgendwann doch noch zu Hürdebspringern

Reinhart auch du sprichst mir aus der Seele. Ich beschäfftige mich bei einer bevorstehenden Hürde mehr mit meinen Katastrophengedanken, versuche alle Möglichkeiten zuerfassen die passieren könnten und entscheide mich meißt für das nicht über die Hürde springen.

Auch ich hab schon die Erfahrung gemacht das manche Dinge gar nicht so schwer sind wie sie scheinen. Man sagt, "der Versuch macht klug", ich hab das Gefühl das ich den geglückten Versuch gar nicht abspeichere und wahrnehme. In der Situation bin ich so darauf konzentriert das ich es nicht vermassele oder in ein Fettnäpfchen trette, das ich hinter einfach nur fertig bin. Ja ich weis das man es immer wieder probieren muß, aber es ist immer ein Kampf, teils über mehrere Tage. Bei der nächsten Hürde mache ich den gleichen "Fehler" wieder. Nur um mir am Ende des Tages Vörwürfe zu machen, was ich hätte alles machen können und es nicht getan hab. Es ist ein furchtbarer Kreislauf der eben nicht einfach macht.

Gruß schnacke

Re: Es klingt so einfach

Verfasst: 8. Okt 2010, 20:31
von rm
>....Auch ich hab schon die Erfahrung gemacht das manche Dinge gar nicht so schwer sind wie sie scheinen.....<

Ja, Schnacke,

und diese Erfahrung mache ich auch eigentlich immer öfter und so übe ich, diese kleinen oder größeren Erfolgserlebnisse zu verinnerlichen.

Hilfe bekomme ich da u.a. auch durch meine Mitmenschen, auch hier im Forum, die von ihren Erfolgserlebnissen, aber auch ihren ganz natürlichen Niederlagen berichten, vor allem wie sie damit umgehen. Hilfe ist für mich auch Dein Thema hier. Danke dafür !

Aber Hilfe - und darauf kommt es bei mir an -hole ich mir u.a , sie wird mir oft nicht so einfach präsentiert. Ich hole sie mir auch insofern (z.B. durch den thread 3gDdT ), als ich mich dann bemühe, nach meinen Kräften für mich passende Dinge auch zu TUN. Ich kann - je nach Kraft - AKTIV werden. Da bin ich sehr dankbar für.

Ein kleiner Spruch hängt bei mir in der Küche, der mich manchmal an's TUN erinnert(ich habe ihn, glaube ich, hier schon mal zitiert). Er lautet:

"Nicht weil die Dinge schwierig sind, wagen wir sie nicht,
sondern weil wir sie nicht wagen, sind sie schwierig." (Verfasser unbekannt).

Aber eins ist mir auch klar, so ganz einfach geht Vieles nicht, es ist oft mühsam und auch mit 'Mißerfolgen' verbunden. Aber die Erfolge sind dann umso schöner.

Abendlichen Gruß,
Reinhart

Re: Es klingt so einfach

Verfasst: 8. Okt 2010, 21:12
von kormoran
hallo jaco,

ich würde gerne auch nochmal auf deine eingangsfrage zurückkommen. mir scheint, ich habe sie ein bisschen anders gelesen.

die gedanken, die mir dazu durch den kopf gehen, haben mehr damit zu tun, dass etwas für den einen sehr einfach aussieht, und für einen anderen unendlich schwer bis unbewältigbar ist. oder für ein- und denselben menschen zu einer zeit ganz normal und zu einer anderen zeit ein unüberwindbares hindernis.

das zeigt mir: es ist nicht die sache an sich, die einfach oder schwierig "ist". es ist etwas in mir, zu dem bestimmten zeitpunkt, das mir erschwert oder unmöglich macht, die sache zu tun.

das kann die perspektive sein - ich stehe vielleicht, bildlich gesprochen, in einem total ungünstigen winkel vor einem eigentlich flachen hügel und er scheint mir ein hoher, steiler berg. oder mein inneres kind sieht in dem berg eine alte verletzung und will nicht wieder so verletzt werden.

nun könnte man sich vorsagen "es ist eh ganz leicht, du weißt, dass es leicht ist, also mach einfach". ich sage dazu einmal ganz gewagt, der "verhaltenstherapeutische zugang".

bei manchen dingen kann das klappen. ich habe bei mir eher die erfahrung gemacht, dass es in frustration und selbstvorwürfen endet, weil ich es eben doch nicht geschafft habe - wie blöd, wie doppelt unfähig!

für mich persönlich hilft eher, zu schauen: was ist da mit mir los, das sich wehrt, die perspektive verstellt, mich bremst, tonnenschwer macht? und das ernstzunehmen, sich damit auseinanderzusetzen. zum beispiel diesem inneren kind zuzuhören.

aber es braucht auch übung, sich zuzugestehen, dass man dinge nicht kann, die gesunden menschen im normalfall sehr leicht fallen ...
es gab da dieses zitat, ich glaube jojo ( ) hat es einmal genannt, vom österreichischen fernsehjournalisten robert hochner, der auch an depressionen gelitten hat:

für einen depressiven kann das telefon abzuheben so schwer sein wie für einen gesunden, auf den mount everest zu steigen.

just my 2 cents mit senf ...
liebe grüße
kormoranin

Re: Es klingt so einfach

Verfasst: 9. Okt 2010, 00:57
von maggy
Hallo Reinhart,

>Ein kleiner Spruch hängt bei mir in der Küche, der mich manchmal an's TUN erinnert(ich habe ihn, glaube ich, hier schon mal zitiert). Er lautet:
"Nicht weil die Dinge schwierig sind, wagen wir sie nicht,
sondern weil wir sie nicht wagen, sind sie schwierig."<

Du schreibst: Verfasser unbekannt.
Da der Spruch Dich manchmal an's TUN erinnert
sind ein paar andere Weisheiten aus der Epistolae morales (Briefe von Seneca an Lucilio, es sind eigentlich 124)für Dich vielleicht auch interessant:

http://www.vox-latina-gottingensis.de/o ... necaue.htm

Alles Liebe
von
Maggy

Re: Es klingt so einfach

Verfasst: 9. Okt 2010, 11:18
von rm
Sonnigen guten Morgen, Maggy ,

danke für den Link vox-latina.
Das veranlasst mich, mal wieder, Lateinkenntnisse aus meinem tiefsten Inneren rauszukramen. Ich weiß noch wie es anfing: agricula arat (richtig geschrieben?) - der bauer pflügt. Mannomann ist das eine halbe Ewigkeit her und immer noch/ wieder präsent . Da kommen so manche Erinnerungen wieder hoch.

Kannst Du mir den Verfasser dieser Seite nennen? Ich finde kein Impressum. Vielleicht hab ich das auch übersehen.

Ja, auch Dir alles Liebe,
Reinhart

--------------------------------------------
Auch Dir einen sonnigen guten Morgen, duauch ,

>....Und jetzt ist meine Arbeitsstelle als Callcenter umstrukturiert.....<

Nicht alles ist einfach, das ist wohl so.Ich glaube auch, daß es sehr unangenehm sein kann, in so einem Callcenter zu arbeiten. Du siehst den Gegenüber nicht, mußt ständig in der Lage sein, von eben auf jetzt thematisch umzuschalten, womöglich auch noch Umsatzdruck, die Interessen der Fa. vertreten, gleichzeitig immer höflich und freundlich zu den Anrufern sein etc.etc.

Ich sag Dir ganz offen: für mich wär das DER Horrorjob schlechthin. Ich glaub, ich würde das nicht gut aushalten. Meiner Meinung nach mußt Du aus ganz starkem Holz geschnitzt sein, um diesen Job ausfüllen zu können, auf Dauer jedenfalls.

Gibt es einen Ausgleich in Deinem Privatleben? Wie holst Du Dir die notwendige Energie? Wie sieht es mit Umschulung aus?

Entschuldige bitte die Fragen, aber ich habe bis jetzt in Deinen Posts nicht nachgelesen.

Bis bald, will jetzt auf den Markt.
Herzliche Grüße,
Reinhart