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Kann ein Psychotherapie auch schaden?

Verfasst: 16. Aug 2010, 16:02
von IFJ
Hallo,
ich habe eine wirklich dringende Frage!
Vor etwa drei Jahren wurden bei mir (45) Depressionen und Soziale Ängste durch einen Psychiater festgestellt. Er verschrieb mir Antidepressiva, die zunächst auch ganz gut halfen, ermutigte mich aber auch, eine Psychoterapie zu machen. Das war aber gar nicht so einfach. Nachdem ich endlich einen Psychologischen Psychoterapueten mit Schwerpunkt Verhaltenstherapie gefunden hatte, der noch relativ zeitnah Termine frei hatte, begann ich dann voller Hoffnung die Therapie.
Zunächst irritierte mich dann ein ziemlicher Wutausbruch seitens meines Therapeuten. Später, mittlerweile hatte ich etwas Vertrauen gefaßt, schien er mir etwas mit seinem Latein und der Vorgehensweise der Verhaltenstherapie am Ende zu sein, und er verlegte sich darauf, mittels Tranceübungen
(Sicherer Ort, Leinwand) und einer Technik, bei der ich mit den Augen seinem Finger folgen sollte (um Blockaden im Gehirn zu lösen) nach der Ursache für meine Probleme zu suchen.
Auf diese Weise förderte er eine ganze Menge ziemlich unangenehme Erinnerungen und Vorfälle in meiner Kindheit zutage.
Er sagte mir allerdings nicht, was ich jetzt damit anfangen sollte, sondern ließ alles im Raum stehen. Irgendwie hat mich das alles sehr aufgeregt.
Nun ist die Therapie seit etwa drei Monaten beendet und ich kaue immer noch darauf herum. Ich habe auch versucht, ihm zu sagen, daß ich mich bei seinen Bemühungen nicht gut fühlte, einmal ganz abgesehen davon, daß er das auch gesehen haben muß. Ich war nämlich während der Sitzungen total verkrampft und den Tänen nahe.
Auch als er mir ziemlich unvermittelt eröffnete, daß die Therapie nach nunmehr noch 4 Sitzungen beendet sein würde, habe ich ihm gesagt,daß ich mich noch nicht bereit dafür fühlen würde, sie zu beenden. Er ging aber nicht darauf ein und meinte, wenn er meine Entwicklung betrachte, könne er nichts mehr für mich tun, sonst könne er mich ja auch gleich bis zum Lebensende therapieren.
Irgendwie fühle ich mich auch noch nach drei Monaten nach Therapieende schlechter als zu Beginn und es geht mir nicht mehr aus dem Kopf, das diese Therapie vielleicht mehr geschadet als genutzt hat. Aber kann das denn wirklich sein?
Sollte ich vielleicht `mal mit meinem Psychiater darüber reden oder blamiere ich mich dann total?
Ich wäre wirklich dankbar, wenn mir jemand antworten würde. Ich bin total verwirrt!
Liebe Grüße
Blumenfee

Re: Kann ein Psychotherapie auch schaden?

Verfasst: 16. Aug 2010, 16:11
von DepriXX
es gibt auch schlechte therapeuten.

Re: Kann ein Psychotherapie auch schaden?

Verfasst: 16. Aug 2010, 19:08
von Salvatore
Hallo Blumenfee!
Ja, ich bin überzeugt, dass eine Psychotherapie auch schaden kann und deine Schilderungen sind ja der beste Beweis dafür.

Ich kann für mich sagen, es ging mir auch zeitweise nach den Therapiestunden schlechter als vorher, und wenn mich mein Therapeut an der Stelle nicht aufgefangen hätte und mich in dem Zustand einfach nach Hause geschickt hätte, ich weiß nicht was passiert wäre.
Ich hatte das Glück, dass er da sehr aufmerksam war und toll reagiert hat und mich auch nach schlimmen Stunden wieder stabilisieren konnte.

Geschieht das aber nicht, so wie bei dir, dann finde ich das verantwortungslos.
Wenn er nicht weiterweiß, dann soll er es doch offen sagen und dich zu einem Kollegen überweisen, der da mehr Kompetenzen hat.

Und nein, Blumenfee, du wirst dich mit Sicherheit nicht blamieren, wenn du mit deinem Psychiater darüber sprichst, wie es dir jetzt geht und inwiefern das mit der vergangenen Therapie zusammenhängt!
Er kann dir sicherlich auch beratend zur Seite stehen.

Ich wünsche dir alles Gute für die Zukunft und hoffe, dass du dein Vertrauen in die Psychotherapie nach diesem Erlebnis nicht verloren hast...

Lg, Salvatore

Re: Kann ein Psychotherapie auch schaden?

Verfasst: 16. Aug 2010, 19:36
von LaLeLu
Hallo liebe Blumenfee ,

erst mal ganz herzlich willkommen hier im Forum.

Gerade habe ich Deinen Beitrag gelesen und mir stehen die Tränen in den Augen, mein Hals ist wie zugeschnürt - es ist einfach unfassbar, was Dein Therapeut sich "geleistet" hat!

Zitat von Blumenfee: "(Sicherer Ort, Leinwand) und einer Technik, bei der ich mit den Augen seinem Finger folgen sollte (um Blockaden im Gehirn zu lösen) nach der Ursache für meine Probleme zu suchen.
Auf diese Weise förderte er eine ganze Menge ziemlich unangenehme Erinnerungen und Vorfälle in meiner Kindheit zutage.
Er sagte mir allerdings nicht, was ich jetzt damit anfangen sollte, sondern ließ alles im Raum stehen. Irgendwie hat mich das alles sehr aufgeregt."


Er hat mit Dir EMDR gemacht, es ist eine Methode um Traumatisierungen zu verarbeiten.

Ich bin selbst bei einer Traumatherapeutin, die auch mit EMDR arbeitet - ich bin seit 2003 bei ihr und das regelmäßig. Wir haben in dieser Zeit etwa 5 Sitzungen mit EMDR, also sehr wenig.

Der Grund dafür ist: Der Betroffene muss ausreichend stabil sein. Diese Stabilität wird durch Stabilisierung, Stabilisierung und noch einmal Stabilisierung erreicht - sie ist also das wichtigste und dringendst erforderliche, um überhaupt ganz vorsichtig zu versuchen wie es mit EMDR klappt.

Es ist ein Unding, dass er scheinbar aus dem "Stehgreif, einfach mal so" bei Dir damit begonnen hat. Ich frage mich auch, ob er die entsprechende Ausbildung dafür hat.

Es ist unverantwortlich, dass er Dich mit dem, was diese EMDR-Sequenzen in Dir ausgelöst haben einfach stehen lässt/ alleine lässt. Es ist sogar grob fahrlässig!

Nach einer solchen EMDR-Sequenz muss ausreichend Zeit bleiben um wieder zu stabilisieren und nachzubesprechen...

Ich könnte noch sehr viel darüber schreiben, weiss aber nicht so genau, ob es von Seiten der Moderatoren erwünscht ist.

So wie es aussieht, hat er Dich auch gar nicht aufgeklärt, was er mit Dir macht - mich wundert es nämlich, dass Du dieses schreibst:

"und einer Technik, bei der ich mit den Augen seinem Finger folgen sollte (um Blockaden im Gehirn zu lösen) nach der Ursache für meine Probleme zu suchen."

Hat er mit Dir ausführlich darüber gesprochen, Dich aufgekärt, wie eine solche EMDR-Sitzung aussieht? Hat er den Begriff EMDR erwähnt?

War er für Dich nach einer EMDR-Sitzung in irgendeiner Form erreichbar (Telefon, E-Mail, SMS)? Nach EMDR-Sitzungen kann sehr viel aufgewühlt sein, was ja bei Dir offensichtlich auch geschehen ist, drum sollte der Therapeut im Notfall in einer Form erreichbar sein...

Es tut mir so leid, was Du erleben und erfahren musstest und bin einfach nur erschüttert, denn ich weiss, was diese Sitzungen bewirken können. Es kann einfach nicht wahr sein, dass er Dich damit allein gelassen hat und einfach nur dieses sagt:

"Auch als er mir ziemlich unvermittelt eröffnete, daß die Therapie nach nunmehr noch 4 Sitzungen beendet sein würde, habe ich ihm gesagt,daß ich mich noch nicht bereit dafür fühlen würde, sie zu beenden. Er ging aber nicht darauf ein und meinte, wenn er meine Entwicklung betrachte, könne er nichts mehr für mich tun, sonst könne er mich ja auch gleich bis zum Lebensende therapieren."

Auf Deine Frage, ob eine Psychotherapie auch schaden kann, kann ich Dir nur ganz klar sagen: Ja, sie kann es, wenn sie von Therapeuten ausgeführt wird, die fahrlässig handeln und nicht wirklich ausgebildet sind für eine Therapiemethode. Wäre er kompetent ausgebildet, hätte er niemals so gehandelt!

Die Frage ist nur: Was könntest Du jetzt tun? Hast Du einen Psychiater, bei dem Du zusätzlich in Behandlung bist? Falls nicht, bestände die Möglichkeit, dass Du Dich an eine Institutsambulanz einer Psychiatrischen Klinik wendest um wirklich dringend Hilfe zu bekommen. Sprich dort an, was Dir passiert ist!

Ich rate es Dir so sehr, denn so wie es sich liest hat die Therapie auch noch ein Trauma ausgelöst.

Bitte hole Dir unbedingt Hilfe!

Von Herzen alles Gute und gib nicht auf!

Re: Kann ein Psychotherapie auch schaden?

Verfasst: 16. Aug 2010, 19:47
von LaLeLu
Hallo liebe Blumenfee,

mir ist gerade noch etwas eingefallen. Du könntest Dich auch an "EMDRIA" wenden.

http://www.emdr-institut.de/index.php

Dort könntest Du eine E-Mail schreiben und um Rat fragen und auch schauen, ob Dein ehemaliger Therapeut dort Mitglied ist.

Liebe Grüße

Kann ein Psychotherapie auch schaden?

Verfasst: 17. Aug 2010, 09:35
von susan
Hallo Blumenfee,

deine Wahrnehmung täuscht dich nicht, wenn du bei diesem Therapeuten ein ungutes Gefühl hast. Er hat unverantwortlich und unprofessionell gehandelt und es gibt dafür auch keine Entschuldigung.

Ich hatte 2003 mal eine EMDR Sitzung bei einer Verhaltenstherapeutin, nach der ich 3 Wochen in der Psychiatrie war. Sie hat mich kaum aufgeklärt, was das auslösen kann bei mir und hat sich auch nicht um mich gekümmert, als ich dann - völlig aufgelöst und retraumatisiert - war.

Ich habe dann zur Tiefenpsychologie gewechselt und bin da nie wieder hingegangen. Berichte der Psychotherapeutenkammer von diesem Verhalten und suche dir unbedingt die entsprechende Hilfe, die du jetzt brauchst. Auch der Krisendienst hat mir in schwierigen Zeit viel gebracht.

Traumata gehören in die Hände eines dafür ausgebildeten Therapeuten. Es gibt auch Traumakliniken.

Ich wünsche dir alles Gute für deinen Weg!

Liebe Grüße
Susan

Re: Kann ein Psychotherapie auch schaden?

Verfasst: 17. Aug 2010, 19:14
von IFJ
Hallo, LaLeLu,

vielen Dank für Deine Anteilnahme.
Ich weiß eigentlich gar nicht, was ich sagen soll!?
Einerseits bin ich entsetzt, wenn ich Deine Einschätzung lese und andererseits bin ich beruhigt, daß ich mich auf mein Gefühl doch noch verlassen kann.
Durch Deine Antwort (und die einiger anderer), weiß ich nun, daß ich die ganze Misere unbedingt mit meinem Psychiater besprechen muß, der sich für mich immer sehr viel Zeit nimmt und der ja letzten Endes auch zu einer Psychotherapie gedrängt hat, weil er meinte, daß es mit Medikamenten nicht getan sein würde. Damit hat er sich meiner Meinung nach schon sehr poitiv von einem großen Teil seiner Kollegen abgesetzt, die schnell `mal Pillen verschreiben und schon beim nächsten Fall sind. Er wird sicher wissen, was zu tun ist. Mein nächster Termin ist schon in ein paar Tagen...

Was die Erklärungen meines ehemaligen Psychologen zu seiner Methode betrifft kann
ich nur sagen, daß es keine Vorbesprechung gegeben hat. Er meinte er würde mir hinterher erklären, was es damit auf sich habe. Allerdings kann ich mich nicht recht erinnern, was er dann gesagt hat, weil ich total aufgeregt war und die Sitzung dann acuh so gut wie vorbei war.
Es ist ja eigentlich auch egal, so oder so hat es mir nicht gut getan!(Ich hatte übrigens am nächsten Tag einen Hörsturz, was ihn im Nachhinein sehr nervös gemacht hat)
Nochmals vielen, vielen Dank für Deine hilfreiche Antwort und auch ein herzliches Dankeschön an alle Anderen, die geantwortet haben!!
Liebe Grüße
Blumenfee

Re: Kann ein Psychotherapie auch schaden?

Verfasst: 17. Aug 2010, 20:28
von LaLeLu
Hallo liebe Blumenfee

Ich habe Dir sehr gerne geantwortet und bin gerade ein wenig erleichtert und beruhigt, dass Du einen guten Psychiater hast, der sich vor allen Dingen Zeit für Dich nimmt!

Zitat von Blumenfee: "Was die Erklärungen meines ehemaligen Psychologen zu seiner Methode betrifft kann
ich nur sagen, daß es keine Vorbesprechung gegeben hat. Er meinte er würde mir hinterher erklären, was es damit auf sich habe. Allerdings kann ich mich nicht recht erinnern, was er dann gesagt hat, weil ich total aufgeregt war und die Sitzung dann acuh so gut wie vorbei war."

Es ist so unglaublich, ich bin noch immer sprachlos und entsetzt. Er macht etwas mit Dir, was er Dir nicht vorher erklärt, er klärt Dich nicht vorher auf über Wirkung und Nebenwirkung und sagt, dass er es Dir hinterher erklären will... Wahnsinn!

Das Du Dich nicht mehr recht erinnern kannst, was er nach der Sitzung sagte ist nicht verwunderlich. Dein, am nächsten Tag erlittener Hörsturz spricht für sich und spricht Bände.

Liebe Blumenfee, ich hoffe nur so arg, dass Du Dich nicht mehr zu ihm in Behandlung begibst!?

Ich wünsche Dir ganz arg, dass Dein Psychiater Dir hilft und Dir erfahrene und professionelle Hilfe vermitteln kann.

Wenn Du noch Fragen hast oder Unterstützung brauchst, melde Dich gerne wieder.

Ganz viel Mut und Kraft und viele liebe Gedanken Für Dich!

Alles Liebe

P.S.: Ich bin übrigens auch 45

Re: Kann ein Psychotherapie auch schaden?

Verfasst: 17. Aug 2010, 21:19
von Andreas01
Hallo Blumenfee,
ich bedauere, aber Du bist halt auch eine der Menschen die sich großes von der Therapie /Therapeuten versprochen haben und nur entäuscht wurden. Ich bin der Ansicht dass Theras mit praktisch keiner Wartezeit wohl am wenigsten taugen, es sei denn er hat den Laden gerade aufgemacht.
Habe schon einige Beiträge über den Pfusch und Abrechnungsbetrug an mir hier geschrieben.
Aber auch, dieser Pfusch hat mir "persönlich" die Erkenntnis eingebracht: Wenn es irgendwie sonst geht, nie wieder !

Wünsche Dir in Zukunft einen ehrlichen und fähigen Therapeuten

Gruß
Andreas

Re: Kann ein Psychotherapie auch schaden?

Verfasst: 18. Aug 2010, 06:40
von LaLeLu
Hallo Andreas,

Zitat von Andreas: "ich bedauere, aber Du bist halt auch eine der Menschen die sich großes von der Therapie /Therapeuten versprochen haben und nur entäuscht wurden. Ich bin der Ansicht dass Theras mit praktisch keiner Wartezeit wohl am wenigsten taugen, es sei denn er hat den Laden gerade aufgemacht.
Habe schon einige Beiträge über den Pfusch und Abrechnungsbetrug an mir hier geschrieben.
Aber auch, dieser Pfusch hat mir "persönlich" die Erkenntnis eingebracht: Wenn es irgendwie sonst geht, nie wieder !"

Sorry, ich möchte es endlich einmal ganz klar sagen: Deine Art und "Sensibilität" mit Menschen umzugehen empfinde ich als einfach nur schrecklich und grausam!

Im übrigen scheinst Du nicht zu bemerken, dass Du alle Ärzte und Therapeuten (und auch Medikamente) über einen Kamm scherst und somit auch wirkliche Unwahrheiten verbreitest, die unsichere Menschen nur noch mehr verunsichern!

Es ist ein absoluter Humbug, dass nur Therapeuten, die eine lange Wartezeit haben etwas taugen - warum schreibst Du Dinge, die nicht der Realität entsprechen und verschreckst damit andere Menschen? Ich habe bisher von Dir noch nichts - für mich - wirklich hilfreiches gelesen. Es scheint Dir das Liebste zu sein alle Menschen schlecht zu machen und ausschließlich Negativismus zu verbreiten und das auch noch in einem Forum für Depression, in dem der vermutlich der Großteil der Betroffenen ohnehin sehr unsicher/ verunsichert und ängstlich ist.

Warum tust Du das? Warum schreibst Du überhaupt hier? Unter Selbsthilfe verstehe ich etwas anderes!

"Schwarze Schafe" gibt es überall und in jedem Bereich. Du machst daraus aber ein Gesetz und das ist einfach falsch und unfair!

Langsam aber sicher macht mich Deine Art einfach nur sehr wütend und ärgerlich.

Einfach nur schrecklich!

Re: Kann ein Psychotherapie auch schaden?

Verfasst: 18. Aug 2010, 06:44
von LaLeLu
Liebe Blumenfee, guten Morgen

Bitte lass Dich durch Andreas01 nicht verunsichern und ängstigen - sei mutig und gehe die notwendigen Schritte.

Wenn Du weitere Hilfe benötigst melde Dich gerne hier - es gibt immer Wege und Lösungen und es sind nicht alle Ärzte und Therapeuten einfach nur schlecht. Ganz im Gegenteil, ich kann Dir viele andere Beispiele nennen, die ich hier aber nicht öffentlich machen werde.

Ich schicke Dir liebe Gedanken und habe einen sonnigen Tag

Re: Kann ein Psychotherapie auch schaden?

Verfasst: 18. Aug 2010, 13:22
von Maximiliane
Liebe Blumenfee,

dein Beitrag hat mich sehr berührt und auch sehr getroffen und aufgewühlt , weil ich selbst von kassenzugelassenen Tiefenpsychologen aufs heftigste Retraumatisiert wurde, bzw. mir das ein Jahr später in einer sogenannten Akutklinik noch einmal wiederfahren ist. Und ich bin damals dadurch fast in der Psychiatrie gelandet.

Ich kann mich hier dem ersten Beitrag von LaLeLu nur anschließen. Alles was sie darin schreibt, hätte von mir sein können. Daher möchte ich jetzt nicht alles wiederholen.

Ein wirklich kompetenter Therapeut würde so NIE arbeiten!!!!! Und als Traumatherapeut schon gar nicht!!!!!
Es kann durchaus sein, dass man nach Traumasitzungen auch mal schlechter drauf ist, ein kompetenter und verantwortungsvoller Therapeut wüsste das jedoch gut zu begleiten, um alles in heilende Bahnen zu lenken.
Aber dich hat er schlichtweg alleine gelasssen, als er vermutlich gemerkt hat, dass er damit überfordert ist. Unglaublich!
Und die einfachsten Regeln einer Traumatherapie wusste er schon gar nicht einzuhalten.
Da weiß ich ja mehr, und ich habe nur das Buch von Luise Reddemann gelesen bzw. die Scripte meiner hiesigen Therapeutin, und keine Therapieausbildung.

Suche dir unbedingt anderweitig Hilfe, damit die losgetretene Dynamik in dir in heilende Bahnen gelenkt werden kann.
Und lass dir nicht einreden, du würdest nur übertreiben oder etwas falsch sehen. Das musste ich mir damals auch anhören. Dein Bauchgefühlt hat dir schon die richtige Richtung gezeigt!!!!! Nur das zählt!

Mein Weg, nach der Retraumatisierung wirkliche Hilfe gefunden zu haben, hat drei Jahre gedauert. Erst in diesem Jahr fand ich in einer Klinik eine Therapeutin, die mir
a) glaubte, was damals passiert ist
b) wirklich helfen konnte und ich bin zum ersten Male stabilisiert nach Hause gefahren.
Gott sei Dank!
Durch die inkompetente Traumtherapie ist damals alles nur noch schlimmer geworden, und so sollte Traumtherapie auf keinen Fall sein!!!
Sie ist mit die sensibelste und schwierigste Therapie überhaupt, das können wirklich nur absolute Fachtherapeuten. Und dazu reicht nicht mal kurz eine Fortbildung aus.
Es gibt Fachgesellschaften für Traumatologie, da kann man nach qualifizierten Therapeuten fragen (z.B. www.degpt.de)

Nach deinem Beitrag überlege ich mir ernsthaft, ob ich die Therapeuten von damals nicht doch noch anzeigen sollte.

Unglaublich, wer da alles nach wie vor immer noch auf dem Therapiesektor sein Unwesen treiben darf und die wirklich guten und kompetenten Therapeuten da mit in Verruf bringen.

Bleib dran, such dir Hilfe und höre weiter auf dein Bauchgefühl!

Viel Erfolg, auf dass du nicht so lange leiden musst wie ich, bis du die richtige Hilfe findest.
Gut, dass du dich hier gemeldet hast!!!

Alles Gute,

Häuptling

Kann ein Psychotherapie auch schaden?

Verfasst: 18. Aug 2010, 15:55
von susan
Lalelu,

deine Beiträge gefallen mir - ist oft auch mein Empfinden/Erleben.


Lieben Gruß
Susan

Re: Kann ein Psychotherapie auch schaden?

Verfasst: 18. Aug 2010, 17:07
von Emily
Hallo Blumenfee, hallo alle,

hier meine Erfahrungen dazu (bitte nicht als Belehrung verstehen, ich will nur schildern, was ich gelernt habe aus einer mehrgliedrigen Abfolge von trial-error-trial-success).

Eine Psychotherapie kann m.M.n. sehr wohl schaden, sie kann aber auch viel nutzen. Es gibt immer 2 Seiten der Medaille (ich habe sie übrigens beide ganz intensiv erlebt). Es gibt Therapien, die buchstäblich lebensrettend wirken können, es gibt aber auch Therapien, die nicht nur nichts nutzen, sondern auch in der Tat sehr neg. Aspekte beinhalten und/oder nach sich ziehen können.

@ Blumenfee: Dein Therapeut hat offensichtlich gravierende Fehler gemacht, hier kann ich den anderen nur beipflichten.

Warum manche Therapien scheitern, kann an einer Vielzahl der verschiedensten Gründe liegen, z.B.:
- Therapeut und Betroffener verstehen sich einfach nicht (menschl. Antipathie usw.),
- das Therapiekonzept ist ungeeignet,
- der Patient kann sich nicht wirklich öffnen für die Therapie,
- der Therapeut verschweigt, wenn er mit seinem Latein am Ende ist, anstatt Hinweise zu geben auf besser geeignete Therapien / Therapeuten,
- der Therapeut hat die Problematik falsch eingeschätzt,
- u. viele, viele andere Gründe.

Ich habe aus meinen eigenen Erfahrungen folgendes Fazit gezogen:
- Man sollte die eigene Therapie einerseits möglichst offen u. konstruktiv angehen, andererseits aber auch mit kritischem Blick beobachten und mitbegleiten.
- Ständiges Misstrauen ggü. dem Therapeuten kann genauso falsch sein wie blindes Wegschauen, wenn Dinge falsch laufen.
- Auf das eigene "Bauchgefühl" zu hören, ist eine gute Sache. Wenn man mehrfach hintereinander Gespräche / Vorfälle /Situationen erlebt, die einem sehr "seltsam" vorkommen, ist Vorsicht geboten und Skepsis angesagt.
- Man kann nicht erwarten, dass Therapeuten Wunder wirken können. Man kann aber auch nicht einfach so akzeptieren, dass eine Therapie über längere Zeit keinerlei Erfolge zeigt, ohne dass man sich um eine Neuorientierung bemühen sollte.
- Hat man diffuse oder klare Signale wahrgenommen bezüglich von Inkompetenz des Therapeuten, sollte man sich anderweitig um eine Thera bemühen, auch wenn dieser Weg mit vielen Mühen verbunden sein sollte.
- Eine oder mehrere gescheiterte Therapien sollten einen nicht zu der Ansicht verleiten, dass zwangsläufig alle Therapien bei einem selbst scheitern müssen, oder nur noch kontraproduktiv sein können. Es kann durchaus sein, dass ein neuer Versuch (vielleicht mit einer anderen Therapieart) mehr Erfolge bringt.
- Manche Therapeuten haben große Mühe damit, klar zuzugeben, wenn sie nicht mehr weiterwissen. Es gibt auch welche, die in einem solche Falle davon sprechen, dass der Patient angeblich "austherapiert" sei, oder welche diese Einschätzung quasi unterschwellig andeutungsweise miteinfließen lassen, ohne sie explizit zu äußern. Dieses Verhalten finde ich schlicht gesagt unmenschlich. Austherapiert ist man, wenn man in der Kiste liegt, vorher nicht (ist nur meine unmaßgebliche, persönliche Meinung).
- Wenn eine Therapie gescheitert ist, wäre es vielleicht zu überlegen, ob man sich Details dazu aufschreibt, was man als neg. oder misslungen erlebt hat, und warum. Man hätte dann immer wieder Zugriff auf diese Fakten, und kann sie bei weiteren Therapien ggf. abrufen u. mit der aktuellen Therapie vergleichen.
- Wenn einem Dinge unklar sind oder einem "seltsam / befremdlich" vorkommen, sollte man sie zunächst im Gespräch mit dem Therapeuten ansprechen. Manches beruht ja vielleicht auch auf Missverständnissen und sollte nicht mit Skepsis überzogen werden, wenn diese gar nicht angebracht ist.

Viel Erfolg wünsche ich allen hier, die sich gerade aktuell in einer Therapie befinden.

@ Andreas: Ich kann deine Reaktion insofern schon verstehen, als du vermutlich viel Negatives in deinen Therapien erlebt hast (ging mir damals auch so). Aber wenn man auch einmal eine gute Therapie erlebt hat, denkt man wieder ganz anders. Nicht jede Therapie ist gut, und nicht jede ist schlecht. Die Wahrheit liegt immer irgendwo zwischendrin.

Eins habe ich gelernt: Wenn man eine Therapie als größtenteils oder gänzlich misslungen erlebt, sollte man keine Rücksicht auf die Gefühle des Therapeuten nehmen nach dem Motto "Was soll der nur von mir denken...? etc". In diesem Falle sollte man sich unbedingt selbst der Nächste sein und schleunigst das Weite suchen. Beenden... abhaken... neuer Versuch.

Liebe Grüße,
Emily

Re: Kann ein Psychotherapie auch schaden?

Verfasst: 18. Aug 2010, 18:46
von Andreas01
@Häuptling
>>>sehr getroffen und aufgewühlt , weil ich selbst von kassenzugelassenen Tiefenpsychologen aufs heftigste Retraumatisiert wurde, bzw. mir das ein Jahr später in einer sogenannten Akutklinik noch einmal wiederfahren ist. Und ich bin damals dadurch fast in der Psychiatrie gelandet.<<<

wie man sieht nicht "alle" Therapeuten sind schlecht, habe ich auch nirgendwo geschrieben, schon allein wegen der sehr guten Erfahrung mit einer Paartherapeutin, aber doch einige, siehe Zitat oben.

@Emily

>>>Nicht jede Therapie ist gut, und nicht jede ist schlecht. Die Wahrheit liegt immer irgendwo zwischendrin<<<

richtig !!

>>>Eins habe ich gelernt: Wenn man eine Therapie als größtenteils oder gänzlich misslungen erlebt, sollte man keine Rücksicht auf die Gefühle des Therapeuten nehmen nach dem Motto "Was soll der nur von mir denken...? etc". In diesem Falle sollte man sich unbedingt selbst der Nächste sein und schleunigst das Weite suchen. Beenden... abhaken... neuer Versuch.<<<

ich auch !
für einen neuen Versuch ist mir allerdings Dank der massiven Vertrauensbrüche und Schweigepflichtverletzungen seitens meines Ex Theras schlicht und ergreifend die Lust abhanden gekommen

Andreas

http://www.stern.de/wissen/gesund_leben ... hotherapie

http://www.stern.de/magazin/heft/magazi ... l?nv=ma_ah

Re: Kann ein Psychotherapie auch schaden?

Verfasst: 18. Aug 2010, 19:24
von LaLeLu
Hallo liebe Susan

Zitat von Susan: " Lalelu,

deine Beiträge gefallen mir - ist oft auch mein Empfinden/Erleben."

Oh, danke schön - jetzt bin ich ein wenig

Auch ich habe schon einige Beiträge von Dir gelesen, die mich sehr ansprechen und die ich sehr wertvoll finde.

Alles Liebe

Re: Kann ein Psychotherapie auch schaden?

Verfasst: 18. Aug 2010, 19:26
von LaLeLu
Hallo liebe Emily

Deine Worte empfinde ich als so richtig, so wahr und sehr wertvoll - ich sehe es ganz genau so und kann mich ihnen nur anschließen.

Liebe Grüße

Kann ein Psychotherapie auch schaden?

Verfasst: 18. Aug 2010, 21:37
von susan
Lalelu,

danke auch Dir

Freue mich auf weitere Begegnungen hier im Forum.

Emiliy, du klingst so wunderbar klar.

Alles Gute für Euch Beide!

Liebe Grüße
Susan

Re: Kann ein Psychotherapie auch schaden?

Verfasst: 19. Aug 2010, 15:30
von Emily
Hallo Lalelu und Susan,

herzlichen Dank für die lieben Worte.

Alles Liebe auch für euch,
Emily

Re: Kann ein Psychotherapie auch schaden?

Verfasst: 25. Sep 2010, 21:52
von LaLeLu
Hallo liebe Blumenfee

liest Du noch manchmal im Forum?

Wie geht es Dir inzwischen?

Kommst Du ein wenig weiter, oder hast Du vielleicht eine andere "Anlaufstelle" gefunden?

Ich hoffe so sehr, dass Du (D)einen Weg findest!

Alles Liebe für Dich

Re: Kann ein Psychotherapie auch schaden?

Verfasst: 26. Sep 2010, 12:44
von Niccolina
Hallo Blumenfee,

auch wenn ich vor einigen Jahren wirklich gute Erfolge mit einer Therapie gemacht habe, kann ich nur bestätigen, dass eine Psychotherapie auch negative Auswirkungen haben kann.

Ich bin seit mehr als 3 Jahren wegen Depressionen und Angststörung in Behandlung (allerdings hatte jeder Psychologe eine neue Diagnose, insgesamt habe ich 7 verschiedene Diagnosen gesammelt!)

Die schlechteste Erfahrung hatte ich mit einem Professor, der diverse Publikationen veröffentlicht hat, eine private Tagesklinik betreibt und unter anderem Drogenabhängige und Langzeitarbeitslose psychologisch betreut. Der brachte mir in einer Stunde eine speziell von IHM entwickelte Atemtechnik bei, meinte: mehr brauchen Sie nicht, alles andere hilft sowieso nicht. Und schickte mich mit meiner Angst und Panik nach Hause. Und da bin ich jetzt noch. Ach ja, ich sollte "aus der Situation rausgehen, die Angst in einen Koffer packen, den Koffer zuschließen und den Schlüssel wegwerfen - und atmen, nach seiner exklusiven Methode." Was für mich heißt: ich habe Angst vor die Tür zu gehen, also "gehe ich aus der Situation" und damit so gut wie nie vor die Tür...

In den letzten 3 Jahren habe ich von vielen Psychologen gehört, sie könnten mich nicht behandeln, weil z. B. unsere Kinder auf die SELBE SCHULE gehen (der Sohn des Arztes war grad eingeschult, meiner in der 3. Klasse), daher war ihm das zu viel Nähe mit dem Patienten, wir hatten ja "was gemeinsam" - klar, wir wohnen auch in der gleichen Stadt, da kann man sich ja auch über den Weg laufen. Leider sprachen wir erst nach der 10. Sitzung über die Schule unserer Kinder - und ich ging mitten in der Behandlung wieder ohne Betreuung nach Hause.

Jedes Mal, wenn so etwas passiert, wird das Loch in das ich falle noch größe und der Tunnel noch dunkler. Ich frage mich manchmal, ob jemand die vielen Therapeuten, die oftmals so unsensibel mit ihren Patienten umgehen, überhaupt kontrolliert? Bei einem Beinbruch schient man ja auch nicht zur Hälfte und schickt den Patienten zum Eingipsen an einen Arzt, den der Patient sich erst noch suchen muss!

Nach gut 3 Jahren und wieder einer ähnlichen Erfahrung vor etwa 3 Wochen, fehlt mir momentan die Kraft, mir wieder einen Arzt zu suchen - zumal in unserer Stadt die Wartezeit auf einen freien Termin zwischen 9 Monaten und 3 Jahren liegt!

Halt trotzdem irgendwie durch!

Niccolina

Re: Kann ein Psychotherapie auch schaden?

Verfasst: 28. Sep 2010, 06:48
von IFJ
Hallo, LaLeLu,
hallo, Niccolina,

ich freue mich sehr über Euere Anteilnahme, besonders freue ich mich darüber, daß Du, LaLeLu, Dich noch einmal meldest.
Ich werde wohl in eine Klinik gehen. Im Oktober habe ich einen Termin zum Vorgespräch. Seitdem diese Entscheidung getroffen ist, fühle ich mich etwas besser, auch wenn der Alltag ziemlich nervig und anstrengend ist. Es schlagen eben 'mal wieder alle typischen Symptome durch: Unruhe, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Antriebslosigkeit, Schlaflosigkeit, Panikanfäller usw.
Ich will aber hier nicht weiter 'rumjammern.
Euere Anteilnahme ist ein echter Lichtblick. Vielen Dank dafür!

Liebe Grüße
Blumenfee

Re: Kann ein Psychotherapie auch schaden?

Verfasst: 28. Sep 2010, 07:30
von LaLeLu
Guten Morgen liebe Blumenfee

gerade freue ich mich sehr, dass Du noch einmal geantwortet hast

Ich denke, es ist ein wirklich guter Schritt, wenn Du noch einmal in eine Klinik gehst, denn im Grunde bist Du ja durch Deine Therapie erneut traumatisiert worden.

Sprachlos und entsetzt bin ich noch immer darüber, was dieser Therapeut mit Dir gemacht hat! Warst Du noch einmal bei ihm oder hast Du Deine Termine abgesagt?

Darf ich Dich fragen, in welcher Klinik Du ein Vorgespräch haben wirst? Wirst Du in eine Klinik gehen, die eine spezielle Abteilung für "Traumatherapie" hat?

Bitte - bitte antworte auf meine Fragen nur dann, wenn sie Dir nicht zu nahe sind - versprochen!?

Es ist schrecklich, dass Du gerade so arg unter den quälenden Symptomen leiden musst. Ich hoffe und wünsche Dir ganz sehr, dass Du recht bald eine wirklich gute und mitfühlende Hilfe bekommst.

Wenn Du es magst, kannst Du ja auch hier ein wenig schreiben.

Du bist nicht allein! Gib nicht auf und verliere nicht den Mut - es gibt adäquate Hilfe.

Alles, alles Liebe und ganz viel Mut und Kraft für Dich

Re: Kann ein Psychotherapie auch schaden?

Verfasst: 28. Sep 2010, 10:35
von Andreas01
@Niccolina,

>>>Ich frage mich manchmal, ob jemand die vielen Therapeuten, die oftmals so unsensibel mit ihren Patienten umgehen, überhaupt kontrolliert?<<<

ich habe das Gefühl: Nein !

meine Beschwerden bei der KK über fragwürdige Behandlungs-Methoden und schließlich Abrechnungsbetrug meines ex Therapeuten haben rein gar nichts nach sich gezogen, Gott sei Dank gab es noch eine andere Instanz die sich zumindest um den Betrug kümmerte.

Gruß
Andreas