Depression beginnend in der Kindheit

Sibylle Schreiber

Depression beginnend in der Kindheit

Beitrag von Sibylle Schreiber »

Suche Beiträge von Betroffenen. Mein Vater starb, als ich sechs war. Seinen Tod habe ich damals (und bis heute nicht) nicht verarbeiten können. Meine Mutter wurde daraufhin zur Alkoholikerin. Aufgrund extremen Stresses mit meinem Partner wurde bei mir vor zwei Jahren eine Depression diagnostiziert, die bereits in den Lebensumständen meiner Kindheit wurzelt. Diverse Symptome, u.a. habe ich fast keine Erinnerungen an mein Leben(außer negative Erlebnisse), bis hin zu meinem 25. Lebensjahr (bin heute 33). Es geht mir mittlerweile wesentlich besser, ich suche aber den Erfahrungsaustausch mit ähnlich Betroffenen, da ich in der Literatur immer nur "Tod eines Elternteils" oder "Ein Elternteil ist Alkoholiker" finde, aber nicht beides zusammen. Jemand da draußen, der Ähnliches erfahren hat?!
Thomas

Depression beginnend in der Kindheit

Beitrag von Thomas »

Hallo Sibylle, ich "schleiche" schon seit gestern um eine Antwort auf deine Beitrag herum und fand keinen Anfang. Jetzt weiß ich, warum: Ich habe nichts parat, was genau in das von dir vorgegebene Schema "Tod eines Elternteils" + "Ein Elternteil ist Alkoholiker" passen würde. Darüber setze ich mich jetzt einfach hinweg. Meine Geschichte : Ich verlor meinen Vater mit 4 (nicht durch Tod, sondern durch Verlassen) und darauf meine Mutter (nicht durch Alkohol, sondern durch ihre neue Partnerschaft mit einem 18-Jährigen, die sie so wichtig fand, dass sie mich abends in mein Zimmer einschloss und fortging). Eine ganz andere Geschichte und doch nicht, wenn wir versuchen zu ergründen, was w i r damals erlebt haben. Wir erlebten nicht weniger als den totalen Zusammenbruch unserer Lebensgrundlage, einen Schmerz, den wir in uns verschließen mussten, um weiterleben zu können. Um diesen Verlust geht es, wodurch er entstand, ist eher nebensächlich. Ich bekam auch Depresssionen und wurde dadurch gezwungen, mich mit meinem Lebensplan und meinen Einstellungen zum Leben auseinanderzusetzen und zu erkennen, wie meine Kindheitserfahrungen diese entscheidend geprägt hatten und ich so immer wieder dafür sorgte, dass ich im Dunstkreis meiner Kindheit blieb und mir Situationen schaffte, die meine früheren Erfahrungen immer wieder bestätigten. Das klingt so logisch und einfach, ist aber ein schwerer Gang, man wehrt sich mit allen Mitteln gegen das Erwachen (dein Vergessen?). Ohne Hilfe ist das kaum zu schaffen. Ich tausche gerne meine Erfahrungen (Therapie etc.) mit dir aus, wenn du das möchtest und bin gespannt auf deine Antwort. Herzliche Grüße! Thomas
sibylle
Beiträge: 31
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Depression beginnend in der Kindheit

Beitrag von sibylle »

Hallo zurück, Thomas! Vielen Dank für Deine Antwort. Es tut gut, von ähnlichen Erfahrungen anderer zu hören. Ich habe mich vor ziemlich genau zwei Jahren in Therapie begeben, aber nicht, weil ich dachte, ich könnte Depressionen haben, sondern weil ich so weit unten war, dass ich meinte, Informationen zu benötigen, um mit dem psychischen Zustand meines Freundes klar zu kommen. Mein Therapeut hat einige Stunden gebraucht, mich dazu zu bringen, dass ich kapiert habe, dass ICH Hilfe brauche. Es fiel mir unheimlich schwer, Hilfe zu verlangen. Ich bin heute äußerst dankbar, dass ich mit ihm so gut klar gekommen bin. All die Dinge, die ich nicht gewusst habe, sind mir durch die Therapie klar geworden. Den Tod meines Vaters z.B. - ich dachte immer, ich wäre ganz gut damit klargekommen. Nach Gesprächen mit meiner Mutter habe ich von ihr gehört, dass ich nie geweint habe, sondern im Gegenteil immer sie getröstet habe. Sie habe sich damals zwar gewundert, wie "gut" ich damit klargekommen bin, aber "nicht weiter drüber nachgedacht". Auch nicht, als ich psychosomatische Störungen (Übelkeit, Magenschmerzen, Kopfschmerzen) und tierische Verlustängste entwickelte, dass sie mich auch verlässt. Ich wurde einfach unter Medikamente gesetzt (auch mein Kinderarzt hat nichts gemerkt) und mit Schweigen und Nichtbeachtung gestraft. Daraus habe ich gelernt, dass ich nicht geliebt werde, wenn ich negative Gefühle zeige/habe. Also: Immer schön brav sein und alles tun, was von einem verlangt wird, dann wird man geliebt. Mittlerweile habe ich durch die Therapie gelernt, dass auch ich das Recht habe, Ansprüche zu stellen und auch wütend etc. zu sein. Und ich habe gemerkt, was das für ein tolles Gefühl ist, wenn man seine Wut mal rauslässt und nicht immer verdrängt! Tja, theoretisch könnte ich noch lange erzählen. Hast Du eine Gesprächstherapie gemacht oder brauchtest Du medikamentöse Unterstützung? Hast Du Erfahrungen mit dem "Ich muss jedem Hilfe anbieten"-Syndrom? Fühltest Du Dich auch immer weniger wichtig als andere Menschen? Hast Du Deine Unsicherheit und Deine Ängste auch mit schauspielerischen Talenten/vorgetäuschter Selbstsicherheit und großer Klappe überspielt? Fragen über Fragen! Herzliche Grüße zurück Sibylle
Thomas

Depression beginnend in der Kindheit

Beitrag von Thomas »

Liebe Sibylle, was du sagst über deine Kindheitserfahrungen weist schon erstaunliche Parallelen auf zu meiner eigenen Geschichte. Bist du eigentlich auch ein Einzelkind? Ich denke mir nämlich, ein Bruder oder eine Schwester wären in so einer Situation sehr gut gewesen, aber so blieb mir nichts anderes übrig, als lieb zu sein, wie du auch. Meine Mutter hat mir immer wieder klargemacht, dass sie es wegen mir so schwer hat um durchzusetzen, dass ich ja nicht aufmucke. Sie konnte mich jederzeit damit kriegen, wenn sie mich traurig ansah und dann meinte: "Mch mir doch keinen Kummer, du weißt doch, wie schwer ich es habe." Man kann es vielleicht so zusammenfassen: "Wenn du nun schon mal da bist, mach wenigstens keine Schwierigkeiten." Ich habe alles getan, um sie zu unterstützen und wäre nie auf die Idee gekommen, ihr einen Wunsch abzuschlagen. Weil wir wenig Geld hatten, habe ich sogar die paar Groschen, die ich z.B. von meinem Opa geschenkt bekam, bei ihr abgeliefert- unaufgefordert und im Alter von 5,6 Jahren! Es gehört nicht viel Fantasie dazu sich vorzustellen, wie sehr ich mich damals bereits selbst aufgegeben hatte. Aber glaubst du, mir wäre das als Erwachsener irgendwann klar geworden? Noch mit 30 Jahren war ich der festen Überzeugung, die beste aller Mütter gehabt zu haben, wer auch nur ein schräges Wort über meine Mutter verlor, bekam es mit mir zu tun! Jetzt kann ich das alles ziemlich klar sehen aber ich habe ja auch 300 Std. auf der Couch gelegen und habe zäh darum ringen müssen, meine Mutter vom Sockel zu stoßen. Ich hatte das Glück, eine tolle Analytikerin zu bekommen, ohne sie hätte ich es nicht geschafft. Ich nahm während dieser Zeit auch ein Medikament (Fluctin), nehme heute noch eine geringe Dosis. Den körperlichen Aspekt einer Depr. darf man glaube ich nicht unterschätzen und es ist bestimmt gut, an Körper und Seele parallel etwas zu tun- nur von der Therapie verschwindet die Depr. wohl eher selten (genauso wenig wie ein Magengeschwür verschwindet wenn man den Stress weglässt). "Hast Du Erfahrungen mit dem "Ich muss jedem Hilfe anbieten"-Syndrom?"" Ja, große! Ich konnte mich immer nur wertvoll fühlen, wenn ich etwas für andere tun konnte, eine ständige Wiederholung dieser alten Situation. Im Grunde war das immer mit der geheimen Hoffnung verknüpft, dafür gemocht zu werden aber das funktioniert ja nicht. Angemessen ist es, wenn man ein "Danke" erhält oder eine Gegenleistung, eine tragfähige Beziehung lässt sich so nicht aufbauen, denn da muss man ja auch annehmen können. Als mir das so langsam klar wurde, meinte ich zuerst, ich müsse nun abweisend sein gegen jede Bitte und dürfe nicht mehr helfen, weil es ja nicht "echt" ist sondern nur die Folge einer Illusion. Ich merkte aber bald, dass ich mich damit vergewaltigte. Heute bin ich dabei, Hilfsbereitschaft, Einfühlungsvermögen in andere Menschen und meine Begabung für Psychologie als meine Wesenszüge zu sehen und auch stolz darauf zu sein und zu wissen, dass es Werte sind. Das ist bei ganz vielen Menschen so, die zu Depr. neigen, sie tragen einen Schatz für andere und sich selbst in sich und wissen es oft nicht. Aber diese Eigenschaften sind einfach in einen falschen Dienst gestellt, solange sie dazu dienen, Anerkennung von den anderen zu bekommen. Das Schwierigste bei allem finde ich, diese neu gewonnenen Erkenntnisse in praktisches Leben umzusetzen. Man kann ja nicht einfach alles hinschmeißen und noch einmal anfangen (oder kann man doch?). Die Partnerwahl fand wahrscheinlich unter den alten Gesichtspunkten statt, der Partner ändert sich nicht plötzlich, weil man selbst das gerade tut. Freunde, Bekannte kommen meist nicht gut klar damit, eine Person zum Freund zu haben, die sich anders verhält, als gewohnt. Die Kollegen wundern sich sehr, wenn man keine Anstalten mehr macht, jederzeit und gerne ihre Arbeit mitzumachen u.s.w. Die neuen Regeln vor der Welt durchzusetzen ist schwer, aber es lohnt sich unbedingt, denn nur dann wirken sie auch positiv auf einen zurück. Zu erfahren, dass man auch gemocht wird, wenn man nicht ständig gibt, ist toll, dazu muss man es aber tun (bzw. lassen). Das heißt auch, die Vergangenheit zu entmachten und neue Wege zu gehen, sich zu verabschieden vom alten Schmerz und zu verzichten, noch jemals das zu bekommen, was einem damals vorenthalten wurde. Jetzt ist das aber lang geworden, das Thema ist schier unerschöpflich. Noch auf eine Frage von dir wollte ich kurz antworten: Ich fühle mich heute nicht mehr weniger wichtig als andere Menschen, aber es passiert mir trotzdem immer wieder, dass mich das alte Gefühl, nur als funktionierender Mensch eine Berechtigung zum Leben zu haben, einholt. Aber es wird mir immer fremder, ich habe seelische Antikörper dagegen gebildet. Schluss jetzt, ich bin gespannt auf deine Antwort. Bist du deinem Partner gegenüber in der Helferrolle? Lieber Gruß! Thomas
heike
Beiträge: 213
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Depression beginnend in der Kindheit

Beitrag von heike »

Hallo Thomas, ich habe vor einigen Wochen eine Therapie angefangen und mache auch die Erfahrung, dass ich immer die helfende, verstehende, verständnisvolle bin. Ich habe genau diese Eigenschaft so entwickelt, weil ich früh zuständig war für meine Mutter und ihre Sorgen. Dann konnte ich meinem Vater nichts recht machen, es gab immer etwas zu nörgeln. Ich war immer für die Zufriedenheit meiner Eltern zuständig. Jetzt in der Therapie beginne ich, dies klarer zu sehen und mich ganz langsam davon zu lösen. Ich versuche wahrzunehmen, was ist gut für mich, was belastet mich. Ein weiterer Punkt, der für mich wichtig ist, wieder zu lernen, Dinge zu tun (aktive Sachen), die mich meine Lebendigkeit wieder spüren lassen. Ich habe schon den Eindruck, dass die Depression einem Hinweise gibt, wo die persönlichen Probleme liegen. Nur man nimmt sie in der Akutphase total übersteigert wahr. Hast Du ähnliche Erfahrungen gemacht? Würde mich freuen von dir zu hören. Lieben Gruss Heike
Thomas

Depression beginnend in der Kindheit

Beitrag von Thomas »

Liebe Heike, ich glaube sogar sicher, dass dies der ideale Nährboden für Depr. ist. Es ist eigentlich ja nicht das Hinwenden zur Mutter und ihren Sorgen, sondern das Abwenden von deinen kindlichen Bedürfnissen, was den Grundstein legt für ein Weltbild, in dem du nur noch Statistin bist. Dein Vater hats nicht aufgefangen, dich also nicht in dir selbst bestärkt. Das Leben der Mutter wird zu deinem Lebensmittelpunkt- bei mir brach die Depr. übrigens 2 Jahre nach dem Tod meiner Mutter aus. 2 Jahre, in denen ich die zunehmende Sinnentleertheit meines Lebens immer mehr zu spüren begann. Heute weiß ich, dass mit meiner Mutter auch meine Lebensberechtigung starb, so war mein Weltbild eben, aber es war mir nicht klar. Das alles ist jetzt fast 10 Jahre her und ich baue immer noch an einem neuen Weltbild. Man muss ja sein Inneres überzeugen, neue Erfahrungen gegen alte setzen- mechanistisch ausgedrückt, muss ja das Gehirn umprogrammiert werden. Du sagst es: Nach der Aufarbeitung der Vergangenheit (dem Erkenntnissprozess) muss man wieder fühlen lernen, was einem selber gut tut. Diese Empfindungen sind so fein geworden wie Spinnweben und was bei anderen Menschen ein deutliches lautes "Ich Will" ist, ist bei uns oft nur ein zartes Flüstern, ein ständiges Sich Entschuldigen. Ich glaube wie du, dass die Depr. wie eine Übersteigerung dieser inneren Leere auftritt, so eine Art Brennglas. So gesehen ist sie nämlich auch eine große Chance, bei allem Leid, das sie verursacht. Wenn man nicht einfach wieder zum Alltagsprogramm und den alten Verhaltensweisen übergeht, wenn man wieder gesund ist, kann man sich ganz neu entdecken und eine Nähe zu sich finden, die vorher nie da war. So jedenfalls geht mir das. Unter anderem deshalb schreibe ich hier auch, weil ich den Drang habe, das mitzuteilen. Und weil ich hier so viele Menschen treffe, denen ich mich gedanklich einfach nahe fühle. Lieber Gruß an dich, Heike Thomas
sibylle
Beiträge: 31
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Depression beginnend in der Kindheit

Beitrag von sibylle »

Hi Thomas, hallo Heike, es tut wahnsinnig gut, Menschen zu hören, die die gleichen Erfahrungen gemacht haben. Es ist wirklich ein großer Trost. Auf eine Frage von Dir, Thomas: Ich habe noch einen Bruder, der aber acht Jahre älter ist als ich. Der Altersunterschied war einfach zu groß, als dass er sich hätte um mich kümmern können/wollen. Außerdem hat er ziemlich schnell in einer entfernten Stadt eine Berufsausbildung begonnen, so dass ich allein da stand. Der Bereich "Hilfe spenden" ist gerade den Eltern gegenüber ein sehr sensibles Thema. In der Therapie habe ich erst gelernt, dass dies emotionalen Missbrauch darstellt. Ich habe mich schon immer sehr belastet gefühlt, wenn ich für meine Mutter (das fing an, als ich zwölf war) Behördengänge oder Verhandlungen mit Versicherungen/Banken durchführen musste. Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich dadurch zwar viel gelernt habe, aber es ein grässliches Gefühl ist, wenn man als Kind die Mutter beschützt und nicht umgekehrt. Diese Rolle habe ich aber wunderbar gelernt, denn ich habe sie formvollendet bei meinem Freund über Jahre hinweg gespielt, bis hin zur völligen Selbstaufgabe. Ich habe Bedürfnisse?! Ich habe Wünsche?! Dummerweise ist es so, wie Du schon schriebst - in der Theorie weiß man, wie man reagieren müsste, aber das auch in die Praxis umzusetzen - so wirklich kann ich das noch nicht, aber ich bin stolz über jeden kleinen Schritt, den ich schaffe. Ich habe aber manchmal auch noch Phasen, in denen es mir ganz schön schlecht geht, aber mittlerweile kann ich mich Münchhausen-like herausziehen, in dem ich mir ein Mantra verinnerliche: "Ich bin so viel wert wie andere Menschen/Ich darf wütend sein/Ich darf meine Bedürfnisse laut aussprechen". Ich war auch schon immer eine gute "Briefkastentante". Ich hatte immer Rat und Hilfe für wie auch immer geartete Probleme meiner Freunde bereit. Tragisch war (ist? - manchmal jedenfalls noch) nur, dass ich mit meinem Leben nicht klargekommen bin, aber für andere ein super Berater war. Ich war ja der Meinung, ich müsse immer "funktionieren". Ist trotzdem immer noch schmerzlich, darüber zu schreiben. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich genug aufgearbeitet habe und einfach nicht mehr daran denken sollte, aber ich glaube, das wäre der falsche Weg. Liebe Grüße zurück! Sibylle
heike
Beiträge: 213
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Depression beginnend in der Kindheit

Beitrag von heike »

Lieber Thomas, liebe Sibylle ich habe neulichst mal versucht meine Gedanken zum sich selber mögen in ein Gedicht(?) zu fassen. Warum? Warum kann man sich selber nicht so sehr mögen, wie man andere gerne hat? Eigentlich verrückt? Man ist zu diesen Gefühlen fähig, für andere!!! Vielleicht sollte man sein eigenes Handeln mal mit den Augen anderer betrachten??? Im Moment ist mein Kopf etwas leer, deshalb nur kurz diese Überlegung. Es wird erstmal Zeit zum Mittagessen. Liebe Grüsse von Heike
Thomas

Depression beginnend in der Kindheit

Beitrag von Thomas »

Liebe Sybille, liebe Heike, ich glaube schon, dass dieses ständige Aufarbeiten der Vergangenheit irgendwann einmal an Grenzen stößt, aber es ist bestimmt individuell verschieden, wann man sich verabschieden muss und sagen: "Jetzt ist es gut". Ich glaube, der richtige Zeitpunkt ist dann, wenn man merkt, dass die Vergangenheit das jetzige Leben nicht mehr bestimmt, dass man wieder frei entscheiden kann. Ich konnte mich auch nie so richtig mit dem Gedanken anfreunden, dass diese Kindheitserlebnisse einfach etwas sind, was halt schief gelaufen ist. Wie wäre es gewesen, wenn es "richtig" gelaufen wäre? Wäre ich dann noch ich? Da glaube ich, aus diesen Problemen entstehen unsere Lebensaufgaben und diese enthalten unsere Entwicklungschancen. So, als würde uns das Leben einfach in das ver-wickeln, was wir zum ent-wickeln benötigen. Ich weiß, das klingt irgendwie sehr theoretisch, aber jeder, der schlimmes Leid erlebt, fragt sich irgendwann nach dem Sinn und will wissen, wozu das alles gut ist, und das ist meine Antwort, die ich darauf gefunden habe. Du fragst in deinem Gedicht, Heike, warum man sich selbst nicht so mögen kann, wie man andere mag. Das brachte mich zur Gegenfrage, warum andere Menschen nur sich selbst mögen können und nicht andere. Ist das nicht das gleiche Problem, bloß auf den Kopf gestellt? Wir müssen lernen, uns selbst näher zu kommen, andere müssen lernen, von sich abzurücken, damit sie den anderen näher kommen können und beide entwickeln sich dabei. Jetzt weiß ich nicht, ob verständlich wurde, was ich ausdrücken will, ich schick das halt mal so ab und wünsche euch eine Gute Nacht! Thomas
heike
Beiträge: 213
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Depression beginnend in der Kindheit

Beitrag von heike »

Lieber Thomas, ich glaube, ich verstehe was Du meinst. Wir müssen es für uns annehmen, krank zu sein oder gewesen zu sein und uns da heraus entwickeln. Ich schreibe jetzt mal wieder von mir persönlich. Thomas, mir fehlt leider die Gabe so liebevoll und einfühlsam mit anderen umzugehen. Nachdem ich gut 4 Jahre Amitryptilin eingenommen hatte, ließ die Wirkung immer mehr nach. Ich bekam damals große Angst, mir könne nichts anderes helfen und der Zustand würde jetzt so bleiben. In dieser Panik kam mir zu Bewußtsein, wie wenig ich meine Wünsche verwirklicht hatte. Ich hatte das Glück, dass nach einigen Monaten eine Medikamentenumstellung gemacht wurde und ich einige Zeit später stabiler war, unternehmungslustiger und extrovertierter. Danach fing ich an, zusammen mit meinem Partner, Reisen zu machen, von denen ich schon geträumt hatte. Das ist für mich eine wichtige Erfahrung aus dieser Krankheit.
heike
Beiträge: 213
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Depression beginnend in der Kindheit

Beitrag von heike »

Fortsetzung... In der Therapie schaue ich jetzt, wo sind noch ungünstige Einflüsse, die ich verändern muss. Hier liegt der Hauptknackpunkt im Verhältnis zu meinen Eltern, für deren Zufriedenheit ich immer zuständig war. Ich lerne gerade auf mich zu hören, was ich möchte, nicht was andere erwarten. Natürlich greift das alte Muster mit Schuldgefühlen und mich verantwortlich fühlen immer noch. Es geht langsam voran, aber es geht voran :-). Mein Vater war Alkoholiker als ich in der Pubertät war. Jetzt wissen wir, dass es bei ihm unerkannte Depressionen waren, mit denen er nicht anders umgehen konnte. Ich bin, wie Du Thomas, Einzelkind und da lastet das besonders auf einem. Ein anderer Gedanke den ich schon länger habe. Bei vielen Depressiven glaubt man, es liege an der Erziehung, an den kindlichen Erfahrungen und Defiziten. Kann es nicht auch sein, dass wir als Kinder schon depressiv waren und uns deshalb weniger leiden mochten, verteidigen und durchsetzen konnten. Ich denke, diese beiden Sachen beeinflußen einander schon gegenseitig. Deshalb ist es wichtig zu sehen, wie können wir unser Leben heute gestalten, so dass es gut für uns (und andere) ist. Die Defizite aus der Kindheit können wir nicht mehr beseitigen. Wir können lernen Dinge zu tun, die uns gut tun und uns Kraft geben. Bei mir sind es manchmal Kleinigkeiten. Jetzt bitte nicht lachen, wenn ich erschöpft oder durchgefroren bin, mich einfach mal in die Badewanne zu legen und es genießen. Ohne an die Umwelt, den Wasserverbrauch oder ähnliches zu denken. Jetzt ist es reichlich lang geworden. Vielleicht kann ich anderen hiermit ein wenig Mut machen und zeigen, es kann auch wieder beser werden. Thomas, wie geht es dir? Ich freue mich immer von dir zu lesen! Liebe Grüsse Heike
Thomas

Depression beginnend in der Kindheit

Beitrag von Thomas »

Liebe Heike, aus dem, was du schreibst, kann man richtig herausspüren, dass du dein Leben in die Hand genommen hast und dich verantwortlich fühlst dafür, wie es dir geht- das ist sehr schön und wenn etwas Heilung bringen kann, dann ist es genau das. Die alten Muster erkennen und dann durchbrechen. Ich musste in der Tat schmunzeln beim Badewannenbeispiel, weil ich nämlich auch so gerne bade. In der kalten Jahreszeit fast täglich, das hilft auch meinem Rücken, zu entspannen. Und ich denke wie du, das und anderes darf man sich nehmen, wenn man es braucht. Früher habe ich auch viel darüber nachgedacht, ob das nicht zu teuer sei und dies nicht eingespart werden kann. Heute tue ich das auch, aber habe das Gefühl, dass die Waagschale, auf der ich sitze, nicht von vorneherein die leichtere ist. Du schreibst: "Ein anderer Gedanke den ich schon länger habe. Bei vielen Depressiven glaubt man, es liege an der Erziehung, an den kindlichen Erfahrungen und Defiziten. Kann es nicht auch sein, dass wir als Kinder schon depressiv waren und uns deshalb weniger leiden mochten, verteidigen und durchsetzen konnten. Ich denke, diese beiden Sachen beeinflußen einander schon gegenseitig. " Das ist eine Sache, über die ich viel nachgedacht habe und es war das Thema von vielen meiner Therapiestunden, denn dahinter steht eine wichtige Frage fürs eigene Selbstverständnis: Hat das alles (die Kindheit) überhaupt was mit mir zu tun oder bin ich Opfer eines "Umweltfehlers"? Darauf lief auch hinaus, was ich in meinem letzten posting meinte. Ich bin mir inzwischen sehr sicher, dass ich so reagiert habe, weil ich eben so bin, nämlich sensibel und mit wenig gesunder Aggressivität ausgestattet. Sonst hätte ich mir einen anderen Weg gesucht, mit den Entbehrungen meiner Kindheit zurecht zu kommen. Aber weil ich halt so bin, habe ich mit Depr. reagiert und das ist auch mein Weg, wieder gesund zu werden (was vergiftet, heilt auch- das Prinzip der Homöopathie). Und ich habe entdeckt, wie schön Sensibilität auf der anderen Seite ist, auch wenn sie verletzlich macht. Bist du dir sicher, dass dir die Gabe fehlt, liebevoll und einfühlsam mit anderen umzugehen? Ich zumindest fühle Wärme in dem, was du schreibst. Lieber Gruß an dich, Heike
waltraut
Beiträge: 926
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Depression beginnend in der Kindheit

Beitrag von waltraut »

Liebe Heike,Sybille und Thomas, eure Gespräche sind sehr interessant. Ich möchte mit ganz anderen Erfahrungen das bestätigen,was ihr sagt. Ich bin überzeugt,daß ein von Kindheit an übersensibles Verhalten und äußere Einflüsse sich gegenseitig bedingen und beeinflussen. Ihr beschreibt sehr schwere Schicksale,meins mutet dagegen rosig an. Meine Mutter hat mich im Alter von 6 Jahren für 3 Jahre zur Großmutter in einer anderen Stadt,weg von ihr und meinen Geschwistern, gegeben.Erst im Laufe einer jahrelangen Therapie habe ich begriffen,daß das damals ein furchtbarer Verlust war,den ich mir nie eingestand.Und seit damals habe ich konse-quent jede schmerzliche Erfahrung bis hin zum Tod meines Vaters vor ca.20 Jahren vor mir selbst geleugnet. Ich nahm alles ganz cool hin,in vorauseilendem Gehorsam machte ich alles mit. Wer mich erlebte,konnte nicht ahnen,wie verletzt und einsam ich war. Fast muß ich den Depressionen,die immer stärker wurden,dankbar sein,daß ich diese Lebenslüge erkannt habe,und so langsam lerne,meine wirklichen Gefühle wahrzunehmen. Liebe Grüße Waltraut
inka
Beiträge: 285
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Depression beginnend in der Kindheit

Beitrag von inka »

liebe waltraud, heike, sibylle und lieber thomas- ich habe mir gerade eure gespräche durchgelesen und mich in sehr vielem wiedergefunden. ich habe jetzt wieder das gefühl, dass ich auf dem richtigen wege bin. thomas, du schreibst: "Das alles ist jetzt fast 10 Jahre her und ich baue immer noch an einem neuen Weltbild. Man muss ja sein Inneres überzeugen, neue Erfahrungen gegen alte setzen- mechanistisch ausgedrückt, muss ja das Gehirn umprogrammiert werden." in diesem prozess stehe ich gerade am anfang. du hast das schön ausgedrückt. ich sage meinem therapeuten immer, mein altes ich ist tot und das neue ich ist noch nicht ganz fertig. irgendwie versteht er nicht, was ich damit meine. aber ich glaube, es ist genau das was du schreibst. mir macht das aber ganz viel angst. hattest du auch angst? du klingst in deinen beiträgen so sicher. viele grüße an euch alle, inka
Monika 44

Depression beginnend in der Kindheit

Beitrag von Monika 44 »

Hallo Heike Thomas und Inka, Bin inzwischen ganz sicher das ich schon als Kind schwere depressive Episoden hatte. War deshalb schlecht in der Schule, gewann in meinen guten Phasen Freunde,verlor sie in meinen schlechten wieder. Als Teenie habe ich an meinen Armen rumgeschnibbelt. Bis heute hab ich das Problem das ich dauernd das Gefühl brauche verliebt zu sein... Beim letzten Mal ging das so in die Hose das es ein solches Loch erzeigt hat in dem ich seit Juni hocke...bekomme jetz Fluwo und hoffe das beste... Habe Angst das mein älterer Sohn meine Depris geerbt hat...kriege oft den Spiegel vorgehalten! Gruss MOMO
rachel
Beiträge: 284
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Depression beginnend in der Kindheit

Beitrag von rachel »

Hallo an Alle! Auch bei mir fing es früh in der Kindheit an, weil ich kein stabiles Zuhause hatte ,wegen agressiven Vater. Und eine Mutter die nicht zu einem hielt, auch als Vater über mir herfiel. Und die ständigen langen Krankenhausaufenthalte als Kind. Als Kind verdrängt man, und versucht weiter zu leben, irgendwie. Ich habe als Kind meine Kopfhaut wund gekratzt, an Nägel gekaut. Irgendwann kam es dann doch hoch, jetzt erst erkenne ich, warum, wieso ich die Depri. habe. Ich hoffe meine Kinder machen dieses nicht durch. Grüsse Euch Rachel
Thomas

Depression beginnend in der Kindheit

Beitrag von Thomas »

Hallo Rachel, das klingt sehr übel, was du schilderst. Bist du in Behandlung, machst du eine Therapie? Wenn du den Zusammenhang zwischen deiner Kindheit und der Depri sehen kannst, kann sich dein Leben auch ändern, wenn's auch ein langer Weg sein kann, bis man die alte Mottenkiste ausgeräumt hat. Warum glaubst du, deine Kinder könnten auch Depr. bekommen? Herzlicher Gruß Thomas
Thomas

Depression beginnend in der Kindheit

Beitrag von Thomas »

Liebe Waltraut, ich glaube eigentlich nicht, dass sich Schicksale so einteilen lassen in schwer und weniger schwer, man kann sie ja immer nur von außen betrachten. Was das mit einem Kind macht, ist eine ganz andere Frage. Und Ereignisse sind oft ja nur der Gipfel des Eisbergs. Deine Mutter gab dich 3 Jahre weg, das ist eine seltsame Mutter, die so etwas tut! Da stimmt etwas grundsätzlich nicht und dem warst du ja auch vorher und hinterher ausgesetzt und das eigentliche Fortgeben war so etwas wie eine Bestätigung für das, was du vielleicht schon immer gespürt hattest. So etwas gehört zu den schlimmsten Katastrophen eines Kinderlebens und hinterlässt ein Loch in einem, das scheinbar mit nichts mehr aufgefüllt werden kann. Ich bin heute auch dankbar für meine Depr., die mich in Kontakt gebracht haben zu diesem Loch, dass ich es wieder spüren konnte. Ohne diese Krankheit wären wohl niemals die Prozesse angstoßen worden, die eine Heilung ermöglichen. Ich bin jetzt mal ganz überschwenglich und sage, vielleicht steht am Ende der Heilung nicht nur die Heilung (etwas ist ganz, was mal kaputt war)sondern eine neue Qualität, die ohne diese dunkle Zeit nicht möglich gewesen wäre. Bei mir klingt das immer so trocken, akademisch. Tiger hat es viel schöner gesagt: Depression ist auch eine Chance zu einer neuen Liebe zu sich selbst. Lieber Gruß an dich, Waltraut Thomas
rachel
Beiträge: 284
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Depression beginnend in der Kindheit

Beitrag von rachel »

Hallo Thomas! Ich habe schon eine Gesprächspsychotherapie (ein Jahr)hinter mir. Dort habe ich erkannt, was mit mir los ist. Nur am Ende kam ich dann aber nicht weiter. Nächstes Jahr fange ich mit Verhaltenstherapie an. Die V.Therapeutin packt es ganz anders an, als der ehem. Therapeut. Nur bin ich zur Zeit auf Warteliste, darum erst halt nächste Jahr. Solang ich auf Warteliste bin, lerne ich bei der V.Therapeut Muskelrelaktion nach Jacobsen. Bevor wir mit Übungen anfangen, reden wir noch. So kann ich die Zeit bis nächstes Jahr gut überbrücken. Ich bin auch psychiatrisch in Behandlung, also nehme seit über einem Jahr Antidepressiva. Mein Sohn ist 10 Jahre alt, er ist manchmal sehr übersensibel, darum habe ich halt auch angst, das er auch später die Dep. bekommt. Mir hat schon sehr geholfen,zu erkennen, warum ich die Dep. hab. Manchmal kommt etwas hoch, ich kann es heute schon besser zuordnen. Aber ich bin noch lange nicht damit durch, doch ich arbeite daran.Sodan grüsse ich zurück Rachel
heike56
Beiträge: 1126
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Depression beginnend in der Kindheit

Beitrag von heike56 »

Ihr Lieben, ich möchte noch eine weitere Erfahrung zu dieser Frage, Depressionen beginnend in der Kindheit, hinzufügen. Ich habe sehr darunter gelitten, dass mein Vater mir seine Zuneigung nicht so zeigen konnte, wie ich es gebraucht hätte. Er hatte nie Zeit für uns, musste sich immer handwerklich beschäftigen, hat dann einige Jahre getrunken. Ich habe dann später versucht Zuneigung von Männer zu bekommen, aber ich habe mir dabei selber so oft wehgetan. Weil ich nie darauf geachtet habe, was tun diese "Beziehungen" mit mir. Eine eher zufällige Beobachtung hat mich dann verstehen lassen, warum es meinem Vater nie möglich war, mir Zuneigung zu geben. Es war ein alter Film, aufgenommen als ich Kind war. Bei einem Ausflug sitze ich bei meinem Vater und in dem Film sehe ich sein regungsloses Gesicht. Da ist mir schlagartig klargeworden, er konnte nicht anders sein, weil er selber schwer depressiv war. Es hatte nichts damit zu tun, dass er mich nicht liebte, er war unfähig dazu. Diese Einsicht hat bei mir viel bewegt. Das erklärte auch sein ständiges Getrieben sein, und seine Alkoholprobleme. Jetzt im Alter wird er auch gegen Depressionen behandelt. Wie Thomas mal so treffend schrieb, man muss jetzt lernen Vater und Mutter für sich selber zu sein. Liebe Waltraut, du schreibst schwere Schicksale. Genau das habe ich lange Jahre geleugnet, kann es heute noch nicht richtig akzeptieren. Es ist eben für mich die Normalität gewesen. Liebe Monika, dieses Gefühl ständig verliebt sein zu müssen, kenne ich von früher auch noch. War jemand mal nett und aufmerksam zu mir, habe ich mich in diesen Menschen verliebt. So groß war mein Defizit an Zuwendung. Ich zweifel bis heute immer wieder daran, dass die Menschen mich wirklich mögen. Lieber Thomas, Du sprichst von Heilung. Ich glaube ganz gesund kann ich wohl nie wieder werden. Vielleicht kann ich versuchen "ganz zu werden" mit dieser Krankheit. Ich finde es sehr schön, dass dieser Austausch hier so möglich ist. Euch allen viele liebe Grüsse! Heike
leo
Beiträge: 77
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Depression beginnend in der Kindheit

Beitrag von leo »

Hallo an alle, möchte mich bei allen für die Beiträge bedanken, die es mir ermöglicvht haben, die letzte Woche zu überleben. Es geht mir zur Zeit so schlecht, dass ich nichts weiter schreiben kann. Danke euch allen!!! Ich hoffe, ich kann einmal was Konstruktives beitragen, es ist nur so schwer, die Hoffnung nicht aufzugeben. Liebe Grüße Leo
Monika 44

Depression beginnend in der Kindheit

Beitrag von Monika 44 »

Hallo Heike,Thomas und Leo, fünfter Tag fluvoxamin und momentan fühle ich mich mehr als seltsam. Habe so das gefühl alles verdrängte kommt jetzt raus...habe einen fetten kloß im hals und muss aufpassen was ich sage. Bin in totalen verwirrtheitszuständen und total aufgekratzt. Adererseits fast unfähig irgentwas zu tun...am donnerstag muss ich wieder arbeiten.. habe angst davor weil ich da auch auf doppelte dosis steigern muss... Liebe heike bei mir hat mir das mit der verliebtheit meinen besten freund gekostet... war so depri und habe mir plötzlich eingebildet in ihn verliebt zu sein... er hat das nicht erwiedert und am anang auch verständnisvoll reagiert aber irgentwann kam er nicht mehr damit zurecht und jetzt ist volle funkstille... das ist so ziemlich das schlimmste was ich seit langem erlebt habe...aber was noch schlimmer ist: Keine Träne hab ich ihm nachgeweint...wie immer..voll zombiemässig. Das war vor fünf monaten und es vergeht keine stunde in der ich nicht an ihn denke...und ich habe das gefühl das es immer schlimmer wird... meine ärztin sagt es sei teil meiner krankheit so zu reagieren...ich hoffe darauf und vertraue ihr. aber heute gehts mir echt beschissen! Lieber leo, ich wünsch dir was und denke an dich!! MOMO
Thomas

Depression beginnend in der Kindheit

Beitrag von Thomas »

Liebe MOMO, oh,oh, geh lieber zum Doc! Zumindest das mit der Dosissteigerung müsste man überdenken- du reagierst anscheinend doch recht heftig auf das Medi. Nicht, dass du am Ende in eine manische Phase rüberschnappst. Ich will dich nicht verunsichern, aber lieber ein Arztbesuch mehr als einer zu wenig, kannst du deinen Doc auch einfach mal anrufen? Versuchs einfach mal. Meiner hat das gemacht, das gab mir doch eine gewisse Sicherheit. Kannst du denn so arbeiten? Vielleicht doch lieber noch eine Woche Grippe? Die ersten Wochen können schwierig sein, wenn man ein Medik. ausprobiert, später schleift sich das dann meist alles ein. Lieber Gruß Thomas
Monika 44

Depression beginnend in der Kindheit

Beitrag von Monika 44 »

Ja Thomas, ich werde morgen mal anrufen wenns mi nicht besser geht... hatte allerdings heute nachmittag phase wo ich todmüde wurde...wäre um vier gern ins bett gegangen...geht aber nicht wegen kindern... vielleicht pendelt es sich ja doch ein... werde am donnerstag auf keinen fall steigern..da muss ich wieder arbeiten..ab samstag hab ich frei da isses dann o.k. denk ich. mal sehen was meine ärztin sagt..ich glaube aber sie hat die praxis zu. aber einer meiner freunde ist psychiater den kann ich im notfall auch anrufen. danke+gruss MOMO
Thomas

Depression beginnend in der Kindheit

Beitrag von Thomas »

Liebe Inka, es gibt nur einen Grund, warum ich in meinen Beiträgen sicher klinge, wie du schreibst. Mir geht es einfach viel besser als dir gerade. Würde ich jetzt so drinhängen, würde das alles ganz anders klingen. Was nicht heißen soll, dass ich das, was ich sage, nicht auch wirklich glaube. Ich kanns jetzt sehen und wenn es mir schlecht ginge, könnte ich es nicht mehr sehen und bräuchte jemand, der mich daran erinnert. Manchmal habe ich ein richtig blödes Gefühl, wenn ich hier als quasi "Gesunder" gute Ratschläge gebe, man mag sich ja schon fragen, was ich hier eigentlich will und vieles kann so klingen, als käme es aus weiter Ferne. Das ist ja auch so ein Phänomen der Krankheit: Wenn man sie hat, kann man sich nicht mehr vorstellen, dass man sich jemals anders gefühlt hat und wenn man sie nicht hat, rückt das durchgestandene Leid in unwirkliche Ferne. Mir kommt es manchmal so vor wie 2 verschiedene Leben. Dabei tut mir das Schreiben hier im Forum unglaublich gut, obwohl ich eigentlich gerade keine Hilfe brauche. Aber ich kann niederschreiben, was ich erlebt habe, wie die einzelnen Stationen meiner Entwicklung abgelaufen sind und das macht mir vieles klarer. Für mich würde ich das nicht einfach in den PC hacken, ich kann es hier erzählen, das ist etwas ganz anderes. Und was ich hier lese, geht mir oft sehr nahe und ich möchte dann einfach etwas dazu sagen, weil ich mich den Menschen hier verbunden fühle. Mein größter Wunsch ist aber zu vermitteln, dass Depr. eine Chance ist, dass sie Entwicklungen anstößt, die am Ende zu größerer persönlicher Freiheit und mehr Tiefe führt. Ich hoffe sehr, dass niemand, dem es gerade sehr schlecht geht, das als Hohn empfindet. Ich glaube zu verstehen, warum du zwischen einem alten und einem neuen Ich hängst. Vielleicht beginnst du gerade, die (trügerische) Sicherheit deines alten Lebens aufzugeben und ein neues hast du noch nicht. Das ist so, als würde man sein Haus verkaufen ohne zu wissen, wo man jetzt wohnen soll, man steht buchstäblich mit seinen Habseligkeiten auf der Straße. Was könnte man da anderes empfinden als Angst? Es ist einfach ein langer und einsamer Weg, den man vor sich hat, wenn man endlich wissen will, wer man eigentlich wirklich ist. Aber es ist ja auch der einzige Weg (für mich jedenfalls) der sich wirklich lohnt, oder? Dazu wünsche ich dir viiieeel Kraft (die du vielleicht gerade nicht spüren kannst, die aber da ist)! Thomas
Antworten