Wie durchs Vordiplom?

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Eva13
Beiträge: 3
Registriert: 28. Jul 2010, 14:27

Wie durchs Vordiplom?

Beitrag von Eva13 »

hey ihr,

ich hab dieses Forum in einer ganz schlimmen depressiven Zeit entdeckt und bräuchte jetzt mal Hilfe.
Zu meiner Geschichte: Ich bin 24 und fühle mich seit ca. 2 Jahren depressiv. Vor ein paar Wochen war es so schlimm, dass ich nachts gar nicht mehr schlafen konnte und nur noch schwarz gesehen habe, auch das erste Mal permanent dran gedacht habe wie es wäre nicht mehr zu leben (Selbstmord hab ich noch nie geplant, bzw. ich kann es mir auch nicht vorstellen, weil ich schreckliche Angst vor diesem Moment habe). Daraufhin hab ich mir eine Therapeutin gesucht, bei der ich seit 3 Sitzungen bin. Sie hat bei mir eine mittelschwere bis schwere Depression diagnostiziert und mir bisher erstmal Leinsamenöl empfohlen und Johanniskrauttee und mit diesen Mitteln, früher aufstehen und etwas Bewegung ging es mir auch besser.

Das Ding ist nur, ich mache im Moment Vordiplom in meinem Psychologiestudium, eine Prüfung hab ich jetzt rum, aber vier stehen noch an. Ich müsste relativ viel lernen, aber beim lernen schweifen meine Gedanken ständig ab, ich kann mich nicht konzentrieren und denke die ganze Zeit: Wie soll ich das nur schaffen? Meine Therapeutin meinte, wir müssen jetzt sehen, dass ich irgendwie das Vordiplom bestehe, aber ich bin im Moment unheimlich inkonsequent, seit 2 Tagen schaff ich es mal wieder nicht um acht aus dem Bett, quäle mich mit dem Lernen... ich sitze meistens so 4-6 Stunden beim Lernen, wobei nie viel rumkommt, weil ich nicht klar denken kann, also runterlernen geht nicht. Das meiste quetsche ich dann mit vielen, vielen Wiederholungen in mich rein. Aber jetzt stehen noch 3 Prüfungen vor der Türe (für die vierte hatte ich schon gelernt, die wurde aber verschoben) und jetzt weiß ich nicht, wie ich das Lernpensum in vier Wochen bewältigen soll. Ich versuche mir zus agen: Das ist noch viel Zeit, aber dieser Gedanke hilft nicht lange, ich denke die ganze Zeit darüber nach wie ich wann lerne und dass ich das eh nicht hinkriege auf die kurze Zeit. Nach den 4-6 Stunden hab ich das Gefühl nichts geschafft zu haben, habe aber auch keinen Geist mich dann wieder dranzusetzen, liege lieber in der Sonne und lese oder lasse die Gedanken gewinnen, die der Schweinehund antreibt...

Irgendwie muss ich das schaffen und ich versuche mir auch zu sagen wenn ich durchfalle wiederhole ich das Zeug eben, aber der Gedanke daran, sich noch mal an dieses Zeug zu setzen macht mich schon krank... Ich habe vor dem Studium eine ausbildung nach 3 Monaten ausgebrochen und denke mir oft: vielleicht wärst du da besser aufgehoben gewesen, wenn du dich durchgebissen hättest... Ich glaub einfach, dass ich nicht den Biss für das Studium hab, auch wenn ich bisher keine schlechtere Note als eine 2 hatte, aber innerlich wird mir das alles zuviel.

Habt ihr Tipps, wie ich durch diese schwere Zeit kommen kann? Medikamente wollte ich vorerst nicht nehmen, aber selbst wenn ich das täte würden die ja erst wirken wenn ich mit den Prüfungen fertig bin. Ich will das einfach nur schaffen, was leisten, aber ich kann einfach nicht, ich fühle mich einfach nur unheimlich faul und hab ein schlechtes Gewissen meinen Eltern gegenüber (die übrigens nichts von meiner Therapie wissen) und denke ständig: Andere schaffen das doch auch, wieso du nicht.

Vielleicht habt ihr ja Tricks, wie ihr solche Zeiten durchsteht... im Moment geht's mir eigentlich nur drum diese Prüfungen durchzustehen, egal wie...

Danke!
steppenwolf1

Re: Wie durchs Vordiplom?

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo,

ich habe ehrlich gesagt etwas gestutzt, als du schriebst, du versuchst eine schwer Depression ? mit Leinsamenöl und Johanneskrauttee. Ich weiß es gibt einige, die ohne Medikamente versuchen und sie ablehnen. Ich kann dir nur von meiner Erfahrung berichten, dass sie mir sehr sehr geholfen haben. (Johanneskrautkapseln waren zu schwach).

Es ist nicht einfach mit der Krankheit noch zu studieren. Erinner mich auch noch an die Qualen. Wir hatten einen Prof, der seine ganzen Tafelbilder mit MindMaps entworfen hat. Fand ich persönlich klasse und begann auch in anderen Fächern damit zu lernen.

ich wollte x-mal abbrechen, war 2mal in einer Klinik während des Studiums. Das wäre vllt. auch eine Möglichkeit. Das Vordiplom verschieben und erstmal gesünder werden. Dann hast du auch wieder Kraft, Konzentration und Merkfähigkeit.

Bei uns galt der Spruch, wer als Student nie durch eine Prüfung gefallen ist, war kein Student. (nun gut, ich kann aber deine Frustration nachvollziehen, v.a. wenn man ehrgeizig ist und es dann trotzdem nicht hinbekommt).

Alles Gute.

wölfin
bradforhelp
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Registriert: 11. Nov 2009, 13:55

Re: Wie durchs Vordiplom?

Beitrag von bradforhelp »

Hallo,

mich erstaunt, dass nach drei Sitzungen schon eine Diagnose steht.

Wenn du dich gar nicht konzentrieren kannst, ist es doch möglich, die Prüfung zu verschieben, wenn du ein Attest vorlegst.
Oder du versuchst es und gehst auf Risiko: Hauptsache durch.

brad
"In den Tiefen des Winters erfuhr ich schließlich, dass in mir ein unbesiegbarer Sommer liegt."

Albert Camus
Eva13
Beiträge: 3
Registriert: 28. Jul 2010, 14:27

Re: Wie durchs Vordiplom?

Beitrag von Eva13 »

Das mit dem Leinsamenöl etc. war eine kurzfristige Methode, um mich wieder fit zu kriegen um kurzzeitig startklar für die Prüfungen zu sein. Meine Therapeutin meinte sie fände es ganz gut auch mal mit natürlichen Methoden zu arbeiten. Insgesamt werde ich mir denke ich in nächster Zeit schon was verschreiben lassen, dazu hat sie mir ja auch geraten, wenn ich mich danach fühle.

Und das mit der Diagnose weiß ich nicht, aber ich wusste, bzw. ahnte ja selbst schon, dass es Depressionen sind, man kriegt ja im Studium viel mit wie das Krankheitsbild aussieht.

Attest geht nicht, da meine eltern von meiner Therapie nichts wissen und ich es vorerst auch so halten möchte.
Überhaupt auszusteigen kann ich mir einfach nicht vorstellen, auch nicht kurzfristig, das geht einfach nicht... Ich wünschte, es ginge.
ecureuille

Re: Wie durchs Vordiplom?

Beitrag von ecureuille »

Liebe Eva,

ich kann deine Sorgen und Nöte gut nachvollziehen. An einer Depression zu leiden ist schon schlimm genug. Wenn Ehrgeiz und Prüfungsangst hinzukommen, wird es umso schwieriger.
Ich war während meines Studiums auch ein Mal in der Klinik und bin nach dem ersten Examen völlig zusammengeklappt.
Jetzt schreibe ich gerade meine Zweite Examensarbeit und habe Ende des Jahres Prüfung. Auch ich habe das Gefühl nie ausreichend Zeit zum Lernen zu haben, das alles nicht zu schaffen, wie vor einem riesen Berg zu stehen, den ich nie bewältigt bekomme, halte mich sowieso für die schlechteste und Unfähigste aller Zeiten.
Das Wissen darüber, dass ich bislang alles geschafft habe trotz meiner Erkrankung, kann ich in solchen Situationen nicht sehen.

Das einzige, was mir ein wenig hilft ist eine "sch.. egal Einstellung" zu bekommen, die meist mit schlechterem Gesundheitszustand von selber kommt. Aber vielleicht wäre das eine Möglichkeit irgendwie zu lernen die Dnge etwas lockerer zu nehmen, sich nicht so sehr unter Druck zu setzen.
Nur, weiß ich leider auch nicht wie man das schaffen kann.

Ich wünsche dir viel Durchhaltevermögen! Du schaffst das!
Liebe Grüße
ecureuille
Regenwolke
Beiträge: 2214
Registriert: 15. Apr 2006, 12:46

Re: Wie durchs Vordiplom?

Beitrag von Regenwolke »

Hallo Eva,

Blockprüfungen sind Mist, das ist ja schon ohne Depression eine sehr hohe Belastung - zumal das Wissen, das im Psychologie-Vordiplom abgefragt wird, ja auch sehr umfangreich ist.

Mir haben Lerngruppen geholfen, hast du sowas oder lässt es sich kurzfristig noch organisieren? Möglichst viel mit anderen über den Lernstoff reden, diskutieren, einander Theorien und Modelle erklären.
Dann eine Eingrenzung dessen, was du lernen willst. Falls du fertige Skripte hast, hast du ja schon eine begrenzte Vorlage, falls nicht, verlier dich nicht in zu vielen Büchern, sondern versuche, dich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Mir hat auch geholfen, mir Lernstoff aufzunehmen, ich hab mir selber ein Skript geschrieben und das dann auf Kassette gesprochen (ist schon ein paar Jährchen her...), hab auch Pausen eingebaut, um das Gehörte dann nochmal laut zu wiederholen. Diese Kassetten hab ich dann so ein- oder zweimal am Tag gehört. Ich bin ein "Ohrenmensch", daher hat das bei mir gut funktioniert.
Ich hatte zum Glück abgestufte Prüfungen und mußte mich parallel höchstens auf zwei vorbereiten. Mein Rat wäre trotzdem, die Lernerei für die verschiedenen Prüfungen so gut es geht, zu trennen und auch festzulegen, zu welchen Zeiten du genau für welches Fach lernen willst.

Das waren jetzt ein paar Ideen, vielleicht kannst Du was davon brauchen oder setzt es schon um. Ich frage mich aber trotzdem, wieso es so undenkbar scheint, jetzt erstmal einen Teil der Prüfungen zu machen, und dann ein Attest vorzulegen und den Rest aufzuschieben. Oder auch die Prüfungen ganz zu verschieben und dich zuerst ausreichend behandeln zu lassen, z. B. auch mit "chemischen" Medikamenten.
Natürlich, das verlängert das Studium. Aber würdest du bei einer schwereren nicht-psychischen Erkrankung auch so vorgehen? Deine Belastbarkeit scheint ja doch durch die Depression herabgesetzt zu sein, ich denke, es ist wichtig, das zu berücksichtigen und die Belastung durch das Studium an die eigene Belastbarkeit anzupassen.

Ich wünsche dir viel Glück -so oder so,
Wolke
Eva13
Beiträge: 3
Registriert: 28. Jul 2010, 14:27

Re: Wie durchs Vordiplom?

Beitrag von Eva13 »

Das Problem bei uns ist, dass wir der letzte Diplomstudiengang sind, also ein Semester aussetzen oder so geht nicht. Ich hab mich jetzt mit dem Gedanken angefreundet (nach einer sehr unschönen Panikattacke), mich möglichst gut vorzubereiten und sollte ich durch eine oder zwei Prüfungen fallen, kann ich die im nächsten Semester wiederholen (ich darf jede Prüfung 1x wiederholen und eine zweimal) und werde das auch machen. Ich hoffe einfach, durch möglichst viele von den vier Prüfungen zu kommen und wenn ich durchfalle, muss ich eben mal sehen, wie es weitergeht.

Eure Beiträge waren übrigens sehr hilfreich und tröstlich! Danke.
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